KARDIOTECHNIK Perfusion · Monitoring · Organprotektion
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lich qualifiziert, die Funktion der HLM zu<br />
kontrollieren, er muss aber juristisch die<br />
Verantwortung dafür übernehmen.<br />
Auch hier ergibt sich mittlerweile für den<br />
Chirurg ein Widerspruch. Er trägt zwar die<br />
medizinisch-operative Gesamtverantwortung<br />
für den Patienten, hat aber faktisch<br />
kaum eine Möglichkeit, die Arbeit des Kardiotechnikers<br />
zu übernehmen. Die Arbeit<br />
des Kardiotechnikers muss er also vertrauensvoll<br />
delegieren, sollte überdies also im<br />
eigenen Interesse Wert darauf legen, dass<br />
gerade in dem Arbeitsfeld Kardiotechnik<br />
qualitativ hochwertig, mit einem entsprechenden<br />
Leitlinienrahmen gearbeitet wird.<br />
Der organisatorische Bereich in einem<br />
klinischen Betrieb wird in der juristischen<br />
Praxis als Bereich „voll beherrschbarer<br />
Risiken“ angesehen [9]. Eine fehlerhafte<br />
Organisation und vor allem das Fehlen<br />
von Standards und Leitlinien ist somit haftungsrechtlich<br />
nicht unproblematisch.<br />
Tatsächlich kann ein Übernahmeverschulden<br />
durch den Kardiotechniker durch<br />
anerkannte Standardisierung minimiert<br />
werden – zum Schutz des Patienten, des<br />
Kardiotechnikers und des Herzchirurgen.<br />
Immerhin bestehen derzeit laut einer<br />
Umfrage ca. 58 % der ärztlichen Verantwortlichen<br />
auf kardiotechnischen Standards<br />
[10].<br />
In einer so hochspezialisierten und technisch<br />
aufwändigen Medizin wie der Herzchirurgie<br />
[11] ist die gerade in der Spezialisierung<br />
begründete Überlassung und<br />
Kooperation der Schlüssel zum Erfolg.<br />
Wenn man sich nun den geltenden Bedingungen<br />
und aufgeführten Argumenten nicht<br />
verschließt, kommt man zu dem Schluss,<br />
dass es bereits eine „Berufsstandardisierung“<br />
in der Herzchirurgie gibt. Die z. B.<br />
„technische Zuständigkeit und Verantwortung“<br />
auch gesetzlich zu verankern, wäre<br />
also nur eine logische Konsequenz.<br />
Das beschriebene Bemühen um eine Berufsanerkennung<br />
kann aber tatsächlich nur<br />
mit einer einheitlichen Berufsausbildung<br />
(Nachprüfbarkeit, Gültigkeit) verknüpft<br />
sein, denn nur hier lassen sich spezialisiertes<br />
Arbeitsfeld und Kompetenzen genau<br />
abbilden.<br />
Eine Erhebung unter den kardiotechnischen<br />
Abteilungen [10] (nur Bereichsleitungen)<br />
zum Thema Ausbildung brachte<br />
folgendes Ergebnis (Abb. 1):<br />
Ein aus dem Ergebnis der Umfrage erkennbarer<br />
Widerspruch tritt hier zu Tage,<br />
der auch durch eine beispielhafte Gesetzgebung<br />
z. B. in Österreich [12] untermauert<br />
wird. Ca. ein Drittel der Bereichsverantwortlichen<br />
in der Kardiotechnik hält die<br />
<strong>KARDIOTECHNIK</strong> 3/2005<br />
aktuellen Ausbildungsgänge nebeneinander<br />
für weiter existenzfähig. Dieses intern<br />
bekannte und nicht gänzlich unemotionale<br />
Thema muss in diesem Zusammenhang<br />
diskutiert werden können, da die Konformitätsdivergenz<br />
der Ausbildungen einer<br />
