30.12.2012 Aufrufe

Inhalt - StadtGut Blankenfelde

Inhalt - StadtGut Blankenfelde

Inhalt - StadtGut Blankenfelde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Konzept und Machbarkeitsstudie<br />

Naturschutz- und Tourismus-Station<br />

im <strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Tor zum Naturpark Barnim


Konzept und Machbarkeitsstudie<br />

Naturschutz- und Tourismus-Station<br />

im <strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Berlin-Pankow<br />

Gestaltungs-Entwurf und Illustrationen von<br />

Max Ley, Konrad Zwingmann<br />

Tafeltext-Entwürfe von<br />

Carina Vogel,<br />

Uwe Glade,<br />

Oskar Tschörner,<br />

Klaus Mauch (Büro Akut),<br />

Manfred Krauß und Angela Lührte (Büro Stadt-Land-Fluß)<br />

Fotos von:<br />

Jens Redlich,<br />

Dieter Sommerfeldt<br />

Berlin, 2008<br />

© 2008 Max Ley und Konrad Zwingmann


Konzept und Machbarkeitsstudie<br />

Naturschutz- und Tourismus-Station<br />

im <strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Berlin-Pankow<br />

Tor zum Naturpark Barnim<br />

Beirat<br />

Ingrid Cloos Senatsverwaltung für Stadtentwicklung -Oberste Naturschutzbehörde -<br />

Dr. Peter Gärtner Leiter Naturpark Barnim<br />

Torsten Hauschild Vorsitzender NABU Berlin<br />

Prof. Johann Köppel Technische Universität Berlin<br />

Pamela Weber Bezirksamt Pankow - AUN - Untere Naturschutzbehörde –<br />

Die Erstellung dieser Studie wurde gefördert<br />

durch die Heidehof Stiftung GmbH<br />

Beispiel: Lebensraum Teiche und Seen<br />

© 2008 Max Ley und Konrad Zwingmann


<strong>Inhalt</strong><br />

Leitbild der Naturschutz- und Tourismus-Station im<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong> „Tor zum Naturpark Barnim“<br />

Präambel 7<br />

10 gute Gründe“ 8<br />

A Ausstellung 11<br />

Vorbemerkung 11<br />

Ausstellungsvorhaben und Realisierung 13<br />

Planung 13<br />

Themensammlung: Die inhaltlichen Themen im Rundgang 15<br />

Textentwürfe zu Ausstellungstafeln 17<br />

Naturpark Barnim 17<br />

Landschaftsentwicklung – Relikte der Eiszeit 17<br />

Das Tegeler Fließtal - Schutzgebiet der Europäischen Union 18<br />

Die Rieselfelder 19<br />

Die Siedlungsentwicklung auf dem Barnim 20<br />

Berlin und die Siedlungen der Neuzeit 21<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong> und Dorf 22<br />

Die Tiere und Pflanzen des Barnim 24<br />

Der Biber 26<br />

Ökologischer Landbau im Einklang mit der Natur 29<br />

„Totes“ Holz lebt 31<br />

Nachhaltige Wassernutzung<br />

Geschichte der Berliner Stadtgüter am Beispiel des<br />

32<br />

Stadtgutes <strong>Blankenfelde</strong> 36<br />

Gestaltung 39<br />

Entwurf Grundriss 41<br />

Ansicht Eingangsbereich 43<br />

Innenansicht nach Nord 45<br />

Innenansicht nach NordWest 47<br />

Innenansicht nach SüdWest 49<br />

Innenansicht nach SüdSüdOst 51<br />

Innenansicht Bereich „Geschichte der Berliner Stadtgüter“ 53<br />

Beispielhafte Tafeln 55<br />

Technik 59<br />

Umfang zur Eröffnung der Ausstellungsräume 61<br />

5


6<br />

B Umweltbildung 63<br />

Vorbemerkung (Was will die Umweltbildung?) 63<br />

Umsetzung 65<br />

Zielgruppen der Umweltbildung 65<br />

Ziele der Umweltbildung 66<br />

Bereiche der Umweltbildung 66<br />

Infotheke 67<br />

Veranstaltungen 69<br />

Räumliche Einbindung in das <strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong> 69<br />

Personelle Ausstattung 70<br />

C Landschaftspflege 72<br />

Vorbemerkung (Wozu Landschaftspflege ?) 72<br />

Ziele der Landschaftspflege 72<br />

Gebietsbetreuung 73<br />

Durchführung von Pflegemaßnahmen 73<br />

Personelle Ausstattung 74<br />

Freiwilligendienst 76<br />

Vorbemerkung 76<br />

Umsetzung 76<br />

Einsatzbereiche für Freiwillige 77<br />

Ausstellung 77<br />

Umweltbildung 77<br />

Landschaftspflege<br />

Kooperationspartner bzw. Träger eines ökologischen<br />

77<br />

Freiwilligendienstes 78<br />

Finanzierungsbedarf 79<br />

A Ausstellung 81<br />

Modernisierung und Sanierung 81<br />

Innenarchitektur 81<br />

Modelle 81<br />

Technische Ausstattung 82<br />

Neue Medien 82<br />

Großflächige Illustrationen 83<br />

Druckvorstufen- und Printproduktion 83<br />

Nutzungsrechte und Autorenhonorare 84<br />

Administrative und organisatorische Arbeiten 84<br />

B Umweltbildung 85<br />

C Landschaftspflege 85<br />

Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann


Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann<br />

Leitbild der Naturschutz- und Tourismus-<br />

Station im <strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

„Tor zum Naturpark Barnim“<br />

Präambel<br />

Die Naturschutz- und Tourismus-Station <strong>Blankenfelde</strong> ist ein Projekt<br />

und Bestandteil des gemeinnützigen Vereins „<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

e.V.“. Der Verein bietet Menschen die Möglichkeit, sich für Natur-,<br />

Landschafts-, Denkmal- und Umweltschutz sowie für ein gemeinschaftliches,<br />

generationenübergreifendes Zusammenleben und<br />

-arbeiten in sozialer Verantwortung einzusetzen.<br />

Der Erhalt und die Entwicklung von Natur und Landschaft ist in einer<br />

Zeit, da immer mehr Ökosysteme in ihrer Funktionstüchtigkeit beeinträchtigt<br />

sind, eine zentrale Aufgabe für unsere Gesellschaft.<br />

Damit unsere natürlichen Lebensgrundlagen auch noch für zukünftige<br />

Generationen erhalten bleiben, bedeutet dies:<br />

• naturnahe Landschaften, die vom Menschen bisher kaum verändert<br />

wurden, sind in ihrer Ursprünglichkeit zu erhalten.<br />

• Bei der Nutzung unserer Kulturlandschaft ist die Leistungsfähigkeit<br />

des Naturhaushaltes und das Landschaftsbild zu berücksichtigen.<br />

• Die Lebensstätten wild lebender Tiere und Pflanzen sollen geschützt<br />

und entwickelt werden.<br />

• Bei negativen Landschaftsveränderungen ist so weit wie möglich<br />

ein naturnaher Zustand wiederherzustellen.<br />

• Ein im Einklang mit dem Naturschutz stehender sanfter Tourismus<br />

ist zu fördern.<br />

• Naturschutz fachlich kompetent und wissenschaftlich begründet<br />

umzusetzen.<br />

Die Naturschutz- und Tourismus-Station sieht es als Herausforderung<br />

an, mit den Menschen, die auf dem <strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong> leben und<br />

arbeiten, mit Naturschutzverbänden und allen daran interessierten<br />

Menschen – in Kooperation mit den Naturschutzbehörden und der<br />

Verwaltung des Naturparks Barnim – dazu einen aktiven Beitrag zu<br />

leisten.<br />

Die Naturschutz- und Tourismus-Station wird die Bereiche<br />

Ausstellung, Umweltbildung und aktive Landschaftspflege<br />

umfassen.<br />

7


8<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

„10 gute Gründe“ für eine<br />

Naturschutz- und Tourismus-Station<br />

auf dem <strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong> als<br />

„Tor zum Naturpark Barnim“<br />

Die Naturschutz- und Tourismus-Station ist durch ihre Lage besonders<br />

bevorzugt: Das Dorf <strong>Blankenfelde</strong> ist das einzige Dorf in der Metropole<br />

