mit Anita Ammersfeld und Hannes Gastinger Regie: Thomas Schendel
mit Anita Ammersfeld und Hannes Gastinger Regie: Thomas Schendel
mit Anita Ammersfeld und Hannes Gastinger Regie: Thomas Schendel
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das Arme Theater Wien präsentiert ein packendes Zeitbild von ödön von horváth<br />
Zur schönen Aussicht<br />
das den stadtTheater-Zusehern bestens<br />
bekannte Ensemble „Armes Theater<br />
Wien“ unter der bewährten <strong>Regie</strong> von<br />
Erhard Pauer macht sich diesmal – auf vielfältigen<br />
Publikumswunsch - an ein gesellschaftskritisches<br />
Stück des österreichisch-ungarischen<br />
Schriftstellers Ödön von Horváth<br />
(1901-1938). Zwar handelt es sich bei „Zur<br />
schönen Aussicht“ um eine Komödie, doch<br />
sie enthält zugleich viel Zynisches, Moralisches<br />
<strong>und</strong> Tragisches.<br />
Ort der Handlung: das<br />
heruntergekommene,<br />
kurz vor dem Ruin<br />
stehende Hotel „Zur<br />
schönen Aussicht“, in<br />
dem ein einziger Gast,<br />
Ada Freifrau von Stetten,<br />
den Hotelbesitzer<br />
Strasser, den Kellner<br />
Max <strong>und</strong> den Chauffeur<br />
Karl finanziert.<br />
Alle drei müssen ihr zu<br />
Füßen liegen, denn die<br />
Freifrau entscheidet <strong>mit</strong><br />
ihrem Geld über Sein<br />
oder Nichtsein. Dieses<br />
Zusammenleben funktioniert<br />
recht gut, bis Christine, die junge<br />
Geliebte von Strasser, auftaucht. Da sie augenscheinlich<br />
kein Geld hat, hat er ihre Liebesbriefe<br />
nicht mehr beantwortet. Sie gibt an,<br />
von ihm schwanger zu sein, <strong>und</strong> hofft, dass er<br />
sie heiraten wird. Christine hält an ihrer Illusion<br />
von einem Happy End fest. Inzwischen<br />
tauchen im Hotel auch Emanuel, der klamme<br />
Bruder von Ada, der sein Schwesterherz um<br />
Geld anbettelt, sowie der Sektvertreter Müller<br />
auf. Alle gemeinsam ersinnen sie einen<br />
üblen Plan, wie sie Christine am besten loswerden<br />
können. Da lässt diese die Andeutung<br />
fallen, sie habe viel Geld geerbt….<br />
Ödön von Horváth hat das Stück 1926 geschrieben,<br />
zu einer Zeit, als viele Menschen<br />
in Armut <strong>und</strong> Arbeitslosigkeit versanken, alte<br />
Strukturen nicht mehr gültig waren <strong>und</strong> zeitweise<br />
Bürgerkrieg in Österreich herrschte.<br />
Unmenschliches Elend auf der einen Seite,<br />
übermäßiger Reichtum von einigen wenigen<br />
Kapitalisten, Spekulanten <strong>und</strong> Schiebern auf<br />
der anderen Seite. Die Moral ging baden.<br />
Ein trostloser Alltag hatte die Menschen<br />
zynisch <strong>und</strong> grausam gemacht. Regisseur<br />
Erhard Pauer: „Als wir begonnen haben, <strong>mit</strong><br />
dem Stück zu arbeiten, haben wir erkannt,<br />
wie aktuell es angesichts der heutigen Wirtschaftskrise<br />
ist. Die Komödie ist ein Zeitbild,<br />
damals wie heute. Horváth war jedoch kein<br />
Zyniker, sondern Moralist.“ Am Ende durchläuft<br />
Christine eine doppelte Emanzipation:<br />
sie geht von dem Hotel <strong>und</strong> seinen Insassen<br />
weg, die der vermeintlich oder tatsächlich<br />
reichen Erbin nun zu Diensten sind, <strong>und</strong> sie<br />
befreit sich von ihrem kindlichen Gottesbild:<br />
„Es gibt einen lieben Gott, aber auf den ist<br />