bundesweiten Anerkennung des Berufsstandes<br />
widerspricht.<br />
Grundsätzlich muss anhand der Umfrage<br />
hier aber die positive Gesamttendenz der<br />
Abteilungen in puncto QM-Bereitschaft<br />
hervorgehoben werden. In der Gesamtheit<br />
werden sicherlich Bedingungen für eine<br />
qualitativ hoch- und gleichwertige Arbeit<br />
in den betreffenden Bereichen geschaffen.<br />
Leider bleiben sie (noch) fast ausschließlich<br />
abhängig von individuellen Erfahrungen<br />
und Vorgaben.<br />
Der dabei unterstellte Gedanke, dass „es<br />
gut funktioniert“, darf nicht leitend sein<br />
und vermittelt zumindest einen falschen<br />
Gesamteindruck.<br />
Hier darf man auch als Beispiel die Einstellungskriterien<br />
einiger Kliniken oder<br />
deren Bereiche nennen. Der Ausbildungsgang<br />
kann dann schnell als subjektives Selektionsargument<br />
missbraucht werden und<br />
hätte nebenbei noch eine latente diskriminierende<br />
Wirkung.<br />
Eingedenk der österreichischen Lösung<br />
der einheitlichen bundesweiten Ausbildung<br />
und Anerkennung und der oben beschriebenen<br />
Argumente wäre ein solches Fortbestehen<br />
nicht vorstellbar und wahrscheinlich<br />
auch nicht durchsetzbar. Bemerkt sei, nicht<br />
der Ort muss einzig, sondern der Inhalt der<br />
Ausbildung muss vergleichbar sein, zumal<br />
eine zukünftige Ausbildungs- und Prüfungsordnung<br />
[13] durch die DGfK schon<br />
erstellt ist.<br />
Das Ausbildungsmodell müsste folglich<br />
durch eine adäquate Fokussierung auf die<br />
Absolventenzahl der Ausbildungsgänge<br />
abgestellt werden, welches dann erneut auf<br />
formale und inhaltliche Kriterien überprüft<br />
werden müsste.<br />
Abb. 1: Halten Sie die uneinheitliche Ausbildung<br />
zum/zur Kardiotechniker/in in Deutschland<br />
für weiter existenzfähig?<br />
Der „fachspezifische Standard“ des Berufskreises,<br />
insbesondere die Ausbildung,<br />
wird für die grundsätzliche Anerkennung<br />
des Berufes in Zukunft einen wichtigen Indikator<br />
darstellen.<br />
LITERATUR<br />
[1] www.quality.de/Lexikon<br />
[2] Ennker J, Debong B, Beller CJ: Herzchirurgie<br />
und Recht. Steinkopf Verlag, Darmstadt<br />
2004: 160–163<br />
[3] a. a. O.: 137<br />
[4] www.dkfkt.de: Haftungsprobleme bei<br />
Kardiotechnikern<br />
[5] Laufs A, Uhlenbruck W: Handbuch des<br />
Arztrechts, 2. Aufl. 1999<br />
[6] Albrecht J: Das Kardiotechniker-Patienten-Verhältnis.<br />
Zeitschrift Kardiotechnik<br />
2003; 1: 29–31<br />
[7] www.dgfkt.de/Berufsbild Kardiotechniker<br />
[8] www.bundesärztekammer.de/N.3055 GOÄ<br />
[9] Ennker J, Debong B, Beller CJ: Herzchirurgie<br />
und Recht, Steinkopf Verlag, Darmstadt<br />
2004: 38<br />
[10] Heuser S: Kardiotechnisches Qualitätsmanagement<br />
in der Herzchirurgie. Diplomarbeit<br />
2004; Abb. 15<br />
[11] Reidemeister J Chr: Berufsbild Kardiotechniker;<br />
www.dgfkt.de/<br />
[12] Österreichisches Bundesgesetz über den<br />
kardiotechnischen Dienst (KTG) – BGBl. I<br />
[13] Zorn H: Berufsanerkennung. Zeitschrift<br />
Kardiotechnik 2005; 1: 26–27<br />
Nils Schreiber<br />
Herzzentrum Siegburg<br />
95