D ie G ew erksch aftsen tw icklu n g - SPÖ Hainfeld
D ie G ew erksch aftsen tw icklu n g - SPÖ Hainfeld
D ie G ew erksch aftsen tw icklu n g - SPÖ Hainfeld
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Begleit-Broschüre zur<br />
Multi-Media-Ausstellung<br />
24.10.-2.11.2008<br />
120 Jahre Einigungsparteitag<br />
der<br />
Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs<br />
und<br />
90. Todestag von Victor Adler.<br />
Impressum:<br />
Herausgeber:<br />
Stadtorganisation der <strong>SPÖ</strong>-<strong>Hainfeld</strong><br />
Redaktionsteam:<br />
Richard Höhnl, Ernst Holzer-Söllner, Julius Horvath, Karl Jägersberger,<br />
Herbert K<strong>ie</strong>gler, DI Fritz Lederhilger, Dr.Gisela Malekpour.<br />
Historische Beratung: Dr.Margarete Kowall<br />
Lektorat:<br />
Anita Zehetmayer<br />
Julius Horvath<br />
Grafik und Layout:<br />
Robert Grabner<br />
Wir danken allen Personen,<br />
und Institutionen<br />
d<strong>ie</strong> zum Gelingen d<strong>ie</strong>ser Ausstellung<br />
beigetragen haben.<br />
Auf d<strong>ie</strong>sem Wege<br />
auch ein herzliches Dankeschön an d<strong>ie</strong><br />
Firma Fischer & Kral<br />
für d<strong>ie</strong> großzügige Unterstützung.
Aus einem Gespräch zwischen Sinn d<strong>ie</strong>ser Multi-Media-<br />
DI Fritz Lederhilger, Ausstellung ist, allen<br />
Altbürgermeister Karl BesucherInnen in geraffter<br />
Jägersberger und Herbert Form, den sehr schweren und<br />
K<strong>ie</strong>gler im Jänner 2007 hochinteressanten<br />
en<strong>tw</strong>ickelte sich d<strong>ie</strong> Idee, En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ngsweg der<br />
anläßlich der 120. W<strong>ie</strong>derkehr SozialdemokratInnen über d<strong>ie</strong><br />
des <strong>Hainfeld</strong>er vergangenen fast 120 Jahre<br />
Einigungsparteitages näherzubringen.<br />
Jahreswende 1888/89-, in Wenn das gelingt, ist das d<strong>ie</strong><br />
<strong>Hainfeld</strong> eine <strong>SPÖ</strong>-Ausstellung echte Würdigung all derer, d<strong>ie</strong><br />
zu machen. zum Teil mit ihrem Leben,<br />
D<strong>ie</strong> positiven Signale seitens durch Folter, Kerker, totaler<br />
der <strong>SPÖ</strong>-Stadtorganisation Zurücknahme der<br />
<strong>Hainfeld</strong>, des Bürgermeisters Eigeninteressen, Mut,<br />
Albert Pitterle und der <strong>SPÖ</strong>- Ausdauer und Unbeirrbarkeit<br />
Gemeinderatsfraktion b<strong>ew</strong>irk- dafür gesorgt haben, dass wir<br />
ten bei uns den Entschluß, heute in einem wirklich<br />
weiter zu machen. sozialen Staat leben und in<br />
In kurzer Zeit hatten wir ein dem auch d<strong>ie</strong> Grundrechte des<br />
Ausstellungsteam auf d<strong>ie</strong> Beine einzelnen Staatsbürgers<br />
gestellt, das sehr rasch einen gesichert sind. Unser Vaterland<br />
Organisations- und<br />
Österreich hat durch das<br />
Finanz<strong>ie</strong>rungsplan mit allen positive Einwirken der<br />
Eventualitäten parat hatte. Uns Sozialdemokrat<strong>ie</strong> einen<br />
allen war klar, dass der g<strong>ew</strong>altigen Wandel vollzogen.<br />
Ausstellungserfolg von der V<strong>ie</strong>le Menschen des Erdballs<br />
Genauigkeit, der Intensität und würden gerne h<strong>ie</strong>r leben.<br />
dem perönlichen Engagement<br />
aller Mitgestalter abhängig Es hat sich ausgezahlt,<br />
sein wird. Zwei wichtige<br />
wofür SozialdemokratInnen<br />
Komiteemitgl<strong>ie</strong>der, Franz<br />
120 Jahre gekämpft haben.<br />
Grabner und Edi Puritscher,<br />
haben d<strong>ie</strong> Früchte ihrer Für das<br />
gedeihlichen Arbeit nicht mehr Ausstellungskomitee:<br />
ernten dürfen. S<strong>ie</strong> sind in der<br />
Vorbereitungszeit verstorben. Herbert K<strong>ie</strong>gler,<br />
Wir werden s<strong>ie</strong> n<strong>ie</strong>mals DI Fritz Lederhilger und<br />
vergessen. Karl Jägersberger<br />
D<strong>ie</strong> relativ kurze<br />
Vorbereitungsphase von fast<br />
<strong>Hainfeld</strong>, im Oktober 2008<br />
zwei Jahren ist durch den Fleiß<br />
aller Beteiligten kompens<strong>ie</strong>rt<br />
worden. Es war großartig<br />
mitzuerleben, w<strong>ie</strong>v<strong>ie</strong>le<br />
Menschen weit über den<br />
Bezirk hinausgehend- bereit<br />
waren, uns mit ihrem wertvollen<br />
Wissen, durch ganz tolle<br />
Leihgaben und Geldspenden,<br />
zu unterstützten. Insgesamt<br />
waren das mehr als 130 Frauen<br />
und Männer, denen wir auf<br />
d<strong>ie</strong>sem Wege im Namen des<br />
Ausstellungskomitees ganz<br />
besoders danken möchten.<br />
1888/89<br />
1<br />
Vorwort<br />
120 Jahre Einigungsparteitag<br />
90 Jahre Todestag Victor Adler<br />
24. Oktober- 02. November 2008<br />
Multi-Media-Ausstellung<br />
im Gemeindezentrum<br />
<strong>Hainfeld</strong>
Vorwort<br />
2<br />
In Zeiten, in welchen Ideolog<strong>ie</strong> Umsomehr ist das Bemühen<br />
beinahe als „anstößig“ von Herbert K<strong>ie</strong>gler und<br />
angesehen wird, ist es nicht seinem Team zu würdigen,<br />
einfach daran zu erinnern, eine Ausstellung zum Thema<br />
dass gerade eine Ideolog<strong>ie</strong>, es „120 Jahre <strong>SPÖ</strong>“<br />
war nämlich der Sozialismus, zusammenzustellen.<br />
der d<strong>ie</strong> Lebensumstände der Als <strong>Hainfeld</strong>er können wir ja<br />
ArbeiterInnen nachhaltig mit Stolz darauf verweisen,<br />
verändert hat. Rückblickend dass h<strong>ie</strong>r d<strong>ie</strong> Sozialdemokraten<br />
müssen wir sogar feststellen, zu einer Einigung gefunden<br />
dass sich nicht nur d<strong>ie</strong> haben, wir fühlen aber auch<br />
Lebensverhältnisse der d<strong>ie</strong> Verpflichtung in uns, in<br />
ArbeiterInnen zum Positiven Jubiläumsjahren w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>sem<br />
verändert haben, sondern auch w<strong>ie</strong>der darauf aufmerksam zu<br />
der, in den letzten Jahrzehnten machen.<br />
herrschende Wohlstand auf der<br />
Tatsache beruht, dass so gut<br />
Mit der Jubiläumsausstellung<br />
w<strong>ie</strong> Jede(r) über ein<br />
findet heuer zeitgleich der<br />
Einkommen verfügt.<br />
Albert Pitterle<br />
Bürgermeister<br />
der Stadt <strong>Hainfeld</strong><br />
„<strong>Hainfeld</strong> Konvent“ statt, und<br />
ich finde es ist ein positives<br />
Signal, wenn wohl der<br />
Vergangenheit gedacht, aber<br />
gleichzeitig für d<strong>ie</strong> Zukunft<br />
gearbeitet wird.<br />
Der Titel der Ausstellung 120 Eine übermächtige<br />
Jahre <strong>SPÖ</strong>: „Es hat sich globalis<strong>ie</strong>rte Wirtschaft<br />
ausgezahlt” beinhaltet schon versucht mit allen Mitteln das<br />
das hohe Maß an Opfern d<strong>ie</strong> Rad der Geschichte<br />
erbracht werden mussten, um zurückzudrehen und<br />
d<strong>ie</strong> Bevölkerungsmehrheit in arbeitende Menschen<br />
Österreich aus dem Elend ausschl<strong>ie</strong>ßlich als<br />
herauszuführen, ihr einen „Kostenfaktor auf zwei<br />
halbwegs gerechten Anteil am Beinen“ zu sehen.<br />
erwirtschafteten Ertrag und Insofern begrüße ich d<strong>ie</strong><br />
damit ein menschenwürdiges Ausstellung „120 Jahre <strong>SPÖ</strong>“<br />
Leben zuteil werden zu lassen. als ein Mittel zur Schärfung<br />
Damit aber d<strong>ie</strong>se Opfer nach unseres politischen Verstandes,<br />
mehr als 100 Jahren damit es uns jetzt und in<br />
Aufwärtsen<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng nicht Zukunft gelingen kann,<br />
w<strong>ie</strong>der rückgängig gemacht Fehlen<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ngen zu Lasten<br />
werden können, bedarf es der arbeitenden Menschen<br />
unserer höchsten hintanzuhalten.<br />
Aufmerksamkeit.<br />
StR Herbert Schweiger<br />
Vorsitzender der <strong>SPÖ</strong> <strong>Hainfeld</strong>
D<strong>ie</strong> Entstehung der Arbeiterb<strong>ew</strong>egung in Österreich S 5-8<br />
Der Einigungsparteitag S 9-12<br />
Anton Stacherl S 13<br />
Sozialdemokratische Programme S 14-20<br />
Frauen in der Sozialdemokrat<strong>ie</strong> S 21-26<br />
Sozialdemokratische Presse S 27-30<br />
Bundesparteivorsitzende der <strong>SPÖ</strong> S 31-32<br />
Sozialdemokratische Staatsoberhäupter S 33<br />
Ortsparteivorsitzende der <strong>SPÖ</strong>-<strong>Hainfeld</strong> S 34-35<br />
Sozialdemokratische Symbole S 36-39<br />
Der 1. Mai S 40-43<br />
Sozialdemokratische Bürgermeister der Stadt <strong>Hainfeld</strong> S 44-45<br />
Sozialgemeinde <strong>Hainfeld</strong> S 46-47<br />
D<strong>ie</strong> Erste Republik S 48-53<br />
D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng S 54-63<br />
Demonstrationen, Protestkundgebungen und Streiks S 64-68<br />
Industr<strong>ie</strong>betr<strong>ie</strong>be in <strong>Hainfeld</strong> S 69-75<br />
Vorfeldorganisationen S 76-77<br />
90. Todestag von Victor Adler S 78-80<br />
Der <strong>Hainfeld</strong>-Konvent und d<strong>ie</strong> Zukunft der <strong>SPÖ</strong> S 81-82
Vorwort<br />
4<br />
Foto:<strong>SPÖ</strong>/Zinner<br />
Foto:<strong>SPÖ</strong> NÖ<br />
Eine der großen Leistungen Aus Anlass seines 90.<br />
Victor Adlers war d<strong>ie</strong> Todestages gedenken wir voller<br />
Versöhnung zerstrittener Ehrfurcht eines Mannes,<br />
Fraktionen am <strong>Hainfeld</strong>er dessen Wirken nicht nur für<br />
Parteitag auf Grundlage seiner d<strong>ie</strong> Sozialdemokrat<strong>ie</strong><br />
Prinzip<strong>ie</strong>n-Erklärung. So geschichtsmächtig war,<br />
konnte zum Jahreswechsel sondern für ganz Österreich.<br />
1888/89, also vor 120 Jahren, Allen, d<strong>ie</strong> zum Gelingen d<strong>ie</strong>ser<br />
d<strong>ie</strong> Sozialdemokratische Ausstellung beigetragen haben,<br />
Arbeiterparteipartei gegründet danke ich herzlichst!<br />
werden. Seitdem ist d<strong>ie</strong><br />
österreichische<br />
Allen, d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>se Ausstellung<br />
Sozialdemokrat<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong><br />
besuchen, wünsche ich, dass<br />
wesentliche politische Kraft<br />
d<strong>ie</strong> Vergangenheit Ansporn ist<br />
zur Durchsetzung sozialer<br />
für d<strong>ie</strong> Zukunft zu lernen.<br />
Errungenschaften in<br />
Österreich. Victor Adler starb<br />
- einen Tag vor der Ausrufung Werner Faymann<br />
der Republik - Bundesparteivorsitzender<br />
am 11. November 1918. der <strong>SPÖ</strong><br />
<strong>Hainfeld</strong> das ist jener Ort, der „Geburtsstätte der<br />
für d<strong>ie</strong> Sozialdemokrat<strong>ie</strong> einen Sozialdemokrat<strong>ie</strong>“ zudem<br />
ganz besonderen Stellenwert Tradition mit Moderne. So<br />
einnimmt. H<strong>ie</strong>r fand vor 120 besinnen wir uns gerne auf<br />
Jahren der Einigungsparteitag unsere Wurzeln und Werte<br />
statt, bei dem Victor Adler zum zurück, wollen aber nicht in<br />
Vorsitzenden einer geeinten, der Geschichte verhaftet sein,<br />
neuen Partei g<strong>ew</strong>ählt wurde sondern unsere Gedanken<br />
und h<strong>ie</strong>r wurden im damaligen auch zukünftigen<br />
Parteiprogramm Prinzip<strong>ie</strong>n Herausforderungen widmen<br />
n<strong>ie</strong>dergeschr<strong>ie</strong>ben, d<strong>ie</strong> für d<strong>ie</strong> und gleichsam neue<br />
Sozialdemokrat<strong>ie</strong> noch heute Perspektiven eröffnen. Deshalb<br />
von zentraler Bedeutung sind. freue ich mich sehr, dass mit<br />
<strong>Hainfeld</strong> ist aber auch ein dem <strong>Hainfeld</strong> Konvent nun<br />
Stück gelebte Geschichte. Es bereits zum zweiten Mal ein<br />
ist kein Zufall, dass man sich Symposium zu Zukunftsfragen<br />
gerade im südlichen<br />
an d<strong>ie</strong>sem, für d<strong>ie</strong> <strong>SPÖ</strong><br />
N<strong>ie</strong>derösterreich im<br />
denkwürdigen Ort, stattfindet.<br />
Industr<strong>ie</strong>v<strong>ie</strong>rtel über d<strong>ie</strong> Z<strong>ie</strong>le Mein besonderer Dank gilt<br />
der ArbeiterInnenb<strong>ew</strong>egung allen, d<strong>ie</strong> sich mit der<br />
verständigte. 1888 tat sich dort Geschichte <strong>Hainfeld</strong>s aktiv<br />
eine Gruppe von Menschen auseinandersetzen und danach<br />
zusammen, forderte Rechte für trachten, dass d<strong>ie</strong>se nicht in<br />
