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mit Anita Ammersfeld und Hannes Gastinger Regie: Thomas Schendel

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Foto: Fotoagentur Ruhr / Bettina Engel<br />

theaterWal<br />

AusgAbe sepTember 2009 ☎ 512 42 00<br />

WIen premIere<br />

musical von georg kreisler über emigration, exil <strong>und</strong> rückkehr<br />

heute Abend: lola blau<br />

die junge jüdische Schauspielerin Lola<br />

Blau steht kurz vor ihrem ersten Engagement<br />

am Landestheater Linz. Man<br />

schreibt das Jahr 1938. Ihr Fre<strong>und</strong> Leo erkennt<br />

die Zeichen der Zeit <strong>und</strong> will <strong>mit</strong> ihr<br />

fliehen. Sie weist ihn verständnislos ab: ihre<br />

Karriere beginne doch gerade. Doch kaum<br />

sind die Nazis in Österreich, wird sie aus ihrer<br />

Wiener Wohnung hinausgeworfen, muss<br />

auch sie flüchten. Eine Odyssee durch die<br />

Schweiz, Frankreich <strong>und</strong> Amerika folgt. In<br />

Hollywood steigt sie zur gefeierten, hoch bezahlten<br />

Diva auf. Doch in der Liebe fehlt ihr<br />

das Glück, auf das sie damals verzichtet hat.<br />

Affären <strong>und</strong> Alkohol können die Leere nicht<br />

füllen. Nach dem Ende der Naziherrschaft<br />

kehrt sie in ihre Heimat zurück. Hier will<br />

man von nichts gewusst haben. Und immer<br />

begleitete Lola Blau die Sehnsucht nach der<br />

verlorenen Liebe.<br />

Dieses Stück hat Georg Kreisler 1971 geschrieben<br />

<strong>und</strong> es zeichnet in weiten Teilen<br />

seine eigene Lebensgeschichte nach. Als Jude<br />

musste er 1938 aus Wien fliehen, emigrierte<br />

so wie Lola Blau über Frankreich in die USA<br />

<strong>und</strong> war in Hollywood als Filmmusikkomponist<br />

tätig. Er arbeitete <strong>mit</strong> Charlie Chaplin<br />

zusammen, für dessen Film „Monsieur Verdoux“<br />

er die Musik schrieb, die Hanns Eisler<br />

in Orchesterfassung brachte. 1955 kehrte<br />

12 theaterWal<br />

Georg Kreisler nach Wien zurück, was wohl<br />

von ambivalenten Gefühlen <strong>und</strong> Gedanken<br />

begleitet war. Seine Auftritte in der Marietta-<br />

Bar wurden vom Publikum nicht immer gutiert,<br />

sondern <strong>mit</strong>unter scharf kritisiert. Georg<br />

Kreisler, der heuer 87 Jahre alt geworden<br />

ist <strong>und</strong> bei Salzburg lebt, hat damals das Stück<br />

„Heute Abend: Lola Blau“ als „One-Woman-<br />

Musical“ für eine Sängerin <strong>und</strong> einen Pianisten<br />

geschrieben. Der deutsche Regisseur<br />

Konrad Christoph Göke hat nun <strong>mit</strong> der Erlaubnis<br />

von Kreisler eine Neufassung erarbeitet.<br />

Statt des sperrigen Flügels hat Göke ein<br />

Akkordeon als Musikbegleitung eingesetzt,<br />

ergänzt durch Violine <strong>und</strong> Klarinette. Neben<br />

der dunkelhaarigen Lola hat er eine zweite<br />

blonde Frauenfigur Eva eingeführt, quasi einen<br />

Gegenpol. Für die Figur der Lola Blau<br />

hat Göke die Opernsängerin Heike Maria<br />

Förster gewonnen, die bereits in mehr als 30<br />

