28. – 29.09.2012 Messe Stuttgart - ZM-Online
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esonders entscheidend für eine hohe Versorgungsqualität<br />
ist.“ Schreyögg sieht die<br />
Privatisierungswelle insgesamt eher positiv,<br />
da so die Effizienz des gesamten Krankenhaussektors<br />
gesteigert wurde, fordert aber<br />
mehr Studien, die den Einfluss von Privatisierung<br />
auf die Qualität in deutschen Krankenhäusern<br />
untersuchen.<br />
Kapazitäten von Medizinern werden nach<br />
Erkenntnissen des HCHE nach einer Privatisierung<br />
nicht abgebaut. Allerdings wird<br />
oftmals das Gehaltssystem umgestaltet.<br />
Ärzte in privaten Krankenhäusern erhalten<br />
häufig Bonuszahlungen, die an bestimmte<br />
Leistungen gekoppelt sind. Damit werden<br />
vor allem extrinsisch motivierte Mediziner<br />
angezogen. Die intrinsisch motivierten<br />
scheiden teilweise aus, weil solche Anreizsysteme<br />
nicht ihrer Motivationslage entsprechen.<br />
Dieser Selektionsprozess nach<br />
einer Privatisierung dauert oft Jahre. Es ist<br />
außerdem nicht auszuschließen, dass Ärzte<br />
aufgrund des Bonussystems ihren Patienten<br />
Leistungen andingen, die sie nicht zu 100<br />
Prozent benötigen. Eine stärkere Qualitätskontrolle<br />
im stationären Bereich durch den<br />
Medizinischen Dienst der Krankenkassen<br />
könnte hier helfen.<br />
Eine Herausforderung, der sich private Klinikbetreiber<br />
langfristig stellen müssen, ist<br />
die Vollversorgung in der Fläche. Teilweise<br />
sind sie schon in ländlichen Räumen aktiv.<br />
Nach RWI-Angaben lassen sich 19,3 Prozent<br />
der Krankenhäuser in privater Trägerschaft<br />
in ländlichen Regionen verorten. Bei den<br />
freigemeinnützigen Trägern sind es 7,4 Prozent,<br />
bei den kommunalen 23,6 Prozent.<br />
INFO<br />
Die deutsche Krankenhauslandschaft<br />
Zurzeit gibt es gut 2 050 Krankenhäuser in<br />
Deutschland. Damit ist die Zahl der Häuser<br />
seit Anfang der 1990er-Jahre um fast 350<br />
zurückgegangen. Die Zahl der Patienten<br />
stieg seitdem von 14,6 Millionen auf 18<br />
Millionen. Auf öffentlich-rechtliche, freigemeinnützige<br />
und private Träger fallen<br />
jeweils ungefähr ein Drittel der Krankenhäuser.<br />
Betrachtet man jedoch die Bettenzahl,<br />
so liegen die Privaten mit knapp 17<br />
Ausgehend von diesen Zahlen kommt<br />
Augurzky zu dem Schluss, dass es für private<br />
Träger auf Dauer möglich ist, in der Vollversorgung<br />
in der Fläche erfolgreich zu<br />
sein, wenn sich die Krankenhausstrukturen<br />
<strong>–</strong> auch politisch geplant <strong>–</strong> verbesserten.<br />
Dazu müssten größere Klinikeinheiten zugelassen<br />
werden, um wirtschaftlich erfolgreich<br />
zu sein und die Versorgung sicherstellen zu<br />
können. So etwas könnten sowohl private<br />
als auch freigemeinnützige Träger leisten.<br />
Allerdings müsse man aber auch die Schließung<br />
eines kleinen Hauses hinnehmen, dessen<br />
Betrieb sich wirtschaftlich nicht mehr<br />
lohne. Dadurch könnten zwar die Distanzen<br />
für Patienten zum nächsten Krankenhaus<br />
größer werden, so der RWI-Experte. Im<br />
Gegenzug könnte die Qualität steigen.<br />
Ob eine Vollversorgung in der Fläche gelingen<br />
erfolgreich gelingen kann, ist allerdings<br />
fraglich. Private Anbieter sind häufiger<br />
in Ballungsräumen aktiv. In ländlichen Gebieten<br />
sind öffentlich-rechtliche Krankenhäuser<br />
relativ erfolgreich, weil sie eine<br />
Monopolstellung in ihrer Region haben<br />
und kostengünstig arbeiten. Deshalb stehen<br />
diese Häuser auch seltener zum Verkauf.<br />
Der Wettbewerbsdruck<br />
steigt<br />
Der Wettbewerbsdruck in der stationären<br />
Versorgung nimmt für alle Träger zu.<br />
Insgesamt 81 Prozent von 150 von Ernst &<br />
Young befragten Krankenhausmanagern<br />
sehen sich einem hohen wettbewerblichen<br />
Druck ausgesetzt. Gut drei Viertel erwarten,<br />
Prozent am Ende der Liste. Auf öffentlichrechtliche<br />
Häuser entfallen 44 Prozent der<br />
Betten, auf freigemeinnützige 39 Prozent.<br />
Private Betreiber sind seit Anfang der<br />
1990er-Jahre auf dem Klinikmarkt auf dem<br />
Vormarsch und konnten ihren Marktanteil<br />
seitdem kontinuierlich steigern. Etliche<br />
Städte und Landkreise haben von ihnen<br />
betriebene, kostspielige Krankenhäuser<br />
verkauft. ■<br />
zm 102, Nr. 15 A, 1.8.2012, (1913)