d<strong>ie</strong> ArbeiterInnenklasse, trat Vergessenheit gerät. Für d<strong>ie</strong><br />
für d<strong>ie</strong> gerechte Verteilung des Multimedia Ausstellung und<br />
gesellschaftlichen Wohlstandes den vorl<strong>ie</strong>genden Katalog<br />
ein und setzte alles daran, d<strong>ie</strong> wünsche ich Ihnen alles Gute<br />
sozialistische Idee zu und v<strong>ie</strong>l Erfolg und freue mich<br />
verbreiten. Im Rückblick sehr, dass d<strong>ie</strong> Geschichte<br />
verdanken wir den engag<strong>ie</strong>rten unserer politischen B<strong>ew</strong>egung<br />
KämpferInnen der ersten so lebendig präsent<strong>ie</strong>rt wird.<br />
Stunde unzählige soziale<br />
Errungenschaften, auf d<strong>ie</strong> wir<br />
noch heute stolz sein dürfen. LHStv. Dr. Sepp Leitner<br />
<strong>Hainfeld</strong> verbindet als<br />
Vorsitzender der <strong>SPÖ</strong> NÖ
Der Habsburger-Staat Punkt trafen sich im „Vormärz“<br />
Österreich beruhte auf dem d<strong>ie</strong> Interessen von Studenten,<br />
mittelalterlichen System der Bürgern und Arbeitern und so<br />
Feudalherrschaft. „Ein durch kam es im Jahr 1848 zum<br />
persönliche Abhängigkeit, gemeinsamen Aufstand gegen<br />
Grundbesitz und das herrschende<br />
Adelsherrschaft geprägtes Unrechtssystem.<br />
gesellschaftliches, politisches Das Jahr 1848 kann mit gutem<br />
und wirtschaftliches System, Recht als Geburtsjahr der<br />
verbunden mit der Herrschaft modernen Bürgerrechte und<br />
privileg<strong>ie</strong>rter Grundherren als Beginn einer Epoche<br />
über bäuerliche Untertanen“. bezeichnet werden, in welcher<br />
Erste Versuche, d<strong>ie</strong>ses System der Wille des Volkes zur<br />
zu ändern, begannen moderat bestimmenden Kraft im Staate<br />
unter Maria Theresia und sehr heranwachsen sollte. Und<br />
radikal unter Joseph II. wenn d<strong>ie</strong> Aufstände des Jahres<br />
Ferdinand II und sein 1848 physisch auch keinesfalls<br />
Staatskanzler Metternich erfolgreich waren, sondern im<br />
Gegenteil im Oktober<br />
desselben Jahres wahrhaft im<br />
eigenen Blut erstickten, so<br />
waren d<strong>ie</strong> Ideen, d<strong>ie</strong> der<br />
Revolution zu Grunde lagen,<br />
nicht mehr zu unterdrücken.<br />
Schl<strong>ie</strong>ßlich wurde mit der<br />
Reichsverfassung vom 4. März<br />
1849 d<strong>ie</strong> Grundherrschaft<br />
eine Säule des Feudalsystems -<br />
abgeschafft und Lockerungen<br />
im Gerichts- und<br />
errichteten ab 1835 w<strong>ie</strong>der ein Verwaltungsbereich eingeführt<br />
absolutistisches System, das<br />
nicht nur jeden Versuch sow<strong>ie</strong> Pressefreiheit g<strong>ew</strong>ährt.<br />
demokratischer Reformen<br />
brutal unterdrückte, sondern Lange währte d<strong>ie</strong> neue Freiheit<br />
auch restriktiv gegen d<strong>ie</strong> aus jedoch nicht, mit dem<br />
dem Westen kommende „Silvesterpatent“ des Jahres<br />
Industrialis<strong>ie</strong>rung auftrat. 1851 wurden d<strong>ie</strong> meisten<br />
Letztendlich, wenn auch Errungenschaften der<br />
später als in anderen Ländern, Verfasssung von 1849<br />
obs<strong>ie</strong>gte auch in Österreich ausgesetzt, unter anderem<br />
das Industr<strong>ie</strong>- gegen das Arbeitervereine und Zeitungen<br />
Manufaktursystem. verboten. Ein Rückfall in den<br />
Mit dem Einzug der Industr<strong>ie</strong> Absolutismus, genannt „Neo<br />
in das Wirtschaftssystem, Absolutismus“.<br />
entstand eine große Zahl von<br />
lohnabhängigen Arbeitern, d<strong>ie</strong><br />
in das mit Grund und Boden<br />
eng verbundene Feudalsystem<br />
nicht einzuordnen waren und<br />
daher in einem rechtlosen<br />
Raum exist<strong>ie</strong>rten.<br />
Arbeiter- und Bürgerrechte<br />
sind jedoch nur in einer<br />
demokratisch organis<strong>ie</strong>rten<br />
Gesellschaft durchsetzbar, in<br />
der es auch möglich ist, sich<br />
politisch zu organis<strong>ie</strong>ren,<br />
Verbände zu bilden. In d<strong>ie</strong>sem<br />
5<br />
D<strong>ie</strong> Entstehung der Arbeiterb<strong>ew</strong>egung in Österreich
D<strong>ie</strong> Entstehung der Arbeiterb<strong>ew</strong>egung in Österreich<br />
6<br />
Erst mit dem Inkrafttreten des<br />
„Staatsgrundgesetzes über d<strong>ie</strong><br />
allgemeinen Rechte der<br />
Staatsbürger“ im Dezember<br />
1867 (Dezember-Verfassung)<br />
wurden d<strong>ie</strong> Grund- und<br />
Freiheitsrechte aller<br />
Staatsbürger erstmals<br />
n<strong>ie</strong>dergeschr<strong>ie</strong>ben und für d<strong>ie</strong><br />
im Reichsrat vertretenen<br />
Königreiche und Länder<br />
einheitlich geregelt (Gleichheit<br />
vor dem Gesetz, Abschaffung<br />
der Untertänigkeit und<br />
Hörigkeit, Freizügigkeit der<br />
Person, Br<strong>ie</strong>fgeheimnis,<br />
Vereinsrecht, Glaubens- und<br />
G<strong>ew</strong>issensfreiheit, Freiheit der<br />
Wissenschaft und ihrer Lehre,<br />
Religionsfreiheit, Presse- und<br />
Meinungsfreiheit ,<br />
Staatsbürgerschaftsrecht<br />
u.a.m.).<br />
Schon am 15. Dezember 1867<br />
fand d<strong>ie</strong> konstitu<strong>ie</strong>rende<br />
Versammlung des W<strong>ie</strong>ner<br />
Arbeiter- Bildungsvereines in<br />
W<strong>ie</strong>n-Fünfhaus mit 3000<br />
Teilnehmern statt.<br />
-soziale Netz für d<strong>ie</strong> ärmsten<br />
Schichten der Bevölkerung. In<br />
der Folge entstanden Kultur-,<br />
Sport- u. Gesellschaftsvereine<br />
in großer Zahl.<br />
Erstmals taucht am 30. Aug.<br />
1868 bei einem der<br />
„Arbeitertage“ genannten<br />
Massenversammlungen in<br />
einem Programmen<strong>tw</strong>urf das<br />
Wort „sozialdemokratisch“ auf<br />
und es wurde von d<strong>ie</strong>ser<br />
Versammlung ein Komitee zur<br />
Organis<strong>ie</strong>rung der<br />
„sozialdemokratischen Partei“<br />
unter dem Vorsitz von Hippolyt<br />
Tauschinsky eingesetzt.<br />
D<strong>ie</strong>se En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng ging den<br />
Behörden der Monarch<strong>ie</strong><br />
jedoch eindeutig zu rasch vor<br />
sich. Als am 13. Dez. 1869<br />
20.000 Arbeiter vor dem<br />
Parlament für<br />
Koalitionsfreiheit (Streikrecht,<br />
Recht auf Streikunterstützung,<br />
Vereinsfreiheit)<br />
demonstr<strong>ie</strong>rten, wurde dem<br />
auch - zumindest in Teilen<br />
D<strong>ie</strong> neue Verfassung, d<strong>ie</strong> auch nachgegeben. Wenig später, am<br />
d<strong>ie</strong> Freiheit der 23. Dezember, wurden aber<br />
G<strong>ew</strong>erbeausübung beinhaltete, d<strong>ie</strong> Wortführer der<br />
war der Anstoß zu einer Arbeiterb<strong>ew</strong>egung in<br />
ungeheuer rasanten Untersuchungshaft<br />
En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng in allen Bereichen genommen.<br />
des Lebens.<br />
D<strong>ie</strong> Freiheit der<br />
G<strong>ew</strong>erbeausübung führte zu<br />
einem Boom an<br />
Betr<strong>ie</strong>bsgründungen. Für das<br />
Leben der Menschen<br />
allgemein wirkte sich das neue<br />
Vereinsrecht sehr positiv aus.<br />
Gegen Ende der 1860-er Jahre<br />
exist<strong>ie</strong>rten allein im<br />
österreichischen Teil der<br />
Monarch<strong>ie</strong> in 22 Städten<br />
Arbeiterbildungsvereine.<br />
Neben den Arbeiter-<br />
Bildungsvereinen wurden vor<br />
allem auch Selbsthilfe-Vereine<br />
der Arbeiterschaft,<br />
Konsumgenossenschaften,<br />
Kranken- und Sterbekassen<br />
sow<strong>ie</strong> andere<br />
Unterstützungsvereine<br />
gegründet, s<strong>ie</strong> bildeten das<br />
erste - noch sehr grobmaschige
Am 4. Juli 1870 wurde ihnen<br />
in W<strong>ie</strong>n der Prozess gemacht<br />
(= W<strong>ie</strong>ner<br />
Hochverratsprozess) mit dem<br />
Ergebnis, dass v<strong>ie</strong>r führende<br />
Arbeiterfunktionäre, unter<br />
ihnen Heinrich Oberwinder<br />
und Andreas Scheu<br />
weil der gemäßigte Flügel der<br />
Partei unter<br />
Heinrich Oberwinder<br />
dem Parteitag fernbl<strong>ie</strong>b. D<strong>ie</strong><br />
als Gründungsparteitag der<br />
„Sozialdemokratischen Partei<br />
in Österreich“ bekannt<br />
g<strong>ew</strong>ordene<br />
wegen Hochverrats zu<br />
Deleg<strong>ie</strong>rtenversammlung<br />
mehrjährigen Gefängnisstrafen beschloss auf Basis des<br />
verurteilt wurden. Fast alle „Eisenacher Programmes“ ein<br />
Arbeiterbildungsvereine und neun Punkte umfassendes<br />
Fachg<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften wurden gesellschafts- und<br />
aufgelöst, d<strong>ie</strong> erste Blütezeit arbeitsrechtliches<br />
der österreichischen Forderungsprogramm und<br />
Arbeiterb<strong>ew</strong>egung war zu betonte den internationalen<br />
Ende. Anspruch der<br />
Eine grav<strong>ie</strong>rende Schwächung Sozialdemokrat<strong>ie</strong>,<br />
fügte sich d<strong>ie</strong> insbesondere auch im Hinblick<br />
Arbeiterb<strong>ew</strong>egung selbst zu. auf d<strong>ie</strong> versch<strong>ie</strong>denen<br />
D<strong>ie</strong> aus taktischen Gründen Nationalitäten in der<br />
von der Reg<strong>ie</strong>rung vorzeitig Monarch<strong>ie</strong>. Darüber hinaus<br />
entlassenen Oberwinder und wurde beschlossen, d<strong>ie</strong> von<br />
Scheu ergingen sich in Andreas Scheu 1870 in W<strong>ie</strong>ner<br />
Fraktionskämpfen. Wobei d<strong>ie</strong> Neustadt gegründete Zeitung<br />
„Gemäßigten“ um Oberwinder „Gleichheit“ als Zentralorgan<br />
der Ansicht zuneigten, dass der Sozialdemokrat<strong>ie</strong><br />
sich d<strong>ie</strong> Arbeiterb<strong>ew</strong>egung zur weiterzuführen. Zur<br />
Durchsetzung ihrer politischen Finanz<strong>ie</strong>rung der Zeitung<br />
Z<strong>ie</strong>le mit dem fortschrittlichen wurde erstmals offiz<strong>ie</strong>ll eine<br />
Bürgertum verbünden sollte. Parteisteuer in Höhe von<br />
Scheu als Vertreter des einem Kreuzer wöchentlich<br />
radikalen Flügels hingegen eingeführt.<br />
forderte d<strong>ie</strong> No<strong>tw</strong>endigkeit<br />
einer eigenständigen Politik<br />
und d<strong>ie</strong> Internationalis<strong>ie</strong>rung<br />
der Partei.<br />
D<strong>ie</strong> Gegnerschaft der beiden<br />
Führungspersönlichkeiten<br />
überschattete auch den<br />
Parteitag im April 1874, im<br />
damals ungarischen Neudörfl,<br />
7<br />
D<strong>ie</strong> Entstehung der Arbeiterb<strong>ew</strong>egung in Österreich
D<strong>ie</strong> Entstehung der Arbeiterb<strong>ew</strong>egung in Österreich<br />
8<br />
Als Folge der Wirtschaftskrise<br />
von 1873 st<strong>ie</strong>g das Elend der<br />
Arbeiterschaft rasch an und<br />
bildete den Nährboden für d<strong>ie</strong><br />
Bildung radikaler Gruppen<br />
innerhalb der Arbeiterschaft,<br />
d<strong>ie</strong> am Beginn der 1880-er<br />
Jahre einige politisch<br />
motiv<strong>ie</strong>rte Attentate verübten.<br />
Der konservativen Reg<strong>ie</strong>rung<br />
unter Graf Taaffe kamen d<strong>ie</strong>se<br />
Attentate entgegen, da s<strong>ie</strong><br />
bereits an einem völligen<br />
Verbot der Arbeiterb<strong>ew</strong>egung<br />
arbeitete.<br />
Vorerst wurde jedoch im Jahr<br />
1884 über W<strong>ie</strong>n und<br />
Umgebung der<br />
Ausnahmezustand verhängt,<br />
was auch ein generelles<br />
Versammlungsverbot<br />
D<strong>ie</strong>ses Z<strong>ie</strong>l erreichte er auf<br />
dem Einigungsparteitag, der in<br />
den Tagen vom 30. Dez. 1888<br />
bis zum 1. Jänner 1889 in<br />
<strong>Hainfeld</strong> stattfand.<br />
beinhaltete.<br />
Am Beginn der 1880-er Jahre<br />
engag<strong>ie</strong>rte sich der aus Prag<br />
stammende junge Arzt und<br />
eigentlich aus der deutschnationalen<br />
B<strong>ew</strong>egung<br />
kommende Dr. Victor Adler<br />
zunehmend in der<br />
Arbeiterb<strong>ew</strong>egung. Unter<br />
Einsatz seines Privatvermögens<br />
gründete er 1886 d<strong>ie</strong> von<br />
Andreas Scheu gegründete und<br />
1877 eingestellte Zeitung<br />
„Gleichheit“ neu und<br />
beschr<strong>ie</strong>b darin das Elend der<br />
Z<strong>ie</strong>gelarbeiter auf dem<br />
W<strong>ie</strong>nerberg. D<strong>ie</strong> Kenntnis der<br />
unzumutbaren Zustände der<br />
Arbeiter und ihrer Famil<strong>ie</strong>n<br />
