Besser vorbeugen - BAGSO
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Aktuelles aus dem BMFSFJ<br />
sich einem solchen „Setting-Ansatz”<br />
zuordnen. Ziel ist es, einen bundesweiten<br />
Wissenstransfer über Fragen des<br />
Wohnens im Alter herzustellen und eine<br />
breite öffentliche Diskussion hierüber<br />
anzuregen. Wohnen soll dabei nicht<br />
eingeschränkt auf bauliche Gegebenheiten<br />
gesehen werden, sondern auch<br />
die Lebensumwelt der älter werdenden<br />
Menschen einbeziehen. Dabei sollen<br />
Planung und Beratung nicht erst dann<br />
einsetzen, wenn eine Person hilfs- oder<br />
pflegebedürftig geworden ist, sondern<br />
bereits zu einem frühen Zeitpunkt erfolgen<br />
und im Hinblick auf die Belange<br />
des Wohnens im Alter Weichen stellen.<br />
Zentrales Anliegen ist das „normale”<br />
Wohnen und dabei insbesondere eine<br />
altersmäßige Mischung der Bewohnerstrukturen<br />
in Häusern, Siedlungen und<br />
Wohnquartieren.<br />
3. Stärkung der Eigenverantwortung<br />
Wir wissen, dass das Interesse älterer<br />
Menschen an gesundheitsbezogenen<br />
Informationen und Angeboten zunimmt<br />
und Bereitschaft zur Übernahme von<br />
Eigenverantwortung besteht.<br />
Im inzwischen abgeschlossenen Modellvorhaben<br />
„Ganzheitliche Betreuung und<br />
medizinische Therapie geriatrischer Patienten”,<br />
das Hausärzte in einer interdisziplinär<br />
geprägten Kooperation mit der<br />
Fachklinik geriatrisch qualifiziert hat, ist<br />
über zwei Jahre ein geriatrisches Screening<br />
im Vorfeld von Pflegebedürftigkeit<br />
in der Hausarztpraxis erprobt worden.<br />
Eine auf den so entstandenen Kooperationsstrukturen<br />
aufbauende Studie setzt<br />
primär bei der Förderung von Eigenverantwortung<br />
und Eigeninitiative des Patienten<br />
an. Die Studie ist Teilprojekt eines<br />
EU-Forschungsvorhabens im Rahmen<br />
des 5. EU-Rahmenprogramms „Lebensqualität<br />
und Management lebender<br />
Ressourcen – Alterung der Bevölkerung<br />
und Behinderung (Leitaktion 6)” mit der<br />
26<br />
Bezeichnung „Disability Prevention in<br />
the older Population”.<br />
Entstanden ist auf dieser Grundlage<br />
inzwischen ein ganzheitliches interdisziplinäres<br />
präventives Angebot, das<br />
erfolgreich unter dem Namen „Kleeblatt-Konzept”<br />
am Albertinen Haus in<br />
Hamburg praktiziert wird.<br />
4. Hilfen bei Demenz<br />
Zu einer differenzierten Wahrnehmung<br />
von Alter in unserer Gesellschaft gehört<br />
schließlich, dass wir uns darauf einstellen,<br />
dass mit der zunehmenden Lebenserwartung<br />
für den Einzelnen das Risiko<br />
gesundheitlicher Einschränkungen und<br />
das der Pflegebedürftigkeit im hohen<br />
Alter wachsen. Jeder von uns sollte sich<br />
ganz bewusst damit auseinandersetzen.<br />
Insbesondere demenzielle Erkrankungen<br />
prägen das Bild. Jeder Dritte über<br />
neunzig muss damit rechnen, dass es ihn<br />
trifft. Alter stellt den einzigen gesicherten<br />
Risikofaktor für Demenz dar. Für<br />
die Alzheimer Krankheit, am häufigsten<br />
Ursache der Veränderungen, gibt es trotz<br />
aller hoffnungsvollen Meldungen noch<br />
keine Heilung. Die damit verbundenen<br />
Probleme haben gravierenden Einfluss<br />
auf alle Bereiche des Lebens im Alter. In<br />
der Unterstützung pflegender Angehöriger<br />
und der Gewährleistung bedürfnisorientierter<br />
Hilfen für Betroffene liegt ein<br />
gewaltiges Präventionspotential.<br />
Um dieser Herausforderung gerecht<br />
werden zu können, unterstützt das<br />
Bundesministerium für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend verstärkt die Arbeit<br />
der Deutschen Alzheimer Gesellschaft,<br />
die in den nächsten zwei Jahren eine<br />
Info-Kampagne durchführen wird.<br />
Sie soll dazu beitragen, den Wissensstand<br />
in der Bevölkerung über Demenz<br />
zu verbessern, und sie soll Aufmerksamkeit<br />
und Verständnis für die Problematik<br />
betroffener Familien wecken. Darüber<br />
hinaus geht es darum, zu vermitteln, dass<br />
Hilfe möglich und wie sie zugänglich ist.<br />
Appell an die Selbstverantwortung<br />
für präventives<br />
Handeln<br />
Die Beispiele machen deutlich, wie vielfältig<br />
die präventiven Ansätze sind, die<br />
bereits jetzt umgesetzt werden. Prävention<br />
kann allerdings keine Garantie individueller<br />
Krankheitsvermeidung sein.<br />
Unser Verständnis von Prävention reicht<br />
von einem Krankheitsvermeidungs- über<br />
ein Krankheitsfrüherkennungsmodell zu<br />
einem Gesundheitsförderungsmodell,<br />
das Ressourcen mobilisiert, mit denen<br />
alters- und krankheitsbedingte Defizite<br />
ausgeglichen und einem Verlust der Homöostase,<br />
d. h. des zunehmend labilen<br />
Gleichgewichtes rechtzeitig entgegengewirkt<br />
werden kann.<br />
Dazu gehört auch, die Potenziale älterer<br />
Menschen nicht brach liegen zu lassen,<br />
sondern Möglichkeiten zu schaffen, dass<br />
sie sich aktiv und mit neuen Verantwortungsrollen<br />
in unsere Gesellschaft einbringen<br />
können. Das Modellprogramm<br />
„Erfahrungswissen für Initiativen (EFI)”<br />
will hierzu Anreize setzen.<br />
In seiner für das Bundesgesundheitsministerium<br />
erstellten Expertise „Gesund<br />
altern” kommt Professor Andreas Kruse<br />
zu dem Schluss, dass Erkenntnisse der<br />
Gerontologie zu Möglichkeiten und<br />
Chancen, gesund alt zu werden, entgegen<br />
allem Wissen bei weitem nicht<br />
ausgeschöpft werden.<br />
Welche Rahmenbedingungen also sind<br />
erforderlich, um die vorhandenen guten<br />
Ansätze der Prävention für ein gesundes<br />
Altern auch dauerhaft und wirksam<br />
umzusetzen, und wo liegt das Problem?<br />
Prävention ist nicht so spektakulär<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004