Altern als Chance - Alexianer Krankenhaus GmbH
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<strong>Altern</strong><br />
<strong>als</strong> <strong>Chance</strong><br />
Wir werden älter – jeden Tag. Und dank des medizinischen<br />
Fortschritts leben wir länger. So bietet das <strong>Altern</strong> immer<br />
mehr Möglichkeiten. Wie wir die gewonnene Lebenszeit<br />
nutzen können, dazu liefert 2012 das „Europäische Jahr für<br />
aktives <strong>Altern</strong> und Solidarität zwischen den Generationen“<br />
wertvolle Anregungen<br />
Die neue Zeit der<br />
Möglichkeiten<br />
Die Zeiten, in denen Älterwerden automatisch mit der Vor stellung<br />
von Krankheit und Gebrechlichkeit verbunden war, sind vorbei.<br />
Viele ältere Menschen sind heute sehr gesund und nutzen ihre län<br />
gere Lebenszeit für sich, für ihre Familien und für soziales Engage<br />
ment. Die fitten Rentner eignen sich neue Kenntnisse an („lebens<br />
langes Lernen“), engagieren sich in Projekten für Kinder und<br />
Jugendliche oder stellen <strong>als</strong> Seniorberater jungen Unternehmen<br />
ihre fachlichen Fähigkeiten zur Verfügung.<br />
Ziel des Europäischen Jahres für aktives <strong>Altern</strong> und Solidarität zwischen<br />
den Generationen ist die Schaffung einer „Kultur des aktiven<br />
<strong>Altern</strong>s“. Sie wird immer wichtiger, weil das längere Leben und<br />
die zunehmende Zahl der älteren Menschen in unserer Gesellschaft<br />
gegenüber einer sinkenden Zahl jüngerer Menschen es erforderlich<br />
machen, dass jeder bereit ist, für sein Alter mehr Verantwortung<br />
zu übernehmen und sich nicht allein auf die jüngere Generation<br />
zu verlassen.<br />
Interesse, Unterstützung , Kontakt<br />
Mit aktiven älteren Menschen kennt Ursula Woltering sich aus. Sie<br />
leitet die Leitstelle „Älter werden in Ahlen“ im nördlichen West falen<br />
und realisiert Projekte, die Generationen verbinden – für Ältere und<br />
mit Älteren. Die engagierten Senioren gehen <strong>als</strong> „VorleseOmas<br />
und Opas“ in Ahlener Grundschulen oder helfen <strong>als</strong> Sprachpaten<br />
Kindern mit Migrationshintergrund in der Schule oder bei der Hausaufgabenbetreuung.<br />
Dabei soll kein Missverständnis aufkommen:<br />
Sie engagieren sich nicht aus Verpflichtung, sondern weil es ihnen<br />
Freude macht. Ein wichtiger Aspekt des „aktiven <strong>Altern</strong>s“.<br />
„Gegenseitiges Interesse, die andere Generation unterstützen,<br />
Kontakt haben und gemeinsame Ziele entwickeln, das ist Solidarität<br />
zwischen den Generationen“, erklärt Woltering. „Und das funkti<br />
oniert in Ahlen sehr gut.“ Dabei ist Generationensolidarität keine<br />
Einbahnstraße. Sie funktioniert von Alt zu Jung und von Jung zu<br />
Alt. Und in Ahlen sogar von „Hochbetagt“ zu „Mittelalt“, wie ein<br />
besonders schönes Beispiel zeigt: In einem Seniorentreff gibt eine<br />
80jährige Dame Computerkurse für 50Jährige. „Die Kursleiterin<br />
hat sich ihre Kenntnisse selbst beigebracht“, erzählt Woltering. Ihre<br />
Schüler entwickelten inzwischen eine Internetseite, auf der sie aktuelle<br />
Veranstaltungen ankündigen und Artikel veröffentlichen.<br />
Um Solidarität zwischen den Generationen zu fördern, empfiehlt<br />
sich ein neues Verständnis von Ehrenamt. „Das alte Ehrenamt<br />
bezeichnet eine Tätigkeit, die über viele Jahre hinweg<br />
ausgeübt wird“, erläutert Woltering. „Das neue Ehrenamt ist<br />
zeitlich begrenzt. Ehrenamtliche möchten sich heute nicht mehr<br />
so lange binden. Und sie möchten gern kreativ tätig sein, etwa<br />
in einem Theaterprojekt. Zudem suchen sie eine Sinnstiftung im<br />
Engagement“, berichtet sie aus ihrer Erfahrung. „Dabei geht es<br />
nicht immer nur um aktivierende Angebote, viele Senioren wollen<br />
einfach nur dabei sein.“ Und auch das muss weiterhin möglich<br />
bleiben.<br />
Keine Frage:<br />
Das Älterwerden macht auch Probleme<br />
Dass das Europäische Jahr das <strong>Altern</strong> gerade jetzt auf die politische<br />
Agenda rückt, ist kein Zufall. „Die alternde Gesellschaft stellt große<br />
Herausforderungen an unsere sozialen Sicherungssysteme“, erklärt<br />
Dr. Gerhard Naegele, Professor für Soziale Gerontologie an der<br />
Technischen Universität Dortmund. Naegele leitet die Geschäftsstelle<br />
des Europäischen Jahres in Deutschland. Weil immer mehr<br />
Menschen immer länger leben, müssen die Staaten mehr Geld für<br />
die Renten aufwenden. Hinzu kommen auch höhere Pflegekosten<br />
und Gesundheitsausgaben. Derzeit finanziert sich die Renten,<br />
Kranken und Pflegeversicherung durch eine Umlage: Die erwerbstätige<br />
Generation zahlt für die Älteren. „Wenn es aber immer<br />
weniger jüngere Menschen gibt, die das soziale System finanzieren,<br />
gibt es ein Missverhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben“,<br />
verdeutlicht Naegele die Problematik.<br />
Eine Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes von 2011<br />
zeigt die Alterung der Gesellschaft an der wachsenden Zahl der<br />
Hochbetagten. Gut anderthalb Millionen Menschen waren 2009 in<br />
Deutschland mindestens 85 Jahre alt, 2050 werden es etwa sechs<br />
Millionen sein. Umso wichtiger wird das „aktive <strong>Altern</strong>“.<br />
„Engagement, eine gesunde Ernährung, eine selbstständige Lebensführung<br />
oder eine behindertengerechte Ausstattung des eigenen<br />
Zuhauses sind dabei sinnvoll“, nennt Naegele Beispiele. „Wer sich<br />
selbst kümmert, übernimmt Verantwortung. Sich allein auf die jüngere<br />
Generation zu verlassen, ist nicht angemessen.“