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Fallstudie Der Übernahmekampf um die Schering AG

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H<strong>um</strong>boldt-Universität zu Berlin<br />

Institut für Management<br />

<strong>Fallstu<strong>die</strong></strong><br />

<strong>Der</strong> <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

von Tennessee Herchenbach<br />

Juni 2008<br />

Komprimierte Fassung der Diplomarbeit.<br />

ABSTRACT:<br />

Anfang März 2006 erklärte <strong>die</strong> Darmstädter Merck-Gruppe ihre Absicht, <strong>die</strong> Berliner<br />

<strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> übernehmen zu wollen. Nachdem das <strong>Schering</strong>-Management sich gegen das<br />

Übernahmeangebot ausgesprochen hatte, sprang der Leverkusener Bayer-Konzern als Weißer<br />

Ritter ein. <strong>Schering</strong> hatte bis zu Mercks Vorstoß alle Übernahmeversuche erfolgreich abwenden<br />

können. Die Fachöffentlichkeit stellte sich deshalb <strong>die</strong> Frage, war<strong>um</strong> <strong>die</strong> Abwehrmaßnahmen<br />

im jüngsten Fall nicht erfolgreich waren.<br />

Um <strong>die</strong>ser Frage nachgehen zu können, werden in der vorliegenden <strong>Fallstu<strong>die</strong></strong> <strong>die</strong> strategischen<br />

Managemententscheidungen während des gesamten <strong>Übernahmekampf</strong>es vor dem<br />

Hintergrund einer wertorientierten Unternehmensführung systematisch aufgearbeitet. Es<br />

werden Wertsteigerungspotentiale identifiziert und mögliche Herausforderungen<br />

herausgestellt, <strong>die</strong> für den Erfolg der eingeschlagenen Strategien von Bedeutung waren.<br />

Key Words: <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong>, Bayer <strong>AG</strong>, Merck KGaA, feindliche Übernahme, Deutschland <strong>AG</strong><br />

© 2008 Tennessee Herchenbach


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Einleitung ........................................................................................................................... 1<br />

2. Deutsche Pharmabranche im internationalen Vergleich .................................................... 2<br />

3. Hauptakteure der <strong>Schering</strong>-Übernahme ............................................................................. 4<br />

3.1. Merck KGaA – <strong>Der</strong> Angreifer ................................................................................... 4<br />

3.2. Bayer <strong>AG</strong> – <strong>Der</strong> Weiße Ritter .................................................................................... 6<br />

3.3. <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> – Das Zielobjekt ................................................................................... 8<br />

3.4. Personen- und Kapitalverflechtungen ...................................................................... 10<br />

4. Akquisitionsprozess ......................................................................................................... 11<br />

4.1. Übernahmeversuch der Merck KGaA ...................................................................... 11<br />

4.1.1. Verlauf .............................................................................................................. 11<br />

4.1.2. Wertsteigerungspotentiale ................................................................................ 12<br />

4.1.3. Herausforderungen ........................................................................................... 13<br />

4.1.4. Unternehmensbewertung und Finanzierung ..................................................... 14<br />

4.2. Abwehrreaktion der <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> ............................................................................ 15<br />

4.3. Übernahmeangebot der Bayer <strong>AG</strong> ........................................................................... 18<br />

4.3.1. Verlauf .............................................................................................................. 18<br />

4.3.2. Wertsteigerungspotentiale ................................................................................ 18<br />

4.3.3. Herausforderungen ........................................................................................... 20<br />

4.3.4. Unternehmensbewertung und Finanzierung ..................................................... 21<br />

4.4. Reaktion der Merck KGaA ...................................................................................... 22<br />

4.5. Erwerb von <strong>Schering</strong>-Aktien .................................................................................... 23<br />

5. Schlussbetrachtung ........................................................................................................... 25<br />

Anhang ..................................................................................................................................... 28<br />

Literaturverzeichnis .................................................................................................................. 35<br />

II


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

1. Einleitung<br />

In den vergangenen Jahren hat sich <strong>die</strong> Pharmaindustrie wie ka<strong>um</strong> eine andere Branche weltweit<br />

durch Fusionen und Übernahmen verändert. 1 Ein eindrucksvolles Beispiel in der deutschen<br />

Pharmabranche ist der <strong>Übernahmekampf</strong> im Fall Merck KGaA, Bayer <strong>AG</strong> und<br />

<strong>Schering</strong> <strong>AG</strong>. Nachdem Anfang März 2006 zunächst <strong>die</strong> Darmstädter Merck-Gruppe versucht<br />

hatte, <strong>die</strong> Berliner <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> zu übernehmen, sprang der Leverkusener Bayer-Konzern als<br />

Weißer Ritter ein. Die Übernahme des Berliner DAX-Unternehmens durch Bayer ist <strong>die</strong> bislang<br />

zweitgrößte innerdeutsche Akquisition nach dem Erwerb der Dresdner Bank durch <strong>die</strong><br />

Allianz und <strong>die</strong> größte Übernahme in der deutschen Pharmabranche. 2<br />

Während vor allem in den angelsächsischen Ländern feindliche Übernahmen gängige Praxis<br />

sind und häufig als Zeichen eines funktionierenden Kapitalmarkts gewertet werden, haben<br />

<strong>die</strong>se in Deutschland bisher eine untergeordnete Rolle gespielt. 3 Hierfür sorgten insbesondere<br />

<strong>die</strong> als „Deutschland <strong>AG</strong>“ bezeichneten historisch gewachsenen Personen- und Kapitalverflechtungen<br />

deutscher Unternehmen, <strong>die</strong> hohe politische Kontrolle und der späte Wandel hin<br />

zur Shareholder-Value-Orientierung. 4 Feste Eigentümerstrukturen und <strong>die</strong> Verflechtung von<br />

Vorstands- und Aufsichtsratsmandaten schützten deutsche Unternehmen lange Zeit weitgehend<br />

vor feindlichen Übernahmen.<br />

Für großes öffentliches Aufsehen sorgte im Jahr 1999 <strong>die</strong> feindliche Übernahme der Mannesmann<br />

<strong>AG</strong> durch Vodaphone Airtouch. In den darauf folgenden Jahren haben sich <strong>die</strong><br />

Rahmenbedingungen in Deutschland wesentlich verändert. Feindliche Übernahmen fanden<br />

zunehmend politische Akzeptanz. Mit dem 2002 eingeführten WpÜG wurden Leitlinien für<br />

ein faires und geordnetes Angebotsverfahren geschaffen. Die klar definierten Vorgaben, nicht<br />

nur für den Ablauf und den Zeitplan eines Übernahmeangebots, sondern auch hinsichtlich der<br />

Abwehrmöglichkeiten des Managements der Zielgesellschaft, stellen eine deutliche Erleichterung<br />

für das Bieterunternehmen dar. Des Weiteren kam es in den letzten Jahren zu einem Abbau<br />

gegenseitiger Verflechtungen, wodurch sich der Streubesitz bei den Anteilsscheinen der<br />

DAX-Konzerne von 72,4 % im Jahr 2001 auf 83,7 % im Jahr 2007 erhöhte. 5 Dennoch enthüllte<br />

der <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> anhaltende finanzielle und personelle Verflechtungen<br />

der Deutschland <strong>AG</strong>, <strong>die</strong> in <strong>die</strong>ser <strong>Fallstu<strong>die</strong></strong> verdeutlicht werden sollen.<br />

1<br />

Vgl. Handelsblatt Nr. 51 vom 13.03.2006, S. 15.<br />

2<br />

Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 51 vom 14.03.2006, S. 10.<br />

3<br />

Vgl. Jansen (2001, S. 60 f.).<br />

4<br />

Vgl. Fritz (2006).<br />

5<br />

Vgl. Deutsche Börse (2008).<br />

1


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

Trotz der hohen Popularität von M&A ist deren tatsächlicher Beitrag zur Wertsteigerung <strong>um</strong>stritten.<br />

Deshalb steht außerdem <strong>die</strong> Frage im Vordergrund, ob <strong>die</strong> von den Unternehmen<br />

gewählten Handlungsoptionen dazu geeignet waren, den Herausforderungen erfolgreich zu<br />

begegnen und somit Wettbewerbsvorteile zu schaffen, <strong>die</strong> zu einer nachhaltigen Steigerung<br />

des Unternehmenswertes beitragen konnten.<br />

In den folgenden zwei Kapiteln werden zunächst <strong>die</strong> Wettbewerbskräfte in der Pharmabranche<br />

beschrieben und <strong>die</strong> an der Übernahme beteiligten Akteure vorgestellt. Das vierte Kapitel<br />

wendet sich der systematischen Aufarbeitung des <strong>Übernahmekampf</strong>es zu, <strong>um</strong> <strong>die</strong> strategischen<br />

Fähigkeiten der beteiligten Unternehmen beurteilen zu können.<br />

2. Deutsche Pharmabranche im internationalen Vergleich<br />

Nach den Berechnungen des Marktforschungsinstituts IMS Health ist der weltweite Pharmamarkt<br />

in den fünf Jahren vor der <strong>Schering</strong>-Übernahme <strong>um</strong> durchschnittlich 11 Prozent p. a.<br />

gewachsen. 6 Allerdings wurde für <strong>die</strong> darauf folgenden Jahre mit einer deutlichen Verlangsamung<br />

des internationalen Wachst<strong>um</strong>s auf dem Pharmamarkt gerechnet. 7 Als<br />

Haupteinflussfaktoren für das Wachst<strong>um</strong> des Pharmamarktes gelten insbesondere <strong>die</strong> Entwicklung<br />

der Bevölkerungsstruktur, <strong>die</strong> Regulierung des Gesundheitsmarktes und der<br />

Umsatzanteil von Generika (Nachahmerprodukte) am Pharmamarkt, verursacht durch ablaufende<br />

Patente vieler Pharmaunternehmen. 8<br />

Die Pharmaindustrie in Deutschland hat große Tradition, spielt aber inzwischen in der globalen<br />

Konsoli<strong>die</strong>rung keine bedeutende Rolle mehr (Tab. 1). Durch Fusionen und Übernahmen<br />

hat sich <strong>die</strong> Pharmaindustrie in den vergangenen Jahren deutlich verändert. In den USA übernahm<br />

Pfizer <strong>die</strong> Wettbewerber Warner-Lambert und Pharmacia, in der Schweiz entstand aus<br />

Ciba und Sandoz der neue Anbieter Novartis, und der französische Sanofi-Konzern fusionierte<br />

mit dem Konkurrenten Aventis. Neben Hoechst gingen weitere wichtige deutsche<br />

Hersteller wie z<strong>um</strong> Beispiel Boehringer Mannheim und <strong>die</strong> BASF-Tochter Knoll in ausländischen<br />

Besitz über. <strong>Der</strong> Marktanteil der zehn <strong>um</strong>satzstärksten Pharma-Unternehmen hat sich<br />

von 1983 bis 2003 <strong>um</strong> 27 Prozent auf etwa 51 Prozent erhöht. 9 Dennoch bietet <strong>die</strong><br />

Pharmabranche auch nach den Übernahmen der letzten Jahre erheblichen Spielra<strong>um</strong> für wei-<br />

6<br />

Vgl. IMS Health, Global pharmaceutical sales 2005, zitiert nach <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> (2006g, S. 11).<br />

7<br />

Vgl. IMS Health, zitiert nach Merck KGaA (2006a, S. 34).<br />

8<br />

Vgl. <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> (2006g, S. 11 f.).<br />

9<br />

Vgl. Hoffmann/Roventa/Weichsel (2003, S. 6).<br />

2


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

tere Konsoli<strong>die</strong>rungsschritte, denn selbst Marktführer Pfizer erreichte 2004 lediglich einen<br />

Anteil von etwa elf Prozent an dem rund 500 Mrd. Dollar großen Weltmarkt für Arzneimittel.<br />

10 Kleinere und mittelgroße Pharmahersteller sehen sich immer größerem Wachst<strong>um</strong>sdruck<br />

ausgesetzt und können dem anhaltenden Innovationswettbewerb auf Dauer ka<strong>um</strong><br />

standhalten. 11 Den deutschen Unternehmen fehlt es sowohl an Finanzkraft als auch an<br />

Börsenwert, <strong>um</strong> mit internationalen Konkurrenten wie Pfizer oder Novartis mitzuhalten. Die<br />

Großkonzerne nutzen ihre erhöhte finanzielle Flexibilität, <strong>um</strong> verstärkt in Forschung und<br />

Entwicklung zu investieren und somit <strong>die</strong> Produktpipeline langfristig auszubauen. Zusätzlich<br />

erlauben ihnen <strong>die</strong> größeren Handlungsspielrä<strong>um</strong>e <strong>die</strong> Erweiterung des internationalen Vertriebsnetzes<br />

und <strong>um</strong>fangreiche Marketingaktivitäten, wodurch nachhaltige Wettbewerbsvorteile<br />

geschaffen werden. 12<br />

Als Grund für <strong>die</strong> heutigen Größennachteile und <strong>die</strong> schlechte Entwicklung der deutschen<br />

Pharmaindustrie im internationalen Vergleich wird häufig <strong>die</strong> Innovationsschwäche deutscher<br />

Pharmaunternehmen in den achtziger und frühen neunziger Jahren angeführt, <strong>die</strong> vor allem<br />

durch <strong>die</strong> anfängliche Blockade der Biotechnologie in Deutschland hervorgerufen wurde. 13<br />

Die Innovationskraft beschränkte sich z<strong>um</strong>eist darauf, bereits zugelassene Medikamente zu<br />

verbessern oder in neue Indikationen zu bringen. 14 Dazu kommen Versä<strong>um</strong>nisse bei der<br />

Internationalisierung der Vertriebsstrukturen, insbesondere zur strategischen Positionierung<br />

auf dem US-amerikanischen Markt. Diese Entwicklung führte zu einer voranschreitenden<br />

Spezialisierung deutscher Pharmaunternehmen, <strong>die</strong> ihre Kompetenzen auf Nischenmärkte<br />

beschränken mussten. 15<br />

Die Entwicklung innovativer Medikamente ist einer der wichtigsten langfristigen Wachst<strong>um</strong>streiber<br />

der Pharmaunternehmen weltweit. Viele Hersteller konzentrieren sich zunehmend auf<br />

Spezialmedikamente, <strong>die</strong> hauptsächlich von Fachärzten verschrieben werden und sich deshalb<br />

durch einen geringen Preisdruck und niedrige Marketingkosten auszeichnen. 16 Die zur<br />

Finanzierung der enormen Forschungs- und Entwicklungsinvestition nötigen hohen Gewinnmargen<br />

lassen sich nur durch ausreichenden Patentschutz erzielen. Laufen <strong>die</strong> Patente für<br />

<strong>um</strong>satzstarke Medikamente aus, verlieren <strong>die</strong> Hersteller wichtige Marktanteile an <strong>die</strong> Anbieter<br />

10 Vgl. Handelsblatt Nr. 232 vom 29.11.2004, S. 12.<br />

11 Vgl. Handelsblatt Nr. 51 vom 13.03.2006, S. 1.<br />

12 Vgl. Hoffmann/Roventa/Weichsel (2003, S. 3 f.).<br />

13 Vgl. zu folgenden Ausführungen Handelsblatt Nr. 232 vom 29.11.2004, S. 12.<br />

14 Vgl. FTD Nr. 52/11 vom 14.03.2006, S. 27.<br />

15 Vgl. FTD Nr. 186/39 vom 25.09.2006, S. 31.<br />

16 Vgl. Handelsblatt Nr. 186 vom 26.09.2006, S. 1.<br />

3


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

von Nachahmerprodukten. Durch preisgünstigere Generika kommt es bei den Pharmaunternehmen<br />

vielfach zu einem Umsatzrückgang von bis zu 90 Prozent in den ersten sechs<br />

Monaten nach Patentablauf. 17 Verstärkt wird der Wettbewerb mit kostengünstigeren Generika<br />

durch Einsparungen im staatlichen Gesundheitssystem und bei den Versicherten selbst. 18<br />