Berlin, das noch vollständig von Landschaft umgeben ist. Die<br />

<strong>Blankenfelde</strong>r Feldflur ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.<br />

Sie gehört darüber hinaus zum ersten länderübergreifenden Großschutzgebiet,<br />

dem „Naturpark Barnim“. In direkter Nachbarschaft<br />

befindet sich das ‚NATURA 2000-Schutzgebiet „Tegeler Fließtal“, mit<br />

dessen Ausweisung das Ziel verbunden ist, die biologische Vielfalt<br />

Europas zu sichern.<br />

Über den „Berliner Mauerweg“ und den „Barnimer Dörferweg“ ist<br />

die Naturschutz- und Tourismus-Station aus allen vier Himmelsrichtungen<br />

zu erreichen. Über den Barnimer Dörferweg besteht eine<br />

Verbindung zum Radwanderweg Berlin – Kopenhagen und zum Fernradweg<br />

Berlin-Usedom. Der öffentliche Personennahverkehr verbindet<br />

<strong>Blankenfelde</strong> über Buslinien mit den S-Bahnhöfen Hermsdorf und<br />

Pankow. Die am <strong>StadtGut</strong> vorbeiführende Bundesstraße B 96a kommt<br />

direkt aus der Mitte Berlins.<br />

An der Grenze zwischen Berlin und dem Land Brandenburg sollen<br />

den Menschen aus der Metropole und ihren Besuchern, die sich<br />

im Naturpark Barnim erholen wollen, die Besonderheiten dieses<br />

natur- und kulturgeprägten Raumes und die damit verbundenen<br />

ökologischen Zusammenhänge anschaulich und begreifbar nahe<br />

gebracht werden gemäß dem Motto „Nur was man kennt, kann man<br />

schützen“!<br />

Die Naturschutz- und Tourismus-Station ist Bestandteil des <strong>StadtGut</strong><br />

<strong>Blankenfelde</strong> und in das Gesamtprojekt integriert und wird in einem<br />

der zentralen Gebäude auf dem Gelände des <strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

eingerichtet.<br />

Durch die Kooperation mit den auf dem <strong>StadtGut</strong> befindlichen Einrichtungen<br />

„Waldkindergarten“ und „Freie Naturschule“, den Handwerksbetrieben<br />

und durch die ehrenamtliche Tätigkeit der <strong>StadtGut</strong>-Bewohner<br />

werden die Kosten für den Betrieb minimiert.


Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann<br />

Die Naturschutz- und Tourismus-Station profitiert von den zu erwartenden<br />

Besuchern des Stadtgutes und kann Menschen erreichen, die<br />

nicht mit dem primären Ziel eine Naturschutzstation zu besuchen auf<br />

das <strong>StadtGut</strong> kommen.<br />

Die Ausstellungen in der Naturschutz- und Tourismus-Station mit der<br />

integrierten Ausstellung zur „Geschichte der Berliner Stadtgüter am<br />

Beispiel des Stadtgutes <strong>Blankenfelde</strong>“ sowie die Ausstellung über das<br />

Modellprojekt „Energieeffizienz im Denkmal (2000-Watt-Gesellschaft)“<br />

ergänzen sich gegenseitig.<br />

Die Naturschutz- und Tourismus-Station wird in einem Gebäude<br />

errichtet, welches – obwohl im Denkmalschutz – sehr energieeffizient<br />

saniert ist.<br />

Die Naturschutz- und Tourismus-Station ist in das integrative Konzept<br />

des <strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong> eingebunden, welches Menschen<br />

unterschiedlicher sozialer, kultureller Stände sowie unterschiedlichen<br />

Alters zusammenbringen will, so dass alle voneinander profitieren<br />

können.<br />

Die Naturschutz- und Tourismus-Station übernimmt Landschaftspflegeaufgaben<br />

im öffentlichen Raum, die durch die zuständigen staatlichen<br />

Stellen nicht abgedeckt werden können.<br />

Die Naturschutz- und Tourismus-Station wird Menschen, die dem<br />

Naturschutz noch nicht nahe stehen, durch gemeinsames Handeln<br />

an den Naturschutzgedanken heranführen.<br />

9


10<br />

Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann


Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann<br />

Vorbemerkung<br />

Die vorliegende Ausstellungsplanung umfasst ein modernes und<br />

kreatives Konzept für Zielgruppen, die sich je nach Interesse intensiv<br />

mit den zur Verfügung stehenden Informationen beschäftigen möchten<br />

oder sich in einem kurzen Rundgang einen Überblick über die<br />

wesentlichen Themen zum Naturpark Barnim verschaffen wollen.<br />

Die großzügige Gestaltung von nicht erlebbaren Zeiträumen und<br />

natürlichen Lebensräumen mittels Illustrationen mit aussagekräftigen,<br />

aber kurz gehaltenen, Informationstexten und ergänzenden<br />

Fotomaterialien sollen dem Besucher einen Überblick zu den Themen<br />

„Geschichtliche Entwicklung“, „Naturschutz“, „seltene Pflanzen und<br />

Tiere“, „nachhaltige Wasserwirtschaft“ und zum „Naturpark Barnim“<br />

vermitteln.<br />

In ausgewählten Bereichen werden zusätzlich spezielle Themen<br />

mittels TouchScreen-Monitoren elektronisch abrufbar sein, so dass<br />

dem interessierteren Besucher fachlich umfangreichere Informationen<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Somit kann die Ausstellung vom Besucher als „Übersichtsbesuch“<br />

oder als informative Quelle genutzt werden. Letzteres soll vor allem<br />

für den pädagogisch-didaktischen Schulunterricht an „Wandertagen“<br />

vermehrt genutzt werden können.<br />

Am Anfang als auch am Ende des Rundgangs befindet sich eine<br />

Relief- oder Übersichtskarte des Landschaftsraums „Naturpark -<br />

Barnim“, die mittels TouchScreen und Laserprojektion verschiedene<br />

abrufbare Übersichten des Landschaftsraumes bietet.<br />

Zugleich wird in diesem Bereich eine Projektionsleinwand mit Lautsprechersystem<br />

für Video- und Multivisionsveranstaltungen eingebaut,<br />

die nur für besondere Veranstaltungen genutzt werden wird.<br />

11


12<br />

Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann


Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann<br />

Ausstellungsvorhaben und Realisierung<br />

• Planung<br />

• Themensammlung<br />

– Textentwürfe / Textplanung<br />

• Gestaltung<br />

– Rundgang (Entwürfe der Ausstellung)<br />

• Technik (Neue Medien und Projektion)<br />

• Umfang<br />

– Mindestvoraussetzung zur Eröffnung<br />

• Finanzierungsbedarf<br />

– Kostenkalkulation<br />

Planung<br />

Die Ausstellungsplaner entwickeln das optische und technische Konzept<br />

in drei Schritten.<br />

Schritt 1 ist die Innen- und Außensanierung und Modernisierung der<br />

Steinscheune gemäß dem Planungskonzept und der Ausführung der<br />

Architekten PLANUNGSBÜRO BAUDITZ, Berlin<br />

Schritt 2 wird die Erarbeitung der geplanten <strong>Inhalt</strong>e umfassen.<br />

