Leipzig lebt »bachisch« Interview mit Dr. Dettloff Schwerdtfeger

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6 THOMANER-LEBEN zentrum, eine so genannte Mall, beherbergte. Ein erster Höhepunkt war, als wir die Eislauffl äche in der Mall entdeckten. Von der mitgeführten Förderkreis-Kasse wurde uns das Eislaufen ermöglicht, zusammen mit vielen südkoreanischen Jung-Stars, die im Alter von drei bis fünf Jahren ein beachtliches Geschick auf dem Eis zeigten. Geschick auf dem Eis wurde von uns auch abverlangt, als wir den kleinen verschneiten Hügel zum Seoul-Tower erklommen. Der Turm liegt etwas über der Stadt und gewährt bei gutem Wetter eine wunderbare Sicht auf die Umgebung. Leider nur bei gutem Wetter… Mitten im Sommer: Mit Schneebällen aufs Olympische Feuer zielen Der ein oder andere hat seine Zeit auch im Olympiapark verbracht, die dortige Flagge der DDR digital fotografi ert oder mit Schneebällen versucht, das Olympische Feuer zu löschen. Doch bei allen Ereignissen hat vielen in den ersten Tagen etwas die Energie gefehlt. Denn nach einer Zeitverschiebung von acht Stunden braucht man eine Phase zur Regeneration. Viel breiter gefächert als in Seoul waren die Möglichkeiten in Tokio. Nachdem wir uns tags zuvor in Sapporo einer hemmungslosen Schneeballschlacht hingegeben hatten, konnten in Tokio Tempel besichtigt, Hochhäuser bestaunt und Parks bewundert werden. Nie zuvor habe ich eine Stadt gesehen, die, wie Tokio, alles Grün von den Straßen verbannt, Hektik und Bewegung auf geringem Raum ballt und ein paar Kilometer weiter idyllisch und ruhig in einer Tempelanlage in sich ruht. Nur in weiter Ferne hört man die Autos hupen, wenn man den Meiji-Schrein durch ein großes Holztor betritt. Hier erlebt man die Großstadt-Japaner bei der Ausübung ihrer Religiosität in bedächtiger Ruhe. Ein Ruhepol in einer großen Stadt Zunächst wird von gesegnetem Wasser getrunken, das die Hände nicht berühren darf. Das soll von Übeln befreien. Genauso wie der Rauch der Räucherstäbchen, die erst entzündet und dann in einen Sandtopf gesteckt werden. Um von den Hüftleiden befreit zu werden, fächerte sich eine ältere Dame den Rauch an den Körper. Danach steht die Opfergabe. Vor einem großen Holzkasten wird ein Gebet oder Wunsch gesprochen, danach geklatscht und ein Geldstück hineingeworfen. Beobachtet man diesen Vorgang, vergisst man, dass zwei Kilometer weiter ein Wolkenkratzer den anderen ablöst und dafür sorgt, dass man nach drei Tagen Genickschmerzen hat. Dieser Tempel ist ein Ruhepol in einer schnellen Stadt. Ein Ruhepol, der vor knapp 90 Jahren fertig gestellt wurde. Auch sehr beeindruckend war das Asakusa-Viertel. Dieses wird dominiert von einem großen Tempel. Auf dem Weg dahin haben sich die Souvenir-Händler ausgebreitet, denn sie wissen, dass die meisten Besucher Tokios einmal zu diesem ältesten Tempel der Stadt kommen. Zu Recht. Farbenreich ist schon das große Tor mit einer Papierlaterne geschmückt. Außerdem kann man sich am Tempel von einem Zettel die Zukunft vorhersagen lassen. Dies geschieht durch das Ziehen eines Stäbchens, auf dem ein japanisches Schriftsymbol eingeprägt ist. Nun muss man an der großen langen Wand nur noch die Schublade fi nden, auf der dieses Zeichen ebenfalls abgebildet ist. Das habe ich mir natürlich nicht nehmen lassen… ich hätte es nicht machen sollen: »Sie haben immer Pech. Wenn Sie ein Haus bauen, fällt es ein, wenn Sie essen, wird Ihnen schlecht, wenn Sie eine Frau haben, läuft sie weg.