Vielfach versuchen deshalb Pharmaunternehmen, ihre Umsatzeinbußen durch den Verkauf<br />

von rezeptfreien OTC (Over the Counter)-Arzneimitteln auszugleichen. Trotz der weltweit<br />

steigenden Nachfrage nach OTC-Medikamenten sind allerdings auch in <strong>die</strong>sem Geschäftbereich<br />

nur geringe Gewinnmargen erzielbar. 19 Können <strong>die</strong> auslaufenden Patente der Pharmaunternehmen<br />

nicht durch Produktinnovationen und Medikamentenzulassungen kompensiert<br />

werden, suchen <strong>die</strong>se häufig nach externer Verstärkung z<strong>um</strong> Beispiel in Form von Lizenzvereinbarungen<br />

mit kleinen Biotechnologieunternehmen und Zukäufen. 20<br />

3. Hauptakteure der <strong>Schering</strong>-Übernahme<br />

Die skizzierten Wettbewerbskräfte nehmen direkten Einfluss auf <strong>die</strong> strategischen Entscheidungen<br />

der Merck KGaA, Bayer <strong>AG</strong> und <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong>. Im Folgenden werden <strong>die</strong>se drei<br />

Unternehmen genauer vorgestellt, wobei deren strategische Ausrichtung im Vordergrund<br />

stehen soll. Abschließend werden <strong>die</strong> im Übernahmeprozess beauftragten Investmentbanken<br />

und spezialisierten Anwaltskanzleien benannt und bestehende Personen- und Kapitalverflechtungen<br />

zwischen den Akteuren aufgedeckt.<br />

3.1. Merck KGaA – <strong>Der</strong> Angreifer<br />

Die Merck KGaA ist ein international ausgerichtetes Unternehmen, das seine Aktivitäten auf<br />

<strong>die</strong> Sparten Pharma und Spezialchemie konzentriert. In <strong>die</strong>sen zwei Sparten beschäftigte der<br />

Konzern im Geschäftsjahr 2005 weltweit etwa 29.100 Mitarbeiter. 21 Größter Umsatzträger<br />

war das Geschäftsfeld Pharma, das sich in <strong>die</strong> drei Sparten Cons<strong>um</strong>er Health Care (Präparate<br />

für <strong>die</strong> Selbstmedikation), Generics (patentfreie Medikamente) und Ethicals (rezeptpflichtige<br />

Marken-Arzneimittel z<strong>um</strong> Beispiel zur Behandlung von Krebs, Stoffwechselstörungen und<br />

Herz-Kreislauf-Krankheiten) gliederte (Tab. 2). 22 Die Sparte Generics trug 2005 mit 46<br />

Prozent den größten Umsatzanteil im Geschäftsfeld Pharma. Im Geschäft mit Generika<br />

gehörte Merck vor dem Verkauf <strong>die</strong>ser Sparte an Mylan Laboratories Inc. im Mai 2007 zu<br />

17<br />

Vgl. Hoffmann/Roventa/Weichsel (2003, S. 6).<br />

18<br />

Vgl. <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> (2006g, S. 11 f.).<br />

19<br />

Vgl. Handelsblatt Nr. 107 vom 06.06.2006, S. 18.<br />

20<br />

Vgl. Handelsblatt Nr. 17 vom 24.01.2006, S. 19; Handelsblatt Nr. 51 vom 13.03.2006, S. 15.<br />

21<br />

Vgl. Merck KGaA (2006a, S. 29).<br />

22<br />

Vgl. Merck KGaA (2006b, S. 2-7).<br />

4


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

den drei führenden Herstellern weltweit. 23 Allerdings war Merck, nach dem Patentablauf<br />

eines Asthmamittels auf dem wichtigen US-amerikanischen Markt, mit keinem einzigen<br />

patentgeschützten Originalpräparat, sondern nur mit wenigen Nachahmerprodukten<br />

vertreten. 24 Als langfristiger Schwerpunkt galt jedoch das Geschäft mit innovativen patentgeschützten<br />

Medikamenten, <strong>um</strong> eine bedeutende Position im internationalen Pharmageschäft<br />

zu erreichen. 25 Die eigene Pharmaforschung hatte <strong>die</strong> Merck-Gruppe in den Jahren vor dem<br />

Übernahmeversuch stark auf das Arbeitsgebiet Krebs ausgerichtet. 26 Neben dem erfolgreichen<br />

Krebsmittel Erbitux fehlte es dem Konzern jedoch im Bereich Originalmedikamente vorerst<br />

an marktreifen Neuentwicklungen, <strong>um</strong> das Pharmageschäft abzusichern. 27 Während <strong>die</strong><br />

führenden Konzerne im Pharmageschäft Umsatzrenditen von etwa 30 Prozent realisierten,<br />

erreichte Merck in <strong>die</strong>sem Segment lediglich eine Umsatzrendite von knapp 12 Prozent. 28<br />

Das zweite Geschäftsfeld Chemie gliederte sich in <strong>die</strong> Bereiche Liquid Chrystals, Pigments<br />

und Life Science & Analytics. Die starke Börsenperformance des Darmstädter Konzerns<br />

beruhte vor allem auf dessen Erfolg im Geschäft mit Flüssigkristallen für Flachbildschirme. 29<br />

In <strong>die</strong>sem Bereich erzielte Merck im Geschäftsjahr 2005 eine Umsatzrendite von fast 50<br />

Prozent und konnte seine Position als Weltmarktführer ausbauen. 30<br />

Auffällig ist <strong>die</strong> Gesellschaftsstruktur der Merck KGaA im Hinblick auf <strong>die</strong> Eigent<strong>um</strong>sverhältnisse.<br />

Während sich der Streubesitz bei den Anteilsscheinen der DAX-Konzerne im Jahr<br />

2005 auf 81,5 Prozent erhöhte, befanden sich über <strong>die</strong> Merck OHG noch etwa 73 Prozent des<br />

traditionsreichen deutschen Familienunternehmens aus dem M-DAX in der Hand der Merck-<br />

Familie. 31 Diese feste Eigentümerstruktur schützte das Unternehmen noch weitgehend vor<br />

feindlichen Übernahmen, schränkte jedoch auch seine Flexibilität deutlich ein, da Zukäufe<br />

nur eingeschränkt über eine Aktienausgabe finanziert werden konnten.<br />

Die Merck-Gruppe erreichte im Geschäftsjahr 2005 einen Umsatz von EUR 5.870 Mio. (Abb.<br />

1). 32 Das entsprach einem bereinigten Umsatzanstieg von 9,9 Prozent gegenüber 2004. Die<br />

23<br />

Vgl. Merck KGaA (2006a, S. 45).<br />

24<br />

Vgl. Handelsblatt Nr. 35 vom 17.02.2006, S. 14; Manager Magazin Heft 3/2006 vom 01.03.2006, S. 71.<br />

25<br />

Vgl. Handelsblatt Nr. 35 vom 19.02.2003, S. 13.<br />

26<br />

Vgl. Handelsblatt Nr. 191 vom 04.10.2000, S. 15.<br />

27<br />

Vgl. Handelsblatt Nr. 228 vom 24.11.2005, S. 12.<br />

28<br />

Vgl. <strong>Der</strong> Spiegel Heft 12/2006 vom 20.03.2006, S. 109.<br />

29<br />

Vgl. Handelsblatt Nr. 51 vom 13.03.2006, S. 1.<br />

30<br />

Vgl. Merck KGaA (2006a, S. 53).<br />

31<br />

Vgl. Handelsblatt Nr. 160 vom 19.08.2005, S. 29.<br />

32<br />

Vgl. zu <strong>die</strong>sem Abschnitt Merck KGaA (2006a).<br />

5


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

Aufwendungen für Forschung und Entwicklung erhöhten sich <strong>um</strong> 19 Prozent auf EUR 713<br />

Mio. Das operative Ergebnis legte <strong>um</strong> 14 Prozent auf EUR 883 Mio. zu (Abb. 2).<br />

3.2. Bayer <strong>AG</strong> – <strong>Der</strong> Weiße Ritter<br />

<strong>Der</strong> Bayer-Konzern beschäftigte z<strong>um</strong> 31. Dezember 2005 etwa 93.700 Mitarbeiter weltweit<br />

und <strong>um</strong>fasste rund 280 konsoli<strong>die</strong>rte Tochtergesellschaften. 33 Das operative Geschäft ist in<br />

<strong>die</strong> drei Teilkonzerne Bayer Health Care, Bayer CropScience und Bayer MaterialScience<br />

unterteilt.<br />

<strong>Der</strong> Teilkonzern Bayer HealthCare stellt im Zusammenhang mit der <strong>Schering</strong>-Übernahme den<br />

wichtigsten Geschäftsbereich dar. Bayer HealthCare erforscht, entwickelt, produziert und<br />

vertreibt Produkte, <strong>die</strong> der Vorsorge, Diagnose und Behandlung von Krankheiten <strong>die</strong>nen<br />

(Tab. 2). 34 Zu Bayer HealthCare gehören <strong>die</strong> Segmente Animal Health, Cons<strong>um</strong>er Care,<br />

Diabetes Care, Diagnostika und Pharma. Das Unternehmen nimmt mit Animal Health,<br />

Cons<strong>um</strong>er Care sowie mit seinen diagnostischen Geräten führende Positionen auf den Weltmärkten<br />

ein. <strong>Der</strong> Anteil <strong>die</strong>ses Teilkonzerns an den gesamten Forschungs- und Entwicklungskosten<br />

belief sich 2005 auf 51 Prozent. Bayer HealthCare beschäftigte per 31. Dezember 2005<br />

rund 33.800 Mitarbeiter und erzielte im Jahr 2005 einen Umsatz von EUR 9.429 Mio.<br />

Noch im Jahr 1999 erreichte der Bayer-Konzern unter der Führung von Manfred Schneider<br />

einen neuen Rekordgewinn von EUR 3,16 Mrd. Ende 1998 hatte das Bayer-Management<br />

erste Umstrukturierungsmaßnahmen vorgenommen. Mit dem Börsengang des Tochterunternehmens<br />

Agfa wurde ein bis dahin wichtiger Geschäftsbereich verkauft. Größere Akquisitionen<br />

wie der Kauf von Chiron Diagnostika und <strong>die</strong> Übernahme der Polyurethansparte von<br />

Lyondell stärkten zugleich <strong>die</strong> Geschäftsbereiche Gesundheit und Polymere. Bayer verfolgte<br />

mit den Bereichen Chemie, Kunststoff, Pflanzenschutz und Pharma eine „Vier-Säulen-<br />

Strategie“, <strong>die</strong> den Konzern z<strong>um</strong> „führenden integrierten Chemie- und Pharmaunternehmen<br />

der Welt“ machen sollte. 35 Die Umba<strong>um</strong>aßnahmen wurden im August 2001 entscheidend<br />

vorangetrieben, als Bayer den Cholesterinsenker Lipobay (mehr als EUR 600 Mio. Jahres<strong>um</strong>satz)<br />

aufgrund mehrerer Berichte über schwere Nebenwirkungen vom Markt nehmen<br />

musste. 36 Hierdurch verlor der Bayer-Konzern seinen wichtigsten Wachst<strong>um</strong>sträger im<br />

33 Vgl. Bayer <strong>AG</strong> (2006a, S. 35 f.).<br />

34 Vgl. Bayer <strong>AG</strong> (2006e, S. 33).<br />

35 Vgl. Handelsblatt Nr. 240 vom 12.12.2005, S. 16.<br />

36 Vgl. Bayer <strong>AG</strong> (2006a, S. 53).<br />

6


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

Pharmageschäft. Durch weitere Produktprobleme und den Patentablauf des Bestsellers<br />

Ciprobay wurde <strong>die</strong> Gesundheitssparte weiter geschwächt und büßte in zwei Jahren mehr als<br />

eine Milliarde Euro Ertragskraft ein. 37<br />

Im April 2002 wurde Werner Wenning neuer Vorstandsvorsitzender und beschleunigte <strong>die</strong><br />

Restrukturierungsmaßnahmen. Durch den Einbruch der Pharma-Sparte benötigte Bayer neue<br />

Ertragsquellen. Bereits Ende 2001 beschloss der Vorstand <strong>die</strong> Übernahme von Aventis<br />

CropScience für EUR 7,2 Mrd. und positionierte sich damit in der Spitzengruppe der Pflanzenschutzbranche.<br />

38 Zwischenzeitlich beschränkten sich <strong>die</strong> Forschungsaktivitäten im<br />

Pharmabereich auf <strong>die</strong> Gebiete Krebstherapie und Herz-Kreislauf. Durch <strong>die</strong> Übernahme der<br />

OTC-Sparte von Roche im Juli 2004 gelang es Bayer, im Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten<br />

unter <strong>die</strong> drei weltweit führenden Anbieter vorzustoßen. 39 Daneben wurden durch <strong>die</strong><br />

Abspaltung des Chemikaliengeschäfts und von Teilen der Kunststoffsparte auch im Chemiebereich<br />

deutliche Portfolioveränderungen vorgenommen. Hieraus entstand <strong>die</strong> eigenständige<br />

Chemiefirma Lanxess, <strong>die</strong> Anfang 2005 über einen Spin-off an <strong>die</strong> Börse ging. Seit <strong>die</strong>ser<br />

Abspaltung besteht der Bayer-Konzern nur noch aus den drei Säulen HealthCare,<br />

CropScience und MaterialScience.<br />

Nachdem Bayer 2003 den höchsten Fehlbetrag der Konzerngeschichte erwirtschaftet hatte,<br />

schaffte der Konzern nach <strong>um</strong>fassenden Restrukturierungsmaßnahmen den Turnaround. Mit<br />

einem EBIT von EUR 2,81 Mrd. im Geschäftsjahr 2005 bewegte sich Bayer auf ein Niveau<br />

zu, auf dem sich der Konzern sieben Jahre zuvor schon einmal befunden hatte (Abb. 2). Die<br />

Entwicklung der vorangegangenen Jahre hinterließ allerdings deutliche Spuren in der Bilanz.<br />

Gemäß dem Leitbild „Bayer: Science For A Better Life“ fokussiert sich der Bayer-Konzern<br />

seit 2005 auf <strong>die</strong> wachst<strong>um</strong>sstarken und innovationsgetriebenen Bereiche Ernährung, hochwertige<br />

Materialien und vor allem Gesundheit. 40 <strong>Der</strong> Geschäftsbereich HealthCare gilt dabei<br />

als „Hauptwachst<strong>um</strong>smotor“ und soll deshalb substanziell ausgebaut werden. 41 Im Geschäftsbericht<br />

für das Jahr 2005 wurde insbesondere der Ausbau (auch durch externes Wachst<strong>um</strong>)<br />

der führenden Marktposition bei OTC-Medikamenten und <strong>die</strong> Erweiterung des<br />

37 Vgl. FTD Nr. 61/13 vom 27.03.2006, S. 25.<br />

38 Vgl. Handelsblatt Nr. 154 vom 13.08.2001, S. 11.<br />

39 Vgl. Handelsblatt Nr. 138 vom 20.07.2004, S. 1.<br />

40 Vgl. Bayer <strong>AG</strong> (2006a, S. 60 f.).<br />

41 Vgl. Bayer <strong>AG</strong> (2006f).<br />

7


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

Spezialitätengeschäfts (Onkologie und Hämatologie/Kardiologie) als strategische Zielsetzung<br />

für <strong>die</strong> folgenden Jahre genannt. 42<br />

3.3. <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> – Das Zielobjekt<br />

Die <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> war ein weltweit agierender Gesundheitskonzern, dessen Kernkompetenz in<br />

der Entwicklung von Arzneimitteln lag. 43 Die Ausgaben der acht Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen<br />

in Europa, den USA und Japan beliefen sich in den Jahren 2004 und 2005<br />

auf etwa 19 Prozent des Netto<strong>um</strong>satzes. Produziert wurden <strong>die</strong> Produkte in Europa, den USA,<br />

Lateinamerika und Asien, vermarktet in über 100 Ländern. Die Aktivitäten des <strong>Schering</strong>-<br />

Konzerns waren auf <strong>die</strong> vier Bereiche Gynäkologie und Andrologie, Diagnostische<br />

Bildgebung, Spezial-Therapeutika sowie Onkologie konzentriert. Ende des Jahres 2005<br />

gehörten 150 Tochterunternehmen mit mehr als 24.000 Mitarbeitern weltweit z<strong>um</strong> Konzern.<br />

<strong>Schering</strong> war mit einem Marktanteil von 27 Prozent im Geschäftsjahr 2005 Markführer für<br />

orale Kontrazeptiva. 44 Diese Position wurde durch Yasmin, das erfolgreichste Produkt im<br />

Geschäftsbereich Gynäkologie & Andrologie, gestärkt (Tab. 2). Mit EUR 1.979 Mio. war <strong>die</strong><br />

Gynäkologie & Adrologie der <strong>um</strong>satzstärkste Geschäftsbereich der <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong>. Im<br />

Geschäftsbereich Spezial-Therapeutika erzielte das <strong>um</strong>satzstärkste Produkt des <strong>Schering</strong>-<br />