kein Verlass. Er hilft nur ab <strong>und</strong> zu, die meisten<br />
dürfen verrecken…“<br />
Das Stück wurde zu Lebzeiten Horváths nie<br />
aufgeführt, da es aus seiner Frühzeit als Autor<br />
stammt, als sein Talent noch nicht erkannt<br />
war. Nach den Aussagen von Horváths Bruder<br />
war eine anrüchige Pension in dem oberbayrischen<br />
Ort Murnau, wo Horváths Eltern<br />
lebten <strong>und</strong> wo auch Ödön zeitweise wohnte,<br />
das Vorbild für das Hotel „Zur schönen Aussicht“.<br />
Auch die handelnden Personen sollen<br />
reale Vorbilder gehabt haben. Ödön von Horváth<br />
warnte frühzeitig vor dem entstehenden<br />
Faschismus <strong>und</strong> logischerweise wurden seine<br />
Werke von den Nazis geächtet. Er starb verhältnismäßig<br />
jung bei einem tragischen Unfall<br />
1939 im Pariser Exil <strong>und</strong> ist heute auf dem<br />
Heiligenstädter Friedhof in Wien begraben.<br />
Das „Arme Theater Wien“ ist ein freies Ensemble,<br />
das sich <strong>mit</strong> der Vision gegründet hat,<br />
authentisches Theater zu machen, bei dem<br />
theaterWal<br />
www.stadttheater.org<br />
gastspiel<br />
jeder Schauspieler Eigenverantwortung trägt,<br />
wo Kommunikation, Vergnügen, Auseinandersetzung<br />
<strong>und</strong> Konflikt stattfinden. Es will<br />
Stücke aus Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart ins<br />
Zeitlose übertragen. „Wir spielen <strong>mit</strong> der originalen<br />
Personenanzahl, bleiben am historischen<br />
Text <strong>und</strong> bauen keine aktuellen Bezüge<br />
ein“, erklärt Erhard Pauer, „aber wir arbeiten<br />
die psychologischen Beziehungen zwischen<br />
den Personen stärker heraus.“ Die Theaterarbeit<br />
reduziert sich auf das<br />
Wesentliche, Leitmotive<br />
sind Wahrhaftigkeit sowohl<br />
gegenüber dem Publikum<br />
als auch innerhalb<br />
der Schauspielertruppe<br />
sowie entschiedene Selbstkritik.<br />
Bühnenbild <strong>und</strong> Requisite<br />
sind so konzipiert,<br />
dass sie in wenigen Tagen<br />
an den jeweiligen Bühnenraum<br />
adaptiert werden<br />
können. „Das Arme<br />
Theater Wien“ hat in<br />
der Vergangenheit „Antigone“,<br />
„Jeanne ein Prozess“,<br />
„Eine Unbekannte<br />
aus der Seine“ <strong>und</strong> „Trauer<br />
muss Elektra tragen“ auf die Bühne gebracht.<br />
Im stadtTheater war es <strong>mit</strong> den Produktionen<br />
„Ein Duft von Blumen“, „Kasimir <strong>und</strong><br />
Karoline“, „Glaube Liebe Hoffnung“ <strong>und</strong><br />
„Shakespeare schwarz weiß“ vertreten. In<br />
der jetzigen Aufführung spielen Heidi Hagl,<br />
Krista Pauer, Clemens Berndorff, Manfred<br />
Jaksch, Dustin Peters, Peter Kratochvil <strong>und</strong><br />
Matthias Tuzar.<br />
Foto: Chris Vondru<br />
ZUR SCHÖNEN AUSSICHT<br />
Armes Theater Wien<br />
<strong>Regie</strong> Erhard Pauer<br />
TERMINE 29. September, 3., 11. Oktober<br />
BEGINN 20.00 Uhr<br />
KARTEN € 13,- bis 22,-<br />
TERMIN 12. Oktober (Schulvorstellung)<br />
BEGINN 11.00 Uhr<br />
KARTEN € 7,-<br />
Mo bis Fr von 10 Uhr bis 17 Uhr<br />
telefonisch unter 512 42 00 oder<br />
direkt im stadtTheater (Walfischgasse 4,<br />
1010 Wien), an der Abendkasse oder<br />
im Internet www.stadttheater.org<br />
theaterWal 21