PDF; 6,67 MB - ORCO Germany
PDF; 6,67 MB - ORCO Germany
PDF; 6,67 MB - ORCO Germany
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Höhe von 283 Metern fertigstellen und übertrafen damit das noch nicht<br />
eingeweihte Chrysler Building um einen Meter. Was H. Craig Severance,<br />
der Architekt des Bank of Manhattan Buildings, jedoch nicht<br />
wusste, war, dass sein Konkurrent William van Alen die Höhe seines<br />
Turmes bewusst falsch angegeben hatte. Heimlich ließ er im Inneren<br />
der Gebäudekrone die heute weltbekannte 37 Meter hohe metallene<br />
Spitze bauen. Unter den staunenden Blicken der Öffentlichkeit und<br />
sehr zum Ärgernis von H. Craig Severance ließ er sie schließlich in<br />
einem Stück nach oben fahren bis auf eine Höhe von stattlichen 319<br />
Metern. Das Chrysler Building war damit nicht nur deutlich höher als<br />
das Bank of Manhattan Building, sondern übertraf zugleich auch den<br />
300 Meter hohen Eiffelturm in Paris. Ein Triumph für seinen Erbauer<br />
William van Alen und den Chrysler-Gründer Walter Chrysler, der<br />
allerdings nur ein Jahr andauern sollte. Schon im Mai 1931 musste<br />
der Turm den Titel an das 381 Meter hohe Empire State Building<br />
weitergeben. Auch hier kam der Bauherr aus der Automobilindustrie<br />
und war niemand Geringeres als der Gründer von General Motors,<br />
John Jacob Raskob.<br />
Dass erst in den späten 60er- bis frühen 70er-Jahren zwei neue Projekte<br />
den alten Höhenrekord wagten, hatte vor allem wirtschaftliche<br />
Gründe. Denn schon während des Baus des Empire State Buildings<br />
lag die Wirtschaft aufgrund des 1929er-Börsencrashs am Boden, sodass<br />
das Gebäude nach seiner Eröffnung über viele Jahre fast vollständig leer<br />
stand. Erst mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in den 50er- und<br />
60er-Jahren wurde auch der Bau neuer Bürotürme wieder ins Visier<br />
genommen und der Wettlauf um neue Höhenmarken erneut angefacht.<br />
So konnte das 1966 bis 1973 in New York errichtete World Trade<br />
Center mit einer Höhe von 417 Metern den alten Weltrekord deutlich<br />
überbieten, wurde jedoch bereits ein Jahr später vom 442 Meter hohen<br />
Sears Tower in Chicago wieder auf den zweiten Platz verwiesen. Für<br />
Chicago ein bedeutender Triumph, konnte die Stadt doch so fast 50<br />
Jahre nach dem Bau des Home Insurance Buildings die Liste der höchsten<br />
Gebäude wieder anführen. Die bereits während der Bauarbeiten<br />
einsetzende Ölkrise von 1973 sowie ihr Nachbeben von 1979 sorgten<br />
The 560-metre-high »World Business Center (WBCB)« in the South Korean port<br />
city of Busan designed by New York architecture office Asymptote offers a mixeduse<br />
concept of apartments, offices and a hotel. estimated completion: 2011<br />
dafür, dass weitere Höhenrekorde zunächst auf Eis gelegt wurden. Der<br />
Sears Tower konnte unterdessen seinen Rekord fast zwei Jahrzehnte<br />
weiter behaupten, bis er 1997 von den 452 Meter hohen Petronas<br />
Twin Towers im malaysischen Kuala Lumpur überboten wurde.<br />
Für viele Beobachter der westlichen Welt ergab sich damit ein reichlich<br />
merkwürdiges Szenario, schließlich galt Malaysia weder als Industrienation<br />
noch als Großmacht. Der Titel des höchsten Gebäudes der Welt<br />
ging damit erstmals an eine Metropole außerhalb der Vereinigten Staaten<br />
