mit Anita Ammersfeld und Hannes Gastinger Regie: Thomas Schendel
mit Anita Ammersfeld und Hannes Gastinger Regie: Thomas Schendel
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Fotos: Gabriele Seethaler<br />
ammersfeld: Um Enthüllungen <strong>und</strong> erlösende<br />
Wahrheit!<br />
gastinger: Die Ehe hatte früher soziale <strong>und</strong><br />
ökonomische Funktion - heute ist es nicht<br />
mehr so. Trotzdem will Sch<strong>mit</strong>t die Möglichkeit,<br />
dass zwei Menschen sich in ihr Angesicht<br />
schauen <strong>und</strong> sich erkennen, retten. Obwohl er<br />
in diesem Fall ein grausamer Autor in der Beschreibung<br />
ist, ist er der unzynischste, den ich<br />
in den letzten Jahren gelesen habe. Was ich<br />
auch toll finde: endlich ein Schriftsteller, der<br />
nicht das Theater in postmoderner Art selbst<br />
bespiegelt <strong>und</strong> auf Metaebenen herumspielt.<br />
ammersfeld: Ich glaube, man nimmt viel <strong>mit</strong><br />
aus diesem Stück<br />
.<br />
theaterWal: Wie legt Regisseur <strong>Thomas</strong><br />
<strong>Schendel</strong> die Inszenierung an?<br />
ammersfeld: Sehr authentisch, ehrlich, direkt.<br />
Es lenkt nichts ab. Es ist sehr puristisch, sehr<br />
genau gemeint. <strong>Schendel</strong> will den Zuschauer<br />
nicht täuschen, sondern zieht ihn unweigerlich<br />
in die Geschichte hinein.<br />
gastinger: Es ist unbequem, weil er nicht zulässt,<br />
dass wir in einen milden Konversationston<br />
verfallen. Er lässt keine Unverbindlichkeit<br />
zu. Das ist sehr unsentimental.<br />
ammersfeld: Für mich ist es manchmal auch<br />
schmerzhaft. Das geht an keinem von uns<br />
spurlos vorbei. Jeder hat so etwas in gewissen<br />
Situationen schon erlebt <strong>und</strong> man beginnt,<br />
Parallelen zu ziehen. Das macht es schmerzhaft<br />
<strong>und</strong> schonungslos!<br />
theaterWal: Ist das Stück eine Komödie oder<br />
Tragödie?<br />
ammersfeld: Es hat schon grotesk-komische<br />
Situationen, aber es ist kein Lachstück.<br />
gastinger: Es ist keine Komödie. Man kann<br />
sich die ersten zehn Minuten zurücklehnen<br />
<strong>und</strong> denken: ‚Ah, das wird lustig.‘ Aber es<br />
kommt dann ganz anders. Ein Mann kommt<br />
nach einem mysteriösen Unfall aus dem<br />
Krankenhaus nach Hause <strong>und</strong> kann sich nicht<br />
einmal an seine Frau erinnern…<br />
gastinger <strong>und</strong> ammersfeld (lachend): Es ist<br />
hochdramatisch!<br />
Das Interview führte Katja Sindemann.<br />
<strong>Anita</strong> <strong>Ammersfeld</strong><br />
Die Sängerin <strong>und</strong> Schauspielerin debütierte<br />
als damals jüngstes Mitglied an der Wiener<br />
Volksoper <strong>und</strong> trat in zahlreichen Theatern,<br />
Opernhäusern <strong>und</strong> Konzertsälen im deutschsprachigen<br />
Raum auf. Seit 1988 produzierte<br />
sie Musiktheater, 2005 gründete sie<br />
das stadtTheater walfischgasse <strong>und</strong> leitet es<br />
seitdem (www.ammersfeld.com).<br />
<strong>Hannes</strong> <strong>Gastinger</strong><br />
Der Wiener Schauspieler, der das Max-Reinhard-Seminar<br />
absolviert hatte, trat lange Zeit<br />
an diversen Bühnen in Deutschland auf, bevor<br />
er 1991 nach Österreich zurückkehrte,<br />
wo er seither landesweit an verschiedenen<br />
Theaterhäusern spielt.<br />
theaterWal<br />
www.stadttheater.org<br />
Interview<br />
theaterWal 9