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D ie G ew erksch aftsen tw icklu n g - SPÖ Hainfeld

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Begleit-Broschüre zur<br />

Multi-Media-Ausstellung<br />

24.10.-2.11.2008<br />

120 Jahre Einigungsparteitag<br />

der<br />

Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs<br />

und<br />

90. Todestag von Victor Adler.<br />

Impressum:<br />

Herausgeber:<br />

Stadtorganisation der <strong>SPÖ</strong>-<strong>Hainfeld</strong><br />

Redaktionsteam:<br />

Richard Höhnl, Ernst Holzer-Söllner, Julius Horvath, Karl Jägersberger,<br />

Herbert K<strong>ie</strong>gler, DI Fritz Lederhilger, Dr.Gisela Malekpour.<br />

Historische Beratung: Dr.Margarete Kowall<br />

Lektorat:<br />

Anita Zehetmayer<br />

Julius Horvath<br />

Grafik und Layout:<br />

Robert Grabner<br />

Wir danken allen Personen,<br />

und Institutionen<br />

d<strong>ie</strong> zum Gelingen d<strong>ie</strong>ser Ausstellung<br />

beigetragen haben.<br />

Auf d<strong>ie</strong>sem Wege<br />

auch ein herzliches Dankeschön an d<strong>ie</strong><br />

Firma Fischer & Kral<br />

für d<strong>ie</strong> großzügige Unterstützung.


Aus einem Gespräch zwischen Sinn d<strong>ie</strong>ser Multi-Media-<br />

DI Fritz Lederhilger, Ausstellung ist, allen<br />

Altbürgermeister Karl BesucherInnen in geraffter<br />

Jägersberger und Herbert Form, den sehr schweren und<br />

K<strong>ie</strong>gler im Jänner 2007 hochinteressanten<br />

en<strong>tw</strong>ickelte sich d<strong>ie</strong> Idee, En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ngsweg der<br />

anläßlich der 120. W<strong>ie</strong>derkehr SozialdemokratInnen über d<strong>ie</strong><br />

des <strong>Hainfeld</strong>er vergangenen fast 120 Jahre<br />

Einigungsparteitages näherzubringen.<br />

Jahreswende 1888/89-, in Wenn das gelingt, ist das d<strong>ie</strong><br />

<strong>Hainfeld</strong> eine <strong>SPÖ</strong>-Ausstellung echte Würdigung all derer, d<strong>ie</strong><br />

zu machen. zum Teil mit ihrem Leben,<br />

D<strong>ie</strong> positiven Signale seitens durch Folter, Kerker, totaler<br />

der <strong>SPÖ</strong>-Stadtorganisation Zurücknahme der<br />

<strong>Hainfeld</strong>, des Bürgermeisters Eigeninteressen, Mut,<br />

Albert Pitterle und der <strong>SPÖ</strong>- Ausdauer und Unbeirrbarkeit<br />

Gemeinderatsfraktion b<strong>ew</strong>irk- dafür gesorgt haben, dass wir<br />

ten bei uns den Entschluß, heute in einem wirklich<br />

weiter zu machen. sozialen Staat leben und in<br />

In kurzer Zeit hatten wir ein dem auch d<strong>ie</strong> Grundrechte des<br />

Ausstellungsteam auf d<strong>ie</strong> Beine einzelnen Staatsbürgers<br />

gestellt, das sehr rasch einen gesichert sind. Unser Vaterland<br />

Organisations- und<br />

Österreich hat durch das<br />

Finanz<strong>ie</strong>rungsplan mit allen positive Einwirken der<br />

Eventualitäten parat hatte. Uns Sozialdemokrat<strong>ie</strong> einen<br />

allen war klar, dass der g<strong>ew</strong>altigen Wandel vollzogen.<br />

Ausstellungserfolg von der V<strong>ie</strong>le Menschen des Erdballs<br />

Genauigkeit, der Intensität und würden gerne h<strong>ie</strong>r leben.<br />

dem perönlichen Engagement<br />

aller Mitgestalter abhängig Es hat sich ausgezahlt,<br />

sein wird. Zwei wichtige<br />

wofür SozialdemokratInnen<br />

Komiteemitgl<strong>ie</strong>der, Franz<br />

120 Jahre gekämpft haben.<br />

Grabner und Edi Puritscher,<br />

haben d<strong>ie</strong> Früchte ihrer Für das<br />

gedeihlichen Arbeit nicht mehr Ausstellungskomitee:<br />

ernten dürfen. S<strong>ie</strong> sind in der<br />

Vorbereitungszeit verstorben. Herbert K<strong>ie</strong>gler,<br />

Wir werden s<strong>ie</strong> n<strong>ie</strong>mals DI Fritz Lederhilger und<br />

vergessen. Karl Jägersberger<br />

D<strong>ie</strong> relativ kurze<br />

Vorbereitungsphase von fast<br />

<strong>Hainfeld</strong>, im Oktober 2008<br />

zwei Jahren ist durch den Fleiß<br />

aller Beteiligten kompens<strong>ie</strong>rt<br />

worden. Es war großartig<br />

mitzuerleben, w<strong>ie</strong>v<strong>ie</strong>le<br />

Menschen weit über den<br />

Bezirk hinausgehend- bereit<br />

waren, uns mit ihrem wertvollen<br />

Wissen, durch ganz tolle<br />

Leihgaben und Geldspenden,<br />

zu unterstützten. Insgesamt<br />

waren das mehr als 130 Frauen<br />

und Männer, denen wir auf<br />

d<strong>ie</strong>sem Wege im Namen des<br />

Ausstellungskomitees ganz<br />

besoders danken möchten.<br />

1888/89<br />

1<br />

Vorwort<br />

120 Jahre Einigungsparteitag<br />

90 Jahre Todestag Victor Adler<br />

24. Oktober- 02. November 2008<br />

Multi-Media-Ausstellung<br />

im Gemeindezentrum<br />

<strong>Hainfeld</strong>


Vorwort<br />

2<br />

In Zeiten, in welchen Ideolog<strong>ie</strong> Umsomehr ist das Bemühen<br />

beinahe als „anstößig“ von Herbert K<strong>ie</strong>gler und<br />

angesehen wird, ist es nicht seinem Team zu würdigen,<br />

einfach daran zu erinnern, eine Ausstellung zum Thema<br />

dass gerade eine Ideolog<strong>ie</strong>, es „120 Jahre <strong>SPÖ</strong>“<br />

war nämlich der Sozialismus, zusammenzustellen.<br />

der d<strong>ie</strong> Lebensumstände der Als <strong>Hainfeld</strong>er können wir ja<br />

ArbeiterInnen nachhaltig mit Stolz darauf verweisen,<br />

verändert hat. Rückblickend dass h<strong>ie</strong>r d<strong>ie</strong> Sozialdemokraten<br />

müssen wir sogar feststellen, zu einer Einigung gefunden<br />

dass sich nicht nur d<strong>ie</strong> haben, wir fühlen aber auch<br />

Lebensverhältnisse der d<strong>ie</strong> Verpflichtung in uns, in<br />

ArbeiterInnen zum Positiven Jubiläumsjahren w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>sem<br />

verändert haben, sondern auch w<strong>ie</strong>der darauf aufmerksam zu<br />

der, in den letzten Jahrzehnten machen.<br />

herrschende Wohlstand auf der<br />

Tatsache beruht, dass so gut<br />

Mit der Jubiläumsausstellung<br />

w<strong>ie</strong> Jede(r) über ein<br />

findet heuer zeitgleich der<br />

Einkommen verfügt.<br />

Albert Pitterle<br />

Bürgermeister<br />

der Stadt <strong>Hainfeld</strong><br />

„<strong>Hainfeld</strong> Konvent“ statt, und<br />

ich finde es ist ein positives<br />

Signal, wenn wohl der<br />

Vergangenheit gedacht, aber<br />

gleichzeitig für d<strong>ie</strong> Zukunft<br />

gearbeitet wird.<br />

Der Titel der Ausstellung 120 Eine übermächtige<br />

Jahre <strong>SPÖ</strong>: „Es hat sich globalis<strong>ie</strong>rte Wirtschaft<br />

ausgezahlt” beinhaltet schon versucht mit allen Mitteln das<br />

das hohe Maß an Opfern d<strong>ie</strong> Rad der Geschichte<br />

erbracht werden mussten, um zurückzudrehen und<br />

d<strong>ie</strong> Bevölkerungsmehrheit in arbeitende Menschen<br />

Österreich aus dem Elend ausschl<strong>ie</strong>ßlich als<br />

herauszuführen, ihr einen „Kostenfaktor auf zwei<br />

halbwegs gerechten Anteil am Beinen“ zu sehen.<br />

erwirtschafteten Ertrag und Insofern begrüße ich d<strong>ie</strong><br />

damit ein menschenwürdiges Ausstellung „120 Jahre <strong>SPÖ</strong>“<br />

Leben zuteil werden zu lassen. als ein Mittel zur Schärfung<br />

Damit aber d<strong>ie</strong>se Opfer nach unseres politischen Verstandes,<br />

mehr als 100 Jahren damit es uns jetzt und in<br />

Aufwärtsen<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng nicht Zukunft gelingen kann,<br />

w<strong>ie</strong>der rückgängig gemacht Fehlen<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ngen zu Lasten<br />

werden können, bedarf es der arbeitenden Menschen<br />

unserer höchsten hintanzuhalten.<br />

Aufmerksamkeit.<br />

StR Herbert Schweiger<br />

Vorsitzender der <strong>SPÖ</strong> <strong>Hainfeld</strong>


D<strong>ie</strong> Entstehung der Arbeiterb<strong>ew</strong>egung in Österreich S 5-8<br />

Der Einigungsparteitag S 9-12<br />

Anton Stacherl S 13<br />

Sozialdemokratische Programme S 14-20<br />

Frauen in der Sozialdemokrat<strong>ie</strong> S 21-26<br />

Sozialdemokratische Presse S 27-30<br />

Bundesparteivorsitzende der <strong>SPÖ</strong> S 31-32<br />

Sozialdemokratische Staatsoberhäupter S 33<br />

Ortsparteivorsitzende der <strong>SPÖ</strong>-<strong>Hainfeld</strong> S 34-35<br />

Sozialdemokratische Symbole S 36-39<br />

Der 1. Mai S 40-43<br />

Sozialdemokratische Bürgermeister der Stadt <strong>Hainfeld</strong> S 44-45<br />

Sozialgemeinde <strong>Hainfeld</strong> S 46-47<br />

D<strong>ie</strong> Erste Republik S 48-53<br />

D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng S 54-63<br />

Demonstrationen, Protestkundgebungen und Streiks S 64-68<br />

Industr<strong>ie</strong>betr<strong>ie</strong>be in <strong>Hainfeld</strong> S 69-75<br />

Vorfeldorganisationen S 76-77<br />

90. Todestag von Victor Adler S 78-80<br />

Der <strong>Hainfeld</strong>-Konvent und d<strong>ie</strong> Zukunft der <strong>SPÖ</strong> S 81-82


Vorwort<br />

4<br />

Foto:<strong>SPÖ</strong>/Zinner<br />

Foto:<strong>SPÖ</strong> NÖ<br />

Eine der großen Leistungen Aus Anlass seines 90.<br />

Victor Adlers war d<strong>ie</strong> Todestages gedenken wir voller<br />

Versöhnung zerstrittener Ehrfurcht eines Mannes,<br />

Fraktionen am <strong>Hainfeld</strong>er dessen Wirken nicht nur für<br />

Parteitag auf Grundlage seiner d<strong>ie</strong> Sozialdemokrat<strong>ie</strong><br />

Prinzip<strong>ie</strong>n-Erklärung. So geschichtsmächtig war,<br />

konnte zum Jahreswechsel sondern für ganz Österreich.<br />

1888/89, also vor 120 Jahren, Allen, d<strong>ie</strong> zum Gelingen d<strong>ie</strong>ser<br />

d<strong>ie</strong> Sozialdemokratische Ausstellung beigetragen haben,<br />

Arbeiterparteipartei gegründet danke ich herzlichst!<br />

werden. Seitdem ist d<strong>ie</strong><br />

österreichische<br />

Allen, d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>se Ausstellung<br />

Sozialdemokrat<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong><br />

besuchen, wünsche ich, dass<br />

wesentliche politische Kraft<br />

d<strong>ie</strong> Vergangenheit Ansporn ist<br />

zur Durchsetzung sozialer<br />

für d<strong>ie</strong> Zukunft zu lernen.<br />

Errungenschaften in<br />

Österreich. Victor Adler starb<br />

- einen Tag vor der Ausrufung Werner Faymann<br />

der Republik - Bundesparteivorsitzender<br />

am 11. November 1918. der <strong>SPÖ</strong><br />

<strong>Hainfeld</strong> das ist jener Ort, der „Geburtsstätte der<br />

für d<strong>ie</strong> Sozialdemokrat<strong>ie</strong> einen Sozialdemokrat<strong>ie</strong>“ zudem<br />

ganz besonderen Stellenwert Tradition mit Moderne. So<br />

einnimmt. H<strong>ie</strong>r fand vor 120 besinnen wir uns gerne auf<br />

Jahren der Einigungsparteitag unsere Wurzeln und Werte<br />

statt, bei dem Victor Adler zum zurück, wollen aber nicht in<br />

Vorsitzenden einer geeinten, der Geschichte verhaftet sein,<br />

neuen Partei g<strong>ew</strong>ählt wurde sondern unsere Gedanken<br />

und h<strong>ie</strong>r wurden im damaligen auch zukünftigen<br />

Parteiprogramm Prinzip<strong>ie</strong>n Herausforderungen widmen<br />

n<strong>ie</strong>dergeschr<strong>ie</strong>ben, d<strong>ie</strong> für d<strong>ie</strong> und gleichsam neue<br />

Sozialdemokrat<strong>ie</strong> noch heute Perspektiven eröffnen. Deshalb<br />

von zentraler Bedeutung sind. freue ich mich sehr, dass mit<br />

<strong>Hainfeld</strong> ist aber auch ein dem <strong>Hainfeld</strong> Konvent nun<br />

Stück gelebte Geschichte. Es bereits zum zweiten Mal ein<br />

ist kein Zufall, dass man sich Symposium zu Zukunftsfragen<br />

gerade im südlichen<br />

an d<strong>ie</strong>sem, für d<strong>ie</strong> <strong>SPÖ</strong><br />

N<strong>ie</strong>derösterreich im<br />

denkwürdigen Ort, stattfindet.<br />

Industr<strong>ie</strong>v<strong>ie</strong>rtel über d<strong>ie</strong> Z<strong>ie</strong>le Mein besonderer Dank gilt<br />

der ArbeiterInnenb<strong>ew</strong>egung allen, d<strong>ie</strong> sich mit der<br />

verständigte. 1888 tat sich dort Geschichte <strong>Hainfeld</strong>s aktiv<br />

eine Gruppe von Menschen auseinandersetzen und danach<br />

zusammen, forderte Rechte für trachten, dass d<strong>ie</strong>se nicht in<br />

d<strong>ie</strong> ArbeiterInnenklasse, trat Vergessenheit gerät. Für d<strong>ie</strong><br />

für d<strong>ie</strong> gerechte Verteilung des Multimedia Ausstellung und<br />

gesellschaftlichen Wohlstandes den vorl<strong>ie</strong>genden Katalog<br />

ein und setzte alles daran, d<strong>ie</strong> wünsche ich Ihnen alles Gute<br />

sozialistische Idee zu und v<strong>ie</strong>l Erfolg und freue mich<br />

verbreiten. Im Rückblick sehr, dass d<strong>ie</strong> Geschichte<br />

verdanken wir den engag<strong>ie</strong>rten unserer politischen B<strong>ew</strong>egung<br />

KämpferInnen der ersten so lebendig präsent<strong>ie</strong>rt wird.<br />

Stunde unzählige soziale<br />

Errungenschaften, auf d<strong>ie</strong> wir<br />

noch heute stolz sein dürfen. LHStv. Dr. Sepp Leitner<br />

<strong>Hainfeld</strong> verbindet als<br />

Vorsitzender der <strong>SPÖ</strong> NÖ


Der Habsburger-Staat Punkt trafen sich im „Vormärz“<br />

Österreich beruhte auf dem d<strong>ie</strong> Interessen von Studenten,<br />

mittelalterlichen System der Bürgern und Arbeitern und so<br />

Feudalherrschaft. „Ein durch kam es im Jahr 1848 zum<br />

persönliche Abhängigkeit, gemeinsamen Aufstand gegen<br />

Grundbesitz und das herrschende<br />

Adelsherrschaft geprägtes Unrechtssystem.<br />

gesellschaftliches, politisches Das Jahr 1848 kann mit gutem<br />

und wirtschaftliches System, Recht als Geburtsjahr der<br />

verbunden mit der Herrschaft modernen Bürgerrechte und<br />

privileg<strong>ie</strong>rter Grundherren als Beginn einer Epoche<br />

über bäuerliche Untertanen“. bezeichnet werden, in welcher<br />

Erste Versuche, d<strong>ie</strong>ses System der Wille des Volkes zur<br />

zu ändern, begannen moderat bestimmenden Kraft im Staate<br />

unter Maria Theresia und sehr heranwachsen sollte. Und<br />

radikal unter Joseph II. wenn d<strong>ie</strong> Aufstände des Jahres<br />

Ferdinand II und sein 1848 physisch auch keinesfalls<br />

Staatskanzler Metternich erfolgreich waren, sondern im<br />

Gegenteil im Oktober<br />

desselben Jahres wahrhaft im<br />

eigenen Blut erstickten, so<br />

waren d<strong>ie</strong> Ideen, d<strong>ie</strong> der<br />

Revolution zu Grunde lagen,<br />

nicht mehr zu unterdrücken.<br />

Schl<strong>ie</strong>ßlich wurde mit der<br />

Reichsverfassung vom 4. März<br />

1849 d<strong>ie</strong> Grundherrschaft<br />

eine Säule des Feudalsystems -<br />

abgeschafft und Lockerungen<br />

im Gerichts- und<br />

errichteten ab 1835 w<strong>ie</strong>der ein Verwaltungsbereich eingeführt<br />

absolutistisches System, das<br />

nicht nur jeden Versuch sow<strong>ie</strong> Pressefreiheit g<strong>ew</strong>ährt.<br />

demokratischer Reformen<br />

brutal unterdrückte, sondern Lange währte d<strong>ie</strong> neue Freiheit<br />

auch restriktiv gegen d<strong>ie</strong> aus jedoch nicht, mit dem<br />

dem Westen kommende „Silvesterpatent“ des Jahres<br />

Industrialis<strong>ie</strong>rung auftrat. 1851 wurden d<strong>ie</strong> meisten<br />

Letztendlich, wenn auch Errungenschaften der<br />

später als in anderen Ländern, Verfasssung von 1849<br />

obs<strong>ie</strong>gte auch in Österreich ausgesetzt, unter anderem<br />

das Industr<strong>ie</strong>- gegen das Arbeitervereine und Zeitungen<br />

Manufaktursystem. verboten. Ein Rückfall in den<br />

Mit dem Einzug der Industr<strong>ie</strong> Absolutismus, genannt „Neo<br />

in das Wirtschaftssystem, Absolutismus“.<br />

entstand eine große Zahl von<br />

lohnabhängigen Arbeitern, d<strong>ie</strong><br />

in das mit Grund und Boden<br />

eng verbundene Feudalsystem<br />

nicht einzuordnen waren und<br />

daher in einem rechtlosen<br />

Raum exist<strong>ie</strong>rten.<br />

Arbeiter- und Bürgerrechte<br />

sind jedoch nur in einer<br />

demokratisch organis<strong>ie</strong>rten<br />

Gesellschaft durchsetzbar, in<br />

der es auch möglich ist, sich<br />

politisch zu organis<strong>ie</strong>ren,<br />

Verbände zu bilden. In d<strong>ie</strong>sem<br />

5<br />

D<strong>ie</strong> Entstehung der Arbeiterb<strong>ew</strong>egung in Österreich


D<strong>ie</strong> Entstehung der Arbeiterb<strong>ew</strong>egung in Österreich<br />

6<br />

Erst mit dem Inkrafttreten des<br />

„Staatsgrundgesetzes über d<strong>ie</strong><br />

allgemeinen Rechte der<br />

Staatsbürger“ im Dezember<br />

1867 (Dezember-Verfassung)<br />

wurden d<strong>ie</strong> Grund- und<br />

Freiheitsrechte aller<br />

Staatsbürger erstmals<br />

n<strong>ie</strong>dergeschr<strong>ie</strong>ben und für d<strong>ie</strong><br />

im Reichsrat vertretenen<br />

Königreiche und Länder<br />

einheitlich geregelt (Gleichheit<br />

vor dem Gesetz, Abschaffung<br />

der Untertänigkeit und<br />

Hörigkeit, Freizügigkeit der<br />

Person, Br<strong>ie</strong>fgeheimnis,<br />

Vereinsrecht, Glaubens- und<br />

G<strong>ew</strong>issensfreiheit, Freiheit der<br />

Wissenschaft und ihrer Lehre,<br />

Religionsfreiheit, Presse- und<br />

Meinungsfreiheit ,<br />

Staatsbürgerschaftsrecht<br />

u.a.m.).<br />

Schon am 15. Dezember 1867<br />

fand d<strong>ie</strong> konstitu<strong>ie</strong>rende<br />

Versammlung des W<strong>ie</strong>ner<br />

Arbeiter- Bildungsvereines in<br />

W<strong>ie</strong>n-Fünfhaus mit 3000<br />

Teilnehmern statt.<br />

-soziale Netz für d<strong>ie</strong> ärmsten<br />

Schichten der Bevölkerung. In<br />

der Folge entstanden Kultur-,<br />

Sport- u. Gesellschaftsvereine<br />

in großer Zahl.<br />

Erstmals taucht am 30. Aug.<br />

1868 bei einem der<br />

„Arbeitertage“ genannten<br />

Massenversammlungen in<br />

einem Programmen<strong>tw</strong>urf das<br />

Wort „sozialdemokratisch“ auf<br />

und es wurde von d<strong>ie</strong>ser<br />

Versammlung ein Komitee zur<br />

Organis<strong>ie</strong>rung der<br />

„sozialdemokratischen Partei“<br />

unter dem Vorsitz von Hippolyt<br />

Tauschinsky eingesetzt.<br />

D<strong>ie</strong>se En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng ging den<br />

Behörden der Monarch<strong>ie</strong><br />

jedoch eindeutig zu rasch vor<br />

sich. Als am 13. Dez. 1869<br />

20.000 Arbeiter vor dem<br />

Parlament für<br />

Koalitionsfreiheit (Streikrecht,<br />

Recht auf Streikunterstützung,<br />

Vereinsfreiheit)<br />

demonstr<strong>ie</strong>rten, wurde dem<br />

auch - zumindest in Teilen<br />

D<strong>ie</strong> neue Verfassung, d<strong>ie</strong> auch nachgegeben. Wenig später, am<br />

d<strong>ie</strong> Freiheit der 23. Dezember, wurden aber<br />

G<strong>ew</strong>erbeausübung beinhaltete, d<strong>ie</strong> Wortführer der<br />

war der Anstoß zu einer Arbeiterb<strong>ew</strong>egung in<br />

ungeheuer rasanten Untersuchungshaft<br />

En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng in allen Bereichen genommen.<br />

des Lebens.<br />

D<strong>ie</strong> Freiheit der<br />

G<strong>ew</strong>erbeausübung führte zu<br />

einem Boom an<br />

Betr<strong>ie</strong>bsgründungen. Für das<br />

Leben der Menschen<br />

allgemein wirkte sich das neue<br />

Vereinsrecht sehr positiv aus.<br />

Gegen Ende der 1860-er Jahre<br />

exist<strong>ie</strong>rten allein im<br />

österreichischen Teil der<br />

Monarch<strong>ie</strong> in 22 Städten<br />

Arbeiterbildungsvereine.<br />

Neben den Arbeiter-<br />

Bildungsvereinen wurden vor<br />

allem auch Selbsthilfe-Vereine<br />

der Arbeiterschaft,<br />

Konsumgenossenschaften,<br />

Kranken- und Sterbekassen<br />

sow<strong>ie</strong> andere<br />

Unterstützungsvereine<br />

gegründet, s<strong>ie</strong> bildeten das<br />

erste - noch sehr grobmaschige


Am 4. Juli 1870 wurde ihnen<br />

in W<strong>ie</strong>n der Prozess gemacht<br />

(= W<strong>ie</strong>ner<br />

Hochverratsprozess) mit dem<br />

Ergebnis, dass v<strong>ie</strong>r führende<br />

Arbeiterfunktionäre, unter<br />

ihnen Heinrich Oberwinder<br />

und Andreas Scheu<br />

weil der gemäßigte Flügel der<br />

Partei unter<br />

Heinrich Oberwinder<br />

dem Parteitag fernbl<strong>ie</strong>b. D<strong>ie</strong><br />

als Gründungsparteitag der<br />

„Sozialdemokratischen Partei<br />

in Österreich“ bekannt<br />

g<strong>ew</strong>ordene<br />

wegen Hochverrats zu<br />

Deleg<strong>ie</strong>rtenversammlung<br />

mehrjährigen Gefängnisstrafen beschloss auf Basis des<br />

verurteilt wurden. Fast alle „Eisenacher Programmes“ ein<br />

Arbeiterbildungsvereine und neun Punkte umfassendes<br />

Fachg<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften wurden gesellschafts- und<br />

aufgelöst, d<strong>ie</strong> erste Blütezeit arbeitsrechtliches<br />

der österreichischen Forderungsprogramm und<br />

Arbeiterb<strong>ew</strong>egung war zu betonte den internationalen<br />

Ende. Anspruch der<br />

Eine grav<strong>ie</strong>rende Schwächung Sozialdemokrat<strong>ie</strong>,<br />

fügte sich d<strong>ie</strong> insbesondere auch im Hinblick<br />

Arbeiterb<strong>ew</strong>egung selbst zu. auf d<strong>ie</strong> versch<strong>ie</strong>denen<br />

D<strong>ie</strong> aus taktischen Gründen Nationalitäten in der<br />

von der Reg<strong>ie</strong>rung vorzeitig Monarch<strong>ie</strong>. Darüber hinaus<br />

entlassenen Oberwinder und wurde beschlossen, d<strong>ie</strong> von<br />

Scheu ergingen sich in Andreas Scheu 1870 in W<strong>ie</strong>ner<br />

Fraktionskämpfen. Wobei d<strong>ie</strong> Neustadt gegründete Zeitung<br />

„Gemäßigten“ um Oberwinder „Gleichheit“ als Zentralorgan<br />

der Ansicht zuneigten, dass der Sozialdemokrat<strong>ie</strong><br />

sich d<strong>ie</strong> Arbeiterb<strong>ew</strong>egung zur weiterzuführen. Zur<br />

Durchsetzung ihrer politischen Finanz<strong>ie</strong>rung der Zeitung<br />

Z<strong>ie</strong>le mit dem fortschrittlichen wurde erstmals offiz<strong>ie</strong>ll eine<br />

Bürgertum verbünden sollte. Parteisteuer in Höhe von<br />

Scheu als Vertreter des einem Kreuzer wöchentlich<br />

radikalen Flügels hingegen eingeführt.<br />

forderte d<strong>ie</strong> No<strong>tw</strong>endigkeit<br />

einer eigenständigen Politik<br />

und d<strong>ie</strong> Internationalis<strong>ie</strong>rung<br />

der Partei.<br />

D<strong>ie</strong> Gegnerschaft der beiden<br />

Führungspersönlichkeiten<br />

überschattete auch den<br />

Parteitag im April 1874, im<br />

damals ungarischen Neudörfl,<br />

7<br />

D<strong>ie</strong> Entstehung der Arbeiterb<strong>ew</strong>egung in Österreich


D<strong>ie</strong> Entstehung der Arbeiterb<strong>ew</strong>egung in Österreich<br />

8<br />

Als Folge der Wirtschaftskrise<br />

von 1873 st<strong>ie</strong>g das Elend der<br />

Arbeiterschaft rasch an und<br />

bildete den Nährboden für d<strong>ie</strong><br />

Bildung radikaler Gruppen<br />

innerhalb der Arbeiterschaft,<br />

d<strong>ie</strong> am Beginn der 1880-er<br />

Jahre einige politisch<br />

motiv<strong>ie</strong>rte Attentate verübten.<br />

Der konservativen Reg<strong>ie</strong>rung<br />

unter Graf Taaffe kamen d<strong>ie</strong>se<br />

Attentate entgegen, da s<strong>ie</strong><br />

bereits an einem völligen<br />

Verbot der Arbeiterb<strong>ew</strong>egung<br />

arbeitete.<br />

Vorerst wurde jedoch im Jahr<br />

1884 über W<strong>ie</strong>n und<br />

Umgebung der<br />

Ausnahmezustand verhängt,<br />

was auch ein generelles<br />

Versammlungsverbot<br />

D<strong>ie</strong>ses Z<strong>ie</strong>l erreichte er auf<br />

dem Einigungsparteitag, der in<br />

den Tagen vom 30. Dez. 1888<br />

bis zum 1. Jänner 1889 in<br />

<strong>Hainfeld</strong> stattfand.<br />

beinhaltete.<br />

Am Beginn der 1880-er Jahre<br />

engag<strong>ie</strong>rte sich der aus Prag<br />

stammende junge Arzt und<br />

eigentlich aus der deutschnationalen<br />

B<strong>ew</strong>egung<br />

kommende Dr. Victor Adler<br />

zunehmend in der<br />

Arbeiterb<strong>ew</strong>egung. Unter<br />

Einsatz seines Privatvermögens<br />

gründete er 1886 d<strong>ie</strong> von<br />

Andreas Scheu gegründete und<br />

1877 eingestellte Zeitung<br />

„Gleichheit“ neu und<br />

beschr<strong>ie</strong>b darin das Elend der<br />

Z<strong>ie</strong>gelarbeiter auf dem<br />

W<strong>ie</strong>nerberg. D<strong>ie</strong> Kenntnis der<br />

unzumutbaren Zustände der<br />

Arbeiter und ihrer Famil<strong>ie</strong>n<br />

hatten ihn zur<br />

Arbeiterb<strong>ew</strong>egung gebracht. Literatur:<br />

D<strong>ie</strong> Arbeiterb<strong>ew</strong>egung Österreich,<br />

Victor Adler war als Steiner Dr. Herbert, Europa-Verlag<br />

Pragmatiker weniger an W<strong>ie</strong>n1964.<br />

sozialistischen Theor<strong>ie</strong>n, als an D<strong>ie</strong> Chronik Österreichs, Kleindel<br />

Fortschritten bei der<br />

Prof.Walter, Chronik Verlag, Dortmund<br />

Verbesserung der<br />

1984<br />

Lebensbedingungen der<br />

D<strong>ie</strong> ersten 100 Jahre, Maimann Dr.<br />

Helene, Druckhaus Vorwärts AG,<br />

Arbeiterschaft interess<strong>ie</strong>rt. Er 1988, Beitrag von Dr. Wolfgang<br />

erkannte natürlich sofort, dass Maderthaner, S 70 ff.<br />

der Streit der beiden 100 Jahre Österreich, Pollak<br />

Fraktionen jeglichem<br />

Prof.Walter, Verlag Jugend und Volk<br />

Fortschritt im Wege war und W<strong>ie</strong>n-München 1973<br />

widmete sich in den folgenden Neudörfl 1874, Göhring Dr.Walter,<br />

Jugend und Volk, W<strong>ie</strong>n München 1974<br />

Jahren ausschl<strong>ie</strong>ßlich einem<br />

Sozialdemokrat<strong>ie</strong> in Österreich,<br />

Z<strong>ie</strong>l: Der Einigung der Pelinka Dr. Peter, hpt-Verlagsges., W<strong>ie</strong>n<br />

Arbeiterb<strong>ew</strong>egung. 1988


Der Einigungsparteitag Schneidergehilfen Anton<br />

Stacherl gab, b<strong>ew</strong>irkte<br />

der Sozialdemokratischen schl<strong>ie</strong>ßlich, dass d<strong>ie</strong> Wahl des<br />

Arbeiterpartei<br />

Veranstaltungsortes auf<br />

Österreichs in <strong>Hainfeld</strong> <strong>Hainfeld</strong> f<strong>ie</strong>l.<br />

Damit waren jedoch noch nicht<br />

30.12.1888 - 1.1.1889 alle Schw<strong>ie</strong>rigkeiten<br />

D<strong>ie</strong> äußerst aktiv g<strong>ew</strong>ordene ausgeräumt. D<strong>ie</strong> Aufnahme<br />

Arbeiterb<strong>ew</strong>egung strebte eines Veranstaltungslokales<br />

nach den v<strong>ie</strong>len Problemen der sollte über Weisung des<br />

1870-er Jahre, in welchen zu Bezirkshauptmannes<br />

allem Unglück auch noch eine Auersperg vom <strong>Hainfeld</strong>er<br />

Spaltung der<br />

Bürgermeister Heinrich Zmoll<br />

Arbeiterb<strong>ew</strong>egung in<br />

verhindert werden. Der Wirt<br />

„Gemäßigte“ und „Radikale“ des Gasthauses »Zum<br />

erfolgte, unter v<strong>ie</strong>len<br />

Goldenen Löwen« (heute<br />

Diskussionen und<br />

Hauptstraße 29), Zehetner,<br />

Führungskämpfen einer konnte jedoch von Viktor Adler<br />

Einigung zu. Ein wesentlicher und Anton Stacherl überredet<br />

Punkt aller Diskussionen war werden und so wurde der<br />

natürlich das gemeinsame Parteitag für den 30. Dezember<br />

Programm. Schl<strong>ie</strong>ßlich einigte 1888 eingeladen.<br />

man sich auf das Brünner<br />

Programm aus dem Jahre 1882<br />

als Grundlage.<br />

Es galt also nur noch, einen<br />

geeigneten Tagungsort für<br />

einen Parteitag zu finden.<br />

W<strong>ie</strong>n und d<strong>ie</strong> angrenzenden<br />

Bezirke kamen wegen des seit<br />

1884 geltenden<br />

Ausnahmezustandes<br />

(Versammlungsverbot) nicht in<br />

Frage. Aus bisherigen<br />

Erfahrungen wusste man, dass<br />

Arbeiterversammlungen im<br />

Bezirk Lil<strong>ie</strong>nfeld am wenigsten<br />

gestört worden waren und man<br />

vermutete deshalb, dass der<br />

Lil<strong>ie</strong>nfelder Bezirkshauptmann<br />

Graf Leopold Auersperg der<br />

Arbeiterb<strong>ew</strong>egung wohlgesinnt<br />

sei. Zudem gab es nach<br />

<strong>Hainfeld</strong> eine relativ günstige<br />

Bahnverbindung. Ein<br />

vorfühlendes Gespräch<br />

zwischen Victor Adler und<br />

Graf Auersperg verl<strong>ie</strong>f äußerst<br />

korrekt und hinterl<strong>ie</strong>ß in<br />

Victor Adler einen sehr<br />

positiven Eindruck.<br />

All das zusammen und d<strong>ie</strong><br />

Tatsache, dass es in <strong>Hainfeld</strong><br />

einen sehr regen<br />

Arbeiterverein<br />

Dr. Victor Adler<br />

Initiator des<br />

Einigungsparteitages<br />

in <strong>Hainfeld</strong> und<br />

Bundesparteivorsitzender<br />

der <strong>SPÖ</strong> von1888-1918<br />

Anton Stacherl<br />

Mitorganisator des<br />

Einigungsparteitages<br />

in <strong>Hainfeld</strong><br />

Bezirkshauptmann<br />

von Lil<strong>ie</strong>nfeld<br />

unter der Führung des Graf Leopold Auersperg<br />

9<br />

Der Einigungsparteitag


Der Einigungsparteitag<br />

Der Parteitag<br />

D<strong>ie</strong> Ursache d<strong>ie</strong>ses<br />

unwürdigen Zustandes ist<br />

80 Deleg<strong>ie</strong>rte und 25 Gäste aus nicht in einzelnen politischen<br />

13 Kronländern ber<strong>ie</strong>ten unter Einrichtungen zu suchen,<br />

dem Vorsitz von Julius Popp sondern in der das Wesen des<br />

vom 30.12.1888, 18.00 Uhr, Gesellschaftszustandes<br />

bis 1.1.1889, 14.00 Uhr, unter bedingenden und<br />

anderem: beherrschenden Tatsache, dass<br />

D<strong>ie</strong> Abfassung einer d<strong>ie</strong> Arbeitsmittel in den<br />

Einigungsresolution, Händen einzelner Besitzender<br />

d<strong>ie</strong> Grundsätze einer monopolis<strong>ie</strong>rt sind. Der<br />

Arbeiterschutz-Gesetzgebung, Besitzer der Arbeitskraft, d<strong>ie</strong><br />