Konzerns, Betaferon, eine Wachst<strong>um</strong>srate von 10 Prozent (Tab. 2). Insgesamt lag im Jahr<br />

2005 der Marktanteil von Betaferon in den USA bei rund 16 Prozent und in den übrigen<br />

Regionen bei rund 27 Prozent.<br />

Aufgrund der Ergebnisse der Geschäftsbereiche konnte <strong>Schering</strong> <strong>die</strong> Ertragslage des Unternehmens<br />

deutlich verbessern und verzeichnete im Geschäftsjahr 2005 das „erfolgreichste Jahr<br />

seiner Unternehmensgeschichte“. 45 <strong>Schering</strong> steigerte <strong>die</strong> Umsatzerlöse im Jahr 2005 <strong>um</strong> 8<br />

Prozent auf EUR 5.308 Mio. (Abb. 1). Unterstützt durch das Restrukturierungsprogramm der<br />

vorangegangenen Jahre, das unter anderem zur Streichung von 2.000 Arbeitsplätzen führte,<br />

erreichte <strong>Schering</strong> einen operativen Gewinn von EUR 928 Mio. (Abb. 2). Dies entsprach<br />

einem Anstieg von 21 Prozent im Vergleich z<strong>um</strong> Vorjahr.<br />

Um <strong>die</strong> strategischen Fähigkeiten und somit <strong>die</strong> zukünftige Entwicklung des Unternehmens<br />

genauer einschätzen zu können, sind nicht nur aktuelle Bilanzkennzahlen erforderlich,<br />

42 Vgl. Bayer <strong>AG</strong> (2006a, S. 60 f.).<br />

43 Vgl. <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> (2006b).<br />

44 Vgl. <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> (2006a, S. 37).<br />

45 Vgl. <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> (2006a, S. 32).<br />

8


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

sondern vielmehr eine mittel- und langfristige Perspektive. Bereits Anfang der neunziger<br />

Jahre hatte das <strong>Schering</strong>-Management mit einer deutlichen Umstrukturierung des Konzerns<br />

begonnen. Damals wurden <strong>die</strong> Chemiesparte verkauft und <strong>die</strong> Pflanzenschutzaktivitäten ausgelagert,<br />

<strong>um</strong> <strong>die</strong> gesamte Konzentration auf das Pharmageschäft zu richten. 46 Als Nischenspezialist<br />

für Verhütungsmittel, Hormonprodukte und Medikamente gegen Nervenerkrankungen<br />

konnte <strong>Schering</strong> immer wieder überdurchschnittliche Wachst<strong>um</strong>szahlen<br />

erreichen. Das Risiko einer Nischenstrategie besteht allerdings darin, dass substanzstärkere<br />

Großkonzerne mit Akquisitionen auch in Marktnischen vordringen.<br />

Zusätzlich musste <strong>Schering</strong> eine Serie von gravierenden Misserfolgen bei neuen Medikamenten<br />

hinnehmen. 47 Analysten befürchteten, dass durch <strong>die</strong> fehlenden Produktinnovationen<br />

und mehrere Rückschläge bei den Medikamentenzulassungen <strong>die</strong> zukünftigen Gewinne deutlich<br />

geringer ausfallen würden. 48 Trotz mehrerer Phase-II und Phase-III-Vorhaben 49 in der<br />

Forschungspipeline fehlte dem Unternehmen deshalb <strong>die</strong> mittel- und langfristige Aussicht auf<br />

das branchenübliche Wachst<strong>um</strong> durch Innovation. 50 Dies wurde auch in der Aktienkursentwicklung<br />

deutlich, <strong>die</strong> aufgrund der Misserfolge in der Produktentwicklung und bei der<br />

Medikamentenzulassung hinter der DAX-Performance zurückgeblieben war (Abb. 5). Nach<br />

dem erfolgreichen Geschäftsjahr 2005, der Ankündigung des mit einem Umfang von EUR<br />

500 Mio. größten Aktienrückkaufprogramms der Firmengeschichte und der Sicherung der<br />

exklusiven Rechte an seinem wichtigsten Produkt (Betaferon) stieg der Aktienkurs im<br />

Februar 2006 auf den höchsten Stand seit drei Jahren. Das Rückkaufprogramm war allerdings<br />

<strong>die</strong> Folge einer bisher nicht realisierbaren Akquisitionsstrategie des <strong>Schering</strong>-Managements,<br />

das ursprünglich durch Zukäufe <strong>die</strong> mittel- und langfristige Wachst<strong>um</strong>sperspektive des<br />

Konzerns stärken wollte. 51 Mit einem Umsatzmultiple von 2,2 lag der Börsenwert der<br />

<strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> deshalb noch Anfang März 2006 deutlich hinter branchenüblichen Multiples<br />

zurück. <strong>Schering</strong> wurde wegen der vergleichsweise geringen Wertentwicklung seiner Aktien<br />

und des hohen freien Cash Flows bereits mehrmals als Übernahmekandidat gehandelt. 52<br />

46<br />

Vgl. Handelsblatt Nr. 189 vom 29.09.2000, S. 32.<br />

47<br />

Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 34 vom 17.02.2006, S. 2.<br />

48<br />

Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 36 vom 21.02.2006, S. 1.<br />

49<br />

Vgl. zu den verschiedenen Phasen der klinischen Stu<strong>die</strong>n IFPMA (2006).<br />

50<br />

Vgl. FTD Nr. 37/08 vom 21.02.2006, S. 10.<br />

51<br />

Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 49 vom 08.03.2006, S. 9.<br />

52<br />

Vgl. Handelsblatt Nr. 156 vom 15.08.2005, S. 1; Handelsblatt Nr. 160 vom 19.08.2005, S. 29; Handelsblatt<br />

Nr. 2 vom 03.01.2006, S. 28.<br />

9


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

3.4. Personen- und Kapitalverflechtungen<br />

Im <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> Berliner <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> kam dem Münchner Allianz-<br />

Versicherungskonzern eine Schlüsselrolle zu (Abb. 3). Die Allianz war vor der Übernahme<br />

mit einem Anteil von etwa 12 % größter <strong>Schering</strong>-Aktionär. Bei Bayer war der<br />

Versicherungskonzern mit mehr als 2,8 Prozent der Anteile beteiligt und somit zweitgrößter<br />

Einzelaktionär. Aufgrund <strong>die</strong>ser Kapitalverflechtungen vertrat Paul Achleitner, Finanzvorstand<br />

bei der Allianz, <strong>die</strong> Interessen seines Unternehmens seit 2002 als Aufsichtsrat bei<br />

Bayer. Reiner Hagemann, ehemaliger Chef der Allianz-Sachversicherung, gehörte seit 1997<br />

dem Aufsichtsrat der <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> an. Doch auch zwischen den direkt an der Übernahme<br />

beteiligten Unternehmen gab es personelle Verflechtungen. Giuseppe Vita, Aufsichtsratsvorsitzender<br />

von <strong>Schering</strong>, war bis April 2006 auch Aufsichtsrat der Allianz Lebensversicherungs-<strong>AG</strong>.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Schering</strong>-Aufsichtsrat Martin Kohlhaussen war zugleich im<br />

Aufsichtsrat von Bayer tätig.<br />

Bei seinen strategischen Entscheidungen wurde das Merck-, Bayer- und <strong>Schering</strong>-<br />

Management von mehreren renommierten Investmentbanken beraten (Abb. 3). Aufgrund<br />

ihrer speziellen Branchenkenntnisse, der Kompetenz im Bereich Mergers & Acquisitions und<br />

für <strong>die</strong> Finanzierung der Übernahmevorhaben werden <strong>die</strong>se im Rahmen von M&A-<br />

Aktivitäten regelmäßig beauftragt. Die Unterstützung durch <strong>die</strong> Investmentbanken führte zu<br />

weiteren personellen Verstrickungen und möglichen Interessenkonflikten.<br />

Auf der Seite von Merck soll <strong>die</strong> Investmentbank Goldman Sachs auch deswegen das<br />

Beratungsmandat bekommen haben, weil sie mit den guten Beziehungen zur Allianz werben<br />

konnte. 53 <strong>Der</strong> Finanzvorstand des Versicherungskonzerns Paul Achleitner war zuvor Deutschlandchef<br />

von Goldman Sachs. Mit der Deutschen Bank und Bear Stearns engagierte das<br />

Darmstädter Unternehmen zwei weitere strategische Partner. Folglich sah sich der Deutsche-<br />

Bank-Vorstand Hermann-Josef Lamberti dazu gezwungen, sein Aufsichtsratsmandat bei<br />

<strong>Schering</strong> wegen eines Interessenkonflikts niederzulegen. Lamberti geriet zunehmend in <strong>die</strong><br />

öffentliche Kritik. Es wurde <strong>die</strong> Frage laut, ob er sein Mandat bei guter Corporate-<br />

Governance-Praxis nicht schon wesentlich früher hätte ruhen lassen müssen. 54 <strong>Der</strong> Vorstandsvorsitzende<br />

der Deutschen Bank, Josef Ackermann, war zudem Aufsichtsrat von Bayer. Auf<br />

der Seite von <strong>Schering</strong> wurde bereits mehrere Tage vor Bekanntgabe der Übernahmeabsichten<br />

von Merck <strong>die</strong> Investmentbank Morgan Stanley als Berater für Aktionärsangelegenheiten und<br />

53 Vgl. FTD Nr. 55/11 vom 17.03.2006, S. 24.<br />

54 Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 53 vom 16.03.2006, S. 9.<br />

10


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

potentielle Übernahmen beauftragt. 55 Um <strong>die</strong> Abwehr gegen <strong>die</strong> drohende Übernahme des<br />

Berliner Konzerns zu stärken, verpflichtete <strong>Schering</strong> zusätzlich <strong>die</strong> Investmentbank Dresdner<br />

Kleinwort Wasserstein (ein Tochterunternehmen der Allianz) und <strong>die</strong> Kommunikationsberater<br />

von Brunswick. 56<br />

Neben den Investmentbanken und Kommunikationsberatern sollte durch <strong>die</strong> Einschaltung von<br />

spezialisierten Anwaltskanzleien gewährleistet werden, dass der komplexe Akquisitionsprozess<br />

auch den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen würde (Abb. 3).<br />

4. Akquisitionsprozess<br />

4.1. Übernahmeversuch der Merck KGaA<br />

4.1.1. Verlauf<br />

Bereits im April 2004 legte Merck den Grundstein für den Übernahmeversuch der <strong>Schering</strong><br />

<strong>AG</strong>, indem Wilhelm Simson den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden übernahm (vgl. zu<br />

folgenden Ausführungen Tab. 4). Mit seiner Fusionserfahrung aus dem Zusammenschluss der<br />

Energieunternehmen Viag und Veba sollte er zur Integration von <strong>Schering</strong> nach einer erfolgreichen<br />

Übernahme beitragen. 57 Ein Jahr später verstärkte Rolf Krebs, der frühere Chef des<br />

Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim, <strong>die</strong> Aktivitäten der Merck-Gruppe. Nachdem im<br />

Mai 2005 mehrere Versuche des Merck-Managements, eine enge Zusammenarbeit mit<br />

<strong>Schering</strong> einzugehen, erfolglos waren und auch <strong>die</strong> Überlegungen einer Fusion der beiden<br />

Unternehmen am Widerstand aus Berlin scheiterten, ließ Merck ein einseitiges Vorgehen<br />

anklingen. 58 Im Januar 2006 kaufte Merck erstmals 400.000 <strong>Schering</strong>-Aktien und stockte<br />

<strong>die</strong>se Position bis z<strong>um</strong> 13. März 2006 auf 4,98 Prozent des <strong>Schering</strong>-Grundkapitals auf.<br />

Damit blieb der Erwerb vorerst unter der meldepflichtigen Fünf-Prozent-Schwelle. 59<br />

Am 9. März 2006 kursierten auf dem Markt erste Gerüchte über eine Übernahme der <strong>Schering</strong><br />

<strong>AG</strong>. Diese sorgten für eine Kurssteigerung der <strong>Schering</strong>-Aktien <strong>um</strong> 6 Prozent auf EUR 65,86<br />

(Abb. 4). 60 Nach mehreren internen Gesprächen zwischen Merck und <strong>Schering</strong> wurden <strong>die</strong><br />

Akquisitionspläne des Darmstädter Unternehmens am 12. März durch eine Presseerklärung<br />

55 Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 76 vom 20.04.2006, S. 9.<br />

56 Vgl. Manager Magazin Heft 6/2007 vom 25.05.2007, S. 48.<br />

57 Vgl. Handelsblatt Nr. 52 vom 14.03.2006, S. 3.<br />

58 Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 57 vom 22.03.2006, S. 1.<br />

59 Vgl. FTD Nr. 221/46 vom 14.03.2006, S. 8.<br />

60 Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 49 vom 10.03.2006, S. 17.<br />

11


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

öffentlich gemacht. 61 <strong>Schering</strong> war in den vorangegangenen Jahren immer wieder als<br />

möglicher Übernahmekandidat gehandelt worden. Mit der Veröffentlichung der Entscheidung<br />

zur Abgabe eines Übernahmeangebots nach § 10 Abs. 1 WpÜG und der darin enthaltenen<br />

Ankündigung, das Berliner Pharmaunternehmen für EUR 77 je Aktie kaufen zu wollen, nahm<br />

Merck jedoch <strong>die</strong> Rolle eines „First Movers“ ein. 62 Bis dahin waren keine der Übernahmeüberlegungen<br />

anderer Interessenten <strong>um</strong>gesetzt worden. Die Entscheidung des Merck-<br />

Managements für eine <strong>Schering</strong>-Übernahme und <strong>die</strong> damit verbundenen Synergieerwartungen<br />

waren auf verschiedene strategische Überlegungen zurückzuführen.<br />

4.1.2. Wertsteigerungspotentiale<br />

Durch einen Zusammenschluss mit <strong>Schering</strong> hätte sich <strong>die</strong> Merck-Gruppe deutlich vergrößert<br />

und dadurch ihre Wettbewerbsposition im Pharmabereich gestärkt. 63 Durch <strong>Schering</strong>s<br />

Vertriebsstärke hätte Merck <strong>die</strong> wichtigen Pharmamärkte USA und Japan erschließen können<br />

und mit einem Schlag über mehr als 1.000 Außen<strong>die</strong>nstmitarbeiter in <strong>die</strong>sen Ländern<br />

verfügt. 64 Die Ausweitung von Vertriebsmöglichkeiten sollte zu einer Erhöhung des Absatzpotentials<br />

von Produkten beitragen und sich somit positiv auf das Umsatzwachst<strong>um</strong>, einem<br />

wichtigen Werttreiber zur Steigerung des Unternehmenswertes, auswirken. 65<br />

Neben den erwarteten Synergien im Vertrieb rechnete Merck auch mit Vorteilen im<br />

Forschungs- und Entwicklungsbereich. <strong>Der</strong> Konzern hätte eine Übernahme von <strong>Schering</strong><br />

nutzen können, <strong>um</strong> <strong>die</strong> eigenen Schwächen im Bereich Pharma und <strong>die</strong> hohe Abhängigkeit<br />

von der Sparte Spezialchemie auszugleichen. Denn viele seiner verbleibenden verschreibungspflichtigen<br />

Medikamente waren nicht mehr durch Patente geschützt und konnten damit<br />

nur noch begrenzte Marktanteile erzielen. 66 <strong>Schering</strong> hatte zwar in den vergangenen Jahren<br />

auch mit fehlenden Produktinnovationen zu kämpfen, allerdings war das Pharmageschäft des<br />

Berliner Unternehmens fast eineinhalbmal so groß wie bei Merck. 67 Bei innovativen<br />

verschreibungspflichtigen Medikamenten war sein Umsatz sogar doppelt so hoch. Zusammen<br />

hätten <strong>die</strong> beiden Unternehmen eine F&E-Quote von 23 Prozent des Umsatzes erreicht, <strong>die</strong><br />

noch weiter gesteigert werden sollte. 68 Von den insgesamt 30 Produkten in den F&E-<br />

61 Vgl. <strong>Schering</strong> (2006c).<br />

62 Vgl. Merck (2006c).<br />

63 Vgl. Merck KGaA (2006d).<br />

64 Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 51 vom 14.03.2006, S. 10.<br />

65 Vgl. Rappaport (1998, S. 60).<br />

66 Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 57 vom 22.03.2006, S. 8.<br />