sowie an ein Land, das noch immer den Status eines Schwellenlandes<br />
besitzt. Den Investoren der Petronas Twin Towers war damit<br />
unumstritten sicher einer der größten PR-Coups aller Zeiten gelungen,<br />
schließlich war Kuala Lumpur zu diesem Zeitpunkt eine vollkommen<br />
unbekannte Stadt, die plötzlich weltweit in aller Munde geriet. Wohl<br />
auf einen ähnlichen Effekt hofften auch die Erbauer des Taipei 101<br />
in der taiwanesischen Hauptstadt. Mit einer Höhe von 508 Metern<br />
konnte der 2004 eröffnete Turm schließlich den Rekord übernehmen,<br />
musste ihn jedoch schon vier Jahre später wieder an einen noch höheren<br />
Bau weitergeben – auch diesmal in einer Stadt, die noch vor 15 Jahren<br />
auf kaum einer Agenda in der westlichen Welt einen Platz gefunden<br />
hätte: Dubai. Das aufstrebende Ölemirat ist mit immer größeren und<br />
spektakuläreren Bauprojekten in den Medien derzeit dauerpräsent. Im<br />
März 2008 konnte der noch im Rohbau befindliche Burj Dubai Tower<br />
schließlich den Titel des höchsten Gebäudes der Welt übernehmen.<br />
Obwohl die endgültige Höhe noch geheim ist, wird der vom Chicagoer<br />
Architekturbüro SOM entworfene Turm mit mindestens 160 Etagen<br />
und 818 Metern Höhe alles übertreffen, was je von Menschen gebaut<br />
worden ist. Die Gesetze der Statik wie auch der ökonomischen Vernunft<br />
wurden hierfür bis an ihr Maximum ausgereizt. Denn es ist fraglich,<br />
ob die enormen Baukosten von über 1,8 Milliarden US-Dollar je<br />
wieder eingespielt werden können. Doch diese Frage scheint in Dubai<br />
eher weniger eine Rolle zu spielen, zumal die königliche Familie von<br />
Dubai den Bau aus ihrer eigenen Tasche finanziert. Was zählt, ist,<br />
mit dem Burj Dubai Tower ein neues und wiedererkennbares Wahrzeichen<br />
für die Region zu setzen.<br />
The »Taipei 101« office tower by C.Y. Lee and Partner architects was completed<br />
in 2004 and with it’s height of 508 meters the tallest building in the world until<br />
march 2008, as the uncompleted »Burj Dubai« tower took over the record.<br />
The 89-meter high »sky office« by German architect Christoph ingenhoven will be<br />
a new landmark for Düsseldorf’s skyline and meet particularly ecological criteria.<br />
estimated completion: 2009, www.sky-office.de.<br />
Dabei ist der Turm aber nicht nur von seiner Größe sowie seiner spitz<br />
wie eine Nadel zulaufenden Gestalt beeindruckend. Es ist vor allem das<br />
Nutzungskonzept, das ihn von all den früheren Rekordtürmen deutlich<br />
unterscheidet. Waren diese einer reinen Büronutzung vorbehalten,<br />
wird der Burj Dubai Tower überwiegend von Wohnungen sowie einem<br />
Luxushotel genutzt werden – ein Wendepunkt in der Entwicklung<br />
neuer Wolkenkratzer. Denn die reine Konzentration von Büroflächen<br />
hat dazu geführt, dass die Geschäftszentren der großen Metropolen<br />
nach Büroschluss regelmäßig aussterben. Mit einer Mischnutzung aus<br />
Wohnen, Arbeiten und Einkaufen könnte somit auch in zentralen<br />
Innenstadtlagen wieder fehlender Wohnraum neu geschaffen werden.<br />
Eine Idee, die derzeit nicht nur in Asien, sondern ebenso in Amerika<br />
und Europa weiterverfolgt wird.<br />
So entsteht mit dem Chicago Spire derzeit ein 150 Etagen und 610<br />
Meter hoher Wohnturm in direkter Wasserlage am Lake Michigan,<br />