Autorenfindung und mit diesen die inhaltliche Ausgestaltung der<br />

Themen beraten, Erarbeitung der Illustrationen, Recherche für<br />

Foto- und Filmmaterialien und deren Beschaffung.<br />

Schritt 3 ist die Realisierung der innenarchitektonischen, print- und<br />

medientechnischen Herstellung. Innenausbau analog der hier vorliegenden<br />

Konzeption. Realisierung der technischen Umsetzung und<br />

Bestückung mit den realsierten <strong>Inhalt</strong>en.<br />

13


14<br />

Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann


Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann<br />

Themensammlung<br />

Die inhaltlichen Themen im Rundgang (Kurzfassung)<br />

• Der Naturpark Barnim<br />

Großschutzgebiet der Länder Berlin und Brandenburg<br />

• Landschaftsentwicklung von der Weichsel-Eiszeit bis Heute<br />

• Tegeler Flies und Niedermoorwiesen – Schutzgebiet der Europäischen<br />

Union (freistehendes Element)<br />

• Rieselfeldnutzung (mit anschaulichem Modell)<br />

• Die Siedlungsentwicklung auf dem Barnim<br />

Von den Semnonen bis zu den Siedlungen der Neuzeit<br />

• Das <strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong> und das Dorf<br />

Von den Rittern zum Modell für nachhaltige Lebensweise<br />

• Tiere und Pflanzen des Barnim<br />

seltene Pflanzen und Tiere mit großem Diorama (Biberbau) und<br />

„Vogelhimmel“ (mit abrufbaren Vogelstimmen und Erläuterungen,<br />

Audio)<br />

• Der Biber<br />

• Ökologischer Landbau, „Gärtnern ohne Gift“<br />

Vitrine mit Herbarien<br />

• Heil- und Küchenkräuter, Pilze (freistehendes Element)<br />

• Nachhaltige Wassernutzung<br />

• Materialien zum Mitnehmen für die Besucher (Prospekte, Pläne etc.)<br />

• Touristische Sehenswürdigkeiten<br />

Relief-Landschaftsmodell mit Projektionen, z.B. Rad-, Wander-,<br />

Boots- und Reitwege, Ferienbereiche, Rast- und Zeltplätze, Ausflugslokale,<br />

Seen und Badestellen, besondere Aussichtspunkte<br />

und Landschaftsräume, Führungen und Veranstaltungen auf dem<br />

Barnim<br />

• zentraler Terminalbereich mit „eingeschränktem“ Internetzugang<br />

und zu den einzelnen TouchScreen-Themen<br />

• Geschichte der Berliner Stadtgüter am Beispiel des Stadtgutes<br />

<strong>Blankenfelde</strong> (Sonderausstellung)<br />

15


16<br />

Beispiel: Lebensraum Feuchtwiese<br />

Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann


Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann<br />

Textentwürfe zu Ausstellungstafeln<br />

Naturpark Barnim<br />

Der Naturpark Barnim ist das erste länderübergreifende Großschutzgebiet<br />

der Länder Brandenburg und Berlin. Er beginnt in den nördlichen<br />

Berliner Bezirken Pankow und Reinickendorf und erstreckt sich<br />

über Oranienburg und Bernau bis nach Liebenwalde und Eberswalde<br />

ins Land Brandenburg.<br />

Insgesamt hat er eine Fläche von ca. 750 Quadratkilometern.<br />

Der Berliner Teil des Naturparks Barnim ist bis auf den Bucher Forst<br />

durch eine offene Landschaft mit Wiesen und Feldern geprägt.<br />

Im Land Brandenburg dominieren vor allem Wälder, Seen, Moore und<br />

Fließtäler das Landschaftsbild.<br />

Der Naturpark Barnim ist mit seiner naturnahen Kulturlandschaft und<br />

seinen historischen Sehenswürdigkeiten für die Metropole Berlin ein<br />

Naherholungsgebiet von besonderer Bedeutung.<br />

Landschaftsentwicklung – Relikte der Eiszeit<br />

Der Barnim ist eine eiszeitlich entstandene Hochfläche, die zusammen<br />

mit Teilen des Eberswalder Urstromtales im Norden und der<br />

Havelniederung im Nordwesten den heutigen Naturpark bildet.<br />

Die letzte Eiszeit vor ca. 10.000 Jahren – die Weichseleiszeit – vollzog<br />

an der in der vorigen Saale-Eiszeit entstandenen sandig-lehmigen<br />

Hochfläche den letzten Feinschliff.<br />

Die dadurch entstandene leicht wellige Landschaft zieht sich bis weit<br />

in das Brandenburger Land hinein.<br />

Zunächst entwickelte sich Wald.<br />

Seit dem späten Mittelalter wird auf der Grundmoränenfläche überwiegend<br />

Ackerbau betrieben.<br />

In Senken und Mulden, die die Eiszeit hinterließ, entstanden zahlreiche<br />

Feuchtgebiete und Seen.<br />

In den ehemaligen Schmelzwasserrinnen fließen die Wuhle, die Panke<br />

und das Tegeler Fließ.<br />

17


18<br />

Das Tegeler Fließtal – Schutzgebiet der Europäischen Union<br />

Das Tegeler Fließ hat seinen Ursprung in Brandenburg beim Summterund<br />

Mühlenbecker See bei Basdorf. Es mündet nach ca. 27 Kilometern<br />

in Berlin in denTegeler See. Im Berliner Raum ist es das letzte<br />

noch überwiegend naturnahe mäandrierende Fließgewässer mit<br />

ausgedehnten Feuchtgebieten. Es ist Lebensraum für viele seltene<br />

und vom Aussterben bedrohte Pflanzen und Tiere. Eine geologische<br />

Besonderheit sind die Quellbildungen an den Hängen und die z.T.<br />

auftretenden Kalktuffbildungen.<br />

Die Wander- und Radwege entlang des Fließtales führen den Erholungssuchenden<br />

durch eine überwiegend offene und sehr abwechslungsreiche<br />

Landschaft.<br />

Aufgrund seiner einmaligen landschaftlichen Besonderheiten unterliegt<br />

es bereits seit 1929 den Bestimmungen des Landschaftsschutzes.<br />

Mit der Ausweisug als NATURA 2000-Schutzgebiet der EU<br />

ist das Tegeler Fließtal seit 1999 zu einer Landschaft von europäischer<br />

Bedeutung geworden.<br />

Beispiel: Lebensraum Köppchensee<br />

Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann


Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann<br />

Die Rieselfelder<br />

Als die Großstadt Berlin mehr und mehr wuchs und die offen, durch<br />

die Straßen fließenden Abwässer und die Jauchegruben die Menschen<br />

mit Krankheiten und Epidemien bedrohten, entstand in der<br />

Stadt eine intensive Diskussion über die zweckmäßigste Art der<br />

Entsorgung. Die Frage war Abfuhr oder Kanalisation.<br />

Die Fäkalienabfuhr-Unternehmer sahen ihr einträgliches Geschäft<br />

schwinden, die Hausbesitzer befürchteten hohe Abgaben und der<br />

Magistrat von Berlin ließ zahlreiche Gutachten erstellen und traf keine<br />

Entscheidung. Die erneute Choleraepidemie 1866 beschleunigte<br />

den Entscheidungsprozeß.<br />

Auf Empfehlung einer Kommission unter<br />

Leitung von Rudolf Virchow beschloß der<br />

Magistrat von Berlin 1873 den Entwässerungsplan<br />

von James Hobrecht.<br />

Hobrecht hatte sich schon 1859 im Zusammenhang<br />

mit der Erstellung von Bebauungsplänen<br />

für die Stadterweiterung intensiv mit<br />

der Wasserversorgung und Entwässerung<br />

aber auch mit der Stadthygiene beschäftigt.<br />

Er war dabei in Kontakt mit der jungen Hygiene-Bewegung um Rudolf<br />

Virchow gekommen.<br />

Der Entwässerungsplan von James Hobrecht beinhaltete ein unterirdisches<br />

Druckrohr-Radial-System mit Rieselfeldern am Rand der<br />

Stadt. Seine Umsetzung erfolgte von 1874 bis 1884.<br />

Verbunden damit war die Überführung des<br />

damals privaten Wasserwerkes in städtisches<br />

Eigentum und der Erwerb von ehemaligen<br />

Rittergütern durch die Stadt, wie z.B. Falkenberg,<br />

Malchow und <strong>Blankenfelde</strong>.<br />

Auf den berieselten Flächen der Stadtgüter<br />

wurde Landwirtschaft betrieben.<br />

19


20<br />

Am besten für den Rieselbtrieb war Gras, das viel Wasser aufnehmen<br />

und jederzeit berieselt werden konnte. Angebaut wurden aber auch<br />

Rüben, Mais und Gemüse. An den Wegerändern wurden Birnen- und<br />

Apfelbäume gepflanzt.<br />

Nach dem Bau der Klärwerke Ende der 60er Jahre wurden die Rieselfelder<br />

eingeebnet und große Ackerflächen angelegt. Das Gebiet ist<br />

zum Teil ausgetrocknet.<br />

Nicht berücksichtigt wurde dabei, dass die kleinräumige Rieselfeldlandschaft<br />

