16 Anzeigen Himmel & Erde
„Glaube nicht, dass du Muße umsonst bekommst. Im System der Gehetzten muss man dafür regelrecht kämpfen.“ (S. 259) sechs unterhaltsamen und in- I n formativen Kapiteln führt der Autor den Leser und die Leserin zum eigentlichen Höhepunkt seines Buches: „Der Schluss ist die Krönung: Ihr ganz eigener Weg zur Muße, verfasst von dem Menschen, der Sie am besten kennt.“ (S. 265) Und in der Tat, wer dieses Buch gelesen hat, wird eine neue, entspanntere Sicht auf die Dinge des alltäglichen Lebens haben. Er wird sich der kleinen Pausen nicht mehr schämen, die er dem Alltag abgerungen hat, er wird mit gutem Gewissen seiner alten Leidenschaft Lesetipp / Kulinarisches Ulrich Schnabel: Muße. Vom Glück des Nichtstuns Von Bettina Schwietering-<strong>Ev</strong>ers dem Mittagsschlaf fröhnen, er wird die Gesellschaft entspannter Zeitgenossen suchen und Handy, PC und Telefon auch einmal auf stumm stellen. Und bei all´ dem wird er sich in guter Gesellschaft wissen: ein ganzes Kapitel ist großen Müßiggängern, Querdenkern, Pausenkünstlern und Abwesenheitsexperten gewidmet. Vorgestellt werden u. a.: eine ruheliebende Olympiasiegerin, ein fauler Exzentriker, ein freiheitsliebender Unternehmer und eine Achtsamkeitstrainerin. Klug recherchiert und kurzweilig geschrieben macht das Lesen dieses Kurepkat kocht im Sommer Von Marc Kurepkat Buches Vergnügen und gibt konkrete Anregungen, der Schnelllebigkeit und Hetze des Lebens etwas entgegenzusetzen. Und über das menschliche Gehirn und was es mit Mäusen gemeinsam hat, erfährt man auch etwas. Die biblische Weisheit, dass es „den Seinen der Herr im Schlafe gibt“ ist nunmehr wissenschaftlich untermauert. Ulrich Schnabel: Muße. Vom Glück des Nichtstuns, Karl Blessing Verlag, München 2010, 287 S., 19,95 Euro. Aus einer von mir sehr geschätzten und zuverlässigen Quelle weiß ich, dass ich einen Leser habe. Herr G. ist sinnenfroh, dem Kulinarischen zugetan, überhaupt ein positiver Mensch und liest diese Kolumne und zwar, so höre ich, gerne. Da meine Quelle Herrn G. eventuell etwas aus den Augen verlieren wird verrate ich ihm noch schnell, was es bei uns zu essen gibt, wenn wir den Sommer feiern: Wolfsbarsch vom Grill. Der Wolfsbarsch (in F loup de mer, in I branzino) kann im Ganzen oder filetiert gegrillt werden. Im Ganzen braucht der Fisch natürlich viel länger, deshalb ist es schwieriger, dass die Haut nicht verbrennt (zeitweise ein Alufolie einwickeln hilft) und der Fisch gar, aber nicht trocken wird. Filetiert ist es viel einfacher. Die Filets werden gesalzen, mit getrockneten und gemörserten Kräutern (Rosmarin, Thymian) bestreut und mit Zitronensaft beträufelt. Auf der Haut für etwa 4 Minuten grillen, einmal wenden, auf der anderen Seite 1 Minute grillen. Fertig. Dazu gibt es geschmorte Paprika und Weißbrot. Dazu rote und gelbe Paprika entkernen, waschen und in höchstens centgroße Würfel schneiden. Zwei Knoblauchzehen in Olivenöl warm werden lassen und die Paprikawürfelchen für etwa 5 Minuten auf mäßiger Hitze schmoren. Dabei darauf achten, dass der Knoblauch nicht dunkel röstet (also Bitterstoffe abgibt). Salzen und pfeffern, nach Laune noch wenig Thymian und Rosmarin dazugeben, den Knoblauch herausfischen. Wenn verfügbar zwei oder drei Lavendelblüten über dem Gemüse zerreiben. Auch geschmorte Landgurken passen gut zu meinem Lieblingsfisch, die gibt es ja im Sommer. Auch diese klein würfeln, aber mit weniger Hitze und dafür länger schmoren (in einer Butter-Öl-Mischung) und eventuell ein kleines Glas Weißwein angießen. Aromatisieren lassen sich die Gurken mit (wenig) frischem Liebstöckel oder einigen Streifchen frischer Minze. Dazu trinken wir, abhängig von den Außentemperaturen, Weißwein oder Rosé (auch gekühlter, alkoholärmerer Rotwein wäre möglich). Der Loup de mer macht alles mit und zeigt sich mit unterschiedlichen Weinbegleitern von seiner besten Seite. Wenn wir Freunde zum Essen haben, was nicht selten vorkommt, wird schnell ein Sommermenü aus der Grillade. Zum Aperitif Oliven und Weißbrot mit Tapenade, als Vorspeise Schinken und Melone oder eingelegte Gemüse und hinterher Ziegenkäse und Pfirsiche. Dann rückt die Provence ganz dicht heran und der Sommer tut so, als würde er nie zu Ende gehen. Versuchen Sie’s, Herr G. und bon appetit! Juli/August 2011 17