hatten ihn zur<br />
Arbeiterb<strong>ew</strong>egung gebracht. Literatur:<br />
D<strong>ie</strong> Arbeiterb<strong>ew</strong>egung Österreich,<br />
Victor Adler war als Steiner Dr. Herbert, Europa-Verlag<br />
Pragmatiker weniger an W<strong>ie</strong>n1964.<br />
sozialistischen Theor<strong>ie</strong>n, als an D<strong>ie</strong> Chronik Österreichs, Kleindel<br />
Fortschritten bei der<br />
Prof.Walter, Chronik Verlag, Dortmund<br />
Verbesserung der<br />
1984<br />
Lebensbedingungen der<br />
D<strong>ie</strong> ersten 100 Jahre, Maimann Dr.<br />
Helene, Druckhaus Vorwärts AG,<br />
Arbeiterschaft interess<strong>ie</strong>rt. Er 1988, Beitrag von Dr. Wolfgang<br />
erkannte natürlich sofort, dass Maderthaner, S 70 ff.<br />
der Streit der beiden 100 Jahre Österreich, Pollak<br />
Fraktionen jeglichem<br />
Prof.Walter, Verlag Jugend und Volk<br />
Fortschritt im Wege war und W<strong>ie</strong>n-München 1973<br />
widmete sich in den folgenden Neudörfl 1874, Göhring Dr.Walter,<br />
Jugend und Volk, W<strong>ie</strong>n München 1974<br />
Jahren ausschl<strong>ie</strong>ßlich einem<br />
Sozialdemokrat<strong>ie</strong> in Österreich,<br />
Z<strong>ie</strong>l: Der Einigung der Pelinka Dr. Peter, hpt-Verlagsges., W<strong>ie</strong>n<br />
Arbeiterb<strong>ew</strong>egung. 1988
Der Einigungsparteitag Schneidergehilfen Anton<br />
Stacherl gab, b<strong>ew</strong>irkte<br />
der Sozialdemokratischen schl<strong>ie</strong>ßlich, dass d<strong>ie</strong> Wahl des<br />
Arbeiterpartei<br />
Veranstaltungsortes auf<br />
Österreichs in <strong>Hainfeld</strong> <strong>Hainfeld</strong> f<strong>ie</strong>l.<br />
Damit waren jedoch noch nicht<br />
30.12.1888 - 1.1.1889 alle Schw<strong>ie</strong>rigkeiten<br />
D<strong>ie</strong> äußerst aktiv g<strong>ew</strong>ordene ausgeräumt. D<strong>ie</strong> Aufnahme<br />
Arbeiterb<strong>ew</strong>egung strebte eines Veranstaltungslokales<br />
nach den v<strong>ie</strong>len Problemen der sollte über Weisung des<br />
1870-er Jahre, in welchen zu Bezirkshauptmannes<br />
allem Unglück auch noch eine Auersperg vom <strong>Hainfeld</strong>er<br />
Spaltung der<br />
Bürgermeister Heinrich Zmoll<br />
Arbeiterb<strong>ew</strong>egung in<br />
verhindert werden. Der Wirt<br />
„Gemäßigte“ und „Radikale“ des Gasthauses »Zum<br />
erfolgte, unter v<strong>ie</strong>len<br />
Goldenen Löwen« (heute<br />
Diskussionen und<br />
Hauptstraße 29), Zehetner,<br />
Führungskämpfen einer konnte jedoch von Viktor Adler<br />
Einigung zu. Ein wesentlicher und Anton Stacherl überredet<br />
Punkt aller Diskussionen war werden und so wurde der<br />
natürlich das gemeinsame Parteitag für den 30. Dezember<br />
Programm. Schl<strong>ie</strong>ßlich einigte 1888 eingeladen.<br />
man sich auf das Brünner<br />
Programm aus dem Jahre 1882<br />
als Grundlage.<br />
Es galt also nur noch, einen<br />
geeigneten Tagungsort für<br />
einen Parteitag zu finden.<br />
W<strong>ie</strong>n und d<strong>ie</strong> angrenzenden<br />
Bezirke kamen wegen des seit<br />
1884 geltenden<br />
Ausnahmezustandes<br />
(Versammlungsverbot) nicht in<br />
Frage. Aus bisherigen<br />
Erfahrungen wusste man, dass<br />
Arbeiterversammlungen im<br />
Bezirk Lil<strong>ie</strong>nfeld am wenigsten<br />
gestört worden waren und man<br />
vermutete deshalb, dass der<br />
Lil<strong>ie</strong>nfelder Bezirkshauptmann<br />
Graf Leopold Auersperg der<br />
Arbeiterb<strong>ew</strong>egung wohlgesinnt<br />
sei. Zudem gab es nach<br />
<strong>Hainfeld</strong> eine relativ günstige<br />
Bahnverbindung. Ein<br />
vorfühlendes Gespräch<br />
zwischen Victor Adler und<br />
Graf Auersperg verl<strong>ie</strong>f äußerst<br />
korrekt und hinterl<strong>ie</strong>ß in<br />
Victor Adler einen sehr<br />
positiven Eindruck.<br />
All das zusammen und d<strong>ie</strong><br />
Tatsache, dass es in <strong>Hainfeld</strong><br />
einen sehr regen<br />
Arbeiterverein<br />
Dr. Victor Adler<br />
Initiator des<br />
Einigungsparteitages<br />
in <strong>Hainfeld</strong> und<br />
Bundesparteivorsitzender<br />
der <strong>SPÖ</strong> von1888-1918<br />
Anton Stacherl<br />
Mitorganisator des<br />
Einigungsparteitages<br />
in <strong>Hainfeld</strong><br />
Bezirkshauptmann<br />
von Lil<strong>ie</strong>nfeld<br />
unter der Führung des Graf Leopold Auersperg<br />
9<br />
Der Einigungsparteitag
Der Einigungsparteitag<br />
Der Parteitag<br />
D<strong>ie</strong> Ursache d<strong>ie</strong>ses<br />
unwürdigen Zustandes ist<br />
80 Deleg<strong>ie</strong>rte und 25 Gäste aus nicht in einzelnen politischen<br />
13 Kronländern ber<strong>ie</strong>ten unter Einrichtungen zu suchen,<br />
dem Vorsitz von Julius Popp sondern in der das Wesen des<br />
vom 30.12.1888, 18.00 Uhr, Gesellschaftszustandes<br />
bis 1.1.1889, 14.00 Uhr, unter bedingenden und<br />
anderem: beherrschenden Tatsache, dass<br />
D<strong>ie</strong> Abfassung einer d<strong>ie</strong> Arbeitsmittel in den<br />
Einigungsresolution, Händen einzelner Besitzender<br />
d<strong>ie</strong> Grundsätze einer monopolis<strong>ie</strong>rt sind. Der<br />
Arbeiterschutz-Gesetzgebung, Besitzer der Arbeitskraft, d<strong>ie</strong><br />
Pressefreiheit, allgemeines Arbeiterklasse, wird dadurch<br />
Wahlrecht, zum Sklaven der Besitzer der<br />
Versammlungsfreiheit, Arbeitsmittel, der<br />
Unabhängigkeit der Gerichte Kapitalistenklasse, deren<br />
und als wichtigstes Dokument politische und ökonomische<br />
d<strong>ie</strong> Prinzip<strong>ie</strong>nerklärung, auf Herrschaft im heutigen Staate<br />
deren Grundlage sich d<strong>ie</strong> ihren Ausdruck findet.<br />
soeben gegründete<br />
Sozialdemokratische<br />
Der Einzelbesitz an<br />
Arbeiterpartei<br />
Produktionsmitteln, w<strong>ie</strong> er also<br />
weiteren<strong>tw</strong>ickeln sollte.<br />
politisch den Klassenstaat<br />
bedeutet, bedeutet<br />
S<strong>ie</strong> lautet: ökonomisch gesehen steigende<br />
»D<strong>ie</strong> Sozialdemokratische Massenarmut und wachsende<br />
Arbeiterpartei in Österreich Verelendung immer breiterer<br />
erstrebt für das gesamte Volk Volksschichten.<br />
ohne Untersch<strong>ie</strong>d der Nation, Durch d<strong>ie</strong> technische<br />
der Rasse und des En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng, das kolossale<br />
Geschlechtes d<strong>ie</strong> Befreiung aus Anwachsen der Produktivität,<br />
den Fesseln der ökonomischen erweist sich d<strong>ie</strong>se Form des<br />
Abhängigkeit, Besitzes nicht nur als<br />
d<strong>ie</strong> Beseitigung der politischen überflüssig, sondern es wird<br />
Rechtlosigkeit und d<strong>ie</strong> auch tatsächlich d<strong>ie</strong>se Form für<br />
Erhebung aus der geistigen d<strong>ie</strong> überw<strong>ie</strong>gende<br />
Verkümmerung. Mehrheit des Volkes beseitigt,<br />
während gleichzeitig für d<strong>ie</strong><br />
Form des gemeinsamen<br />
Besitzes d<strong>ie</strong> no<strong>tw</strong>endigen<br />
geistigen und mater<strong>ie</strong>llen<br />
Vorbedingungen geschaffen<br />
werden. Der Übergang der<br />
Arbeitsmittel in den<br />
gemeinschaftlichen Besitz der<br />
Gesamtheit des arbeitenden<br />
Volkes bedeutet also nicht nur<br />
d<strong>ie</strong> Befreiung der<br />
Arbeiterklasse, sondern auch<br />
d<strong>ie</strong> Erfüllung einer<br />
geschichtlich no<strong>tw</strong>endigen<br />
En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng. Der Träger d<strong>ie</strong>ser<br />
En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng kann nur das<br />
klassenb<strong>ew</strong>usste und als<br />
Gasthof “Zum Goldenen Löwen”<br />
politische Partei organis<strong>ie</strong>rte<br />
Proletariat sein.<br />
10
Das Proletariat politisch zu<br />
organis<strong>ie</strong>ren, es mit dem An Forderungen an den<br />
B<strong>ew</strong>usstsein seiner Lage und Gesetzgeber wurden erhoben:<br />
seiner Aufgabe zu erfüllen, es<br />
geistig und physisch<br />
kampffähig zu machen und zu 1. Volle Koalitionsfreiheit und<br />
erhalten, ist daher das<br />
gesetzliche Anerkennung von<br />
eigentliche Programm der Lohnverabredung und<br />
Sozialdemokratischen<br />
Kartellen der Arbeiter.<br />
Arbeiterpartei in Österreich,<br />
zu dessen Durchführung s<strong>ie</strong> 2. Der achtstündige<br />
sich aller zweckd<strong>ie</strong>nlichen und Maximalarbeitstag ohne<br />
dem natürlichen Klauseln und ohne<br />
Rechtsb<strong>ew</strong>usstsein des Volkes Ausnahmen.<br />
entsprechenden Mittel<br />
bed<strong>ie</strong>nen wird.<br />
Übrigens wird und muss sich<br />
3. Verbot der Nachtarbeit (mit<br />
d<strong>ie</strong> Partei in ihrer Taktik auch<br />
Ausnahme jener Betr<strong>ie</strong>be,<br />
j<strong>ew</strong>eilig nach den<br />
deren technische Natur eine<br />
Verhältnissen, insbesondere<br />
Unterbrechung nicht zulässt).<br />
nach dem Verhalten der<br />
Gegner zu richten haben.« 4. Volle Sonntagsruhe von<br />
Auf Basis der<br />
Samstag abends bis Montag<br />
Prinzip<strong>ie</strong>nerklärung, welche so früh.<br />
formul<strong>ie</strong>rt war, dass beide<br />
Fraktionen zustimmen 5. Verbot der Beschäftigung<br />
konnten, wurde eine von Kindern unter 14 Jahren.<br />
Einigungsresolution<br />
beschlossen, welche d<strong>ie</strong><br />
Grundlage für ein<br />
6. Ausschluss der Frauenarbeit<br />
geschlossenes Auftreten aus den für den weiblichen<br />
der Arbeiterschaft in<br />
Organismus besonders<br />
Österreich bildete und in<br />
schädlichen Betr<strong>ie</strong>ben.<br />
Wahrheit d<strong>ie</strong> Voraussetzung<br />
für eine mehr als 7. Alle d<strong>ie</strong>se Bestimmungen<br />
hundertjährige haben für Betr<strong>ie</strong>be jeder<br />
Aufwärtsen<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng der Stufenleiter (Großindustr<strong>ie</strong>,<br />
Arbeiterb<strong>ew</strong>egung schuf. S<strong>ie</strong> Transportg<strong>ew</strong>erbe,<br />
lautet: Handwerk, Hausindustr<strong>ie</strong>) zu<br />
»Der Parteitag erklärt den gelten.<br />
Parteizwist durch d<strong>ie</strong><br />
Annahme des Programmes für 8. Auf Übertretungen d<strong>ie</strong>ser<br />
beendet und erwartet von Bestimmungen von Seite der<br />
jedem Parteigenossen Unternehmer sind<br />
ehrliches und brüderliches Arreststrafen zu setzen.<br />
Eintreten für d<strong>ie</strong> Gesamtpartei<br />
sow<strong>ie</strong> energische und<br />
unerschrockene Arbeit auf 9. Arbeiterorganisationen,<br />
dem gemeinsamen Boden welche auf fachlicher und<br />
unseres Programmes zum lokaler Grundlage beruhen,<br />
Besten des<br />
haben durch d<strong>ie</strong> von ihnen<br />
Emanzipationskampfes der g<strong>ew</strong>ählten Inspektoren bei der<br />
Arbeiterklasse.«<br />
Kontrolle der Durchführung<br />
der Arbeiterschutzgesetzgebung<br />
mitzuwirken.<br />
11<br />
Der Einigungsparteitag
Der Einigungsparteitag<br />
L<strong>ie</strong>d der Arbeit<br />
Melod<strong>ie</strong>: Josef Scheu 1868<br />
Text: Josef Zapf 1867<br />
12<br />
Der Parteitag wurde mit dem Einigungsparteitages<br />
L<strong>ie</strong>d der Arbeit geschlossen. erfüllt wurden. Am Beginn des<br />
Der Überl<strong>ie</strong>ferung nach soll 21. Jahrhunderts ist eine<br />
der am Schluss anwesende globalis<strong>ie</strong>rte Wirtschaft w<strong>ie</strong>der<br />
Bezirkshauptmann, Graf dabei, wichtige<br />
Auersperg, nach eigenen Errungenschaften in Frage zu<br />
Worten »durch d<strong>ie</strong> Macht des stellen und abzuschaffen.<br />
geschichtlichen Augenblicks« Acht-Stunden-Tag,<br />
zu Tränen gerührt g<strong>ew</strong>esen Sonntagsruhe, Frauensein.Nach<br />
d<strong>ie</strong>sem Parteitag<br />
nahm d<strong>ie</strong> Arbeiterb<strong>ew</strong>egung in<br />
Nachtarbeit stehen w<strong>ie</strong>der zur<br />
Österreich und in Europa eine<br />
Diskussion und wel<strong>tw</strong>eit<br />
unaufhaltsame<br />
befinden sich ArbeiterInnen<br />
Aufwärtsen<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng. Es<br />
noch in ähnlichen Situationen<br />
dauerte jedoch beinahe 100<br />
w<strong>ie</strong> jene im Österreich des 19.<br />
Jahre, bis alle Forderungen des<br />
Jahrhunderts.