« »Die Japaner haben einen seltsamen Humor«, sagte dann die junge Einheimische, die unsere klei ne Gruppe mit ihren beachtlichen Deutschkenntnissen durch die Großstadt leitete. »In Seoul wurden wir wie Rockstars bejubelt« Dann wird man noch über so manche Einzelheit von den Lieben ausgefragt und weiß vielleicht noch eine kleine Besonderheit zu erzählen. So etwas wie: »Ich habe den Leipziger Oberbürgermeister gesehen. Er stand bei uns in der Kabine nach dem Konzert und hat gesagt, dass er das Konzert sehr schön fand.« Ungefragt erzähle ich von den
Konzerten. Die waren nämlich allesamt richtig gut. Wie Rockstars wurden wir in Seoul bei allen drei Konzerten bejubelt. Die Zuhörer, ich möchte sie lieber Fans nennen, haben gebrüllt und geklatscht, um sich danach noch mehr über die erarbeitete Zugabe zu freuen. Drei unterschiedliche Programme, alle waren so gut aufgenommen worden. In Japan hat das Publikum zwar nicht ganz so frenetisch gejubelt, doch unzufrieden war es nicht. Schließlich standen vor und hinter den Konzerthallen immer lauernde Groupies, die versuchten, noch einen von den »cute german boys« zu erwischen, um ihn verbal auszuquetschen. Einige wurden gar mit Geschenken überhäuft. Doch schließlich mussten und wollten wir wieder zurückfl iegen. Nach solch großen und vollen Städten, schnell lebigen Metropolen und hektischem Straßengewusel kamen wir uns auf den leeren Leipziger Straßen richtig einsam vor. Auch nach so langer Zeit fällt es mir nicht schwer, mich daran zu erinnern. Und je mehr ich schreibe, desto mehr Details machen sich in meinem Bewusstsein wieder breit. So kann ich nun die eingangs gestellte Frage recht gut beantworten: Die Erlebnisse in Südkorea und Japan sind mir gut im Gedächtnis geblieben. Um zukünftige Erinnerungen beneide ich jetzt schon die Thomaner, die im März nächsten Jahres nach Australien fl iegen… ob dort wohl viel frittiert wird? Sascha Hille 26.2.08 Seoul The Leading Church of Kangbuk Konzertabend mit Werken von Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy, Richard Wagner und Christian Theodor Weinlig Christian Funke (Violine), Stefan Altner (Orgel), Thomanerchor Leipzig, Thomaskantor Georg Christoph Biller 27.2.08 Seoul Arts Center Johann Sebastian Bach Messe in h-Moll BWV 232 Ute Selbig (Sopran), Elisabeth Wilke (Alt), Martin Petzold / Andreas Weller (Tenor), Gotthold Schwarz / Matthias Weichert (Bass), Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester, Thomaskantor Georg Christoph Biller 28.2.08 Seoul Goyag Cultural Center Johann Sebastian Bach Matthäus-Passion BWV 244 Ute Selbig (Sopran), Elisabeth Wilke (Alt), Martin Petzold / Andreas Weller (Tenor), Gotthold Schwarz / Matthias Weichert (Bass), Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester, Thomaskantor Georg Christoph Biller THOMANER-LEBEN H TOURNEE DES THOMANERCHORES JAPAN / SÜDKOREAH 23. FEBRUAR BIS 10. MÄRZ 2008 1.3.08 Yokohama Minatomirai Hall Johann Sebastian Bach Matthäus-Passion BWV 244 2.3.08 Sapporo Concert Hall Johann Sebastian Bach Matthäus-Passion BWV 244 3.3.08 Tokio Opera City Hall Johann Sebastian Bach Messe in h-Moll BWV 232 5.3.08 Tokio Opera City Hall Johann Sebastian Bach Matthäus-Passion BWV 244 7.3.08 Tokio Opera City Hall Johann Sebastian Bach Matthäus-Passion BWV 244 8.3.08 Nagoya Chukyo Univercity Center Johann Sebastian Bach Matthäus-Passion BWV 244 9.3.08 Osaka Symphony Hall Johann Sebastian Bach Matthäus-Passion BWV 244 7
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