entworfen vom spanischen Stararchitekten Santiago Calatrava. Zur<br />
Mischnutzung ist dagegen das vom New Yorker Architekturbüro<br />
Asymptote entworfene World Business Center (WBCB) in der südkoreanischen<br />
Hafenmetropole Busan vorgesehen. Der insgesamt 560<br />
Meter hohe Turm gliedert sich auf in drei unterschiedlich hohe »Finger«,<br />
die als Büro, Office und Hotel genutzt und von einem gemeinsamen<br />
Sockel verbunden werden. Die von der Londoner Architektin<br />
Zaha Hadid in Dubai geplanten Business Bay Towers unterteilen sich<br />
ebenfalls in ein 75-etagiges Bürogebäude, ein 65-etagiges Hotel sowie<br />
einen 55-etagigen Wohnkomplex. Da die Türme leicht aus ihrer Achse<br />
geschoben sind, ersteht dabei der Eindruck, als würden sie »tanzen«.<br />
Die beiden kleineren Türme sind dabei sogar schon so weit geneigt,<br />
dass sie sich gegenseitig abstützen müssen, um nicht umzuknicken.<br />
In Europa plant unterdessen der britische Architekt Lord Norman Fos-<br />
The turn of the screw. Spanish architect Santiago Calatrava designed the 150floor<br />
and 610-meter high »Chicago Spire« residential tower on Lake Michigan.<br />
estimated completion: 2011<br />
ter mit seinem Projekt Crystal Island eine vertikale Stadt in Moskau,<br />
die mit einer Höhe von 450 Metern und über 2,5 Millionen Quadratmetern<br />
Nutzfläche zwar nicht das höchste, doch aber das mit Abstand<br />
größte Wohngebäude der Welt sein wird. Ein weiterer markanter<br />
Wohnturm entsteht derzeit mit dem Slota 44 in Warschau, entworfen<br />
vom New Yorker Architekten Daniel Libeskind. Der im polnischen<br />
Lodz geborene Architekt realisiert mit seinem 192 Meter und 52 Etagen<br />
hohen Apartmentturm eines der zentralen Entwicklungsprojekte<br />
der boomenden polnischen Hauptstadt, die sich derzeit zu einem wichtigen<br />
Finanzzentrum für Osteuropa entwickelt.<br />
Während Wohntürme derzeit in Deutschland noch nicht geplant sind,<br />
liegt der Fokus hier vor allem auf der Erfüllung ökologischer Kriterien.<br />
Entstand bereits 1997 mit dem von Norman Foster entworfenen Commerzbank<br />
Tower in Frankfurt der erste ökologische Wolkenkratzer der<br />
Welt, der sich über eine gläserne Doppelfassade selbst kühlen und mit<br />
Frischluft versorgen konnte, folgen Projekte wie das von Christoph<br />
Ingenhoven in Düsseldorf entworfene Sky Office ebenfalls diesem Ansatz.<br />
Ist die ökologische Planung hier noch reine Selbstverpflichtung,<br />
wurde sie in London bereits längst zum Gesetz erklärt. So hat der frühere<br />
Londoner Bürgermeister Ken Livingstone durchgesetzt, dass große<br />
Neubauten künftig mindestens 20 Prozent ihres Energiebedarfs selbst<br />
erzeugen müssen. Einige der in der Planung befindlichen Türme in der<br />
Londoner City werden durch den Einsatz von energiesparenden Fassaden,<br />
Solarzellen oder Windrädern nicht nur komplett autark sein,<br />
sondern als Positivenergiegebäude sogar genügend Strom produzieren<br />
können, um weitere Gebäude in ihrer Umgebung ebenfalls zu versorgen.<br />
Den einst als »Energieschleudern« verschrienen Wolkenkratzern<br />
könnte also auch im Rahmen der aktuellen Klimadiskussion eine entscheidende<br />
Rolle zukommen. Nachhaltigkeit, soviel ist sicher, kommt<br />
am Thema Hochhaus längst nicht mehr vorbei.«<br />
24 25