Anton Stacherl<br />
Anton Stacherl starb am<br />
Ein Ordner von 11.4.1935 in Altersheim<br />
<strong>Hainfeld</strong><br />
<strong>Hainfeld</strong>, Ramsauerstraße 19.<br />
Er ist in einem Ehrengrab im<br />
Anton Stacherl wurde am <strong>Hainfeld</strong>er Gemeindefr<strong>ie</strong>dhof<br />
11.8.1848 in St. Pölten beerdigt (Gruppe 5, Reihe 8,<br />
geboren und dürfte sehr bald Nr. 534).<br />
danach nach W<strong>ie</strong>n gekommen<br />
sein. Als Schneidergeselle war<br />
er seit frühester Jugend in der Quellen:<br />
Arbeiterb<strong>ew</strong>egung aktiv<br />
Erinnerungen Anton Stacherls.<br />
W<strong>ie</strong>dergegeben von Max Winter in der<br />
(Vorwärtsianer??) und wurde Arbeiter-Zeitung vom 1. November<br />
deshalb infolge der 1884 1913.<br />
verhängten Ausnahmegesetze Zeitzeuge, Rudolf Reder, <strong>Hainfeld</strong>, F.als<br />
einer von 400 Männern(!) Benischke-Str.<br />
aus W<strong>ie</strong>n ausg<strong>ew</strong><strong>ie</strong>sen und in Fr<strong>ie</strong>dhofsverwaltung der Stadt<br />
seine Geburtsstadt St. Pölten <strong>Hainfeld</strong><br />
gebracht. Dort wurde er sechs Pfarrmatrik <strong>Hainfeld</strong><br />
Monate lang unter<br />
Polizeiaufsicht gestellt.<br />
Im September 1884 zog Anton<br />
Stacherl nach <strong>Hainfeld</strong> zu<br />
einer Schneidermeisterswi<strong>tw</strong>e,<br />
der er „Werkführer“ in der<br />
Schneiderwerkstatt und später<br />
auch Lebensgefährte war.<br />
Werkstätte und Wohnung<br />
befanden sich im Haus<br />
Gölsenstraße 4.<br />
Er engag<strong>ie</strong>rte sich sofort im<br />
örtlichen<br />
Arbeiterg<strong>ew</strong>erbeverein in<br />
<strong>Hainfeld</strong>, den er innerhalb<br />
kurzer Zeit zu einer sehr<br />
aktiven Arbeiterbildungseinrichtung<br />
mit mehr<br />
als 70 Mitgl<strong>ie</strong>dern machte.<br />
Darüber hinaus initi<strong>ie</strong>rte und<br />
unterstützte er in den<br />
Industr<strong>ie</strong>orten des Bezirkes<br />
Lil<strong>ie</strong>nfeld d<strong>ie</strong> Gründung von<br />
Arbeiterbildungs- und<br />
Gesellschaftsvereinen, so dass<br />
sozialdemokratisches<br />
Gedankengut sehr bald im<br />
Bezirk verbreitet war.<br />
Große Verd<strong>ie</strong>nste erwarb sich<br />
Anton Stacherl bei der Vorbereitung<br />
des Einigungsparteitages,<br />
indem er mit v<strong>ie</strong>l<br />
Geschick und einiger List<br />
gemeinsam mit Victor Adler<br />
ein Lokal für den Parteitag und<br />
Gästezimmer für d<strong>ie</strong><br />
Deleg<strong>ie</strong>rten organis<strong>ie</strong>rte.<br />
Schl<strong>ie</strong>ßlich nahm er auch am<br />
Parteitag teil.<br />
13<br />
Anton Stacherl
14<br />
Sozialdemokratische Programme<br />
Sozialdemokratische<br />
D<strong>ie</strong>ses Programm und das<br />
geschlossene Auftreten der<br />
Programme Arbeiterführer waren den<br />
konservativen Kräften in der<br />
D<strong>ie</strong> folgende<br />
Monarch<strong>ie</strong> ein Dorn im Auge.<br />
Zusammenfassung enthält in Der allmächtige Staatsapparat<br />
geraffter Form alle<br />
handelte auftragsgemäß rasch<br />
wesentlichen<br />
und brutal.<br />
sozialdemokratischen<br />
D<strong>ie</strong> Arbeiterführer wurden<br />
Vorstellungen, d<strong>ie</strong> als<br />
verhaftet und fast alle<br />
Parteiprogramme seit 1874 Arbeitervereine aufgelöst.<br />
beschlossen wurden.<br />
D<strong>ie</strong>se Willküraktion lähmte auf<br />
Der Neudörfler Parteitag 1874 Jahre das noch junge<br />
Organsationsleben, führte aber<br />
sollte in Baden bei W<strong>ie</strong>n gleichzeitig zur<br />
stattfinden, wurde jedoch von Radikalis<strong>ie</strong>rung eines Teiles<br />
der österreichischen Obrigkeit der organis<strong>ie</strong>rten Arbeiter.<br />
verboten. Er fand in Neudörfl<br />
(heute Burgenland) statt, das Der Weg nach<br />
damals zu Ungarn gehörte. <strong>Hainfeld</strong> 1988/89<br />
Zum ersten Mal wurde<br />
versucht, der Partei ein<br />
Dr. Victor Adler(1852- 1918)<br />
einheitliches Programm zu<br />
hatte d<strong>ie</strong> schw<strong>ie</strong>rige Aufgabe,<br />
geben. D<strong>ie</strong> wichtigsten Punkte<br />
Radikale und Gemäßigte für<br />
waren:<br />
ein gemeinsames Programm zu<br />
g<strong>ew</strong>innen. Das gelang über d<strong>ie</strong><br />
Wahlrecht, „Prinzip<strong>ie</strong>n-Erklärung“ von<br />
Pressefreiheit,<br />
<strong>Hainfeld</strong>.<br />
Kirchen, Unterricht,<br />
Das <strong>Hainfeld</strong>er Programm sagt<br />
Volkswehr, Justiz, Arbeitszeit, u.a.: Befreiung von der<br />
Frauen und Kinderarbeit, ökonomischen Abhängigkeit,<br />
Steuern und<br />
Beseitigung der politischen<br />
Genossenschaftswesen. Rechtlosigkeit von<br />
Massenarmut und Verelendung<br />
der Arbeiterklasse, Verbreitung<br />
der fre<strong>ie</strong>n Meinungsäußerung,<br />
allgemeines, gleiches und<br />
direktes Wahlrecht, Schaffung<br />
einer internationalen Partei,<br />
Arbeiterschutzgesetzgebung,<br />
Schulbildung,<br />
Versammlungsfreiheit,<br />
Unabhängigkeit der Gerichte,<br />
Maximalarbeitstag,<br />
Sonntagsruhe, Verbot von<br />
Kinder-, Frauenarbeit und<br />
Nachtarbeit
Prinzip<strong>ie</strong>nerklärung der Seit dem <strong>Hainfeld</strong>er Parteitag<br />
Sozialdemokratischen gehörten sozialistische<br />
Arbeiterpartei Österreichs : Vertreter aller Nationalitäten<br />
<strong>Hainfeld</strong>er Programm Österreichs, der<br />
Sozialdemokratischen Partei<br />
D<strong>ie</strong> Sozialdemokratische Österreichs, an.<br />
Arbeiterpartei in Österreich<br />
(SDAP) erstrebt für das<br />
Nach Einführung des<br />
gesamte Volk ohne<br />
allgemeinen Wahlrechts wurde<br />
Untersch<strong>ie</strong>d der Nation, der<br />
d<strong>ie</strong> Sozialdemokrat<strong>ie</strong> im Jahre<br />
Rasse und des Geschlechts, d<strong>ie</strong><br />
1907 mit 87 Mandaten d<strong>ie</strong><br />
Befreiung aus den Fesseln der<br />
zweitstärkste Fraktion im<br />
ökonomischen Abhängigkeit,<br />
Reichsrat.<br />
d<strong>ie</strong> Beseitigung der politischen D<strong>ie</strong> Legislaturperiode von<br />
Rechtlosigkeit und d<strong>ie</strong><br />
1907 bis 1911 war durch harte<br />
Erhebung aus der geistigen Nationalitätenkämpfe<br />
Verkümmerung.<br />
gekennzeichnet, d<strong>ie</strong> fast zur<br />
D<strong>ie</strong> Ursache d<strong>ie</strong>ses<br />
Spaltung der Sozialdemokrat<strong>ie</strong><br />
führten.<br />
unwürdigen Zustands ist nicht Nationalitätenprogramm,<br />
in den einzelnen politischen<br />
Einrichtungen zu suchen, beschlossen am Brünner<br />
sondern in der das Wesen des Gesamtparteitag 1899<br />
ganzen Gesellschaftszustandes Da d<strong>ie</strong> nationalen Wirren in<br />
bedingenden und<br />
beherrschenden Tatsache, dass Österreich jeden politischen<br />
d<strong>ie</strong> Arbeitsmittel in Händen Fortschritt und jede kulturelle<br />
einzelner Besitzer<br />
En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng der Völker<br />
monopolis<strong>ie</strong>rt sind. Der lähmten, erklärte der Parteitag:<br />
Besitzer der Arbeitskraft, d<strong>ie</strong> D<strong>ie</strong> Regelung der<br />
Arbeiterklasse, wird dadurch Nationalitäten- und<br />
zum Sklaven der Besitzer von Sprachfragen in Österreich ist<br />
Arbeitsmitteln, der eine kulturelle Forderung d<strong>ie</strong><br />
Kapitalistenklasse, deren im Lebensinteresse des<br />
politische und ökonomische Proletariats gelegen ist.<br />
Herrschaft im heutigen Staat S<strong>ie</strong> ist nur möglich in einem<br />
Ausdruck findet. Der demokratischen<br />
Einzelbesitz von Gemeinwesen, das auf das<br />
Produktionsmitteln, w<strong>ie</strong> er also allgemeine, gleiche und<br />
den Klassenstaat bedeutet, direkte Wahlrecht gegründet<br />
bedeutet gesehen ökonomisch ist. D<strong>ie</strong> En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng der<br />
steigende Massenarmut und nationalen Eigenart der Völker<br />
wachsende Verelendung immer in Österreich ist nur möglich<br />
breiterer Volksschichten. auf Grundlage des gleichen<br />
Adler gründet 1889 mit seiner Rechtes unter Vermeidung<br />
Erbschaft d<strong>ie</strong> jeder Unterdrückung.<br />
„Arbeiterzeitung“ und ist Anerkennung folgender<br />
deren Hauptschriftleiter bis Grundsätze:<br />
1918.<br />
15<br />
Sozialdemokratische Programme
16<br />
Sozialdemokratische Programme<br />
Anerkennung folgender Programm der<br />
Grundsätze: Sozialdemokratischen<br />
Arbeiterpartei in Österreich,<br />
beschlossen am Parteitag zu<br />
1. Österreich ist umzubilden<br />
W<strong>ie</strong>n 1901<br />
in einen demokratischen<br />
Nationalitäten Bundesstaat W<strong>ie</strong>ner Programm<br />
Mehr als ein Jahrzehnt nach<br />
2. Historische Kronländer<br />
bilden national abgegrenzte<br />
Selbstverwaltungskörper<br />
3. Selbstverwaltungsgeb<strong>ie</strong>te<br />
derselben Nation bilden einen<br />
einheitlichen Verband der<br />
seine nationalen<br />
Angelegenheiten völlig<br />
autonom besorgt.<br />
4. Das Recht der nationalen<br />
Minderheit wird durch ein<br />
eigenes Gesetz g<strong>ew</strong>ahrt.<br />
5. D<strong>ie</strong> Forderung nach einer<br />
Staatssprache wird verworfen.<br />
Vermittlungssprache(in der<br />
Europäischen Union gibt es 23<br />
„Amtssprachen“) wird das<br />
Reichsparlament bestimmen.<br />
<strong>Hainfeld</strong> wurde auf dem<br />
W<strong>ie</strong>ner Parteitag von 1901, das<br />
neue Parteiprogramm<br />
beschlossen.<br />
Der Wunsch das<br />
Parteiprogramm zu revid<strong>ie</strong>ren,<br />
entsprang einem praktischen<br />
Bedürfnis.<br />
Das <strong>Hainfeld</strong>er Programm war<br />
ein Kompromiss zwischen<br />
Radikalen und Gemäßigten.<br />
Es war eigentlich kein<br />
Programm sondern bestand<br />
aus einer<br />
„Prinzip<strong>ie</strong>nerklärung“<br />
D<strong>ie</strong> Völker können jeden<br />
Fortschritt ihrer Kultur nur in<br />
enger Solidarität miteinander,<br />
nicht im kleinlichen Streit<br />
gegeneinander erringen.<br />
und zwei Resolutionen, „d<strong>ie</strong><br />
Nach dem Brünner Programm politischen Rechte“ und d<strong>ie</strong><br />
von 1899 sollte Österreich „Arbeiterschutzgesetzgebung“.<br />
einen demokratischen D<strong>ie</strong>se Form führte zu<br />
Bundesstaat autonomer Völker W<strong>ie</strong>derholungen und machte<br />
bilden, w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>s der junge d<strong>ie</strong>ses Programm<br />
Jurist Karl Renner(1870 1950) uneinheitlich.<br />
in versch<strong>ie</strong>denen Schriften<br />
vorgeschlagen hatte.<br />
Zurzeit des <strong>Hainfeld</strong>er<br />
Parteitages waren d<strong>ie</strong><br />
Auf Grundlage d<strong>ie</strong>ser Sozialdemokraten eine kleine<br />
leitenden Grundsätze zum Schar verfolgter Menschen.<br />
Brünner Gesamtparteitag von 1901 ist d<strong>ie</strong> Sozialdemokrat<strong>ie</strong><br />
1899 wäre eine Verständigung d<strong>ie</strong> stärkste Partei des alten<br />
der Völker möglich g<strong>ew</strong>esen. Österreichs mit 48 politischen<br />
Erst 105 Jahre später, nach Blättern, darunter 8<br />
Erweiterung der Europäischen Tageszeitungen. D<strong>ie</strong> scharfen<br />
Union in Richtung Osten Gegensätze, d<strong>ie</strong> noch 1899<br />
(Ungarn, Polen, Tschechische zwischen Radikalen und<br />
Republik, Slowakei, Gemäßigten bestanden hatten,<br />
Slowen<strong>ie</strong>n, Estland, Lettland, waren verschwunden.<br />
Litauen, Rumän<strong>ie</strong>n und<br />
Bulgar<strong>ie</strong>n), wird der Weitblick<br />
der sozialdemokratischen<br />
Visionäre bestätigt.