67 Vgl. Merck KGaA (2006a, S. 19); <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> (2006a, S. 70).<br />

68 Vgl. zu folgendem Absatz Merck KGaA (2006d).<br />

12


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

Pipelines der beiden Konzerne befanden sich 15 Produkte in der Entwicklungsphase III 69 oder<br />

waren schon zur Zulassung eingereicht. Merck erwartete durch <strong>die</strong> Zusammenführung eine<br />

steigende Zahl an Produktinnovationen in den folgenden Jahren und außerdem eine<br />

beschleunigte Markteinführung. Eine zunehmende Zahl an patentgeschützten neuen<br />

Produkten sollte zu erhöhten zukünftigen Cash Flows führen und somit einen wichtigen<br />

langfristigen Wertbeitrag leisten. 70<br />

Das Ziel des Merck-Managements lag vor allem im weiteren Ausbau des Bereichs Onkologie<br />

als bedeutender Wachst<strong>um</strong>streiber des ethischen Geschäfts. 71 Hier sahen <strong>die</strong> Verantwortlichen<br />

eine gute Ergänzungsmöglichkeit der Wertketten beider Unternehmen, da sich <strong>Schering</strong> auf<br />

hämatologische T<strong>um</strong>ore konzentrierte, während Merck mit Erbitux ein erfolgreiches<br />

Medikament für solide T<strong>um</strong>ore vertrieb. 72<br />

Insgesamt wurde ab 2009 mit einem Synergiepotential von jährlich EUR 500 Mio.<br />

gerechnet. 73 Diese Einsparungen sollten insbesondere durch <strong>die</strong> schnellere Markteinführung<br />

neuer Produkte, den Austausch klinischer Versuche, den sparsamen Einkauf teurer<br />

Forschungsgeräte, <strong>die</strong> Zusammenführung der jeweiligen Verkaufsorganisationen in einigen<br />

Ländern und eine gemeinsame Zentralverwaltung für beide Unternehmen erreicht werden. 74<br />

4.1.3. Herausforderungen<br />

Für den internationalen Wettbewerb in der Pharmaindustrie hätte der Zusammenschluss<br />

jedoch nur eine untergeordnete Bedeutung gehabt. Durch <strong>die</strong> vorangeschrittene Konsoli<strong>die</strong>rung<br />

der Branche wäre <strong>die</strong> Substanz eines gemeinsamen Pharmaunternehmens immer noch<br />

gering gewesen (Tab. 1). Die langfristige Belastung durch Patentabläufe, fehlende<br />

Innovationen und staatlich verordnete Sparmaßnahmen hätte deshalb durch eine Übernahme<br />

nur schwer gemindert werden können. 75<br />

Die strategischen Ausrichtungen der beiden Konzerne wichen deutlich voneinander ab.<br />

Während sich <strong>Schering</strong> als Nischenanbieter positioniert hatte, beteiligte sich Merck trotz<br />

seiner geringen Größe mit Diabetes- und Herzmedikamenten sowie der Generika-Sparte<br />

69 Vgl. IFPMA (2006).<br />

70 Vgl. Srivastava/Shervani/Fahey (1998, S. 8 f.).<br />

71 Vgl. Merck KGaA (2006d).<br />

72 Vgl. Merck KGaA (2006a, S. 35-37); <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> (2006a, S. 46 f.).<br />

73 Vgl. Merck KGaA (2006d).<br />

74 Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 52 vom 15.03.2006, S. 9.<br />

75 Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 51 vom 14.03.2006, S. 8.<br />

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Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

weiterhin am Massengeschäft. Die Konzentration von <strong>Schering</strong> auf <strong>die</strong> Bereiche<br />

Gynäkologie, diagnostische Bildgebung, Spezialtherapeutika und Onkologie ließ wenig Spielra<strong>um</strong><br />

für mögliche Synergieeffekte. Die zu erwartenden Wettbewerbsvorteile aus der Verbindung<br />

der Wertketten sahen Analysten deshalb lediglich im Gebiet der Krebsforschung. 76<br />

Relativ leicht zu realisieren wären dabei <strong>die</strong> erwarteten Kostensynergien beispielsweise durch<br />

gemeinsame F&E-Standorte gewesen. 77 Demgegenüber bestand <strong>die</strong> Gefahr, dass <strong>die</strong> mit einer<br />

schnelleren Markteinführung neuer Produkte angestrebten <strong>um</strong>satzseitigen Synergieeffekte nur<br />

langfristig und mit geringer Erfolgswahrscheinlichkeit zu verwirklichen gewesen wären. Als<br />

größte Herausforderung erschien angesichts der geringen Ergänzungsmöglichkeiten <strong>die</strong> zeitnahe<br />

Umsetzung der angekündigten Synergien in Höhe von jährlich EUR 500 Mio. Wären<br />

<strong>die</strong>se nicht erreicht worden, hätten den Anteilseignern deutliche Wertverluste gedroht.<br />

4.1.4. Unternehmensbewertung und Finanzierung<br />

Bei der Bestimmung des Unternehmenswertes eines Pharmaunternehmens sind insbesondere<br />

<strong>die</strong> ungewisse Entwicklung der Cash Flows bzw. der Erträge aus Produkten problematisch,<br />

<strong>die</strong> sich noch in unterschiedlichen Forschungs- und Entwicklungssta<strong>die</strong>n befinden. 78 Dennoch<br />

bieten <strong>die</strong> in der Bewertungspraxis allgemein anerkannten Methoden, wie beispielsweise <strong>die</strong><br />

Ertragswertmethode, eine wichtige Informationsgrundlage bei der Bestimmung des Angebots-<br />

preises. 79<br />

Ein von der <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> am 3. April 2006 beauftragtes Bewertungsgutachten durch <strong>die</strong><br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO Deutsche Warentreuhand ergab einen „stand-alone“-<br />

Wert von EUR 80,08 pro <strong>Schering</strong>-Aktie. 80 <strong>Der</strong> von Merck am 11. März angebotene<br />

Kaufpreis von EUR 77 pro Aktie bedeutete einen Transaktionswert von insgesamt EUR 14,6<br />

Mrd. Dieses Angebot lag somit unter den Schätzungen der beauftragten Bewertungsgutachten.<br />

<strong>Der</strong> Kaufpreis überstieg allerdings den unbeeinflussten durchschnittlichen<br />

<strong>Schering</strong>-Aktienkurs der vorangegangenen drei Monate <strong>um</strong> 35 Prozent und den letzten<br />

unbeeinflussten <strong>Schering</strong>-Kurs vom 8. März 2006 <strong>um</strong> 24 Prozent. Für <strong>die</strong> Aktionäre der Zielgesellschaft<br />

bedeutete das Übernahmeangebot somit einen erheblichen kurzfristigen Kursgewinn<br />

(Abb. 4).<br />

76 Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 57 vom 22.03.2006, S. 8.<br />

77 Vgl. Harding/Rovit (2004, S. 82).<br />

78 Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 55 vom 18.03.2006, S. 8.<br />

79 Vgl. <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> (2006g, S: 33).<br />

80 Vgl. FTD Nr. 77/16 vom 20.04.2006, S. 8.<br />

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Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

<strong>Der</strong> von Merck veranschlagte Kaufpreis von EUR 14,6 Mrd. sollte durch eine Kombination<br />

aus Fremd- und Eigenkapitalmitteln finanziert werden. Durch den daraus resultierenden Anstieg<br />

des Verschuldungsgrads war mit einer Ratingherabstufung zu rechnen. 81 Diese Herabstufung<br />

hätte zu einem Anstieg der Kapitalkosten geführt und somit einen negativen Einfluss<br />

auf den Shareholder Value gehabt. Eine hohe Verschuldung hätte außerdem <strong>die</strong> zukünftige<br />

strategische Flexibilität des Unternehmens eingeschränkt. Insgesamt war <strong>die</strong> Situation am<br />

Kapitalmarkt jedoch z<strong>um</strong> Zeitpunkt des Übernahmeversuchs positiv zu bewerten, was vor<br />

allem am geringen Fremdkapitalzins lag. Zusätzlich hätte <strong>die</strong> bestehende hohe Cash-Position<br />

des Merck-Konzerns <strong>die</strong> Finanzierung der Übernahme erleichtert.<br />

4.2. Abwehrreaktion der <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

Kurz nachdem Repräsentanten von Merck ihre Absicht geäußert hatten, <strong>Schering</strong> ein<br />

Übernahmeangebot zu unterbreiten, reagierte <strong>die</strong> <strong>Schering</strong>-Führung am 12. März 2006 in<br />

einer Presseerklärung ablehnend auf den Übernahmeversuch. 82 Auch der Aufsichtsrat schloss<br />

sich einstimmig einer Zurückweisung des Merck-Angebots an und betonte, dass ein Preis von<br />

EUR 77 je Aktie nicht dem Wert von <strong>Schering</strong> als eigenständiges und erfolgreiches Unternehmen<br />

entspreche. 83 Wegen der ablehnenden Haltung des Vorstands und des Aufsichtsrats<br />

von <strong>Schering</strong> war der Übernahmeversuch von Merck als feindliches Übernahmeangebot zu<br />

charakterisieren. 84 Mit einem Aktienkurs von etwa EUR 83 lag der Preis pro <strong>Schering</strong>-Aktie<br />

in der Zwischenzeit schon deutlich über dem Angebot von Merck (Abb. 4). Es zeichnete sich<br />

ein Abwehrkampf ab, dessen Verlauf im folgenden Abschnitt dargestellt werden soll.<br />

Als präventive Maßnahme gegen mögliche Übernahmeversuche kündigte <strong>Schering</strong> bereits<br />

2005 ein Aktienrückkaufprogramm zur Kurspflege und Wertoptimierung in Höhe von EUR<br />

500 Mio. an, das allerdings nach der Veröffentlichung des Übernahmeangebots der Merck-<br />

Gruppe gestoppt wurde. 85 Ferner wurde der <strong>Schering</strong>-Vorstand durch so genannte „Vorratsbeschlüsse“<br />

von der Hauptversammlung dazu ermächtigt, erstens das Grundkapital durch <strong>die</strong><br />

Ausgabe neuer Aktien bis zu einem Gegenwert von EUR 97 Mio. zu erhöhen und zweitens<br />

Wandel- und/oder Optionsschuldverschreibungen auszugeben, deren Gesamtnennwert EUR<br />

600 Mio. nicht übersteigen sollte. 86 Als weitere vorbereitende Maßnahme stimmte der<br />

81<br />

Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 52 vom 15.03.2006, S. 9; FTD Nr. 52/11 vom 14.03.2006, S. 8.<br />

82<br />

Vgl. <strong>Schering</strong> (2006c).<br />

83<br />

Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 52 vom 15.03.2006, S. 1.<br />

84<br />

Vgl. Assmann/Pötzsch/Schneider (2005, S. 27 f.).<br />

85<br />

Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 49 vom 08.03.2006, S. 9.<br />

86<br />

Vgl. Bayer (2006e, S. 35).<br />

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Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

<strong>Schering</strong>-Aufsichtsrat nur zwei Tage vor dem feindlichen Übernahmeversuch von Merck<br />

einer Änderung der Change-of-Control-Regularien zu. 87 Diese Vertragsklauseln bestimmen<br />

<strong>die</strong> Höhe der Sonderzahlungen für Vorstandsmitglieder, <strong>die</strong> im Falle einer Übernahme aus<br />

dem Konzern ausscheiden (golden parachutes). Ursprünglich hätten <strong>die</strong> <strong>Schering</strong>-Vorstände<br />

<strong>die</strong>se Zahlungen nur bei einer feindlichen Übernahme erhalten. Mit der Zustimmung des<br />

Aufsichtsrats wurde der Geltungsbereich der Regelung auch auf freundliche Übernahmen<br />

ausgeweitet. Neben den von der Hauptversammlung und dem Aufsichtsrat genehmigten<br />

Abwehrvorbereitungen galt bisher <strong>die</strong> Konzentration auf den Bereich Verhütungsmittel als<br />

wichtigste präventive Maßnahme gegen eine unfreundliche Übernahme. Auch wurden immer<br />

wieder <strong>die</strong> geringen Synergieeffekte angeführt, <strong>die</strong> durch eine Zusammenlegung mit dem<br />

spezialisierten Nischenanbieter <strong>Schering</strong> erreicht werden könnten. 88<br />

Durch <strong>die</strong> von der <strong>Schering</strong>-Führung getroffenen präventiven Abwehrmaßnahmen gelang es<br />

dem Konzern nicht, <strong>die</strong> vergleichsweise geringe Wertentwicklung der Aktien deutlich zu erhöhen<br />

und damit den Übernahmeversuch der Merck-Gruppe zu verhindern oder z<strong>um</strong>indest<br />

erheblich zu verteuern. Als erste reaktive Abwehrmöglichkeit gegen <strong>die</strong> angekündigte öffentliche<br />

Übernahme kam nach dem WpÜG eine kritische, aber wohlbegründete Stellungnahme<br />

des Vorstands und des Aufsichtsrats der Zielgesellschaft in Betracht. 89 Das <strong>Schering</strong>-Management<br />

verdeutlichte seine ablehnende Haltung vor allem in folgenden Punkten: 90<br />

� Deutlich zu niedrige Bewertung der <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong>;<br />

� Unterschätzung der expansiven und profitablen Wachst<strong>um</strong>smöglichkeiten aus eigener<br />

Kraft;<br />

� im Vergleich zu Wettbewerbern verfüge <strong>Schering</strong> über eine ausreichende Größe, ein<br />

Zusammenschluss sei deshalb nicht vorteilhaft;<br />

� angestrebte Synergien von EUR 500 Mio. seien nicht ohne erhebliche negative Konsequenzen<br />

für <strong>die</strong> Mitarbeiter (Abbau von bis zu 7500 Arbeitsplätzen) und den Wirtschaftsstandort<br />

Berlin realisierbar;<br />

� Spezialisierung auf Nischenmärkte erschwere Synergieeffekte.<br />

87 Vgl. <strong>Der</strong> Spiegel Heft 38/2006 vom 18.09.2006, S. 93.<br />

88 Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 57 vom 22.03.2006, S. 8.<br />

89 Vgl. § 27 WpÜG; § 33 Abs. 1.<br />

90 Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 51 vom 14.03.2006, S. 11; Börsen-Zeitung Nr. 52 vom 15.03.2006, S. 1; FTD Nr.<br />

53/11 vom 15.03.2006, S. 10; Handelsblatt Nr. 53 vom 15.03.2006, S. 14.<br />

16


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

Während sich <strong>die</strong> Verantwortlichen mit Äußerungen zu weiteren Maßnahmen zurückhielten,<br />

wurden in der Öffentlichkeit mehrere reaktive Abwehrmöglichkeiten diskutiert: 91<br />

� Sonderausschüttung aus den milliardenschweren liquiden Mitteln;<br />

� Kapitalerhöhung <strong>um</strong> bis zu 97 Millionen Aktien (Poison Pill);<br />

� Unternehmen durch eigene Zukäufe stärken, <strong>um</strong> einen Plan für eigenes Wachst<strong>um</strong> durch<br />

Übernahmen vorzulegen;<br />

� Trennung von der Sparte Diagnostische Bildgebung, <strong>um</strong> bislang verborgene Werte zu<br />

heben und <strong>die</strong> Bewertung zu steigern (Crown-Jewel-Abwehr).<br />

<strong>Der</strong> <strong>Schering</strong>-Vorstandsvorsitzende Hubertus Erlen betonte allerdings seine Absicht, nichts zu<br />

tun, was den „Chancen für einen künftigen Erfolg schadet“. 92 Vorstand und Aufsichtsrat<br />

suchten bereits kurz nach dem angekündigten Übernahmeversuch von Merck nach einem<br />

konkurrierenden Bieter, der <strong>die</strong> Optionen der Aktionäre und auch des Managements <strong>um</strong> eine<br />

zusätzliche, bessere Option erweitern würde. 93<br />

Bereits am 13. März trafen sich Vertreter von Bayer und <strong>Schering</strong>, <strong>um</strong> eine Rolle von Bayer<br />

als Weißer Ritter zu diskutieren. Die <strong>Schering</strong>-Führung sah es aufgrund der Ereignisse als<br />

nicht mehr möglich an, am Ziel der Eigenständigkeit festzuhalten. 94 Mehrmals schlug Bayer<br />

einen Preis von EUR 84 je Aktie vor, <strong>Schering</strong> wollte dagegen EUR 87 durchsetzen.<br />

Schließlich einigten sich beide Unternehmen auf einen Angebotspreis von EUR 86. 95<br />