Opern- <strong>und</strong> Musicalproduktionen gesungen<br />

hat <strong>und</strong> regelmäßig im deutschen Fernsehen<br />

zu Gast ist.<br />

Von deutschen Zeitungen wurde ihr Auftritt<br />

in „Heute Abend: Lola Blau“ gelobt: „Es gelingen<br />

ihr anrührende, tief ergreifende Szenen.<br />

Sie gestaltet die Songs <strong>mit</strong> vielen Facetten,<br />

<strong>mit</strong> geschulter Stimme.“ (Westdeutsche<br />

Allgemeine Zeitung 21.1.2009).<br />

„Heike Maria Förster ist <strong>mit</strong> ihrer jugendlichen<br />

Un<strong>mit</strong>telbarkeit, gepaart <strong>mit</strong> überragendem<br />

Können, eine ideale Verkörperung<br />

der Lola Blau. Sehr deutlich, Wort für Wort<br />

behutsam auskostend, erzählt sie <strong>und</strong> lässt<br />

den Zuseher teilhaben am Leben der Lola.“<br />

(Rheinische Post, 27.1.2009)<br />

. Die blonde Eva wird von Stella-Louise<br />

Göke dargestellt, einer noch jungen Schauspielerin,<br />

die erfolgreich im Theater in Köln<br />

auftrat. Sie spielt das Nazi-Mädel, das voll<br />

Inbrunst das Propagandalied „Unsere Fahne<br />

flattert uns voran“ schmettert <strong>und</strong> das Lied<br />

vom verführten Polenmädchen singt, welches<br />

die deutschen Landser beim Einmarsch<br />

in Polen 1939 auf den Lippen hatten. Die verschiedenen<br />

Männerfiguren, die im Stück auftreten,<br />

wie Lolas Jugendliebe Leo, ein Wiener<br />

Hausmeister, Mitläufer etc, werden von<br />

Marko Kassl verkörpert. Der Kärntner Slowene,<br />

der die Essener Folkwang Hochschule<br />

gastspiel<br />

<strong>mit</strong> Auszeichnung abschloss <strong>und</strong> bereits international<br />

zahlreiche Preise <strong>mit</strong> seinem<br />

Akkordeonspiel gewonnen hat, ist für die<br />

musikalische Untermalung zuständig. „Mit<br />

wenigen Akkordeonklängen lässt er Welten<br />

entstehen, zaubert Stimmungen unterschiedlichster<br />

Couleur“, schrieb die Rheinische Post,<br />

27.1.2009.<br />

Die Erstaufführung der Neufassung fand am<br />

8. November 2008 bei der Jüdischen Gemeinde<br />

Duisburg statt – anlässlich 70 Jahre<br />

„Reichskristallnacht“ <strong>und</strong> 60 Jahre Staatsgründung<br />

Israel. Das Musical wird auch vor<br />

Schulklassen aufgeführt. Regisseur Göke ist<br />

wichtig, den heutigen Jugendlichen die Zeit<br />

des Holocaust anschaulich <strong>und</strong> begreiflich<br />

zu machen (siehe Interview Seite 13). Im<br />

Deutschland ist ihm dies bereits <strong>mit</strong> großer<br />

Resonanz gelungen.<br />

HEUTE ABEND: LOLA BLAU<br />

<strong>Regie</strong> Konrad Christoph Göke<br />

Mit Heike Maria Förster, Marko Kassl,<br />

Stella-Louise Göke<br />

TERMINE 15., 17., 20., 23.,<br />

24. September (walAbo)<br />

BEGINN 20.00 Uhr<br />

KARTEN € 19,- bis 34,-<br />

Mo bis Fr von 10 Uhr bis 17 Uhr<br />

telefonisch unter 512 42 00 oder<br />

direkt im stadtTheater (Walfischgasse 4,<br />

1010 Wien), an der Abendkasse oder<br />

im Internet www.stadttheater.org<br />

Foto: Alexander Wieschmann

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