Lebensraum für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt war.<br />

Vor allem die Wasserflächen waren Lebensraum und Rastplatz für<br />

viele Watt- und Wasservögel.<br />

Anläßlich der 750-Jahrfeier Berlins wurden Teile der ehemaligen Rieselfelder<br />

aufgeforstet.<br />

Heute werden die Rieselfelder z.T. wieder vernässt. In Hobrechtsfelde<br />

wird ein Teil des gereinigten Abwassers aus dem Klärwerk<br />

Schönerlinde auf die ehemaligen Rieselfelder zurückgeführt und mit<br />

natürlichen Methoden weiter gereinigt. Dabei entstehen mit jährlich<br />

über 2 Millionen Kubikmeter Abwasser neue Feuchtgebiete. Über die<br />

Verdunstung wird das Klima verbessert und neuer Lebensraum für<br />

Wasservögel, Insekten und andere Tiere entsteht.<br />

Damit wird auch wieder an das damals fortschrittliche<br />

Konzept von Rudolf Virchow und James<br />

Hobrecht zur Abwasserentsorgung Berlins erinnert.<br />

Das dezentrale, ganzheitliche Trinkwasser- und<br />

Abwasserkonzept auf dem <strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong> ist<br />

der heutige Versuch einer lokalen Antwort für den<br />

Umgang mit der immer knapper werdenden Ressource<br />

Wasser.<br />

Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann


Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann<br />

Die Siedlungsentwicklung auf dem Barnim<br />

Die ersten vereinzelten Ansiedlungen auf dem damals noch überwiegend<br />

bewaldeten Barnim erfolgten durch Semnonen, Slawen und<br />

Wenden.<br />

Von den Semnonen ist bekannt, dass sie umfangreichen Ackerbau<br />

betrieben. Es wurden Gerste, Hirse und Weizen angebaut. Aber auch<br />

Haselnüsse und Speiseeicheln wurden gesammelt. Daneben hielt man<br />

Schweine, Ziegen und Schafe. Die Dörfer wurden meist auf sandigen<br />

Anhöhen errichtet. Die Häuser waren aus Holz, Lehm, Stroh und Reet.<br />

Eine flächendeckende Besiedelung<br />

erfolgte ab 1134 unter dem Askanierfürsten<br />

Albrecht der Bär mit der Absicht, das Land<br />

Brandenburg wirtschaftlich zu entwickeln.<br />

Die erste urkundliche Erwähnung finden die<br />

Dörfer und Städte 1375 im Landbuch Karls IV.<br />

Darin schuf er die Voraussetzung, die Besitzverhältnisse<br />

zu ordnen und neu zu strukturieren<br />

sowie Lasten und Abgaben an die<br />

Markgrafen und Lehnschulzen zu regeln.<br />

In den Orten des Barnims befinden sich<br />

heute noch viele Zeugnisse der Siedlungsgeschichte. Alte Burgen,<br />

Klöster, Feld- und Ziegelsteinbauten und historische Wasserstraßen<br />

wie der Finowkanal mit dem Schiffshebewerk.<br />

Berlin und die Siedlungen der Neuzeit<br />

Am 27.April 1920 wurde von der Preußischen Landesversammlung<br />

das „Gesetz über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin“<br />

beschlossen. Damit wurden in den neuen Kommunalverband außer<br />

Berlin noch 7 weitere Stadt- und 59 Landgemeinden sowie 27 Gutsbezirke<br />

aus dem ländlichen Umland von Berlin in das Stadtgebiet<br />

einbezogen.<br />

21


22<br />

In den 20er Jahren entwickelten sich auch wegen der guten Verkehrsanbindung<br />

entlang der S-Bahnlinien Einfamilienhausgebiete und<br />

Kleingärten.<br />

1962 bis 1974 wurde das Märkische Viertel gebaut und in den 70er<br />

und 80er Jahren entstanden die Großsiedlungen Hohenschönhausen,<br />

Marzahn und Hellersdorf.<br />

Ab 1990 wurde im Rahmen der Stadtentwicklung die kleinteilige<br />

Baustruktur der Einfamilienhausgebiete aufgenommen, weitergeführt<br />

und ergänzt durch die „Neuen Vorstädte“ Karow und Französisch-<br />

Buchholz.<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong> und Dorf<br />

Die Geschichte des <strong>StadtGut</strong>es ist eng mit der Besiedelung Brandenburgs<br />

und der Entwicklung Berlins verbunden.<br />

Der Ort <strong>Blankenfelde</strong> wurde vermutlich im 13. Jhd. gegründet. Die erste<br />

urkundliche Erwähnung findet sich 1375 im Landbuch Kaiser Karl IV.<br />

Das „blanke Feld“, das der Ansiedlung auf freiem Feld seinen Namen<br />

gab, ist bis heute in der Umgebung erlebbar.<br />

Das Gut im Zentrum des Dorfes war bis ins 19. Jahrhundert im Besitz<br />

brandenburgischer und preußischer Adelsfamilien (z.B. derer von Barnewitz,<br />

von Barfuß, von Arnim und von Grumbkow). Selbst der erste<br />

König von Preußen, Friedrich I., besaß es 2 Jahrzehnte lang.<br />

Im 30-jährigen Krieg (1618 – 1648) wurden Gut und Dorf verwüstet.<br />

Beim Wiederaufbau erhielt das Gut eine Brauerei und eine Branntweinbrennerei.<br />

1776 wurde es durch eine Feuersbrunst erneut vernichtet und danach<br />

wieder auf- und umgebaut.<br />

Nach der Agrarreform und Aufhebung der Leibeigenschaft erwarb<br />

1818 ein Berliner Kaufmann das Gut.<br />

Das heute noch bestehende Hauptgebäude aus rotem Klinker und<br />

die östliche Scheune wurden 1850 gebaut.<br />

Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann


Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann<br />

Seinen heutigen Namen erhielt das Gut 1882, als es von der Stadt<br />

Berlin zum Anlegen von Rieselfeldern erworben wurde.<br />

Das Gut wurde eines der zeitweise mehr als 60 Berliner Stadtgüter,<br />

die in ihrer über 100-jährigen Geschichte ein wichtiger Bestandteil<br />

der Berliner Wirtschafts-, Sozial- und Stadtplanungspolitik waren.<br />

Diesem Thema ist eine gesonderte Ausstellung im Rahmen der Naturschutz-<br />

und Tourismus-Station gewidmet.<br />

1910 wurde <strong>Blankenfelde</strong> „Kurort“ für die Lungenkranken Berlins. Im<br />

westlichen Teil des Gutshofes wurde anstelle der alten Gebäude das<br />

sog. Kurhaus errichtet. Im Gutspark wurde eine Liegehalle gebaut.<br />

Der Kurbetrieb wurde aber um 1920 wieder eingestellt und zur Intensivierung<br />

des Rieselfeldbetriebes wurden weitere Wirtschaftsgebäude<br />

errichtet.<br />

1920 wurde <strong>Blankenfelde</strong> Teil des Bezirks Pankow von Berlin.<br />