Pressefreiheit, allgemeines Arbeiterklasse, wird dadurch<br />

Wahlrecht, zum Sklaven der Besitzer der<br />

Versammlungsfreiheit, Arbeitsmittel, der<br />

Unabhängigkeit der Gerichte Kapitalistenklasse, deren<br />

und als wichtigstes Dokument politische und ökonomische<br />

d<strong>ie</strong> Prinzip<strong>ie</strong>nerklärung, auf Herrschaft im heutigen Staate<br />

deren Grundlage sich d<strong>ie</strong> ihren Ausdruck findet.<br />

soeben gegründete<br />

Sozialdemokratische<br />

Der Einzelbesitz an<br />

Arbeiterpartei<br />

Produktionsmitteln, w<strong>ie</strong> er also<br />

weiteren<strong>tw</strong>ickeln sollte.<br />

politisch den Klassenstaat<br />

bedeutet, bedeutet<br />

S<strong>ie</strong> lautet: ökonomisch gesehen steigende<br />

»D<strong>ie</strong> Sozialdemokratische Massenarmut und wachsende<br />

Arbeiterpartei in Österreich Verelendung immer breiterer<br />

erstrebt für das gesamte Volk Volksschichten.<br />

ohne Untersch<strong>ie</strong>d der Nation, Durch d<strong>ie</strong> technische<br />

der Rasse und des En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng, das kolossale<br />

Geschlechtes d<strong>ie</strong> Befreiung aus Anwachsen der Produktivität,<br />

den Fesseln der ökonomischen erweist sich d<strong>ie</strong>se Form des<br />

Abhängigkeit, Besitzes nicht nur als<br />

d<strong>ie</strong> Beseitigung der politischen überflüssig, sondern es wird<br />

Rechtlosigkeit und d<strong>ie</strong> auch tatsächlich d<strong>ie</strong>se Form für<br />

Erhebung aus der geistigen d<strong>ie</strong> überw<strong>ie</strong>gende<br />

Verkümmerung. Mehrheit des Volkes beseitigt,<br />

während gleichzeitig für d<strong>ie</strong><br />

Form des gemeinsamen<br />

Besitzes d<strong>ie</strong> no<strong>tw</strong>endigen<br />

geistigen und mater<strong>ie</strong>llen<br />

Vorbedingungen geschaffen<br />

werden. Der Übergang der<br />

Arbeitsmittel in den<br />

gemeinschaftlichen Besitz der<br />

Gesamtheit des arbeitenden<br />

Volkes bedeutet also nicht nur<br />

d<strong>ie</strong> Befreiung der<br />

Arbeiterklasse, sondern auch<br />

d<strong>ie</strong> Erfüllung einer<br />

geschichtlich no<strong>tw</strong>endigen<br />

En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng. Der Träger d<strong>ie</strong>ser<br />

En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng kann nur das<br />

klassenb<strong>ew</strong>usste und als<br />

Gasthof “Zum Goldenen Löwen”<br />

politische Partei organis<strong>ie</strong>rte<br />

Proletariat sein.<br />

10


Das Proletariat politisch zu<br />

organis<strong>ie</strong>ren, es mit dem An Forderungen an den<br />

B<strong>ew</strong>usstsein seiner Lage und Gesetzgeber wurden erhoben:<br />

seiner Aufgabe zu erfüllen, es<br />

geistig und physisch<br />

kampffähig zu machen und zu 1. Volle Koalitionsfreiheit und<br />

erhalten, ist daher das<br />

gesetzliche Anerkennung von<br />

eigentliche Programm der Lohnverabredung und<br />

Sozialdemokratischen<br />

Kartellen der Arbeiter.<br />

Arbeiterpartei in Österreich,<br />

zu dessen Durchführung s<strong>ie</strong> 2. Der achtstündige<br />

sich aller zweckd<strong>ie</strong>nlichen und Maximalarbeitstag ohne<br />

dem natürlichen Klauseln und ohne<br />

Rechtsb<strong>ew</strong>usstsein des Volkes Ausnahmen.<br />

entsprechenden Mittel<br />

bed<strong>ie</strong>nen wird.<br />

Übrigens wird und muss sich<br />

3. Verbot der Nachtarbeit (mit<br />

d<strong>ie</strong> Partei in ihrer Taktik auch<br />

Ausnahme jener Betr<strong>ie</strong>be,<br />

j<strong>ew</strong>eilig nach den<br />

deren technische Natur eine<br />

Verhältnissen, insbesondere<br />

Unterbrechung nicht zulässt).<br />

nach dem Verhalten der<br />

Gegner zu richten haben.« 4. Volle Sonntagsruhe von<br />

Auf Basis der<br />

Samstag abends bis Montag<br />

Prinzip<strong>ie</strong>nerklärung, welche so früh.<br />

formul<strong>ie</strong>rt war, dass beide<br />

Fraktionen zustimmen 5. Verbot der Beschäftigung<br />

konnten, wurde eine von Kindern unter 14 Jahren.<br />

Einigungsresolution<br />

beschlossen, welche d<strong>ie</strong><br />

Grundlage für ein<br />

6. Ausschluss der Frauenarbeit<br />

geschlossenes Auftreten aus den für den weiblichen<br />

der Arbeiterschaft in<br />

Organismus besonders<br />

Österreich bildete und in<br />

schädlichen Betr<strong>ie</strong>ben.<br />

Wahrheit d<strong>ie</strong> Voraussetzung<br />

für eine mehr als 7. Alle d<strong>ie</strong>se Bestimmungen<br />

hundertjährige haben für Betr<strong>ie</strong>be jeder<br />

Aufwärtsen<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng der Stufenleiter (Großindustr<strong>ie</strong>,<br />

Arbeiterb<strong>ew</strong>egung schuf. S<strong>ie</strong> Transportg<strong>ew</strong>erbe,<br />

lautet: Handwerk, Hausindustr<strong>ie</strong>) zu<br />

»Der Parteitag erklärt den gelten.<br />

Parteizwist durch d<strong>ie</strong><br />

Annahme des Programmes für 8. Auf Übertretungen d<strong>ie</strong>ser<br />

beendet und erwartet von Bestimmungen von Seite der<br />

jedem Parteigenossen Unternehmer sind<br />

ehrliches und brüderliches Arreststrafen zu setzen.<br />

Eintreten für d<strong>ie</strong> Gesamtpartei<br />

sow<strong>ie</strong> energische und<br />

unerschrockene Arbeit auf 9. Arbeiterorganisationen,<br />

dem gemeinsamen Boden welche auf fachlicher und<br />

unseres Programmes zum lokaler Grundlage beruhen,<br />

Besten des<br />

haben durch d<strong>ie</strong> von ihnen<br />

Emanzipationskampfes der g<strong>ew</strong>ählten Inspektoren bei der<br />

Arbeiterklasse.«<br />

Kontrolle der Durchführung<br />

der Arbeiterschutzgesetzgebung<br />

mitzuwirken.<br />

11<br />

Der Einigungsparteitag


Der Einigungsparteitag<br />

L<strong>ie</strong>d der Arbeit<br />

Melod<strong>ie</strong>: Josef Scheu 1868<br />

Text: Josef Zapf 1867<br />

12<br />

Der Parteitag wurde mit dem Einigungsparteitages<br />

L<strong>ie</strong>d der Arbeit geschlossen. erfüllt wurden. Am Beginn des<br />

Der Überl<strong>ie</strong>ferung nach soll 21. Jahrhunderts ist eine<br />

der am Schluss anwesende globalis<strong>ie</strong>rte Wirtschaft w<strong>ie</strong>der<br />

Bezirkshauptmann, Graf dabei, wichtige<br />

Auersperg, nach eigenen Errungenschaften in Frage zu<br />

Worten »durch d<strong>ie</strong> Macht des stellen und abzuschaffen.<br />

geschichtlichen Augenblicks« Acht-Stunden-Tag,<br />

zu Tränen gerührt g<strong>ew</strong>esen Sonntagsruhe, Frauensein.Nach<br />

d<strong>ie</strong>sem Parteitag<br />

nahm d<strong>ie</strong> Arbeiterb<strong>ew</strong>egung in<br />

Nachtarbeit stehen w<strong>ie</strong>der zur<br />

Österreich und in Europa eine<br />

Diskussion und wel<strong>tw</strong>eit<br />

unaufhaltsame<br />

befinden sich ArbeiterInnen<br />

Aufwärtsen<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng. Es<br />

noch in ähnlichen Situationen<br />

dauerte jedoch beinahe 100<br />

w<strong>ie</strong> jene im Österreich des 19.<br />

Jahre, bis alle Forderungen des<br />

Jahrhunderts.


Anton Stacherl<br />

Anton Stacherl starb am<br />

Ein Ordner von 11.4.1935 in Altersheim<br />

<strong>Hainfeld</strong><br />

<strong>Hainfeld</strong>, Ramsauerstraße 19.<br />

Er ist in einem Ehrengrab im<br />

Anton Stacherl wurde am <strong>Hainfeld</strong>er Gemeindefr<strong>ie</strong>dhof<br />

11.8.1848 in St. Pölten beerdigt (Gruppe 5, Reihe 8,<br />

geboren und dürfte sehr bald Nr. 534).<br />

danach nach W<strong>ie</strong>n gekommen<br />

sein. Als Schneidergeselle war<br />

er seit frühester Jugend in der Quellen:<br />

Arbeiterb<strong>ew</strong>egung aktiv<br />

Erinnerungen Anton Stacherls.<br />

W<strong>ie</strong>dergegeben von Max Winter in der<br />

(Vorwärtsianer??) und wurde Arbeiter-Zeitung vom 1. November<br />

deshalb infolge der 1884 1913.<br />

verhängten Ausnahmegesetze Zeitzeuge, Rudolf Reder, <strong>Hainfeld</strong>, F.als<br />

einer von 400 Männern(!) Benischke-Str.<br />

aus W<strong>ie</strong>n ausg<strong>ew</strong><strong>ie</strong>sen und in Fr<strong>ie</strong>dhofsverwaltung der Stadt<br />

seine Geburtsstadt St. Pölten <strong>Hainfeld</strong><br />

gebracht. Dort wurde er sechs Pfarrmatrik <strong>Hainfeld</strong><br />

Monate lang unter<br />

Polizeiaufsicht gestellt.<br />

Im September 1884 zog Anton<br />

Stacherl nach <strong>Hainfeld</strong> zu<br />

einer Schneidermeisterswi<strong>tw</strong>e,<br />

der er „Werkführer“ in der<br />

Schneiderwerkstatt und später<br />

auch Lebensgefährte war.<br />

Werkstätte und Wohnung<br />

befanden sich im Haus<br />

Gölsenstraße 4.<br />

Er engag<strong>ie</strong>rte sich sofort im<br />

örtlichen<br />

Arbeiterg<strong>ew</strong>erbeverein in<br />

<strong>Hainfeld</strong>, den er innerhalb<br />

kurzer Zeit zu einer sehr<br />

aktiven Arbeiterbildungseinrichtung<br />

mit mehr<br />

als 70 Mitgl<strong>ie</strong>dern machte.<br />

Darüber hinaus initi<strong>ie</strong>rte und<br />

unterstützte er in den<br />

Industr<strong>ie</strong>orten des Bezirkes<br />

Lil<strong>ie</strong>nfeld d<strong>ie</strong> Gründung von<br />

Arbeiterbildungs- und<br />

Gesellschaftsvereinen, so dass<br />

sozialdemokratisches<br />

Gedankengut sehr bald im<br />

Bezirk verbreitet war.<br />

Große Verd<strong>ie</strong>nste erwarb sich<br />

Anton Stacherl bei der Vorbereitung<br />

des Einigungsparteitages,<br />

indem er mit v<strong>ie</strong>l<br />

Geschick und einiger List<br />

gemeinsam mit Victor Adler<br />

ein Lokal für den Parteitag und<br />

Gästezimmer für d<strong>ie</strong><br />

Deleg<strong>ie</strong>rten organis<strong>ie</strong>rte.<br />

Schl<strong>ie</strong>ßlich nahm er auch am<br />

Parteitag teil.<br />

13<br />

Anton Stacherl


14<br />

Sozialdemokratische Programme<br />

Sozialdemokratische<br />

D<strong>ie</strong>ses Programm und das<br />

geschlossene Auftreten der<br />

Programme Arbeiterführer waren den<br />

konservativen Kräften in der<br />

D<strong>ie</strong> folgende<br />

Monarch<strong>ie</strong> ein Dorn im Auge.<br />

Zusammenfassung enthält in Der allmächtige Staatsapparat<br />

geraffter Form alle<br />

handelte auftragsgemäß rasch<br />

wesentlichen<br />

und brutal.<br />

sozialdemokratischen<br />

D<strong>ie</strong> Arbeiterführer wurden<br />

Vorstellungen, d<strong>ie</strong> als<br />

verhaftet und fast alle<br />

Parteiprogramme seit 1874 Arbeitervereine aufgelöst.<br />

beschlossen wurden.<br />

D<strong>ie</strong>se Willküraktion lähmte auf<br />

Der Neudörfler Parteitag 1874 Jahre das noch junge<br />

Organsationsleben, führte aber<br />

sollte in Baden bei W<strong>ie</strong>n gleichzeitig zur<br />

stattfinden, wurde jedoch von Radikalis<strong>ie</strong>rung eines Teiles<br />

der österreichischen Obrigkeit der organis<strong>ie</strong>rten Arbeiter.<br />

verboten. Er fand in Neudörfl<br />

(heute Burgenland) statt, das Der Weg nach<br />

damals zu Ungarn gehörte. <strong>Hainfeld</strong> 1988/89<br />

Zum ersten Mal wurde<br />

versucht, der Partei ein<br />

Dr. Victor Adler(1852- 1918)<br />

einheitliches Programm zu<br />

hatte d<strong>ie</strong> schw<strong>ie</strong>rige Aufgabe,<br />

geben. D<strong>ie</strong> wichtigsten Punkte<br />

Radikale und Gemäßigte für<br />

waren:<br />

ein gemeinsames Programm zu<br />

g<strong>ew</strong>innen. Das gelang über d<strong>ie</strong><br />

Wahlrecht, „Prinzip<strong>ie</strong>n-Erklärung“ von<br />

Pressefreiheit,<br />

<strong>Hainfeld</strong>.<br />

Kirchen, Unterricht,<br />

Das <strong>Hainfeld</strong>er Programm sagt<br />

Volkswehr, Justiz, Arbeitszeit, u.a.: Befreiung von der<br />

Frauen und Kinderarbeit, ökonomischen Abhängigkeit,<br />

Steuern und<br />

Beseitigung der politischen<br />

Genossenschaftswesen. Rechtlosigkeit von<br />

Massenarmut und Verelendung<br />

der Arbeiterklasse, Verbreitung<br />

der fre<strong>ie</strong>n Meinungsäußerung,<br />

allgemeines, gleiches und<br />

direktes Wahlrecht, Schaffung<br />

einer internationalen Partei,<br />

Arbeiterschutzgesetzgebung,<br />

Schulbildung,<br />

Versammlungsfreiheit,<br />

Unabhängigkeit der Gerichte,<br />

Maximalarbeitstag,<br />

Sonntagsruhe, Verbot von<br />

Kinder-, Frauenarbeit und<br />

Nachtarbeit


Prinzip<strong>ie</strong>nerklärung der Seit dem <strong>Hainfeld</strong>er Parteitag<br />

Sozialdemokratischen gehörten sozialistische<br />

Arbeiterpartei Österreichs : Vertreter aller Nationalitäten<br />

<strong>Hainfeld</strong>er Programm Österreichs, der<br />

Sozialdemokratischen Partei<br />

D<strong>ie</strong> Sozialdemokratische Österreichs, an.<br />

Arbeiterpartei in Österreich<br />

(SDAP) erstrebt für das<br />

Nach Einführung des<br />

gesamte Volk ohne<br />

allgemeinen Wahlrechts wurde<br />

Untersch<strong>ie</strong>d der Nation, der<br />

d<strong>ie</strong> Sozialdemokrat<strong>ie</strong> im Jahre<br />

Rasse und des Geschlechts, d<strong>ie</strong><br />

1907 mit 87 Mandaten d<strong>ie</strong><br />

Befreiung aus den Fesseln der<br />

zweitstärkste Fraktion im<br />

ökonomischen Abhängigkeit,<br />

Reichsrat.<br />

d<strong>ie</strong> Beseitigung der politischen D<strong>ie</strong> Legislaturperiode von<br />

Rechtlosigkeit und d<strong>ie</strong><br />

1907 bis 1911 war durch harte<br />

Erhebung aus der geistigen Nationalitätenkämpfe<br />

Verkümmerung.<br />

gekennzeichnet, d<strong>ie</strong> fast zur<br />

D<strong>ie</strong> Ursache d<strong>ie</strong>ses<br />

Spaltung der Sozialdemokrat<strong>ie</strong><br />

führten.<br />

unwürdigen Zustands ist nicht Nationalitätenprogramm,<br />

in den einzelnen politischen<br />

Einrichtungen zu suchen, beschlossen am Brünner<br />

sondern in der das Wesen des Gesamtparteitag 1899<br />

ganzen Gesellschaftszustandes Da d<strong>ie</strong> nationalen Wirren in<br />

bedingenden und<br />

beherrschenden Tatsache, dass Österreich jeden politischen<br />

d<strong>ie</strong> Arbeitsmittel in Händen Fortschritt und jede kulturelle<br />

einzelner Besitzer<br />

En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng der Völker<br />

monopolis<strong>ie</strong>rt sind. Der lähmten, erklärte der Parteitag:<br />

Besitzer der Arbeitskraft, d<strong>ie</strong> D<strong>ie</strong> Regelung der<br />

Arbeiterklasse, wird dadurch Nationalitäten- und<br />

zum Sklaven der Besitzer von Sprachfragen in Österreich ist<br />

Arbeitsmitteln, der eine kulturelle Forderung d<strong>ie</strong><br />

Kapitalistenklasse, deren im Lebensinteresse des<br />

politische und ökonomische Proletariats gelegen ist.<br />

Herrschaft im heutigen Staat S<strong>ie</strong> ist nur möglich in einem<br />

Ausdruck findet. Der demokratischen<br />

Einzelbesitz von Gemeinwesen, das auf das<br />

Produktionsmitteln, w<strong>ie</strong> er also allgemeine, gleiche und<br />

den Klassenstaat bedeutet, direkte Wahlrecht gegründet<br />

bedeutet gesehen ökonomisch ist. D<strong>ie</strong> En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng der<br />

steigende Massenarmut und nationalen Eigenart der Völker<br />

wachsende Verelendung immer in Österreich ist nur möglich<br />

breiterer Volksschichten. auf Grundlage des gleichen<br />

Adler gründet 1889 mit seiner Rechtes unter Vermeidung<br />

Erbschaft d<strong>ie</strong> jeder Unterdrückung.<br />

„Arbeiterzeitung“ und ist Anerkennung folgender<br />

deren Hauptschriftleiter bis Grundsätze:<br />

1918.<br />

15<br />

Sozialdemokratische Programme


16<br />

Sozialdemokratische Programme<br />

Anerkennung folgender Programm der<br />

Grundsätze: Sozialdemokratischen<br />

Arbeiterpartei in Österreich,<br />

beschlossen am Parteitag zu<br />

1. Österreich ist umzubilden<br />

W<strong>ie</strong>n 1901<br />

in einen demokratischen<br />

Nationalitäten Bundesstaat W<strong>ie</strong>ner Programm<br />

Mehr als ein Jahrzehnt nach<br />

2. Historische Kronländer<br />

bilden national abgegrenzte<br />

Selbstverwaltungskörper<br />

3. Selbstverwaltungsgeb<strong>ie</strong>te<br />

derselben Nation bilden einen<br />

einheitlichen Verband der<br />

seine nationalen<br />

Angelegenheiten völlig<br />

autonom besorgt.<br />

4. Das Recht der nationalen<br />

Minderheit wird durch ein<br />

eigenes Gesetz g<strong>ew</strong>ahrt.<br />

5. D<strong>ie</strong> Forderung nach einer<br />

Staatssprache wird verworfen.<br />

Vermittlungssprache(in der<br />

Europäischen Union gibt es 23<br />

„Amtssprachen“) wird das<br />

Reichsparlament bestimmen.<br />

<strong>Hainfeld</strong> wurde auf dem<br />

W<strong>ie</strong>ner Parteitag von 1901, das<br />

neue Parteiprogramm<br />

beschlossen.<br />

Der Wunsch das<br />

Parteiprogramm zu revid<strong>ie</strong>ren,<br />

entsprang einem praktischen<br />

Bedürfnis.<br />

Das <strong>Hainfeld</strong>er Programm war<br />

ein Kompromiss zwischen<br />

Radikalen und Gemäßigten.<br />

Es war eigentlich kein<br />

Programm sondern bestand<br />

aus einer<br />

„Prinzip<strong>ie</strong>nerklärung“<br />

D<strong>ie</strong> Völker können jeden<br />

Fortschritt ihrer Kultur nur in<br />

enger Solidarität miteinander,<br />

nicht im kleinlichen Streit<br />

gegeneinander erringen.<br />

und zwei Resolutionen, „d<strong>ie</strong><br />

Nach dem Brünner Programm politischen Rechte“ und d<strong>ie</strong><br />

von 1899 sollte Österreich „Arbeiterschutzgesetzgebung“.<br />

einen demokratischen D<strong>ie</strong>se Form führte zu<br />

Bundesstaat autonomer Völker W<strong>ie</strong>derholungen und machte<br />

bilden, w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>s der junge d<strong>ie</strong>ses Programm<br />

Jurist Karl Renner(1870 1950) uneinheitlich.<br />

in versch<strong>ie</strong>denen Schriften<br />

vorgeschlagen hatte.<br />

Zurzeit des <strong>Hainfeld</strong>er<br />

Parteitages waren d<strong>ie</strong><br />

Auf Grundlage d<strong>ie</strong>ser Sozialdemokraten eine kleine<br />

leitenden Grundsätze zum Schar verfolgter Menschen.<br />

Brünner Gesamtparteitag von 1901 ist d<strong>ie</strong> Sozialdemokrat<strong>ie</strong><br />

1899 wäre eine Verständigung d<strong>ie</strong> stärkste Partei des alten<br />

der Völker möglich g<strong>ew</strong>esen. Österreichs mit 48 politischen<br />

Erst 105 Jahre später, nach Blättern, darunter 8<br />

Erweiterung der Europäischen Tageszeitungen. D<strong>ie</strong> scharfen<br />

Union in Richtung Osten Gegensätze, d<strong>ie</strong> noch 1899<br />

(Ungarn, Polen, Tschechische zwischen Radikalen und<br />

Republik, Slowakei, Gemäßigten bestanden hatten,<br />

Slowen<strong>ie</strong>n, Estland, Lettland, waren verschwunden.<br />

Litauen, Rumän<strong>ie</strong>n und<br />

Bulgar<strong>ie</strong>n), wird der Weitblick<br />

der sozialdemokratischen<br />

Visionäre bestätigt.


Das „ W<strong>ie</strong>ner Programm“ D<strong>ie</strong> Forderungen des W<strong>ie</strong>ner<br />

wurde von Dr.Victor Adler Programms sind ungefähr<br />

en<strong>tw</strong>orfen und begann mit d<strong>ie</strong>selben, d<strong>ie</strong> in beiden<br />

einer Grundsatzerklärung, d<strong>ie</strong> Resolutionen des <strong>Hainfeld</strong>er<br />

in einigen Punkten geändert Parteitages über politische<br />

und verbessert wurde. Rechte und über d<strong>ie</strong><br />

D<strong>ie</strong> Sozialdemokratische Arbeiterschutzgesetzgebung<br />

Arbeiterpartei forderte enthalten waren.<br />

zunächst von d<strong>ie</strong>sen Noch immer gab es kein<br />

Grundsätzen ausgehend: allgemeines, gleiches<br />

Das allgemeine, gleiche und Wahlrecht, keine wahre<br />

geheime Wahlrecht<br />

Vereins-, Presse- und<br />

Selbstbestimmung und<br />

Versammlungsfreiheit.<br />

Selbstverwaltung des Volkes Selbstverständlich waren 1901<br />

Recht auf fre<strong>ie</strong><br />

fast alle sozialpolitischen<br />

Meinungsäußerung<br />

Forderungen des <strong>Hainfeld</strong>er<br />

Parteitages noch unerfüllt; es<br />

Sicherung und Unabhängigkeit gab noch keinen<br />

der Gerichte Achtstundentag und kein<br />

Abschaffung der Todesstrafe Verbot der Nachtarbeit für<br />

Staatliche und kommunale Frauen und Kinder; keine volle<br />

Organisation des<br />

Sonntagsruhe.<br />

Sanitätsd<strong>ie</strong>nstes<br />

All d<strong>ie</strong>s zu erringen, war der<br />

Obligatorisch, unentgeltliche Wille und das Z<strong>ie</strong>l des<br />

und weltliche Schule.<br />

Parteitages von 1901, der das<br />

Und als Minimum an<br />

neue Programm beschloss.<br />

Arbeitsschutz wird von der<br />

Sozialdemokrat<strong>ie</strong> gefordert: Es bedurfte harter Kämpfe und<br />

großer Opfer bis d<strong>ie</strong><br />

Anerkennung der<br />

Forderungen der<br />

g<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftlichen<br />

Sozialdemokraten verwirklicht<br />

Organisation<br />

werden konnten aber s<strong>ie</strong><br />

wurden verwirklicht trotz<br />

aller Widerstände, gehässiger<br />

Achtstündigen<br />

Gegner und verstockter<br />

Maximalarbeitstag<br />

Unternehmer.<br />

Verbot der Nachtarbeit<br />

Verbot der Nachtarbeit für<br />

Frauen und jugendliche<br />

Arbeiter<br />

Volle Sonntagsruhe für<br />

mindestens 36 Stunden !!<br />

Verbot der Erwerbsarbeit von<br />

Kindern unter 14 Jahren<br />

Ausschluss der Frauenarbeit<br />

für besonders den weiblichen<br />

Organismus schädigenden<br />

Betr<strong>ie</strong>ben<br />

Das sozialdemokratische<br />

Agrarprogramm,<br />

beschlossen vom Parteitag zu<br />

W<strong>ie</strong>n am 16. November 1925<br />

D<strong>ie</strong> österreichischen<br />

Sozialdemokraten hatten ihr<br />

Parteiprogramm auf dem<br />

W<strong>ie</strong>ner Parteitag von 1925<br />

beschlossen. D<strong>ie</strong>s war der<br />

Verd<strong>ie</strong>nst von Otto Bauer. Er<br />

zeichnet das Entstehen der<br />

inhomogenen Agrarstruktur<br />

Österreichs nach, in der<br />

Großgrundbesitz, zersplitterter<br />

Mittel-und Kleinbauernbesitz<br />

(Bergbauern, Winzer) sow<strong>ie</strong><br />

eine Häusler- und<br />

Landarbeiterschicht<br />

koexist<strong>ie</strong>ren.<br />

17<br />

Sozialdemokratische Programme


Sozialdemokratische Programme<br />

18<br />

Trotz Rechtsminderung durch Otto Bauer(1881 1938),<br />

Feudalherren, Verlust der<br />

Jagdrechte und Allmende, habe<br />

der Bauer an seiner Scholle<br />

festgehalten. Seine Wirtschaft<br />

sei „weder eine kapitalistische<br />

noch eine sozialistische<br />

Unternehmensform“ weshalb<br />

nur ein Narr daran denken<br />

kann, Bauern zu expropi<strong>ie</strong>ren<br />

(= enteignen)<br />

D<strong>ie</strong> deutschen<br />

Sozialdemokraten h<strong>ie</strong>lten das<br />

Agrarprogramm der<br />

Sozialdemokratischen<br />

Max Adler (1873 1937), Karl<br />

Arbeiterpartei(SDAP) für<br />

Renner(1870 1950) und<br />

vorbildlich, weshalb beide<br />

Genossen verfasste neue<br />

Programme in weiten Passagen<br />

Parteiprogramm, das als eines<br />

übereinstimmen.<br />

der wichtigsten Dokumente<br />

des Austromarxismus gilt.<br />

Den genossenschaftlichen<br />

Zusammenschlüssen von<br />

Kleinbauern wird im<br />

Das Linzer Programm war das<br />

österreichischen Programm erste umfassende<br />

eine größere Rolle<br />

Parteiprogramm und löste d<strong>ie</strong><br />

beigemessen, als im<br />

1901 modifiz<strong>ie</strong>rte<br />

deutschen. Beide Programme Prinzip<strong>ie</strong>nerklärung (W<strong>ie</strong>ner<br />

nehmen klein- und<br />

Programm) von <strong>Hainfeld</strong> ab.<br />

mittelbäuerliche Interessen D<strong>ie</strong> Partei bekannte sich damit<br />

ernst. Dennoch scheiterte d<strong>ie</strong> ausdrücklich zum radikalen<br />

Strateg<strong>ie</strong>, unter der Umbau des<br />

Landbevölkerung Gesellschaftssystems.<br />

Bündnispartner zu finden, in<br />

beiden Staaten. D<strong>ie</strong> alte<br />

Sozialistenfurcht im Verein mit<br />

Gegl<strong>ie</strong>dert in 8 Teilbereichen,<br />

klerikaler und<br />

wurden d<strong>ie</strong> Aufgaben der<br />

standespolitischer Agitation,<br />

Sozialdemokrat<strong>ie</strong> defin<strong>ie</strong>rt. Im<br />

Sozialbereich e<strong>tw</strong>a wurde eine<br />

erw<strong>ie</strong>s sich als stärker.<br />

lückenlose Durchführung des<br />

Der Sozialismus bekämpft das Acht- Stunden-Tages gefordert,<br />

Raubeigentum der für besonders<br />

Herrenklasse, nicht das gesundheitsgefährdende<br />

Arbeitseigentum der Bauern. Berufe sogar eine noch<br />

weitgehendere<br />

Arbeitszeitverkürzung.<br />

Programm der<br />

Sozialdemokratischen<br />

Im Bereich der Frauenpolitik,<br />

greift das „ Linzer Programm“<br />

bereits weit in d<strong>ie</strong> Zukunft.<br />

Schlagworte w<strong>ie</strong> z.B.<br />

Arbeiterpartei Österreichs,<br />

beschlossen vom Parteitag zu<br />

Linz am 3. November 1926 Gleicher Lohn für gleiche<br />

Arbeit<br />

Linzer Programm<br />

Auf dem Parteitag am 3.<br />

November 1926 beschloss d<strong>ie</strong><br />

Sozialdemokratische<br />

Arbeiterpartei das von<br />

Tagesheimstätten für<br />

schulpflichtige,<br />

vorschulpflichtige und<br />

Krippenkinder


Straffre<strong>ie</strong> und kostenlose Aktionsprogramm der<br />

Durchführung von<br />

Sozialistischen Partei<br />

Schwangerschaftsabbrüchen<br />

Österreichs,<br />

Kostenfrei Abgabe von<br />

Verhütungsmitteln<br />

sind weitere Highlights der<br />

beschlossen auf dem Parteitag<br />

W<strong>ie</strong>n, 23. bis 26. Oktober<br />

1947<br />

Frauenpolitik des Linzer<br />

Programms.<br />

D<strong>ie</strong> Schwäche des Linzer<br />

Programms war zweifellos sein<br />

Lav<strong>ie</strong>ren zwischen Bekenntnis<br />

zu parlamentarischer<br />

Demokrat<strong>ie</strong> einerseits und<br />

einer klassenkämpferischen<br />

Rhetorik andererseits, d<strong>ie</strong><br />

wesentlich zur Verschärfung<br />

der ideologischen Gegensätze<br />

in Österreich beitrug und dem<br />

politischen Gegner ein<br />

brauchbares Argument für<br />

seine politische Propaganda<br />

l<strong>ie</strong>ferte.<br />

In Österreich leidet das<br />

arbeitende Volk unter dem<br />

Elend, das eine Folge der<br />

Kr<strong>ie</strong>gs-und<br />

Nachkr<strong>ie</strong>gsereignisse ist. Es<br />

wird bedrückt durch d<strong>ie</strong><br />

Unsicherheit seiner Existenz.<br />

D<strong>ie</strong> Sozialistische Partei<br />

Österreichs weist den Weg<br />

gegen Zerstörung und Chaos.<br />

Einige Auszüge aus dem<br />

Arbeitsprogramm(Maßnahmen<br />

für den W<strong>ie</strong>deraufbau des<br />

Landes):<br />

„ Es könnte d<strong>ie</strong><br />

Arbeiterb<strong>ew</strong>egung gezwungen<br />

sein, den Widerstand der<br />

Bourgeois<strong>ie</strong><br />

Ausbau der demokratischen<br />

Republik(Selbstverwaltung)<br />

(= wohlhabender Bürgstand,<br />

Bürgertum) mit den Mitteln<br />

der Diktatur des Proletariats<br />

zu brechen“<br />

Weiters wird der Punkt 4 im<br />

Parteiprogramm, der den<br />

Anschluss Deutschösterreichs<br />

an das Deutsche Reich fordert,<br />

gestrichen.<br />

Lebensrecht der arbeitenden<br />

Menschen(Sozialversicherung)<br />

Bessere<br />

Ernährung(Unterernährung)<br />

Wohnungen und<br />

S<strong>ie</strong>dlungen(W<strong>ie</strong>deraufbau)<br />

D<strong>ie</strong> Sozialdemokrat<strong>ie</strong> will ein<br />

unabhängiges, selbständiges<br />

Österreich.<br />

Gleiches Recht für beide<br />

Geschlechter<br />

(Gleichberechtigung)<br />

Jugendrecht und Jugendschutz<br />

(Berufsausbildung)<br />

Planwirtschaft<br />

(Verstaatlichung)<br />

19<br />

Sozialdemokratische Programme


Sozialdemokratische Programme<br />

20<br />

Das Neue Programm der <strong>SPÖ</strong> Unter Vranitzkys Vorsitz<br />

beschlossen vom wurde d<strong>ie</strong> Partei auf dem<br />

außerordentlichen<br />

Parteitag<br />

in W<strong>ie</strong>n am 14 Mai 1958<br />

D<strong>ie</strong> Sozialisten wollen eine<br />

Gesellschaftsordnung deren<br />

Z<strong>ie</strong>l d<strong>ie</strong> fre<strong>ie</strong> Entfaltung der<br />

menschlichen Persönlichkeit<br />

Bundesparteitag in<br />

Linz 1991 in<br />

Sozialdemokratische<br />

Partei Österreichs<br />

(SpÖ) umbenannt.<br />

Grundsatzprogramm<br />

ist. D<strong>ie</strong> wesentlichen<br />

Forderungen des Parteitages<br />

waren:<br />

Sozialismus und Christentum<br />

Parteitag Oktober 1998<br />

Das derzeit gültige<br />

Parteiprogramm der <strong>SPÖ</strong><br />

wurde im Oktober 1998 vom<br />

Parteitag beschlossen.<br />

Gemeinschaft der<br />

Völker(Sozialistische<br />

Internationale)<br />

Im Wesentlichen hat das<br />

Programm d<strong>ie</strong> folgenden<br />

Inhalte (nur Überschriften)<br />

D<strong>ie</strong> Einigung Europas<br />

(Europäische Gemeinschaft)<br />

I. Neue Herausforderungen,<br />

neue Lösungen<br />

Gleichberechtigung der Frauen II. D<strong>ie</strong> Grundsätze der<br />

Sozialdemokratinnen und<br />

Sozialdemokraten( II.1. bis<br />

Formen der Gemeinwirtschaft II.2.)<br />

G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aft und Betr<strong>ie</strong>bsräte III. Politische Perspektiven<br />

Fünftag<strong>ew</strong>oche(40stündige ( III.1. bis III.12.)<br />

Wochenarbeitszeit)<br />

IV. Demokratische Erneuerung<br />

Landwirtschaft(Bodenreform, als Prinzip das<br />

landwirtschaftliche Selbstverständnis der <strong>SPÖ</strong><br />

Genossenschaften)<br />

Brecht das Doppeljoch<br />

Gemeinnützige entzwei!<br />

Wohnbauvereinigungen<br />

(Genossenschaften)<br />

Brecht d<strong>ie</strong> Not der Sklaverei!<br />

Brecht d<strong>ie</strong> Sklaverei der Not!<br />

Brot ist Freiheit, Freiheit Brot!<br />

Schulbildung, (Georg Herwegh:Werke)<br />

Bildungsarbeit(Volksbildung)<br />

Wissenschaft und<br />

Hochschule(Stipend<strong>ie</strong>n an den<br />

Hochschulen)<br />

Gesunde<br />

Lebensführung(weniger<br />

Alkohol, weniger Nikotin,<br />

Förderung der Körperkultur)


Frauen in der<br />

Parteitag verweigert.<br />

W<strong>ie</strong>ner Genossen schr<strong>ie</strong>ben,<br />

Sozialdemokrat<strong>ie</strong> dass s<strong>ie</strong> einen männlichen<br />