Während sich das <strong>Schering</strong>-Management verpflichtete, das öffentliche Übernahmeangebot<br />

von Bayer zu unterstützen und seinen Aktionären <strong>die</strong> Annahme der Offerte zu empfehlen,<br />

machte auch Bayer mehrere Zugeständnisse. 96 Diese bezogen sich hauptsächlich auf <strong>die</strong><br />

geplanten Integrationsvorgänge nach einer abgeschlossenen Übernahme.<br />

Schließlich lancierte Bayer am 24. März 2006 ein Angebot für <strong>Schering</strong> von EUR 86 je Aktie.<br />

Die Abwehrbemühungen von <strong>Schering</strong> gegen den feindlichen Übernahmeversuch von Merck<br />

in Höhe von EUR 77 je Aktie waren somit erfolgreich. Allerdings gelang es nicht, <strong>die</strong> Eigenständigkeit<br />

des Berliner Unternehmens beizubehalten.<br />

91<br />

Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 52 vom 15.03.2006, S. 9; Börsen-Zeitung Nr. 53 vom 16.03.2006, S. 9; Börsen-<br />

Zeitung Nr. 57 vom 22.03.2006, S. 1.<br />

92<br />

Vgl. FTD Nr. 56/12 vom 20.03.2006, S. 3.<br />

93<br />

Vgl. § 33 Abs. 1 Satz 2.<br />

94<br />

Vgl. <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> (2006e, S. 10).<br />

95<br />

Vgl. Bayer <strong>AG</strong>: (2006e, S. 37 f.).<br />

96<br />

Vgl. Bayer <strong>AG</strong> (2006c); <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> (2006d).<br />

17


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

4.3. Übernahmeangebot der Bayer <strong>AG</strong><br />

4.3.1. Verlauf<br />

Bayer hatte bereits vor dem Übernahmeversuch von Merck eine enge strategische Partnerschaft<br />

mit <strong>Schering</strong> angestrebt. 97 <strong>Der</strong> Vorstoß des Darmstädter Konzerns hätte nach Ansicht<br />

des Bayer-Managements <strong>die</strong> Chancen für eine enge strategische Kooperation zwischen den<br />

beiden Unternehmen beeinträchtigt. Deshalb signalisierte Bayer schon kurz nach dem Merck-<br />

Angebot in ersten internen Gesprächen <strong>die</strong> Bereitschaft, ein freundliches Übernahmeangebot<br />

abzugeben. <strong>Der</strong> Unterschied zwischen dem feindlichen Übernahmeangebot von Merck und<br />

dem freundlichen Angebot von Bayer betrug vorerst EUR 9 je Aktie bzw. EUR 1,7 Mrd.<br />

insgesamt. 98<br />

4.3.2. Wertsteigerungspotentiale<br />

<strong>Der</strong> Leverkusener Konzern war nach dem Lipobay-Skandal ab 2001 im Pharmageschäft stark<br />

zurückgefallen und hatte sich mehrere Jahre lang vergeblich <strong>um</strong> einen Partner bemüht. Von<br />

einem Zusammenschluss mit <strong>Schering</strong> versprach sich Bayer einen Ausbau der HealthCare-<br />

Sparte z<strong>um</strong> Hauptwachst<strong>um</strong>smotor des Konzerns, <strong>um</strong> dessen internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

zu stärken. 99 Die weitere strategische Ausrichtung sollte sich dabei insbesondere auf<br />

<strong>die</strong> besonders profitablen Bereiche des Facharztgeschäftes (Speciality Care) und <strong>die</strong><br />

biotechnologisch hergestellten Produkte konzentrieren. 100 Dazu gehörten vor allem <strong>die</strong><br />

Geschäftsbereiche Onkologie, Kardiologie/Hämatologie und Gynäkologie.<br />

Die zukünftig als „Bayer <strong>Schering</strong> Pharma“ geplante eigenständige Division sollte, gemessen<br />

am gemeinsamen Umsatz von etwa $ 8 Mrd., im Spezialitätengeschäft auf den weltweit<br />

siebten Rang vorstoßen (nach 1. Roche/Genentech; 2. Johnson&Johnson; 3. Amgen; 4. Pfizer;<br />

5. Novartis und 6. Sanofi-Aventis). Auch bei den biotechnologisch hergestellten Produkten<br />

sollte das zusammengeschlossene Unternehmen unter <strong>die</strong> „Top Ten“ der Branche aufsteigen.<br />

Gemeinsam verfügten <strong>die</strong> Unternehmen neben vier Projekten im Registrierungsstadi<strong>um</strong> über<br />

19 Produkte in Phase III, 14 in Phase II und 17 in Phase I der klinischen Prüfung. 101 Mit<br />

einem Forschungsbudget von 15 bis 17 Prozent des kombinierten Pharma<strong>um</strong>satzes sollte <strong>die</strong><br />

Produktpipeline weiter ausgebaut und somit das Wachst<strong>um</strong> in den Geschäftsfeldern<br />

97 Vgl. Bayer <strong>AG</strong> (2006e, S. 37).<br />

98 Vgl. Bayer (2006f).<br />

99 Vgl. Bayer <strong>AG</strong> (2006b).<br />

100 Vgl. Bayer <strong>AG</strong> (2006e, S. 39 f.).<br />

101 Vgl. Bayer (2006f); zu den verschiedenen Phasen der klinischen Stu<strong>die</strong>n IFPMA (2006).<br />

18


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

Onkologie, Kardiologie/Hämatologie und Gynäkologie erheblich beschleunigt werden. 102 Im<br />

Hinblick auf <strong>die</strong> Produktentwicklung ergänzten sich Bayer und <strong>Schering</strong> nach Ansicht von<br />

Analysten besonders bei Krebsmedikamenten. 103<br />

Vor allem durch <strong>die</strong> geographischen und organisatorischen Überlappungen prognostizierte<br />

Bayer ein jährliches Synergiepotential von EUR 700 Mio. ab 2009 (Tab. 3). Dieses könne der<br />

Konzern erstens mit der Bündelung von Einkauf und Produktion erreichen, durch <strong>die</strong> sich<br />

sowohl günstigere Einkaufskonditionen ergäben als auch eine höhere Auslastung bestehender<br />

Kapazitäten. 104 Zweitens könne das zusammengeführte Unternehmen mit der Bündelung von<br />

Marketing und Vertrieb seine Produkte weltweit schneller und kostengünstiger vertreiben.<br />

Davon werde vor allem <strong>die</strong> Vermarktung des Bayer-Krebsmedikaments Nexavar profitieren.<br />

Weitere Synergieeffekte erwartete Bayer durch <strong>die</strong> Bündelung von Forschung und Entwicklung<br />

sowie <strong>die</strong> Reduzierung der Kosten im Bereich IT und der allgemeinen Verwaltung. In<br />

den genannten Bereichen solle es außerdem zu etwa 6000 Stelleneinsparungen kommen,<br />

wodurch sich weitere Kosten einsparen ließen.<br />

Insgesamt werde <strong>die</strong> Gesundheitssparte künftig etwa <strong>die</strong> Hälfte der Konzern<strong>um</strong>sätze<br />

ausmachen, wodurch <strong>die</strong> Abhängigkeit vom Konjunkturzyklus deutlich verringert werden<br />

könne. 105 Mit der Verlagerung des Geschäftsschwerpunkts in Richtung Gesundheit könnten<br />

einerseits wieder höhere Margen erzielt werden, andererseits biete <strong>die</strong> Kunststoffsparte auch<br />

zukünftig Schutz vor eventuellen Übernahmen. 106 Gemessen am Pharma<strong>um</strong>satz 2005 werde<br />

Bayer nach der Übernahme zur neuen N<strong>um</strong>mer 14 der weltweiten Pharmabranche aufsteigen<br />

und somit an kritischer Masse vor allem in pharmazeutischen Nischenmärkten gewinnen<br />

(Tab. 1). 107<br />

102 Vgl. Bayer (2006b).<br />

103 Vgl. FTD Nr. 239/49 vom 27.03.2006, S. 7.<br />

104 Vgl. zu folgendem Absatz <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> (2006f, S. 65-67).<br />

105 Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 60 vom 25.03.2006, S. 1.<br />

106 Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 73 vom 13.04.2006, S. 8.<br />

107 Vgl. FTD Nr. 61/13 vom 27.03.2006, S. 7.<br />

19


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

4.3.3. Herausforderungen<br />

Neben den erwarteten Zukunftspotentialen musste Bayer für den Fall eines Zusammenschlusses<br />

deutliche Risiken einkalkulieren, <strong>die</strong> eine <strong>Schering</strong>-Übernahme in Frage stellten.<br />

Mit der Beschränkung auf <strong>die</strong> zwei Therapiegebiete Onkologie und Herz/Kreislauf hatte<br />

Bayer anderthalb Jahre zuvor einen Strategieschwenk im Pharmabereich eingeleitet. Zuletzt<br />

konzentrierte sich der Konzern auf den Ausbau des Geschäfts mit rezeptfreien<br />

Medikamenten. 108 Durch den Zukauf der OTC-Sparte von Roche im Juli 2004 rückte Bayer<br />

unter <strong>die</strong> drei weltweit führenden Anbieter im Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten. 109<br />

Diese führende Position im OTC-Markt sollte weiter ausgebaut werden, <strong>um</strong> den geschwächten<br />

Gesundheitsbereich wieder deutlich zu stärken. 110 Branchenexperten rechneten deshalb<br />

mit einer Akquisition des z<strong>um</strong> Verkauf stehenden OTC-Geschäfts von Pfizer. 111 Eine<br />

<strong>Schering</strong>-Übernahme sahen Analysten nicht im Einklang mit <strong>die</strong>ser Strategie. 112<br />

Bayer erzielte im Gesundheitsbereich 2005 rund EUR 9,4 Mrd. Umsatz, davon lediglich EUR<br />

4 Mrd. mit rezeptpflichtigen Medikamenten. <strong>Schering</strong> erreichte zuletzt EUR 5,3 Mrd.<br />

Umsatz. Im Pharmageschäft sollte Bayer einschließlich <strong>Schering</strong> einen Umsatz von etwa<br />

EUR 9 Mrd. erzielen und somit an <strong>die</strong> Spitze der nationalen Pharmahersteller rücken. Im<br />

internationalen Vergleich würde das gemeinsame Unternehmen jedoch lediglich auf den 14.<br />

Platz kommen.<br />

Um <strong>die</strong> verbesserte Marktstellung zu halten bzw. weiter auszubauen, kam es auf <strong>die</strong><br />

Leistungsfähigkeit der Pharmaforschung an. Sowohl Bayer als auch <strong>Schering</strong> hatten allerdings<br />

bei der Forschung und Entwicklung neuer, innovativer Medikamente eine beschränkte<br />

Erfolgsperspektive. Die Effizienzsteigerung der zusammengelegten F&E-Abteilungen hatte<br />

nur begrenztes Potenzial zur Verbesserung <strong>die</strong>ser eingeschränkten Perspektive. <strong>Der</strong> <strong>Schering</strong>-<br />

Konzernbetriebsrat betonte in einer Stellungnahme, dass der operative und finanzielle Spielra<strong>um</strong>,<br />

der zur erfolgreichen Entwicklung in den Spezialmärkten notwendig sei, durch <strong>die</strong><br />

geplanten Einsparungen im F&E-Bereich nicht gegeben sei. 113<br />

108<br />

Vgl. Handelsblatt Nr. 60 vom 24.03.2006, S. 1.<br />

109<br />

Vgl. Handelsblatt Nr. 138 vom 20.07.2006, S. 1.<br />

110<br />

Vgl. Bayer <strong>AG</strong> (2006a, S. 60); FTD Nr. 61/13 vom 27.03.2006, S. 25.<br />

111<br />

Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 60 vom 25.03.2006, S. 11.<br />

112<br />

Vgl. FTD Nr. 61/13 vom 27.03.2006, S. 27.<br />

113<br />

Vgl. <strong>Schering</strong> (2006e).<br />

20


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

Als eine der größten Herausforderungen bei einer Übernahme von <strong>Schering</strong> stellte sich <strong>die</strong><br />

Realisierung der geschätzten Synergieeffekte nach einem Zusammenschluss dar. Analysten<br />

sahen lediglich im Therapiegebiet Onkologie Ergänzungsmöglichkeiten. 114 Deutliche<br />

Einsparungen wurden vor allem in der Verwaltung, im Management und in der Produktion<br />

erwartet, außerdem sollten langfristig etwa 6000 Stellen gestrichen werden. 115 Diesen<br />

geplanten Synergieeffekten standen jedoch vorerst enorme Kosten durch <strong>die</strong> Restrukturierungsmaßnahmen<br />

und das Integrationsmanagement gegenüber. 116 Bayer erwartete<br />

Einmalkosten von insgesamt einer Milliarde Euro für 2007 und 2008 und weitere jährlich<br />

anfallende Transaktionskosten (Tab. 3). 117 Bei <strong>Schering</strong> wurden <strong>die</strong> im Zusammenhang mit<br />

den Übernahmeangeboten anfallenden Sonderbelastungen für Anwälte, Banken, Berater<br />

sowie für Abfindungszahlungen auf insgesamt EUR 125 Mio. beziffert. 118 Im Vergleich z<strong>um</strong><br />

feindlichen Übernahmeversuch von Merck schien <strong>die</strong> Umsetzung der Synergien durch <strong>die</strong><br />

Kooperationsbereitschaft bei einer freundlichen Übernahme jedoch einfacher erreichbar zu<br />

sein. 119<br />

4.3.4. Unternehmensbewertung und Finanzierung<br />

Das Gebot von Bayer lag mit EUR 86 je Aktie <strong>um</strong> EUR 9 über dem Angebot von Merck. Im<br />

Vergleich z<strong>um</strong> letzten unbeeinflussten <strong>Schering</strong>-Kurs am 8. März 2006 bedeutete <strong>die</strong>ser<br />

Angebotspreis eine Prämie von etwa 38,4 Prozent (Abb. 4) und im Vergleich z<strong>um</strong> Zwölf-<br />

Monats-Durchschnittskurs sogar von 61 Prozent. 120 <strong>Der</strong> in der Angebotsunterlage auf etwa<br />

EUR 16,5 Mrd. bezifferte Gesamtkaufpreis bedeutete für den Bayer-Konzern eine Investition<br />

in Höhe von über 66 Prozent seiner derzeitigen Marktkapitalisierung und damit von mehr als<br />

dem Zehnfachen des Bayer-Konzerngewinns 2005. 121 Die <strong>Schering</strong>-Aktionäre konnten somit<br />

auf einen erheblichen Gewinn von dem Akquisitionsvorhaben hoffen. Ob und in welcher<br />

Höhe auch Bayer als Bieterunternehmen eine Wertsteigerung für <strong>die</strong> eigenen Aktionäre<br />

erreichen würde, hing von den tatsächlich realisierbaren Netto-Synergien aus dem<br />

Zusammenschluss ab. Finanzieren wollte Bayer den Kaufpreis mit einer Kombination aus<br />

Eigen- und Fremdkapital sowie mit dem Verkauf der zur Sparte Material Science gehörenden<br />

Gesellschaften H. C. Starck und Wolff Walsrode. Durch den Kauf sollte sich <strong>die</strong> Netto-<br />

114 Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 59 vom 24.03.2006, S. 11.<br />

115 Vgl. FTD Nr. 61/13 vom 27.03.2006, S. 7.<br />

116 Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 73 vom 13.04.2006, S. 8.<br />

117 Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 60 vom 25.03.2006, S. 11.<br />

118 Vgl. Handelsblatt Nr. 142 vom 26.07.2006, S. 16.<br />

119 Vgl. Sudarsanam (2006, S. 268).<br />

120 Vgl. Bayer <strong>AG</strong> (2006e, S. 13).<br />

121 Vgl. Strenger (2006).<br />

21


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

schuldenposition des Bayer-Konzerns von EUR 5,5 Mrd. z<strong>um</strong> Bilanzstichtag 2005 voraussichtlich<br />

auf etwa EUR 16 Mrd. verdreifachen (ohne Berücksichtigung der <strong>Schering</strong> Cash-<br />

Position von etwa einer Milliarde Euro). Die Agenturen S&P und Moody’s kündigten eine<br />

eventuelle Herabstufung des Emittentenratings von Bayer an. Zwar musste Bayer nicht<br />

befürchten, als Emittent das Investment-Grade-Rating zu verlieren, mit der geplanten Hybridanleihe<br />

waren jedoch weitere Risiken verbunden. 122<br />

4.4. Reaktion der Merck KGaA<br />

Die Darmstädter Merck-Gruppe bemühte sich nach ihrer Übernahmeankündigung sowohl <strong>um</strong><br />