Das Kurhaus diente bis 1940 als Altersheim, später zur Unterbringung<br />

von Kriegsflüchtlingen.<br />

1945 bis 1950 befand sich auf dem Gut die „sowjetische Hilfsbereitschaft<br />

zur Versorgung des Dorfes und der Potsdamer Garnison“.<br />

!949 wurde das Stadtgut „Volkseigenes Gut“ (VEG) mit Milch und<br />

Fleisch als Produktionsschwerpunkten.<br />

Nach der Wende war das Gut zunächst Verwaltungssitz der Berliner<br />

Stadtgüter.<br />

Seit 1995 stand es leer.<br />

Nachdem der Bezirk Pankow und der Senat von Berlin vergeblich versucht<br />

hatten, es einer denkmalgerechten Nutzung zuzuführen, wurde<br />

es an den Liegenschaftsfonds übertragen.<br />

Der gemeinnützige Verein „<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong>“ hat es 2006 übernommen,<br />

um den Verfall zu stoppen. Er hat das Grundstück in die<br />

Stiftung „trias“ eingebracht, um es dauerhaft vor Bodenspekulation<br />

zu schützen.<br />

Mit dem ganzheitlichen Ansatz, Natur und Kultur, Leben, Erwerbsarbeit<br />

und gemeinnützige Tätigkeit an einem Ort zusammen zu bringen<br />

und Ressourcen schonend zu wirtschaften, soll das <strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

als Modell für nachhaltige Lebensweise dienen.<br />

23


Beispiel:<br />

Lebensraum<br />

Trockenrasen<br />

24<br />

Die Tiere und Pflanzen des Barnim<br />

Die unterschiedlichen Landschaftsräume des Barnim sind Lebensraum<br />

von vielen seltenen und in ihrem Bestand bedrohten Tieren und<br />

Pflanzen. So sind z. B. allein im Bereich des Tegeler Fließtales<br />

600 Arten von seltenen Farn- und Blütenpflanzen – z.B. Orchideen –<br />

ermittelt worden. 100 dieser Pflanzenarten sind in ihrem weiteren<br />

Bestand gefährdet. So z.B. das Gefleckte Knabenkraut, der Blutrote<br />

Storchenschnabel, Herbstzeitlose, Trollblume oder Feldrittersporn.<br />

Die überaus große Anzahl von Pflanzen hängt mit den unterschiedlichen<br />

Standortgegebenheiten zusammen. Diese sind sowohl durch<br />

wesentliche Unterschiede in den Feuchtigkeits- und Nährstoffverhältnissen<br />

als auch durch die differenzierte Bewirtschaftungsweise<br />

gekennzeichnet.<br />

In ihrem Bestand gefährdet sind vor allem Pflanzen, die an nährstoffärmere,<br />