Der Kampf der Frauen für Deleg<strong>ie</strong>rten wünschten, denn<br />

mehr Gerechtigkeit, soziale „Frauen wären noch nicht so<br />

Anerkennung und<br />

weit“.<br />

Chancengleichheit begann in<br />

einer Zeit, als d<strong>ie</strong><br />

Industrialis<strong>ie</strong>rung voll<br />

einsetzte. D<strong>ie</strong> Frauen der<br />

Arbeiter waren gezwungen<br />

sich Arbeit zu suchen, weil d<strong>ie</strong><br />

Löhne der Männer zu n<strong>ie</strong>drig<br />

waren, um eine Famil<strong>ie</strong><br />

ernähren zu können. Schon im<br />

Revolutionsjahr 1848 sp<strong>ie</strong>lten<br />

Frauen eine große Rolle und<br />

kämpften b<strong>ew</strong>affnet mit. Am Anna Altmann<br />

21. Aug. 1848 kam es zur<br />

ersten Frauendemonstration in stammte aus einem sehr armen<br />

Österreich d<strong>ie</strong> am 23.8.1848 Elternhaus und musste bereits<br />

ihr blutiges Ende fand(282 mit fünfeinhalb Jahren in der<br />

Verwundete und 18 Tote).S<strong>ie</strong> Fabrik arbeiten. S<strong>ie</strong> wurde im<br />

ging als „Praterschlacht“ in d<strong>ie</strong> Jahre 1889 zum Parteitag nach<br />

Proletarische B<strong>ew</strong>egung ein. <strong>Hainfeld</strong> auf Vorschlag Dr.<br />

Adlers einberufen. Rednerin<br />

D<strong>ie</strong> junge Sozialdemokrat<strong>ie</strong> anlässlich der Gründung des<br />

war d<strong>ie</strong> erste politische Kraft Arbeiterinnen-Bildungsvereins<br />

in Österreich, d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> 1871.Mitstreiterinnen waren<br />

Befreiung der Frauen, den u.a. Adelheid Dworak(Popp)<br />

Kampf für d<strong>ie</strong> Frauenrechte, und Anna Boschek.<br />

für d<strong>ie</strong> „andere Hälfte“ in ihr<br />

Programm aufnahm(„W<strong>ie</strong>ner<br />

Programm“ 1901).<br />

D<strong>ie</strong> sozialdemokratischen<br />

D<strong>ie</strong> Sozialdemokratische Frauen demonstr<strong>ie</strong>rten,<br />

Arbeiterpartei in Österreich streikten, publiz<strong>ie</strong>rten und<br />

strebt für das gesamte Volk organis<strong>ie</strong>rten sich in Vereinen.<br />

ohne Untersch<strong>ie</strong>d der Nation, Mit dem N<strong>ie</strong>dergang der<br />

der Rasse und das Geschlecht Arbeiterb<strong>ew</strong>egung und<br />

d<strong>ie</strong> Beseitigung der<br />

Spaltung der Fraktion in<br />

ökonomischen Abhängigkeit, radikale und gemäßigte löste<br />

d<strong>ie</strong> Befreiung von der<br />

sich der Arbeiterinnen-<br />

politischen Rechtlosigkeit und Bildungsverein auf. Nach dem<br />

d<strong>ie</strong> Erhebung aus der geistigen <strong>Hainfeld</strong>er Parteitag wurde er<br />

Verkümmerung an.<br />

w<strong>ie</strong>der ins Leben gerufen.<br />

„Ohne Untersch<strong>ie</strong>d der Nation, Anna Altmann war Rednerin.<br />

der Rasse und des<br />

Deren Hauptaufgabe bestand<br />

Geschlechtes ganz soweit Bildung und Wissen unter den<br />

waren d<strong>ie</strong> Genossen am Arbeiterinnen zu verbreiten.<br />

<strong>Hainfeld</strong>er Parteitag allerdings<br />

selbst noch nicht. Das<br />

Verhältnis der Genossen zu<br />

Frauenfragen war<br />

ambivalent(= in sich<br />

widersprüchlich)<br />

Der einzigen weibliche<br />

Deleg<strong>ie</strong>rte Anna Altmann(1852<br />

1937) aus Polzental in Böhmen<br />

wurde d<strong>ie</strong> Teilnahme am<br />

21<br />

Frauen in der Sozialdemokrat<strong>ie</strong>


Frauen in der Sozialdemokrat<strong>ie</strong><br />

22<br />

Bei der Maife<strong>ie</strong>r 1891 bildeten Beste Freundin Emma Adler.<br />

d<strong>ie</strong> Sozialdemokratischen fordert am Parteitag eine Form<br />

Frauen erstmals einen eigenen der Quotenregelung. Ab 1934<br />

Zug. 1892 wurde mit Billigung lebte s<strong>ie</strong> zurückgezogen in<br />

der Genossen(Frauen könnten W<strong>ie</strong>n.<br />

sich von der Partei abspalten) 1898 Gründung des<br />

d<strong>ie</strong> Arbeiterinnen-Zeitung Frauenreichskomitees<br />

gegründet. Veran<strong>tw</strong>ortliche<br />

Redakteurin war d<strong>ie</strong><br />

(heutiges<br />

Fabrikarbeiterin und spätere<br />

Bundesfrauenkomitee)<br />

Nationalsratsabgeordnete Mitgl<strong>ie</strong>der: Theresa<br />

Adelheid Popp. Problem war Schlesinger, Adelheid Popp,<br />

ihre mangelhafte<br />

Anna Boschek, Amal<strong>ie</strong> Seidl,<br />

Schulbildung: Nach nur drei<br />

Lotte Glas-Pohl.<br />

Klassen Volksschule war s<strong>ie</strong> Nicht mit den Behörden,<br />

mit Rechtschreibung und sondern mit den eigenen<br />

Grammatik nicht gut vertraut. Genossen entspannt sich ein<br />

Emma Adler, Frau Victor langer Kampf um d<strong>ie</strong><br />

Adlers, h<strong>ie</strong>lt Kurse in Deutsch, gemeinsame Organisation.<br />

Englisch und Französisch, um Höhepunkt: Frauen<br />

der Arbeiterinnenschaft das zu boykott<strong>ie</strong>ren d<strong>ie</strong><br />

geben, was s<strong>ie</strong> braucht w<strong>ie</strong> Parteitage1896 und 1897<br />

eines Bissen Brot, durch ihr Fernbleiben.<br />

Bildung(Adelheid Popp lernte<br />

mit großem Erfolg Deutsch,<br />

später Englisch)<br />

1907: Männerwahlrecht<br />

1919: Frauenwahlrecht<br />

D<strong>ie</strong> Forderung nach dem<br />

Frauenwahlrecht steht an<br />

erster Stelle. Loyalität<br />

gegenüber der Partei, dem<br />

Bürgertum das allgemeine<br />

gleiche und direkte Wahlrecht<br />

für Männer abzuringen.<br />

Frauen mussten noch 11 Jahre<br />

auf ihr Wahlrecht warten.<br />

Frauentag:<br />

Adelheid Popp geb.<br />

Dworak(1869 1939)<br />

Parteifunktionärin(SDAP),<br />

Nationalratsabgeordnete und<br />

Journalistin. Jüngstes von 15<br />

Kindern, musste der Mutter<br />

helfen, den Lebensunterhalt zu<br />

verd<strong>ie</strong>nen. Verheiratet mit<br />

Julius Popp, Mitgl<strong>ie</strong>d des<br />

Parteivorstandes der SDAP,<br />

Im Sommer 1910 beschlossen<br />

Vertreterinnen Österreichs auf<br />

der 2. Internationalen<br />

Frauenkonferenz in<br />

Kopenhagen jährlich einen<br />

„Frauentag“ zur Erkämpfung<br />

des Frauenwahlrechts<br />

abzuhalten. In W<strong>ie</strong>n wurde<br />

d<strong>ie</strong>ser(März 1911) zu einer<br />

Massenkundgebung für d<strong>ie</strong><br />

Administrator der AZ und<br />

Parteikass<strong>ie</strong>r. Drei Kinder,<br />

Felix +1925 an einer<br />

Infektionskrankheit, Jultschi<br />

im 1.WK gefallen, Franz(1891-<br />

1981) Lehrer, Abgeordneter im<br />

n<strong>ie</strong>derösterreichischen<br />

Landtag, 1945 erster<br />

Zentralsekretär der <strong>SPÖ</strong>.<br />

Gleichberechtigung der<br />

Frauen.


Erste Republik: Illegalität 1934 bis 1945<br />

Als d<strong>ie</strong> Monarch<strong>ie</strong> zerbrach, Das Jahr 1934 und das 1938,<br />

beschloss d<strong>ie</strong> provisorische der Ständestaat und der<br />

Nationalversammlung endlich Nationalsozialismus,<br />

auch den Frauen das Stimm- zerbrachen auch Organisation<br />

recht zu g<strong>ew</strong>ähren. Wahlen zur und Arbeit der<br />

konstitu<strong>ie</strong>renden sozialdemokratischen Frauen.<br />

Nationalversammlung 1919. D<strong>ie</strong> Frauen teilten in der<br />

16% der Wahlberechtigten Illegalität Not, Gefahr und<br />

waren Frauen. Wahlbeteiligung Konzentrationslager mit den<br />

bei Frauen 82,10%! d<strong>ie</strong> der Genossen.<br />

Männer 86,97%.D<strong>ie</strong> Frauen Rosa Jochmann<br />

wählten mehrheitlich<br />

Christlichsozial.<br />

Im März 1919 zogen erstmals<br />

Frauen in d<strong>ie</strong> gesetzgebende<br />

Versammlung ein:s<strong>ie</strong>ben<br />

Sozialdemokratinnen(Boschek,<br />

Freundlich, Popp, Proft,<br />

Schlesinger, Seidl, Tusch) und<br />

eine Christlichsoziale(Burjan).<br />

D<strong>ie</strong> Sozialdemokratinnen<br />

fordern:<br />

Bildungs- und<br />

Berufsmöglichkeit bei steht als eine, für v<strong>ie</strong>le stille<br />

gleichem Lohn für gleiche „Heldinnen“ der<br />

Leistung, Schaffung von Sozialdemokrat<strong>ie</strong>(Emhard,<br />

sozialpolitischen Krones, Leichter, Proft, Moik,<br />

Einrichtungen, gegen d<strong>ie</strong> Muhr, Potetz, Pokorny,<br />

Doppel- und Dreifachbelastung Proksch u. v.a.).<br />

der Frauen, umfassendes<br />

Sozialversicherungssystem, Zweite Republikrechtliche<br />

Gleichstellung von W<strong>ie</strong>deraufbau:<br />

Ehefrau und „Lebensgefährtin“ Nach Zerschlagung der<br />

bzw. ehelichen und österreichischen Demokrat<strong>ie</strong><br />

unehelichen Kindern. durch d<strong>ie</strong> Austrofaschisten<br />

Aufhebung der Zugangs- mussten d<strong>ie</strong> sozialistischen<br />

beschränkung für Frauen zu Frauenorganisationen 1945<br />

versch<strong>ie</strong>denen Universitäten w<strong>ie</strong>der neu aktiv<strong>ie</strong>rt werden.<br />

war der Sozialreform Erste<br />

Ferdinand Hanuschs zu<br />

verdanken. Gleichberechtigung Frauenzentralsekretärin<br />

der Frauen im öffentlichen (heute Bundesfrauen-<br />

D<strong>ie</strong>nst bei fre<strong>ie</strong>m Zugang in geschäftsführerin) war d<strong>ie</strong> aus<br />

allen Berufen wurde im dem KZ Ravensbrück<br />

„ Linzer Programm“ (1926) heimgekehrte Rosa Jochmann.<br />

verankert. 1921 Erste Sozial- In der Ära des W<strong>ie</strong>deraufbaus<br />

demokratische Frauenschule: wurden zahlreiche, von den<br />

„Wenn wir Frauen Propaganda Frauen angeregte<br />

machen wollen, müssen wir sozialpolitische<br />

aus dem heutigen Frauenleben Verbesserungen verwirklicht,<br />

den Sozialismus erklären und w<strong>ie</strong> z. B.<br />

d<strong>ie</strong> Interessen der<br />

Famil<strong>ie</strong>nlastenausgleichsfonds,<br />

Proletar<strong>ie</strong>rfrau als Mittelpunkt d<strong>ie</strong> Errichtung von<br />

das allgemeine Wissen<br />

Kindergärten und Horten und<br />

grupp<strong>ie</strong>ren“ 22<br />

d<strong>ie</strong> Mütterberatung.<br />

Gerda Brunn-Kautsky, 1921<br />

23<br />

Frauen in der Sozialdemokrat<strong>ie</strong>


Frauen in der Sozialdemokrat<strong>ie</strong><br />

24<br />

24<br />

Aufbruchstimmung der Elfr<strong>ie</strong>de Karl seit 1975 im<br />

s<strong>ie</strong>bziger Jahre:<br />

Bundeskanzleramt als<br />

In den s<strong>ie</strong>bziger Jahren bekam<br />

Staatssekertärin für Famil<strong>ie</strong>n<br />

d<strong>ie</strong> Frauenfrage einen neuen<br />

und Finanzfragen zuständig,<br />

Stellenwert. Zum ersten Mal in<br />

übers<strong>ie</strong>delt 1979 als<br />

der Geschichte wurde der <strong>SPÖ</strong><br />

Staatssekretärin in das<br />

d<strong>ie</strong> Alleinveran<strong>tw</strong>ortung für<br />

Finanzministerium.<br />

d<strong>ie</strong> Reg<strong>ie</strong>rung übertragen. Johanna Dohnal wird 1990<br />

Neue autonome(= „nach erste Frauenministerin<br />

eigenen Gesetzen lebend“) Österreichs.<br />

Frauenb<strong>ew</strong>egungen entstanden Trotzdem: gemeinsam mit den<br />

d<strong>ie</strong> mit Nachdruck spez<strong>ie</strong>lle Männern….<br />

Probleme und Z<strong>ie</strong>le der Frauen<br />

forderten. Immer weniger<br />

Sozialdemokratinnen haben es<br />

Frauen waren bereit, sich mit<br />

seit jeher als ihre Aufgabe<br />

traditioneller Rollen- und<br />

betrachtet, gemeinsam mit den<br />

Arbeitsteilung abzufinden.<br />

Männern der Partei gegen<br />

politische und wirtschaftliche<br />

In d<strong>ie</strong>sen Jahren konnten d<strong>ie</strong> Unterdrückung zu kämpfen.<br />

Frauen mehr Fortschritte<br />

erz<strong>ie</strong>len als in all den<br />

Gleichzeitig bedeutet d<strong>ie</strong>s<br />

Jahrzehnten zuvor. Alle<br />

aber, d<strong>ie</strong> Überwindung<br />

Bildungswege stehen Mädchen<br />

patriarchalischer(=<br />

offen und werden im<br />

Famil<strong>ie</strong>noberhaupt mit größter<br />

zunehmenden Maße von ihnen<br />

Autorität) Strukturen.<br />

genützt. Fazit: Immer mehr Frauenpersönlichkeiten<br />

hochqualifiz<strong>ie</strong>rte Frauen treten im Bezirk Lil<strong>ie</strong>nfeld<br />

ins Berufsleben ein.<br />

Sozialdemokratinnen mussten<br />

Im Zuge des legendären nicht nur in der Gründerzeit<br />

„Paukenschlags“ ernannte unserer Partei, im Ständestaat,<br />

Bruno Kreisky 1979 - 4 neue oder während der Nazidiktatur<br />

Staatssekretärinnen: herausragende<br />

Johanna Dohnal<br />

Persönlichkeiten sein. Auch<br />

(Allgemeine Frauenfragen im nach 1945 dauerte es noch<br />

Bundeskanzleramt)<br />

v<strong>ie</strong>le Jahrzehnte bis d<strong>ie</strong><br />

Gleichstellung und<br />

Gleichberechtigung von<br />

Frauen im öffentlichen Leben,<br />

aber auch in unserer eigenen<br />

Partei umgesetzt werden<br />

konnte. Nach 1945 begann der<br />

W<strong>ie</strong>deraufbau des Lil<strong>ie</strong>nfelder<br />

Frauenkomitees.<br />

Erste und sicher bis heute<br />

prägendste Vorsitzende war<br />

von 1945 - 1975<br />

Paula Gstöttner.<br />

Franziska Fast<br />

(Fragen für berufstätige<br />

Frauen im Sozialministerium)<br />

Beatrix Eypeltauer<br />

(Wohnbaufragen im<br />

Bautenministerium)<br />

Annel<strong>ie</strong>se Albrecht<br />

(Konsumentinnenfragen im<br />

Handelsministerium)


Ihr unermüdlicher Fleiß und Stimme koopt<strong>ie</strong>rt, kämpften in<br />

Einsatz motiv<strong>ie</strong>rte Frauen in v<strong>ie</strong>len anderen Bezirken d<strong>ie</strong><br />

v<strong>ie</strong>len Orten unseres Bezirkes Frauen immer noch um d<strong>ie</strong><br />

zu persönlichem Engagement innerparteiliche<br />

für d<strong>ie</strong> Sozialdemokrat<strong>ie</strong>. S<strong>ie</strong> Gleichberechtigung.<br />

förderte junge Frauen wo 1982-1992 führte<br />

immer s<strong>ie</strong> konnte und ebnete Hilda Daxböck<br />

v<strong>ie</strong>len den Weg zu<br />

Berufsausbildung und<br />

Studium. Als Mitgl<strong>ie</strong>d des<br />

Landes-und<br />

Bundesfrauenkomitees war s<strong>ie</strong><br />

ein unschätzbares Bindegl<strong>ie</strong>d<br />

zwischen Parteibasis und<br />

Spitze.<br />

Maria Erhart aus Rohrbach<br />

unter tatkräftiger Hilfe von<br />

Juliane Aigelsreiter<br />

leitete d<strong>ie</strong> Frauenarbeit von<br />

1975-1982. Unter ihrer Ägide<br />

wurden besonders<br />

Arbeitsbedingungen von<br />

Frauen thematis<strong>ie</strong>rt, kein<br />

Zufall, war s<strong>ie</strong> doch selbst als<br />

Arbeitsinspektorin tätig.<br />

Aufsehen erregten d<strong>ie</strong><br />

Lil<strong>ie</strong>nfelder <strong>SPÖ</strong>-Frauen auf<br />

der Bundesfrauenkonferenz<br />

1981 mit ihrem Antrag auf<br />

Auflösung der Frauenkomitees.<br />

D<strong>ie</strong> Begründung, Frauen<br />

aufgrund ihrer Fähigkeiten<br />

und Kompetenzen, nicht aber<br />

wegen ihres Geschlechts und<br />

als Alibifrauen in Grem<strong>ie</strong>n und<br />

Funktionen zu wählen, war<br />

richtig, d<strong>ie</strong> Tatsache, dass<br />

Lil<strong>ie</strong>nfelder Verhältnisse leider<br />

nicht in ganz Österreich<br />

Gültigkeit hatten, wurde aber<br />

außer Acht gelassen.<br />

Waren bei uns durch<br />

Bezirksvorsitzenden Erich<br />

Kalteis selbstverständlich alle<br />

Mitgl<strong>ie</strong>der des<br />

Bezirksfrauenkomitees in den<br />

Bezirksausschuss 22 mit Sitz und<br />

d<strong>ie</strong> Geschicke der <strong>SPÖ</strong>-<br />

Frauen.Ihr gelang 1986 in<br />

Zusammenarbeit mit<br />

Monika Kraft und<br />

Dr.Gisela Malekpour<br />

d<strong>ie</strong> Install<strong>ie</strong>rung der von<br />

Johanna Dohnal eröffneten<br />

Bezirks-Frauen-Servicestelle<br />

25<br />

Frauen in der Sozialdemokrat<strong>ie</strong>


Frauen in der Sozialdemokrat<strong>ie</strong><br />

2624<br />

als einer, der ersten<br />

Österreichs im ländlichen<br />

Raum.<br />

H<strong>ie</strong>r konnten Frauen<br />

unentgeltlich zu Themen w<strong>ie</strong><br />

Bildung, Gesundheit, Soziales,<br />

Scheidungsrecht,<br />

Alimentationszahlungen,<br />

Arbeitsplatz oder<br />

Diskrimin<strong>ie</strong>rung Rat und Hilfe<br />

holen.<br />

In den Jahren 1992-2004<br />

hatten Monika Kraft,<br />

Dagmar Hack,<br />

Marlene Pomberger, und<br />

Marianne Fügl den Vorsitz<br />

inne.<br />

Seit 2004 leitet d<strong>ie</strong><br />

Landesfrauensekretärin<br />

Anni Mitterlehner<br />

das Bezirksfrauenkomitee.<br />

Themen w<strong>ie</strong><br />

G<strong>ew</strong>altfreiheit,<br />

Leiharbeiterinnen,<br />

Jobsharing,<br />

Lehrlingssituation,<br />

gerechte Entlohnung,<br />

oder Diskrimin<strong>ie</strong>rung<br />

sind nur einige<br />

wichtige Themen für<br />

d<strong>ie</strong> sich Lil<strong>ie</strong>nfelder<br />

<strong>SPÖ</strong>-Frauen auch 120<br />

Jahre nach Gründung<br />

unserer Partei stark<br />

machen.


Sozialdemokratische<br />

1889 von Dr. Victor Adler als<br />

Nachfolgerin der „Gleichheit“<br />

Presse (in 3 Jahren 45 x<br />

D<strong>ie</strong> Hauptaufgabe der<br />

beschlagnahmt und zur<br />

sozialdemokratischen Presse Aufgabe gezwungen) in W<strong>ie</strong>n<br />

bestand lange Zeit in der als sozialistisches Zentralorgan<br />

Verbreitung von politischem gegründet.<br />

Wissen, der Behandlung Das faschistische<br />

aktueller tagespolitischer Dollfußregime verb<strong>ie</strong>tet s<strong>ie</strong><br />

Probleme aus Sicht der 1934. S<strong>ie</strong> wird ab d<strong>ie</strong>sem<br />

Sozialdemokrat<strong>ie</strong> und der Zeitpunkt in Brünn verlegt und<br />

„Durchdringung des Alltags“ bis 1938 illegal in Österreich<br />

mit sozialdemokratischen verbreitet. Ab 1945 ist s<strong>ie</strong><br />

Gesellschaftsvorstellungen. w<strong>ie</strong>der das Sprachrohr der<br />

D<strong>ie</strong>se Aufgaben hat s<strong>ie</strong> über <strong>SPÖ</strong> und mit einer Auflage von<br />

ein Jahrhundert hervorragend 245.000 Exemplaren eine der<br />

erfüllt. Gleichzeitig hat s<strong>ie</strong> größten Tageszeitungen im<br />

damit auch wesentlich dazu Land. In der Besatzungszeit<br />

beigetragen, das<br />

1945 bis 1955 gilt s<strong>ie</strong> als d<strong>ie</strong><br />

Selbstb<strong>ew</strong>ußtsein der<br />

Zeitung, d<strong>ie</strong> sich was traut,<br />

ArbeiterInnen entscheidend zu weil s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Rechte der<br />

stärken und deren großen ÖsterreicherInnen gegenüber<br />

Stellenwert in der Gesellschaft den Besatzungsmächten<br />

zu dokument<strong>ie</strong>ren.<br />

vehement vertritt. D<strong>ie</strong> AZ hat<br />

Neben dem politischen Teil der v<strong>ie</strong>le treue Leser. Noch Anfang<br />

Berichterstattung gab es eine der achtziger Jahre werden<br />

breite Palette, d<strong>ie</strong> von Sport täglich zwischen 50.000 und<br />

bis Kunst reichte.<br />

100.000 Exemplare verkauft.<br />

Das ständig rückläufige<br />

D<strong>ie</strong> sozialdemokratische Anzeigengeschäft führt 1989<br />

Presse ist daher auch, und das zum Verkauf und 1991, nach<br />

zweifelsfrei, ein Stück über 100 Jahren, zur<br />

österreichischer Geschichte. Einstellung.<br />

D<strong>ie</strong> V<strong>ie</strong>lfalt der<br />

sozialdemokratischen Presse<br />

kann h<strong>ie</strong>r aus Platzgründen<br />

nicht abgehandelt werden<br />

Stellvertretend dafür, wird in<br />

Kurzform der Werdegang des<br />

wichtigsten<br />

Informationsträgers der<br />

Arbeiterschaft Österreichs, der<br />

Arbeiter-Zeitung, später AZ,<br />

geschildert:<br />

ARBEITER-ZEITUNG, AZ<br />

Schlagzeile vom 8. Juni 1948<br />

22 27<br />

Sozialdemokratische Presse


Sozialdemokratische Presse<br />

2824<br />

Zahlen und Fakten: D<strong>ie</strong> AZ wurde<br />

1889 aus Privatbesitz /Erbe Dr. w<strong>ie</strong>derbelebt:<br />

Victor Adlers gegründet, D<strong>ie</strong>ses einmalige<br />

erscheint zunächst 2x im<br />

Projekt der Kaltenbrunner-<br />

Monat, ab Oktober 1889<br />

Med<strong>ie</strong>nberatung<br />

wöchentlich<br />

und scharf_net<br />

1895 bis zum Verbot 1934<br />

durch Christlichsoziale b<strong>ie</strong>tet allen Interess<strong>ie</strong>rten d<strong>ie</strong><br />

erscheint d<strong>ie</strong> AZ täglich Möglichkeit, d<strong>ie</strong> digitalis<strong>ie</strong>rte<br />

AZ von 1945 bis zur letzten<br />

1945 bis zur Einstellung am<br />

Ausgabe zu lesen. Für d<strong>ie</strong>ses<br />

31.10. 1991 täglich auf dem<br />

tolle Projekt erh<strong>ie</strong>lt d<strong>ie</strong><br />

Zeitungsmarkt.<br />

arbeiter-zeitung.at den<br />

Bekannte euromedia Sonderpreis 2005.<br />

Chefredakteure: Für alle User, ab ins Internet:<br />

Fr<strong>ie</strong>derich Austerlitz www.arbeiter-zeitung.at und<br />

1895 bis 1931<br />

los geht's…<br />

Oscar Pollak<br />

Geplant ist, dass d<strong>ie</strong><br />

1931 bis 1934 und<br />

Digitaliserung bis zur<br />

Erstausgabe 1889 fortgesetzt<br />

1945 bis 1961 wird!!!<br />

Franz Kreuzer<br />

1962 bis 1967<br />

Paul Blau<br />

1967 bis 1970<br />

Manfred Scheuch Als Anhang ein paar Fotos von<br />

1970 bis 1989 sozialdemokratischen<br />

Robert Hochner Exemplaren, d<strong>ie</strong> bei der<br />

1989 bis 1990<br />

Ausstellung im<br />

Original gezeigt werden:<br />

AZ-Mitarbeiterausweis aus<br />

1934<br />

1891


1895 1927<br />

1912<br />

1924<br />

1929<br />

1932<br />

illegal 1934<br />

1951<br />

22 29<br />

Sozialdemokratische Presse


Sozialdemokratische Presse<br />

3024<br />

Heute wird d<strong>ie</strong> sozial- Unter www.spoe.at werden<br />

demokratische Pressearbeit alle aktuellen und wichtigen<br />

hauptsächlich über d<strong>ie</strong> politischen Themen von Profis<br />

elektronischen Med<strong>ie</strong>n aufbereitet.<br />

abg<strong>ew</strong>ickelt. Im Von O-Tönen bis Grafiken ist<br />

„Internetzeitalter“ haben d<strong>ie</strong> alles abrufbar. H<strong>ie</strong>r besteht<br />

Printmed<strong>ie</strong>n keinen leichten auch d<strong>ie</strong> Möglichkeit, sich mit<br />

Stand. Trotzdem gibt es s<strong>ie</strong> wichtigen Fragen direkt an d<strong>ie</strong><br />

auch noch, koordin<strong>ie</strong>rt und j<strong>ew</strong>eils zuständigen <strong>SPÖ</strong>zentral<br />

über d<strong>ie</strong> „SK“ Spitzen zu wenden.<br />

Sozialdemokratische<br />

Korrespondenz.<br />

Das Mitgl<strong>ie</strong>dermagazin <strong>SPÖ</strong>-<br />

Aktuell erscheint wöchentlich<br />

und kann unter www.spoe.at,<br />

Med<strong>ie</strong>nservice, bestellt<br />

werden.<br />

Unter www.spoe.at<br />

D<strong>ie</strong> neuen und sympatischen<br />

<strong>SPÖ</strong>-Vorsitzenden sorgen für<br />

frischen Wind.<br />

Werner Faymann im Bund und<br />

Mag. Dr. Sepp LEITNER in<br />

N<strong>ie</strong>derösterreich wurden mit<br />

überwältigender Mehrheit in<br />

ihre veran<strong>tw</strong>ortungsvollen<br />

Funktionen g<strong>ew</strong>ählt.<br />

<strong>SPÖ</strong> Vorsitzender,<br />

Werner F A Y M A N N<br />

Landeshauptmannstellvertreter<br />

<strong>SPÖ</strong>-NÖ-Vorsitzender<br />

Mag. Dr. Sepp L E I T N E R<br />

Foto vom <strong>Hainfeld</strong>besuch<br />

im neuen Musikerheim


D<strong>ie</strong> Bundesparteivorsitzenden<br />

der <strong>SPÖ</strong><br />

seit Parteigründung<br />

1888<br />

Dr. Victor Adler, DDr. Bruno Pittermann,<br />

1852 bis 1918 1905 bis 1983,<br />

Arzt, Lehrer u Jurist,<br />

Vors. 1888 - 1918 Vors. 1957 - 1967<br />

Karl Seitz, Dr. Bruno Kreisky,<br />

1869 bis 1950 1911 bis 1990,<br />

Lehrer, Jurist,<br />

Vors. 1918 - 1946 Vors. 1967 - 1983<br />

Dr. Adolf Schärf, Dr. Fred Sinowatz,<br />

1890 bis 1965, 1929 bis 2008,<br />

Jurist, Historiker,<br />

Vors. 1947 - 1957 Vors. 1983 - 1988<br />

22<br />

31<br />

Bundesparteivorsitzende der <strong>SPÖ</strong>


Bundesparteivorsitzende der <strong>SPÖ</strong><br />

3224<br />

Dr. Franz Vranitzky, Werner Faymann,<br />

1937 geb.,<br />

Bankmanager,<br />

Vors. 1988 - 1997<br />

1960 geb., Stud<strong>ie</strong>rte 4 Sem.<br />

Jus, Konsulent,<br />

seit 2008 Vors.<br />

Mag. Victor Klima,<br />

1947 geb.,<br />

Manager,<br />

Vors. 1997 - 2000<br />

Dr. Alfred Gusenbauer,<br />

1960 geb.,<br />

Politikwissenschafter,<br />

Vors. 2000 - 2008


Karl SEITZ,<br />

1869 bis 1950, Lehrer,<br />

von 1918 bis 1920<br />

1. sozialdemokratisches<br />

Staatsoberhaupt<br />

1934 fast ein Jahr ohne Anklage<br />

von den Christlichsozialen<br />

inhaft<strong>ie</strong>rt, von den Nazis<br />

1944/45 im KZ Ravensbrück<br />

fast zu Tode geschunden<br />

Dr. Karl RENNER,<br />

1870 bis 1950, Jurist,<br />

von 1945 bis 1950 Bundespräsident,<br />

1934 von den<br />

Christlichsozialen für 100 Tage<br />

inhaft<strong>ie</strong>rt<br />

Dr. h.c.<br />

Theodor KÖRNER,<br />

1873 bis 1957, General, von 1951 bis<br />

1957 Bundespräsident,<br />

1934 von den Christlichsozialen<br />

für 11 Monate ohne Prozess<br />

inhaft<strong>ie</strong>rt, von den Nazis 1944<br />

vorübergehend verhaftet<br />

Dr. Adolf Schärf,<br />

1890 bis 1965, Jurist, von 1957 bis<br />

1965 Bundespräsident,<br />

1934 von den Christlichsozialen<br />

3 Monate inhaft<strong>ie</strong>rt, 1938 und<br />

1944 von den Nazis verhaftet<br />

Dr. h.c. Franz Jonas,<br />

1899 bis 1974, Schriftsetzer, von 1965<br />

bis 1974 Bundespräsident,<br />

von den Christlichsozialen 1935<br />

bis 1936 inhaft<strong>ie</strong>rt<br />

Dr. Rudolf Kirchschläger,<br />

1915 bis 2000, Jurist, von 1974 bis<br />

1986 Bundespräsident,<br />

von der <strong>SPÖ</strong> nomin<strong>ie</strong>rt<br />

Dr. Heinz Fischer,<br />

1938 geboren, Jurist, seit 2004<br />

Bundespräsident<br />

Quellen: Foto 22<strong>SPÖ</strong>-, Petra Spiola, <strong>SPÖ</strong>-Archiv, FSG-ÖGB-Archiv<br />

33<br />

bzw www.dasrot<strong>ew</strong><strong>ie</strong>n.at,Wahlbroschüren <strong>SPÖ</strong><br />

Sozialdemokratische Staatsoberhäupter


Ortsparteivorsitzende der <strong>SPÖ</strong>- <strong>Hainfeld</strong><br />

3424<br />

DIE ORTSPARTEI- Karl Gschaider<br />

VORSITZENDEN DER von 1918 - 1925<br />

<strong>SPÖ</strong>-HAINFELD<br />

Ein Famil<strong>ie</strong>nvater und<br />

unbeugsamer Demokrat,<br />

VON 1884 BIS HEUTE<br />

der für seine politische<br />

Anton Stacherl Überzeugung mehrmals<br />

um 1884 -1891 verhaftet, angeklagt, zum Tode<br />

(Arbeiterbildungsverein) verurteilt, begnadigt,<br />

Gilt als erster <strong>SPÖ</strong>- eingekerkert und nach<br />

Ortsvorsitzender. jahrelanger Haft zu Kr<strong>ie</strong>gsende<br />

Anton Stacherl, ein Vertrauter 1945 von den NAZIS in<br />

Dr. Victor Adlers,<br />

Stein/Donau ermordet worden<br />

hat großen Anteil am<br />

ist.<br />

Zustandekommen des<br />

Einigungsparteitages in<br />

<strong>Hainfeld</strong> 1888/89.<br />

Ing. Karl Novotny +<br />

von 1925 bis 1934 und nach<br />

Kr<strong>ie</strong>gsende von 1945 bis 1950.<br />

(Verbot der Partei durch das<br />

Hermann Loritsch<br />

faschistische Dollfußregime,<br />

1891 bis ? danach bis 1945 Verbot der<br />

? Eichletter<br />

Partei durch d<strong>ie</strong> Nazis)<br />

von 1914 bis 1918<br />

Organis<strong>ie</strong>rte 1934 mit Johann<br />

Stacherl, Loritsch und<br />

Kirschner den Februarstreik.<br />

Eichletter, waren permanenten Nach Verhör durch ein<br />

und gez<strong>ie</strong>lten Schikanen der austrofaschistisches<br />

Arbeitgeber und Behörden „Rollkommando“<br />

ausgesetzt. nahm sich<br />

Z<strong>ie</strong>l d<strong>ie</strong>ser<br />

Schutzbundkommandant<br />

konservativklerikalen Achse<br />

Kirschner das Leben.<br />

war, d<strong>ie</strong> Arbeiterführer und Ing. Novotny wurde fristlos<br />

deren Famil<strong>ie</strong>n mürbe zu entlassen und samt Famil<strong>ie</strong> aus<br />

machen und s<strong>ie</strong> mit allen der Firmenwohnung<br />

erlaubten und unerlaubten vertr<strong>ie</strong>ben.Träger der Victor<br />

Mitteln daran zu hindern, Adler-Plakette<br />

eine Arbeiterorganisation<br />

aufzubauen.<br />

S<strong>ie</strong>, so w<strong>ie</strong> tausende<br />

Nichtgenannte, h<strong>ie</strong>lten durch<br />

und verd<strong>ie</strong>nen daher höchste<br />

Anerkennung.<br />

D<strong>ie</strong>se unerschrockenen<br />

FunktionärInnen sind d<strong>ie</strong><br />

wahren Wegbereiter unseres<br />

heutigen Sozialstaates.


