28. – 29.09.2012 Messe Stuttgart - ZM-Online
28. – 29.09.2012 Messe Stuttgart - ZM-Online
28. – 29.09.2012 Messe Stuttgart - ZM-Online
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
38 Zahnmedizin<br />
Foto: Meinardus-zm<br />
Erfahrungen vieler Weiterbildungsassistenten<br />
in der Kieferorthopädie, die sich<br />
teilweise seit Jahren erfolglos um entsprechende<br />
Stellen an Universitätszahnkliniken<br />
bewerben. Als zur selben Zeit<br />
ihre zunehmend unglückliche kleine<br />
Tochter ernsthaft erkrankt, stellt sich RI<br />
einige Fragen:<br />
■ Soll <strong>–</strong> oder muss <strong>–</strong> sie eigenverantwortlich<br />
Klärungen und Verbesserungen an ihrer<br />
Arbeitsstelle anstreben, das heißt über<br />
den Kopf des Vorgesetzten hinweg den<br />
Kommentar 1<br />
Im vorliegenden Fall wird auf sehr drastische<br />
Weise geschildert, was jungen Kollegen<br />
nicht einmal selten nach Beendigung des<br />
Studiums im Rahmen des Berufseinstiegs<br />
widerfahren kann. Wir sehen ein deutliches<br />
Auseinanderklaffen der „good practice“<br />
verschiedener Berufs- und Ausbildungsgenerationen.<br />
Die unterschiedlichen Auffassungen<br />
darüber, was als zahnmedizinischer<br />
Goldstandard in der Patientenbehandlung<br />
gilt, birgt erhebliches kollegiales Konfliktpotenzial.<br />
Wenn antiquierte Behandlungs-<br />
zm 102, Nr. 15 A, 1.8.2012, (1922)<br />
Kontakt zu Hauszahnarzt und Mutter<br />
suchen und ihre abweichende fachliche<br />
Sicht darlegen?<br />
■ Soll sie ihrem Vorgesetzten mangelhafte<br />
fachliche Expertise und ein in ihren Augen<br />
grob unkollegiales Verhalten vorwerfen?<br />
■ Soll sie ihn gar mit dem Vorwurf des<br />
Behandlungsfehlers konfrontieren?<br />
■ Soll sie ihn vor die Wahl stellen, entweder<br />
künftig eigenverantwortlich und zu für<br />
sie günstigeren Arbeitszeiten arbeiten zu<br />
dürfen oder zu kündigen?<br />
methoden zudem zu einem Schaden seitens<br />
des Patienten führen, kommt eine nicht<br />
zu unterschätzende ethische Dimension<br />
hinzu: Primum nihil nocere. Verschärft<br />
wird der vorliegende Fall durch die private<br />
Situation der Zahnärztin, die den Bedürfnissen<br />
ihres kleinen Kindes offenbar nicht<br />
Ist es richtig,<br />
wenn sich eine<br />
Assistenzzahnärztin<br />
ohne Kenntnis des<br />
Vor gesetzten mit<br />
ihrer abweichenden<br />
fachlichen Sicht<br />
an den Hauszahnarzt<br />
wendet?<br />
vollumfänglich entsprechen kann. Ein<br />
Grund hierfür ist die gegenüber dem<br />
weiterbildungsberechtigten Kollegen empfundene<br />
Abhängigkeit. Ein Lösungsansatz<br />
besteht zunächst darin, die drei verflochtenen<br />
Teilaspekte voneinander zu trennen.<br />
Diese lauten:<br />
■ Oder soll sie <strong>–</strong> wenn alle Bewerbungsversuche<br />
fehlschlagen <strong>–</strong> den „Weg des<br />
geringsten Widerstands“ gehen und bei<br />
künftigen Fehlentscheidungen und unkollegialen<br />
Verhaltensweisen „wegschauen“?<br />
■ Oder soll sie vielleicht doch an dieser<br />
Stelle das Ziel der Fachzahnarztausbildung<br />
aufgeben und ein noch bestehendes<br />
Angebot annehmen, Teilzeit-Entlastungsassistentin<br />
bei einem Allgemeinzahnarzt zu<br />
werden?<br />
Dominik Groß<br />
1. interkollegiales Verhältnis zum Praxisinhaber<br />
2. zahnärztlich-ethische Verantwortung für<br />
eine gute Patientenversorgung und<br />
3. familiäre Situation der Kollegin und Verantwortung<br />
gegenüber ihrem Kind<br />
Zu 1: Das vertrauensbildende Gespräch mit<br />
dem Praxisinhaber ist offenbar längst überfällig.<br />
Es empfiehlt sich eine konstruktivoffene<br />
Gesprächsführung in einem positiven<br />
Setting, bei der die Assistentin zunächst<br />
einmal die positive Entwicklung des Praxisumsatzes<br />
thematisieren sollte, um dann<br />
ein offenes Angebot zum gemeinsamen<br />
Besuch der kurrikulären Fortbildungen einzuflechten.<br />
Die Argumente könnten lauten:<br />
Kalibrieren des fachzahnärztlichen Wissensstands,<br />
Aktualisierung der Fachkunde auf<br />
den geltenden Goldstandard und Abstimmung<br />
eines gemeinsamen Behandlungsschemas<br />
und Vorgehens. Auch die Art und<br />
Weise des Umgangs mit Patienten und<br />
Zuweisern und der Wunsch nach stärkerer<br />
interdisziplinärer Vernetzung und gegenseitiger<br />
Einbindung sind denkbare Ansätze.<br />
Nicht verzichten sollte RI allerdings auf den<br />
Hinweis, dass die in der Regel in der Weiterbildungsordnung<br />
der einzelnen Landeszahnärztekammern<br />
geforderte Anwesenheit<br />
des Praxisinhabers für eine strukturierte und<br />
qualitativ hochwertige Weiterbildung unverzichtbar<br />
ist. Im Rahmen der Entwicklung<br />
prozessorientierter Vorgehensweisen könnte<br />
RI auch eine Standardverfahrensanweisung