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Die Natur hatte die Menschen regelrecht genarrt. Oder die Menschen<br />

hatten sich und ihre Verbindung zu Gott überschätzt. Wie anders soll<br />

man sonst den Spruch der Siedler verstehen, der damals Grundphilosophie<br />

war: 'Der Regen folgt dem Pflug.' Das ist doch der blanke Hochmut!<br />

Ich kann das absolut nicht nachvollziehen, mit welchem Optimismus<br />

diese Siedler hier Häuser gebaut haben. Hinterher weiss man natürlich<br />

alles besser. Aber: Jeder hat gesehen, was hier wächst, wie viele und<br />

welche Tiere davon leben können. Jeder muss sich doch die Frage stellen,<br />

warum es hier nur höchstens zwei Monate lang grüne Wiesen gibt?<br />

Und warum wachsen die Gum Trees, die gar keine Gummibäume sind,<br />

nur an bestimmten Stellen und nicht als Wald überall?! Die alles entscheidende<br />

Frage ist die nach dem Wasser. Wasser und die Vielfalt der<br />

Natur hängen unmittelbar zusammen. Jeder kann diesen einfachen Zusammenhang<br />

sehen - trotzdem wurden unendlich viele Flächen in Australien<br />

gerodet und als Weide eingezäunt, die nur ein paar Wochen im<br />

Jahr wirklich grün werden. Mir ist auch völlig unbegreiflich, wie so wenige<br />

Menschen so riesige Flächen roden konnten! Aber wenn man in seinem<br />

ganzen Leben nichts anderes macht, als Bäume und Büsche mit<br />

Feuer und der Axt zu roden, dann kommt auch in nur 50 Jahren viel<br />

Kahlschlag zusammen. Ich finde es absolut faszinierend, wie man die<br />

einfachsten Regeln des normalen Menschenverstandes unter solchen Extrembedingungen,<br />

die ja damals tatsächlich für diese Siedler bestanden,<br />

nicht mehr beachtet hat. Schon wieder werde ich an die DDR erinnert:<br />

Da war ja das gleiche in Rot zu beobachten: Die Philosophie sagte eindeutig:<br />

Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Die Partei sah es aber genau<br />

anders herum. Einfach verrückt! Aber scheinbar kommt es gar nicht so<br />

selten vor, dass man seine Wunschträume einfach zur Realität erklärt.<br />

Von Hill's Homestead ist es bis zum ersten Lookout nicht weit. Vielleicht<br />

50 Meter Höhenunterschied muss man erklimmen, dann hat man<br />

die erste Sicht über das Tal. Die ist beeindruckend. Allerdings hatte ich<br />

es mir nicht so grün und so freundlich vorgestellt, ich dachte, es wäre<br />

viel karger. Der Himmel ist bedeckt, es ist relativ kalt (12°) und es hat<br />

unterwegs sogar mal einen Graupelschauer gegeben. Aber die Wolkendecke<br />

hat Löcher und das bringt Farbe und Dramatik ins Bild. Auf den<br />

Flanken der Berge zeichnet die Sonne helle Flecken, auch der Talgrund<br />

wird völlig unterschiedlich beleuchtet. Gerade dadurch aber werden die<br />

schönen Wiesen mit den hohen Bäumen da unten hervorgehoben.<br />

Ich steige weiter den Berg hoch. Es ist ein felsiger, unebener und zum<br />

Teil steiler Weg. Aber es ist trocken, nicht rutschig, absolut ungefährlich.<br />

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