Josef Pachlatko Karl Jägersberger<br />

von 1950 bis 1957 von 1983 bis 1991<br />

Hans Hausner<br />

von 1957 bis 1972<br />

Träger der Victor-Adler-Plakette<br />

Erich Eigelsreiter<br />

von 1972 bis 1975<br />

Herbert K<strong>ie</strong>gler<br />

von 1975 bis 1983<br />

Albert Pitterle<br />

von 1991 bis 1998<br />

Herbert Schweiger<br />

ab 1998<br />

Alle Fotos <strong>SPÖ</strong> <strong>Hainfeld</strong><br />

22 35<br />

Ortsparteivorsitzende der <strong>SPÖ</strong>- <strong>Hainfeld</strong>


Sozialdemokratische Symbole<br />

3624<br />

Sozialdemokratische der Gründung des ersten<br />

Symbole<br />

Arbeiterbildungsvereins in<br />

Gumpendorf.<br />

Symbole sind seit jeher ein<br />

wichtiger Bestandteil der<br />

D<strong>ie</strong> verschlungenen Hände<br />

Identifikation. D<strong>ie</strong> Sozialz<strong>ie</strong>rten<br />

Fahnen und<br />

demokraten haben schon lange<br />

Standarten, Abzeichen und<br />

vor dem Einigungstag in<br />

Br<strong>ie</strong>fköpfe, Grafiken und<br />

<strong>Hainfeld</strong> d<strong>ie</strong> Wirkung der<br />

Werbeinserate, aber auch<br />

Symbolkraft erkannt<br />

Produkte, d<strong>ie</strong> Arbeiterinnen<br />

und Arbeiter ansprechen<br />

und auch gez<strong>ie</strong>lt eingesetzt. sollten.<br />

Heute als „Logos“ bekannt und Mit dem Erstarken der<br />

im täglichen Leben sozialdemokratischen<br />

allgegenwärtig, kann keine B<strong>ew</strong>egung in den neunziger<br />

politische Partei auf s<strong>ie</strong> Jahren des 19. Jahrhunderts<br />

verzichten. entsch<strong>ie</strong>d sich d<strong>ie</strong> Partei für<br />

D<strong>ie</strong> folgende, sehr gute d<strong>ie</strong> Verwendung der<br />

Beschreibung der sozial- verschlungenen Hände in<br />

demokratischen Symbole Kombination mit dem Hammer<br />

wurde aus dem Lexikon der als offiz<strong>ie</strong>lles Parteisymbol.<br />

W<strong>ie</strong>ner Sozialdemokrat<strong>ie</strong><br />

www.dasrot<strong>ew</strong><strong>ie</strong>n.at-<br />

Allegor<strong>ie</strong> der Freiheit,<br />

übernommen.<br />

Dargestellt als antike<br />

Frauengestalt, kam bereits<br />

D<strong>ie</strong> verschlungenen während der Französischen<br />

Hände Revolution, besonders aber seit<br />

Bis zum Ersten Weltkr<strong>ie</strong>g der Pariser Kommune (1871)<br />

besass d<strong>ie</strong> sozialdemokratische auf. Als ikonographische<br />

B<strong>ew</strong>egung kein offiz<strong>ie</strong>lles Vorbilder d<strong>ie</strong>nten d<strong>ie</strong><br />

Parteiabzeichen. D<strong>ie</strong><br />

Göttinnen Pallas Athene<br />

versch<strong>ie</strong>denen Organisationen, (Weisheit), Justitia<br />

d<strong>ie</strong> sich den sozialistischen (Gerechtigkeit), Äquitas<br />

Idealen verbunden fühlten, (Gleichheit / Gerechtigkeit),<br />

en<strong>tw</strong>ickelten j<strong>ew</strong>eils eigene Viktoria (S<strong>ie</strong>gesgöttin), Gloria<br />

Symbole, d.h. d<strong>ie</strong><br />

(Ruhm), Fortitudo (Tapferkeit)<br />

Kinderfreunde und d<strong>ie</strong> oder Veritas (Wahrheit).<br />

Naturfreunde hatten ebenso D<strong>ie</strong> sozialistische B<strong>ew</strong>egung<br />

ihre eigenen Abzeichen w<strong>ie</strong> übernahm d<strong>ie</strong>se Allegor<strong>ie</strong> der<br />

der Verein jugendlicher Freiheit und schmückte s<strong>ie</strong>, so<br />

Arbeiter, der Verband der w<strong>ie</strong> es bereits bei den<br />

Arbeiter-Radfahrvereine, d<strong>ie</strong> revolutionären Festzügen im<br />

Arbeiter-Turner oder der Paris des späten 18.<br />

"Arbeiter-Schwimm-Verein". Jahrhunderts üblich war,<br />

Einem Zeichen und Symbol zusätzlich mit der phrygischen<br />

fühlten sich jedoch alle Mütze (auch als "Jakobiner-<br />

verbunden:<br />

mütze" bezeichnet).<br />

D<strong>ie</strong> verschlungenen Hände, D<strong>ie</strong> Kopfbedeckung des Volkes<br />

seit der Renaissance als der Phryg<strong>ie</strong>r, d<strong>ie</strong> in der Antike<br />

Symbol der Einigkeit<br />

oft als Galeerensklaven<br />

verwendet und ab dem 18. eingesetzt wurden, avanc<strong>ie</strong>rte<br />

Jahrhundert auch ein bel<strong>ie</strong>btes somit zum Attribut der<br />

Emblem der Freimaurerlogen allegorischen Personifikation<br />

("Brüder reicht d<strong>ie</strong> Hand zum der Freiheit. D<strong>ie</strong> Allegor<strong>ie</strong> der<br />

Bunde"), wurden bald zum Freiheit findet sich auf<br />

Arbeitersymbol schlechthin, zahlreichen Abzeichen,<br />

das manchmal auch mit dem Bildpostkarten oder auch als<br />

Attribut des Hammers<br />

Illustration von Festschriften.<br />

versehen wurde, w<strong>ie</strong> e<strong>tw</strong>a bei


Allegor<strong>ie</strong> des Arbeiters Der Hammer ist ein<br />

Mann der Arbeit aufg<strong>ew</strong>acht! uraltes Attribut der<br />

Und erkenne deine Macht! überirdischen Macht,<br />

Alle Räder stehen still,<br />

den bereits d<strong>ie</strong> Götter<br />

Wenn dein starker Arm es will. Thor und Zeus trugen.<br />

Das männliche Pendant zur Jene Berufsgruppen, d<strong>ie</strong><br />

"Freiheit" war der stilis<strong>ie</strong>rte das frühe<br />

Arbeiterwacker,<br />

kämpferisch,<br />

Industr<strong>ie</strong>proletariat am<br />

willensstark und gerecht, besten repräsent<strong>ie</strong>rten,<br />

versehen mit diversen<br />

Schm<strong>ie</strong>de, Metallarbeiter<br />

Attributen, v.a.<br />

und Bergknappen,<br />

Schm<strong>ie</strong>d<strong>ew</strong>erkzeugen w<strong>ie</strong> verwendeten ihn als<br />

Hammer, Amboss, Lederschurz Werkzeug.<br />

oder Arbeitskittel, sow<strong>ie</strong> den S<strong>ie</strong> waren es auch, d<strong>ie</strong> ihre<br />

gesprengten Ketten als Zeichen Symbole in d<strong>ie</strong><br />

der selbsttätigen Befreiung. Arbeiterb<strong>ew</strong>egung ein-<br />

Der typische Industr<strong>ie</strong>arbeiter brachten. So e<strong>tw</strong>a bestand das<br />

des 19. Jahrhunderts war erste Abzeichen des Verbandes<br />

Metallarbeiter, Mechaniker der Jugendlichen Arbeiter aus<br />

oder eben Schm<strong>ie</strong>d; zudem<br />

zwei gekreuzten Hämmern.<br />

verfügte er aufgrund seiner<br />

Der Hammer stand in der Folge<br />

harten Arbeit über den<br />

v.a. für Energ<strong>ie</strong> und Aktivität.<br />

v<strong>ie</strong>lzit<strong>ie</strong>rten "starken Arm". Sonne--Brüder, zur Sonne,<br />

D<strong>ie</strong> Allegor<strong>ie</strong> des Arbeiters zur Freiheit,<br />

findet sich, ebenso w<strong>ie</strong> jene Brüder zum Lichte empor.<br />

der Freiheit manchmal auch Hell aus dem dunklen<br />

gemeinsam auf zahlreichen Vergangenen<br />

Illustrationen für Mai-<br />

Leuchtet d<strong>ie</strong> Zukunft hervor.<br />

festschriften, Urkunden und Text: Leonid P. Radin, 1897<br />

Plakaten. Nachdichtung: Hermann<br />

Scherchen, 1918<br />

Wolfgang Ruppert,<br />

Universitätsprofessor für<br />

Kulturgeschichte, schr<strong>ie</strong>b in<br />

einem Artikel, d<strong>ie</strong> aufgehende<br />

Sonne verdeutlichte einerseits<br />

einen Zeitbegriff, der auf d<strong>ie</strong><br />

erhoffte "Neue Zeit", auf<br />

künftige En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ngen<br />

gerichtet war. D<strong>ie</strong>ses<br />

Lichtsymbol trug d<strong>ie</strong><br />

geschichts-philosophische<br />

Der Hammer<br />

Erwartung auf einen neuen<br />

kommenden Abschnitt der<br />

Wir müssen unser aller Willen Geschichte in sich, auf<br />

in einem einzigen Hammer "Fortschritt". Andererseits aber<br />

zusammenschm<strong>ie</strong>den und ist d<strong>ie</strong> gelbe orange Sonne als<br />

d<strong>ie</strong>sen Hammer in d<strong>ie</strong> Hände Lebensspenderin auch<br />

eines Mannes legen, zu dessen Repräsentantin erhoffter<br />

Intelligenz, Charakter und Erfüllung einer besseren<br />

gutem Willen wir das nötige Existenz in glücklicheren<br />

Zutrauen haben, damit der Lebensumständen (...)<br />

aufschlagen könne mit d<strong>ie</strong>sem<br />

Hammer. Ferdinand Lassalle,<br />

1864<br />

22<br />

37<br />

Sozialdemokratische Symbole


Sozialdemokratische Symbole<br />

3824<br />

D<strong>ie</strong> Zeit des Lichts galt als eine D<strong>ie</strong> rote Nelke<br />

kommende Phase der<br />

Aufklärung<br />

Das Blumentragen bei<br />

und der entfalteten<br />

Festlichkeiten war im 19.<br />

Persönlichkeit eines einzelnen<br />

Jahrhundert ein<br />

Menschen.<br />

weitverbreiteter Brauch, und<br />

d<strong>ie</strong> junge Arbeiterb<strong>ew</strong>egung<br />

machte darin keine Ausnahme.<br />

Bereits 1879 berichtet d<strong>ie</strong><br />

"Freiheit", dass anlässlich von<br />

Begräbnissen Nelken getragen<br />

wurden; allerdings scheint d<strong>ie</strong><br />

Festlegung auf d<strong>ie</strong> rote Nelke<br />

erst gegen Ende des 19.<br />

Jahrhunderts erfolgt zu sein,<br />

denn noch am 1. Mai 1890<br />

wurden nicht nur Nelken,<br />

sondern auch Kastan<strong>ie</strong>nlaub<br />

D<strong>ie</strong> Sonne als Symbol z<strong>ie</strong>rte und Maiglöckchen getragen.<br />

nicht nur Maiabzeichen und 1896 berichtet d<strong>ie</strong> Arbeiter-<br />

Maifestschriften, sondern auch Zeitung, dass beim alljähr-<br />

Ankerbrot-Inserate in der lichen Märzgang erstmals rote<br />

Arbeiter-Zeitung oder das Nelken am Revers getragen<br />

Abzeichen des Arbeiter- wurden<br />

Abstinenten-Bundes. Seit Beginn des 20.<br />

D<strong>ie</strong> rote Nelke wurde oft mit Jahrhunderts wurde d<strong>ie</strong> rote<br />

dem Symbol der aufgehenden Nelke auch bei den großen<br />

Sonne gleichgesetzt. Maife<strong>ie</strong>rn in W<strong>ie</strong>n regelmäßig<br />

Links<br />

getragen. Für d<strong>ie</strong> Stilis<strong>ie</strong>rung<br />

D<strong>ie</strong> politische Unterscheidung<br />

zur "Sozialistenblume" eignete<br />

in "links" und "rechts" geht auf<br />

s<strong>ie</strong> sich v.a. durch ihre<br />

d<strong>ie</strong> nachrevolutionäre<br />

leuchtend rote Farbe und ihre<br />

französische Nationalrelativ<br />

leichte Verfügbarkeit.<br />

versammlung zurück.<br />

Nach dem Ersten Weltkr<strong>ie</strong>g<br />

Nachdem 1792 in Frankreich<br />

avanc<strong>ie</strong>rte d<strong>ie</strong> rote Nelke<br />

eine neue Verfassung<br />

endgültig zum deklar<strong>ie</strong>rten<br />

beschlossen worden war, d<strong>ie</strong><br />

Abzeichen der<br />

d<strong>ie</strong> Prinzip<strong>ie</strong>n der Revolution<br />

Sozialdemokraten. Als<br />

in Gesetze fasste, wurde im<br />

künstliche Blume aus Seidendarauffolgenden<br />

Jahr erstmals<br />

oder Krepppap<strong>ie</strong>r in<br />

eine gesetzgebende<br />

Heimarbeit hergestellt, war s<strong>ie</strong><br />

Versammlung g<strong>ew</strong>ählt.<br />

auch nach dem Zweiten<br />

Weltkr<strong>ie</strong>g neben dem<br />

D<strong>ie</strong> Sitzverteilung der offiz<strong>ie</strong>llen Zeichen der "Drei<br />

einzelnen politischen Pfeile" omnipräsent und z<strong>ie</strong>rte<br />

Grupp<strong>ie</strong>rungen in d<strong>ie</strong>ser zahlreiche Maiabzeichen der<br />

Nationalversammlung wurde Zweiten Republik.<br />

prägend für d<strong>ie</strong><br />

weltanschauliche Einordnung<br />

Als Parteiblume hat d<strong>ie</strong> rote<br />

politischer Gruppen wel<strong>tw</strong>eit:<br />

Nelke bis heute Gültigkeit.<br />

D<strong>ie</strong> Monarchisten saßen<br />

(zufällig) ganz rechts, d<strong>ie</strong><br />

republikanischen Jakobiner,<br />

d<strong>ie</strong> mit den Verfechtern einer<br />

W<strong>ie</strong>derherstellung der<br />

Monarch<strong>ie</strong> nichts zu tun haben<br />

wollten, nahmen d<strong>ie</strong> ganz links<br />

gelegenen Plätze ein.


D<strong>ie</strong> drei Pfeile<br />

in den N<strong>ie</strong>derungen der<br />

Nachdem d<strong>ie</strong><br />

Menschheit zu suchen ist.<br />

Nationalsozialisten in den D<strong>ie</strong> drei Pfeile wurden auch<br />

frühen zwanziger Jahren das zum Zeichen der<br />

Hakenkreuz als Symbol in d<strong>ie</strong> Revolutionären Sozialisten und<br />

Politik eingeführt hatten, selbst in den Zeiten brutalster<br />

überlegten d<strong>ie</strong><br />

Verfolgung z<strong>ie</strong>rten s<strong>ie</strong> immer<br />

Sozialdemokraten d<strong>ie</strong><br />

w<strong>ie</strong>der illegale Flugschriften<br />

Schaffung eines eigenen oder waren auf Hausmauern<br />

"taktischen Zeichens" für d<strong>ie</strong> zu finden.<br />

linke Arbeiterb<strong>ew</strong>egung. Das Nach dem Zweiten Weltkr<strong>ie</strong>g,<br />

Symbol der drei Pfeile geht bei der Vereinigung von<br />

wahrscheinlich auf den im Revolutio-<br />

deutschen Exil lebenden nären Sozialisten und<br />

russischen Sozialdemokraten Sozialdemokraten zur neuen<br />

und Psycholog<strong>ie</strong>professor <strong>SPÖ</strong>, wurden<br />

Sergej Tschachotin zurück, der d<strong>ie</strong> drei Pfeile vom "Roten Ring<br />

es auf einer Sitzung des der Einheit" umschlossen. Wir<br />

Propagandaausschusses der sehen also, schr<strong>ie</strong>b d<strong>ie</strong><br />

deutschen Sozialdemokraten w<strong>ie</strong>derbegründete Arbeiterim<br />

Jahre 1932 vorstellte. Zeitung am 15. Sep-<br />

Bald fanden d<strong>ie</strong> drei Pfeile, d<strong>ie</strong> tember 1945, dass auch d<strong>ie</strong><br />

den Kampf der<br />

Drei Pfeile bereits eine reiche<br />

Arbeiterb<strong>ew</strong>egung gegen Tradition aufweisen. Heute<br />

Faschismus, Klerikalismus und sind s<strong>ie</strong> das Kampfabzeichen<br />

Kapitalismus (auch: Reaktion) unserer Sozialdemosymbolis<strong>ie</strong>ren,<br />

Eingang in kratischen Partei, der<br />

andere sozialdemokratische industr<strong>ie</strong>llen,<br />

Parte<strong>ie</strong>n.<br />

landwirtschaftlichen und<br />

Bereits am 8. August 1932<br />

geistigen Arbeiter, d<strong>ie</strong> durch<br />

schlug Otto Felix Kanitz in der<br />

den roten Ring zur politischen<br />

Sitzung des Parteivorstandes<br />

Einheit der Partei<br />

der Sozialdemokratischen<br />

zusammengeschlossen werden.<br />

Arbeiterpartei Österreichs vor,<br />

d<strong>ie</strong> drei Pfeile neben dem<br />

Parteiabzeichen als<br />

sozialistisches Kampfabzeichen<br />

zu tragen.<br />

Der Vorschlag wurde<br />

angenommen und einige Tage<br />

später, am 14. August, r<strong>ie</strong>f d<strong>ie</strong><br />

Arbeiter-Zeitung alle<br />

Genossinnen und Genossen<br />

auf, das neue Abzeichen zu<br />

verwenden. Dem Vorschlag,<br />

d<strong>ie</strong> drei Pfeile nach oben zu<br />

richten, wurde entgegnet, dass<br />

unsere Drei Pfeile ein<br />

Kampfabzeichen gegen<br />

Kapitalismus, Faschismus und<br />

Reaktion sind und jeder<br />

Literatur: Wolfgang Ruppert, D<strong>ie</strong><br />

klassenb<strong>ew</strong>usste Arbeiter hoch Arbeiter, 1986; Josef Seiter, Blutigrot<br />

und silbrig hell..., 1991<br />

über dem bürgerlichen Sumpf<br />

hinausragt. Nachdem wir das<br />

zum Ausdruck bringen wollen,<br />

richten wir d<strong>ie</strong> Pfeilspitzen<br />

nach unten, da unser Feind nur<br />

22<br />

39<br />

Sozialdemokratische Symbole


1. Mai Abzeichen von 1890<br />

DER 1. MAI<br />

Am 14. Juli 1889, exakt 100<br />

Jahre nach Erstürmen der<br />

Bastille, fand der<br />

Gründungskongress für d<strong>ie</strong><br />

Zweite Internationale in Paris<br />

statt. D<strong>ie</strong> 400 Deleg<strong>ie</strong>rten<br />

kamen aus 21 europäischen<br />

Ländern, Ägypten und den<br />

USA. Österreich stellte 7<br />

Deleg<strong>ie</strong>rte. Delegationsleiter<br />

war Dr. Victor Adler.<br />

Bei seinem Bericht über<br />

Österreich formul<strong>ie</strong>rte er den<br />

bis heute berühmten Satz: „Bei<br />

uns in Österreich herrscht der<br />

Despotismus, gemildert durch<br />

Schlamperei“.<br />

D<strong>ie</strong> französiche Delegation<br />

stellte den Antrag, den 1. Mai<br />

zum internationalen Kampftag<br />

für den Achtstundentag -8<br />

Stunden Arbeit, 8 Stunden<br />

Erholung, 8 Stunden Schlaf- zu<br />

erklären. D<strong>ie</strong>ser Antrag wurde<br />

mit großer Mehrheit<br />

beschlossen. Der Festtag der<br />

Arbeiter war geboren.<br />

Der 1. Mai war nicht zufällig<br />

g<strong>ew</strong>ählt worden, sondern<br />

sollte symbolisch im Gedenken<br />

an den Generalstreik am 1.<br />

Mai 1886 in den USA erinnern<br />

und auch das<br />

Organisationsvermögen, den<br />

Mut und d<strong>ie</strong> g<strong>ew</strong>altige<br />

Durchschlagskraft der<br />

ArbeiterInnen vermitteln.<br />

In Österreich wurde von<br />

staatlicher Seite alles<br />

unternommen, den 1. Mai<br />

1890 zu boykott<strong>ie</strong>ren. In<br />

einem Erlass des Statthalters<br />

unter der Enns wurde u.a.<br />

betont, dass eine<br />

Arbeitsn<strong>ie</strong>derlegung am 1. Mai<br />

gesetzwidrig sei und eine<br />

Haftstrafe zur Folge hätte.<br />

Im Verbund mit den schon<br />

immer „unabhängigen<br />

Zeitungen“ wurde versucht, in<br />

der Bevölkerung eine<br />

Panikstimmung zu erzeugen,<br />

um so d<strong>ie</strong> Menschen von der<br />

Teilnahme am ersten<br />

internationalen Kampftag der<br />

ArbeiterInnen fern zu halten.<br />

In W<strong>ie</strong>n und den meisten<br />

Industr<strong>ie</strong>städten Österreichs,<br />

wurden beeindruckende<br />

Versammlungen durchgeführt.<br />

Allein in W<strong>ie</strong>n marsch<strong>ie</strong>rten<br />

am Nachmittag über 100.000<br />

ArbeiterInnen in den Prater.<br />

D<strong>ie</strong>s war d<strong>ie</strong> bis dahin größte<br />

Kundgebung, d<strong>ie</strong> W<strong>ie</strong>n erlebt<br />

hatte. D<strong>ie</strong> SDAP -<br />

Sozialdemokratische<br />

Arbeiterpartei- hatte d<strong>ie</strong><br />

Reifeprüfung für erfolgreiche<br />

Kampfmaßnahmen mit Vorzug<br />

bestanden und dadurch einen<br />

g<strong>ew</strong>altigen moralischen Schub<br />

erhalten.<br />

Der Kampf um d<strong>ie</strong> Maife<strong>ie</strong>rn<br />

hat v<strong>ie</strong>le Opfer gefordert.<br />

Tausende SozialdemokratInnen<br />

wurden verfolgt, eingesperrt,<br />

entlassen und samt Famil<strong>ie</strong> aus<br />

den Wohnungen vertr<strong>ie</strong>ben.<br />

1893 dürften d<strong>ie</strong> ersten<br />

Maife<strong>ie</strong>rn im Bezirk Lil<strong>ie</strong>nfeld<br />

stattgefunden haben. Gesichert<br />

ist, dass 1895 eine<br />

gemeinsame Maife<strong>ie</strong>r in<br />

Lil<strong>ie</strong>nfeld mit Teilnehmern aus<br />

Traisen und Marktl<br />

stattgefunden hat. 10 Personen<br />

wurden wegen ihrer Teilnahme<br />

von ihren Industr<strong>ie</strong>bossen<br />

gemaßregelt. S<strong>ie</strong> verloren<br />

Arbeit und Wohnung.<br />

Der 1. Mai<br />

4024<br />

Maikundgebungen in <strong>Hainfeld</strong> um 1895 und 1908


Am 15. April 1919 wurde der<br />

1. Mai als Staatsfe<strong>ie</strong>rtag im<br />

Nationalrat beschlossen.<br />

Seit d<strong>ie</strong>ser Zeit wurden fast<br />

immer Maife<strong>ie</strong>rn, vor allem in<br />

den Industr<strong>ie</strong>zonen<br />

Österreichs, durchgeführt.<br />

1933 setzte d<strong>ie</strong><br />

konservativklerikale<br />

Dollfußreg<strong>ie</strong>rung einen<br />

G<strong>ew</strong>altakt. S<strong>ie</strong> schaltete das<br />

demokratisch g<strong>ew</strong>ählte<br />

Parlament aus, errichtete d<strong>ie</strong><br />

Diktatur und verbot d<strong>ie</strong><br />

Sozialdemokratische Partei<br />

samt Nebenorganisationen und<br />

beschlagnahmte das gesamte<br />

Hab und Gut. Ausdrücklich<br />

verbot s<strong>ie</strong> bei Strafe auch d<strong>ie</strong><br />

Maiaufmärsche. D<strong>ie</strong><br />

Parteispitze reag<strong>ie</strong>rte rasch<br />

und äußerst schlau. Statt der<br />

Maifaufmärsche wurden<br />

Spaz<strong>ie</strong>rgänge organis<strong>ie</strong>rt. S<strong>ie</strong><br />

waren nicht verboten. So<br />

waren an d<strong>ie</strong>sem 1. Mai 1933<br />

rund 300.000<br />

SozialdemokratInnen zum<br />

Spaz<strong>ie</strong>rgang in W<strong>ie</strong>n und<br />

weitere Hunderttausende in<br />

den Bundesländern unterwegs.<br />

22<br />

D<strong>ie</strong> „Maispaz<strong>ie</strong>rgänge“ in W<strong>ie</strong>n, Innsbruck und Graz<br />

41<br />

Der 1. Mai


Der 1. Mai<br />

24 42<br />

D<strong>ie</strong>se großartige<br />

Demonstration<br />

sozialdemokratischer<br />

„Organisationskunst“ sollte d<strong>ie</strong><br />

letzte öffentliche bis 1945<br />

bleiben.<br />

Von 1934 bis 1945 waren den<br />

SozialdemokratInnen nur<br />

illegale Aktionen möglich.<br />

D<strong>ie</strong> Opferbereitschaft für d<strong>ie</strong><br />

Partei war enorm. In der<br />

angeführten Zeit wurden am<br />

1. Mai zum Beisp<strong>ie</strong>l<br />

Schornsteine und Lichtmasten<br />

rot beflaggt, Millionen<br />

Flugblätter und Zeitungen<br />

verbreitet. Für d<strong>ie</strong>, d<strong>ie</strong> dabei<br />

ertappt wurden, gab es<br />

durchwegs drakonische<br />

Strafen. Sehr v<strong>ie</strong>le<br />

GenossInnen wanderten ins<br />

Gefängnis, in Anhaltelager<br />

oder KZ's. V<strong>ie</strong>le wurden wegen<br />

ihrer Gesinnungstreue<br />

ermordet.<br />

Massenverhaftungen in ganz Österreich<br />

Maife<strong>ie</strong>rn in <strong>Hainfeld</strong> 1963, 1979 und 1989<br />

Der 1. Mai 1945 bot nach<br />

mehr als einem Jahrzehnt<br />

Faschistendiktatur und<br />

Nationalsozialismus im Osten<br />

Österreichs, im Westen wurde<br />

noch gekämpft, d<strong>ie</strong><br />

Möglichkeit, zu der ersten<br />

politischen Kundgebung in der<br />

Zweiten Republik. Einmalig<br />

dabei war, dass sich in v<strong>ie</strong>len<br />

Gemeinden ÖVP und<br />

Kommunisten den Maife<strong>ie</strong>rn<br />

der SozialdemokratInnen<br />

anschlossen.<br />

Nach 1945 wurden d<strong>ie</strong><br />

Maife<strong>ie</strong>rn im Bezirk Lil<strong>ie</strong>nfeld<br />

noch in den einzelnen<br />

Ortschaften abgehalten. Ab<br />

1950 bis in d<strong>ie</strong> Achtzigerjahre<br />

wurde klugerweise für das<br />

gesamte Gölsental eine<br />

gemeinsame Maife<strong>ie</strong>r<br />

durchgeführt.


Großen Anklang fand auch das Auch 2008 sind<br />

v<strong>ie</strong>le Jahre vom ASKÖ <strong>Hainfeld</strong> Ganztagsschule,<br />

am Vorabend des 1. Mai Lehrlingsbeschäftigung,<br />

veranstaltete Bühnenturnen. Arbeitslosenbekämpfung, 8-<br />

Auch Traisen und Lil<strong>ie</strong>nfeld Stundentag, Sonn- und<br />

marsch<strong>ie</strong>rten ab 1956 Fe<strong>ie</strong>rtagsruhe, Weltfr<strong>ie</strong>den,<br />

gemeinsam und boten über Hunger- und<br />

Jahrzehnte sehr Armutsbekämpfung, Kampf für<br />

beeindruckende höhere Löhne,<br />

Maikundgebungen. St. Aegyd Gleichberechtigung, Kampf<br />

hat schon sehr früh den gegen Preiswucher und<br />

Zeitgeist „entdeckt“ und d<strong>ie</strong> Teuerung, Spekulation,<br />

Aufmärsche durch bestens Börsenha<strong>ie</strong>, Gagenkaiser,<br />

besuchte Fackelzüge-oft Abzocker usw. absolut brisante<br />

verstärkt durch d<strong>ie</strong> SJ des Themen in der politischen<br />

gesamten Bezirkes- ersetzt. In Auseinandersetzung mit den<br />

Türnitz, Hohenberg und rechtskonservativen Geistern<br />

Annaberg hat man ab den Österreichs.<br />

S<strong>ie</strong>bzigerjahren statt der<br />

Aufmärsche Versammlungen<br />

abgehalten. Insgesamt muß<br />

man aber feststellen, dass das<br />

Interesse an d<strong>ie</strong>ser traditionell<br />

hoch politischen<br />

Demonstrationsart merklich<br />

gesunken ist, weil d<strong>ie</strong><br />

Menschen durch versch<strong>ie</strong>dene<br />

und wirksame Maßnahmen<br />

bestimmter Kreise gez<strong>ie</strong>lt<br />

„entpolitis<strong>ie</strong>rt“ wurden. W<strong>ie</strong>n<br />

bildet, w<strong>ie</strong> in v<strong>ie</strong>len anderen<br />

Fällen auch h<strong>ie</strong>r, d<strong>ie</strong> rühmliche<br />

Ausnahme. Dort marsch<strong>ie</strong>ren<br />

jährlich noch immer mehr als<br />

100.000 SozialdemokratInnen<br />

über d<strong>ie</strong> Ringstraße zum<br />

Rathaus. D<strong>ie</strong> Themen der 1.<br />

Maikundgebungen sind seit<br />

1890 immer aktuell gebl<strong>ie</strong>ben.<br />

Als Arbeitnehmer lohnt es sich allemal,<br />

bei den Maikundgebungen w<strong>ie</strong>der aktiv dabei zu sein.<br />

43<br />

Der 1. Mai


Sozialdemokratische Bürgermeister<br />

der Stadt <strong>Hainfeld</strong><br />

24 44<br />

DIE SOZIAL-<br />

Gefangenenhaus Stein/Donau<br />

DEMOKRATISCHEN ermordet.<br />

BÜRGERMEISTER Bürgermeister<br />

DER STADT HAINFELD Ferdinand Benischke<br />

Alle sozialdemokratischen<br />

Bürgermeister und deren<br />

j<strong>ew</strong>eiliges <strong>SPÖ</strong>-Team waren<br />

und sind stets bemüht, in<br />

sorgfältigster Abwägung<br />

zwischen<br />

No<strong>tw</strong>endigkeit/Dringlichkeit<br />

der Gemeindeaufgaben und<br />

der aktuellen Finanzkraft den<br />

goldenen Mittelweg zu finden.<br />

Das ist auch gut gelungen und<br />

daher von der Bevölkerung von 1922 bis 1934 und von<br />

immer honor<strong>ie</strong>rt worden. 1945 bis 1962.<br />

<strong>Hainfeld</strong> war nach Kr<strong>ie</strong>gsende 1.8.1887 geboren, Lehrer,<br />

1945, hinter Wr. Neustadt, d<strong>ie</strong> +1966,<br />

zweitmeistzerstörte Stadt 1934 von den<br />

Österreichs. Alle Dollfußfaschisten und danach<br />

Bevölkerungsteile haben von den Hitlerfaschisten bis<br />

seither daran mitg<strong>ew</strong>irkt, dass 1945 wegen seiner<br />

der rasante und in allen unbeugsamen politischen<br />

Bereichen wirklich sichtbare Überzeugung aus dem Amt<br />

und soziale Aufst<strong>ie</strong>g <strong>Hainfeld</strong>s getr<strong>ie</strong>ben und als Lehrer<br />

allen <strong>Hainfeld</strong>erInnen zugute zwangspension<strong>ie</strong>rt.<br />

kam bzw. kommt. <strong>Hainfeld</strong> ist<br />

eine sehr schöne und<br />

Bei der ersten demokratischen<br />

lebenswerte Gemeinde. D<strong>ie</strong> Wahl nach Kr<strong>ie</strong>gsende 1945<br />

Sozialdemokraten hatten und w<strong>ie</strong>derg<strong>ew</strong>ählt, bl<strong>ie</strong>b er bis zu<br />

haben daran großen Anteil. seinem Ausscheiden 1962<br />

Bürgermeister.<br />

Bürgermeister Seit 1957 Ehrenbürger<br />

Karl Gschaider Bürgermeister<br />

Josef Schadinger<br />

Von 1919 bis 1922.<br />

28.9.1885 geboren, Schm<strong>ie</strong>d,<br />

mehrmals wegen seiner von 1962 bis 1967.<br />

unbeugsamen politischen<br />

Überzeugung angeklagt und 10.03.1901 geboren,<br />

eingesperrt, zum Tode<br />

ÖBB, + 1980.<br />

verurteilt, nach Gnadengesuch Seit 1967 Ehrenbürger<br />

Urteilsumwandlung in<br />

langjährige Haftstrafe, im April<br />

1945 aus politischen Motiven<br />

von den NAZIS im


Bürgermeister Bürgermeister<br />

Walter Lederhilger Albert Pitterle<br />

von 1967 bis 1981. seit 1997 Bürgermeister<br />

07.09.1918 geboren, ÖBB, 24.03.1963 geb.,<br />

+1987<br />

Seit 1981 Ehrenbürger<br />

Bürgermeister<br />

Herbert Platzer<br />

ÖBB-Fahrd<strong>ie</strong>nstleiter.<br />

Seit der Ersten Republik stellt<br />

von 1981 bis 1991 d<strong>ie</strong> <strong>SPÖ</strong> in <strong>Hainfeld</strong> alle<br />

12.08.1943 geb., demokratisch g<strong>ew</strong>ählten<br />

HS-Direktor, LA a.D.<br />

Bürgermeister. In den<br />

Diktaturen der Jahre 1934 bis<br />

Bürgermeister 1945 war d<strong>ie</strong><br />

Karl Jägersberger<br />

von 1991 bis 1997<br />

08.09.1948 geb.,<br />

Standesbeamter.<br />

Sozialdemokratische Partei<br />

verboten und v<strong>ie</strong>le<br />

FunktionärInnen en<strong>tw</strong>eder im<br />

Anhaltelager, Gefängnis,<br />

Konzentrationslager oder<br />

waren ermordet worden. D<strong>ie</strong><br />

Diktatoren von Dollfuß bis<br />

Hitler l<strong>ie</strong>ßen keine<br />

demokratischen und fre<strong>ie</strong>n<br />

Meinungen zu.<br />

Alle Fotos <strong>SPÖ</strong>-<strong>Hainfeld</strong><br />

22 45<br />

Sozialdemokratische Bürgermeister<br />

der Stadt <strong>Hainfeld</strong>


Sozialgemeinde <strong>Hainfeld</strong><br />

Sozialgemeinde Sozialer Wohnbau<br />

24 46<br />

<strong>Hainfeld</strong><br />

Ohne zu übertreiben kann<br />

man sagen, <strong>Hainfeld</strong> war und<br />

ist eine Sozialgemeinde.<br />

Aus den spärlich erhaltenen<br />

Quellen, d<strong>ie</strong> sich mit d<strong>ie</strong>sem<br />

Thema befassen, wissen wir,<br />

dass es h<strong>ie</strong>r schon im 16.<br />

Jahrhundert ein Armenspital<br />

gab. Ganz besonderes<br />

Engagement in sozialer<br />

Hinsicht b<strong>ew</strong><strong>ie</strong>s der legendäre<br />

Bürgermeister Heinrich Zmoll<br />

(1879-1905). In seiner<br />

Amtszeit wurde ein<br />

„Armenhaus“ - das 12<br />

Bedürftigen eine kostenlose<br />

Unterkunft bot - gebaut und<br />

eine Suppenküche<br />

eingerichtet, in welcher den<br />

Armen der Gemeinde täglich<br />

eine warme Mahlzeit geboten<br />

wurde.<br />

Der Existenz des<br />

Armenhauses, das später zum<br />

Bezirksaltersheim und in den<br />

letzten Jahrzehnten des 20.<br />

Jahrhunderts zum Landespensionisten-<br />

und Pflegeheim<br />

wurde, ist es zu danken, dass<br />

es heute noch d<strong>ie</strong>se wichtige<br />

Einrichtung in unserer Stadt<br />

gibt.<br />

Für das Wohlbefinden der<br />

BürgerInnen wurden das<br />

Freibad und d<strong>ie</strong><br />

Gemeindebücherei geschaffen.<br />

Von 1929 bis 1983 wurde auch<br />

ein Warmbad betr<strong>ie</strong>ben.<br />

Fotos der Stadtbücherei<br />

von 1970 und 2008<br />

Foto vom Stadtbad 1931<br />

Mit der Gründung der 1.<br />

Republik und dem Einzug der<br />

Demokrat<strong>ie</strong> in Österreich<br />

übernahmen sozial-<br />

demokratische Bürgermeister<br />

d<strong>ie</strong> Veran<strong>tw</strong>ortung für den<br />

Ausbau der Sozialeinrichtungen<br />

in <strong>Hainfeld</strong>.<br />

Ein frühes Beisp<strong>ie</strong>l für sozialen<br />

Wohnbau stellt d<strong>ie</strong> Eigenheim-<br />

S<strong>ie</strong>dlung in der W<strong>ie</strong>nerstraße<br />

dar.<br />

1924 begonnen, zählt d<strong>ie</strong>se auf<br />

genossenschaftlicher Basis<br />

errichtete S<strong>ie</strong>dlung, zu einem<br />

der ersten Beisp<strong>ie</strong>le d<strong>ie</strong>ser Art<br />

auf dem Geb<strong>ie</strong>t der jungen<br />

Republik.<br />

Zweifellos waren d<strong>ie</strong><br />

Erfahrungen, d<strong>ie</strong><br />

Bürgermeister Ferdinand<br />

Benischke aus d<strong>ie</strong>ser in d<strong>ie</strong>ser<br />

Zeit g<strong>ew</strong>onnen hat, maßgeblich<br />

bestimmend für d<strong>ie</strong> von ihm<br />

und der Stadt kräftig<br />

unterstützten Gründung von<br />

Eigenheims<strong>ie</strong>dlungen in den<br />

1950-er Jahren.<br />

Aus der Tatsache, dass<br />

<strong>Hainfeld</strong> im Jahr 1945 beinahe<br />

völlig zerstört wurde und<br />

deshalb so gut w<strong>ie</strong> keine<br />

Wohnungen vorhanden waren,<br />

ergab sich auch d<strong>ie</strong><br />

No<strong>tw</strong>endigkeit<br />

Gemeind<strong>ew</strong>ohnungen zu<br />

errichten. Immerhin konnten<br />

dadurch rund 80 Wohnungen,<br />

d<strong>ie</strong> in den 1950-er und 1960-er<br />

Jahren gebaut, bzw. durch<br />

Umwidmung von vorher<br />

anders genutzten Räumen<br />

entstanden sind, zur Verfügung<br />

gestellt werden.<br />

Darüber hinaus gibt es<br />

Förderungen für den Ankauf<br />

und den Bau von<br />

Einfamil<strong>ie</strong>nhäusern und<br />

Wohnungen.


