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Zeitschrift für Deutschland-Alumni in China Herausgegeben ... - DAAD

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Marco Haase Dr. Marco Haase,<br />

Stellvertretender Direktor am Ch<strong>in</strong>esisch-Deutschen-Institut <strong>für</strong><br />

Rechtswissenschaft der Ch<strong>in</strong>a-Universität <strong>für</strong> Politik- und<br />

Rechtswissenschaft <strong>in</strong> Pek<strong>in</strong>g / Foto: <strong>DAAD</strong><br />

100<br />

4<br />

100<br />

1911<br />

Titel /<br />

1871<br />

1900 1 1<br />

<strong>DAAD</strong><br />

1871<br />

( marco.haase@gmx.net)<br />

Die deutsch-ch<strong>in</strong>esische Rechtskooperation<br />

Dieses Jahr jährt sich zum hundertsten Mal die Veröffentlichung der ersten drei Teile<br />

des Entwurfs des ch<strong>in</strong>esischen Zivilgesetzbuches von 1911. Dieser Entwurf markierte<br />

nicht nur e<strong>in</strong>en wichtigen Schritt Ch<strong>in</strong>as auf dem Wege zur Modernisierung se<strong>in</strong>es<br />

Rechtssystems, sondern ist auch e<strong>in</strong> frühes Beispiel <strong>für</strong> die Bedeutung des deutschen<br />

Rechts <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a. Als sich <strong>Deutschland</strong> 1871 zum Staat konstituierte, war e<strong>in</strong>e der<br />

wichtigsten Aufgaben, e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Rechtsordnung <strong>für</strong> das Deutsche Reich zu<br />

schaffen. Das Ergebnis waren die Entwicklung e<strong>in</strong>es rechtsstaatlichen Verwaltungsund<br />

Verfassungsrechts, die E<strong>in</strong>führung des Strafgesetzbuchs (StGB) von 1871 und die<br />

Ausarbeitung des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) vom 1. Januar 1900. Die<br />

Kodifikationen des StGB und des BGB entsprachen dem neuesten Stand der<br />

Rechtswissenschaft und waren deshalb - zum Teil vermittelt über Russland und Japan<br />

- Vorbild <strong>für</strong> Ch<strong>in</strong>a, als es am Ende der Q<strong>in</strong>g-Dynastie versuchte, se<strong>in</strong>e Rechts- und<br />

Gesellschaftsordnung zu erneuern.<br />

Nach über 100 Jahren hat das deutsche Öffentliche Recht über revolutionäre Brüche<br />

h<strong>in</strong>weg se<strong>in</strong>e rechtsstaatlichen Pr<strong>in</strong>zipien auf e<strong>in</strong> demokratisches Fundament gestellt,<br />

das StGB hat e<strong>in</strong> modernes Grundrechtsverständnis <strong>in</strong> sich aufgenommen, und das BGB<br />

hat se<strong>in</strong>e liberale Grundkonzeption an die sozialstaatlichen Erfordernisse angepasst. Im<br />

Gegensatz zum angelsächsischen Rechtssystem, das nicht auf e<strong>in</strong>er systematischen,<br />

staatlichen Rechtssetzung, sondern auf e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichen Tradition der fallweisen<br />

Rechtsprechung beruht, s<strong>in</strong>d das deutsche Recht und se<strong>in</strong>e systematischen Kodifikationen<br />

Produkte e<strong>in</strong>es bewussten Modernisierungsprozesses. Aus diesem Grund ist es bis heute<br />

als Vorbild <strong>für</strong> die Modernisierung e<strong>in</strong>es Rechtssystems besonders geeignet.<br />

Das Interesse Ch<strong>in</strong>as und der ch<strong>in</strong>esischen Rechtswissenschaft am deutschen Recht<br />

und an der deutschen Rechtswissenschaft ist deshalb <strong>in</strong> den letzten Jahren noch<br />

gewachsen. Die Zusammenarbeit zwischen Ch<strong>in</strong>a und <strong>Deutschland</strong> im Rechtsbereich<br />

gestaltet sich entsprechend vielfältig. Für den Studierendenaustausch und die<br />

wissenschaftliche Kooperation s<strong>in</strong>d das Deutsch-Ch<strong>in</strong>esische Institut <strong>für</strong> Rechtswissenschaften<br />

<strong>in</strong> Nanj<strong>in</strong>g (DCIR) und das Ch<strong>in</strong>esisch-Deutsche Institut <strong>für</strong><br />

Rechtswissenschaften <strong>in</strong> Pek<strong>in</strong>g (CDIR) beispielhaft. Beide Institute werden vom <strong>DAAD</strong><br />

unterstützt. Die Gesellschaft <strong>für</strong> Internationale Zusammenarbeit (GIZ, früher: GTZ) berät<br />

Ch<strong>in</strong>a bei der Gesetzgebung und macht sich um die Fortbildung von Richtern und<br />

Verwaltungsbeamten verdient. Auf Regierungsebene fördert schließlich der Rechtsstaatsdialog<br />

das Verständnis <strong>für</strong> die rechtlichen Herausforderungen unserer Zeit. Letztlich<br />

zielt diese vielfältige Zusammenarbeit <strong>in</strong> Lehre, Wissenschaft und Politik darauf ab, das<br />

Recht an die sich wandelnden Bedürfnisse der globalisierten Welt anzupassen.<br />

Dr. Marco Haase (Kontakt: marco.haase@gmx.net)<br />

Foto: <strong>DAAD</strong>

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