Das „ W<strong>ie</strong>ner Programm“ D<strong>ie</strong> Forderungen des W<strong>ie</strong>ner<br />
wurde von Dr.Victor Adler Programms sind ungefähr<br />
en<strong>tw</strong>orfen und begann mit d<strong>ie</strong>selben, d<strong>ie</strong> in beiden<br />
einer Grundsatzerklärung, d<strong>ie</strong> Resolutionen des <strong>Hainfeld</strong>er<br />
in einigen Punkten geändert Parteitages über politische<br />
und verbessert wurde. Rechte und über d<strong>ie</strong><br />
D<strong>ie</strong> Sozialdemokratische Arbeiterschutzgesetzgebung<br />
Arbeiterpartei forderte enthalten waren.<br />
zunächst von d<strong>ie</strong>sen Noch immer gab es kein<br />
Grundsätzen ausgehend: allgemeines, gleiches<br />
Das allgemeine, gleiche und Wahlrecht, keine wahre<br />
geheime Wahlrecht<br />
Vereins-, Presse- und<br />
Selbstbestimmung und<br />
Versammlungsfreiheit.<br />
Selbstverwaltung des Volkes Selbstverständlich waren 1901<br />
Recht auf fre<strong>ie</strong><br />
fast alle sozialpolitischen<br />
Meinungsäußerung<br />
Forderungen des <strong>Hainfeld</strong>er<br />
Parteitages noch unerfüllt; es<br />
Sicherung und Unabhängigkeit gab noch keinen<br />
der Gerichte Achtstundentag und kein<br />
Abschaffung der Todesstrafe Verbot der Nachtarbeit für<br />
Staatliche und kommunale Frauen und Kinder; keine volle<br />
Organisation des<br />
Sonntagsruhe.<br />
Sanitätsd<strong>ie</strong>nstes<br />
All d<strong>ie</strong>s zu erringen, war der<br />
Obligatorisch, unentgeltliche Wille und das Z<strong>ie</strong>l des<br />
und weltliche Schule.<br />
Parteitages von 1901, der das<br />
Und als Minimum an<br />
neue Programm beschloss.<br />
Arbeitsschutz wird von der<br />
Sozialdemokrat<strong>ie</strong> gefordert: Es bedurfte harter Kämpfe und<br />
großer Opfer bis d<strong>ie</strong><br />
Anerkennung der<br />
Forderungen der<br />
g<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftlichen<br />
Sozialdemokraten verwirklicht<br />
Organisation<br />
werden konnten aber s<strong>ie</strong><br />
wurden verwirklicht trotz<br />
aller Widerstände, gehässiger<br />
Achtstündigen<br />
Gegner und verstockter<br />
Maximalarbeitstag<br />
Unternehmer.<br />
Verbot der Nachtarbeit<br />
Verbot der Nachtarbeit für<br />
Frauen und jugendliche<br />
Arbeiter<br />
Volle Sonntagsruhe für<br />
mindestens 36 Stunden !!<br />
Verbot der Erwerbsarbeit von<br />
Kindern unter 14 Jahren<br />
Ausschluss der Frauenarbeit<br />
für besonders den weiblichen<br />
Organismus schädigenden<br />
Betr<strong>ie</strong>ben<br />
Das sozialdemokratische<br />
Agrarprogramm,<br />
beschlossen vom Parteitag zu<br />
W<strong>ie</strong>n am 16. November 1925<br />
D<strong>ie</strong> österreichischen<br />
Sozialdemokraten hatten ihr<br />
Parteiprogramm auf dem<br />
W<strong>ie</strong>ner Parteitag von 1925<br />
beschlossen. D<strong>ie</strong>s war der<br />
Verd<strong>ie</strong>nst von Otto Bauer. Er<br />
zeichnet das Entstehen der<br />
inhomogenen Agrarstruktur<br />
Österreichs nach, in der<br />
Großgrundbesitz, zersplitterter<br />
Mittel-und Kleinbauernbesitz<br />
(Bergbauern, Winzer) sow<strong>ie</strong><br />
eine Häusler- und<br />
Landarbeiterschicht<br />
koexist<strong>ie</strong>ren.<br />
17<br />
Sozialdemokratische Programme
Sozialdemokratische Programme<br />
18<br />
Trotz Rechtsminderung durch Otto Bauer(1881 1938),<br />
Feudalherren, Verlust der<br />
Jagdrechte und Allmende, habe<br />
der Bauer an seiner Scholle<br />
festgehalten. Seine Wirtschaft<br />
sei „weder eine kapitalistische<br />
noch eine sozialistische<br />
Unternehmensform“ weshalb<br />
nur ein Narr daran denken<br />
kann, Bauern zu expropi<strong>ie</strong>ren<br />
(= enteignen)<br />
D<strong>ie</strong> deutschen<br />
Sozialdemokraten h<strong>ie</strong>lten das<br />
Agrarprogramm der<br />
Sozialdemokratischen<br />
Max Adler (1873 1937), Karl<br />
Arbeiterpartei(SDAP) für<br />
Renner(1870 1950) und<br />
vorbildlich, weshalb beide<br />
Genossen verfasste neue<br />
Programme in weiten Passagen<br />
Parteiprogramm, das als eines<br />
übereinstimmen.<br />
der wichtigsten Dokumente<br />
des Austromarxismus gilt.<br />
Den genossenschaftlichen<br />
Zusammenschlüssen von<br />
Kleinbauern wird im<br />
Das Linzer Programm war das<br />
österreichischen Programm erste umfassende<br />
eine größere Rolle<br />
Parteiprogramm und löste d<strong>ie</strong><br />
beigemessen, als im<br />
1901 modifiz<strong>ie</strong>rte<br />
deutschen. Beide Programme Prinzip<strong>ie</strong>nerklärung (W<strong>ie</strong>ner<br />
nehmen klein- und<br />
Programm) von <strong>Hainfeld</strong> ab.<br />
mittelbäuerliche Interessen D<strong>ie</strong> Partei bekannte sich damit<br />
ernst. Dennoch scheiterte d<strong>ie</strong> ausdrücklich zum radikalen<br />
Strateg<strong>ie</strong>, unter der Umbau des<br />
Landbevölkerung Gesellschaftssystems.<br />
Bündnispartner zu finden, in<br />
beiden Staaten. D<strong>ie</strong> alte<br />
Sozialistenfurcht im Verein mit<br />
Gegl<strong>ie</strong>dert in 8 Teilbereichen,<br />
klerikaler und<br />
wurden d<strong>ie</strong> Aufgaben der<br />
standespolitischer Agitation,<br />
Sozialdemokrat<strong>ie</strong> defin<strong>ie</strong>rt. Im<br />
Sozialbereich e<strong>tw</strong>a wurde eine<br />
erw<strong>ie</strong>s sich als stärker.<br />
lückenlose Durchführung des<br />
Der Sozialismus bekämpft das Acht- Stunden-Tages gefordert,<br />
Raubeigentum der für besonders<br />
Herrenklasse, nicht das gesundheitsgefährdende<br />
Arbeitseigentum der Bauern. Berufe sogar eine noch<br />
weitgehendere<br />
Arbeitszeitverkürzung.<br />
Programm der<br />
Sozialdemokratischen<br />
Im Bereich der Frauenpolitik,<br />
greift das „ Linzer Programm“<br />
bereits weit in d<strong>ie</strong> Zukunft.<br />
Schlagworte w<strong>ie</strong> z.B.<br />
Arbeiterpartei Österreichs,<br />
beschlossen vom Parteitag zu<br />
Linz am 3. November 1926 Gleicher Lohn für gleiche<br />
Arbeit<br />
Linzer Programm<br />
Auf dem Parteitag am 3.<br />
November 1926 beschloss d<strong>ie</strong><br />
Sozialdemokratische<br />
Arbeiterpartei das von<br />
Tagesheimstätten für<br />
schulpflichtige,<br />
vorschulpflichtige und<br />
Krippenkinder
Straffre<strong>ie</strong> und kostenlose Aktionsprogramm der<br />
Durchführung von<br />
Sozialistischen Partei<br />
Schwangerschaftsabbrüchen<br />
Österreichs,<br />
Kostenfrei Abgabe von<br />
Verhütungsmitteln<br />
sind weitere Highlights der<br />
beschlossen auf dem Parteitag<br />
W<strong>ie</strong>n, 23. bis 26. Oktober<br />
1947<br />
Frauenpolitik des Linzer<br />
Programms.<br />
D<strong>ie</strong> Schwäche des Linzer<br />
Programms war zweifellos sein<br />
Lav<strong>ie</strong>ren zwischen Bekenntnis<br />
zu parlamentarischer<br />
Demokrat<strong>ie</strong> einerseits und<br />
einer klassenkämpferischen<br />
Rhetorik andererseits, d<strong>ie</strong><br />
wesentlich zur Verschärfung<br />
der ideologischen Gegensätze<br />
in Österreich beitrug und dem<br />
politischen Gegner ein<br />
brauchbares Argument für<br />
seine politische Propaganda<br />
l<strong>ie</strong>ferte.<br />
In Österreich leidet das<br />
arbeitende Volk unter dem<br />
Elend, das eine Folge der<br />
Kr<strong>ie</strong>gs-und<br />
Nachkr<strong>ie</strong>gsereignisse ist. Es<br />
wird bedrückt durch d<strong>ie</strong><br />
Unsicherheit seiner Existenz.<br />
D<strong>ie</strong> Sozialistische Partei<br />
Österreichs weist den Weg<br />
gegen Zerstörung und Chaos.<br />
Einige Auszüge aus dem<br />
Arbeitsprogramm(Maßnahmen<br />
für den W<strong>ie</strong>deraufbau des<br />
Landes):<br />
„ Es könnte d<strong>ie</strong><br />
Arbeiterb<strong>ew</strong>egung gezwungen<br />
sein, den Widerstand der<br />
Bourgeois<strong>ie</strong><br />
Ausbau der demokratischen<br />
Republik(Selbstverwaltung)<br />
(= wohlhabender Bürgstand,<br />
Bürgertum) mit den Mitteln<br />
der Diktatur des Proletariats<br />
zu brechen“<br />
Weiters wird der Punkt 4 im<br />
Parteiprogramm, der den<br />
Anschluss Deutschösterreichs<br />
an das Deutsche Reich fordert,<br />
gestrichen.<br />
Lebensrecht der arbeitenden<br />
Menschen(Sozialversicherung)<br />
Bessere<br />
Ernährung(Unterernährung)<br />
Wohnungen und<br />
S<strong>ie</strong>dlungen(W<strong>ie</strong>deraufbau)<br />
D<strong>ie</strong> Sozialdemokrat<strong>ie</strong> will ein<br />
unabhängiges, selbständiges<br />
Österreich.<br />
Gleiches Recht für beide<br />
Geschlechter<br />
(Gleichberechtigung)<br />
Jugendrecht und Jugendschutz<br />
(Berufsausbildung)<br />
Planwirtschaft<br />
(Verstaatlichung)<br />
19<br />
Sozialdemokratische Programme
Sozialdemokratische Programme<br />
20<br />
Das Neue Programm der <strong>SPÖ</strong> Unter Vranitzkys Vorsitz<br />
beschlossen vom wurde d<strong>ie</strong> Partei auf dem<br />
außerordentlichen<br />
Parteitag<br />
in W<strong>ie</strong>n am 14 Mai 1958<br />
D<strong>ie</strong> Sozialisten wollen eine<br />
Gesellschaftsordnung deren<br />
Z<strong>ie</strong>l d<strong>ie</strong> fre<strong>ie</strong> Entfaltung der<br />
menschlichen Persönlichkeit<br />
Bundesparteitag in<br />
Linz 1991 in<br />
Sozialdemokratische<br />
Partei Österreichs<br />
(SpÖ) umbenannt.<br />
Grundsatzprogramm<br />
ist. D<strong>ie</strong> wesentlichen<br />
Forderungen des Parteitages<br />
waren:<br />
Sozialismus und Christentum<br />
Parteitag Oktober 1998<br />
Das derzeit gültige<br />
Parteiprogramm der <strong>SPÖ</strong><br />
wurde im Oktober 1998 vom<br />
Parteitag beschlossen.<br />
Gemeinschaft der<br />
Völker(Sozialistische<br />
Internationale)<br />
Im Wesentlichen hat das<br />
Programm d<strong>ie</strong> folgenden<br />
Inhalte (nur Überschriften)<br />
D<strong>ie</strong> Einigung Europas<br />
(Europäische Gemeinschaft)<br />
I. Neue Herausforderungen,<br />
neue Lösungen<br />
Gleichberechtigung der Frauen II. D<strong>ie</strong> Grundsätze der<br />
Sozialdemokratinnen und<br />
Sozialdemokraten( II.1. bis<br />
Formen der Gemeinwirtschaft II.2.)<br />
G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aft und Betr<strong>ie</strong>bsräte III. Politische Perspektiven<br />
Fünftag<strong>ew</strong>oche(40stündige ( III.1. bis III.12.)<br />
Wochenarbeitszeit)<br />
IV. Demokratische Erneuerung<br />
Landwirtschaft(Bodenreform, als Prinzip das<br />
landwirtschaftliche Selbstverständnis der <strong>SPÖ</strong><br />
Genossenschaften)<br />
Brecht das Doppeljoch<br />
Gemeinnützige entzwei!<br />
Wohnbauvereinigungen<br />
(Genossenschaften)<br />
Brecht d<strong>ie</strong> Not der Sklaverei!<br />
Brecht d<strong>ie</strong> Sklaverei der Not!<br />
Brot ist Freiheit, Freiheit Brot!<br />
Schulbildung, (Georg Herwegh:Werke)<br />
Bildungsarbeit(Volksbildung)<br />
Wissenschaft und<br />
Hochschule(Stipend<strong>ie</strong>n an den<br />
Hochschulen)<br />
Gesunde<br />
Lebensführung(weniger<br />
Alkohol, weniger Nikotin,<br />
Förderung der Körperkultur)
Frauen in der<br />
Parteitag verweigert.<br />
W<strong>ie</strong>ner Genossen schr<strong>ie</strong>ben,<br />
Sozialdemokrat<strong>ie</strong> dass s<strong>ie</strong> einen männlichen<br />
Der Kampf der Frauen für Deleg<strong>ie</strong>rten wünschten, denn<br />
mehr Gerechtigkeit, soziale „Frauen wären noch nicht so<br />
Anerkennung und<br />
weit“.<br />
Chancengleichheit begann in<br />
einer Zeit, als d<strong>ie</strong><br />
Industrialis<strong>ie</strong>rung voll<br />
einsetzte. D<strong>ie</strong> Frauen der<br />
Arbeiter waren gezwungen<br />
sich Arbeit zu suchen, weil d<strong>ie</strong><br />
Löhne der Männer zu n<strong>ie</strong>drig<br />
waren, um eine Famil<strong>ie</strong><br />
ernähren zu können. Schon im<br />
Revolutionsjahr 1848 sp<strong>ie</strong>lten<br />
Frauen eine große Rolle und<br />
kämpften b<strong>ew</strong>affnet mit. Am Anna Altmann<br />
21. Aug. 1848 kam es zur<br />
ersten Frauendemonstration in stammte aus einem sehr armen<br />
Österreich d<strong>ie</strong> am 23.8.1848 Elternhaus und musste bereits<br />
ihr blutiges Ende fand(282 mit fünfeinhalb Jahren in der<br />
Verwundete und 18 Tote).S<strong>ie</strong> Fabrik arbeiten. S<strong>ie</strong> wurde im<br />
ging als „Praterschlacht“ in d<strong>ie</strong> Jahre 1889 zum Parteitag nach<br />
Proletarische B<strong>ew</strong>egung ein. <strong>Hainfeld</strong> auf Vorschlag Dr.<br />
Adlers einberufen. Rednerin<br />
D<strong>ie</strong> junge Sozialdemokrat<strong>ie</strong> anlässlich der Gründung des<br />
war d<strong>ie</strong> erste politische Kraft Arbeiterinnen-Bildungsvereins<br />
in Österreich, d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> 1871.Mitstreiterinnen waren<br />
Befreiung der Frauen, den u.a. Adelheid Dworak(Popp)<br />
Kampf für d<strong>ie</strong> Frauenrechte, und Anna Boschek.<br />
für d<strong>ie</strong> „andere Hälfte“ in ihr<br />
Programm aufnahm(„W<strong>ie</strong>ner<br />
Programm“ 1901).<br />
D<strong>ie</strong> sozialdemokratischen<br />
D<strong>ie</strong> Sozialdemokratische Frauen demonstr<strong>ie</strong>rten,<br />
Arbeiterpartei in Österreich streikten, publiz<strong>ie</strong>rten und<br />
strebt für das gesamte Volk organis<strong>ie</strong>rten sich in Vereinen.<br />
ohne Untersch<strong>ie</strong>d der Nation, Mit dem N<strong>ie</strong>dergang der<br />
der Rasse und das Geschlecht Arbeiterb<strong>ew</strong>egung und<br />
d<strong>ie</strong> Beseitigung der<br />
Spaltung der Fraktion in<br />
ökonomischen Abhängigkeit, radikale und gemäßigte löste<br />
d<strong>ie</strong> Befreiung von der<br />
sich der Arbeiterinnen-<br />
politischen Rechtlosigkeit und Bildungsverein auf. Nach dem<br />
d<strong>ie</strong> Erhebung aus der geistigen <strong>Hainfeld</strong>er Parteitag wurde er<br />
Verkümmerung an.<br />
w<strong>ie</strong>der ins Leben gerufen.<br />
„Ohne Untersch<strong>ie</strong>d der Nation, Anna Altmann war Rednerin.<br />
der Rasse und des<br />
Deren Hauptaufgabe bestand<br />
Geschlechtes ganz soweit Bildung und Wissen unter den<br />
waren d<strong>ie</strong> Genossen am Arbeiterinnen zu verbreiten.<br />
<strong>Hainfeld</strong>er Parteitag allerdings<br />
selbst noch nicht. Das<br />
Verhältnis der Genossen zu<br />
Frauenfragen war<br />
ambivalent(= in sich<br />
widersprüchlich)<br />
Der einzigen weibliche<br />
Deleg<strong>ie</strong>rte Anna Altmann(1852<br />
1937) aus Polzental in Böhmen<br />
wurde d<strong>ie</strong> Teilnahme am<br />
21<br />
Frauen in der Sozialdemokrat<strong>ie</strong>
Frauen in der Sozialdemokrat<strong>ie</strong><br />
22<br />
Bei der Maife<strong>ie</strong>r 1891 bildeten Beste Freundin Emma Adler.<br />
d<strong>ie</strong> Sozialdemokratischen fordert am Parteitag eine Form<br />
Frauen erstmals einen eigenen der Quotenregelung. Ab 1934<br />
Zug. 1892 wurde mit Billigung lebte s<strong>ie</strong> zurückgezogen in<br />
der Genossen(Frauen könnten W<strong>ie</strong>n.<br />
sich von der Partei abspalten) 1898 Gründung des<br />
d<strong>ie</strong> Arbeiterinnen-Zeitung Frauenreichskomitees<br />
gegründet. Veran<strong>tw</strong>ortliche<br />
Redakteurin war d<strong>ie</strong><br />
(heutiges<br />
Fabrikarbeiterin und spätere<br />
Bundesfrauenkomitee)<br />
Nationalsratsabgeordnete Mitgl<strong>ie</strong>der: Theresa<br />
Adelheid Popp. Problem war Schlesinger, Adelheid Popp,<br />
ihre mangelhafte<br />
Anna Boschek, Amal<strong>ie</strong> Seidl,<br />
Schulbildung: Nach nur drei<br />
Lotte Glas-Pohl.<br />
Klassen Volksschule war s<strong>ie</strong> Nicht mit den Behörden,<br />
mit Rechtschreibung und sondern mit den eigenen<br />
Grammatik nicht gut vertraut. Genossen entspannt sich ein<br />
Emma Adler, Frau Victor langer Kampf um d<strong>ie</strong><br />
Adlers, h<strong>ie</strong>lt Kurse in Deutsch, gemeinsame Organisation.<br />
Englisch und Französisch, um Höhepunkt: Frauen<br />
der Arbeiterinnenschaft das zu boykott<strong>ie</strong>ren d<strong>ie</strong><br />
geben, was s<strong>ie</strong> braucht w<strong>ie</strong> Parteitage1896 und 1897<br />
eines Bissen Brot, durch ihr Fernbleiben.<br />
Bildung(Adelheid Popp lernte<br />
mit großem Erfolg Deutsch,<br />
später Englisch)<br />
1907: Männerwahlrecht<br />
1919: Frauenwahlrecht<br />
D<strong>ie</strong> Forderung nach dem<br />
Frauenwahlrecht steht an<br />
erster Stelle. Loyalität<br />
gegenüber der Partei, dem<br />
Bürgertum das allgemeine<br />
gleiche und direkte Wahlrecht<br />
für Männer abzuringen.<br />
Frauen mussten noch 11 Jahre<br />
auf ihr Wahlrecht warten.<br />
Frauentag:<br />
Adelheid Popp geb.<br />
Dworak(1869 1939)<br />
Parteifunktionärin(SDAP),<br />
Nationalratsabgeordnete und<br />
Journalistin. Jüngstes von 15<br />
Kindern, musste der Mutter<br />
helfen, den Lebensunterhalt zu<br />
verd<strong>ie</strong>nen. Verheiratet mit<br />
Julius Popp, Mitgl<strong>ie</strong>d des<br />
Parteivorstandes der SDAP,<br />
Im Sommer 1910 beschlossen<br />
Vertreterinnen Österreichs auf<br />
der 2. Internationalen<br />
Frauenkonferenz in<br />
Kopenhagen jährlich einen<br />
„Frauentag“ zur Erkämpfung<br />
des Frauenwahlrechts<br />
abzuhalten. In W<strong>ie</strong>n wurde<br />
d<strong>ie</strong>ser(März 1911) zu einer<br />
Massenkundgebung für d<strong>ie</strong><br />
Administrator der AZ und<br />
Parteikass<strong>ie</strong>r. Drei Kinder,<br />
Felix +1925 an einer<br />
Infektionskrankheit, Jultschi<br />
im 1.WK gefallen, Franz(1891-<br />
1981) Lehrer, Abgeordneter im<br />
n<strong>ie</strong>derösterreichischen<br />
Landtag, 1945 erster<br />
Zentralsekretär der <strong>SPÖ</strong>.<br />
Gleichberechtigung der<br />
Frauen.