<strong>die</strong> Unterstützung des <strong>Schering</strong>-Managements als auch <strong>um</strong> den Rückhalt der Berliner Landesregierung<br />

und das Verständnis der Mitarbeiter des Unternehmens. 123 Eine Kooperation mit<br />

bestimmten Stakeholder-Gruppen des Zielunternehmens hätte <strong>die</strong> Realisierung von Synergien<br />

deutlich erleichtert. 124 Nach dem Anstieg des <strong>Schering</strong>-Aktienkurses über EUR 77 wurde<br />

jedoch klar, dass Merck nur mit einem höheren Angebot <strong>die</strong> <strong>Schering</strong>-Anteilseigner würde<br />

überzeugen könnten. Presseberichte deuteten darauf hin, dass sich Merck deshalb einen<br />

finanziellen Spielra<strong>um</strong> für ein höheres Angebot gesichert habe, der <strong>um</strong> zehn Prozent über der<br />

bisher eingerä<strong>um</strong>ten Kreditlinie liege. 125<br />

Als Bayer am 24. März <strong>die</strong> Entscheidung veröffentlichte, das Berliner Unternehmen für EUR<br />

86 je Aktie übernehmen zu wollen, gab Merck noch am selben Tag seinen Rückzug bekannt<br />

und erklärte, dass ein Preis über den gebotenen EUR 77 nicht zu rechtfertigen sei. 126 Mit der<br />

Entscheidung gegen eine Erhöhung des Angebots verhinderte Merck einen weiteren Bieterkampf.<br />

Damit setzte sich das <strong>Schering</strong>-Management mit der Suche nach einem<br />

konkurrierenden Bieter gegen <strong>die</strong> Merck-Offerte durch und erzielte einen Kaufpreis von<br />

vorerst EUR 16,5 Mrd.<br />

Die Merck-Gruppe stand nun weiterhin vor dem Problem der nachhaltigen Zukunftssicherung.<br />

<strong>Der</strong> Verkauf von bisher erworbenen <strong>Schering</strong>-Aktien hätte dem Unternehmen zwar<br />

zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt kurzfristige Gewinne von bis zu EUR 260 Mio. eingebracht, <strong>die</strong> langfristigen<br />

strategischen Herausforderungen blieben jedoch unverändert bestehen. 127<br />

122 Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 63 vom 30.03.2006, S. 9.<br />

123 Vgl. Handelsblatt Nr. 53 vom 15.03.2006, S. 14.<br />

124 Vgl. Sudarsanam (2006, S. 274 f.).<br />

125 Vgl. Handelsblatt Nr. 58 vom 22.03.2006, S. 11.<br />

126 Vgl. Merck (2006e).<br />

127 Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 60 vom 25.03.2006, S. 10; Handelsblatt Nr. 61 vom 27.03.2006, S. 16.<br />

22


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

4.5. Erwerb von <strong>Schering</strong>-Aktien<br />

Am 13.04.2006 veröffentlichte Bayer das offizielle Übernahmeangebot mit einer Annahmefrist<br />

bis z<strong>um</strong> 31. Mai 2006 und einer Annahmequote von 75 Prozent des Grundkapitals. 128 In<br />

Abhängigkeit von der erreichten Übernahmequote beabsichtigte Bayer ein Delisting der<br />

<strong>Schering</strong>-Aktie und verfolgte den Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags.<br />

Bis z<strong>um</strong> Ende der ersten Annahmefrist am 31. Mai wurden Bayer allerdings erst<br />

18,5 Prozent der <strong>Schering</strong>-Anteile ange<strong>die</strong>nt.<br />

Daraufhin entschied sich der Konzern zur Änderung der Angebotsbedingungen. 129 Diese<br />

Änderung des Angebots ermöglichte eine Fristverlängerung zur An<strong>die</strong>nung von <strong>Schering</strong>-<br />

Aktien bis z<strong>um</strong> 14. Juni. 130 Bayer versuchte zunächst nicht, Aktien der Zielgesellschaft schon<br />

während der Laufzeit des Angebots am Markt zu erwerben. Obwohl Merck zuvor nicht bereit<br />

gewesen war einen Preis von über EUR 77 je Aktie zu zahlen, begann das Unternehmen<br />

schließlich damit, <strong>Schering</strong>-Aktien am Markt zu kaufen und gefährdete damit das Erreichen<br />

der festgelegten Annahmequote von 75 Prozent.<br />

Nachdem Bayer bereits mit ersten Integrationsschritten begonnen hatte, brachte der erneute<br />

Einstieg von Merck in den Übernahmeprozess neue strategische Herausforderungen mit sich.<br />

Hätte Bayer am 14. Juni nicht <strong>die</strong> Übernahmequote von 75 Prozent erreicht gehabt, wäre das<br />

Angebot gescheitert gewesen. Denn Bayer konnte das bereits einmal verlängerte Gebot aus<br />

rechtlichen Gründen innerhalb einer zwölfmonatigen Sperrfrist nicht nochmals verlängern<br />

und auch den Preis nicht mehr ändern. 131 Die Befreiung von <strong>die</strong>ser Frist wäre nur nach einem<br />

Antrag bei der Bundesanstalt für Finanz<strong>die</strong>nstleistungsaufsicht (BaFin) möglich gewesen. 132<br />

Erst ab einem Anteil von 95 Prozent der <strong>Schering</strong>-Aktien hätte Bayer <strong>die</strong> Möglichkeit gehabt,<br />

<strong>die</strong> restlichen Anteilseigner per Squeeze-out herauszudrängen. 133 Merck verfügte jedoch<br />

bereits am 8. Juni über mehr als 6 Prozent der <strong>Schering</strong>-Aktien und konnte seinen Anteil bis<br />

z<strong>um</strong> 14. Juni auf 21,8 Prozent aufstocken. Das Merck-Management betonte seine „Zweifel<br />

am Erfolg des Bayer-Gebots“ und wollte deshalb „eine Basis schaffen, <strong>um</strong> auf ein mögliches<br />

Scheitern des Bayer-Gebots reagieren zu können“. 134<br />

128 Vgl. Bayer <strong>AG</strong> (2006e).<br />

129 Vgl. Bayer <strong>AG</strong> (2006g).<br />

130 Vgl. § 21 Abs. 1 Nr. 4, Abs. 5 WpÜG.<br />

131 § 21 Abs. 6; § 26 Abs. 1 WpÜG.<br />

132 § 26 Abs. 2 WpÜG.<br />

133 Vgl. Fleischer (2002); Vetter (2002).<br />

134 Vgl. FTD Nr. 115/24 vom 16.06.2006, S. 3.<br />

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Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

Durch das erneute Eingreifen von Merck in den Übernahmeprozess sah sich Bayer<br />

gezwungen, ebenfalls <strong>Schering</strong>-Aktien bis zu einem Preis von EUR 86 am Markt zu<br />

kaufen. 135 Bei einem höheren Angebot hätte Bayer nach den deutschen Übernahmerichtlinien<br />

allen Aktionären <strong>die</strong>sen Preis bezahlen müssen. 136 Hierdurch hätte sich der gesamte Kaufpreis<br />

weiter erhöht. Da sowohl Bayer als auch <strong>Schering</strong> in New York gelistet waren, benötigte<br />

Bayer außerdem <strong>die</strong> Zustimmung der amerikanischen Börsenaufsicht SEC, <strong>um</strong> direkte<br />

Aktienkäufe über dem ursprünglichen Angebotspreis durchzuführen. 137<br />

Am 13. Juni änderte Bayer seine Strategie und begann mit dem Kauf von <strong>Schering</strong>-Aktien zu<br />

einem Preis von über EUR 86. 138 Mit einem <strong>Schering</strong>-Anteil von 21,8 Prozent bei Merck und<br />

55,5 Prozent bei Bayer wurde am letzten Tag der Annahmefrist ein Scheitern der Übernahme<br />

immer wahrscheinlicher. Da Bayer über 30 Prozent der <strong>Schering</strong>-Aktien besaß, bereitete der<br />

Konzern ein Pflichtangebot vor und reichte in den USA eine Schadensersatzklage gegen<br />

Merck ein. 139 Bayer sah in der Vorgehensweise von Merck einen Verstoß gegen <strong>die</strong> Regeln<br />

der SEC. Kurz darauf wurde eine Einigung erzielt, durch <strong>die</strong> Merck sein <strong>Schering</strong>-Paket von<br />

21,4 Prozent zu EUR 89 je Aktie bzw. insgesamt EUR 3,7 Mrd. an Bayer verkaufte. 140 Im<br />

Gegenzug zog Bayer <strong>die</strong> Schadensersatzklage gegen Merck zurück.<br />

Die Merck-Gruppe realisierte durch den Verkauf des <strong>Schering</strong>-Aktienpaketes einen Sonderertrag<br />

vor Steuern von etwa EUR 400 Mio. Dennoch verdeutlichte der Ausgang des<br />

<strong>Übernahmekampf</strong>es erneut <strong>die</strong> eingeschränkte langfristige Perspektive des Konzerns. Nach<br />

der misslungenen <strong>Schering</strong>-Akquisition wurden weitere Ausfälle in der Pharmaforschung<br />

bekannt. 141 Finanziell gestärkt durch den Verkauf des <strong>Schering</strong>-Aktienpaketes und weitere<br />

Gewinnzuwächse im Bereich der Flüssigkristalle, gab Merck am 21. September 2006 <strong>die</strong><br />

Übernahme des Schweizer Biotechnologie-Unternehmens Serono bekannt. 142<br />

<strong>Der</strong> Bayer-Konzern erfüllte durch <strong>die</strong> Einigung mit Merck <strong>die</strong> erforderliche Annahmequote<br />

von 75 Prozent. <strong>Der</strong> ursprünglich in der Angebotsunterlage angekündigte Kaufpreis von EUR<br />

135 Vgl. Bayer <strong>AG</strong> (2006h).<br />

136 § 31 Abs. 4 WpÜG.<br />

137 Vgl. Bayer <strong>AG</strong>/<strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> (2006, S. 3).<br />

138 Vgl. Bayer <strong>AG</strong> (2006i).<br />

139 Vgl. Bayer <strong>AG</strong> (2006j).<br />

140 Vgl. Bayer <strong>AG</strong> (2006k).<br />

141 Vgl. Handelsblatt Nr. 120 vom 26.06.2006, S. 14.<br />

142 Vgl. Handelsblatt Nr. 184 vom 22.09.2006, S. 1.<br />

24


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

16,5 Mrd. erhöhte sich somit <strong>um</strong> knapp EUR 400 Mio. auf etwa EUR 16,9 Mrd. 143 Nach einer<br />

weiteren Annahmefrist kontrollierte der Konzern am 6. Juli 92,4 Prozent der <strong>Schering</strong>-<br />

Aktien. 144 Über Aktienkäufe an der Börse stieg der Anteilsbesitz bis z<strong>um</strong> 8. September auf<br />

mehr als 95 Prozent des <strong>Schering</strong>-Grundkapitals. Damit verfügte Bayer über <strong>die</strong> für einen<br />

Squeeze-out der Minderheitsaktionäre erforderliche Mehrheit. Mit der Abstimmung über<br />

einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag wurde auf der außerordentlichen Hauptversammlung<br />

der <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> am 13. September in Berlin <strong>die</strong> Voraussetzung für <strong>die</strong> vollständige<br />

Integration des Berliner-Konzerns geschaffen. <strong>Der</strong> Vertrag wurde am 27. Oktober<br />

durch Eintragung in das Handelsregister wirksam. Nach der offiziellen Umbenennung der<br />

„<strong>Schering</strong> <strong>AG</strong>“ in „Bayer <strong>Schering</strong> Pharma <strong>AG</strong>“ wurde auf der außerordentlichen Hauptversammlung<br />

am 17. Januar 2007 das Squeeze-out der verbliebenen Minderheitsaktionäre<br />

gegen Zahlung einer Barabfindung von EUR 98,98 je Aktie beschlossen.<br />

5. Schlussbetrachtung<br />

<strong>Der</strong> Anfang März 2006 eingeleitete öffentliche Übernahmeversuch der Merck-Gruppe<br />

vereitelte <strong>die</strong> bis zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt erfolgreichen präventiven Abwehrmaßnahmen des<br />

<strong>Schering</strong>-Managements. Von den nach <strong>die</strong>sem Übernahmeangebot zur Verfügung stehenden<br />

Handlungsoptionen entschied sich das <strong>Schering</strong>-Management innerhalb weniger Tage für <strong>die</strong><br />

Unterstützung des konkurrierenden Angebots von Bayer. Diese Maßnahme bedeutete eine<br />

Prämie für <strong>die</strong> <strong>Schering</strong>-Aktionäre von über 43 Prozent bezogen auf den letzten unbeeinflussten<br />

Aktienkurs am 8. März 2006. In den Verhandlungsgesprächen mit Bayer wurden<br />

weitere Zusagen vereinbart, <strong>die</strong> bei einer feindlichen Übernahme ka<strong>um</strong> durchsetzbar gewesen<br />

wären. Dazu gehörte, dass <strong>die</strong> Hauptverwaltung des gemeinsamen Pharmageschäfts ihren Sitz<br />

in Berlin haben sollte. 145 Weiterhin verpflichtete sich Bayer, den geplanten Personalabbau auf<br />

faire und ausgewogene Weise auf beide Unternehmen zu verteilen. 146<br />

Zusätzlich sollten bei der Beurteilung der getroffenen Entscheidungen auch deren Auswirkungen<br />

auf das Management selbst begutachtet werden. Im Fall <strong>Schering</strong> wurden nur zwei<br />

Tage vor dem Übernahmeangebot der Merck KGaA <strong>die</strong> Change-of-Control-Regularien für<br />

<strong>die</strong> <strong>Schering</strong>-Vorstände geändert. 147 Während ursprünglich lediglich im Falle einer<br />

feindlichen Übernahme Sonderzahlungen vorgesehen waren, wurde der Geltungsbereich auch<br />

143 Vgl. Bayer <strong>AG</strong>/<strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> (2006).<br />

144 Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 132 vom 13.07.2006, S. 13.<br />

145 Vgl. <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> (2006e, S. 35).<br />

146 Vgl. <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> (2006e, S. 38-40).<br />

147 Vgl. <strong>Der</strong> Spiegel Heft 38/2006 vom 18.09.2006, S. 93.<br />

25


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

auf freundliche Übernahmen ausgeweitet. Die Unterstützung des Übernahmeangebots der<br />

Bayer <strong>AG</strong> führte somit bei den <strong>Schering</strong>-Vorständen, <strong>die</strong> nach dem Zusammenschluss aus<br />

dem Vorstand ausscheiden sollten, zu Abfindungszahlungen in Höhe von insgesamt ca. EUR<br />

25 Mio. 148 Für den Einsatz von Change-of-Control-Klauseln stellt sich in <strong>die</strong>sem<br />

Zusammenhang <strong>die</strong> Frage, ob <strong>die</strong> bei der Änderung der Mehrheitsverhältnisse zu leistenden<br />

Sonderzahlungen tatsächlich dazu beitragen konnten, dass <strong>die</strong> Managemententscheidungen<br />

hauptsächlich im Interesse des Unternehmens getroffen wurden. 149<br />

Während <strong>die</strong> <strong>Schering</strong>-Aktionäre durch <strong>die</strong> hohe Übernahmeprämie und das <strong>Schering</strong>-<br />

Management durch lukrative Change-of-Control-Klauseln deutlich von dem konkurrierenden<br />

Übernahmeangebot des Bayer-Konzerns profitierten, blieb <strong>die</strong> Zukunft vieler <strong>Schering</strong>-<br />

Mitarbeiter lange Zeit ungewiss. Folglich verzeichnete <strong>Schering</strong> sowohl in der Verwaltung als<br />

auch in der Forschung den Abgang „wichtiger Leistungsträger“. 150<br />

Die von <strong>Schering</strong> im <strong>Übernahmekampf</strong> verfolgte reaktive Abwehrstrategie stellt im Gesamtergebnis<br />

<strong>die</strong> wahrscheinlich beste Antwort auf den feindlichen Übernahmeversuch von Merck<br />

dar. Dennoch ist <strong>die</strong> Übernahme der <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> das Resultat der gescheiterten präventiven<br />

Abwehrbemühungen der Unternehmensführung. Das Ziel des Berliner Konzerns, ein unabhängiger<br />

Pharmaspezialist zu bleiben, konnte nicht verwirklicht werden.<br />

Schutz vor einer feindlichen Übernahme hätte insbesondere eine überzeugende Wertentwicklung<br />

der <strong>Schering</strong>-Aktie geboten. 151 Die Marktwertentwicklung spiegelt <strong>die</strong> Erwartungen der<br />

