März 2010 - Niederlenz

Welches Ereignis in Niederlenz bleibt
Ihnen immer in Erinnerung?
Das ist der Todesfall einer Mitschülerin in
der Gartenbauschule. Sie stürzte vor meinen
Augen in die Tiefe, und ich musste machtlos
zusehen. Das Erlebnis war für mich unverdaubar;
ausser einem Verhör mit der Polizei
redete niemand mit uns Mädchen; ihr Tod
wurde auch nicht wie alle anderen im Dorf
publik gemacht. Man wollte kein Gerede.
Ich konnte nicht an die Beerdingung gehen;
noch heute kann ich das Erlebte nicht
fassen. Und Peperonisalat, den es an dem
Abend zum Nachtessen gab, mag ich seither
definitiv nicht mehr.
Man sieht Sie oft unterwegs mit
Ihrem Hund. Haben eine besondere
Beziehung zu Tieren?
Ja, das habe ich schon von klein auf. Es war
Niederlenz
PAG Pumpbeton AG
5702 Niederlenz
Telefon 062 891 84 03
www.pag-ag.ch
ja dann auch mein grösster Berufswunsch,
Tierpflegerin zu werden; das war aber
damals noch kein Beruf, den man erlernen
konnte. So wurde ich Gärtnerin – was mich
nach Niederlenz gebracht hat und auf einen
Hof mit Tieren. Später habe ich noch die
Bäuerinnenschule in Brugg besucht. Ich
kann mir ein Leben ohne Hund und Katzen
nicht vorstellen. Nun habe ich ja auch noch
vom Tierschutz den Auftrag erhalten, für
ein ganzes Rudel verwilderter Katzen zu
sorgen; sie nehmen keine Beziehung auf,
aber wenn man spürt, dass die eine oder
andere etwas Vertrauen fasst, ist das schon
etwas sehr Schönes.
Welches sind die eindrücklichsten
Erlebnisse mit Tieren?
Das gibt es viele. Das letzte war die dramatische
Todgeburt von zwei Zwillingskälbern
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Betonförderung
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Persönliches
vor Weihnachten. Zwei Tage später musste
dann auch die Mutterkuh eingeschläfert
werden; es war unsere beste Kuh im Stall
gewesen, noch aus der eigenen Zucht stammend.
Das tat weh – und das Jahr hörte
auf, wie es begonnen hatte: mit Unglück
im Stall.
Was raten Sie jemandem, der sich
überlegt, einen Hund oder eine
Katze aufzunehmen?
Man sollte sich folgende Fragen stellen:
Habe ich genug Zeit für das Tier? Dazu
gehören die Pflege der Beziehung genauso
wie das Spazierengehen mit dem Hund.
Habe ich das Geld für alles, was damit
verbunden ist: Impfungen, Futter, Arzt,
Hundemarke usw.?
Bin ich bereit, für ein Tier 15 Jahre lang
zu sorgen?
Bin ich bereit, auf manches zu verzichten,
weil es mit einem Haustier nicht vereinbar
ist?
Nehme ich die Anstrengung auf mich, eine
Lösung zu finden für Zeiten, in denen ich
nicht für das Tier sorgen kann?
Was war ihr bester Lehrmeister im
Leben?
Das Leben selber war mein Lehrmeister. Es
hat mir viel zugemutet, aber auch viel Kraft
und Zuversicht gegeben, so dass ich immer
wusste, dass Lösungen gefunden werden
können. Zum Beispiel glaube ich nicht, dass
Kinder, die in einem Heim aufgewachsen
sind, generell gefährdeter sind als andere.
Ich habe sehr viel gelernt und profitiert,
bin auf gute Menschen gestossen, die mich
unterstützten; wäre ich meiner herzlosen
Stiefmutter ausgesetzt gewesen, wäre wohl
sehr viel mehr zerbrochen.
Der Frühling kommt ... Wie erleben
Sie diese Jahreszeit?
Das Leben findet wieder vermehrt draussen
statt. Es ist heller und wärmer, es grünt und
blüht, das tut gut. Ich hab aber auch den
Winter gern, denn wir Bauern haben dann
etwas mehr Ruhe. Und wenn es auf einmal
mehr als 25 Grad warm wird, erwacht bei
mir schon wieder die erste Vorfreude auf
den Herbst ...
Der Dorfgeischt dankt Frau Keller für das
interessante Gespräch und wünscht ihr und
ihrer Familie alles Gute. ew `