Soziale Einrichtungen<br />

In den späten 1970-er Jahren<br />

wurde vom damaligen<br />

Landeshauptmann-<br />

Stellvertreter Hans Czettel der<br />

Begriff der Sozialgemeinde<br />

kre<strong>ie</strong>rt und den Gemeinden<br />

eine Reihe sozialer D<strong>ie</strong>nste ans<br />

Herz gelegt.<br />

In d<strong>ie</strong>ser Hinsicht übernahm<br />

<strong>Hainfeld</strong> eine Vorreiterrolle im<br />

Bezirk Lil<strong>ie</strong>nfeld. Bereits im<br />

Jahr 1977 wurde d<strong>ie</strong> Aktion<br />

Essen auf Rädern ins Leben<br />

gerufen.<br />

Linkes Bild von 1978: Karl Jägersberger,<br />

Bgm.Walter Lederhilger<br />

mit dem 1. Essen auf Rädern- Auto.<br />

1980 folgte d<strong>ie</strong> Gründung<br />

einer Sozialstation der<br />

Volkshilfe NÖ mit einer<br />

mobilen Krankenschwester<br />

und einer Heimhelferin.<br />

Seit 2003 ist d<strong>ie</strong> Sozialstation<br />

der Volkshilfe in eigenen<br />

Räumlichkeiten im Haus<br />

W<strong>ie</strong>nerstraße 16<br />

untergebracht.<br />

Nicht selbstverständlich sind<br />

auch Sozialleistungen w<strong>ie</strong><br />

Säuglingswäschepaket,<br />

Weihnachtsspendenaktion für<br />

Bedürftige und Zuwendungen<br />

für den erfolgreichen<br />

Abschluss einer Mittelschule<br />

oder eines Studiums, d<strong>ie</strong><br />

ebenfalls schon seit den<br />

1960-er Jahren g<strong>ew</strong>ährt<br />

werden.<br />

Rechtes Bild vom Juni 2008: Bgm. Albert Pitterle,<br />

Vbgm.Monika Kahlfuß,<br />

„Essen auf Rädern“- Administrator Karl Jägersberger<br />

und „Fahrzeugwart“ Franz Graßberger.<br />

Volkshilfe<br />

HKPfl-DKS Heindl.1980<br />

22 47<br />

Sozialgemeinde <strong>Hainfeld</strong>


D<strong>ie</strong> Erste Republik<br />

24 48<br />

ERSTE REPUBLIK<br />

Unruhige und gefährliche<br />

Zeiten für<br />

SozialdemokratInnen<br />

D<strong>ie</strong> Versammlungen der<br />

SozialdemokratInnen wurden<br />

schon vor und in den 20iger-<br />

Jahren w<strong>ie</strong>derholt von<br />

rechtsgerichteten, b<strong>ew</strong>affneten<br />

Schlägertrupps gestört. Als<br />

Reaktion darauf gründeten d<strong>ie</strong><br />

Sozialdemokraten aus ihren<br />

Ordnungskräften 1923 den<br />

Republikanischen Schutzbund.<br />

D<strong>ie</strong> schon Richtung Diktatur<br />

Obmann wurde Dr. Julius tend<strong>ie</strong>renden Christlich-<br />

Deutsch sozialen, Landbund und<br />

Ihm zur Seite standen<br />

Heimwehr rüsteten u.a. mit<br />

Stabschefs Alexander Eifler enormer Unterstützung des<br />

und General Theodor Körner. österreichischen, ungarischen<br />

1928 war mit 80.000<br />

und ital<strong>ie</strong>nischen Geldadels d<strong>ie</strong><br />

Mitgl<strong>ie</strong>dern der Höchststand Heimwehren, das ebenfalls<br />

erreicht.<br />

Abb.:Ausrufung der Ersten Republik<br />

am 12. November 1918<br />

vor dem Parlament in W<strong>ie</strong>n<br />

Abb.:Republikanischer Schutzbund<br />

Statuten und Ausweis<br />

paramilitärische Gegenstück<br />

zum Republikanischen<br />

Schutzbund, mit modernsten<br />

Kr<strong>ie</strong>gsgeräten und enormen<br />

Geldmitteln aus.<br />

D<strong>ie</strong> politischen Auseinandersetzungen<br />

zwischen<br />

Christlichsozialen und Sozialdemokraten<br />

wurden immer<br />

schärfer. Bei den Wahlen 1930<br />

wurden d<strong>ie</strong> Sozialdemokraten<br />

d<strong>ie</strong> stärkste Fraktion im<br />

Parlament. Eine Reg<strong>ie</strong>rungsbeteiligung<br />

wurde aufgrund<br />

der undemokratischen und mit<br />

dem Programm der Sozialdemokraten<br />

in völligem<br />

Widerspruch stehenden<br />

Vorstellungen der<br />

Rechtskonservativen<br />

Schutzbund <strong>Hainfeld</strong> um 1928 abgelehnt.


Der klerikalkonservative<br />

Dr. Dollfuß, wurde 1932 mit<br />

nur einer Stimme Mehrheit<br />

Kanzler. Sein autoritärer,<br />

antidemokratischer,<br />

antimarxistischer und von<br />

ständischen Elementen<br />

geprägter Reg<strong>ie</strong>rungsstil führte<br />

d<strong>ie</strong> Republik sukzessive in den<br />

Bürgerkr<strong>ie</strong>g. Mit einem<br />

Staatsstreich am 4. März 1933<br />

beendete er d<strong>ie</strong> Demokrat<strong>ie</strong><br />

und errichtete d<strong>ie</strong> Diktatur,<br />

verbot den Schutzbund, d<strong>ie</strong><br />

KPÖ und den österreichischen<br />

Flügel der NSDAP. D<strong>ie</strong> unter<br />

seiner Schirmherrschaft<br />

stehende, schwerb<strong>ew</strong>affnete<br />

Heimwehr l<strong>ie</strong>ß er neben dem<br />

Militär bestehen.<br />

D<strong>ie</strong> Provokationen der<br />

Austrofaschisten gegenüber<br />

den SozialdemokratInnen<br />

Dollfuß verbot d<strong>ie</strong><br />

Sozialdemokratische Partei<br />

und d<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften.<br />

Tausende Sozialdemokraten<br />

und G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>after wurden<br />

verhaftet, verhört und<br />

intern<strong>ie</strong>rt.<br />

Unter ihnen der Rohrbacher<br />

Gemeindearzt Dr.Franz<br />

Adamitsch, geistiger Vater<br />

v<strong>ie</strong>ler sozialdemokratischer<br />

Aktivitäten, z.B.<br />

Elternvereinskino.<br />

wurden immer unerträglicher<br />

und erreichten im Februar<br />

1934 ihren Höhepunkt. Am 12.<br />

Februar 1934 kam es<br />

schl<strong>ie</strong>ßlich zum grausamen<br />

Bürgerkr<strong>ie</strong>g mit v<strong>ie</strong>len Toten<br />

und Schwerverletzten.<br />

Eltervereinskino in Rohrbach,<br />

ins Leben gerufen von<br />

Dr.Franz Adamitsch.<br />

Gedenkfe<strong>ie</strong>r 2008 im Marxhof<br />

Bei den folgenden Prozessen<br />

wurden v<strong>ie</strong>le Todesstrafen -<br />

durch den Strang und<br />

langjährige Haftstrafen<br />

verhängt. D<strong>ie</strong> Mehrheit der<br />

Verhafteten wurde Wochen<br />

oder auch Monate ohne<br />

Anklage eingesperrt und dann<br />

ohne Kommentar w<strong>ie</strong>der<br />

freigelassen. Entschädigungen<br />

seitens der Reg<strong>ie</strong>rung wurden<br />

stricktest abgelehnt.<br />

Gedenkstein,1928<br />

Auch im Bezirk Lil<strong>ie</strong>nfeld kam<br />

es in mehreren Orten zu<br />

schweren Zusammenstößen<br />

Militär, Polizei und Heimwehr gingen<br />

brutalst gegen d<strong>ie</strong> Arbeiterfamil<strong>ie</strong>n vor<br />

zwischen Heimwehr und<br />

Schutzbund. So wurde z.B. das<br />

Symbol der österreichischen<br />

Sozialdemokrat<strong>ie</strong>, der<br />

Gedenkstein in <strong>Hainfeld</strong>, von<br />

östlichen Heimwehrleuten<br />

zertrümmert und irgendwo<br />

verscharrt.<br />

In <strong>Hainfeld</strong>/Ob der<br />

Kirche gab es<br />

4 Todesopfer:<br />

Johann Lintner,<br />

Heimwehrkommandant<br />

Schwere Geschütze 22 feuerten auf d<strong>ie</strong><br />

Arbeiterwohnungen, Tote und<br />

Schwerverletzte waren d<strong>ie</strong> Folge<br />

Rohrbach, erschossen,<br />

49<br />

D<strong>ie</strong> Erste Republik


D<strong>ie</strong> Erste Republik<br />

Johann Hois<br />

Johann Hois, 12. Februar 1934,<br />

Schutzbundkommandant<br />

Rohrbach, Tod durch Strang ca. 10.00 Uhr<br />

Viktor Rauchenberger, 3 Tote bei b<strong>ew</strong>affneter<br />

Schutzbundmitgl<strong>ie</strong>d Rohrbach, Auseinandersetzung<br />

Tod durch Strang zwischen Heimwehr und<br />

Johann Kirschner, Schutzbund in<br />

Schutzbundkommandant<br />

<strong>Hainfeld</strong>, nach brutalstem Ob der Kirche, <strong>Hainfeld</strong><br />

Verhör durch reg<strong>ie</strong>rungstreues<br />

„Rollkommando“ freiwillig aus<br />

dem Leben gesch<strong>ie</strong>den.<br />

4 Jahre später, 1938,<br />

übernahm Hitler d<strong>ie</strong> Macht in<br />

Österreich. D<strong>ie</strong> Folgen für alle<br />

Demokraten und Gegner<br />

Hitlers waren noch fataler als<br />

Viktor Rauchenbergerunter<br />

den Austrofaschisten ab<br />

Dollfuß. W<strong>ie</strong>der wurde aus<br />

rein politischen Motiven Zeitzeuge Leopold Sch<strong>ie</strong>p war dabei.<br />

bespitzelt, vernadert, verhört,<br />

eingesperrt und gemordet. D<strong>ie</strong> Er war damals 18 Jahre alt,<br />

örtlichen Nazibonzen sorgten Mitgl<strong>ie</strong>d des Schutzbundes<br />

auch in <strong>Hainfeld</strong> für etliche Rohrbach/G, b<strong>ew</strong>affnet mit<br />

Opfer. Darüber wird aber bis einer Pistole und wartete mit<br />

heute, aus für d<strong>ie</strong> Jugend völlig einigen anderen, ebenfalls<br />

unverständlichen Gründen, b<strong>ew</strong>affneten Kollegen im<br />

nicht ehrlich, oder besser gar „Pirkfellnerwald“ auf einen<br />

nicht geredet. Manch örtlicher Angriff durch d<strong>ie</strong> Heimwehr.<br />

Nazibonze hat sichs nach 1945 Durch Boten war bekannt<br />

w<strong>ie</strong>der „gerichtet“ und wurde, g<strong>ew</strong>orden, dass es in Linz und<br />

weil d<strong>ie</strong> Zeitzeugen alle nicht W<strong>ie</strong>n zu schweren Gefechten<br />

gehört wurden ,zu anständig zwischen Schutzbund<br />

oder im schlimmsten Fall gar einerseits und<br />

nicht mehr am Leben waren, Heimwehr/Polizei andererseits<br />

nach dem Kr<strong>ie</strong>g w<strong>ie</strong>der ein gekommen war.<br />

„ehrbarer“ Bürger und für Als drei b<strong>ew</strong>affnete<br />

seine Verbrechen n<strong>ie</strong> zur „Heimwehrler“ auf der<br />

Veran<strong>tw</strong>ortung gezogen. heutigen B 18 per Fahrrad aus<br />

Stellvertretend für d<strong>ie</strong> v<strong>ie</strong>len Richtung Rainfeld kommend,<br />

<strong>Hainfeld</strong>er Naziopfer werden nach Rohrbach fahren wollten,<br />

h<strong>ie</strong>r Altbürgermeister Karl meinte man, dass es nun<br />

Gschaider, 1945 in Stein/D. „losgehen“ würde und habe<br />

ermordet und Ferdinand daher in Richtung der drei<br />

Kostal, 1943 wegen Abhören Radfahrer geschossen. D<strong>ie</strong>se<br />

eines ausländischen<br />

haben, ohne das Feuer zu<br />

Radiosenders von den Nazis erwidern, sofort d<strong>ie</strong> Flucht in<br />

verhaftet, Überlebender des Richtung Rohrbach ergriffen.<br />

Konzentrationslagers, als Daraufhin sei er mit seinen<br />

örtlich <strong>ew</strong>ig mahnende Kollegen zum Filzw<strong>ie</strong>serhaus<br />

Beisp<strong>ie</strong>le für d<strong>ie</strong> politischen gelaufen. Dort wollten s<strong>ie</strong> sich<br />

Verbrechen d<strong>ie</strong>ser Zeit, Handgranaten holen, ein<br />

angeführt.<br />

bisschen stärken und w<strong>ie</strong>der in<br />

Ferdinand Kostal, 1946,<br />

den Pirkfellnerwald<br />

ist auch 11 Monate<br />

zurückgehen. Dazu kam es<br />

24 50<br />

nach KZ-Entlassung schwer<br />

aber nicht mehr.<br />

gezeichnet. D<strong>ie</strong> Heimwehrleute aus


D<strong>ie</strong> Heimwehrleute aus Auszug aus der<br />

Rohrbach umstellten das Haus Gendarmer<strong>ie</strong>chronik<br />

und Heimwehrkommandant Bei dem Aufruhr wurden:<br />

Lintner forderte d<strong>ie</strong> s<strong>ie</strong>ben im<br />

Haus befindlichen<br />

1 Heimwehrmann getötet,<br />

Schutzbündler mit<br />

2 Schutzbündler erhängt,<br />

Kommandant Johann Hoys auf, 36 Schutzbündler verhaftet<br />

sich sofort zu ergeben und aus und<br />

dem Haus zu kommen. 2 Schutzbündler auf fre<strong>ie</strong>m<br />

Das hätte nach Meinung von Fuß angezeigt.<br />

Leopold Sch<strong>ie</strong>p für alle das<br />

Todesurteil bedeutet. Daher<br />

wären s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>ser Aufforderung<br />

Leopold Sch<strong>ie</strong>p entkam dem<br />

n<strong>ie</strong>mals nachgekommen.<br />

Gericht in St. Pölten, das<br />

Lintner sei durch Zuruf<br />

gleichbedeutend mit dem Tod<br />

verständigt worden, dass man<br />

durch den Strang g<strong>ew</strong>esen<br />

sich nur der Gendarmer<strong>ie</strong> oder<br />

wäre, nur aufgrund seiner<br />

dem Militär ergeben würde.<br />

Jugend. Nach mehrmonatiger<br />

Falls er, oder irgendwer<br />

Haft war er w<strong>ie</strong>der auf fre<strong>ie</strong>m<br />

anderer in das Haus käme,<br />

Fuß. Schutzbundkommandant<br />

würde sofort das Feuer<br />

Johann Hois und<br />

eröffnet werden.<br />

Schutzbundmitgl<strong>ie</strong>d Viktor<br />

Rauchenberger wurden durch<br />

Lintner habe d<strong>ie</strong>se eindeutige das Gericht in St. Pölten zum<br />

Warnung aber ignor<strong>ie</strong>rt und sei Tod durch den Strang<br />

in das Haus eingedrungen. verurteilt. Das Urteil<br />

Daraufhin haben<br />

Rauchenberger und Hoys<br />

wurde in der Nacht zum<br />

geschossen. Lintner f<strong>ie</strong>l,<br />

Februar 1934 im<br />

tödlich getroffen, zu Boden.<br />

Gefangenenhaus St. Pölten<br />

Bald danach sei das Militär vor<br />

vollstreckt.<br />

dem Haus in Stellung<br />

Leopold Sch<strong>ie</strong>p schloss sich<br />

gegangen. Der<br />

sofort nach der Haftstrafe den<br />

Militärkommandant habe illegalen „RS“ (Revolutionären<br />

gedroht, das Haus in d<strong>ie</strong> Luft Sozialisten“) an. D<strong>ie</strong> illegalen<br />

zu sprengen, falls der<br />

Tätigkeiten (Flugzettel<br />

Widerstand nicht sofort streuen, Zeitungen austragen<br />

aufgegeben werden würde. usw.) waren völlig harmlos, für<br />

D<strong>ie</strong> noch im Haus befindliche<br />

d<strong>ie</strong> Aktivisten aber<br />

Famil<strong>ie</strong> wollte man keinesfalls<br />

lebensgefährlich -KZ,<br />

gefährden. Alleine aus d<strong>ie</strong>sem<br />

Standgericht…-.<br />

Grunde, habe man sich Durch d<strong>ie</strong> Unachtsamkeit eines<br />

ergeben.<br />

Mitaktivisten kamen ihm d<strong>ie</strong><br />

Zeitzeuge: Leopold Sch<strong>ie</strong>p, am<br />

Nazis 1938 auf d<strong>ie</strong> Spur. Er<br />

6. September 1915 in<br />

wurde w<strong>ie</strong>der verhaftet,<br />

Rohrbach/G geboren,<br />

verhört und vor Gericht<br />

Schlosser, damals ledig, in<br />

gestellt. Da der Kronzeuge aus<br />

Rohrbach/G. wohnhaft,<br />

Schuldgefühl freiwillig aus<br />

Mitgl<strong>ie</strong>d im Republikanischen<br />

dem Leben sch<strong>ie</strong>d, war das<br />

Schutzbund.<br />

Gericht in B<strong>ew</strong>eisnotstand<br />

geraten. Leopold Sch<strong>ie</strong>p wurde<br />

mangels an B<strong>ew</strong>eisen<br />

freigesprochen, stand aber bis<br />

Kr<strong>ie</strong>gsende 1945 immer unter<br />

scharfer Beobachtung durch<br />

d<strong>ie</strong> Nazis und deren Spitzel.<br />

22 51<br />

D<strong>ie</strong> Erste Republik


D<strong>ie</strong> Erste Republik<br />

24 52<br />

Erst danach, also nach 12<br />

langen, gefährlichen und<br />

entbehrungsreichen Jahren,<br />

konnte er sich, w<strong>ie</strong> noch v<strong>ie</strong>le<br />

tausende Demokraten auch,<br />

erstmals w<strong>ie</strong>der frei b<strong>ew</strong>egen.<br />

D<strong>ie</strong>se kleine Spende reichte<br />

den Nazis, um daraus gegen<br />

den untadeligen<br />

Famil<strong>ie</strong>nmenschen (Frau und 3<br />

Kinder) eine Anklage wegen<br />

Hochverrats zu konstru<strong>ie</strong>ren.<br />

Was Leopold Sch<strong>ie</strong>p seit seiner<br />

frühesten Jugend besonders<br />

auszeichnet, ist seine<br />

Standhaftigkeit und Treue zu<br />

seiner seit v<strong>ie</strong>len Jahrzehnten<br />

praktiz<strong>ie</strong>rten Weltanschauung.<br />

Er ist einer, auf den man sich<br />

immer verlassen kann.<br />

Bürgermeister<br />

Karl GSCHAIDER +<br />

Urteil 1942 in Krems:<br />

TODESSTRAFE!<br />

1943, nach einem<br />

Gnadengesuch, wurde d<strong>ie</strong><br />

Todesstrafe in eine langjährige<br />

Kerkerstrafe umg<strong>ew</strong>andelt. Im<br />

April 1945, also unmittelbar<br />

vor Kr<strong>ie</strong>gsende, wurde Karl<br />

Gschaider von den Nazis in<br />

Krems/Stein ermordet.<br />

ein sehr engag<strong>ie</strong>rter, allseits<br />

anerkannter und bel<strong>ie</strong>bter<br />

<strong>Hainfeld</strong>er Sozialdemokrat,<br />

wurde wegen seiner politisch<br />

unbeugsamen Überzeugung<br />

1934 von den<br />

Christlichsozialen verfolgt und<br />

eingesperrt.<br />

1941 wurde er w<strong>ie</strong>der Opfer<br />

seiner politischen<br />

Überzeugung. Grund seiner<br />

Verhaftung durch d<strong>ie</strong><br />

GESTAPO war eine kleine<br />

Geldspende (durch Verrat und<br />

Foltergeständnisse anderer<br />

Personen den Nazis bekannt<br />

g<strong>ew</strong>orden) an einen Fonds,<br />

dessen Aufgabe es war, für d<strong>ie</strong><br />

Famil<strong>ie</strong>n inhaft<strong>ie</strong>rter<br />

Mütter/Väter das tägliche<br />

Überleben -Lebensmittelkäufe,<br />

Brennstoffzuschüsse,<br />

M<strong>ie</strong>tzinszahlungen, usw.- zu<br />

sichern.<br />

Foto: Gedenkstätte für d<strong>ie</strong> Opfer des<br />

NS-Massakers im April 1945 im<br />

Steiner Fr<strong>ie</strong>dhof<br />

D<strong>ie</strong> zensur<strong>ie</strong>rten Br<strong>ie</strong>fe Karl<br />

Gschaiders an seine Famil<strong>ie</strong> in<br />

<strong>Hainfeld</strong> enthalten sehr<br />

b<strong>ew</strong>egende Passagen, in denen<br />

er n<strong>ie</strong> klagt, sondern Mutter,<br />

Frau und Kindern immer Mut<br />

zuspricht. Auch als<br />

„unbeteiligter“ Leser d<strong>ie</strong>ser<br />

Br<strong>ie</strong>fe ist man sehr<br />

emotionalis<strong>ie</strong>rt und zu Tränen<br />

gerührt. Erst in solchen<br />

Momenten kann man v<strong>ie</strong>lleicht<br />

erahnen, was es heißt, aus rein<br />

politischen Motiven<br />

systematisch seelisch und<br />

körperlich zerstört zu werden.


Karl Gschaider:<br />

28. September 1885 in<br />

Hohenberg geboren,<br />

Vorzugsschüler, gelernter<br />

Schm<strong>ie</strong>d, verheiratet mit Resi<br />

Gschaider, Vater von 3<br />

Kindern, Bürgermeister (1919<br />

bis 1922), Parteiobmann und<br />

langjähriger Funktionär in<br />

<strong>Hainfeld</strong>, zuletzt in seinem<br />

Eigenheim in <strong>Hainfeld</strong>, W<strong>ie</strong>ner<br />

Straße 43, wohnhaft.<br />

Am Schicksal Karl Gschaiders<br />

kann man ermessen, w<strong>ie</strong> es<br />

zigtausenden Opfern und<br />

Haftzeiten: deren Famil<strong>ie</strong>n zu Zeiten der<br />

1934 5 Wochen<br />

G<strong>ew</strong>altherrschaft durch<br />

Anhaltelager Wöllersdorf Christlichsoziale und<br />

(Christlichsoziale Diktatur) Nationalsozialisten ergangen<br />

ist.<br />

1941 18. April bis 20. Daher gilt für alle Zeiten:<br />

September<br />

Gefangenenhaus St. Pölten „NIEMALS<br />

(NS-Diktatur) VERGESSEN“<br />

und<br />

1941 20. September bis 18.<br />

Dezember Gefangenenhaus „WEHRET DEN<br />

Krems/Stein (NS-Diktatur) ANFÄNGEN“.<br />

1941 18. Dezember bis 23.<br />

Juni 1942 Gefangenenhaus<br />

Znaim -heute Tschechische<br />

Republik- (NS-Diktatur)<br />

1942 23. Juni bis 20. August<br />

1943 Landesgericht W<strong>ie</strong>n (NS-<br />

Diktatur)<br />

1943 20. August bis zu<br />

seiner Ermordung durch d<strong>ie</strong><br />

Nazis im April 1945 in<br />

Krems/Stein (NS-Diktatur)<br />

Gedenkstein auf dem Morzinplatz (Gestapohauptquart<strong>ie</strong>r) in W<strong>ie</strong>n<br />

und Landesgericht W<strong>ie</strong>n<br />

Quellen: Dr.Walter Göhring Österreich<br />

Institut f.pd.Bildung, Materialanz.öst.<br />

Zeitgeschichte<br />

Renner Institut: Dokumentationen “100<br />

Jahre <strong>SPÖ</strong>” , “N<strong>ie</strong> w<strong>ie</strong>der Faschismus! N<strong>ie</strong><br />

w<strong>ie</strong>der Kr<strong>ie</strong>g!”. “D<strong>ie</strong> ersten 100 Jahre”<br />

VGA-Archiv 1975,1976 Der AZ-<br />

Geschichtsatlas, Dr.Hubert Steiner:”D<strong>ie</strong><br />

Arbeiterb<strong>ew</strong>egung in Österreich”<br />

Zeitzeugen: <strong>Hainfeld</strong>; Elisabeth Gschaider,<br />

Inge Wagner, Leopold Sch<strong>ie</strong>p, Leopold<br />

Vetter, Hohenberg; AltBgm.Ludwig<br />

Eigelsreither.<br />

Anhaltelager Wöllersdorf<br />

22 53<br />

D<strong>ie</strong> Erste Republik


D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng<br />

Zunftsymbol aus<br />

Lexikon für Berufe<br />

Kinderarbeit!<br />

24 54<br />

D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng<br />

in der herrschenden Monarch<strong>ie</strong><br />

Österreich<br />

großzügig gefördert und<br />

Im 18. Jh entstanden d<strong>ie</strong><br />

Manufakturen. S<strong>ie</strong> wurden von<br />

Schon um das Jahr 1000<br />

schlossen sich v<strong>ie</strong>le<br />

Handwerker Europas in<br />

Zünften zusammen. So auch in<br />

Österreich.<br />

Am Anfang war das Verhältnis<br />

zwischen Meister und<br />

Gesellen trotz patriachalischer<br />

Strukturen fr<strong>ie</strong>dlich. Das sollte<br />

sich aber bald ändern. Das<br />

Handwerk konnte nur bei<br />

einem Lehrmeister erlernt<br />

werden. Entlohnung gab es<br />

keine. Als Gegenleistung für<br />

d<strong>ie</strong> Arbeit gab es fre<strong>ie</strong> Kost<br />

und Logis. Der Lehrjunge<br />

wurde als Famil<strong>ie</strong>nmitgl<strong>ie</strong>d<br />

angesehen.<br />

Im 13. und 14. Jh übernahmen<br />

d<strong>ie</strong> Zünfte d<strong>ie</strong> wirtschaftliche<br />

und politische Führung in den<br />

Städten, sicherten sich<br />

Privileg<strong>ie</strong>n und weitreichende<br />

Vollmachten zur Bestimmung<br />

ihrer<br />

G<strong>ew</strong>erbeangelegenheiten.<br />

D<strong>ie</strong> vorher fre<strong>ie</strong>n<br />

Handwerksgesellen wurden<br />

immer deutlicher zu<br />

Lohnhandwerkern auf<br />

Lebenszeit degrad<strong>ie</strong>rt. Fast<br />

zeitgleich mit der Veränderung<br />

des Zunf<strong>tw</strong>esens setzte der<br />

Frühkapitalismus ein. Der<br />

Klassen- und<br />

Konkurrenzkampf zwischen<br />

Meister und Gesellen wurde<br />

immer härter. Schon damals<br />

kam es zu blutigen<br />

Auseinandersetzungen.<br />

konnten frei von Zunftzwang<br />

produz<strong>ie</strong>ren und verkaufen.<br />

V<strong>ie</strong>le tausende arbeitslose<br />

Gesellen, Frauen und Kinder<br />

wurden in den Manufakturen<br />

unter sehr schlechten<br />

Bedingungen beschäftigt. D<strong>ie</strong><br />

Herrschenden unterdrückten<br />

mit brutaler G<strong>ew</strong>alt alle<br />

Versuche der ArbeiterInnen,<br />

sich gegen d<strong>ie</strong> unmenschlichen<br />

Arbeitsbedingungen und d<strong>ie</strong><br />

totale Ausbeutung zu wehren.<br />

Besonders blutig wurde der<br />

Aufstand der<br />

Schuhmachergehilfen im Jahr<br />

1722 n<strong>ie</strong>dergeschlagen. S<strong>ie</strong>ben<br />

Personen wurden erschossen<br />

und zwei zum Tode verurteilt.<br />

D<strong>ie</strong> Verfolgung der<br />

Arbeiterschaft wurde immer<br />

schlimmer. Durch d<strong>ie</strong><br />

Handwerkspatente 1731/32,<br />

gültig für W<strong>ie</strong>n, NÖ und OÖ,<br />

wurden d<strong>ie</strong> Bruderschaften<br />

rechtlos gemacht. Noch<br />

restriktiver war das<br />

Koalitionsverbot, weil damit<br />

alle übergreifenden<br />

Absprachen zwischen den<br />

einzelnen Verbänden und<br />

gemeinsame Aktionen zur<br />

Verbesserung der miserablen<br />

Lebensumstände unter Strafe<br />

gestellt wurden. D<strong>ie</strong><br />

Kapitalisten im Verbund mit<br />

Klerikalen und Staat hatten<br />

einen fast perfekten<br />

Verhinderungsapparat gegen<br />

Bildung, Sozialwesen und<br />

Menschlichkeit errichtet.<br />

Im 14. und 15. Jh bildeten sich<br />

d<strong>ie</strong> ersten selbständigen<br />

Bruderschaften innerhalb der<br />

Gesellen und verfassten eine<br />

eigene „Gesellenordnung“.<br />

Eine Kommunikation mit<br />

anderen Bruderschaften gab es<br />

kaum. Daher waren im 15. und<br />

16. Jh Solidarität und<br />

Klassenb<strong>ew</strong>usstsein für<br />

gemeinsame<br />

Kampfmaßnahmen noch nicht<br />

ausgebildet.<br />

Mit der Industrialis<strong>ie</strong>rung zu<br />

Ende des 18. und am Beginn<br />

des 19. Jh und dem Einsatz der<br />

Dampfmaschine kam es zu<br />

völlig neuen<br />

Produktionsmöglichkeiten. D<strong>ie</strong><br />

Ausbeutung der ArbeiterInnen<br />

und vor allem d<strong>ie</strong> der Kinder<br />

s<strong>ie</strong> mussten bereits ab dem<br />

fünften Lebensjahr täglich<br />

arbeiten- erreichte ungeahnte<br />

Ausmaße. Das kümmerte d<strong>ie</strong><br />

herrschende Klasse in


S<strong>ie</strong> hatte aber auch leichtes Das bereits zugesagte, d<strong>ie</strong><br />

Sp<strong>ie</strong>l, weil d<strong>ie</strong> Arbeiterschaft ArbeiterInnen sehr<br />

rechtlos, ungebildet und nicht benachteiligende - Wahlrecht<br />

organis<strong>ie</strong>rt war. Das war genau wurde bald darauf w<strong>ie</strong>der<br />

das, was Bürgertum und Staat aberkannt. Schön langsam<br />

wollten. begriffen d<strong>ie</strong> ArbeiterInnen,<br />

Erst Mitte des 19. Jh gab es dass man nur mit vereinten<br />

erste Ansätze einer<br />

Kräften gegen d<strong>ie</strong> Allmacht<br />

organis<strong>ie</strong>rten Gegenwehr. von Staat und Kapitalismus<br />

Vorbild war d<strong>ie</strong> Französische<br />

erfolgreich ankämpfen könne.<br />

Revolution. Dort hatten Bürger, So gründeten s<strong>ie</strong> 1867 in W<strong>ie</strong>n<br />

Studenten, Bauern und den ersten Arbeiter-<br />

ArbeiterInnen gemeinsam Bildungsverein und schufen<br />

gegen d<strong>ie</strong> Feudalherrschaft aus d<strong>ie</strong>sem heraus den<br />

revolt<strong>ie</strong>rt.<br />

Arbeiter-G<strong>ew</strong>erbeverein.<br />

Am 13. März kam es auch in<br />

Endlich hatte man d<strong>ie</strong> Basis für<br />

Österreich zur Revolution. D<strong>ie</strong><br />

gemeinsame Forderungen zur<br />

Parole, von Frankreich<br />

Verbesserung der elenden<br />

übernommen, lautete:<br />

Lebensbedingungen gefunden.<br />

„Freiheit, Gleichheit, Man beschloss<br />

Brüderlichkeit.“ Z<strong>ie</strong>l war, folgende Forderungen:<br />

auch in Österreich d<strong>ie</strong><br />

Zehnstundentag<br />

Demokrat<strong>ie</strong> zu errichten. Einschränkung der Frauen-<br />

Während das Bürgertum und Kinderarbeit<br />

wichtige Zugeständnisse (arbeiten erst ab 14 J)<br />

bekam, wurden d<strong>ie</strong><br />

Minimalforderungen der Beschränkung der Nachtarbeit<br />

Arbeiterschaft - u.a. mehr<br />

Volles Koalitionsrecht<br />

Lohn, kürzere Arbeitszeit, Einführung von paritätischen<br />

Wahlrecht- nicht angenommen. Arbeiterkammern als<br />

Schlichtungsstellen<br />

Selbstbestimmung in<br />

Eigenangelegenheiten, vor<br />

allem Selbstverwaltung der<br />

Krankenkassen<br />

Einführung von<br />

Fabriksinspektoren<br />

Das war der Beginn der<br />

G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftsb<strong>ew</strong>egung.<br />

Durch das noch immer<br />

Daraufhin revolt<strong>ie</strong>rten d<strong>ie</strong> bestehende Koalitionsverbot<br />

ArbeitnehmerInnen im Mai und § 77 der G<strong>ew</strong>erbeund<br />

Oktober noch einmal. D<strong>ie</strong> ordnung war es den<br />

Staatsmacht setzte das Militär ArbeitnehmerInnen ungegen<br />

d<strong>ie</strong> wehrlosen Arbeiter möglich, sich untereinander<br />

ein. Es gab v<strong>ie</strong>le Tote und für Kampfmaßnahmen ab-<br />

Schwerverletzte. zusprechen bzw. akkord<strong>ie</strong>rte<br />

Noch 1848 gründete der Arbeitsverweigerungen<br />

Schustergeselle Fr<strong>ie</strong>drich durchzuführen.<br />

Sander den „1. W<strong>ie</strong>ner D<strong>ie</strong> gesunden Ideen der<br />

allgemeinen Arbeiterverein.“ SozialdemokratInnen wurden<br />

Das war der erste wichtige als staatsgefährlich eingestuft<br />

Schritt zur später folgenden und unter Strafe gestellt.<br />

Organis<strong>ie</strong>rung der<br />

Arbeiterschaft.<br />

Revolutionsmahnmal,<br />

Zentralfr<strong>ie</strong>dhof W<strong>ie</strong>n,<br />

Foto H. K<strong>ie</strong>gler<br />

22 55<br />

D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng


Schon beim geringsten Erfolg um Erfolg für d<strong>ie</strong><br />

Verdacht einer Absprache, ArbeiterInnen. 1885 wurde d<strong>ie</strong><br />

wurden d<strong>ie</strong> Bildungs-, Nachtarbeit für Frauen und<br />

G<strong>ew</strong>erbe- und Fachvereine Kinder und d<strong>ie</strong> Kinderarbeit<br />

aufgelöst und ihre unter 14 J verboten. D<strong>ie</strong><br />

Vereinskassen beschlagnahmt. tägliche Arbeitszeit wurde auf<br />

D<strong>ie</strong> Furcht vor einer<br />

11 Stunden beschränkt. D<strong>ie</strong><br />

organis<strong>ie</strong>rten Arbeiterschaft Sonntagsruhe und eine Art<br />

war r<strong>ie</strong>sengroß. Seitens der „Mutterschutz“ eingeführt.<br />

Feudalherren wurden alle Besonders wichtig war das<br />

erdenklichen Maßnahmen, Verbot des „Trucksystems“<br />

Schikanen und Tricks<br />

(=Tauschhandel). Bei d<strong>ie</strong>sem<br />

ausgepackt, um d<strong>ie</strong> eigenen System zahlten d<strong>ie</strong><br />

