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Legasthenie - ein Märchen? - Aktuelles - Lernen mit Zukunft

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Professor Abakus:<br />

Oma erzählt Geschichten<br />

Nach <strong>ein</strong>er endlos langen Woche bin ich auf dem Weg zu m<strong>ein</strong>en Großeltern.<br />

Oma öffnet mir die Türe und nimmt mich in den Arm. Sie riecht immer so gut, so<br />

nach warmen Kuchen und Badeseife. Opa liegt auf der Couch und atmet geräuschvoll<br />

durch den offenen Mund. Das weiße Rollo am Fenster ist halb heruntergezogen, das<br />

mag Opa, wenn er s<strong>ein</strong>en Mittagsschlaf hält. Trotzdem hüpfen Sonnenstrahlen auf dem bunt<br />

gemusterten Ohrensessel hin und her und sekkieren <strong>ein</strong> zusammengeknülltes Taschentuch, das<br />

sich in <strong>ein</strong>e Ecke verdrückt hat, <strong>ein</strong>e zur Seite geklappte Decke und <strong>ein</strong> Buch.<br />

Ich setze mich und nehme das Buch in die Hand. Damals bei Oma und Opa. Zeitzeugen erinnern<br />

sich an ihre Großeltern.<br />

„Was ist <strong>ein</strong> Zeitzeuge?“ frage ich, als sich Oma <strong>mit</strong> <strong>ein</strong>er dampfenden Teekanne und <strong>ein</strong>em Teller <strong>mit</strong> Schokoladenkeksen<br />

zu mir setzt. Oma zupft <strong>ein</strong> Foto aus dem Buch, das als Lesezeichen dient. Das Foto ist aus festem Karton, wie <strong>ein</strong>e Postkarte<br />

und zeigt <strong>ein</strong>e Frau <strong>mit</strong> <strong>ein</strong>em lustigen Strohhut auf dem Kopf. „Das ist die Uroma als junge Frau,“ sagt Oma und streicht <strong>mit</strong><br />

der Hand liebevoll über das Foto. „Zu der Zeit, als das Foto aufgenommen wurde, gab es noch k<strong>ein</strong>en Supermarkt. In den<br />

kl<strong>ein</strong>en Geschäften, zum Beispiel beim Greisler, wurden wir persönlich bedient und auf der Theke stand meist <strong>ein</strong> großes<br />

Glas <strong>mit</strong> bunten Zuckerln. Man kannte sich sogar <strong>mit</strong> Namen. Viele Lebens<strong>mit</strong>tel wurden ohne Verpackung in Schubladen<br />

gelagert und erst beim Verkauf die gewünschte Menge abgewogen. Und weil ich diese Zeit <strong>mit</strong>erlebt habe und in m<strong>ein</strong>em<br />

Kopf als Erinnerung bewahre, bin ich <strong>ein</strong>e Zeitzeugin,“ erklärt Oma stolz.<br />

„Ich habe auch schon viele Geschichten im Kopf, Oma. Wenn ich jetzt aufschreibe, wie lustig es war, als du Opas Gebiss<br />

und Opa d<strong>ein</strong> Gebiss……“<br />

„K<strong>ein</strong>e gute Idee,“ m<strong>ein</strong>t Oma. Ich soll warten, bis ich auch <strong>ein</strong> Gebiss habe. Ich will aber jetzt<br />

schon Zeitzeuge s<strong>ein</strong>, aber ich werde ja nicht gefragt, wie immer. B.M.<br />

Foto: © Mykola Velychko - Fotolia.com<br />

Damals bei Oma und Opa<br />

30 ZEITZEUGEN ERINNERN SICH AN IHRE GROSSELTERN<br />

192 Seiten, viele Abbildungen, Ortsregister<br />

Originalausgabe, gebundene Geschenkausgabe<br />

Zeitgut Verlag, Berlin<br />

ISBN 978-3-86614-179-7, Euro 8,95<br />

„Ich bin nicht sicher, ob ich <strong>mit</strong> Worten beschreiben kann, wie wichtig m<strong>ein</strong>e Oma R<strong>ein</strong>icke<br />

für mich war“, beginnt <strong>ein</strong>e Geschichte in diesem Buch. So wie Brigitta Wöstefeld<br />

erzählen auch die meisten anderen der hier versammelten 24 Autorinnen und Autoren<br />

von ihren tiefen Bindungen zu den Großeltern.<br />

Oft schwingt große Dankbarkeit <strong>mit</strong>, etwa bei Anne-Liese Peters, die sich als Kind <strong>mit</strong><br />

der schwangeren Mutter und drei Geschwistern nach beschwerlicher Flucht „Geborgen<br />

bei Oma und Opa“ fühlen konnte und dort trotz schwerer Zeiten <strong>ein</strong>e fröhliche Kindheit<br />

verbrachte.<br />

Dieses Buch ist <strong>ein</strong>e Hommage der Enkel an ihre Großeltern. Bei der Lektüre wird so manche Leserin und mancher<br />

Leser versonnen vom Buch aufblicken und in Dankbarkeit, Liebe, Bewunderung, Anerkennung oder Ehrfurcht der<br />

eigenen Oma oder des Opas gedenken.

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