Erste Republik: Illegalität 1934 bis 1945<br />
Als d<strong>ie</strong> Monarch<strong>ie</strong> zerbrach, Das Jahr 1934 und das 1938,<br />
beschloss d<strong>ie</strong> provisorische der Ständestaat und der<br />
Nationalversammlung endlich Nationalsozialismus,<br />
auch den Frauen das Stimm- zerbrachen auch Organisation<br />
recht zu g<strong>ew</strong>ähren. Wahlen zur und Arbeit der<br />
konstitu<strong>ie</strong>renden sozialdemokratischen Frauen.<br />
Nationalversammlung 1919. D<strong>ie</strong> Frauen teilten in der<br />
16% der Wahlberechtigten Illegalität Not, Gefahr und<br />
waren Frauen. Wahlbeteiligung Konzentrationslager mit den<br />
bei Frauen 82,10%! d<strong>ie</strong> der Genossen.<br />
Männer 86,97%.D<strong>ie</strong> Frauen Rosa Jochmann<br />
wählten mehrheitlich<br />
Christlichsozial.<br />
Im März 1919 zogen erstmals<br />
Frauen in d<strong>ie</strong> gesetzgebende<br />
Versammlung ein:s<strong>ie</strong>ben<br />
Sozialdemokratinnen(Boschek,<br />
Freundlich, Popp, Proft,<br />
Schlesinger, Seidl, Tusch) und<br />
eine Christlichsoziale(Burjan).<br />
D<strong>ie</strong> Sozialdemokratinnen<br />
fordern:<br />
Bildungs- und<br />
Berufsmöglichkeit bei steht als eine, für v<strong>ie</strong>le stille<br />
gleichem Lohn für gleiche „Heldinnen“ der<br />
Leistung, Schaffung von Sozialdemokrat<strong>ie</strong>(Emhard,<br />
sozialpolitischen Krones, Leichter, Proft, Moik,<br />
Einrichtungen, gegen d<strong>ie</strong> Muhr, Potetz, Pokorny,<br />
Doppel- und Dreifachbelastung Proksch u. v.a.).<br />
der Frauen, umfassendes<br />
Sozialversicherungssystem, Zweite Republikrechtliche<br />
Gleichstellung von W<strong>ie</strong>deraufbau:<br />
Ehefrau und „Lebensgefährtin“ Nach Zerschlagung der<br />
bzw. ehelichen und österreichischen Demokrat<strong>ie</strong><br />
unehelichen Kindern. durch d<strong>ie</strong> Austrofaschisten<br />
Aufhebung der Zugangs- mussten d<strong>ie</strong> sozialistischen<br />
beschränkung für Frauen zu Frauenorganisationen 1945<br />
versch<strong>ie</strong>denen Universitäten w<strong>ie</strong>der neu aktiv<strong>ie</strong>rt werden.<br />
war der Sozialreform Erste<br />
Ferdinand Hanuschs zu<br />
verdanken. Gleichberechtigung Frauenzentralsekretärin<br />
der Frauen im öffentlichen (heute Bundesfrauen-<br />
D<strong>ie</strong>nst bei fre<strong>ie</strong>m Zugang in geschäftsführerin) war d<strong>ie</strong> aus<br />
allen Berufen wurde im dem KZ Ravensbrück<br />
„ Linzer Programm“ (1926) heimgekehrte Rosa Jochmann.<br />
verankert. 1921 Erste Sozial- In der Ära des W<strong>ie</strong>deraufbaus<br />
demokratische Frauenschule: wurden zahlreiche, von den<br />
„Wenn wir Frauen Propaganda Frauen angeregte<br />
machen wollen, müssen wir sozialpolitische<br />
aus dem heutigen Frauenleben Verbesserungen verwirklicht,<br />
den Sozialismus erklären und w<strong>ie</strong> z. B.<br />
d<strong>ie</strong> Interessen der<br />
Famil<strong>ie</strong>nlastenausgleichsfonds,<br />
Proletar<strong>ie</strong>rfrau als Mittelpunkt d<strong>ie</strong> Errichtung von<br />
das allgemeine Wissen<br />
Kindergärten und Horten und<br />
grupp<strong>ie</strong>ren“ 22<br />
d<strong>ie</strong> Mütterberatung.<br />
Gerda Brunn-Kautsky, 1921<br />
23<br />
Frauen in der Sozialdemokrat<strong>ie</strong>
Frauen in der Sozialdemokrat<strong>ie</strong><br />
24<br />
24<br />
Aufbruchstimmung der Elfr<strong>ie</strong>de Karl seit 1975 im<br />
s<strong>ie</strong>bziger Jahre:<br />
Bundeskanzleramt als<br />
In den s<strong>ie</strong>bziger Jahren bekam<br />
Staatssekertärin für Famil<strong>ie</strong>n<br />
d<strong>ie</strong> Frauenfrage einen neuen<br />
und Finanzfragen zuständig,<br />
Stellenwert. Zum ersten Mal in<br />
übers<strong>ie</strong>delt 1979 als<br />
der Geschichte wurde der <strong>SPÖ</strong><br />
Staatssekretärin in das<br />
d<strong>ie</strong> Alleinveran<strong>tw</strong>ortung für<br />
Finanzministerium.<br />
d<strong>ie</strong> Reg<strong>ie</strong>rung übertragen. Johanna Dohnal wird 1990<br />
Neue autonome(= „nach erste Frauenministerin<br />
eigenen Gesetzen lebend“) Österreichs.<br />
Frauenb<strong>ew</strong>egungen entstanden Trotzdem: gemeinsam mit den<br />
d<strong>ie</strong> mit Nachdruck spez<strong>ie</strong>lle Männern….<br />
Probleme und Z<strong>ie</strong>le der Frauen<br />
forderten. Immer weniger<br />
Sozialdemokratinnen haben es<br />
Frauen waren bereit, sich mit<br />
seit jeher als ihre Aufgabe<br />
traditioneller Rollen- und<br />
betrachtet, gemeinsam mit den<br />
Arbeitsteilung abzufinden.<br />
Männern der Partei gegen<br />
politische und wirtschaftliche<br />
In d<strong>ie</strong>sen Jahren konnten d<strong>ie</strong> Unterdrückung zu kämpfen.<br />
Frauen mehr Fortschritte<br />
erz<strong>ie</strong>len als in all den<br />
Gleichzeitig bedeutet d<strong>ie</strong>s<br />
Jahrzehnten zuvor. Alle<br />
aber, d<strong>ie</strong> Überwindung<br />
Bildungswege stehen Mädchen<br />
patriarchalischer(=<br />
offen und werden im<br />
Famil<strong>ie</strong>noberhaupt mit größter<br />
zunehmenden Maße von ihnen<br />
Autorität) Strukturen.<br />
genützt. Fazit: Immer mehr Frauenpersönlichkeiten<br />
hochqualifiz<strong>ie</strong>rte Frauen treten im Bezirk Lil<strong>ie</strong>nfeld<br />
ins Berufsleben ein.<br />
Sozialdemokratinnen mussten<br />
Im Zuge des legendären nicht nur in der Gründerzeit<br />
„Paukenschlags“ ernannte unserer Partei, im Ständestaat,<br />
Bruno Kreisky 1979 - 4 neue oder während der Nazidiktatur<br />
Staatssekretärinnen: herausragende<br />
Johanna Dohnal<br />
Persönlichkeiten sein. Auch<br />
(Allgemeine Frauenfragen im nach 1945 dauerte es noch<br />
Bundeskanzleramt)<br />
v<strong>ie</strong>le Jahrzehnte bis d<strong>ie</strong><br />
Gleichstellung und<br />
Gleichberechtigung von<br />
Frauen im öffentlichen Leben,<br />
aber auch in unserer eigenen<br />
Partei umgesetzt werden<br />
konnte. Nach 1945 begann der<br />
W<strong>ie</strong>deraufbau des Lil<strong>ie</strong>nfelder<br />
Frauenkomitees.<br />
Erste und sicher bis heute<br />
prägendste Vorsitzende war<br />
von 1945 - 1975<br />
Paula Gstöttner.<br />
Franziska Fast<br />
(Fragen für berufstätige<br />
Frauen im Sozialministerium)<br />
Beatrix Eypeltauer<br />
(Wohnbaufragen im<br />
Bautenministerium)<br />
Annel<strong>ie</strong>se Albrecht<br />
(Konsumentinnenfragen im<br />
Handelsministerium)
Ihr unermüdlicher Fleiß und Stimme koopt<strong>ie</strong>rt, kämpften in<br />
Einsatz motiv<strong>ie</strong>rte Frauen in v<strong>ie</strong>len anderen Bezirken d<strong>ie</strong><br />
v<strong>ie</strong>len Orten unseres Bezirkes Frauen immer noch um d<strong>ie</strong><br />
zu persönlichem Engagement innerparteiliche<br />
für d<strong>ie</strong> Sozialdemokrat<strong>ie</strong>. S<strong>ie</strong> Gleichberechtigung.<br />
förderte junge Frauen wo 1982-1992 führte<br />
immer s<strong>ie</strong> konnte und ebnete Hilda Daxböck<br />
v<strong>ie</strong>len den Weg zu<br />
Berufsausbildung und<br />
Studium. Als Mitgl<strong>ie</strong>d des<br />
Landes-und<br />
Bundesfrauenkomitees war s<strong>ie</strong><br />
ein unschätzbares Bindegl<strong>ie</strong>d<br />
zwischen Parteibasis und<br />
Spitze.<br />
Maria Erhart aus Rohrbach<br />
unter tatkräftiger Hilfe von<br />
Juliane Aigelsreiter<br />
leitete d<strong>ie</strong> Frauenarbeit von<br />
1975-1982. Unter ihrer Ägide<br />
wurden besonders<br />
Arbeitsbedingungen von<br />
Frauen thematis<strong>ie</strong>rt, kein<br />
Zufall, war s<strong>ie</strong> doch selbst als<br />
Arbeitsinspektorin tätig.<br />
Aufsehen erregten d<strong>ie</strong><br />
Lil<strong>ie</strong>nfelder <strong>SPÖ</strong>-Frauen auf<br />
der Bundesfrauenkonferenz<br />
1981 mit ihrem Antrag auf<br />
Auflösung der Frauenkomitees.<br />
D<strong>ie</strong> Begründung, Frauen<br />
aufgrund ihrer Fähigkeiten<br />
und Kompetenzen, nicht aber<br />
wegen ihres Geschlechts und<br />
als Alibifrauen in Grem<strong>ie</strong>n und<br />
Funktionen zu wählen, war<br />
richtig, d<strong>ie</strong> Tatsache, dass<br />
Lil<strong>ie</strong>nfelder Verhältnisse leider<br />
nicht in ganz Österreich<br />
Gültigkeit hatten, wurde aber<br />
außer Acht gelassen.<br />
Waren bei uns durch<br />
Bezirksvorsitzenden Erich<br />
Kalteis selbstverständlich alle<br />
Mitgl<strong>ie</strong>der des<br />
Bezirksfrauenkomitees in den<br />
Bezirksausschuss 22 mit Sitz und<br />
d<strong>ie</strong> Geschicke der <strong>SPÖ</strong>-<br />
Frauen.Ihr gelang 1986 in<br />
Zusammenarbeit mit<br />
Monika Kraft und<br />
Dr.Gisela Malekpour<br />
d<strong>ie</strong> Install<strong>ie</strong>rung der von<br />
Johanna Dohnal eröffneten<br />
Bezirks-Frauen-Servicestelle<br />
25<br />
Frauen in der Sozialdemokrat<strong>ie</strong>
Frauen in der Sozialdemokrat<strong>ie</strong><br />
2624<br />
als einer, der ersten<br />
Österreichs im ländlichen<br />
Raum.<br />
H<strong>ie</strong>r konnten Frauen<br />
unentgeltlich zu Themen w<strong>ie</strong><br />
Bildung, Gesundheit, Soziales,<br />
Scheidungsrecht,<br />
Alimentationszahlungen,<br />
Arbeitsplatz oder<br />
Diskrimin<strong>ie</strong>rung Rat und Hilfe<br />
holen.<br />
In den Jahren 1992-2004<br />
hatten Monika Kraft,<br />
Dagmar Hack,<br />
Marlene Pomberger, und<br />
Marianne Fügl den Vorsitz<br />
inne.<br />
Seit 2004 leitet d<strong>ie</strong><br />
Landesfrauensekretärin<br />
Anni Mitterlehner<br />
das Bezirksfrauenkomitee.<br />
Themen w<strong>ie</strong><br />
G<strong>ew</strong>altfreiheit,<br />
Leiharbeiterinnen,<br />
Jobsharing,<br />
Lehrlingssituation,<br />
gerechte Entlohnung,<br />
oder Diskrimin<strong>ie</strong>rung<br />
sind nur einige<br />
wichtige Themen für<br />
d<strong>ie</strong> sich Lil<strong>ie</strong>nfelder<br />
<strong>SPÖ</strong>-Frauen auch 120<br />
Jahre nach Gründung<br />
unserer Partei stark<br />
machen.
