KARDIOTECHNIK Perfusion · Monitoring · Organprotektion
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Extrakorporale Zirkulation in Theorie<br />
und Praxis<br />
R. J. Tschaut (Hrsg.)<br />
Pabst Science Publishers, Lengerich 2005<br />
648 Seiten, gebunden<br />
Preis: 75,– Euro; ISBN 3-933151-29-5<br />
Hier haben wir den raren Fall, dass ein<br />
Standardwerk nicht vom Englischen ins<br />
Deutsche übersetzt werden musste, sondern<br />
vom deutschen Original ausgehend<br />
auch andere Sprachräume (den spanischen)<br />
er obert hat. 1999 erstmals erschienen und<br />
seit Jahren ausverkauft, ist jetzt die lang erwartete<br />
Neuauflage auf dem Markt.<br />
Was ist nun neu an der Neuauflage?<br />
Durch den neuen Einband wirkt das Buch<br />
hochwertiger. Es ist größer und zugleich<br />
dünner geworden. Leider bekommt das<br />
neue Format nicht allen Abbildungen: Waren<br />
sie vorher gut, sind sie es noch; waren<br />
sie mittelmäßig, sind sie jetzt schlecht. Dafür<br />
gewinnt die Lesbarkeit, durch eingearbeitete<br />
und nicht mehr hinten angehängte<br />
Tabellen und durch den jetzt zweispaltigen<br />
Text. Das Buch wird nicht mehr in Hol-<br />
96<br />
Bücherjournal<br />
Bücherjournal<br />
land, sondern in Polen gedruckt. Der Preis<br />
ist moderat gestiegen, von damals 120 DM<br />
auf jetzt 75 Euro.<br />
Und die Beiträge selbst? Etwa ein Drittel<br />
ist unverändert, ein Drittel überarbeitet und<br />
ein Drittel komplett neu. Das besondere<br />
Verdienst des Herausgebers besteht in der<br />
nun noch umfassenderen Betrachtung der<br />
extrakorporalen Zirkulation, die er nicht<br />
als Technik begreift und abhandelt, sondern<br />
als einen der komplexesten Eingriffe<br />
überhaupt. Diese Haltung zieht sich wie<br />
ein roter Faden durch das Buch, besonders<br />
deutlich wird sie durch die neuen Beiträge<br />
zur Anästhesie (Steinlechner/Wien) und<br />
zur Pharmakokinetik (Petzold/Villingen-<br />
Schwenningen).<br />
Hinzugekommen sind natürlich „Minimierte<br />
EKZ-Systeme“ (Kaluza/Jena), aber<br />
auch ein kleines Kapitel „Tissue Engineering“<br />
(Steinhoff/Rostock) und einige Beiträge<br />
zu Randthemen wie der endoskopischen<br />
Venenentnahme (Behr/Zürich), dem<br />
Einsatz von Lasern (Krabatsch/Berlin) und<br />
Robotern (Böhm/Hamburg) in der Herzchirurgie.<br />
Neu in diesem Buch ist auch der<br />
sehr schöne Artikel zur Geschichte der extrakorporalen<br />
Zirkulation (Böttcher/Berlin).<br />
Entfallen ist der Beitrag zu den Perspektiven<br />
der Herstellerfirmen – vielleicht sehen<br />
diese keine mehr? Auch kann der neue<br />
Text zur Sichtweise der Industrie nicht<br />
überzeugen. Ein fehlender Gesichtpunkt,<br />
der durchaus einen eigenen Beitrag verdient<br />
hätte, ist die EKZ bei Hochbetagten<br />
– hat sich doch der Anteil an Patienten, die<br />
80 Jahre und älter sind, seit dem Erscheinen<br />
der Erstauflage verdoppelt.<br />
Überarbeitet und dabei deutlich aufgewertet<br />
wurde das Kapitel „Zwischenfälle<br />
während EKZ“ mit eindringlichen Texten<br />
eines Herzchirurgen (Wollert/Karlsburg)<br />
und eines Anästhesisten (Clement/Stuttgart).<br />
Letzterer schildert sehr anschaulich<br />
verschiedene Szenarien, zeigt die Fehlerquellen<br />
auf und diskutiert Lösungen. Aber<br />
auch der Beitrag des Berner Kardiotechnikers<br />
E. Gygax, unverändert im Buch, hat<br />
nichts von seiner Aktualität verloren.<br />
Erstaunlich ist, dass die Antikoagulation<br />
wieder so unübersichtlich behandelt<br />
wird: Im Kapitel „Blut“, wo der Wirkung<br />
von Heparin und Protamin ein eigenes Unterkapitel<br />
gewidmet ist, fehlt zum Beispiel<br />
der Hinweis auf lang- und kurzkettiges Heparin.<br />
Auch die Halbwertszeit von Heparin<br />
findet man erst im Kapitel „Medikamente“.<br />
An wieder anderer Stelle steht, wie die<br />
Menge zirkulierenden Heparins geschätzt<br />
werden könne – doch etablierte Messmethoden<br />
werden nicht besprochen, ja nicht<br />
einmal erwähnt. Hier kommt der Praxisaspekt<br />
zu kurz.<br />
Gelegentlich werden wieder Begriffe (intermittent<br />
crossclamping) gebraucht und<br />
sogar in das Register aufgenommen, aber<br />
nirgends erklärt. Und wieder werden in einem<br />
zentralen Beitrag schon 34,1 °C als<br />
normotherm bezeichnet. Das wäre zwar<br />
leicht abzustellen gewesen, kann jedoch<br />
den hohen Nutzwert des Werkes nicht<br />
ernsthaft schmälern: Der „Tschaut“ ist die<br />
Referenz unter den Lehrwerken der Kardiotechnik.<br />
Holger Zorn, Halle (Saale)<br />
<strong>KARDIOTECHNIK</strong> 3/2005