Anleger bezüglich des zukünftigen Unternehmenserfolgs wider. 152 Dieser hängt bei Pharmaunternehmen<br />

vor allem von der Leistungsfähigkeit der Arzneimittelforschung und<br />

-entwicklung ab. Aufgrund mehrerer Misserfolge in der Produktentwicklung und bei der<br />

Medikamentenzulassung war <strong>die</strong> Aktienkursentwicklung der <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> im Jahr 2005 weit<br />

hinter der DAX-Performance und dem STOXX-Branchenindex zurückgeblieben (Abb. 5).<br />

Dem Unternehmen gelang es nicht, geeignete strategische Partner zu finden und durch<br />

Kooperationen in bestimmten Forschungsbereichen <strong>die</strong> Ursachen der niedrigen Wertent-<br />

148<br />

Vgl. FTD Nr. 179/37 vom 14.09.2006, S. 2.<br />

149<br />

Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 110 vom 10.06.2006, S. 8; Handelsblatt Nr. 180 vom 18.09.2006, S. 15; Manager<br />

Magazin Online vom 25.10.2006: Die Abgangsprämie zahlt der Aktionär.<br />

150<br />

Vgl. Handelsblatt Nr. 232 vom 30.11.2006, S. 16.<br />

151<br />

Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 47 vom 08.03.2006, S. 9; Handelsblatt Nr. 160 vom 19.08.2005, S. 29.<br />

152<br />

Vgl. Fama (1970).<br />

26


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

wicklung zu bekämpfen. 153 Die eingeleiteten präventiven Abwehrmaßnahmen, wie beispielsweise<br />

der Rückkauf eigener Aktien, erhöhten den Marktwert des Unternehmens nicht ausreichend,<br />

<strong>um</strong> eine <strong>Schering</strong>-Akquisition für Merck unattraktiv zu machen. Vielmehr hätte eine<br />

erfolgreich definierte und kommunizierte Wettbewerbsstrategie <strong>die</strong> mittel- und langfristige<br />

Wachst<strong>um</strong>sperspektive des Konzerns verbessern können. 154 Mit dem neuen Firmennamen<br />

„Bayer <strong>Schering</strong> Pharma“ bleibt dem Wirtschaftsstandort Berlin ein Stück Pharma-Tradition<br />

erhalten, dennoch verschwindet mit der <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> das letzte Berliner Unternehmen aus<br />

dem DAX.<br />

153 Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 49 vom 08.03.2006, S. 9.<br />

154 Vgl. Börsen-Zeitung Nr. 178 vom 14.09.2001, S. 12.<br />

27


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

Anhang<br />

Abbildung 1: Übersicht Total Sales Merck/Bayer/<strong>Schering</strong><br />

Total Sales<br />

Millionen EUR<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Übersicht Total Sales (EUR)<br />

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Jahr<br />

Abbildung 2: Übersicht EBIT Merck/Bayer/<strong>Schering</strong><br />

EBIT<br />

4.000.000<br />

3.000.000<br />

2.000.000<br />

1.000.000<br />

0<br />

-1.000.000<br />

-2.000.000<br />

Übersicht EBIT (EUR)<br />

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Jahr<br />

Bayer (Konzern)<br />

Merck (Konzern)<br />

<strong>Schering</strong> (Konzern)<br />

Quelle: Thomson Datastream<br />

Bayer (Konzern)<br />

Merck (Konzern)<br />

<strong>Schering</strong> (Konzern)<br />

Quelle: Thomson Datastream<br />

28


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

Abbildung 3: Die Hauptakteure der <strong>Schering</strong>-Übernahme und deren Verflechtungen<br />

Latham & Watkins (RA)<br />

BAYER (Leverkusen)<br />

Credit Suisse (IB)<br />

Greenhill (IB)<br />

Citigroup (IB)<br />

Deutsche Bank Vorstandchef<br />

Ackermann ist seit 2002<br />

Aufsichtsrat bei Bayer<br />

Gleiss Lutz (RA)<br />

MERCK (Darmstadt)<br />

Deutsche Bank (IB)<br />

Goldman Sachs (IB)<br />

Bear Stearns (IB)<br />

<strong>Schering</strong> Aufsichtsrat Kohlhaussen ist<br />

auch Aufsichtsrat bei Bayer<br />

~ 2,8 %<br />

ALLIANZ<br />

(München)<br />

Allianz Finanzvorstand<br />

Achleitner ist der ehemalige<br />

Deutschlandchef von<br />

Goldman Sachs<br />

Abbildung Stand: April 2006 4: Relative Wertentwicklung der Aktien<br />

Abbildung 5: Wertentwicklung der <strong>Schering</strong>-Aktien<br />

~ 12 %<br />

100 %<br />

Deutsche Bank Vorstand Lamberti ist zugleich<br />

Aufsichtsrat bei <strong>Schering</strong> (seit 2001)<br />

Kommunikatonsberater:<br />

Brunswick<br />

Hengler Mueller (RA)<br />

Cravath Swaine & Moore (RA)<br />

SCHERING (Berlin)<br />

Morgan Stanley (IB)<br />

Dresdner Kleinwort<br />

Wasserstein (IB)<br />

BDO Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

RA: Rechtsanwaltskanzlei<br />

IB: Investmentbank<br />

Relative Wertentwicklung der Aktien<br />

Merck KGaA, Bayer <strong>AG</strong> und <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> im Vergleich - Index 1. März 2006 = 100<br />

170<br />

160<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

MAR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ<br />

Source: Thomson Datastream<br />

<strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

Bayer <strong>AG</strong><br />

Merck KGaA<br />

29


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

Wertentwicklung der <strong>Schering</strong>-Aktien mit Vergleichslinie DAX 30<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

10/6/08<br />

30<br />

2003<br />

BAYER SCHERING PHARMA<br />

2004 2005 2006 2007<br />

DAX 30 PERFORMANCE - PRICE INDEX<br />

Source: Thomson Datastream<br />

30


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

Tabelle 1: Ranking der führenden Pharmahersteller 2005<br />

Die führenden<br />

Pharmahersteller 2005<br />

Ranking nach Pharma<strong>um</strong>satz<br />

Börsenwert<br />

in Mrd. US $<br />

13.03.06<br />

Gesamt<strong>um</strong>satz<br />

in Mrd. US$ *<br />

Pharma<strong>um</strong>satz<br />

in<br />

Mrd. US $<br />

Pharma<strong>um</strong>satz<br />

Veränderung<br />

in % ***<br />

1 Pfizer (USA) 191,9 51,3 44,3 -6<br />

2 Glaxo-Smithkline (GB) 158,4 39,4 34,0 +8<br />

3 Sanofi-Aventis (F) 120,1 33,9 33,9 +9<br />

4 Novartis (CH) 146,9 32,2 25,0 +9<br />

5 Astra-Zeneca (GB) 79,9 24,0 24,0 +10<br />

6 Johnson & Johnson (USA) 175,6 50,5 22,3 0<br />

7 Merck & Co (USA) 76,1 22,0 22,0 -5<br />

8 Roche (CH) 107,1 28,6 22,0 +25<br />

9 Wyeth (USA) 65,7 18,8 15,3 +10<br />

10 Bristol-Myers Squibb (USA) 44,8 19,2 15,3 -3<br />

11 Eli Lilly (USA) 64,7 14,6 14,6 +5<br />

12 Abbott (USA) 67,6 22,3 13,3 +13<br />

13 Amgen (USA) 90,7 12,4 12,0 +20<br />

Bayer <strong>AG</strong><br />

und <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

48 40,5 11,6<br />

Merck KGaA und<br />

<strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

23,8 13,9 11,4<br />

14 Takeda (J) ** 50,8 11,0 10,2 +10<br />

15 Boehringer (D) ** - 12,1 9,2 +20<br />

16 Astellas (J) ** 22,5 6,2 8,1 +3<br />

17 <strong>Schering</strong>-Plough (USA) 26,7 9,5 7,6 +17<br />

18 Daiichi Sankyo (J) ** 15,7 8,4 7,4 +5<br />

19 <strong>Schering</strong> (D) ** 18,9 6,6 6,6 +7<br />

20 Novo Nordisk (DK) 17,8 5,6 5,6 +16<br />

21 Teva (Israel) 32,0 5,2 5,2 +7<br />

22 Bayer (D) 29,1 33,9 5,0 +3<br />

23 Merck KGaA (D) 4,9 7,3 4,8 +12<br />

24 Akzo (NL) 14,9 16,1 3,0 +3<br />

25 Atlanta (D) 8,1 4,1 2,9 +10<br />

*Umrechnung zu Jahresdurchschnittskursen; **geschätzt auf Basis der Halbjahreswerte oder<br />

Firmenprognosen; ***gegenüber 2004, bereinigt <strong>um</strong> Währungseffekte;<br />

Quelle: Handelsblatt Nr. 52 vom 14.03.2006, S. 2.<br />

31


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

Tabelle 2: Umsatzstärkste Produkte und deren Anwendungsgebiete<br />

Umsatzstärkste Produkte und deren Anwendungsgebiete (2005)<br />

<strong>Schering</strong> Konzern in Mio. €<br />

1 Betaferon® / Betaseron® Spezial-Therapeutika 867<br />

2 Yasmin® Gynäkologie & Andrologie 586<br />

3 Magnevist® Diagnostische Bildgebung 328<br />

4 Ultravist® Diagnostische Bildgebung 248<br />

5 Mirena® Gynäkologie & Andrologie 243<br />

Gesamt<strong>um</strong>satz <strong>Schering</strong> (Konzern) (2004) 2005 (4.907) 5.308<br />

EBIT <strong>Schering</strong> (Konzern) (2004) 2005 (792) 985<br />

Bayer-HealthCare<br />

1 Ascensia® Diabetes Care 701<br />

2 Kogenate® Biologische Produkte 663<br />

3 Adalat® Pharma 659<br />

4 Aspirin® Cons<strong>um</strong>er Care/Pharma 630<br />

5 Ciprobay®/Cipro® Pharma 525<br />

Gesamt<strong>um</strong>satz Bayer-HealthCare (2004) 2005 (8.058) 9.429<br />

EBIT Bayer-HealthCare (2004) 2005 (956) 1.102<br />

Merck-Unternehmensbereich Pharma<br />

1 Concor® Herz-Kreislauf (Ethicals) 348<br />

2 Glucophage® Typ-2-Diabetes (Ethicals) 297<br />

3 Duoneb® Atemwegstherapeutika (Generics) 252<br />

4 Erbitux® Onkologie (Ethicals) 218<br />

5 Neurobion® Vitamine (Cons<strong>um</strong>er Health Care) 129<br />

Gesamt<strong>um</strong>satz Merck-Pharma (2004) 2005 (3.452) 3.894<br />

EBIT Merck-Pharma (2004) 2005 (391) 454<br />

Tabelle 3: Geplante Synergieeffekte aus gemeinsamen Aktivitäten<br />

Bayer <strong>AG</strong> – Geplante Synergieeffekte aus gemeinsamen Aktivitäten<br />

in Mio. Euro Year 1 Year 2 Year 3 Year 4<br />

Synergies<br />

% of Total 250 450 700 …<br />

� Procurement/Manufactoring 15 – 20 %<br />

� Marketing & Sales<br />

15 – 20 %<br />

� R&D: approx.<br />

30 – 35 %<br />

� General & Admin.: approx. 30 – 35 %<br />

One-time costs -500 -500 0 …<br />

Net Synergies -250 -50 700 …<br />

Quelle: Bayer <strong>AG</strong> (2006d).<br />

32


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

Tabelle 4: Chronologische Übersicht der <strong>Schering</strong>-Übernahme<br />

Dat<strong>um</strong> Ereignis<br />

April 2004 Wilhelm Simson wird in den Aufsichtsrat der Merck KGaA geholt und später z<strong>um</strong> Vorsitzenden<br />

des Gremi<strong>um</strong>s berufen.<br />

Mai 2005 Merck sucht eine engere Zusammenarbeit mit <strong>Schering</strong> (Joint Venture für <strong>die</strong><br />

Onkologieaktivitäten beider Unternehmen).<br />

Nov. 2005 Merck tritt mit der Überlegung an <strong>Schering</strong> heran, <strong>die</strong> Konzerne zu fusionieren, <strong>Schering</strong> lehnt<br />

eine Fusion ab.<br />

Vorstandschef Bernhard Scheuble scheidet überraschend bei Merck aus.<br />

Michael Römer übernimmt <strong>die</strong> Führung der Merck-Gruppe, gilt jedoch als Übergangskandidat.<br />

Jan. 2006 Merck lässt nach gescheiterten Fusionsplänen einseitiges Vorgehen anklingen.<br />

Merck kauft erstmals 400.000 <strong>Schering</strong>-Aktien.<br />

10.03.06 Vertreter von Merck erklären gegenüber <strong>Schering</strong>, dass sie ein Übernahmeangebot für sämtliche<br />

<strong>Schering</strong>-Aktien abgeben wollen.<br />

11.03.06 Erklärung von Merck an <strong>Schering</strong>, Übernahmeangebot für EUR 77,00 je Aktie abzugeben.<br />

12.03.06 Pressemitteilung von <strong>Schering</strong> zu den Übernahmeäußerungen von Merck: „Zukunftschancen der<br />

<strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> erheblich unterbewertet“.<br />

13.03.06<br />

Merck veröffentlicht Absicht, Übernahmeangebot für <strong>Schering</strong> zu einem Preis von EUR 77 je<br />

Aktie in bar abzugeben / Mindestannahmequote 51 Prozent.<br />

Merck hält bereits 4,98 Prozent des <strong>Schering</strong>-Grundkapitals.<br />

Pressemitteilung von <strong>Schering</strong> zu den Übernahmeäußerungen von Merck: „Zukunftschancen von<br />

<strong>Schering</strong> erheblich unterbewertet“.<br />

Erste Kontakte zwischen den Vorstandsvorsitzenden von Bayer und <strong>Schering</strong>.<br />

14.03.06 <strong>Schering</strong>-Aufsichtsrat lehnt Übernahmeangebot von Merck ab.<br />

15.03.06 Dresdner KW neben Morgan Stanley als Berater mandatiert.<br />

16.03.06 Persönliches Treffen von hochrangigen Vertretern von Bayer und <strong>Schering</strong>.<br />

19.03.06 Vertraulichkeitsvereinbarung zwischen Bayer und <strong>Schering</strong>.<br />

Treffen zwischen Vertretern von Bayer und <strong>Schering</strong> unter Einbeziehung externer Berater.<br />

Erste Gerüchte, Bayer werde als Weißer Ritter eingreifen.<br />

20.03.06 Die Vorstände von Bayer und <strong>Schering</strong> treffen sich.<br />

21.03.06<br />

22.03.06<br />

Merck meldet bei der US-Börsenaufsicht SEC, seit 20. Januar <strong>Schering</strong>-Aktien am Markt gekauft<br />

zu haben (5 Prozent).<br />

Weiteres Gespräch zwischen Bayer und <strong>Schering</strong> auf Vorstandsebene, Bayer stellt EUR 84,00 je<br />

<strong>Schering</strong>-Aktie in Aussicht.<br />

<strong>Schering</strong> weist Angebot als unzureichend zurück und signalisiert, dass EUR 87,00 je Aktie<br />

unterstützungswürdig seien.<br />

Bayer und <strong>Schering</strong> vereinbaren EUR 86 je Aktie als angemessen.<br />

Gerüchte, Bayer springe als Weißer Ritter ein, verdichten sich.<br />

<strong>Schering</strong>-Aktie steigt auf EUR 85,75 (Anhang Abb. 1).<br />

24.03.06 Bayer lanciert Angebot für <strong>Schering</strong> von EUR 86 je Aktie (insg. EUR 16,3 Mrd.).<br />

Ad-hoc-Mitteilung Merck: Keine Erhöhung des Übernahmeangebots, höherer Preis je <strong>Schering</strong>-<br />

Aktie nicht gerechtfertigt, geplante Übernahme wird nicht weiterverfolgt.<br />

27.03.06 <strong>Schering</strong> Aufsichtsrat empfiehlt den eigenen Aktionären, <strong>die</strong> Bayer-Offerte anzunehmen.<br />

29.03.06 Bayer platziert erfolgreich eine EUR 2 Milliarden nachrangige Pflichtwandelanleihe.<br />

13.04.06 Bayer veröffentlicht offizielles Übernahmeangebot: Angebotspreis EUR 86 je Aktie, insg. EUR<br />

16,5 Mrd., Annahmefrist läuft bis z<strong>um</strong> 31. Mai, Annahmequote von 75 Prozent des<br />

