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28. – 29.09.2012 Messe Stuttgart - ZM-Online

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Befund bis auf die Schwellungszunahme unverändert<br />

im Vergleich zur Voruntersuchung<br />

dar. Das allgemeine Befinden des Patienten<br />

war weiterhin unbeeinflusst und altersentsprechend<br />

gut (keine B-Symptomatik).<br />

In der wiederholten sonografischen Untersuchung<br />

zeigte sich das Gewebe homogen<br />

strukturiert. Es wurde erneut ein MRT durchgeführt<br />

(Abbildungen 2a bis 2c). Bildmorphologisch<br />

korrelierte nun der Befund im<br />

Bereich der Temporalregion und der Parotisloge<br />

rechts am ehesten mit einem Lymphom.<br />

Zudem waren an Zahl und Größe vermehrt<br />

Lymphknoten zervikal erkennbar. In Intubationsnarkose<br />

wurde ein 2 cm x 2 cm messendes<br />

Gewebsstück aus der Tiefe der temporalen<br />

Raumforderung für eine erneute<br />

histopathologische Untersuchung entnommen<br />

(Abbildung 3). Makroskopisch wies das<br />

Gewebe eine käsig bröckelige Konsistenz<br />

auf. Zudem wurde eine Gewebeprobe zur<br />

mikrobiologischen Untersuchung eingesandt,<br />

wobei kein spezifischer Erreger nachgewiesen<br />

werden konnte.<br />

Das pathologische Gutachten ergab diesmal<br />

das Vorliegen eines B-Zell-Non-Hodgkin-<br />

Lymphoms. Aufgrund der schwierigen<br />

Diagnostik des eingesandten Präparats<br />

wurde eine referenzpathologische Untersuchung<br />

in Würzburg (Referenzzentrum<br />

für Lymphknotendiagnostik und Hämatopathologie)<br />

durchgeführt. Diese bestätigte<br />

die Diagnose eines Non-Hodgkin-Lymphoms<br />

der B-Zellreihe. Klassifiziert wurde<br />

das Lymphom als teils follikulär, teils diffus<br />

wachsendes follikuläres Lymphom Grad 1<br />

(Abbildungen 4 und 5).<br />

Der Patient wurde auf eigenen Wunsch<br />

nach Komplettierung des Tumorstagings<br />

in eine heimatnahe onkologische Praxis<br />

zur Durchführung der tumorspezifischen<br />

Immunchemotherapie bestehend aus Rituximab<br />

und Bendamustin (R-Bendamustin)<br />

überwiesen.<br />

Diskussion<br />

Definitionsgemäß bezeichnen maligne<br />

Lymphome eine heterogene Gruppe bösartiger<br />

Krankheiten des lymphatischen<br />

Systems [Dreyling M, 2007]. Eine einheitliche<br />

Lymphomklassifikation stellt die WHO-<br />

Abbildung 2: Bildgebende Darstellung (MRT)<br />

der progredienten Schwellung rechts temporal<br />

sowie im Bereich der Ohrspeicheldrüse:<br />

2a: gut abgrenzbare, homogen strukturierte<br />

RF rechts temporal (Axialschicht, T2)<br />

2b: ebenfalls deutlich abgrenzbare RF mit<br />

homogener Binnenstruktur im Bereich der<br />

Parotisloge rechts (Axialschicht, T1)<br />

2c: Im Bild erkennt man eine kranial im Bereich<br />

des Musculus temporalis sowie eine kaudal<br />

in der Parotisloge gelegene RF (coronale<br />

Schicht, T1), im Durchmesser bis zu 7,3 cm x<br />

2,5 cm groß. Zudem pathologisch vergrößerte<br />

Lymphknoten in der zervikalen Halsgefäßnervenscheide<br />

und supraklavikulär rechts<br />

Klassifikation aus dem Jahr 2001 (Update<br />

2008) dar. Dabei werden die Non-Hodgkin-<br />

Lymphome (NHL) nach Linienzugehörigkeit<br />

(B- oder T-Zell-Lymphome) und nach Differenzierungs-<br />

beziehungsweise Reifungsgrad<br />

(Vorläuferzelllymphome beziehungsweise<br />

„periphere Lymphome“) klassifiziert und<br />

unterteilt [Hiddemann W, 2005; Swerdlow<br />

SH, 2008]. Zudem umfasst die WHO-Klassifikation<br />

die lymphatischen Leukämien, das<br />

multiple Myelom, die Natürlichen-Killerzell-<br />

Tumoren und den Morbus Hodgkin.<br />

Häufig findet man auch die in der Praxis übliche<br />

Einteilung in indolent und aggressiv<br />

[Dreyling M, 2007]. Man unterscheidet die<br />

Lymphome dabei nach ihrer Progredienz:<br />

langsam wachsend gegenüber rasch fortschreitend.<br />

Das im Patientenfall vorliegende follikuläre<br />

Non-Hodgkin-Lymphom ist das häufigste<br />

indolente Lymphom. Neben dem diffusgroßzelligen<br />

B-Zell-NHL stellt es die<br />

zweithäufigste Entität aller Non-Hodgkin-<br />

Lymphome dar, mit einer Inzidenz von<br />

5 bis 7:100 000. Das mittlere Erkrankungsalter<br />

beträgt 55 bis 60 Jahre. Das Geschlechterverhältnis<br />

ist ausgeglichen [Dreyling M,<br />

2007]. Die Überlebensrate hängt von der<br />

Einteilung in die jeweiligen Risikogruppen<br />

(siehe unten, FLIPI) ab und beträgt nach fünf<br />

Jahren 90 Prozent bei niedrigem Risiko, 75<br />

Prozent bei mittlerem Risiko und 48 Prozent<br />

bei hohem Risiko. Die Werte für die Zehn-<br />

Jahres-Überlebensrate sind deutlich geringer<br />

[Bargetzi M, 2008].<br />

Das follikuläre NHL entsteht aufgrund einer<br />

Neoplasie der B-Zellen des Keimzentrums.<br />

Auf chromosomaler Ebene ist dabei die<br />

Translokation t(14;18) (q32;q21) ausschlaggebend,<br />

die eine Apoptosehemmung durch<br />

Überexpression des bcl-2-Onkogens induziert<br />

[Dreyling M, 2007; Grossbard ML, 2002].<br />

Gemäß der WHO-Klassifikation wird das<br />

follikuläre Lymphom in drei Grade (1 bis 3)<br />

eingeteilt. Ein hohes Grading (Grad 3) bezeichnet<br />

die Präsenz einer hohen Anzahl<br />

großer Zellen (Zentroblasten) im histologischen<br />

Präparat und ist prognostisch ungünstig.<br />

Der klinische Verlauf und die Überlebensrate<br />

sind günstiger für die Grade 1<br />

und 2, die definitionsgemäß eine geringere<br />

Anzahl an Zentroblasten aufweisen.<br />

zm 102, Nr. 15 A, 1.8.2012, (1917)<br />

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