trockene oder sehr feuchte Standorte gebunden sind.<br />

Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann


Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann<br />

Die wasserreiche Agrarlandschaft des Barnim ist idealer Lebensraum<br />

für viele vom Aussterben bedrohte Tiere, wie z.B. Rotbauchunke,<br />

Kammolch, Knoblauchkröte oder Moor- und Wasserfrosch.<br />

An vielen naturnahen und unverbauten Fließgewässern des Barnim<br />

sind Wasserspitzmaus, Fischotter, und Biber zuhause.<br />

Wasseramsel, Eisvogel und Gebirgsstelze sind neben Braunkehlchen,<br />

Sumpfrohrsänger, Schilfrohrsänger, Kiebitz und<br />

Feldlerche seltene Vertreter der Vogelwelt.<br />

In den alten Waldbeständen an einigen Seeufern ist die Schellente<br />

als Brutvogel zurückgekehrt und leistet Fisch- und Seeadler Gesellschaft.<br />

In den von Gewässern gespeisten Mooren und zuweilen von<br />

Orchideen übersäten Feuchtgebieten brüten Kranich und Wachtelkönig<br />

und auch der Weißstorch und sogar der seltene Schwarzstorch<br />

finden hier ihre Nahrung.<br />

Beispiel:<br />

Lebensraum<br />

Eisvogel<br />

25


26<br />

Der Biber<br />

Der Biber ist unser größtes heimisches Nagetier.<br />

Er kann eine Länge bis zu 1,2 m und ein Gewicht bis zu 30 kg erreichen.<br />

Durch seine Körperform kann er gut schwimmen und tauchen. Unterstützt<br />

wird dies durch verschließbare Ohren und Nase, Schwimmhäute<br />

zwischen den Zehen und sein Fell, das er regelmäßig putzt und<br />

fettet. Er ist aber auch gut zu Fuß.<br />

Sein Revier am Ufer markiert er mit dem Bibergeil,<br />

einem Drüsensekret.<br />

Die kräftigen Schneidezähne wachsen ihm ständig<br />

nach.<br />

Der Biber ist ein reiner Vegetarier.<br />

Er ist vor allem in der Dämmerung und in der Nacht aktiv.<br />

In der Regel lebt er im Familienverband. Eltern, letztjährige Jungtiere<br />

und diesjährige Jungtiere leben in Erd- oder Holz-Erde-Burgen mit<br />

einem Eingang, der unter der Wasseroberfläche liegt.<br />

Die Paarungszeit ist von Januar bis April. Nach ca. 3,5 Monaten werden<br />

dann 3-6 Junge geboren die einige Wochen gesäugt werden.<br />

Der Biber kann maximal 20-30 Jahre alt werden. Im Durchschnitt wird<br />

er aber nur 8-10 Jahre alt.<br />

Lebensraumansprüche des Bibers<br />

Der Biber lebt im Uferraum von Gewässern. Er bevorzugt naturnahe<br />

Gewässer mit abwechslungreicher Ufer- und Gehölzvegetation und<br />

grabbare Uferböschungen.<br />

Als Nahrungsraum dient überwiegend die kraut- und weichholzreiche<br />

Uferzone. Gehölzsäume am Ufer werden bis zu einer Tiefe von 20 m,<br />

in Extremfällen auch bis zu 100 m und mehr zur Nahrungssuche<br />

aufgesucht.<br />

Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann


Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann<br />

Für die Anlage des Baus oder der Burg benötigt er<br />

Gehölze und ungestörte und relativ unzugängliche<br />

Uferabschnitte.Der Wasserstand muß ca. 70 cm sein<br />

und einen Zugang zum Bau unter Wasser ermöglichen.<br />

Bei sinkendem Wasserstand fängt der Biber<br />

an, das Wasser durch Dämme anzustauen.<br />

Bibernahrung<br />

Der Biber frisst im Sommer u.a. Rhizome, grüne Teile krautiger Pflanzen<br />

und Früchte, im Frühjahr, im Herbst und als Wintervorrat Rinde,<br />

und Blätter von Gehölzen.<br />

In einem Abstand von 20-30 m vom Ufer werden insgesamt 250 Pflanzenarten<br />

genutzt (Pagel 2003). In Berlin nutzt er insgesamt 45 Gehölzarten<br />

(Recker 2004) je nach Ausstattung der Reviere. Bevorzugt werden<br />

Zitterpappel und Weiden.<br />

Die Fällungen sind in der Regel kleiner als 10 cm stark. Bevorzugt<br />

werden Gehölze mit einem Durchmesser von 2-5 cm.<br />

Biber-Baue<br />

Es gibt drei verschiedene Arten von Biber-Anlangen,<br />

die variabel je nach Böschungs-art und Wasserstand<br />

errichtet werden: Den Röhrenbau in der Erde, den<br />

Mittelbau im Hang und die Burg auf einer Erhöhung im<br />

Wasser. Sie bestehen aus der „Röhre“, dem Ein- und<br />

Ausgang unter Wasser und dem „Kessel“ der Wohnung.<br />

Gefährdung<br />

Der Biber gehört zu den in ihrer Existenz gefährdeten Tierarten. Er ist<br />

deshalb nach dem Bundesnaturschutzgesetz und der europäischen<br />

FFH-Richlinie streng geschützt.<br />

In der Vergangenheit wurde er in weiten Teilen Europas wegen seines<br />

Fells aber auch wegen seines Fleisches ausgerottet. Durch kon-<br />

27


28<br />

sequenten Schutz und durch Aus-wilderung haben sich die Bestände<br />

in den letzten Jahrzehnten wieder etwas entwickelt.<br />

Gefährdungsursachen sind heute fehlende Nahrungsgrundlage durch<br />

die Beseitigung von Ufergehölzen, Einschränkung des Lebenraumes<br />

durch den Uferverbau, Wander-hindernisse wie Schleusen und Wehre,<br />

der Motorbootverkehr in der Dämmerung und der Autoverkehr beim<br />

Überqueren von Straßen (wie in der Rhenaniastr. in Haselhorst wo 5<br />

Biber überfahren wurden).<br />

Ausbreitung<br />

In Berlin ist der Biber erst seit 1994 wieder beobachtet worden. Derzeit<br />

sind es maximal 15-20 erwachsene Biber und 3 Jungtiere (Recker mdl.).<br />

Kernbereiche sind derzeit der Nieder-Neuendorfer See, die gesamte<br />

Oberhavel mit Inseln, der gesamte Tegeler See mit Inseln und der Alte<br />

Spandauer Schifffahrtskanal.<br />

Hier gibt es mindestens 4-5 Baue bzw. Burgen mit reproduzierenden<br />

Paaren.<br />

Die Oberhavel und der Tegeler See wurden von Oranienburg aus<br />

innerhalb von 5-10 Jahren voll besiedelt.<br />

Die Ausbreitung erfolgt gewöhnlich durch Jungtiere im 2. Lebensjahr.<br />

Sie gründen in einem Radius von 25 Kilometern neue Reviere, wenn<br />

sie einen geeigneten Lebensraum finden.<br />

Im November 2005 wurde ein Biber auch nicht weit vom <strong>StadtGut</strong> im<br />

Köppchensee beobachtet. Er ist vermutlich vom Tegeler See über das<br />

Tegeler Fließ zugewandert.<br />

Quelle: Manfred Krauß und Angela von Lührte , Büro Stadt-Wald-Fluss<br />

Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann


Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann<br />

Ökologischer Landbau im Einklang mit der Natur<br />

In der biologischen oder ökologischen Landwirtschaft werden<br />

Lebensmittel auf der Grundlage möglichst naturschonender Produktionsmethoden<br />

unter Berücksichtigung von Ökologie und Umweltschutz<br />

erzeugt.<br />

Die Anfänge der ökologischen Landwirtschaft reichen bis in die 20er<br />

Jahre zurück.<br />

Angestrebt wird ein geschlossener Stoffkreislauf. Ackerbau und Viehhaltung<br />

sind aneinander gekoppelt. Auf den Ackerflächen werden<br />

neben den für den Verkauf bestimmten Feldfrüchten auch die für die<br />

Tierhaltung benötigten Futterpflanzen erzeugt. Die pflanzlichen Abfälle<br />

und der tierische Dung werden in Form von Kompost wieder den<br />

Ackerflächen als Dünger zugeführt. Ergänzt wird dies durch Gründüngung<br />

und in natürlicher Form vorliegende mineralische Dünger (z.B.<br />

Gesteinsmehl).<br />

Durch Fruchtfolgen und schonende Bodenbearbeitung wird die Bodenstruktur<br />

und das Bodenleben und damit die Bodenfruchtbarkeit<br />

erhalten. Der Abtrag von Boden wird dadurch vermieden.<br />

Auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Schädlingsbekämpfungsmitteln<br />

(Pestizide wie: Fungizide, Herbizide, Insektizide etc.) ,<br />

synthetische Wachstums-förderer, synthetische Düngemittel und<br />

Lebensmittelbestrahlung wird verzichtet.<br />

Die ökologische Landwirtschaft lehnt gentechnisch veränderte<br />

Organismen ab.<br />

Durch den Verzicht auf synthetisch-chemische Düngemittel wird<br />

die von der konventionellen Landwirtschaft ausgehende problematische<br />

Belastung des Grundwassers und der Oberflächengewässer<br />

vermieden.<br />

Ackerrandstreifen mit Feldhecken und Feldrainen werden als sinnvolle<br />

Ergänzung der Landbewirtschaftung einbezogen. Damit wird ein<br />

wesentliches Element unserer Kulturlandschaft und ein wertvoller<br />

Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere erhalten.<br />

29


30<br />

Bei der ökologische Viehzucht werden einheimische Rassen bevorzugt,<br />

die sich in ihrem Umfeld am besten angepasst haben und<br />

die widerstandsfähig gegenüber Krankheiten sind. Die artgerechte<br />

Tierhaltung steht im Vordergrund. Das beinhaltet ausreichende Bewegungsfreiheit,<br />

Ernährung mit Produkten aus ökologischem Anbau<br />

und keine wachstumsfördernden ertragssteigernden Mittel. Massenzuchtmethoden<br />

zur Ertragssteigerung, wie Aufzucht auf engstem<br />

Raum und ständige Beleuchtung oder die Fütterung von Tierproteinen<br />

wird abgelehnt. Der Stress der Tiere beim Transport muss auf ein<br />

Minimum reduziert werden. Beruhigungsmittel für den Transport sind<br />

verboten.<br />

Die Ausgestaltung der ökologischen Grundlagen ist bei den einzelnen<br />

Öko-Landwirten unterschiedlich.<br />

Viele der Öko-Landwirte haben sich in Anbauverbänden zusammengeschlossen.<br />

In Deutschland gibt es derzeit acht verschiedene<br />

ökologische Anbauverbände. Der älteste Anbauverband ist „demeter“<br />

gegründet 1928, 1971 kam „Bioland“ und Anfang der 80er Jahre<br />

„Naturland“ und „Biokreis“ hinzu. Bis 1996 wurden dann noch mit<br />

„Ecovin“, „Gäa“, „Biopark“und „Ecoland“ vier weitere Verbände gegründet.<br />

Sie haben produktbezogene oder regionale Schwerpunkte.<br />

Jeder Verband hat eigene detaillierte Richtlinien und Mindeststandards<br />

für die Produktion und die Verarbeitung von ökologischen<br />

Erzeugnissen. Seine Mitglieder müssen sich daran halten und werden<br />

durch regelmäßige Kontrolle überprüft.<br />

Seit 1991 gibt es die Öko-Verordnung der Europäischen Union mit<br />

dem Bio-Siegel. Die Richtlinien des Bio-Siegel weichen z.T. von den<br />

strengeren Standards der anderen o.g. deutschen ökologischen<br />

Anbauverbände ab. Unterschiede gibt es beim Zukauf von Futter, der<br />

Verwendung von organischem Handelsdünger, oder der Verwendung<br />

von Zutaten aus ökologischer Herkunft.<br />

Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann


Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann<br />

„Totes“ Holz lebt<br />

Oft wird „totes“ Holz beseitigt, weil nicht bekannt ist, wie wertvoll es im<br />

