LU-Wissen - cultivent
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pel ES), die aber in der Praxis keine Rolle spielen,<br />
und (b) der Eiparasitoid Trichogramma brassicae<br />
zur Verfügung. Für die oft 2 bis 3 Ausbringungen<br />
von Trichogramma ist die exakte Terminierung<br />
durch Lichtfallen und Bestandskontrollen besonders<br />
wichtig. Allerdings ist die Anwendung<br />
von Trichogramma weniger wirkungssicher und<br />
teurer im Vergleich zu den chemischen Mitteln.<br />
In einigen Bundesländern wird die Ausbringung<br />
von Trichogramma mit bis zu 60 EURO pro ha<br />
unterstützt. Unter optimalen Bedingungen und<br />
einem nicht zu großen Schaderregerdruck sind<br />
die Wirkungsgrade vergleichbar denen der Insektizide.<br />
Die Nützlinge werden in unterschiedlichen<br />
Entwicklungsstadien in bestimmten Freilassungseinheiten<br />
zum Zeitpunkt des Flughöhepunktes<br />
ausgebracht. Die Berücksichtigung der<br />
Eiablage und damit des Schwellenwertes ist für<br />
die erste Ausbringung von Trichogramma damit<br />
kaum zu realisieren.<br />
Kartonkärtchen zum Anhängen an die Pflanzen<br />
(50 Karten mit je 2.000 Nützlingen pro ha<br />
und Ausbringung) sind für die Handausbringung<br />
vorgesehen. Kleine Kugeln aus verrottbarem<br />
Material (100 Kugeln mit je 1.000 Nützlingen<br />
pro ha und Ausbringung) sind robuster<br />
und könnten auch mit speziellen Geräten (z.B.<br />
Stelzenschleppern) ausgebracht werden und<br />
sind deshalb für größere Flächen geeignet.<br />
Jede Einheit (Karte oder Kugel) bringt 7 bis 10<br />
Schlupfwellen und ist damit über mehrere Tage<br />
aktiv. Anbieter in Deutschland sind z.B. AMW<br />
Nützlinge GmbH in Pfungstadt und BIOCARE<br />
in Einbeck. Die mit diesem Nützling behandelte<br />
Maisfläche umfasst in Deutschland, insbesondere<br />
im kleinstrukturierten Südwesten, derzeit<br />
rund 20.000 ha, vor allem bei der Saat- und<br />
Süßmaiserzeugung.<br />
Chemische Bekämpfungsmaßnahmen<br />
Wenn vorbeugende und biologische Bekämpfungsmaßnahmen<br />
nicht durchgeführt<br />
werden konnten oder nicht den erhofften Bekämpfungserfolgt<br />
brachten, dann kommt im<br />
Rahmen des integrierten Pflanzenschutzes<br />
die Anwendung chemischer Bekämpfungsmaßnahmen<br />
in Betracht. Ganz entscheidend<br />
hängt der Bekämpfungserfolg der chemischen<br />
Maßnahmen von der Maishöhe zum optimalen<br />
Termin ab. Viele Landwirte verfügen nicht über<br />
die entsprechende Applikationstechnik, um den<br />
dann 1,3 bis 1,5 m hohen Bestand zu durchfahren.<br />
Entweder wird die Behandlung dann unterlassen,<br />
der Termin nach vorn verlegt oder über<br />
Lohnunternehmen Stelzenfahrzeuge zum optimalen<br />
Termin eingesetzt. Die Durchführung der<br />
Behandlung des Maisbestands mit Luftfahrzeugen<br />
ist in Deutschland genehmigungspflichtig<br />
und zukünftig wohl verboten.<br />
Die folgenden chemischen Pflanzenschutzmittel<br />
sind zur Bekämpfung des Maiszünslers<br />
zugelassen: Stewardmit 125 g/ha (Indoxacarb;<br />
B4) der Firma Du Pont de Nemours (Deutschland)<br />
GmbH und Gladiator (auch abgegeben unter<br />
den Namen Runner) mit 0,6 l/ha (Methoxyfenozide;<br />
B4) von Dow AgroSciences GmbH. Als<br />
optimaler Einsatztermin wird der Zeitraum von<br />
5 bis 8 Tagen nach dem ersten Flughöhepunkt<br />
des Maiszünslers angesehen. Das heißt, für<br />
die Bestandsüberwachung zur Ermittlung des<br />
Schwellenwertes bleiben nur wenige Tage nach<br />
der Warnmeldung Zeit. Für eine gute Benetzung<br />
