BERLIN - Veranstaltungskalender für Körper Geist und Seele
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Der <strong>Geist</strong>, die <strong>Geist</strong>er<br />
<strong>und</strong> die Transzendenz<br />
Von Wolf Schneider<br />
Mit dem <strong>Geist</strong> ist das so eine Sache, speziell <strong>für</strong> uns<br />
Deutsche. Die Angelsachsen tun sich da leichter, sie<br />
unterscheiden, wie auch die auf Latein basierenden<br />
romanischen Sprachen, zwischen spirit <strong>und</strong> mind (lat.<br />
mens). Aber auch dann, wenn wir, wie in der spirituellen<br />
Szene üblich, den spirit ganz toll finden <strong>und</strong> den<br />
mind ganz schlimm, bleibt ein Problem übrig: Es gibt<br />
ja alle Arten von Spirits (<strong>Geist</strong>er), in den islamischen<br />
Kulturen Dschinn genannt, in den indisch-stämmigen<br />
Kulturen Devas. Denn die sind mal himmlisch, wie<br />
die Devas in Indien, mal eher teuflisch, wie Devas in<br />
Persien (dort auch divs oder deavas genannt; alle diese<br />
Worte haben dieselbe Wurzel wie devil).<br />
Diese Spaltung zeigt sich auch in unserer Gesellschaft.<br />
Wer hier <strong>Geist</strong>er hört oder sieht oder sonstwie<br />
ihre Botschaften empfängt, ist <strong>für</strong> einen normal schulmedizinisch<br />
ausgebildeten Psychiater ein klarer Fall<br />
– ein Problemfall. Für die meisten der sich spirituell<br />
nennenden Menschen aber ist die Fähigkeit, von <strong>Geist</strong>ern<br />
Botschaften empfangen zu können ein Zeichen von<br />
Medialität <strong>und</strong> wird sehr geschätzt. Was ein bisschen<br />
leichtsinnig ist, denn man weiß ja nicht, ob die auf diese<br />
Weise empfangenen Botschaften was taugen oder ob<br />
diese <strong>Geist</strong>er vielleicht Kobolde sind, die sich über<br />
uns belustigen, oder Gespenster oder gar Dämonen,<br />
die uns Botschaften einflüstern, die wir lieber nicht<br />
befolgen sollten.<br />
Diesseits <strong>und</strong> jenseits von Gut <strong>und</strong> Böse<br />
Hier zeigt sich wieder das Problem der Spiris, die größtenteils<br />
glauben, durch das Eröffnen einer jenseitigen,<br />
andersweltlichen Wahrnehmungsquelle bereits alle<br />
ethischen Fragen <strong>und</strong> Probleme überw<strong>und</strong>en zu haben.<br />
Hierzu wird dann gerne Rumi zitiert: „Jenseits von Gut<br />
<strong>und</strong> Böse, dort treffen wir uns“. Ja, prima, dort treff<br />
ich euch gerne! Aber damit habe ich noch keine der<br />
ethischen Fragen beantwortet: Was tun? Was essen wir<br />
heute? Wie beenden wir die Kriege? Mit welchen Menschen<br />
möchte ich befre<strong>und</strong>et sein? Das alles müssen<br />
wir nämlich diesseits von Gut <strong>und</strong> Böse beantworten.<br />
Andernfalls Gnade uns <strong>und</strong> Ade Spritualität.<br />
Zudem liegt der Entscheidung <strong>für</strong> das Jenseits („Dort<br />
treffen wir uns“) bereits eine Bewertung zugr<strong>und</strong>e,<br />
die man doch so gerne meiden wollte. Das Ego ist<br />
schlecht, alles jenseits des Ego ist gut – das ist eine klare<br />
Bewertung. Und die führt dazu, dass Menschen, die<br />
imstande sind zu channeln, also Botschaften von einer<br />
Persönlichkeit jenseits ihres eigenen Ego zu empfangen,<br />
generell bew<strong>und</strong>ert werden, egal welche jenseitigen<br />
Persönlichkeiten sie auf diese Weise empfangen <strong>und</strong> ob<br />
diese mehr Weisheit drauf haben als das Alltagsego des<br />
Channelingmediums. Manchmal haben sie das ja!<br />
Gratuliere, Glück gehabt. Aber es gibt auch andere<br />
Fälle, die Psychiater wissen davon einiges zu erzählen.<br />
Mediale Partnerwahl<br />
Auch bei der Partnerwahl spielt unser Verständnis von<br />
<strong>Geist</strong>, Spirit <strong>und</strong> Medialität eine große Rolle. Neulich<br />
sah ich wieder mal einen Film über eine der Massenhochzeiten<br />
des koreanischen Gurus Sun Myung Moon<br />
(er ist kürzlich im Alter von 92 gestorben, sein Sohn<br />
ist nun der Nachfolger), der seine Schüler miteinander<br />
verheiratet – er bestimmt, wer zu wem passt, <strong>und</strong> zwar<br />
KGSBerlin 11/2012<br />
Foto: © drsg98 - Fotolia.com