Sozialdemokratische<br />
1889 von Dr. Victor Adler als<br />
Nachfolgerin der „Gleichheit“<br />
Presse (in 3 Jahren 45 x<br />
D<strong>ie</strong> Hauptaufgabe der<br />
beschlagnahmt und zur<br />
sozialdemokratischen Presse Aufgabe gezwungen) in W<strong>ie</strong>n<br />
bestand lange Zeit in der als sozialistisches Zentralorgan<br />
Verbreitung von politischem gegründet.<br />
Wissen, der Behandlung Das faschistische<br />
aktueller tagespolitischer Dollfußregime verb<strong>ie</strong>tet s<strong>ie</strong><br />
Probleme aus Sicht der 1934. S<strong>ie</strong> wird ab d<strong>ie</strong>sem<br />
Sozialdemokrat<strong>ie</strong> und der Zeitpunkt in Brünn verlegt und<br />
„Durchdringung des Alltags“ bis 1938 illegal in Österreich<br />
mit sozialdemokratischen verbreitet. Ab 1945 ist s<strong>ie</strong><br />
Gesellschaftsvorstellungen. w<strong>ie</strong>der das Sprachrohr der<br />
D<strong>ie</strong>se Aufgaben hat s<strong>ie</strong> über <strong>SPÖ</strong> und mit einer Auflage von<br />
ein Jahrhundert hervorragend 245.000 Exemplaren eine der<br />
erfüllt. Gleichzeitig hat s<strong>ie</strong> größten Tageszeitungen im<br />
damit auch wesentlich dazu Land. In der Besatzungszeit<br />
beigetragen, das<br />
1945 bis 1955 gilt s<strong>ie</strong> als d<strong>ie</strong><br />
Selbstb<strong>ew</strong>ußtsein der<br />
Zeitung, d<strong>ie</strong> sich was traut,<br />
ArbeiterInnen entscheidend zu weil s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Rechte der<br />
stärken und deren großen ÖsterreicherInnen gegenüber<br />
Stellenwert in der Gesellschaft den Besatzungsmächten<br />
zu dokument<strong>ie</strong>ren.<br />
vehement vertritt. D<strong>ie</strong> AZ hat<br />
Neben dem politischen Teil der v<strong>ie</strong>le treue Leser. Noch Anfang<br />
Berichterstattung gab es eine der achtziger Jahre werden<br />
breite Palette, d<strong>ie</strong> von Sport täglich zwischen 50.000 und<br />
bis Kunst reichte.<br />
100.000 Exemplare verkauft.<br />
Das ständig rückläufige<br />
D<strong>ie</strong> sozialdemokratische Anzeigengeschäft führt 1989<br />
Presse ist daher auch, und das zum Verkauf und 1991, nach<br />
zweifelsfrei, ein Stück über 100 Jahren, zur<br />
österreichischer Geschichte. Einstellung.<br />
D<strong>ie</strong> V<strong>ie</strong>lfalt der<br />
sozialdemokratischen Presse<br />
kann h<strong>ie</strong>r aus Platzgründen<br />
nicht abgehandelt werden<br />
Stellvertretend dafür, wird in<br />
Kurzform der Werdegang des<br />
wichtigsten<br />
Informationsträgers der<br />
Arbeiterschaft Österreichs, der<br />
Arbeiter-Zeitung, später AZ,<br />
geschildert:<br />
ARBEITER-ZEITUNG, AZ<br />
Schlagzeile vom 8. Juni 1948<br />
22 27<br />
Sozialdemokratische Presse
Sozialdemokratische Presse<br />
2824<br />
Zahlen und Fakten: D<strong>ie</strong> AZ wurde<br />
1889 aus Privatbesitz /Erbe Dr. w<strong>ie</strong>derbelebt:<br />
Victor Adlers gegründet, D<strong>ie</strong>ses einmalige<br />
erscheint zunächst 2x im<br />
Projekt der Kaltenbrunner-<br />
Monat, ab Oktober 1889<br />
Med<strong>ie</strong>nberatung<br />
wöchentlich<br />
und scharf_net<br />
1895 bis zum Verbot 1934<br />
durch Christlichsoziale b<strong>ie</strong>tet allen Interess<strong>ie</strong>rten d<strong>ie</strong><br />
erscheint d<strong>ie</strong> AZ täglich Möglichkeit, d<strong>ie</strong> digitalis<strong>ie</strong>rte<br />
AZ von 1945 bis zur letzten<br />
1945 bis zur Einstellung am<br />
Ausgabe zu lesen. Für d<strong>ie</strong>ses<br />
31.10. 1991 täglich auf dem<br />
tolle Projekt erh<strong>ie</strong>lt d<strong>ie</strong><br />
Zeitungsmarkt.<br />
arbeiter-zeitung.at den<br />
Bekannte euromedia Sonderpreis 2005.<br />
Chefredakteure: Für alle User, ab ins Internet:<br />
Fr<strong>ie</strong>derich Austerlitz www.arbeiter-zeitung.at und<br />
1895 bis 1931<br />
los geht's…<br />
Oscar Pollak<br />
Geplant ist, dass d<strong>ie</strong><br />
1931 bis 1934 und<br />
Digitaliserung bis zur<br />
Erstausgabe 1889 fortgesetzt<br />
1945 bis 1961 wird!!!<br />
Franz Kreuzer<br />
1962 bis 1967<br />
Paul Blau<br />
1967 bis 1970<br />
Manfred Scheuch Als Anhang ein paar Fotos von<br />
1970 bis 1989 sozialdemokratischen<br />
Robert Hochner Exemplaren, d<strong>ie</strong> bei der<br />
1989 bis 1990<br />
Ausstellung im<br />
Original gezeigt werden:<br />
AZ-Mitarbeiterausweis aus<br />
1934<br />
1891
1895 1927<br />
1912<br />
1924<br />
1929<br />
1932<br />
illegal 1934<br />
1951<br />
22 29<br />
Sozialdemokratische Presse
Sozialdemokratische Presse<br />
3024<br />
Heute wird d<strong>ie</strong> sozial- Unter www.spoe.at werden<br />
demokratische Pressearbeit alle aktuellen und wichtigen<br />
hauptsächlich über d<strong>ie</strong> politischen Themen von Profis<br />
elektronischen Med<strong>ie</strong>n aufbereitet.<br />
abg<strong>ew</strong>ickelt. Im Von O-Tönen bis Grafiken ist<br />
„Internetzeitalter“ haben d<strong>ie</strong> alles abrufbar. H<strong>ie</strong>r besteht<br />
Printmed<strong>ie</strong>n keinen leichten auch d<strong>ie</strong> Möglichkeit, sich mit<br />
Stand. Trotzdem gibt es s<strong>ie</strong> wichtigen Fragen direkt an d<strong>ie</strong><br />
auch noch, koordin<strong>ie</strong>rt und j<strong>ew</strong>eils zuständigen <strong>SPÖ</strong>zentral<br />
über d<strong>ie</strong> „SK“ Spitzen zu wenden.<br />
Sozialdemokratische<br />
Korrespondenz.<br />
Das Mitgl<strong>ie</strong>dermagazin <strong>SPÖ</strong>-<br />
Aktuell erscheint wöchentlich<br />
und kann unter www.spoe.at,<br />
Med<strong>ie</strong>nservice, bestellt<br />
werden.<br />
Unter www.spoe.at<br />
D<strong>ie</strong> neuen und sympatischen<br />
<strong>SPÖ</strong>-Vorsitzenden sorgen für<br />
frischen Wind.<br />
Werner Faymann im Bund und<br />
Mag. Dr. Sepp LEITNER in<br />
N<strong>ie</strong>derösterreich wurden mit<br />
überwältigender Mehrheit in<br />
ihre veran<strong>tw</strong>ortungsvollen<br />
Funktionen g<strong>ew</strong>ählt.<br />
<strong>SPÖ</strong> Vorsitzender,<br />
Werner F A Y M A N N<br />
Landeshauptmannstellvertreter<br />
<strong>SPÖ</strong>-NÖ-Vorsitzender<br />
Mag. Dr. Sepp L E I T N E R<br />
Foto vom <strong>Hainfeld</strong>besuch<br />
im neuen Musikerheim
D<strong>ie</strong> Bundesparteivorsitzenden<br />
der <strong>SPÖ</strong><br />
seit Parteigründung<br />
1888<br />
Dr. Victor Adler, DDr. Bruno Pittermann,<br />
1852 bis 1918 1905 bis 1983,<br />
Arzt, Lehrer u Jurist,<br />
Vors. 1888 - 1918 Vors. 1957 - 1967<br />
Karl Seitz, Dr. Bruno Kreisky,<br />
1869 bis 1950 1911 bis 1990,<br />
Lehrer, Jurist,<br />
Vors. 1918 - 1946 Vors. 1967 - 1983<br />
Dr. Adolf Schärf, Dr. Fred Sinowatz,<br />
1890 bis 1965, 1929 bis 2008,<br />
Jurist, Historiker,<br />
Vors. 1947 - 1957 Vors. 1983 - 1988<br />
22<br />
31<br />
Bundesparteivorsitzende der <strong>SPÖ</strong>
Bundesparteivorsitzende der <strong>SPÖ</strong><br />
3224<br />
Dr. Franz Vranitzky, Werner Faymann,<br />
1937 geb.,<br />
Bankmanager,<br />
Vors. 1988 - 1997<br />
1960 geb., Stud<strong>ie</strong>rte 4 Sem.<br />
Jus, Konsulent,<br />
seit 2008 Vors.<br />
Mag. Victor Klima,<br />
1947 geb.,<br />
Manager,<br />
Vors. 1997 - 2000<br />
Dr. Alfred Gusenbauer,<br />
1960 geb.,<br />
Politikwissenschafter,<br />
Vors. 2000 - 2008
Karl SEITZ,<br />
1869 bis 1950, Lehrer,<br />
von 1918 bis 1920<br />
1. sozialdemokratisches<br />
Staatsoberhaupt<br />
1934 fast ein Jahr ohne Anklage<br />
von den Christlichsozialen<br />
inhaft<strong>ie</strong>rt, von den Nazis<br />
1944/45 im KZ Ravensbrück<br />
fast zu Tode geschunden<br />
Dr. Karl RENNER,<br />
1870 bis 1950, Jurist,<br />
von 1945 bis 1950 Bundespräsident,<br />
1934 von den<br />
Christlichsozialen für 100 Tage<br />
inhaft<strong>ie</strong>rt<br />
Dr. h.c.<br />
Theodor KÖRNER,<br />
1873 bis 1957, General, von 1951 bis<br />
1957 Bundespräsident,<br />
1934 von den Christlichsozialen<br />
für 11 Monate ohne Prozess<br />
inhaft<strong>ie</strong>rt, von den Nazis 1944<br />
vorübergehend verhaftet<br />
Dr. Adolf Schärf,<br />
1890 bis 1965, Jurist, von 1957 bis<br />
1965 Bundespräsident,<br />
1934 von den Christlichsozialen<br />
3 Monate inhaft<strong>ie</strong>rt, 1938 und<br />
1944 von den Nazis verhaftet<br />
Dr. h.c. Franz Jonas,<br />
1899 bis 1974, Schriftsetzer, von 1965<br />
bis 1974 Bundespräsident,<br />
von den Christlichsozialen 1935<br />
bis 1936 inhaft<strong>ie</strong>rt<br />
Dr. Rudolf Kirchschläger,<br />
1915 bis 2000, Jurist, von 1974 bis<br />
1986 Bundespräsident,<br />
von der <strong>SPÖ</strong> nomin<strong>ie</strong>rt<br />
Dr. Heinz Fischer,<br />
1938 geboren, Jurist, seit 2004<br />
Bundespräsident<br />
Quellen: Foto 22<strong>SPÖ</strong>-, Petra Spiola, <strong>SPÖ</strong>-Archiv, FSG-ÖGB-Archiv<br />
33<br />
bzw www.dasrot<strong>ew</strong><strong>ie</strong>n.at,Wahlbroschüren <strong>SPÖ</strong><br />
Sozialdemokratische Staatsoberhäupter
Ortsparteivorsitzende der <strong>SPÖ</strong>- <strong>Hainfeld</strong><br />
3424<br />
DIE ORTSPARTEI- Karl Gschaider<br />
VORSITZENDEN DER von 1918 - 1925<br />
<strong>SPÖ</strong>-HAINFELD<br />
Ein Famil<strong>ie</strong>nvater und<br />
unbeugsamer Demokrat,<br />
VON 1884 BIS HEUTE<br />
der für seine politische<br />
Anton Stacherl Überzeugung mehrmals<br />
um 1884 -1891 verhaftet, angeklagt, zum Tode<br />
(Arbeiterbildungsverein) verurteilt, begnadigt,<br />
Gilt als erster <strong>SPÖ</strong>- eingekerkert und nach<br />
Ortsvorsitzender. jahrelanger Haft zu Kr<strong>ie</strong>gsende<br />
Anton Stacherl, ein Vertrauter 1945 von den NAZIS in<br />
Dr. Victor Adlers,<br />
Stein/Donau ermordet worden<br />
hat großen Anteil am<br />
ist.<br />
Zustandekommen des<br />
Einigungsparteitages in<br />
<strong>Hainfeld</strong> 1888/89.<br />
Ing. Karl Novotny +<br />
von 1925 bis 1934 und nach<br />
Kr<strong>ie</strong>gsende von 1945 bis 1950.<br />
(Verbot der Partei durch das<br />
Hermann Loritsch<br />
faschistische Dollfußregime,<br />
1891 bis ? danach bis 1945 Verbot der<br />
? Eichletter<br />
Partei durch d<strong>ie</strong> Nazis)<br />
von 1914 bis 1918<br />
Organis<strong>ie</strong>rte 1934 mit Johann<br />
Stacherl, Loritsch und<br />
Kirschner den Februarstreik.<br />
Eichletter, waren permanenten Nach Verhör durch ein<br />
und gez<strong>ie</strong>lten Schikanen der austrofaschistisches<br />
Arbeitgeber und Behörden „Rollkommando“<br />
ausgesetzt. nahm sich<br />
Z<strong>ie</strong>l d<strong>ie</strong>ser<br />
Schutzbundkommandant<br />
konservativklerikalen Achse<br />
Kirschner das Leben.<br />
war, d<strong>ie</strong> Arbeiterführer und Ing. Novotny wurde fristlos<br />
deren Famil<strong>ie</strong>n mürbe zu entlassen und samt Famil<strong>ie</strong> aus<br />
machen und s<strong>ie</strong> mit allen der Firmenwohnung<br />
erlaubten und unerlaubten vertr<strong>ie</strong>ben.Träger der Victor<br />
Mitteln daran zu hindern, Adler-Plakette<br />
eine Arbeiterorganisation<br />
aufzubauen.<br />
S<strong>ie</strong>, so w<strong>ie</strong> tausende<br />
Nichtgenannte, h<strong>ie</strong>lten durch<br />
und verd<strong>ie</strong>nen daher höchste<br />
Anerkennung.<br />
D<strong>ie</strong>se unerschrockenen<br />
FunktionärInnen sind d<strong>ie</strong><br />
wahren Wegbereiter unseres<br />
heutigen Sozialstaates.