Pfründe weiterhin zu sichern. Betr<strong>ie</strong>bsbesitzer keinen Lohn,<br />

Doch d<strong>ie</strong><br />

sondern gaben stattdessen<br />

ArbeiterInnenorganisation kam<br />

wertlose Blechmarken aus. Mit<br />

immer besser in B<strong>ew</strong>egung. Im<br />

d<strong>ie</strong>sen konnte man nur in<br />

Dezember 1869<br />

werkseigenen Kantinen, meist<br />

demonstr<strong>ie</strong>rten 20.000<br />

zu weit überhöhten Preisen,<br />

ArbeiterInnen vor dem z. B. Lebensmittel kaufen. D<strong>ie</strong><br />

Reichstag in W<strong>ie</strong>n und<br />

Bosse hatten keine Scham und<br />

verlangten u.a. d<strong>ie</strong> Aufhebung bekamen auf d<strong>ie</strong>sem Umweg<br />

des Koalitionsverbotes, das alles Geld der ArbeiterInnen<br />

allgemeine und gleiche w<strong>ie</strong>der in d<strong>ie</strong> eigene Tasche<br />

Wahlrecht und d<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong>ährung zurück.<br />

von G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften. D<strong>ie</strong> durch d<strong>ie</strong><br />

1870 wurde das<br />

SozialdemokratInnen „auf der<br />

Koalitionsverbot aufgehoben Straße“ und durch Streiks<br />

und somit das Streikrecht errungenen gesetzlichen<br />

errungen. Der Staat schlug Verbesserungen fanden in ganz<br />

sehr gez<strong>ie</strong>lt und brutal zurück. Europa große Beachtung. Weil<br />

D<strong>ie</strong> führenden Köpfe der der Staat kein Interesse zeigte,<br />

Dezemberdemonstration d<strong>ie</strong> Einhaltung d<strong>ie</strong>ser schwer<br />

wurden im „W<strong>ie</strong>ner<br />

errungenen Gesetze zu<br />

Hochverratsprozess“ zu überwachen, wurde d<strong>ie</strong><br />

jahrelangen Kerkerstrafen Ausbeutung in v<strong>ie</strong>len<br />

verurteilt.(Hochveratsprozess) Bereichen ungen<strong>ie</strong>rt<br />

1872 gab es in der Monarch<strong>ie</strong><br />

fortgesetzt. D<strong>ie</strong> von den<br />

75 G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften und 59<br />

ArbeitnehmerInnen<br />

Arbeiter-Bildungsvereine, d<strong>ie</strong><br />

gegründeten Kranken- und<br />

v<strong>ie</strong>lfach gemeinsame Z<strong>ie</strong>le<br />

Unterstützungskassen kamen<br />

hatten. Da d<strong>ie</strong> ersten<br />

bei den ArbeiterInnen sehr gut<br />

Karl Schindlegger<br />

G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften<br />

an. Den Behörden waren s<strong>ie</strong><br />

sozialdemokratisch (später<br />

ein Dorn im Auge. S<strong>ie</strong> führten<br />

„Fre<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften“)<br />

eine Statutenänderung herbei<br />

waren, wurden s<strong>ie</strong> durch<br />

und wandelten d<strong>ie</strong> Kassen in<br />

v<strong>ie</strong>lerlei behördliche<br />

steuerpflichtige<br />

Schikanen und Maßnahmen<br />

Versicherungsgesellschaften<br />

verfolgt und führende<br />

um. Dadurch verd<strong>ie</strong>nten zwar<br />

Funktionäre immer w<strong>ie</strong>der mit<br />

d<strong>ie</strong> Herrschenden w<strong>ie</strong>der sehr<br />

fadenscheinigen<br />

gut, für d<strong>ie</strong> einzahlenden<br />

Begründungen- verhaftet. D<strong>ie</strong><br />

ArbeitnehmerInnen bl<strong>ie</strong>b<br />

staatliche<br />

jedoch nichts mehr übrig. D<strong>ie</strong><br />

Unterdrückungsmaschiner<strong>ie</strong><br />

vorher gut funktion<strong>ie</strong>renden<br />

Arbeiterdemonstration, 1848<br />

konnte d<strong>ie</strong> mutigen<br />

Kassen gingen bald nach der<br />

sozialdemokratischen<br />

Umwandlung pleite.<br />

24 56<br />

FunktionärInnen aber nicht<br />

mehr aufhalten. S<strong>ie</strong> errangen<br />

D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng


1873 kam es zu einer Dem W<strong>ie</strong>ner Armenarzt Dr.<br />

verheerenden Victor Adler gelang beim<br />

Wirtschaftskrise, ausgelöst Parteitag der<br />

durch d<strong>ie</strong> wahnwitzigen SozialdemokratInnen in<br />

Spekulationen der Börsen und <strong>Hainfeld</strong> zur Jahreswende<br />

Banken. Für d<strong>ie</strong> 1888/89 d<strong>ie</strong> Einigung der<br />

ArbeitnehmerInnen hatte das zerstrittenen Grupp<strong>ie</strong>rungen.<br />

M<strong>ie</strong>se Zeiten für ArbeiterInnen:<br />

ArbeiterInnenwohnung,<br />

Adler r<strong>ie</strong>f zur Gründung der<br />

SchichtarbeiterInnenkind <strong>SPÖ</strong>-Archiv G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften auf. Noch in<br />

n<strong>ie</strong>derschmetternde<br />

den Neunzigerjahren des 19.<br />

Auswirkungen. D<strong>ie</strong> jahrelange Jh wurden v<strong>ie</strong>le lokale<br />

Stagnation als Folge der G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftsvereine<br />

Wirtschaftskrise verursachte gegründet. D<strong>ie</strong>se organis<strong>ie</strong>rten<br />

ein Heer von Arbeitslosen und d<strong>ie</strong> „Fachtage“. Dort wurden<br />

behinderte d<strong>ie</strong><br />

d<strong>ie</strong> Forderungen nach dem<br />

G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften in ihrer Achtstundenarbeitstag immer<br />

Weiteren<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng. Innerhalb vehementer. D<strong>ie</strong> nun<br />

der Arbeiterschaft kam es zu demonstr<strong>ie</strong>rte Einigkeit<br />

schweren<br />

machte auf d<strong>ie</strong> Behörden<br />

Auseinandersetzungen und das großen Eindruck. Nach<br />

b<strong>ew</strong>irkte d<strong>ie</strong> Spaltung in einen <strong>Hainfeld</strong> gab es v<strong>ie</strong>le<br />

radikalen und einen<br />

Streikkämpfe mit blutigem<br />

gemäßigten Flügel. D<strong>ie</strong> Ausgang. D<strong>ie</strong> Armut der<br />

Radikalen wollten einen ArbeiterInnen war groß, d<strong>ie</strong><br />

revolutionären Umsturz in der Löhne n<strong>ie</strong>drig, d<strong>ie</strong> Preise hoch<br />

Gesellschaft herbeiführen. Das Ein Vergleich:<br />

lehnten d<strong>ie</strong> Gemäßigten ab. S<strong>ie</strong> Verhältnis Arbeitszeit Preis für<br />

wollten eine Grundnahrungsmittel um 1890<br />

Gesellschaftsänderung auf 0,9 Stunden<br />

demokratischem Wege<br />

erreichen.<br />

für 1 Liter Milch<br />

8,0 Sunden<br />

für 1 Kg Schweinefleisch<br />

9,4 Stunden<br />

für 1 Kg Schweineschmalz<br />

Quelle:“Vom Gstättenhammer zum<br />

wel<strong>tw</strong>eiten Neuman-Aluminium, DI W.<br />

Pusch, F. Kickinger u. L. Heistinger<br />

22 57<br />

D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng


D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng<br />

24 58<br />

1889 wurde in Paris, bei der VIII. war der Weg für eine<br />

Gründung der II. christliche<br />

Sozialistischen Internationale, G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftsbw<strong>ew</strong>egung<br />

der 1. Mai als Kampf- und geebnet. Sogar der Papst hatte<br />

Fe<strong>ie</strong>rtag beschlossen, Parole: 8 d<strong>ie</strong> totale Ausbeutung der<br />

Stundentag -8 Stunden Arbeit, Notleidenden durch das<br />

8 Stunden Erholung und 8 kapitalistische System schwer<br />

Stunden Freizeit. Schon am 1. unter Beschuss genommen.<br />

Mai 1890 demonstr<strong>ie</strong>rten 1892 gründete der<br />

alleine in W<strong>ie</strong>n über 100.000 Sattlergehilfe Leopold<br />

ArbeiterInnen für den Kuntschak einen christlichen<br />

Achtstundentag. 1891 wurde Arbeiterverein. 1896 wurde<br />

der 1884 verhängte der „Erste Christlichsoziale<br />

Ausnahmezustand aufgehoben. Arbeiterparteitag“ abgehalten.<br />

1893 wurde in W<strong>ie</strong>n d<strong>ie</strong> 1897 erfolgte der<br />

G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftskommission Organisationsaufbau.<br />

gegründet. Der große Gegensatz zwischen<br />

den „Fre<strong>ie</strong>n“ und den<br />

„Christlichen „<br />

G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften war d<strong>ie</strong><br />

Einstellung zu den Streiks. D<strong>ie</strong><br />

„Fre<strong>ie</strong>n“ griffen oft zu d<strong>ie</strong>sem<br />

Mittel um ihre Vorstellungen<br />

durchzusetzen. D<strong>ie</strong><br />

„Christlichen“ dagegen wollten<br />

den Streik nur als allerletzte<br />

Lösungsmöglichkeit.<br />

Ab 1900 begann in Österreich<br />

D<strong>ie</strong> neugegründete Kommission mit<br />

Anna Boschek, ÖGB-Archiv<br />

S<strong>ie</strong> beschloss 1894 eigene<br />

Streikrichtlin<strong>ie</strong>n. Ab d<strong>ie</strong>sem<br />

Zeitpunkt wurden nur d<strong>ie</strong> bei<br />

der G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftskommission<br />

gemeldeten und von d<strong>ie</strong>ser<br />

genehmigte Streiks<br />

unterstützt. Anton Hueber<br />

wurde neuer Sekretär und<br />

übte d<strong>ie</strong> Funktion über 40<br />

Jahre erfolgreich aus. Anna<br />

Boschek war d<strong>ie</strong> erste Frau in<br />

der Kommission. 1896 kam es<br />

zu einem folgenschweren<br />

Streit. D<strong>ie</strong> tschechisch<br />

sprechenden<br />

Komissionsmitgl<strong>ie</strong>der<br />

gründeten daraus result<strong>ie</strong>rend<br />

eine eigene Kommission. 1900<br />

wurde der ungarische<br />

G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftsrat gegründet.<br />

Auch in Ungarn wollten d<strong>ie</strong><br />

staatlichen Behörden d<strong>ie</strong><br />

G<strong>ew</strong>erksschaftsgründung mit<br />

und in den Kronländern der<br />

Kampf um den<br />

Zehnstundentag.<br />

D<strong>ie</strong> mittlerweile<br />

ernstzunehmende<br />

Arbeiterorganisation wurde<br />

von den UnternehmerInnen<br />

schwer bekämpft. S<strong>ie</strong><br />

erstellten d<strong>ie</strong> sogenannten<br />

„Schwarzen Listen“. Auf<br />

d<strong>ie</strong>sen geheimen Listen<br />

standen d<strong>ie</strong> Namen der<br />

ArbeiterfunktionärInnen, d<strong>ie</strong><br />

für d<strong>ie</strong> Rechte der<br />

BerufskollegInnen kämpften.<br />

Wer auf den „Schwarzen<br />

Listen“ stand, bekam<br />

österreichweit keine Arbeit. In<br />

den Arbeitsbüchern der<br />

ArbeiterInnen wurden von den<br />

ArbeitgeberInnen geheime<br />

Zeichen vermerkt, d<strong>ie</strong> jeden<br />

Funktionär sofort „entlarven“<br />

sollten. D<strong>ie</strong>se Hinterlist wurde<br />

von einigen Bäckergehilfen<br />

allen Mitteln verhindern.<br />

1905 erkannt und angezeigt.<br />

Mit der Enzyklika „Rerum S<strong>ie</strong> klagten beim<br />

novarum“(= lat. über d<strong>ie</strong> Bezirksgericht Favoriten<br />

Arbeiterfrage) von Papst Leo wegen Schadenersatz.


Sowohl das Bezirks- als auch versuchten mit diversen<br />

das Landesgericht in W<strong>ie</strong>n Vorwänden, d<strong>ie</strong> ohned<strong>ie</strong>s<br />

w<strong>ie</strong>sen d<strong>ie</strong> Klage ab. Erst der n<strong>ie</strong>drigen Löhne noch weiter<br />

Oberste Gerichtshof gab der zu reduz<strong>ie</strong>ren. Besonders<br />

Klage statt, d<strong>ie</strong> Listen waren schlimm erging es den<br />

somit als widerrechtlich ArbeiterInnen in der<br />

erkannt worden und durften Kr<strong>ie</strong>gsindustr<strong>ie</strong>. D<strong>ie</strong>se standen<br />

nicht mehr verwendet werden. unter staatlichem Schutz und<br />

Nun l<strong>ie</strong>ßen sich d<strong>ie</strong> militärischer Leitung. Für<br />

UnternehmerInnen immer d<strong>ie</strong>se Betr<strong>ie</strong>be und das waren<br />

neue Methoden zur in Österreich sehr v<strong>ie</strong>le- war<br />

Bekämpfung der das Koalitionsrecht aufgehoben<br />

„Störenfr<strong>ie</strong>de“ einfallen. 1907 worden. Das führte in v<strong>ie</strong>len<br />

gründeten s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> „Hauptstelle Fällen zur ungezügelten<br />

der Arbeitgeberorganisation Willkürherrschaft durch<br />

der österreichischen Militär und<br />

Industr<strong>ie</strong>llen“. Deren UnternehmerInnen.<br />

wirkliches Z<strong>ie</strong>l war, den Kampf<br />

gegen d<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften<br />

noch besser und effiz<strong>ie</strong>nter zu<br />

Schon immer waren d<strong>ie</strong><br />

gestalten. Ein Geheimpap<strong>ie</strong>r<br />

gesetzlichen Bestimmungen<br />

mit genauen Anweisungen, w<strong>ie</strong><br />

für d<strong>ie</strong> soziale Lage der<br />

gegen d<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften<br />

Arbeiterschaft von sehr großer<br />

vorzugehen sei, wurde an alle<br />

Bedeutung. Aus d<strong>ie</strong>ser<br />

UnternehmerInnen verteilt.<br />

Erkenntnis heraus wurden d<strong>ie</strong><br />

D<strong>ie</strong> Nichtbeachtung d<strong>ie</strong>ser<br />

harten Auseinandersetzungen<br />

Regeln wurde mit hohen<br />

zur Erringung eines<br />

Geldstrafen geahndet. Ein<br />

allgemeinen und vor allem<br />

weiterer Versuch der<br />

gleichen Wahlrechtes im<br />

Industr<strong>ie</strong>bosse d<strong>ie</strong><br />

Interesse der gesamten<br />

G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften zu<br />

Arbeiterschaft immer<br />

schwächen, war d<strong>ie</strong> Gründung<br />

verständlicher.<br />

der sogenannten „gelben“ Ein paar Zahlen verdeutlichen<br />

Organisationen. D<strong>ie</strong>se von den das d<strong>ie</strong> ArbeiterInnen schwer<br />

Industr<strong>ie</strong>llen selbst gelenkten benachteiligende Wahlrecht<br />

g<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftsähnlichen damaliger Zeit:<br />

Einrichtungen wurden aber Ab 1867 durfte in Österreich<br />

von den ArbeiterInnen nicht g<strong>ew</strong>ählt werden.<br />

akzept<strong>ie</strong>rt.<br />

Wahlberechtigt waren nur<br />

1912 waren erst 17 % der Besitzende. ArbeiterInnen<br />

Arbeiterschaft<br />

durften nicht wählen.<br />

kollektivvertraglich<br />

1873 gab es 4 Wählerklassen<br />

abgesichert. Im<br />

(Kur<strong>ie</strong>n). In der 1. waren d<strong>ie</strong><br />

Kollektivvertrag wurden Großgrundbesitzer<br />

Mindestlöhne,<br />

(Kaiserhaus, Fürsten usw.), in<br />

Überstundenzuschläge, der zweiten d<strong>ie</strong> Unternehmer,<br />

Arbeitszeiten, Sonntagsruhe, in der dritten das<br />

Freigabe des 1. Mai usw. Großbürgertum und in der<br />

festgelegt. D<strong>ie</strong>se<br />

v<strong>ie</strong>rten d<strong>ie</strong> Bauern. Auch h<strong>ie</strong>r<br />

Vereinbarungen zwischen waren d<strong>ie</strong> ArbeiterInnen von<br />

G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften und<br />

der Wahl ausgeschlossen.<br />

Arbeitgeberverbänden wurden 1896 wurde d<strong>ie</strong> fünfte<br />

in verbindlicher Form Wählerklasse blutig erkämpft.<br />

n<strong>ie</strong>dergeschr<strong>ie</strong>ben. Den Ersten D<strong>ie</strong> Arbeiter konnten erstmals<br />

Weltkr<strong>ie</strong>g benützten v<strong>ie</strong>le wählen.<br />

Unternehmer dazu, d<strong>ie</strong><br />

Einflussmöglichkeiten der<br />

G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften 22 w<strong>ie</strong>der<br />

59<br />

zurückzudrängen. S<strong>ie</strong><br />

D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng


D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng<br />

60<br />

24<br />

Zum Vergleich: D<strong>ie</strong> ersten v<strong>ie</strong>r fanden. So wurden u.a.<br />

Wählerklassen, d<strong>ie</strong> klare folgende Gesetze im Parlament<br />

Minderheit der Bevölkerung beschlossen:<br />

stellte 335 Abgeordnete, d<strong>ie</strong> Achtstundentag, Verankerung<br />

fünfte Wählerklasse und damit der Arbeitsämter,<br />

d<strong>ie</strong> Bevölkerungsmehrheit in Urlaubsgesetz,<br />

Österreich durfte nur 74 Arbeiterkammergesetz,<br />

Abgeordnete stellen. Frauen Aufhebung der Kinderarbeit,<br />

hatten kein Wahlrecht. Abschaffung des<br />

Ein deutliches Beisp<strong>ie</strong>l: Arbeitsbuches,<br />

Gemeinderatswahlen 1905 in Kollektivvertragsgesetz,<br />

<strong>Hainfeld</strong>. Arbeitlosenunterstützung,<br />

Der 4. Wahlkörper (Arbeiter)<br />

brauchte 247 Stimmer pro<br />

Mandat.<br />

Der 1. Wahlkörper brauchte<br />

nur 14 Stimmen pro Mandat.<br />

Quelle: „Arbeiterb<strong>ew</strong>egung im Bezirk<br />

Lil<strong>ie</strong>nfeld“, Franz Lettner<br />

Regelung der Nachtarbeit für<br />

Frauen und Jugendliche usw.<br />

Das l<strong>ie</strong>ßen sich d<strong>ie</strong> sehr gut<br />

organis<strong>ie</strong>rten ArbeiterInnen<br />

nicht mehr gefallen. 1905<br />

gingen 250.000<br />

Demonstranten in W<strong>ie</strong>n auf d<strong>ie</strong><br />

Strasse und erreichten nach<br />

jahrzehntelangem Kampf<br />

endlich das allgemeine und vor<br />

allem gleiche Wahlrecht.<br />

Das Frauenwahlrecht wurde<br />

von der konservativen<br />

Reichsratsmehrheit noch mehr<br />

als ein Jahrzehnt verhindert.<br />

1918 nach Kr<strong>ie</strong>gsende und<br />

Ausrufung der Republik<br />

Österreich war es dann soweit,<br />

dass auch d<strong>ie</strong> Frauen wählen<br />

durften.<br />

Erst jetzt begann d<strong>ie</strong> soziale<br />

Zeitrechnung für<br />

ArbeitnehmerInnen.<br />

Mit Dr. Karl Renner hatten d<strong>ie</strong><br />

G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften einen großen<br />

Fürsprecher im Parlament<br />

g<strong>ew</strong>onnen. Er und<br />

Staatssekretär Ferdinand<br />

Hanusch, beide<br />

Foto: ÖGB-Archiv, Grafiku Foto:<br />

Sozialdemokraten, leiteten „welthungerhilfe“<br />

gemeinsam mit den<br />

G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften einen sozialen<br />

Einst und jetzt:<br />

Quantensprung für<br />

Milliardenverd<strong>ie</strong>nste durch<br />

ArbeiterInnen in Österreich<br />

Kinderarbeit,<br />

ein. In nur zwei Jahren, von Bild oben „Schwabenkinder“<br />

1918 bis 1920, wurden<br />

Meilensteine in der<br />

Sozialpolitik gelegt, d<strong>ie</strong> nicht<br />

nur in Europa große Beachtung


D<strong>ie</strong>se gesetzlichen<br />

Errungenschaften fanden bei<br />

der Arbeiterschaft höchste<br />

Anerkennung.<br />

Bei den Februarkämpfen 1934,<br />

kam es in Österreich zu<br />

bürgerkr<strong>ie</strong>gsähnlichen<br />

Zuständen.<br />

D<strong>ie</strong> steigenden<br />

Mitgl<strong>ie</strong>derzahlen bei den<br />

G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften war ein<br />

Ausdruck dafür.<br />

D<strong>ie</strong> Fre<strong>ie</strong>n G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften<br />

(SozialdemokratInnen) hatten<br />

den größten Zulauf. 1918 noch<br />

400.000, waren es 1920<br />

bereits über eine Million<br />

Mitgl<strong>ie</strong>der. Bei den<br />

Christg<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften waren<br />

es zu d<strong>ie</strong>ser Zeit 79.000, bei<br />

den Nationalen<br />

G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften 45.000.<br />

D<strong>ie</strong> sozialen Errungenschaften<br />

störten besonders das<br />

Bürgertum. D<strong>ie</strong><br />

G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften waren aber<br />

bereits zu stark, um sich d<strong>ie</strong>se<br />

Errungenschaften w<strong>ie</strong>der<br />

D<strong>ie</strong> christlichsoziale Diktatur<br />

unter Kanzler Dollfuß l<strong>ie</strong>ß<br />

reihenweise engag<strong>ie</strong>rte<br />

sozialdemokratische<br />

G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftsfunktionäre,<br />

Sozialdemokraten und<br />

Kommunisten einsperren.<br />

Noch v<strong>ie</strong>l schlimmer kam es<br />

1938 unter der Hitlerdiktatur.<br />

Wer nicht rechtzeitig flüchten<br />

oder untertauchen konnte,<br />

wurde verhaftet und sofort in<br />

ein Konzentrationslager<br />

gebracht. Zu den zigtausenden<br />

Opfern zählten vor allem d<strong>ie</strong><br />

Juden, aber auch der Klerus,<br />

Führer der Vorgängerdiktatur,<br />

v<strong>ie</strong>le bekannte Funktionäre<br />

des illegalen<br />

sozialdemokratischen<br />

G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftsflügels,<br />

wegnehmen zu lassen.<br />

Sozialdemokraten,<br />

D<strong>ie</strong> negativen Auswirkungen<br />

des kurz zuvor verlorenen<br />

Ersten Weltkr<strong>ie</strong>ges, d<strong>ie</strong> für d<strong>ie</strong><br />

Rückzahlungen und<br />

Wirtschaftsankurbelung<br />

aufgenommene<br />

Völkerbundanleihe, d<strong>ie</strong><br />

Währungsumstellung von<br />

Kronen auf Schilling (1924)<br />

und in hohem Maße auch d<strong>ie</strong><br />

durch Spekulationsgeschäfte<br />

verursachte Wirtschaftskrise<br />

traf nur d<strong>ie</strong> Arbeiterschaft mit<br />

voller Wucht. S<strong>ie</strong> verloren (d<strong>ie</strong><br />

Sozialdemokraten waren nicht<br />

mehr in der Reg<strong>ie</strong>rung) nicht<br />

nur v<strong>ie</strong>le der vorher sehr hart<br />

errungenen Rechte sondern<br />

auch Arbeit, Einkommen,<br />

Wohnungen und damit<br />

verbunden oft auch ihre<br />

Selbstachtung.<br />

Insgesamt waren d<strong>ie</strong> Jahre bis<br />

zu den Diktaturen (1933 bis<br />

1945) von schweren<br />

Arbeitskämpfen und blutigen<br />

politischen<br />

Auseinandersetzungen geprägt.<br />

D<strong>ie</strong> g<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftlichen<br />

Erfolge h<strong>ie</strong>lten sich in d<strong>ie</strong>ser<br />

Zeit in Grenzen.<br />

christlichsoziale<br />

G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>after, Kommunisten<br />

usw.<br />

D<strong>ie</strong> Nazis gingen sofort daran,<br />

d<strong>ie</strong> Arbeiterkammern und d<strong>ie</strong><br />

in der Dollfußdiktatur<br />

errichteten<br />

Einheitsg<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften zu<br />

zerschlagen und leisteten<br />

dabei „ganze Arbeit.“<br />

Als Nachfolgeeinrichtung<br />

schufen s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> deutsche<br />

Arbeitsfront (DAF). Dort<br />

hatten aber d<strong>ie</strong> Unternehmer<br />

das Wort, d<strong>ie</strong> ArbeiterInnen<br />

waren nur ein lästiges<br />

Anhängsel ohne Einfluss. Das<br />

aber führte sehr schnell zum<br />

Widerstand. Es wurden<br />

Widerstandsgruppen gebildet.<br />

In einer vorher in Österreich<br />

noch n<strong>ie</strong> gekannten Eintracht,<br />

kämpften Sozialdemokraten,<br />

Christlichsoziale,<br />

Kommunisten, der Klerus,<br />

Bauern und Bürgertum<br />

Schulter an Schulter gegen das<br />

Horrorregime der Nazis. D<strong>ie</strong>se<br />

Gemeinsamkeit sollte auch für<br />

d<strong>ie</strong> Zukunft bestimmend sein.<br />

22 61<br />

D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng


D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng<br />

Karl Schindlegger,<br />

ein äußerst emsiger<br />

und überzeugter <strong>Hainfeld</strong>er<br />

G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftsfunktionär<br />

der Bau- und Holzarbeiter.<br />

62 24<br />

Tausende WiderstandskämpferInnen<br />

haben für den<br />

Kampf um fre<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften<br />

ihr Leben gelassen,<br />

wurden gefoltert oder<br />

jahrelang eingesperrt. Erst<br />

1945 war der nationalsozialistische<br />

Wahnsinn vorbei.<br />

Faschistenmahnmal im W<strong>ie</strong>ner<br />

Zentralfr<strong>ie</strong>dhof, Foto H. K<strong>ie</strong>gler<br />

Am 27. April 1945 wurde d<strong>ie</strong><br />

neue, provisorische Staatsreg<strong>ie</strong>rung<br />

unter Kanzler Dr.<br />

Karl Renner angelobt. Beim<br />

W<strong>ie</strong>deraufbau der<br />

demokratischen Republik<br />

leisteten d<strong>ie</strong> ArbeiterInnen<br />

Großartiges. Gemeinsam mit<br />

allen Bevölkerungsschichten<br />

wurde Österreich zu dem Staat<br />

en<strong>tw</strong>ickelt, den heute v<strong>ie</strong>le<br />

Menschen und Reg<strong>ie</strong>rungen<br />

auf der ganzen Welt beneiden.<br />

Am 15. April 1945 wurde d<strong>ie</strong><br />

Gründung des ÖsterreichischenG<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftsbundes<br />

mit 14 Fachgruppen<br />

beschlossen. Johann Böhm<br />

wurde der erste Vorsitzende.<br />

Er erkannte richtig, dass nicht<br />

nur der Einfluss auf d<strong>ie</strong> Sozialgesetzgebung<br />

sehr wichtig für<br />

d<strong>ie</strong> Arbeiterschaft ist, sondern<br />

auch der wirtschaftliche Einfluss.<br />

Nun gingen Staatsführung<br />

und G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aft Populäre ÖGB-Präsidenten v. O. Josef<br />

sofort ans Werk. Gemeinsam Böhm, Franz Olah, Anton Benya und<br />

der amt<strong>ie</strong>rende Rudolf Hundstorfer,<br />

wurde d<strong>ie</strong> einst vorbildliche Fotos ÖGB-Archiv<br />

Sozialgesetzgebung der Ersten<br />

Republik, d<strong>ie</strong> unter den beiden<br />

vorher erwähnten Diktaturen<br />

völlig zerstört worden war,<br />

Schritt für Schritt w<strong>ie</strong>der<br />

eingeführt. Erst danach begann<br />

man, Anschluss an d<strong>ie</strong> internationale<br />

En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng zu<br />

finden.


1955 errangen d<strong>ie</strong> der Gesamtb<strong>ew</strong>ertung<br />

G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften einen großen Österreichs für d<strong>ie</strong><br />

Erfolg. Das ASVG wurde Zustimmung.<br />

geschaffen. Darin finden sich Naturgemäß gab es auch in<br />

alle unselbständig den Nachkr<strong>ie</strong>gsjahren Streiks,<br />

Erwerbstätigen Österreichs. doch gelang es dem ÖGB im<br />

Das vordringlichste Problem Einvernehmen mit der<br />

d<strong>ie</strong>ser Zeit waren d<strong>ie</strong> Staatsobrigkeit und der<br />

schlechten Lebensumstände Unternehmerschaft ein Klima<br />

der ÖsterreicherInnen, d<strong>ie</strong> des Vertrauens zu en<strong>tw</strong>ickeln<br />

trotz allen Bemühens ohne und zu festigen. Bester B<strong>ew</strong>eis<br />

tatkräftige ausländische Hilfe dafür ist d<strong>ie</strong> bis heute<br />

nicht zu verbessern g<strong>ew</strong>esen ungebrochene Achse in der<br />

wären. Geld- und Sozialpartnerschaft. D<strong>ie</strong><br />

Lebensmittelspenden (UNRA- Paritätische Kommission setzt<br />

Programm, CARE-Paketaktion sich aus ArbeitnehmerInnen,<br />

und Marshallplan) aus dem ArbeitgeberInnen und deren<br />

Ausland standen im Verbände zusammen. S<strong>ie</strong><br />

Vordergrund. verhandeln gleichberechtigt<br />

Zusammen mit den<br />

und auf Augenhöhe sehr<br />

gesamtösterreichischen erfolgreich für d<strong>ie</strong> gesamte<br />

Bemühungen konnte d<strong>ie</strong> Bevölkerung. Der<br />

missliche Lage unseres Landes „Klassenkampf“ wird fr<strong>ie</strong>dlich<br />

einigermaßen stabilis<strong>ie</strong>rt und auf dem „grünen“ Tisch<br />

werden. D<strong>ie</strong> Rückgabe der als geführt. D<strong>ie</strong>se österreichische<br />

ehemals deutsches Eigentum Lösung war und ist Vorbild für<br />

deklar<strong>ie</strong>rten Fabriken von den v<strong>ie</strong>le Staaten der Welt<br />

Alli<strong>ie</strong>rten gestaltete sich sehr g<strong>ew</strong>orden. Der seit<br />

schw<strong>ie</strong>rig. S<strong>ie</strong> fehlten dem Jahrzehnten gut<br />

Staate Österreich als ganz funktion<strong>ie</strong>renden<br />

wichtige Einnahmequelle. Mit Sozialpartnerschaft ist zu<br />

den Westmächten Frankreich, einem guten Teil der Aufst<strong>ie</strong>g<br />

England und USA war d<strong>ie</strong> Österreichs in wirtschaftlichen<br />

Rückgabe bereits fix<br />

und sozialen Belangen zu<br />

ausgehandelt. D<strong>ie</strong> Sowjetunion<br />

verdanken.<br />

machte aber in d<strong>ie</strong>se Richtung Davon profit<strong>ie</strong>ren alle<br />

keine Anstalten. S<strong>ie</strong> hatte d<strong>ie</strong> ÖsterreicherInnen. D<strong>ie</strong><br />

Fabriken in ihrem schweren und blutigen<br />

Einflussbereich genützt und Auseinandersetzungen in<br />

verwaltet. D<strong>ie</strong> Rückgabe der Österreich sind Gott sei Dank<br />

als USIA-Betr<strong>ie</strong>be bekannten Geschichte.<br />

Unternehmen wurde mit v<strong>ie</strong>l Heute leben wir in einem Staat<br />

Geld erkauft und zusätzlich und in einer Zeit, wo jeder d<strong>ie</strong><br />

mussten d<strong>ie</strong> Schulden d<strong>ie</strong>ser gleichen Grundrechte hat. Das<br />

Betr<strong>ie</strong>be übernommen werden. zu erringen hat v<strong>ie</strong>l Zeit, Blut,<br />

Der im Mai 1955 von allen Mut, und vor allem v<strong>ie</strong>l Leid<br />

Beteiligten unterzeichnete gekostet, aber auch v<strong>ie</strong>l<br />

Staatsvertrag sicherte Vernunft und Verständnis<br />

Österreich d<strong>ie</strong> volle gebracht.<br />

Unabhängigkeit.<br />

D<strong>ie</strong> demokrat<strong>ie</strong>politisch<br />

Aber:...ES HAT SICH<br />

Foto <strong>SPÖ</strong>-Archiv<br />

D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng<br />

maßvolle und dadurch AUSGEZAHLT!<br />

stabilis<strong>ie</strong>rende Rolle der<br />

G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften im Vorfeld<br />

des Staatsvertrages darf nicht<br />

unterschätzt werden. D<strong>ie</strong>se<br />

Foto: H. K<strong>ie</strong>gler, Parlament<br />

war nämlich ein wichtiger und<br />

mitentscheidender 22 Faktor bei<br />

63


Demonstrationen, Protestkundgebungen und Streiks<br />

64<br />

24<br />

Demonstrationen,<br />

Mit allen möglichen<br />

Argumenten und Mitteln<br />

Protestkundgebungen versuchen s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>se Rechte<br />

und Streiks<br />

auszuhöhlen, um dadurch auf<br />

Kosten der ArbeitnehmerInnen<br />

Bis Mitte des 19. Jh waren d<strong>ie</strong><br />

ihren G<strong>ew</strong>inn nochmals<br />

ArbeiterInnen völlig rechtlos<br />

steigern zu können. Wenn es<br />

und lebten in erbärmlichsten<br />

stimmt, was man hört, dass in<br />

Verhältnissen. D<strong>ie</strong><br />

g<strong>ew</strong>issen Branchen u.a.<br />

Auswirkungen der<br />

geleistete Überstunden nicht<br />

Revolutionen des Jahres 1848<br />

mehr bezahlt werden oder d<strong>ie</strong><br />

hatten deutlich vor Augen<br />

Stundenlöhne weit unter den<br />

geführt, dass eine<br />

gesetzlichen Normen l<strong>ie</strong>gen<br />

Verbesserung der<br />

und d<strong>ie</strong> in solchen Betr<strong>ie</strong>ben<br />

Lebensumstände nur durch<br />

Beschäftigten aus Angst<br />

eine straff organis<strong>ie</strong>rte und zu<br />

(Verlust des Arbeitsplatzes)<br />

Kampfmaßnahmen bereite<br />

sich nicht trauen, darüber zu<br />

Arbeiterschaft erreichbar ist.<br />

reden, sind wir w<strong>ie</strong>der in einer<br />

Es hat danach noch v<strong>ie</strong>le Zeit angelangt, wo es nötig<br />

Jahrzehnte gedauert, bis d<strong>ie</strong> scheint, geschlossen d<strong>ie</strong><br />

sozialen Mindeststandards adäquaten Maßnahmen zu<br />

durch Kampfmaßnahmen treffen.<br />

gegen Obrigkeitsstaat und<br />

D<strong>ie</strong> am Schluß angeführten<br />

ArbeitgeberInnen gesetzlich<br />

Beisp<strong>ie</strong>le zeigen, dass einzelne<br />

errungen werden konnten. D<strong>ie</strong><br />

ArbeitnehmerInnen solchen<br />

für d<strong>ie</strong> ArbeitnehmerInnen<br />

En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ngen so hilflos w<strong>ie</strong><br />

wirklich wichtigen<br />

damals, als s<strong>ie</strong> nicht organs<strong>ie</strong>rt<br />

Sozialreformen wurden von<br />

waren, ausgel<strong>ie</strong>fert sind.<br />

den SozialdemokratInnen zu<br />

Beginn (1918-1920) der Ersten Mit der Angst der arbeitenden<br />

Republik im Parlament<br />

Menschen zu spekul<strong>ie</strong>ren und<br />

durchgesetzt. Im<br />

damit durch entsprechende<br />

erzkonservativen und<br />

Maßnahmen auch noch fette<br />

autoritäten Ständestaat von G<strong>ew</strong>inne einzufahren, ist das<br />

1933 bis 1938 und der<br />

wahre Gesicht des<br />

Hitlerdiktatur von 1938 bis Kapitalismus w<strong>ie</strong>der sichtbar<br />

1945 wurden v<strong>ie</strong>le der vorher g<strong>ew</strong>orden. Es ist höchste Zeit,<br />

hart errungenen Rechte w<strong>ie</strong>der sich gegen den Abbau sozialer<br />

aberkannt. Spitzeltum, Verrat, Errungenschaften aktiv zur<br />

Kerker und Todesstrafe waren Wehr zu setzen.<br />

in d<strong>ie</strong>sen Jahren für d<strong>ie</strong><br />

KämpferInnen demokratischer<br />

Verhältnisse w<strong>ie</strong>der an der<br />

Tagesordnung.<br />

Erst nach Kr<strong>ie</strong>gsende 1945 und<br />

Gründung der Zweiten<br />

Republik konnten Schritt für<br />

Schritt d<strong>ie</strong> heute wel<strong>tw</strong>eit<br />

beachteten Sozialleistungen<br />

gesetzlich verankert werden.<br />

Hauptveran<strong>tw</strong>ortlich dafür<br />

waren immer d<strong>ie</strong><br />

SozialdemokratInnen.<br />

D<strong>ie</strong> hart errungenen Rechte<br />

sind aber g<strong>ew</strong>issen Kreisen in<br />

Österreich w<strong>ie</strong> eh und je- ein<br />

Dorn im Auge.


