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Geben und Nehmen<br />

Weihnachten ist das<br />

Fest des Schenkens<br />

und Beschenktwerdens<br />

schlechthin.<br />

Schon diese Zweigeteiltheit<br />

von Geben und Nehmen zeigt<br />

uns die Wechselwirkung, die in der<br />

N<strong>at</strong>ur eines Geschenks liegt. Denn zum<br />

Schenken gehören immer zwei, ein<br />

Geschenk muss nicht nur ausgesucht<br />

und besorgt, sondern auch angenommen<br />

werden. Wenn du einen lieben<br />

Menschen beschenkst, macht er dir die<br />

größte Freude damit, sich über dein<br />

Geschenk zu freuen.<br />

Alle Jahre wieder stellt sich die selbe<br />

Frage: Was soll man Leuten schenken, die<br />

zumeist ohnehin schon alles haben? Und<br />

Jakob, 7 Jahre<br />

Was wünschst dudir zu Weihnachten?<br />

Eine Wii, aber die wünschen wir uns eigentlich<br />

eh alle — also auch Mama, Papa und Moritz.<br />

Ein größeres Zimmer, dass ich nicht immer<br />

wegräumen muss! Zum Spielen mag ich die<br />

Pir<strong>at</strong>enburg von Playmobil haben, die, wo der<br />

Drache dabei ist und sonst noch für Lego was.<br />

Hast dudas Christkind schon mal gesehen?<br />

Aber nein, das ist ja unsichtbar!<br />

4#QUAX.<strong>at</strong><br />

Schenkenund Beschenktwerden isteine<br />

grundlegende Interaktion zwischen<br />

Menschen –nicht nur zu Weihnachten.<br />

woher kommt der Brauch, Menschen, die<br />

einem am Herzen liegen, etwas, das nicht<br />

unmittelbar für das Leben notwendig ist,<br />

zu geben?<br />

Von der Urgeschichte in die<br />

Neuzeit<br />

In der ältesten Periode der Menschengeschichte<br />

lernte der Mensch Metalle,<br />

Kupfer, Bronze und Eisen zu verarbeiten<br />

und stellte Kleidung her. Die Menschen in<br />

der Urgeschichte nutzten diese technischen<br />

Errungenschaften nicht nur, um<br />

Werkzeuge und Waffen, Speere, Keilmesser,<br />

Pfeil und Bogen, zu erzeugen, sie<br />

fertigten auch Schmuck an und aus Keramik<br />

wurden nicht nur Gefäße, sondern<br />

auch Figuren geformt. Waren diese<br />

Gegenstände, die keinen offensichtlichen<br />

Nutzen erfüllen, Geschenke? „Dass die<br />

Menschen in der Urgeschichte einander<br />

beschenkt haben, ist archäologisch nicht<br />

nachweisbar“, stellt Dr. Ernst Lauermann,<br />

wissenschaftlicher Leiter des Urgeschichtemuseum<br />

in Asparn/Zaya und NÖ Landesarchäologe,<br />

fest.<br />

Ob solche Gegenstände Geschenke<br />

waren oder im Tauschhandel gekauft<br />

wurden, ist aus heutiger Sicht nicht eindeutig<br />

festzustellen. Zwar finden ArchäologInnen<br />

immer wieder Sonderobjekte in<br />

Gräbern, von denen wir annehmen können,<br />

dass sie Geschenke waren, Beweise<br />

dafür gibt es aber nicht.<br />

Das Schenken als Akt aus Geben und<br />

Nehmen zählt zur grundlegenden nonverbalen<br />

Interaktion zwischen Menschen.<br />

Vorausgesetzt das Geschenk wird angenommen,<br />

stärkt die oder der Schenkende<br />

die Bindung zur/zum Beschenkten, festigt<br />

den eigenen St<strong>at</strong>us oder beruhigt das<br />

schlechte Gewissen.<br />

Von K<strong>at</strong>rin Berger<br />

Schon die Gelehrten der Antike<br />

beschäftigten sich mit der Kunst des<br />

Schenkens.<br />

Früher waren Geschenke vermögenden<br />

Schichten vorbehalten. Das Geschenk,<br />

so wie wir es kennen, als Mittel<br />

zur Gestaltung von Beziehungen, um Zuneigung<br />

und Liebe auszudrücken, ist erst<br />

eine Erfindung der Neuzeit. Industrielle<br />

Revolution und zunehmender Wohlstand<br />

im 19. Jahrhundert schafften die Grundlage<br />

unserer westlichen Geschenkkultur.<br />

Die Kehrseite des Geschenks<br />

Auch in indigenen Kulturen dienen Geschenke<br />

in einem hohen Maß der Schaffung<br />

und Aufrechterhaltung von Vertrauen<br />

und Zusammenhalt. „In Kulturen im<br />

Südseeraum verschenkte man sein gesamtes<br />

Hab und Gut“, weiß Mag. a Gunda<br />

Chiba, die nicht nur Kultur- und Sozialanthropologin<br />

ist, sondern auch fantastische<br />

Kekse backen kann (Seite 10). Das<br />

diente n<strong>at</strong>ürlich dem sozialen Gefüge.<br />

Wenn einer den anderen seinen gesamten<br />

Besitz gibt, gehen die anderen die zumindest<br />

moralische Verpflichtung ein, für ihn<br />

zu sorgen. Das hält zusammen.<br />

Das Schenken lässt sich mit den Beiträgen<br />

einer Versicherung, die im Notfall<br />

hoffentlich aufkommt, vergleichen. Ich<br />

gebe, wenn ich etwas habe, im Vertrauen<br />

darauf, dass die anderen mir etwas<br />

geben, wenn ich nichts mehr habe.<br />

Geschenke sind selten ohne – wenn<br />

auch unbewusste – Hintergedanken und<br />

das Geben ist auch in unserer Gesellschaft<br />

nur bedingt selbstlos. Wer gibt,<br />

möchte etwas gutmachen, erwartet einen<br />

späteren Ausgleich oder zumindest die<br />

Dankbarkeit für die Gabe. Selbst die, die<br />

beschenkt werden, gehen damit eine<br />

zumindest theoretische Verpflichtung ein.<br />

Es fällt nicht leicht, jemandem eine<br />

Bitte abzuschlagen, der dir ohne Gegenleistung<br />

etwas gegeben h<strong>at</strong>.<br />

Sonderfall Weihnachten<br />

Ein Geschenk ist auch nicht immer eine<br />

Gabe aus freien Stücken. Zu<br />

bestimmten Anlässen wie Geburtstagen<br />

oder zu Weihnachten besteht quasi eine<br />

Verpflichtung zu schenken. Die Bescherung<br />

ist ein familiärer Fixpunkt am Heiligen<br />

Abend.<br />

Moritz F., 5 Jahre<br />

Was wünschst dudir zu Weihnachten?<br />

Ich wünsche mir ein Buch vom Drachen<br />

Kokosnuss oder Petterson mit CD und Lego<br />

zu Weihnachten.<br />

Hast dudas Christkind schon mal gesehen?<br />

Mein Bruder sagt, es ist unsichtbar, aber<br />

ich glaube, es ist einfach zuschnell.

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