Grundkapitals als Bedingung.<br />

19.04.06 Hauptversammlung <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong>.<br />

Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO, Unternehmenswert je <strong>Schering</strong>-Aktie wird<br />

mit EUR 80,08 beziffert.<br />

33


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

29.05.06 Erst 18,5 Prozent des <strong>Schering</strong>-Grundkapitals haben ihre Aktien ange<strong>die</strong>nt.<br />

30.05.06 Bayer verlängert Annahmefrist bis z<strong>um</strong> 14. Juni.<br />

08.06.06 Merck meldet der SEC, mehr als 6 Prozent am <strong>Schering</strong>-Grundkapital zu halten.<br />

Bayer beziffert den im Rahmen der Kaufofferte ange<strong>die</strong>nten <strong>Schering</strong>-Anteil mit 39,8 Prozent.<br />

09.06.06 Merck besitzt <strong>Schering</strong>-Anteil von 10,1 Prozent.<br />

Bayer beginnt mit <strong>Schering</strong>-Käufen außerhalb des öffentlichen Angebots, ange<strong>die</strong>nt wurden<br />

bislang 40,2 Prozent des <strong>Schering</strong>-Grundkapitals.<br />

10.06.06 Merck hält 18,6 Prozent der <strong>Schering</strong>-Aktien.<br />

Bayer meldet einen Anteil von 61,5 Prozent, wovon 23,1 Prozent direkt erworben wurden.<br />

13.06.06 Merck hält 20,7 Prozent der <strong>Schering</strong> Aktien.<br />

Bayer ändert <strong>die</strong> Strategie und erklärt sich bereit, <strong>Schering</strong>-Aktien auch zu Preisen, <strong>die</strong> über den<br />

gebotenen EUR 86 liegen, zu kaufen.<br />

<strong>Schering</strong>-Aktie klettert erstmals sichtlich über EUR 86 (Anhang Abb. 1).<br />

14.06.06 Merck beziffert den <strong>Schering</strong>-Anteil mit 21,8 Prozent.<br />

Von Bayer gehaltener <strong>Schering</strong>-Anteil ist dagegen auf 55,5 Prozent zurückgegangen.<br />

Pflicht-Angebot an Aktionäre wird von Bayer erarbeitet.<br />

Bayer reicht in USA eine Schadenersatzklage gegen Merck ein.<br />

Merck verkauft ihr <strong>Schering</strong>-Paket für EUR 89 je Aktie an Bayer.<br />

Bayer zieht <strong>die</strong> Klage zurück.<br />

20.06.06 Bayer hat Kontrolle über 88 Prozent der ausstehenden <strong>Schering</strong>-Aktien erlangt.<br />

Weitere Annahmefrist läuft vom 23. Juni.-6. Juli.<br />

29.06.06 Bayer verkauft für 4,2 Mrd. Euro seine Diagnostikasparte an Siemens.<br />

06.07.06 Ablauf der weiteren Annahmefrist:<br />

Bayer hat nach Ablauf der Annahmefrist <strong>die</strong> Kontrolle über insgesamt 92,4 Prozent der <strong>Schering</strong>-<br />

Aktien (47,9 Prozent wurden ange<strong>die</strong>nt), Schwelle für den Squeeze-Out wurde verfehlt.<br />

08.09.06 Anteilsbesitz auf mehr als 95 Prozent des <strong>Schering</strong>-Grundkapitals erhöht.<br />

13.09.06 Außerordentliche Hauptversammlung der <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong>.<br />

14.09.06 Arthur Higgins (Bayer HealthCare) wird z<strong>um</strong> Vorstandsvorsitzenden der zukünftigen Bayer<br />

<strong>Schering</strong> Pharma <strong>AG</strong> bestellt.<br />

27.10.06 Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag wird durch Eintragung in das Handelsregister<br />

wirksam.<br />

08.11.06 Bayer verkündet Abfindungsangebot von EUR 89,36 an außenstehende <strong>Schering</strong>-Aktionäre.<br />

05.12.06 Bayer legt Barabfindung von EUR 98,98 je <strong>Schering</strong>-Aktie für Squeeze-out der <strong>Schering</strong>-<br />

Minderheitsaktionäre fest.<br />

29.12.06 Offizielle Umbenennung der <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> in Bayer <strong>Schering</strong> Pharma <strong>AG</strong>.<br />

17.01.07 Außerordentliche Hauptversammlung der Bayer <strong>Schering</strong> Pharma <strong>AG</strong>.<br />

Squeeze-out der verbliebenen Minderheitsaktionäre gegen Zahlung einer Barabfindung von<br />

EUR 98,98 je Aktie wird beschlossen.<br />

24.05.07 Ordentliche Hauptversammlung der Bayer <strong>Schering</strong> Pharma <strong>AG</strong>.<br />

34


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

Literaturverzeichnis<br />

ASSMANN, H.-D. (2002): Erwerbs-, Übernahme- und Pflichtangebote nach dem<br />

Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz aus Sicht der Bietergesellschaft, in:<br />

Die Aktiengesellschaft, 47. Jg., Nr. 3, S. 114-125.<br />

BAYER <strong>AG</strong> (2006a): Geschäftsbericht 2005.<br />

http://www.investor.bayer.de/docroot/_files/berichte1032356037/geschftsbericht<br />

e1032356052/gb_2005_d1141626826.pdf,<br />

06.03.2006, Abrufdat<strong>um</strong>: 03.10.2006.<br />

BAYER <strong>AG</strong> (2006b): Veröffentlichung der Entscheidung zur Abgabe eines Angebots<br />

gemäß § 10 Abs. 1 WpÜG.<br />

http://www.investor.bayer.de/docroot/_files/news1032939400/adhocmitteilungen1033026840/wpg_2006_03_23_d1143156221.pdf,<br />

23.03.2006, Abrufdat<strong>um</strong>: 04.12.2006.<br />

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http://www.uebernahmeangebot.bayer.de/download_de.php?doc=letter_of_man<br />

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BAYER <strong>AG</strong> (2006d): Acquisition of <strong>Schering</strong>.<br />

http://www.takeoveroffer.bayer.com/download_de.php?doc=cc_20060324_hand<br />

out_final.pdf, 24.03.2006, Abrufdat<strong>um</strong>: 08.12.2006.<br />

BAYER <strong>AG</strong> (2006e): Angebotsunterlage.<br />

http://www.takeoveroffer.bayer.com/download_de.php?doc=Angebotsunterlage.<br />

pdf, 12.04.2006, Abrufdat<strong>um</strong>: 25.11.2006.<br />

BAYER <strong>AG</strong> (2006f): Investor News, Die Übernahme von <strong>Schering</strong> ist für Bayer der<br />

richtige Schritt.<br />

http://www.investor.bayer.de/docroot/_files/news1032939400/newsimport_baye<br />

r1043660118/BayerNews_20060428_0224_DE.pdf,<br />

28.04.2006, Abrufdat<strong>um</strong>: 05.12.2006.<br />

BAYER <strong>AG</strong> (2006g): Investor News, Annahmefrist für <strong>Schering</strong>-Aktionäre verlängert<br />

sich <strong>um</strong> zwei Wochen.<br />

http://www.investor.bayer.de/docroot/_files/news1032939400/newsimport_baye<br />

r1043660118/BayerNews_20060530_0294_DE.pdf,<br />

30.05.2006, Abrufdat<strong>um</strong>: 12.11.2006.<br />

BAYER <strong>AG</strong> (2006h): Investor News, Vorgehensweise von Merck nicht nachvollziehbar.<br />

http://www.investor.bayer.de/docroot/_files/news1032939400/newsimport_baye<br />

r1043660118/BayerNews_20060609_0311_DE.pdf,<br />

09.06.2006, Abrufdat<strong>um</strong>: 04.12.2006.<br />

BAYER <strong>AG</strong> (2006i): Investor News, Bayer erwägt weiteren Erwerb von <strong>Schering</strong>-Aktien<br />

außerhalb des laufenden Angebotsverfahrens.<br />

http://www.investor.bayer.de/docroot/_files/news1032939400/newsimport_baye<br />

r1043660118/BayerNews_20060613_0317_DE.pdf,<br />

13.06.2006, Abrufdat<strong>um</strong>: 04.12.2006.<br />

BAYER <strong>AG</strong> (2006j): Investor News, Bayer strebt unverändert Mehrheit bei <strong>Schering</strong> an.<br />

http://www.investor.bayer.de/docroot/_files/news1032939400/newsimport_baye<br />

r1043660118/BayerNews_20060614_0319_DE.pdf,<br />

14.06.2006, Abrufdat<strong>um</strong>: 04.12.2006.<br />

35


Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

BAYER <strong>AG</strong> (2006k): Investor News, Merck bietet Bayer alle <strong>Schering</strong>-Aktien an.<br />

http://www.investor.bayer.de/docroot/_files/news1032939400/newsimport_baye<br />

r1043660118/BayerNews_20060614_0321_DE.pdf,<br />

14.06.2006, Abrufdat<strong>um</strong>: 04.12.2006.<br />

BAYER <strong>AG</strong>/SCHERING <strong>AG</strong> (2006): Presseinformation, Bayer und <strong>Schering</strong> blicken<br />

optimistisch in <strong>die</strong> Zukunft.<br />

http://www.schering.de/html/de/50_media/download/_files/2006/pi/060621_pk_<br />

de.pdf, 21.06.2006, Abrufdat<strong>um</strong>: 02.12.2006.<br />

DEUTSCHE BÖRSE (2008): DAX Gewichtung und Kennzahlen.<br />

http://deutsche-boerse.com, Abrufdat<strong>um</strong>: 10.06.2008.<br />

FAMA, E.F. (1970): Efficient Capital Markets: A Review of Theory and Empirical<br />

Work, in: Journal of Finance, Vol. 25, No. 2, S. 383-417.<br />

FLEISCHER, H. (2002): Das neue Recht des Squeeze out, in: ZGR, 31. Jg., Nr. 5, S. 757-<br />

789.<br />

FRITZ, K.O. (2006): Gibt es eine Notwendigkeit für feindliche Übernahmen in<br />

Deutschland?, in: WIRTZ, B. W. (Hrsg.): Handbuch Mergers & Acquisitions<br />

Management, Wiesbaden: Gabler, S. 109-130.<br />

HARDING, D./ROVIT, S. (2004): Mastering the Merger. Four Critical Decisions that<br />

Make or Break the Deal, Boston: Harvard Business School Press.<br />

HOFFMANN, W./ROVENTA, P./WEICHSEL, D. (2003): Pharma-Industrie: Kommt der<br />

Mittelstand unter <strong>die</strong> Räder?<br />

http://www.corfina.de/downloads/Kurzfassung-Ho-Ro-Wei-<br />

Pharmaindustrie_Kommt_der_Mittelstand-050104.pdf, 08.12.2003,<br />

Abrufdat<strong>um</strong>: 26.11.2006.<br />

IFPMA (2006): Was sind <strong>die</strong> Phasen von klinischen Stu<strong>die</strong>n?<br />

http://www.ifpma.org/clinicaltrials.html, 2006, Abrufdat<strong>um</strong>: 09.12.2006.<br />

JANSEN, S.A. (2001): Mergers & Acquisitions, Wiesbaden: Gabler.<br />

MERCK KGAA (2006a): Geschäftsbericht 2005.<br />

http://www.merck.de/servlet/PB/show/1480360/GB2005_Merck_KGaA_de.pdf,<br />

2006, Abrufdat<strong>um</strong>: 19.11.2006.<br />

MERCK KGAA (2006b): Merck transparent.<br />

http://www.merck.de/servlet/PB/show/1429790/Merck_Transparent_de.pdf,<br />

2006, Abrufdat<strong>um</strong>: 04.12.2006.<br />

MERCK KGAA (2006c): Veröffentlichung der Entscheidung zur Abgabe eines<br />

Übernahmeangebots gemäß § 10 Abs. 1 i.V.m. § 34 WpÜG<br />

http://www.merck.de/servlet/PB/show/1497970/10WPUGdt.pdf, 13.03.2006,<br />

Abrufdat<strong>um</strong>: 02.10.2006.<br />

MERCK KGAA (2006d): Ad-hoc-Mitteilung nach § 15 WpHG, Finanzierung des<br />

Übernahmeangebots für <strong>die</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> über Kreditfazilität; spätere<br />

Kapitalerhöhung geplant.<br />

http://www.merck.de/servlet/PB/show/1498790/Ad%20hoc_13.03.06_de.pdf,<br />

13.03.2006, Abrufdat<strong>um</strong>: 02.10.2006.<br />

36


Bayer gelingt<br />

vollständige<br />

Übernahme<br />

von <strong>Schering</strong><br />

Herchenbach: <strong>Übernahmekampf</strong> <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong><br />

MERCK KGAA (2006e): Ad-hoc-Mitteilung nach § 15 WpHG, Merck KGaA wird<br />

Angebot für <strong>Schering</strong> nicht erhöhen.<br />

http://www.merck.de/servlet/PB/show/1498780/Ad%20hoc_24.03.06_de.pdf,<br />

24.03.2006, Abrufdat<strong>um</strong>: 12.10.2006.<br />

RAPPAPORT, A. (1998): Creating Shareholder Value: A Guide for Managers and<br />

Investors, New York u.a.: Free Press.<br />

SCHERING <strong>AG</strong> (2006a): Geschäftsbericht 2005.<br />

http://www.schering.de/html/de/50_media/download/_files/2005/fin_rep/annual/<br />

05GB_de.pdf, 10.03.2006, Abrufdat<strong>um</strong>: 07.12.2006.<br />

SCHERING <strong>AG</strong> (2006b): 2005 Annual Report on Form 20-F.<br />

http://www.schering.de/html/en/50_media/download/_files/2005/fin_rep/20f/05<br />

20f_gesamt.pdf, 2006, Abrufdat<strong>um</strong>: 03.12.2006.<br />

SCHERING <strong>AG</strong> (2006c): <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> kommentiert Übernahmeversuch.<br />

http://www.schering.de/html/de/50_media/download/_files/2006/pi/060312_ko<br />

mmentar_de.pdf, 12.03.2006, Abrufdat<strong>um</strong>: 04.12.2006.<br />

SCHERING <strong>AG</strong> (2006d): Letter of Management Board of <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong>.<br />

http://www.uebernahmeangebot.bayer.de/download_de.php?doc=letter_of_man<br />

agement_board_of_scheringag.pdf, 23.03.2006, Abrufdat<strong>um</strong>: 04.12.2006.<br />

SCHERING <strong>AG</strong> (2006e): Gemeinsame Stellungnahme des Vorstands und des<br />

Aufsichtsrats.<br />

http://www.schering.de/html/shortinfo/de/pdf/jointopinion_de.pdf, 18.04.2006,<br />

Abrufdat<strong>um</strong>: 08.12.2006.<br />

SCHERING <strong>AG</strong> (2006f): Gemeinsamer Bericht des Vorstands der <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> und der<br />

Geschäftsführung der Dritte BV GmbH über den Beherrschungs- und<br />

Gewinnabführungsvertrag zwischen der <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> und der Dritte BV GmbH<br />

gemäß § 293a AktG, 31.07.2006. Außerordentliche Hauptversammlung der<br />

<strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> am 13. September 2006, Unterlagen zu Tagesordnungspunkt 1.<br />

SCHERING <strong>AG</strong> (2006g): Gutachtliche Stellungnahme der KPMG Deutsche Treuhand-<br />

Gesellschaft Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.<br />

Außerordentliche Hauptversammlung der <strong>Schering</strong> <strong>AG</strong> am 13. September 2006,<br />

Unterlagen zu Tagesordnungspunkt 1.<br />

STRENGER, C. (2006): Aktionärsmitbestimmung statt Verwaltungsedikten; Wer ist der<br />

Souverän des Unternehmens: Vorstand, Aufsichtsrat oder Aktionär? - Gedanken<br />

zur Bayer-Offerte für <strong>Schering</strong>, in: Börsen-Zeitung vom 27.04.2006, Nr. 81, S.<br />

13.<br />

SUDARSANAM, S. (2006): Hostile or friendly takeover? Does it matter?, in: WIRTZ, B.W.<br />

(Hrsg.): Handbuch Mergers & Acquisitions Management, Wiesbaden: Gabler, S.<br />

263-286.<br />

VETTER, E. (2002): Squeeze-out – <strong>Der</strong> Ausschluss der Minderheitsaktionäre aus der<br />

Aktiengesellschaft nach den §§ 327a-327f AktG, in: Die Aktiengesellschaft,<br />

47. Jg., Nr. 3, S. 176-190.<br />

37

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