Beisp<strong>ie</strong>lhafte Aufzählung von Weitere Ereignisse werden nur<br />

Demonstrationen, mehr schlagwortartig<br />

Protestkundgebungen und angeführt.<br />

Streiks im Bezirk Lil<strong>ie</strong>nfeld. Nach 1945 wurden d<strong>ie</strong> harten<br />

Auseinandersetzungen auf den<br />

Arbeitszeiten und<br />

grünen Tisch verlagert. D<strong>ie</strong><br />

Verd<strong>ie</strong>nstmöglichkeiten um Paritätische Kommission setzt<br />

d<strong>ie</strong> Mitte des 19. Jh.:<br />

sich aus VertreterInnen der<br />

Arbeitgeber- und<br />

ArbeitnehmerInnenwöchentliche<br />

Arbeitszeit organisationen zusammen. D<strong>ie</strong><br />

72 Stunden, Ergebnisse d<strong>ie</strong>ser Kommission<br />

täglich durchschnittliche wurden und werden von allen<br />

Arbeitszeit von 05.00 Uhr bis Beteiligten mitgetragen und<br />

20.00 Uhr<br />

Demokrat<strong>ie</strong> und zum sozialen<br />

Aufst<strong>ie</strong>g Österreichs<br />

Bezahlung: wesentlich beigetragen.<br />

Facharbeiter Erwähnenswerte<br />

wöchentlich 5 Gulden Bezirksereignisse von 1905 bis<br />

zur Gegenwart:<br />

Frauen Traisen 1905<br />

zwe<strong>ie</strong>inhalb Gulden<br />

D<strong>ie</strong> Eigentümer der<br />

Kinder<br />

Fischerschen Weicheisen- und<br />

½ bis 2 Gulden<br />

Stahlg<strong>ie</strong>ßerei Traisen<br />

bekämpften alle<br />

Lebenskosten: Organsiationsversuche ihrer<br />

1 Kg Rindfleisch ½ Gulden Arbeiter. Immer w<strong>ie</strong>der h<strong>ie</strong>ß<br />

1 Schlafstelle<br />

es, wer organis<strong>ie</strong>rt ist, wird<br />

p. Wo. 2 Gulden<br />

hinausg<strong>ew</strong>orfen. D<strong>ie</strong>s<br />

betrachteten Sozialdemokraten<br />

Quelle: „Vom Gstättenhammer zum<br />

wel<strong>tw</strong>eiten Aluminium“, Autoren: DI und der Metallarbeiterverband<br />

W.Pusch, F. Kickinger und L.<br />

Streiks und<br />

haben so zur Festigung der<br />

als Bruch des gesetzlich<br />

Protestkundgebungen Demonstrationen,<br />

Samstag,<br />

Heistinger geregelten Koalitonsrechtes.<br />

D<strong>ie</strong> oben genannten<br />

Schilderungen sollen anhand<br />

von ein paar Beisp<strong>ie</strong>len aus der<br />

Kaiserzeit und der Ersten<br />

Republik, d<strong>ie</strong> harten<br />

Auseinandersetzungen<br />

zwischen ArbeitnehmerInnen<br />

einerseits und<br />

ArbeitgeberInnen bzw.<br />

Obrigkeit andererseits im<br />

Kampf um bessere Lebensund<br />

Arbeitsbedingungen<br />

verdeutlichen. D<strong>ie</strong><br />

dramatischen Ereignisse des<br />

86tägigen Arbeitskampfes<br />

1905 in Traisen b<strong>ew</strong>eisen, mit<br />

welch unglaublichen<br />

Methoden und Mitteln d<strong>ie</strong> am<br />

Existenzminimum lebenden<br />

ArbeiterInnen in d<strong>ie</strong> Kn<strong>ie</strong><br />

gezwungen werden sollten.<br />

22<br />

D<strong>ie</strong> Dreher wählten am 16.<br />

April einen Vertrauensmann<br />

und ersuchten d<strong>ie</strong> Firma um<br />

Freigabe des 1. Mai. Der<br />

Miteigentümer Alfred von<br />

Lenz entl<strong>ie</strong>ß am 17. April den<br />

Vertrauensmann, d<strong>ie</strong> Freigabe<br />

des 1. Mai wurde abgelehnt.<br />

Daraufhin wurde in<br />

Teilbereichen gestreikt. Als<br />

man fälschlicherweise glaubte,<br />

nun sei d<strong>ie</strong><br />

ArbeiterInnenorganisation<br />

geduldet, wurde der Streik<br />

abgebrochen. Als aber weitere<br />

Vertrauensleute entlassen<br />

wurden und ein Memorandum<br />

mit dem Wunsch nach<br />

Anerkennung der Organisation<br />

und der Vertrauensmänner,<br />

zehnstündiger Arbeitszeit,<br />

Lohnauszahlung jeden<br />

65


Demonstrationen, Protestkundgebungen und Streiks<br />

66<br />

24<br />

Festsetzung von Zur „Rückenstärkung“ und aus<br />

Mindesttageslöhnen, Solidarität mit den Streikenden<br />

Überstunden- und wurde in Traisen am 6. August<br />

Sonntagszuschlägen 25 % usw. eine Protestkundgebung mit<br />

von Alfred v. Lenz über 4500 Teilnehmern<br />

zurückg<strong>ew</strong><strong>ie</strong>sen wurde, traten organis<strong>ie</strong>rt. Um d<strong>ie</strong> Ruhe und<br />

400 der 1200 Beschäftigten am Ordnung aufrecht zu erhalten,<br />

29. Mai in den Streik. D<strong>ie</strong> wurde zu dem starken<br />

Firmenleitung holte sich Gendarmer<strong>ie</strong>aufgebot eine<br />

Streikbrecher im Volksmund noch fast 1000 Mann<br />

Krowoten- und setzte d<strong>ie</strong>se umfassende Militäreinheit<br />

gez<strong>ie</strong>lt in Produktion und zur eingesetzt. D<strong>ie</strong><br />

teils g<strong>ew</strong>alttätigen Protestkundgebung verl<strong>ie</strong>f<br />

Bekämpfung der streikenden ohne Zwischenfälle.<br />

ArbeiterInnen ein. Am 30. Juli Nach Verhandlungen mit dem<br />

überf<strong>ie</strong>l ein 200 Mann starker, neu eingesetzten<br />

mit Knüppeln, Stangen usw. Bezirkshauptmann, dem<br />

b<strong>ew</strong>affneter G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftssekretär Franz<br />

Streikbrechertrupp das Domes und dem<br />

Streiklokal Gasthof Brenn und sozialdemokratischen<br />

verlangte d<strong>ie</strong> Herausgabe des Abgeordneten Schuhme<strong>ie</strong>r<br />

streikenden Rudolf Müller, wurde der Streik nach 86<br />

weil d<strong>ie</strong>ser erschlagen werden Tagen abgebrochen. 389<br />

sollte. Das konnte in letzter Streikende waren entlassen<br />

Minute noch verhindert und zum Teil auch delog<strong>ie</strong>rt<br />

werden. Gegen d<strong>ie</strong> worden. Obwohl v<strong>ie</strong>le<br />

andauernden G<strong>ew</strong>altakte der Forderungen durchgebracht<br />

von Lenz geholten werden konnten, hat sich ein<br />

Streikbrecher wurde seitens Großteil der Streikenden<br />

der staatlichen auswärts eine Arbeit gesucht<br />

Sicherheitsbehörden nichts und Traisen für immer<br />

unternommen, wogegen d<strong>ie</strong> verlassen. Geradezu als<br />

ArbeiterInnen schon bei paradox ist d<strong>ie</strong> Tatsache<br />

kleinsten Vorkommnissen mit anzusehen, dass d<strong>ie</strong> großen<br />

Strafen belegt wurden. G<strong>ew</strong>inner d<strong>ie</strong>ses Streiks d<strong>ie</strong><br />

Das üble Verhalten der Streikbrecher waren, weil s<strong>ie</strong><br />

Streikbrecher, deren vorher schon v<strong>ie</strong>le Wohnungen<br />

Unterstützung durch den der delog<strong>ie</strong>rten ArbeiterInnen<br />

Firmenmitbesitzer v. Lenz und und nach den Verhandlungen<br />

d<strong>ie</strong> Untätigkeit der Behörden auch noch alle sozialen<br />

veranlaßten den Marktler Errungenschaften der<br />

Firmenbesitzer Fr<strong>ie</strong>d.v. G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aft in Anspruch<br />

Neumann am 2. Aug. 1905 ein nehmen konnten. Das hatte<br />

Telegramm an d<strong>ie</strong> Statthalterei wohl n<strong>ie</strong>mand beabsichtigt.<br />

(heute NÖ-Landesreg<strong>ie</strong>rung) Traisen 1916:<br />

zu senden, in dem er um<br />

rasche Beendigung der von Am 16. Okt. 1916 versammeln<br />

Lenz verursachten<br />

sich 3000 der damals 6000<br />

anarchistischen Zustände Beschäftigten auf dem<br />

bittet.<br />

Fabrikshof der Fa. Lenz, um<br />

gegen das fehlende Mehl und<br />

Brot zu demonstr<strong>ie</strong>ren.<br />

Anschl<strong>ie</strong>ßend z<strong>ie</strong>hen 3000<br />

Demonstranten zur<br />

Bezirkshauptmannschaft<br />

Lil<strong>ie</strong>nfeld.


Dort verspricht man d<strong>ie</strong> Vom 6. bis 13. Juli 1931<br />

baldige Mehlzuteilung. D<strong>ie</strong><br />

Demonstranten gehen nach<br />

streiken große Teile der<br />

Traisen zurück und nehmen<br />

Belegschaft der Fa. Neuman in<br />

d<strong>ie</strong> Arbeit w<strong>ie</strong>der auf. Am<br />

Marktl. D<strong>ie</strong> Firma meldet 380<br />

Abend werden in Traisen<br />

Streikende und 203<br />

Ausgesperrte. Grund: Kürzung<br />

4000 Kg Mehl verteilt. der Akkordsätze.<br />

Am 17. Jänner 1918 1950 wurden mehrere von<br />

legen 7189 ArbeiterInnen im den Kommunisten<br />

Bezirk Lil<strong>ie</strong>nfeld d<strong>ie</strong> Arbeit herbeigeführte Streiks und<br />

n<strong>ie</strong>der. erfolglose Streikversuche<br />

Grund: Kr<strong>ie</strong>gsmüdigkeit und unternommen. Z<strong>ie</strong>l ist, durch<br />

Mehlkürzungen. Der Streik einen Putsch (getarnt durch<br />

dauert bis zum 22. Jänner Streiks) an d<strong>ie</strong> Macht zu<br />

1918 und wird von den kommen. Zahlreiche und harte<br />

Behörden als<br />

Auseinandersetzungen mit<br />

Demonstrationsstreik<br />

Handgreiflichkeiten -vor allem<br />

bezeichnet. In NÖ streiken mit den SozialdemokratInnen-<br />

150 000, in W<strong>ie</strong>n 113 000 und bleiben ohne Folgen.<br />

in der Ste<strong>ie</strong>rmark 40 000 Am 7. Jänner 1952<br />

Personen.<br />

von 09.00 bis 10.00 Uhr<br />

Am 20. Mai 1920 protest<strong>ie</strong>ren in St.Aegyd und<br />

demonstr<strong>ie</strong>ren 600<br />

Kernhof rund 800 Personen<br />

ArbeiterInnen in <strong>Hainfeld</strong>, (USIA- Betr<strong>ie</strong>be und Hoyos-<br />

Rohrbach und Rainfeld gegen Sprinzensteinsche<br />

d<strong>ie</strong> Entlassung von<br />

Forstverwaltung) gegen d<strong>ie</strong><br />

„organis<strong>ie</strong>rten“ Beamten Rückgabe der<br />

der Fa. Spohn&Kaschütz.<br />

Starhemberggüter.<br />

1922<br />

Vom 24. bis 30. März 1955<br />

werden bei Schmid&Söhne in<br />

treten Werkzeugmacher und<br />

<strong>Hainfeld</strong> 140 ArbeiterInnen<br />

Schlosser der Fa. Grundman in<br />

fast 8 Monate lang<br />

Rohrbach in den Sitzstreik.<br />

ausgesperrt. Grund: Streik<br />

Grund: Nichterfüllung der<br />

wegen Vertragsbruch durch d<strong>ie</strong><br />

Lohnerhöhung um einen<br />

Firmenleitung. Erst d<strong>ie</strong><br />

Schilling. Am 30.3. erhalten<br />

Vermittlung durch<br />

s<strong>ie</strong> pro Std. um 58 Groschen<br />

G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftssekretär<br />

mehr und beenden den Streik.<br />

Schnofel schafft geordnete Vom 5. bis 21. März 1957<br />

Verhältnisse. Durch den streiken d<strong>ie</strong> ArbeiterInnen des<br />

Abgabenentgang ist auch d<strong>ie</strong> Feilenwerkes in Furthof.<br />

Gemeindeverwaltung in Grund: Nichterfüllung der<br />

finanz<strong>ie</strong>lle Schw<strong>ie</strong>rigkeiten Lohnforderung.<br />

geraten.<br />

Am 9. März 1957<br />

Am 16. Juli 1927<br />

treten d<strong>ie</strong> Hohenberger<br />

kommt es aufgrund des Hausfrauen in den<br />

Freispruchs der Todesschützen sogenannten Fleischstreik.<br />

im Schattendorf-Prozess zu Grund: Fleischpreiserhöhung.<br />

Protestkundgebungen im Nachdem tatsächlich kein<br />

ganzen Bezirk. Allein in Fleisch gekauft wird, senken<br />

Traisen und Rotheau streiken d<strong>ie</strong> Fleischauer sofort w<strong>ie</strong>der<br />

kurzfristig 930 Personen. alle Preise.<br />

22 67<br />

Demonstrationen, Protestkundgebungen und Streiks


Demonstrationen, Protestkundgebungen und Streiks<br />

68 24<br />

Am 12. März 1964<br />

nimmt d<strong>ie</strong> gesamte Belegschaft<br />

der Fa. Swoboda in Rainfeld<br />

am Protestreik gegen d<strong>ie</strong><br />

Werksschl<strong>ie</strong>ßung teil. Ende<br />

Mai 1967 wird das Werk<br />

gesperrt.<br />

Vom<br />

18. bis 25. Jänner 1968<br />

streikt d<strong>ie</strong> Belegschaft der Fa.<br />

Kaschütz in Rohrbach für eine<br />

5 prozentige Lohnerhöhung<br />

und erhält d<strong>ie</strong>se.<br />

Am 3. Juni 2002<br />

streikt d<strong>ie</strong> Belegschaft der Fa.<br />

Schmid in <strong>Hainfeld</strong> für sichere<br />

und bessere<br />

Umfeldbedingungen<br />

Telegrammkop<strong>ie</strong> v. 2. Aug. 1905<br />

Quellen:<br />

ÖGB-FSG Archiv, <strong>SPÖ</strong>-Archiv, FSG-<br />

Streikdokumentationen<br />

Franz Lettner: “Arbeiterb<strong>ew</strong>egung im<br />

Bez.Lil<strong>ie</strong>nfeld”<br />

AK-Archiv<br />

Volkstribühne Nr.: 26,31,32/1905<br />

Chronik der Bundesgendarmer<strong>ie</strong><br />

„Vom Gstättenhammer zum wel<strong>tw</strong>eiten<br />

Neuman-Aluminium“, DI. W. Pusch, F.<br />

Kickinger , L. Heistinger


Industr<strong>ie</strong>betr<strong>ie</strong>be in<br />

<strong>Hainfeld</strong> -einst und 19 Jhdt- nach<br />

jetzt.<br />

Konzession<strong>ie</strong>rung der<br />

Hammerwerke1802 bzw.<br />

Industr<strong>ie</strong> einst: 1806- gab es an der Traisen<br />

bedeutende Eisen- und<br />

Stahlindustr<strong>ie</strong>. Zu Beginn des<br />

In den Voralpentälern der und Gölsen(Nebenbäche<br />

oberen Traisen und Gölsen miteingeschlossen) 32<br />

entstand im Mittelalter eine Hammerwerke.<br />

große Eisenindustr<strong>ie</strong>, d<strong>ie</strong> Großhammerwerke:<br />

einerseits an d<strong>ie</strong> Wasserkraft<br />

In <strong>Hainfeld</strong> bestand eine<br />

und andererseits an den<br />

Achsenfabrik seit<br />

Holzreichtum des Geb<strong>ie</strong>tes<br />

1849(Hüffelwerk).1867 kauft<br />

gebunden war. Wertvollste<br />

Hüffel d<strong>ie</strong> Mar<strong>ie</strong>nhütte in<br />

Hüffelwerk, 1959<br />

Energ<strong>ie</strong>quelle der Gegend war<br />

Halbach und l<strong>ie</strong>ß dort ein<br />

d<strong>ie</strong> Wasserkraft. Auch d<strong>ie</strong> der<br />

Walzwerk aufstellen..<br />

Flüsse und Bäche war für d<strong>ie</strong><br />

Eisenhammerwerke<br />

Kleinzerrenhammerwerke<br />

ausreichend. D<strong>ie</strong><br />

waren als Hersteller des<br />

Industr<strong>ie</strong>ans<strong>ie</strong>delungen der Rohmaterials nur in<br />

Vergangenheit setzte das Verbindung mit einem<br />

Vorhandensein von Eisen Sensenhammerwerk<br />

voraus. D<strong>ie</strong> relative Nähe zu zugelassen.<br />

den steirischen<br />

<strong>Hainfeld</strong>er Hammerwerke:<br />

Erzbaugeb<strong>ie</strong>ten begünstigte Der Hammer auf der großen<br />

d<strong>ie</strong>se En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng. In der W<strong>ie</strong>se in Landsthal, wo heute<br />

Folge entstanden d<strong>ie</strong> unten d<strong>ie</strong> Schraubenfabrik Erich<br />

genannten ersten Schmid steht. Brennhammer<br />

Hammerwerke im Bezirk. Ignatz Zeilinger, der in Ramsau<br />

Ältestes Hammerwerk war d<strong>ie</strong> Oberhammer Sensen erzeugte.<br />

„Hackenschm<strong>ie</strong>de in<br />

Rohrhammerwerke waren<br />

<strong>Hainfeld</strong>(1418).Weitere<br />

anfangs auf d<strong>ie</strong> Herstellung<br />

Hämmer folgten: „ Hammer<br />

von G<strong>ew</strong>ehrläufen und<br />

<strong>Hainfeld</strong>“(1469), „Hammer<br />

G<strong>ew</strong>ehrbestandteilen<br />

Ramsau“(1472).<br />

beschränkt. Es gab ein<br />

D<strong>ie</strong> ersten verarbeitenden Rohrhammerwerk in <strong>Hainfeld</strong>,<br />

Eisenwerke(Hämmer)befanden das 1806 an den<br />

sich am Erzberg in der Büchsenmacher Fruhwirth<br />

Ste<strong>ie</strong>rmark. Dort traten aber kam, der bis 1827<br />

bald erhebliche G<strong>ew</strong>ehrläufe für seine W<strong>ie</strong>ner<br />

Schw<strong>ie</strong>rigkeiten bei der Fabrik erzeugte.<br />

Beschaffung von Holzkohle<br />

Sensenhammerwerke waren:<br />

und Lebensmitteln auf.Man<br />

wich nun an d<strong>ie</strong> Enns und Sensenhammerwerke am<br />

andere kräftige Wasserläufe Lehen in Landsthal<br />

der „Waldmark“ aus. In d<strong>ie</strong>se Oberhammer in der Ramsau<br />

Zeit(1448) fällt auch der im Besitz<br />

Beginn der Eisenverarbeitung Senseng<strong>ew</strong>erkenfamil<strong>ie</strong><br />

im Gölsental, welche noch Zeillinger<br />

durch eing<strong>ew</strong>anderte Sensenhammerwerk zu Bergau<br />

steirische Eisenarbeiter in <strong>Hainfeld</strong><br />

gefestigt wurde. Aus den<br />

Rohrhammerwerk in <strong>Hainfeld</strong><br />

kleineren Hammerwerken,<br />

Schm<strong>ie</strong>den, Drahtzügen und Teschenhammerwerke in<br />

Werkstätten der Handwerker, <strong>Hainfeld</strong> wurden 1820 in ein<br />

d<strong>ie</strong> fast ausschl<strong>ie</strong>ßlich für den Sensenhammerwerk<br />

lokalen Bedarf erzeugten, umgebaut; dann Hüffelwerk.<br />

en<strong>tw</strong>ickelte 22 sich gegen Ende<br />

69<br />

des 18 Jahrhunderts eine<br />

Industr<strong>ie</strong>betr<strong>ie</strong>be in <strong>Hainfeld</strong>


Industr<strong>ie</strong>betr<strong>ie</strong>be in <strong>Hainfeld</strong><br />

D<strong>ie</strong> für einen weiteren Ausbau Das AUWERK<br />

zu geringe Wasserkraft und der (Stahlwarenfabrik auf der Au,<br />

fühlbare Brennstoffmangel <strong>Hainfeld</strong>er Werkzeug und<br />

erlaubten nur wenigen Gesenkschm<strong>ie</strong>de. Auwerk AG.,<br />

Hammerwerken den „Ras<strong>ie</strong>rklingenfabrik Rivo“,<br />

Weiterbestand. S<strong>ie</strong> Plastik und Metallwarenfabrik,<br />

verschwanden gegen Ende der derzeit: Camping, Auwerk).<br />

ersten Hälfte des 20.<br />

Jahrhunderts zur Gänze.<br />

1849 kaufte Georg Fischer von<br />

der Wi<strong>tw</strong>e Juliane Laber eine<br />

Entstehung von Fabriken: zum „Bauerngut in Dornbach“<br />

GEORG FISCHERS Gussstahl- gehörende W<strong>ie</strong>senparzelle,<br />

und Feilenfabrik in <strong>Hainfeld</strong> l<strong>ie</strong>ß darauf im Jahre 1850 d<strong>ie</strong><br />

(später: Polstermöbelfabrik „Stahlwarenfabrik auf der Au“<br />

Urban ) Herstellung von Feilen erbauen. Erzeugt wurden<br />

und anderen Werkzeugen.1892 hauptsächlich Schm<strong>ie</strong>de-,<br />

kaufte d<strong>ie</strong> Firma Böhler aus Schlosser-Spengler- und<br />

Kapfenberg d<strong>ie</strong> gesamte Steinmetzwerkzeuge sow<strong>ie</strong><br />

Anlage, d<strong>ie</strong> dann 1899 von der Scherenmesser für Tabak- und<br />

St. Egydyer Eisen -und Stahl- Pap<strong>ie</strong>rfabrikation. Als J.C.<br />

Industr<strong>ie</strong>- Gesellschaft käuflich Fischer 1854 starb, erbte<br />

erworben wurde. Seit d<strong>ie</strong>ser Georg das <strong>Hainfeld</strong>er<br />

Zeit wurden keine Feilen mehr Unternehmen und lebte bis zu<br />

erzeugt sondern Feilen seinem Tod 1888 in<br />

angekauft und zum Aufhauen <strong>Hainfeld</strong>.1894 wurde es an<br />

übernommen.1931 wurde ein Herrn Gustav Girtschall<br />

Großteil der Feilenarbeiter aus verkauft. 1922 nennt sich das<br />

<strong>Hainfeld</strong> nach St. Aegyd Werk „<strong>Hainfeld</strong>er<br />

verlegt.<br />

Werkzeugfabrik und<br />

D<strong>ie</strong> Gebäude gingen in den<br />

Gesenkschm<strong>ie</strong>de.<br />

Besitz des Herrn Prokesch AUWERK A.G.)“<br />

über und ab 1950 erzeugte D<strong>ie</strong> Gesellschaft ging um das<br />

dort August Urban<br />

Jahr 1926 in Konkurs.Nach<br />

Postermöbel bis 1966.<br />

August Urban Polstermöbelfabrik Fa. Urban, LKW 1961<br />

70 24<br />

Auwerk, um 1920<br />

dem 2. Weltkr<strong>ie</strong>g wurde der<br />

Betr<strong>ie</strong>b unter USIA-V<strong>ew</strong>altung<br />

gestellt und erst 1955 w<strong>ie</strong>der<br />

zurückgegeben.Nach 1955<br />

führte Raoul Eichenauer den<br />

Betr<strong>ie</strong>b als Plastik- und<br />

Metallwarenfabrik. 1972<br />

erfolgte d<strong>ie</strong> Stilllegung. Von<br />

den Betr<strong>ie</strong>bsanlagen ist heute<br />

nur noch das generalüberholte<br />

E-Werk in Betr<strong>ie</strong>b.D<strong>ie</strong> Famil<strong>ie</strong><br />

Weißenböck gründet 1978 auf<br />

den zum Werk gehörenden<br />

Freiflächen einen<br />

Campingplatz.<br />

(Auwerk, Camping).


Das HÜFFELWERK(Eisenwerk, Spritzg<strong>ie</strong>ßerei.1947 bis 1951<br />

Achsenfabrik, Metallurgische war es ein USIA-<br />

Werke A.G., Optische Fabrik, Betr<strong>ie</strong>b(USIA:Abkürzung für<br />

Leichtmetall-Spritzg<strong>ie</strong>ßerei) „Uprawlenje Sowjetskim<br />

Imusches<strong>tw</strong>om w. Awstri“=<br />

Nach dem Besitzer Ferdinand<br />

Verwaltung sowjetischen<br />

Hüffel benannt, der auf dem<br />

Vermögens in Österreich),<br />

Wege des Gütertausches d<strong>ie</strong><br />

Spezialmaschinen wurden in<br />

beiden Werke im Jahre 1849 in<br />

andere USIA- Betr<strong>ie</strong>be<br />

seinen Besitz brachte. Das<br />

abtransport<strong>ie</strong>rt und das<br />

Hüffelwerk geht auf 2<br />

Unternehmen dem Zerfall<br />

Hammerwerke zurück,<br />

preisgegeben.1972 erwarb<br />

nämlich auf den<br />

d<strong>ie</strong>se L<strong>ie</strong>genschaft August<br />

Urban, Polstermöbelfabrikant.<br />

„Teschenhammer am<br />

Das Hüffelwerk in <strong>Hainfeld</strong><br />

Teufelhof“ in <strong>Hainfeld</strong>,<br />

mit der Achsen- und<br />

Gölsen 1, wo er Schraubstockerzeugung endete<br />

Schraubstöcke, Schaufeln und in den 90iger Jahren. D<strong>ie</strong><br />

Wagenachsen erzeugte. <strong>Hainfeld</strong>er Werkzeugfabrik<br />

„ Hammer unter dem Markt“, Auwerk hatte am Anfang des<br />

auch „Prechtlhammer“ 20. Jahrhunderts noch einen<br />

genannt, ging 1849 ebenfalls Höhepunkt. D<strong>ie</strong> Feilenfabrik<br />

in den Besitz von Hüffel, dort Georg Fischer in <strong>Hainfeld</strong><br />

erzeugte er Schraubstöcke stellte 1892 d<strong>ie</strong> eigene<br />

aber auch Pflugwaren und Feilenerzeugung ein jedoch<br />

Werkzeuge. der Betr<strong>ie</strong>b exist<strong>ie</strong>rte noch<br />

Um 1870 waren im gesamten e<strong>tw</strong>a 40 Jahre.<br />

Hüffelwerk ca.100 Arbeiter In den letzten drei Jahrzehnten<br />

beschäftigt. des 19. Jahrhunderts und am<br />

1922 kam das ganze Werk in Beginn des 20. entstanden<br />

den Besitz der Fa.<br />

vorw<strong>ie</strong>gend im Gölsental fünf<br />

„Metallurgische Werke A.G.“ neue Werke, von denen drei<br />

eine Akt<strong>ie</strong>ngesellschaft aus Fabriken sich bis heute<br />

W<strong>ie</strong>n. D<strong>ie</strong>ser Betr<strong>ie</strong>b musste<br />

behaupten konnten. D<strong>ie</strong>s sind:<br />

1926 den Konkurs anmelden D<strong>ie</strong> „Eisennägel- und<br />

und 1930 kaufte Leopold Drahtfabrik“ d<strong>ie</strong> 1872 in<br />

Schmidt, ein Famil<strong>ie</strong>nmitgl<strong>ie</strong>d, <strong>Hainfeld</strong> entstand. S<strong>ie</strong> war ab<br />

den Betr<strong>ie</strong>b w<strong>ie</strong>der zurück. 1908 eine<br />

D<strong>ie</strong> „Optische Fabrik“ w<strong>ie</strong> das Schraubenfabrik(Schmid<br />

Werk ab 1933 h<strong>ie</strong>ß, erzeugte<br />

Schrauben <strong>Hainfeld</strong> GmbH)<br />

„Punktal- Menisken“ und Das „Kruppwalzwerk“ in<br />

„Torische Gläser“. Menisken Traisen wurde 1883 eröffnet,<br />

sind Gläser mit sphärischem 1931 stillgelegt und 1934 von<br />

Schliff und ermöglichten Feinstahlwerken Traisen<br />

deutliches Sehen bis zum angekauft.<br />

Rande, zeigen also keine 1894 entstand d<strong>ie</strong> „Rohrbacher<br />

Bildverzerrung. Torische Schlosserwarenfabrik Wilhelm<br />

Gläser korrig<strong>ie</strong>ren den Grundmann“ (Grundmann<br />

Astigmatismus und schützen Beschlagtechnik GmbH)<br />

vor dessen unangenehmen<br />

Folgeerscheinungen(Kopfschmerzen,<br />

Schwindel).1943<br />

ging zu gleichen Teilen d<strong>ie</strong><br />

ehemalige Achsenfabrik an<br />

Ing. Dr. Gruber und Karl<br />

Hartmann aus Berlin.<br />

Hartmann 22errichtete eine<br />

71<br />

Leichtmetall-<br />

Industr<strong>ie</strong>betr<strong>ie</strong>be in <strong>Hainfeld</strong>


Industr<strong>ie</strong>betr<strong>ie</strong>be in <strong>Hainfeld</strong><br />

Fa.METAGRO<br />

Fa. Schmid Landstal,<br />

1970<br />

72 24<br />

Industr<strong>ie</strong> heute:<br />

Heute gl<strong>ie</strong>dert sich das<br />

Bestehende<br />

Unternehmen in v<strong>ie</strong>r<br />

Industr<strong>ie</strong>unternehmen in<br />

Geschäftsbereiche. Pro Jahr<br />

<strong>Hainfeld</strong>:<br />

werden rund 6000 Artikel, vor<br />

allem Qualitätsschrauben für<br />

ERICH SCHMID GesmbH & den Handel, G<strong>ew</strong>erbe und<br />

Co.KG SCHRAUBENFABRIK Industr<strong>ie</strong> erzeugt. Gegen Ende<br />

Landstal Nr. 10 bei <strong>Hainfeld</strong>, 2003 sind rund 180<br />

am Ramsaubach gelegen, hatte Mitarbeiter beschäftigt. Der<br />

ihren Standort nicht immer am Exportanteil beträgt ca. 50%<br />

genannten Ort. D<strong>ie</strong> und d<strong>ie</strong> Produkte gehen<br />

sogenannten „Schmid- hauptsächlich in d<strong>ie</strong><br />

Fabriken“ umfassten d<strong>ie</strong> Nachbarländer und nach<br />

Objekte Nr.41 -45 in <strong>Hainfeld</strong> Frankreich. D<strong>ie</strong> derzeitigen<br />

und in der Katastralgemeinde Abteilungen sind : Drahtzug,<br />

Landstal Nr.4. Werkzeugbau, geometrische<br />

Das lange Gebäude(Bilder li. Fertigung, Vergütung ,<br />

unten) war bis 1994 ein Verpackung und<br />

Arbeiterwohnhaus. Noch im Instandhaltung. Investitionen<br />

selben Jahr wurde es<br />

in Fertigungsanlagen,<br />

abgetragen.In den fünfziger Werkzeugmaschinen,<br />

Jahren erzeugte man Muttern, Datenverarbeitung und<br />

Eiseng<strong>ew</strong>inde und<br />

Gebäudesan<strong>ie</strong>rung sind d<strong>ie</strong><br />

Eisenblechschrauben. Gegen Garant<strong>ie</strong> für eine stabile<br />

Ende der s<strong>ie</strong>bziger Jahre Ertragslage.<br />

kamen d<strong>ie</strong> ersten Metagro Edelstahltechnik AG<br />

Billigschrauben aus Fernost auf<br />

den heimischen Markt, was<br />

Ramsauer Straße 35:<br />

der Firma Schmid g<strong>ew</strong>altig D<strong>ie</strong> Firma Metagro<br />

zusetzte. Gegen Ende der Edelstahltechnik AG wurde im<br />

s<strong>ie</strong>bziger Jahre waren an d<strong>ie</strong> Dezember 1972 durch Ing.<br />