Naturkreislauf ist.<br />

In diesem gibt es aber nichts Überflüssiges. „Tote“ oder absterbende<br />

Bäume, am Boden liegende Stämme, heruntergefallene Äste oder<br />

modrige Stümpfe sind wertvoller Lebensraum für viele Tiere und Pilze.<br />

Fledermäuse und Vögel – z.B. der Specht – finden hier Brut- und Schlafplätze<br />

aber auch Nahrung. Viele Insekten leben in „totem“ Holz, auch<br />

solche, die selten oder in ihrem Bestand bedroht sind, wie z. B. der<br />

Rosenkäfer. Deshalb sollten „tote“ oder absterbende Bäume soweit<br />

wie möglich erhalten werden. In Gärten, Parks und im Wald kann so ein<br />

wichtiger Beitrag zur Artenvielfalt geleistet werden.<br />

Wegen der vielen holzgebundenen Lebensgemeinschaften“ ist es auch<br />

sinnvoll, es nicht „Totholz“ sondern Biotopholz zu nennen.<br />

31


32<br />

Nachhaltige Wassernutzung<br />

Das Wasserkonzept für das Stadtgut <strong>Blankenfelde</strong><br />

Bedeutung des Wassers<br />

Wasser ist ein unersetzliches Gut. Es ist zugleich Lebensmittel, Transportmedium,<br />

Energielieferant und natürlicher Lebens- und Erholungsraum<br />

für Tier, Mensch und Pflanze.<br />

Zwei Drittel der Erdoberfläche - das sind gut 360 Millionen Quadratkilometer<br />

- werden von großen Ozeanen bedeckt. Man schätzt die Gesamtmenge<br />

Wasser auf ca. 1,4 Milliarden Kubikkilometer. Trotz dieses<br />

enormen Wasserreichtums steht dem Menschen davon nur ein<br />

Bruchteil als Lebensmittel zur Verfügung, denn rund 97% des Wassers<br />

füllt die Weltozeane, ist salzhaltig und damit zunächst ungenießbar.<br />

Lediglich 3% des Wassers auf der Erde ist Süßwasser, wovon wiederum<br />

mehr als zwei Drittel als Eis in den Polargebieten oder als Gletscher<br />

und Schnee gebunden sind. Das verbleibende Drittel entfällt<br />

auf Grundwasser, Oberirdische Gewässer wie Seen und Flüsse sowie<br />

Wasser in der Atmosphäre.<br />

Veränderung des Wasserhaushalts der Region<br />

Berlin-Brandenburg<br />

In der Natur befindet sich Wasser in einem ständigen Kreislauf aus Ver-<br />

dunstung, Niederschlag, Versickerung sowie ober- und unterirdischem<br />

Abfluss. Jährlich fallen in Deutschland 770 mm Niederschlag. Die<br />

Region Berlin-Brandenburg ist mit Niederschlägen in Höhe von jährlich<br />

590 mm demzufolge vergleichsweise trocken, sie kann aufgrund ihres<br />

sandigen Untergrundes das Wasser jedoch gut im Boden speichern.<br />

Dennoch muss der Region durch zukünftig zu erwartende Klimaveränderungen<br />

und direkte menschliche Einwirkungen auf den Wasserhaushalt,<br />

v.a. im Ballungsraum Berlin, eine zunehmende Trockenheit<br />

prognostiziert werden. Für das Jahr 2050 werden für Berlin-Bran-<br />

Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann


Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann<br />

denburg weniger als 450 mm jährlicher Niederschlag vorausgesagt.<br />

Bei einem gleichzeitigen Temperaturanstieg um ca. 1,4 °C für den<br />

Zeitraum 2001/2050 sind dabei wesentlich höhere Verdunstungs- und<br />

geringere Infiltratationsraten zu erwarten. Im Extremfall drohen der<br />

Region damit sommerliche Dürreperioden mit schwerwiegenden<br />

Folgen für Trinkwasserversorgung und Landwirtschaft.<br />

Zwei weitere Faktoren beeinflussen das zukünftige Wasserdargebot<br />

der Region nachhaltig. Zum einen wird durch die zumehmende<br />

Siedlungstätigkeit und den stetig wachsenden Anteil an versiegelter<br />

Fläche die Wasserspeicherung und -infiltration im Boden weitgehend<br />

unterbunden, was vielerorts ein Absinken des Grundwasserspiegels<br />

zur Folge hat. Zum anderen führt die fortschreitende Umnutzung<br />

bestehender Feuchtgebiete zu Acker- oder Grünland zum Verlust<br />

wertvoller Retentionsflächen in den Auen und Mooren der Region.<br />

Dies verringert das Wasserspeichervermögen der Landschaft und<br />

erhöht die Gefahr von Hoch- und Niedrigwasser. Diese gravierenden<br />

Auswirkungen auf den regionalen Wasserhaushalt verlangen einen<br />

schnellen Wandel im Umgang mit der Ressource Wasser.<br />

Leitbilder und Strategien einer vorsorgenden Wasserwirtschaft<br />

Um den genannten Veränderungen im Wasserhaushalt gerecht zu<br />

werden, sollten bei der Planung zukünftiger Wasserkonzepte folgende<br />

Zielstellungen im Mittelpunkt stehen:<br />

• Die Reduzierung der Wasserentnahme durch Senkung des Trinkwasserverbrauchs,<br />

• Die Erhaltung und Verbesserung der Grundwasserneubildung durch<br />

gezielte Versickerung und Vermeidung versiegelter Flächen,<br />

• Die Erhöhung der Wasserspeicherung durch Wiedervernässung von<br />

Feuchtgebieten,<br />

• Die Verbesserung der Wassergüte durch eine separate Behandlung<br />

der Abwasserteilstöme.<br />

33


34<br />

Das Wasserkonzept für das Stadtgut <strong>Blankenfelde</strong><br />

Auf dem Stadtgut <strong>Blankenfelde</strong> sollen die oben genannten Ziele in<br />