ist eine Wasseraufwandmenge von mindestens<br />
300 l/ha zu verwenden. Teil-/Randflächenbehandlungen<br />
sind eher die Ausnahme, da die<br />
Falter zur Eiablage tief in den Maisbestand<br />
eindringen. Wenn alles stimmt, dann kann ein<br />
guter Bekämpfungserfolg von 70 bis 90 % erreicht<br />
werden.<br />
Eine zweite Behandlung bei starkem Befallsdruck<br />
durch verzettelten Flug oder gegen<br />
die zweite Generation geht mit demselben<br />
Mittel nur über eine befristete Ausnahmengenehmigung<br />
für Notfallsituationen (s. PflSchG).<br />
Die zweite Behandlung bei starkem Befallsdruck<br />
der 1. Generation erfolgt in der Regel 10 bis 14<br />
Tage nach der ersten Behandlung und sollte einen<br />
Wirkstoffwechsel beinhalten, um der Resistenzbildung<br />
vorzubeugen.<br />
Weitere Mittel in der Zulassung<br />
Weitere chemische Insektizide sind in der<br />
Zulassung, wie Coragen mit dem Wirkstoff<br />
Rynaxypyr von DuPont. Versuche der Baye-<br />
Die Anwendung von Insektiziden im hohen Mais erfordert spezielle Stelzenspritzgeräte wie hier zur<br />
Behandlung gegen den Maiswurzelbohrer. (Foto: LTZ Augustenberg/Stuttgart)<br />
Anhand der Eigelege des Maiszünslers an der<br />
Blattunterseite kann festgestellt werden, ob der<br />
Schwellenwert für eine Bekämpfung erreicht ist.<br />
Er liegt bei 5 bis 10 Eigelegen oder Primärfraßsymptomen<br />
je 100 Pflanzen.<br />
(Foto: Foto: Hommel/JKI)<br />
rischen Landesanstalt für Landwirtschaft im<br />
Jahr 2011 weisen Coragen mit 125 ml/ha als<br />
sehr leistungsfähiges Insektizid aus. Damit<br />
könnte das Zeitfenster vor allem im Vergleich zu<br />
Steward für die Behandlung der Bestände nach<br />
vorn verlegt werden, um eventuell noch mit der<br />
Standardtechnik die Maßnahmen durchführen<br />
zu können. Auch notwendige Resistenzstrategien<br />
würden von einem breiteren Wirkstoffangebot<br />
profitieren.<br />
Bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln<br />
sind die Gebrauchsanleitungen sowie die<br />
gesetzlichen Bestimmungen zum Anwender-,<br />
Verbraucher- und Umweltschutz zu beachten.<br />
Eine flächenbezogene Dokumentation des<br />
jährlichen Maiszünslerauftretens und -schadens,<br />
der Bekämpfungsmaßnahmen und des<br />
Bekämpfungserfolges der einzelnen Maßnahmen<br />
durch den Landwirt bzw. Lohnunternehmer<br />
unterstützt die nächstjährige Kontrolle des<br />
Maiszünslers und die Kommunikation zwischen<br />
Landwirt und Berater.<br />
Fazit<br />
Maiszünsler<br />
Die zunehmende Maisanbaufläche, insbesondere<br />
in Verbindung mit pfluglosen Bodenbearbeitungssystemen,<br />
und die Klimaveränderung<br />
werden das Schädigungspotential des<br />
Maiszünslers für Deutschland, inklusive der oft<br />
mit der Schädigung einhergehenden Infektion<br />
mit dem Mykotoxin bildenden Pilz Fusarium,<br />
weiter verschärfen. Es ist nur eine Frage der<br />
Zeit bis alle Maisanbaugebiete in Deutschland<br />
befallen sind. Nur über ein effizientes Monitoring,<br />
eine intensive Beratung und Weiterbildung<br />
der Landwirte, Lohnunternehmer und Berater<br />
sowie ein breites Portfolio praktikabler vorbeugender<br />
und direkter Bekämpfungsmaßnahmen<br />
können integrierte Pflanzenschutzstrategien<br />
gegen den Maiszünsler im Mais nachhaltig umgesetzt<br />
werden.<br />
Dr. Bernd Hommel,<br />
Julius Kühn-Institut (JKI),<br />
Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen<br />
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