500 Personen beschäftigt. Peter H. Reuschl gegründet.<br />

.1993 inform<strong>ie</strong>rte Minister Muttergesellschaft war<br />

Mag. Klima, dass d<strong>ie</strong> Firma Metawerk-Holding AG in Zug.<br />

Schmid keine Lebensfähigkeit 2001 erfolgte d<strong>ie</strong> Umwandlung<br />

mehr hätte. D<strong>ie</strong> Firma wurde der Rechtsform in eine<br />

von der GBI von zwei<br />

Akt<strong>ie</strong>ngesellschaft. Am<br />

Managern (Wutschek,<br />

sogenannten „Walzacker“<br />

Gerhalter) übernommen und wurden in der ersten Phase<br />

weitergeführt. Im April 1993 des Bestehens Edelstahlmöbel<br />

erfolgte der Neustart mit dem als Ergänzungserzeugnisse<br />

Namen „Schmid Schrauben hergestellt.Durch steigende<br />

<strong>Hainfeld</strong> GmbH.“ D<strong>ie</strong><br />

Aufträge konnte d<strong>ie</strong> Firma<br />

San<strong>ie</strong>rungsphase mit einer schon mehrmals ausgebaut<br />

Kredithaftung des<br />

werden:<br />

Sozialministeriums war nach Beschäftigtenstand von 14<br />

drei Jahren abgeschlossen. Mitarbeitern im Jahr 1974 auf<br />

76 im Jahr 2003. 80% der<br />

Produkte gehen nach<br />

Österreich, der Export geht<br />

nach Deutschland, d<strong>ie</strong> Schweiz<br />

und in Länder des Ostens.<br />

Hauptgeschäftsfelder von<br />

Metagro sind :<br />

Großküchenmöbel,<br />

Kühlmöbel, Haushaltsküchen,<br />

Labor- und Medizinmöbel und<br />

Designerprodukte.<br />

1994/Mag.Viktor Klima in der Fa.Schmid


Besonders interessant ist d<strong>ie</strong><br />

Hauptplatzgestaltung.<br />

Aufgrund der<br />

multifunktionellen<br />

Anforderungen, d<strong>ie</strong> der Platz<br />

zu erfüllen hat schuf Prof.<br />

Höllwarth einen „ X-Würfel“.<br />

Ca. 1,5 Tonnen hochleg<strong>ie</strong>rter<br />

Edelstahl(Molybdänstahl)<br />

wurden verarbeitet. Auch mit<br />

dem Material „Nirosta“(=<br />

Nicht rostender Stahl)sind in<br />

<strong>Hainfeld</strong> bemerkenswerte<br />

künstlerische Akzente gesetzt<br />

worden. So z.B. am Victor<br />

Adler Platz wo der<br />

Stahlkünstler Werner I. Köhler<br />

aus Ochsenburg d<strong>ie</strong><br />

Gestaltung übernommen hat.<br />

Oder das „Rohrbacher-<br />

Kreuz“(Fr<strong>ie</strong>dhofskreuz in<br />

Rohrbach) das aus zwei 5<br />

Meter hohen Edelstahlsäulen<br />

besteht. Das Kreuz wurde von<br />

der <strong>Hainfeld</strong>er Glaskünstlerin<br />

Claudia Marton hergestellt.<br />

Der Einsatz von Nirosta als<br />

Gestaltungselement schlägt<br />

eine optische und symbolische<br />

Brücke von traditionellen<br />

Handwerkswurzeln in d<strong>ie</strong><br />

Gegenwart.<br />

Grundmann<br />

vordrangen, fanden s<strong>ie</strong> einen<br />

auf totale Rüstungsproduktion<br />

umgestellten Betr<strong>ie</strong>b vor. Nur<br />

mühsam wurde d<strong>ie</strong> Firma auf<br />

Normalbetr<strong>ie</strong>b zurückgeführt.<br />

Seit 1993 arbeitet nunmehr<br />

Lilly Gaschler, gemeinsam mit<br />

ihrer Schwester Alexandra<br />

Eichenauer Knoll, d<strong>ie</strong> für das<br />

Marketing zuständig ist, an der<br />

strategischen Weichenstellung<br />

für d<strong>ie</strong> Zukunft.<br />

D<strong>ie</strong> Produktionspalette der<br />

Firma war noch n<strong>ie</strong> so groß<br />

w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>s heute der Fall ist, s<strong>ie</strong><br />

erzeugt u.a.: Türschlösser,<br />

Einstemmschlösser, Schlösser<br />

für Feuerschutztüren,<br />

Sicherheitsschlösser,<br />

Spezialschlösser für<br />

Mehrfachverr<strong>ie</strong>gelung.<br />

Im Jahr 2000 wurde der<br />

Firmenname „Rohrbacher<br />

Schlosserwarenfabrik Wilh.<br />

Grundmann GmbH“ in<br />

„Grundmann Beschlagtechnik<br />

GmbH“ geändert. Der neue<br />

Firmenname soll prägnanter<br />

und moderner d<strong>ie</strong> Vision des<br />

Unternehmens transport<strong>ie</strong>ren<br />

um damit in Österreich und im<br />

Export erfolgreich zu sein.<br />

Beschlagtechnik GmbH:<br />

Vor hundert Jahren verl<strong>ie</strong>ß der<br />

damals 43-jährige Wilhelm<br />

Grundmann den<br />

Famil<strong>ie</strong>nbetr<strong>ie</strong>b in<br />

Herzogenburg um 1894 in<br />

Rohrbach an der Gölsen eine<br />

eigene Spezialfabrik für<br />

Schlösser und Baubeschläge zu<br />

gründen. Ab 1927 war<br />

Wilhelms Sohn Carl<br />

Grundmann für d<strong>ie</strong><br />

Firmenleitung veran<strong>tw</strong>ortlich.<br />

Nach dem Anschluss von 1938<br />

steigerte sich d<strong>ie</strong> Produktion<br />

mit fatalen Begleitumständen:<br />

Durch verordnete<br />

Einbez<strong>ie</strong>hung in d<strong>ie</strong><br />

Kr<strong>ie</strong>gsproduktion (in Rohrbach<br />

wurden vor allem Kartuschen<br />

erzeugt) konnte sich der<br />

schwer verschuldete Betr<strong>ie</strong>b<br />

w<strong>ie</strong>der erholen.Als im April<br />

1945 sowjetische 22<br />

Panzertruppen bis Rohrbach<br />

Andere Industr<strong>ie</strong>zweige, d<strong>ie</strong><br />

weder zum Bergbau noch zur<br />

holz- oder eisenverarbeitenden<br />

Industr<strong>ie</strong> zu zählen sind:<br />

Brauerei Karl R<strong>ie</strong>dmüller<br />

W<strong>ie</strong>nerstrasse 10:<br />

Ist d<strong>ie</strong> älteste erhaltene<br />

Brauerei in <strong>Hainfeld</strong><br />

Seit mehr als 300 Jahren wird<br />

in <strong>Hainfeld</strong> B<strong>ie</strong>r gebraut und<br />

Fa.Grundmann,<br />

seit ca. 160 Jahren von der<br />

1952<br />

Famil<strong>ie</strong> R<strong>ie</strong>dmüller. Heute wird<br />

in <strong>Hainfeld</strong> bereits in der 7.<br />

Generation B<strong>ie</strong>r gebraut. Seit<br />

1987 leitet d<strong>ie</strong> Brauerei<br />

<strong>Hainfeld</strong><br />

Diplombraumeister<br />

Peter R<strong>ie</strong>dmüller, der 13<br />

Personen im Betr<strong>ie</strong>b<br />

beschäftigt. Das <strong>Hainfeld</strong>er<br />

Lagerb<strong>ie</strong>r erh<strong>ie</strong>lt im Jahre<br />

1990 d<strong>ie</strong> Auszeichnung in<br />

Gold „ Monde Selection“.<br />

73<br />

Industr<strong>ie</strong>betr<strong>ie</strong>be in <strong>Hainfeld</strong>


Industr<strong>ie</strong>betr<strong>ie</strong>be in <strong>Hainfeld</strong><br />

74<br />

24<br />

Das <strong>Hainfeld</strong>er Edelpils D<strong>ie</strong> neue Strateg<strong>ie</strong> h<strong>ie</strong>ß:<br />

g<strong>ew</strong>ann 1997 den N<strong>ew</strong>s- L<strong>ie</strong>ferung aller technischer<br />

B<strong>ie</strong>rtest. Von St.Pölten bis nach Teile in allen Bereichen.1994-<br />

Mariazell reicht der 95 erfolgte der Einst<strong>ie</strong>g in d<strong>ie</strong><br />

Ausl<strong>ie</strong>ferradius des bel<strong>ie</strong>bten Automobilindustr<strong>ie</strong>. Seit d<strong>ie</strong>ser<br />

B<strong>ie</strong>res in <strong>Hainfeld</strong>. Im Zeit sind in zahlreichen<br />

„Museum Historischer europäischen, amerikanischen<br />

B<strong>ie</strong>rkrüge“ können rd.150 und chinesischen Autos<br />

B<strong>ie</strong>rkrüge aus der Zeit von Kunststoffteile aus <strong>Hainfeld</strong><br />

1750 - 1950 besichtigt werden. eingebaut.<br />

Heute ist auch Sohn Markus<br />

als Teilgesellschafter tätig. Der<br />

Personalstand beträgt derzeit<br />

40 Beschäftigte.<br />

Fa. Hans Zöchling GmbH<br />

W<strong>ie</strong>nerstraße 61:<br />

D<strong>ie</strong> Firma Zöchling arbeitet<br />

heute mit 60 LKWs und rund<br />

80 Baumaschinen..S<strong>ie</strong> betreibt<br />

Transport und<br />

Rohstoffg<strong>ew</strong>innung(v<strong>ie</strong>r<br />

versch<strong>ie</strong>dene Steinbrüche,zwei<br />

Brauerei R<strong>ie</strong>dmüller, Lagerkeller, 1928<br />

Baurestdepon<strong>ie</strong>n, und sechs<br />

mobile Brechanlagen), Hoch-<br />

Fischer& Kral GmbH.Co KG und T<strong>ie</strong>fbau(Gebäude für<br />

Ramsauer Straße 28:<br />

öffentlich und private<br />

Kunststofftechnik, Werkzeug<br />

Auftraggeber) und eine<br />

und Formenbau „Vom Lineal<br />

Grundstücken<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng<br />

zum Autositz“.<br />

(Ankauf von<br />

Altindustr<strong>ie</strong>standorten).<br />

D<strong>ie</strong> Firma wurde 1968 von<br />

Karl Kral gegründet. Der erste<br />

Der Beschäftigtenstand über<br />

Firmensitz des Unternehmens<br />

d<strong>ie</strong> Jahre:<br />

befand sich am Standort 1970 : 4 Beschäftigte, 2003:<br />

Bahnstraße 1 (beim<br />

ca. 200 Beschäftigte.<br />

S<strong>ie</strong>berhaus). 1994 baute d<strong>ie</strong> Firma ein<br />

modernes Büro und<br />

Werkstättengebäude in der<br />

W<strong>ie</strong>nerstraße 61, dem<br />

heutigen Firmensitz. Heute<br />

arbeitet mit Johannes Zöchling<br />

und Martin Georg Zöchling d<strong>ie</strong><br />

dritte Generation im<br />

Famil<strong>ie</strong>nbetr<strong>ie</strong>b mit.<br />

2006<br />

Dr.Alfred Gusenbauer,<br />

zu Besuch in der Fa.fk-Fischer.<br />

Im Jahre 1974 erfolgte d<strong>ie</strong><br />

Übergabe des Betr<strong>ie</strong>bes an<br />

den Schw<strong>ie</strong>gersohn Harald<br />

Fischer und Tochter Brigitte<br />

Fischer.<br />

Fa.Zöchling, Firmensitz in <strong>Hainfeld</strong>


Bahnhof <strong>Hainfeld</strong><br />

Im Lauf der folgenden Jahre<br />

Zur Verbindung von der<br />

kam es zu Einsparungen bei<br />

Westbahn zur Südbahn<br />

den ÖBB, d<strong>ie</strong> Lokstelle wurde<br />

wurde1868 eine<br />

aufgelassen und der<br />

Trassenführung<br />

Heizhausleitung St. Pölten<br />

vorgeschlagen, welche d<strong>ie</strong><br />

unterstellt. In den 80er-Jahren<br />

Wasserscheide Traisen/<br />

wurden d<strong>ie</strong> Bahnhofvorstände<br />

Gölsen/ Tr<strong>ie</strong>sting ausnützen<br />

der Bahnhöfe Gerichtsberg<br />

und eine Überwindung des<br />

und St Veit/ Gölsen dem<br />

Gerichtsberges in ca. 600 m<br />

Bahnhof <strong>Hainfeld</strong> unterstellt.<br />

Seehöhe ermöglichen sollte.<br />

Im Mai 1997 wurde der letzte<br />

Vorstand des Bahnhofes<br />

D<strong>ie</strong> Strecke Leobersdorf - <strong>Hainfeld</strong> eingespart und der<br />

Kaumberg (32 km ) wurde im Bahnhof dem Vorstand des<br />

September 1877 und Bereichsbahnhofes Traisen<br />

anschl<strong>ie</strong>ßend d<strong>ie</strong> Strecke unterstellt. Von den 300<br />

Kaumberg - St. Pölten( 44 km) Eisenbahnern, d<strong>ie</strong> vor dem<br />

im Oktober 1877 eröffnet. Kr<strong>ie</strong>g in <strong>Hainfeld</strong> beschäftigt<br />

Vom Scheitelpunkt der waren, bl<strong>ie</strong>ben nur eine<br />

Strecke, am Gerichtsberg Handvoll(12) Bed<strong>ie</strong>nstete<br />

(566m Seehöhe), führte d<strong>ie</strong> übrig.<br />

Bahn nach <strong>Hainfeld</strong>. H<strong>ie</strong>r<br />

waren eine<br />

Maschinenwerkstätte und eine<br />

Literatur und Quellenangabe:<br />

Heizhausleitung<br />

Jägersberger Karl: Werden und<br />

untergebracht. Wachsen der Stadt <strong>Hainfeld</strong><br />

Bei Betr<strong>ie</strong>bsaufnahme standen Vonwald Franz: d<strong>ie</strong> geschichtliche<br />

13 Lokomotiven, 18<br />

En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng der Industr<strong>ie</strong> im Bezirk<br />

Personenwagen und 122<br />

Lil<strong>ie</strong>nfeld<br />

Güterwagen zur Verfügung. Franz Lettner: Arbeiterb<strong>ew</strong>egung im<br />

Bezirk Lil<strong>ie</strong>nfeld<br />

Beim Heizhaus <strong>Hainfeld</strong> waren<br />

Lokomotiven der Reihe1, 4,<br />

229, 35,56, 60,88 188,92 und<br />

96 station<strong>ie</strong>rt.<br />

Bis zu 300 Eisenbahner waren<br />

h<strong>ie</strong>r mit Wartungs- und<br />

Reparaturarbeiten beschäftigt.<br />

Lokomotivbestand im Juni<br />

1914: 45 Lokomotiven.<br />

Zugmaschine Ser<strong>ie</strong> 76<br />

22 75<br />

Industr<strong>ie</strong>betr<strong>ie</strong>be in <strong>Hainfeld</strong>


Vorfeldorganisationen<br />

76 24<br />

Vorfeldorganisationen der Als Befreundete<br />

<strong>SPÖ</strong>: Organisationen werden<br />

Den Vorfeldorganisationen der Vereine w<strong>ie</strong> ASBÖ, ASKÖ,<br />

<strong>SPÖ</strong> war und ist neben ihren Naturfreunde,<br />

statutarischen Z<strong>ie</strong>lsetzungen Pensionistenverband, SLÖ oder<br />

auch d<strong>ie</strong> Aufgabe zugedacht Volkshilfe bezeichnet, d<strong>ie</strong>se<br />

politische Bildung zu<br />

sind eigenständige Vereine<br />

vermitteln und<br />

nach dem Vereinsgesetz. S<strong>ie</strong><br />

sozialdemokratisches<br />

sehen ihre Aufgabe nicht<br />

Gedankengut zu pflegen. Das primär in der Vermittlung<br />

Angebot ist durchgehend von politischer Bildung, sondern<br />

den ganz kleinen Kindern bei stellen Vereinigungen<br />

den Kinderfreunden<br />

mehrheitlich Gleichgesinnter<br />

(eigentlicher Vereinsname: zur B<strong>ew</strong>ältigung ihrer in der<br />

„Fre<strong>ie</strong> Schule<br />

Vereinssatzung<br />

Kinderfreunde „) über Rote<br />

festgeschr<strong>ie</strong>benen Aufgaben<br />

Falken, SJ, JG zur <strong>SPÖ</strong>dar.<br />

Mitgl<strong>ie</strong>dschaft. Bis in d<strong>ie</strong> 1960er<br />

Jahre war d<strong>ie</strong> Unterstützung<br />

der Eltern bei der<br />

Beaufsichtigung und Erz<strong>ie</strong>hung<br />

der Kinder und Jugendlichen<br />

ein wichtiger Punkt in der<br />

Arbeit d<strong>ie</strong>ser Organisationen.<br />

W<strong>ie</strong> hinlänglich bekannt ist<br />

lebten d<strong>ie</strong> oft kinderreichen<br />

Arbeiterfamil<strong>ie</strong>n ja meist in<br />

engen räumlichen- und<br />

dürftigen, finanz<strong>ie</strong>llen<br />

Verhältnissen. Große<br />

Bedeutung kam und kommt<br />

auch heute noch den<br />

berufsspezifischen<br />

Organisationen w<strong>ie</strong> z.B. den<br />

<strong>SPÖ</strong>-Fraktionen in der<br />

G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aft zu.


Arbeiter-<br />

gegründet worden war, zählte<br />

1927 e<strong>tw</strong>a 15.000 Mitgl<strong>ie</strong>der.<br />

gesangsvereine Außerdem gab es noch den<br />

Vor dem ersten Weltkr<strong>ie</strong>g gab Verband der<br />

es nur sehr wenig<br />

Arbeitermusikvereine, eine<br />

Kulturangebot für d<strong>ie</strong> Arbeiter. Organisation von e<strong>tw</strong>a 2000<br />

Es bildeten sich einige<br />

Mitgl<strong>ie</strong>dern.<br />

Arbeiter-Gesangsvereine, Leider gibt es heute nur mehr<br />

außerdem gab es eine<br />

sehr wenige<br />

Vereinigung, „Volksbühne“ Arbeitergesangsvereine. In der<br />

genannt, d<strong>ie</strong> versuchte, 1. Republik gab es zum<br />

Aufführungen guter<br />

Beisp<strong>ie</strong>l im Bezirk Lil<strong>ie</strong>nfeld<br />

Theaterstücke zustande zu s<strong>ie</strong>ben, heute leider keinen<br />

bringen und gelegentlich mehr.<br />

Eintrittskarten für größere<br />

Theater zu bekommen.<br />

Nach dem Kr<strong>ie</strong>g wurde d<strong>ie</strong> so<br />

genannte<br />

„Sozialdemokratische<br />

Kunststelle“ gegründet, d<strong>ie</strong><br />

großen Aufschwung nahm und<br />

1922 bereits 40.000 Mitgl<strong>ie</strong>der<br />

zählte. Von 1919 bis 1928<br />

wurden e<strong>tw</strong>a 2 Millionen<br />

Theaterkarten verkauft. Ab<br />

1928 führte d<strong>ie</strong> Kunststelle<br />

selbst ein Theater.<br />

D<strong>ie</strong> wohl überzeugendste<br />

Kunstleistung waren aber d<strong>ie</strong><br />

Arbeiter-Symphon<strong>ie</strong>konzerte.<br />

S<strong>ie</strong> waren eine<br />

Vorkr<strong>ie</strong>gseinrichtung und<br />

fanden schon seit 1904 statt.<br />

Zu Beginn der 1. Republik trug<br />

d<strong>ie</strong> erhöhte Bedeutung der<br />

österreichischen<br />

Sozialdemokrat<strong>ie</strong> dazu bei,<br />

dass d<strong>ie</strong> Konzerte wesentlich<br />

verbessert wurden. Ihre<br />

Popularität wuchs ungeheuer,<br />

so dass 1926 schon das<br />

fünfhundertste Konzert<br />

stattfand. S<strong>ie</strong> wurden in einem<br />

r<strong>ie</strong>sigen Konzertsaal<br />

veranstaltet und waren immer<br />

völlig ausverkauft.<br />

AGV-L<strong>ie</strong>derkranz,1919<br />

Andere Tätigkeiten der<br />

Kunststelle waren<br />

Rezitationsgruppen,<br />

Ausstellungen „Kunst ins<br />

Volk“, sow<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Veranstaltung<br />

von künstlerischen<br />

Programmen an Gedenktagen.<br />

Dabei wurden s<strong>ie</strong> von den<br />

alten Arbeitergesangsvereinen<br />

unterstützt. D<strong>ie</strong>se<br />

Sängervereinigung, d<strong>ie</strong> lange<br />

vor dem 22 1. Weltkr<strong>ie</strong>g<br />

77<br />

Vorfeldorganisationen


90. Todestag von Victor Adler<br />

78 24<br />

Victor Adler<br />

Er gründete in W<strong>ie</strong>n d<strong>ie</strong><br />

Wochenzeitung „Gleichheit“,<br />

1852 - 1918 nach deren Einstellung 1889<br />

90. Todestag von Victor Adler d<strong>ie</strong> „Arbeiter-Zeitung“ mit<br />

Fr<strong>ie</strong>drich Austerlitz als<br />

Chefredakteur.<br />

Ab 1889 war Victor Adler<br />

Chefredakteur der „Arbeiter-<br />

Zeitung“.<br />

Er war dann 1899 auch<br />

maßgeblich an der Erstellung<br />

des Brünner Programms<br />

beteiligt, in welchem zur<br />

Lösung des Nationalitäten- und<br />

Sprachenproblems der<br />

österreichisch-ungarischen<br />

Wer war Victor Adler?<br />

Monarch<strong>ie</strong> auch d<strong>ie</strong> Bildung<br />

Victor Adler(auch Viktor)<br />

eines Bundesstaates gefordert<br />

wurde.<br />

geb. 24. Juni 1852 in Prag<br />

gest. 11. Nov. 1918 in W<strong>ie</strong>n<br />

Auf dem <strong>Hainfeld</strong>er Parteitag<br />

war ein österreichischer<br />

vom 30. Dezember 1888 bis 1.<br />

Politiker und Mitbegründer<br />

Jänner 1889 vereinigte Victor<br />

der Sozialdemokratischen<br />

Adler d<strong>ie</strong> versch<strong>ie</strong>denen<br />

Arbeiterpartei.(SDAP)<br />

sozialdemokratischen Gruppen<br />

im kaiserlichen Österreich und<br />

Frühe Jahre: gilt damit als Begründer der<br />

Victor Adler wurde als Sohn Sozialdemokratischen<br />

eines wohlhabenden jüdischen Arbeiterpartei, SDAP, heute:<br />

Prager Kaufmanns<br />

Sozialdemokratische Partei<br />

geboren.1878 lernte er Emma Österreichs- <strong>SPÖ</strong>.<br />

Braun(1859,Debreczen - Adler wurde zum ersten<br />

1935,Zürich) Journalistin und Vorsitzenden der neuen Partei<br />

Übersetzerin kennen.1879 g<strong>ew</strong>ählt.<br />

heirateten d<strong>ie</strong> beiden und 1905 Wahl in das<br />

Sohn Fr<strong>ie</strong>drich Adler kam zur österreichisch-ungarische<br />

Welt. Adler stud<strong>ie</strong>rte 1872- Parlament.<br />

1881 Medizin an der<br />

Universität W<strong>ie</strong>n. Er arbeitete Politische Kontakte:<br />

dann kurze Zeit als Fr<strong>ie</strong>drich Engels, August Bebel,<br />

„Armenarzt“,der Z<strong>ie</strong>gelarbeiter Karl L<strong>ie</strong>bknecht<br />

vom W<strong>ie</strong>nerberg und 1883 als Seine politische Tätigkeit<br />

Nervenarzt, ehe er sich brachte ihm in den späten<br />

journalistisch betätigte. achtziger Jahren<br />

Politisches Wirken: 17 Verurteilungen und<br />

Politisch stand Adler zunächst insgesamt 18 Monate Arrest<br />

der deutschnationalen<br />

ein.<br />

B<strong>ew</strong>egung um Georg von<br />

Schönerer nahe und<br />

beeinflusste ihr 1882<br />

aufgestelltes Linzer Programm.<br />

Weil seine sozialen<br />

Forderungen in der<br />

deutschnationalen B<strong>ew</strong>egung<br />

kaum noch berücksichtigt<br />

wurden, schloss sich Victor<br />

Adler nach 1882 der<br />

Sozialdemokrat<strong>ie</strong> an.


Famil<strong>ie</strong>: „Gedenkstein“<br />

1916: Sein Sohn Fr<strong>ie</strong>drich<br />

Adler, Wortführer der<br />

sozialistischen Linken,<br />

ersch<strong>ie</strong>ßt aus Protest gegen d<strong>ie</strong><br />

Kr<strong>ie</strong>gspolitik den<br />

österreichisch-ungarischen<br />

Ministerpräsident Karl Graf<br />

Stürgkh.<br />

Er wird für d<strong>ie</strong>se Tat zum Tode<br />

verurteilt, jedoch später<br />

begnadigt.<br />

Staatsamt und Tod:<br />

Mitbegründer der Ersten<br />

Der Gedenkstein wurde im<br />

Republik, Staatssekretär für<br />

Jahre 1928 beim Restaurant<br />

Äußere Angelegenheiten<br />

A.Redl (S<strong>ie</strong>ber) als Erinnerung<br />

an den Einigungsparteitag in<br />

(Außenminister).<br />

<strong>Hainfeld</strong> 1888/1889 errichtet<br />

Am 11. November 1819 stirbt und im Februar 1934 von der<br />

Victor Adler in W<strong>ie</strong>n. Heimwehr zerstört.<br />

Ehrungen: W<strong>ie</strong>dererrichtet wurde der<br />

Ehrengrab am W<strong>ie</strong>ner<br />

Gedenkstein unter Mithilfe<br />

Zentralfr<strong>ie</strong>dhof, Gruppe 24A aller Lokalorganisationen am<br />

jetzigen Standort Victor-Adler-<br />

Gedenktafel :<br />

Platz im Juni 1948.<br />

W<strong>ie</strong>n 6. Bezirk<br />

Büste Denkmal der Republik,<br />

W<strong>ie</strong>n 1. Bezirk Dr. Karl-<br />

Renner-Ring<br />

Victor-Adler-Hof,<br />

städtische Wohnhausanlage,<br />

W<strong>ie</strong>n 10. Bezirk<br />

Victor-Adler-Platz:<br />

W<strong>ie</strong>n,10. Bezirk<br />

Victor-Adler-S<strong>ie</strong>dlung:<br />

in Neus<strong>ie</strong>dl an der Zaya(N.Ö.)<br />

Victor-Adler-Platz in <strong>Hainfeld</strong>,<br />

Gedenktafel in <strong>Hainfeld</strong>,<br />

Hauptstrasse.<br />

Gedenktafel,<br />

Kleingartenanlage Zwillingsee<br />

(W<strong>ie</strong>nerberg) in Favoriten<br />

Der Victor- Adler- Platz<br />

Nach 60 Jahren im September<br />

in <strong>Hainfeld</strong> (2008,vor der<br />

2008 wurde der Gedenkstein<br />

Neugestaltung) w<strong>ie</strong>der erneuert ,d<strong>ie</strong><br />

Stahlkonstruktion vom<br />

Stahlkünstler Werner I. Köhler<br />

aus Ochsenburg en<strong>tw</strong>orfen<br />

und in einer modernen Form<br />

unter Mithilfe der<br />

ortsansässigen Industr<strong>ie</strong>(Fa.<br />

Metagro) gestaltet.<br />

22<br />

79<br />

90. Todestag von Victor Adler


90. Todestag von Victor Adler<br />

80 24<br />

Für v<strong>ie</strong>le Veranstaltungen der<br />

Sozialdemokratischen Partei<br />

wurde der Gedenkstein<br />

benützt, wobei prominente<br />

Politiker <strong>Hainfeld</strong> besuchten u.<br />

a. Seitz, Renner, Körner,<br />

Schärf, Jonas, Pittermann,<br />

Kreisky, Sinowatz, Vranitzky,<br />

Gusenbauer, Faymann, Czettel.<br />

40,60, 75,100 Jahre<br />

Sozialdemokrat<strong>ie</strong> <strong>Hainfeld</strong> und<br />

der erste Mai waren solche<br />

Veranstaltungen.<br />

Victor-Adler-Plakette<br />

Einige <strong>Hainfeld</strong>er<br />

Sozialdemokraten haben d<strong>ie</strong><br />

Victor Adler-Plakette verl<strong>ie</strong>hen<br />

bekommen.<br />

Gedenkstein-Enthüllung, 1928<br />

Gedenkstein, 1931<br />

D<strong>ie</strong> Ausgezeichneten:<br />

Ferdinand Benischke 1952<br />

(Verleihung der Auszeichnung)<br />

Maria Pichowetz 1952<br />

Franz Rotter 1953<br />

Johann Pfeiffer 1954<br />

Mar<strong>ie</strong> Novak 1960<br />

Josef Pachlatko 1960<br />

Josef Schadinger 1967<br />

Hans Hausner 1989<br />

D<strong>ie</strong> Victor- Adler-Plakette ist<br />

d<strong>ie</strong> höchste Auszeichnung der<br />

<strong>SPÖ</strong> für besondere Verd<strong>ie</strong>nste<br />

um d<strong>ie</strong> österreichische<br />

Arbeiterb<strong>ew</strong>egung.<br />

Voraussetzung ist d<strong>ie</strong><br />

Vollendung des 60.<br />

Lebensjahres sow<strong>ie</strong> eine Literatur: Victor Adler Wikipedia<br />

mindestens 40jährige<br />

Biograph<strong>ie</strong> Victor Adler<br />

Parteizugehörigkeit.<br />

dasrot<strong>ew</strong><strong>ie</strong>n.at<br />

<strong>SPÖ</strong> Stadtorganisation


“Nicht d<strong>ie</strong> Asche b<strong>ew</strong>ahren,<br />

sondern d<strong>ie</strong> Flamme am<br />

Lodern halten!”<br />

Der<br />

HAINFELD-KONVENT<br />

eine Brücke in d<strong>ie</strong> ZUKUNFT<br />

„Es geht nicht darum d<strong>ie</strong><br />

Asche zu b<strong>ew</strong>ahren, sondern<br />

d<strong>ie</strong> Flamme am Lodern zu<br />

halten!“ Das war ein Satz, den<br />

der geistige Vater des <strong>Hainfeld</strong>-<br />

Konvents, Adolf Csekits, Als der Neo-Liberalismus<br />

immer w<strong>ie</strong>der einstreute, als Anfang des 21. Jahrhunderts<br />

wir noch weit weg vom mit seinen simplifiz<strong>ie</strong>rten<br />

heutigen En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ngsstand Parolen<br />

des Symposiums d<strong>ie</strong> „Der Markt regelt alles“,<br />

Grundphilosoph<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>ser „Mehr Privat, weniger Staat“<br />

Veranstaltung festzulegen oder „Speed kills“ am<br />

begannen. Von der Idee, an der Höhepunkt seiner Popularität<br />

Geburtsstätte der war, der „shareholder value“<br />

österreichischen als einzige wahre Messgröße<br />

Sozialdemokrat<strong>ie</strong> eine für Erfolg oder Misserfolg<br />

zukunftsweisende, jährliche anerkannt war,<br />

Diskussionsveranstaltung zu Globalis<strong>ie</strong>rungsgegner als<br />

aktuellen Themen ins Leben schwachsinnige<br />

zu rufen, bis zu deren Realitätsverweigerer<br />

Verwirklichung vergingen aber abgestempelt wurden und<br />

einige Jahre. Nun ist der noch kaum einer an einen<br />

HAINFELD-KONVENT Zusammenbruch von<br />

aber bereits ein „Pflock in der Investmentbanken oder gar<br />

Landschaft“, der nicht mehr ganzer Finanz-Systeme dachte,<br />

ignor<strong>ie</strong>rt werden kann. kristallis<strong>ie</strong>rte sich in unseren<br />

Und gerade zu den Fe<strong>ie</strong>rn des<br />

Köpfen immer mehr<br />

120-Jahr-Jubiläums des das dringende Verlangen<br />

Einigungsparteitags in <strong>Hainfeld</strong> heraus, gedankliche<br />

ist eine geistige Brücke in d<strong>ie</strong> Kontrapunkte zum<br />

Zukunft der Sozialdemokrat<strong>ie</strong> herrschenden „main stream“<br />

ein sehr wichtiges Element. zu en<strong>tw</strong>ickeln. Ganz im Sinne<br />

der Vorkämpfer des heutigen<br />

Sozialsystems, d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Rechte<br />

für ArbeitnehmerInnen auf<br />

geregelte Arbeitszeiten und<br />

Mindestlöhne, 5 Wochen<br />

Jahresurlaub, gesetzlicher<br />

Arbeitslosen-, Kranken- und<br />

Pensionsversicherung und<br />

v<strong>ie</strong>les mehr errungen hatten,<br />

dachten wir, dass es an der<br />

Zeit wäre, gegen neue<br />

Bedrohungen für d<strong>ie</strong><br />

Menschen aufzustehen, deren<br />

Gefahren aufzuzeigen und<br />

b<strong>ew</strong>usst zu machen, sow<strong>ie</strong><br />

Der geistige Vater<br />

des <strong>Hainfeld</strong>-Konvents,<br />

Adolf Csekits<br />

22<br />

alternative Anschauungen zu<br />

en<strong>tw</strong>ickeln und d<strong>ie</strong>se zu<br />

verbreiten.<br />

81<br />

Der <strong>Hainfeld</strong>-Konvent und d<strong>ie</strong> Zukunft der <strong>SPÖ</strong>


Der <strong>Hainfeld</strong>-Konvent und d<strong>ie</strong> Zukunft der <strong>SPÖ</strong><br />

82<br />

Darum machte sich das<br />

Dr. Karl Renner-Institut<br />

N<strong>ie</strong>derösterreich daran, das<br />

Konzept eines<br />

wissenschaftlichen<br />

Symposiums zu<br />

Zukunftsfragen und<br />

alternativen An<strong>tw</strong>orten zu<br />

en<strong>tw</strong>ickeln. Alljährlich sollen<br />

fortschrittlich denkende<br />

MeinungsbildnerInnen aus den<br />

Bereichen Politik, Wirtschaft,<br />

Wissenschaft, Med<strong>ie</strong>n, Kultur<br />

und Interessensvertretungen<br />

mit Gleichgesinnten zu<br />

progressiven<br />

Richtungsdiskussionen in<br />

<strong>Hainfeld</strong> zusammenkommen,<br />

mit dem Z<strong>ie</strong>l breiter und<br />

weiter zu denken und<br />

Lösungsansätze zu<br />

gesellschaftlich relevanten<br />

Fragestellungen zu en<strong>tw</strong>ickeln.<br />

Unsere Vision ist es, den<br />

HAINFELD-KONVENT zu<br />

einem Gegenpol zum<br />

konservativen Forum Alpbach<br />

zu en<strong>tw</strong>ickeln, wobei aber<br />

nicht nur Thesen und Theor<strong>ie</strong>n<br />

formul<strong>ie</strong>rt, sondern auch ganz<br />

konkrete<br />

Umgestaltungsmaßnahmen in<br />

unserer Gesellschaft<br />

vorgeschlagen werden und<br />

schl<strong>ie</strong>ßlich auch deren<br />

Durchsetzung politisch<br />

eingefordert werden sollen.<br />

demografische En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ngen<br />

und deren Auswirkungen auf<br />

den Generationen-Vertrag<br />

sow<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Frage des Alterns in<br />

Würde,<br />

Fragen der Klimaveränderung<br />

und des auf uns zukommenden<br />

wel<strong>tw</strong>eiten<br />

Ernährungsproblems, neue<br />

demokrat<strong>ie</strong>-politische<br />

En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ngen auf allen<br />

Ebenen oder einfach Visionen<br />

einer zukünftigen<br />

Gesellschaft: der HAINFELD-<br />

KONVENT wird sich mit<br />

d<strong>ie</strong>sen und anderen<br />

gesellschaftlich relevanten<br />

Themen intensiv beschäftigen.<br />

Alle, d<strong>ie</strong> sich daran konstruktiv<br />

beteiligen wollen, sind dazu<br />

herzlich willkommen.<br />

Dort wo d<strong>ie</strong> <strong>SPÖ</strong><br />

vor 120 Jahren am<br />

Einigungsparteitag sehr<br />

weitblickend ihre Grundsätze<br />

für eine moderne Gesellschaft<br />

formul<strong>ie</strong>rt hat, sollen auch<br />

jetzt w<strong>ie</strong>der Leitlin<strong>ie</strong>n für eine<br />

sozial gerechte, ausg<strong>ew</strong>ogene<br />

und faire Gesellschaftsordnung<br />

der nächsten 120 Jahre<br />

en<strong>tw</strong>ickelt werden. In d<strong>ie</strong>sem<br />

Sinn will der HAINFELD-<br />

KONVENT gerne eine Brücke<br />

von der Gegenwart in d<strong>ie</strong><br />

Zukunft sein, bas<strong>ie</strong>rend auf<br />

den Pfeilern der großen<br />

<strong>Hainfeld</strong>er Vergangenheit.<br />

Egal ob es Fragen des<br />

ArbeitnehmerInnenschutzes in<br />

der globalis<strong>ie</strong>rten Wirtschaft<br />

sind, Fragen des<br />

Bildungszugangs vor dem<br />

Hintergrund eines<br />

explosionsartig wachsenden<br />

Wissens-Spectrums,<br />

Mag.Wolfgang Luftensteiner<br />

(Leiter Renner-Institut<br />

N<strong>ie</strong>derösterreich, Gesamt-<br />

Veran<strong>tw</strong>ortlicher des <strong>Hainfeld</strong>-<br />

Konvents)


Wir bedanken uns<br />

bei den Sponsoren<br />

der Ausstellung:<br />

Allgemeine gemeinnützige<br />

Wohnungsgenossenschaft St.Pölten<br />

Fa. Böchheimer<br />

Fa. Borger<br />

Fa. Fischer & Kral<br />

Fa. Held & Francke<br />

Fa. Lux Bau<br />

Fa. Metagro<br />

Neunkirchner Wohnbaugenossenschaft<br />

ÖBV Österreichische Beamtenversicherung<br />

Fa. Schmid Schrauben<br />

Sparkasse N<strong>ie</strong>derösterreich Mitte West<br />

Fa. Zöchling<br />

22 83<br />

D<strong>ie</strong> Sponsoren der Ausstellung


D<strong>ie</strong> Sponsoren der Ausstellung<br />

84


www.fk-fischer.at<br />

Info@fk-fischer.at<br />

Referenzen:<br />

CNC SPRITZGUSSTECHNIK<br />

Herstellung von technischen Spritzg<strong>ie</strong>ßteilen<br />

aus thermoplastischen Kunststoffen für d<strong>ie</strong><br />

- Automobilindustr<strong>ie</strong><br />

- Möbelherstellung<br />

- Maschinenindustr<strong>ie</strong><br />

und d<strong>ie</strong> Herstellung von Befestigungssystemen.


Multi-Media-Ausstellung<br />

im Gemeindezentrum <strong>Hainfeld</strong><br />

24. Oktober- 02. November 2008<br />

120 Jahre Einigungsparteitag<br />

90 Jahre Todestag Victor Adle<br />

»D<strong>ie</strong><br />

Sozialdemokratische<br />

Arbeiterpartei in<br />

Österreich erstrebt<br />

für das gesamte Volk<br />

ohne Untersch<strong>ie</strong>d der<br />

Nation, der Rasse<br />

und des Geschlechtes<br />

d<strong>ie</strong> Befreiung aus<br />

den Fesseln der<br />

ökonomischen<br />

Abhängigkeit,<br />

d<strong>ie</strong> Beseitigung der<br />

politischen<br />

Rechtlosigkeit und<br />

d<strong>ie</strong> Erhebung aus der<br />

geistigen<br />

Verkümmerung.“<br />

So lautet der erste Satz<br />

der Prinzip<strong>ie</strong>nerklärung,<br />

beschlossen am<br />

<strong>Hainfeld</strong>er<br />

Einigungsparteitag<br />

1888/89.

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