einem zukunftsweisenden Waser- und Sanitärkonzept umgesetzt<br />

werden. Dafür sind folgende Elemente vorgesehen:<br />

• Wassersparende Armaturen und Geräte sollen eine weitgehende<br />

Ein-sparung von Trinkwasser ermöglichen. Weiterhin soll wo möglich<br />

wertvolles Trinkwasser durch Brauchwasser ersetzt werden. Dafür<br />

sollen die Abflüsse von Dusche, Badewanne, Geschirrspülmaschine<br />

und Waschtisch getrennt gesammelt, vor Ort aufbereitet und für<br />

Zwecke, die keiner Trinkwasserqualität bedürfen, wiederverwendet<br />

werden.<br />

• Die oben beschriebenen leicht verschmutzten Abflüsse, als Grauwasser<br />

zusammengefasst, sollen auf dem Grundstück verbleiben<br />

und mit naturnahen Verfahren so weitgehend aufbereitet werden,<br />

dass eine Einleitung in Gewässer oder eine Mehrfachnutzung als<br />

Brauchwasser ohne Weiteres möglich ist.<br />

• Weiterhin soll der lokale Wasserkreislauf durch den Verbleib von<br />

Niederschlagswasser und zum Teil auch gereinigtem Grauwasser<br />

auf dem Grundstück gestärkt werden. Dafür ist die direkte Ableitung<br />

aller Dachabflüsse über einen renaturierten Graben sowie deren<br />

Sammlung in einem Schönungsteich vorgesehen.<br />

Die wesentlichen Elemente des Wasserkonzeptes sind im nachfolgenden<br />

Schaubild dargestellt.<br />

Wasserwerk<br />

Variante 2: Grauwassernutzung, 2 Teilströme<br />

Trinkwasser<br />

Abwasser<br />

Trennkanalisation<br />

Wasserspartoilette<br />

Vorfluter<br />

4,5 l pro<br />

Spülgang<br />

Grauwasser<br />

Mengenausgleich<br />

Niederschlagswasser<br />

Bewachsener<br />

Bodenfilter<br />

Feuchtgebiet/<br />

Schönungsteich<br />

Betriebswasser<br />

Bewässerung<br />

Einleitung in<br />

Feuchtgebiet/<br />

Graben<br />

Vorfluter<br />

Biomasseproduktion<br />

Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann


Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann<br />

Die Ergebnisse für das Stadtgut <strong>Blankenfelde</strong><br />

Durch die genannten Maßnahmen kann der Trinkwasserverbrauch<br />

gegenüber konventionellen Techniken um mehr als die Hälfte gesenkt<br />

werden. Dies führt nicht nur zu reduzierten Trink- und Abwasserkosten,<br />

sondern auch zu Energieeinsparungen bei der Warmwasserbereitung.<br />

Durch die dezentrale und naturnahe Aufbereitung von Grauwasser<br />

vor Ort und deren Wiederverwendung zum Beispiel für die Toilettenspülung<br />

können zum einen kommunale Kläranlagen sowie die<br />

Kanalisation entlastet werden. Zum anderen verbleiben Stoffströme<br />

im Sinne einer modernen Kreislaufwirtschaft auf dem Gelände anstatt<br />

über ein kilometerlanges Leitungsnetz abtransportiert und an anderer<br />

Stelle wieder der Natur zugeführt zu werden.<br />

Der direkte Rückhalt von Regenwasser auf dem Grundstück ist nicht<br />

nur ein optisches Element, welches das Medium Wasser für Bewohner<br />

und Besucher sichtbar und erfahrbar machen soll. Er unterstützt<br />

auch das Auffüllen des Grundwasserspeichers, sorgt durch höhere<br />

Verdunstung für eine Verbesserung des Stadtklimas und wird so zu<br />

einem wichtigen Element eines naturnahen Wasserkonzeptes.<br />

Zusammenfassung<br />

Die vorgesehenen Maßnahmen verfolgen die oben genannten Anforderungen<br />

an eine moderne Wasserwirtschaft und sollen vor dem<br />

Hintergrund der noch zu erwartenden Veränderungen im regionalen<br />

Wasserhaushalt ein Beispiel für einen bewussten und zukunftsweisenden<br />

Umgang mit der Ressource Wasser demonstrieren.<br />

35


36<br />

Geschichte der Berliner Stadtgüter<br />

am Beispiel des Stadtgutes <strong>Blankenfelde</strong><br />

Die Geschichte des Gutshofes in <strong>Blankenfelde</strong> als „Berliner Stadtgut“<br />

währte von 1882 bis 1989.<br />

Das „Stadtgut <strong>Blankenfelde</strong>“ mit den angeschlossenen Gütern, bzw.<br />

Vorwerken „Lindenhof“, „Möllersfelde“, „Sperlingslust“ und „Rosenthal“<br />

war mit durchschnittlich 1900 ha eines der größten unter den bis zu<br />

60 Berliner Stadtgütern.<br />

In der Textpassage „Rieselfeldnutzung“ wird bereits kurz auf die<br />

Entstehungsgeschichte und Bedeutung der Berliner Stadtgüter für die<br />

Abwasserentsorgung Berlins eingegangen.<br />

Die Stadt Berlin verfolgte darüber hinaus mit den Stadtgütern weitere<br />

sozial- und gesellschaftspolitische Ziele:<br />

Sie wollte Einfluss nehmen auf die Nutzung des erworbenen Landes<br />

– als Luftspeicher- und -verbesserer durch den Erhalt von Wald und<br />

Wiesen,<br />

– aber auch als mögliche Baulandreserve für weiteren Wohnungsbau.<br />

Sie wollte die ehemaligen Herrenhäuser als „soziale Fürsorgestätten“<br />

nutzen sowie Erholungsbereiche sowie Spiel- und Sportplätze für die<br />

Stadtbevölkerung schaffen.<br />

Von Beginn an wurde an die Stadtgüter als<br />

landwirtschaftliche Betriebe die Erwartung<br />

geknüpft zur Lieferung von gesunden Lebensmitteln<br />

für die Berliner beizutragen. Daher<br />

sollten sie auch Pionierarbeit auf dem Gebiet<br />

der Landwirtschaft leisten. Nicht zuletzt ging<br />

es darum „vorbildliche“ Arbeits- und Lebensbedingungen<br />

für die auf<br />

den Gütern Beschäftigten<br />

zu schaffen.<br />

In einem Kooperationsprojekt mit dem Bezirksamt<br />

Pankow, Amt für Kultur und Bildung<br />

soll am Beispiel des Stadtgutes <strong>Blankenfelde</strong><br />

der Frage nachgegangen werden, was in<br />

den hundert Jahren ihres Bestehens aus den<br />

Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann


Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann<br />

anspruchvollen Zielen der Berliner Stadtgüter-<br />

Politik geworden ist.<br />

So soll etwa die wechselvolle Nutzung des<br />

ehemaligen „Herrenhauses“ (incl. Brennerei),<br />

z.B. als Heilstätte für Lungenkranke, als<br />

„Leichtkrankenhaus“, oder als Altersheim,<br />

Flüchtlings- und Lehrlingsunterkunft dargestellt<br />

werden.<br />

Wichtig ist auch die Prägung des Dorfes durch<br />

den Bau von „Schnitterkasernen“ und Arbeiterhäusern<br />

für die auf dem Gut arbeitenden<br />

Menschen.<br />

Schließlich geht es um Dokumentation der verschiedenen Entwicklungsphasen<br />

des Landwirtschaftsbetriebes Stadtgut <strong>Blankenfelde</strong> von<br />

der Zeit vor dem 1.Weltkrieg bis zum „Volkseigenen Gut“ der DDR<br />

und deren Einfluss auf Dorf und umliegende Region.<br />

Das „Stadtgut <strong>Blankenfelde</strong>“ hat in seiner über hundertjährigen<br />

Geschichte „die Besonderheiten dieses natur- und kulturgeprägten<br />

Raumes“ (vgl. Punkt 3. des Leitbildes) wesentlich bestimmt. Daher soll<br />

seine Geschichte im Rahmen der Naturschutz- und Tourismus-Station<br />

in besonderer Weise gewürdigt werden.<br />

37


38<br />

Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann


Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann<br />

Gestaltung<br />

Die Ausstellungsarchitektur erfolgt über „geschwungene“, zum Teil<br />

überlagernde Wandtafeln, die mittels Abstandshaltern an den Wänden<br />

und Säulen montiert werden. Zum Fußboden wird umlaufend<br />

eine Distanz von ca. 50 cm eingehalten.<br />

In ausgewählten Bereichen werden Vitrinen in die Wandverkleidung<br />

integriert. Einige Vitrinen dienen zugleich als Durchsicht in die Aussenanlage<br />

vor Fensterbereichen.<br />

Materialien/Farbe:<br />

Metall (Aluminiumrohre als Distanzhalter), helles Holz (Lamellenholz<br />

für Rundungen), Glas (Virtinen und als Vorsatz bei zu schützenden<br />

Motiven auf den Stellwandflächen), weiße Wand- und Deckenfarbe.<br />

Auf den Wandtafeln werden in Form von Illustrationen zeitgeschichtliche<br />

Abläufe (Fließgrafik) großflächig dargestellt, z. B. von der Eiszeit<br />

bis zur mittelalterlichen Landnutzung sowie Lebensräume von Boden-,<br />

Wasser- und Luftlebewesen, Pflanzen, Blüten und Bäumen.<br />

Auf den Wandtafeln werden mittels Distanzhalter<br />

Text- und Fototafeln (ca. 32 Stück) aufgesetzt,<br />

so dass eine eventuell später notwendige<br />

Aktualisierung einzelner Thematiken oder<br />

Grafiken kostengünstig gewährleistet ist.<br />

Beispiel: Lebensraum Fließgewässer<br />

39


Ausstellungsplanung<br />

<strong>StadtGut</strong> <strong>Blankenfelde</strong><br />

Naturschutz- und Tourismusstation<br />

© 2008<br />

Max Ley und Konrad Zwingmann

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!