Josef Pachlatko Karl Jägersberger<br />
von 1950 bis 1957 von 1983 bis 1991<br />
Hans Hausner<br />
von 1957 bis 1972<br />
Träger der Victor-Adler-Plakette<br />
Erich Eigelsreiter<br />
von 1972 bis 1975<br />
Herbert K<strong>ie</strong>gler<br />
von 1975 bis 1983<br />
Albert Pitterle<br />
von 1991 bis 1998<br />
Herbert Schweiger<br />
ab 1998<br />
Alle Fotos <strong>SPÖ</strong> <strong>Hainfeld</strong><br />
22 35<br />
Ortsparteivorsitzende der <strong>SPÖ</strong>- <strong>Hainfeld</strong>
Sozialdemokratische Symbole<br />
3624<br />
Sozialdemokratische der Gründung des ersten<br />
Symbole<br />
Arbeiterbildungsvereins in<br />
Gumpendorf.<br />
Symbole sind seit jeher ein<br />
wichtiger Bestandteil der<br />
D<strong>ie</strong> verschlungenen Hände<br />
Identifikation. D<strong>ie</strong> Sozialz<strong>ie</strong>rten<br />
Fahnen und<br />
demokraten haben schon lange<br />
Standarten, Abzeichen und<br />
vor dem Einigungstag in<br />
Br<strong>ie</strong>fköpfe, Grafiken und<br />
<strong>Hainfeld</strong> d<strong>ie</strong> Wirkung der<br />
Werbeinserate, aber auch<br />
Symbolkraft erkannt<br />
Produkte, d<strong>ie</strong> Arbeiterinnen<br />
und Arbeiter ansprechen<br />
und auch gez<strong>ie</strong>lt eingesetzt. sollten.<br />
Heute als „Logos“ bekannt und Mit dem Erstarken der<br />
im täglichen Leben sozialdemokratischen<br />
allgegenwärtig, kann keine B<strong>ew</strong>egung in den neunziger<br />
politische Partei auf s<strong>ie</strong> Jahren des 19. Jahrhunderts<br />
verzichten. entsch<strong>ie</strong>d sich d<strong>ie</strong> Partei für<br />
D<strong>ie</strong> folgende, sehr gute d<strong>ie</strong> Verwendung der<br />
Beschreibung der sozial- verschlungenen Hände in<br />
demokratischen Symbole Kombination mit dem Hammer<br />
wurde aus dem Lexikon der als offiz<strong>ie</strong>lles Parteisymbol.<br />
W<strong>ie</strong>ner Sozialdemokrat<strong>ie</strong><br />
www.dasrot<strong>ew</strong><strong>ie</strong>n.at-<br />
Allegor<strong>ie</strong> der Freiheit,<br />
übernommen.<br />
Dargestellt als antike<br />
Frauengestalt, kam bereits<br />
D<strong>ie</strong> verschlungenen während der Französischen<br />
Hände Revolution, besonders aber seit<br />
Bis zum Ersten Weltkr<strong>ie</strong>g der Pariser Kommune (1871)<br />
besass d<strong>ie</strong> sozialdemokratische auf. Als ikonographische<br />
B<strong>ew</strong>egung kein offiz<strong>ie</strong>lles Vorbilder d<strong>ie</strong>nten d<strong>ie</strong><br />
Parteiabzeichen. D<strong>ie</strong><br />
Göttinnen Pallas Athene<br />
versch<strong>ie</strong>denen Organisationen, (Weisheit), Justitia<br />
d<strong>ie</strong> sich den sozialistischen (Gerechtigkeit), Äquitas<br />
Idealen verbunden fühlten, (Gleichheit / Gerechtigkeit),<br />
en<strong>tw</strong>ickelten j<strong>ew</strong>eils eigene Viktoria (S<strong>ie</strong>gesgöttin), Gloria<br />
Symbole, d.h. d<strong>ie</strong><br />
(Ruhm), Fortitudo (Tapferkeit)<br />
Kinderfreunde und d<strong>ie</strong> oder Veritas (Wahrheit).<br />
Naturfreunde hatten ebenso D<strong>ie</strong> sozialistische B<strong>ew</strong>egung<br />
ihre eigenen Abzeichen w<strong>ie</strong> übernahm d<strong>ie</strong>se Allegor<strong>ie</strong> der<br />
der Verein jugendlicher Freiheit und schmückte s<strong>ie</strong>, so<br />
Arbeiter, der Verband der w<strong>ie</strong> es bereits bei den<br />
Arbeiter-Radfahrvereine, d<strong>ie</strong> revolutionären Festzügen im<br />
Arbeiter-Turner oder der Paris des späten 18.<br />
"Arbeiter-Schwimm-Verein". Jahrhunderts üblich war,<br />
Einem Zeichen und Symbol zusätzlich mit der phrygischen<br />
fühlten sich jedoch alle Mütze (auch als "Jakobiner-<br />
verbunden:<br />
mütze" bezeichnet).<br />
D<strong>ie</strong> verschlungenen Hände, D<strong>ie</strong> Kopfbedeckung des Volkes<br />
seit der Renaissance als der Phryg<strong>ie</strong>r, d<strong>ie</strong> in der Antike<br />
Symbol der Einigkeit<br />
oft als Galeerensklaven<br />
verwendet und ab dem 18. eingesetzt wurden, avanc<strong>ie</strong>rte<br />
Jahrhundert auch ein bel<strong>ie</strong>btes somit zum Attribut der<br />
Emblem der Freimaurerlogen allegorischen Personifikation<br />
("Brüder reicht d<strong>ie</strong> Hand zum der Freiheit. D<strong>ie</strong> Allegor<strong>ie</strong> der<br />
Bunde"), wurden bald zum Freiheit findet sich auf<br />
Arbeitersymbol schlechthin, zahlreichen Abzeichen,<br />
das manchmal auch mit dem Bildpostkarten oder auch als<br />
Attribut des Hammers<br />
Illustration von Festschriften.<br />
versehen wurde, w<strong>ie</strong> e<strong>tw</strong>a bei
Allegor<strong>ie</strong> des Arbeiters Der Hammer ist ein<br />
Mann der Arbeit aufg<strong>ew</strong>acht! uraltes Attribut der<br />
Und erkenne deine Macht! überirdischen Macht,<br />
Alle Räder stehen still,<br />
den bereits d<strong>ie</strong> Götter<br />
Wenn dein starker Arm es will. Thor und Zeus trugen.<br />
Das männliche Pendant zur Jene Berufsgruppen, d<strong>ie</strong><br />
"Freiheit" war der stilis<strong>ie</strong>rte das frühe<br />
Arbeiterwacker,<br />
kämpferisch,<br />
Industr<strong>ie</strong>proletariat am<br />
willensstark und gerecht, besten repräsent<strong>ie</strong>rten,<br />
versehen mit diversen<br />
Schm<strong>ie</strong>de, Metallarbeiter<br />
Attributen, v.a.<br />
und Bergknappen,<br />
Schm<strong>ie</strong>d<strong>ew</strong>erkzeugen w<strong>ie</strong> verwendeten ihn als<br />
Hammer, Amboss, Lederschurz Werkzeug.<br />
oder Arbeitskittel, sow<strong>ie</strong> den S<strong>ie</strong> waren es auch, d<strong>ie</strong> ihre<br />
gesprengten Ketten als Zeichen Symbole in d<strong>ie</strong><br />
der selbsttätigen Befreiung. Arbeiterb<strong>ew</strong>egung ein-<br />
Der typische Industr<strong>ie</strong>arbeiter brachten. So e<strong>tw</strong>a bestand das<br />
des 19. Jahrhunderts war erste Abzeichen des Verbandes<br />
Metallarbeiter, Mechaniker der Jugendlichen Arbeiter aus<br />
oder eben Schm<strong>ie</strong>d; zudem<br />
zwei gekreuzten Hämmern.<br />
verfügte er aufgrund seiner<br />
Der Hammer stand in der Folge<br />
harten Arbeit über den<br />
v.a. für Energ<strong>ie</strong> und Aktivität.<br />
v<strong>ie</strong>lzit<strong>ie</strong>rten "starken Arm". Sonne--Brüder, zur Sonne,<br />
D<strong>ie</strong> Allegor<strong>ie</strong> des Arbeiters zur Freiheit,<br />
findet sich, ebenso w<strong>ie</strong> jene Brüder zum Lichte empor.<br />
der Freiheit manchmal auch Hell aus dem dunklen<br />
gemeinsam auf zahlreichen Vergangenen<br />
Illustrationen für Mai-<br />
Leuchtet d<strong>ie</strong> Zukunft hervor.<br />
festschriften, Urkunden und Text: Leonid P. Radin, 1897<br />
Plakaten. Nachdichtung: Hermann<br />
Scherchen, 1918<br />
Wolfgang Ruppert,<br />
Universitätsprofessor für<br />
Kulturgeschichte, schr<strong>ie</strong>b in<br />
einem Artikel, d<strong>ie</strong> aufgehende<br />
Sonne verdeutlichte einerseits<br />
einen Zeitbegriff, der auf d<strong>ie</strong><br />
erhoffte "Neue Zeit", auf<br />
künftige En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ngen<br />
gerichtet war. D<strong>ie</strong>ses<br />
Lichtsymbol trug d<strong>ie</strong><br />
geschichts-philosophische<br />
Der Hammer<br />
Erwartung auf einen neuen<br />
kommenden Abschnitt der<br />
Wir müssen unser aller Willen Geschichte in sich, auf<br />
in einem einzigen Hammer "Fortschritt". Andererseits aber<br />
zusammenschm<strong>ie</strong>den und ist d<strong>ie</strong> gelbe orange Sonne als<br />
d<strong>ie</strong>sen Hammer in d<strong>ie</strong> Hände Lebensspenderin auch<br />
eines Mannes legen, zu dessen Repräsentantin erhoffter<br />
Intelligenz, Charakter und Erfüllung einer besseren<br />
gutem Willen wir das nötige Existenz in glücklicheren<br />
Zutrauen haben, damit der Lebensumständen (...)<br />
aufschlagen könne mit d<strong>ie</strong>sem<br />
Hammer. Ferdinand Lassalle,<br />
1864<br />
22<br />
37<br />
Sozialdemokratische Symbole
Sozialdemokratische Symbole<br />
3824<br />
D<strong>ie</strong> Zeit des Lichts galt als eine D<strong>ie</strong> rote Nelke<br />
kommende Phase der<br />
Aufklärung<br />
Das Blumentragen bei<br />
und der entfalteten<br />
Festlichkeiten war im 19.<br />
Persönlichkeit eines einzelnen<br />
Jahrhundert ein<br />
Menschen.<br />
weitverbreiteter Brauch, und<br />
d<strong>ie</strong> junge Arbeiterb<strong>ew</strong>egung<br />
machte darin keine Ausnahme.<br />
Bereits 1879 berichtet d<strong>ie</strong><br />
"Freiheit", dass anlässlich von<br />
Begräbnissen Nelken getragen<br />
wurden; allerdings scheint d<strong>ie</strong><br />
Festlegung auf d<strong>ie</strong> rote Nelke<br />
erst gegen Ende des 19.<br />
Jahrhunderts erfolgt zu sein,<br />
denn noch am 1. Mai 1890<br />
wurden nicht nur Nelken,<br />
sondern auch Kastan<strong>ie</strong>nlaub<br />
D<strong>ie</strong> Sonne als Symbol z<strong>ie</strong>rte und Maiglöckchen getragen.<br />
nicht nur Maiabzeichen und 1896 berichtet d<strong>ie</strong> Arbeiter-<br />
Maifestschriften, sondern auch Zeitung, dass beim alljähr-<br />
Ankerbrot-Inserate in der lichen Märzgang erstmals rote<br />
Arbeiter-Zeitung oder das Nelken am Revers getragen<br />
Abzeichen des Arbeiter- wurden<br />
Abstinenten-Bundes. Seit Beginn des 20.<br />
D<strong>ie</strong> rote Nelke wurde oft mit Jahrhunderts wurde d<strong>ie</strong> rote<br />
dem Symbol der aufgehenden Nelke auch bei den großen<br />
Sonne gleichgesetzt. Maife<strong>ie</strong>rn in W<strong>ie</strong>n regelmäßig<br />
Links<br />
getragen. Für d<strong>ie</strong> Stilis<strong>ie</strong>rung<br />
D<strong>ie</strong> politische Unterscheidung<br />
zur "Sozialistenblume" eignete<br />
in "links" und "rechts" geht auf<br />
s<strong>ie</strong> sich v.a. durch ihre<br />
d<strong>ie</strong> nachrevolutionäre<br />
leuchtend rote Farbe und ihre<br />
französische Nationalrelativ<br />
leichte Verfügbarkeit.<br />
versammlung zurück.<br />
Nach dem Ersten Weltkr<strong>ie</strong>g<br />
Nachdem 1792 in Frankreich<br />
avanc<strong>ie</strong>rte d<strong>ie</strong> rote Nelke<br />
eine neue Verfassung<br />
endgültig zum deklar<strong>ie</strong>rten<br />
beschlossen worden war, d<strong>ie</strong><br />
Abzeichen der<br />
d<strong>ie</strong> Prinzip<strong>ie</strong>n der Revolution<br />
Sozialdemokraten. Als<br />
in Gesetze fasste, wurde im<br />
künstliche Blume aus Seidendarauffolgenden<br />
Jahr erstmals<br />
oder Krepppap<strong>ie</strong>r in<br />
eine gesetzgebende<br />
Heimarbeit hergestellt, war s<strong>ie</strong><br />
Versammlung g<strong>ew</strong>ählt.<br />
auch nach dem Zweiten<br />
Weltkr<strong>ie</strong>g neben dem<br />
D<strong>ie</strong> Sitzverteilung der offiz<strong>ie</strong>llen Zeichen der "Drei<br />
einzelnen politischen Pfeile" omnipräsent und z<strong>ie</strong>rte<br />
Grupp<strong>ie</strong>rungen in d<strong>ie</strong>ser zahlreiche Maiabzeichen der<br />
Nationalversammlung wurde Zweiten Republik.<br />
prägend für d<strong>ie</strong><br />
weltanschauliche Einordnung<br />
Als Parteiblume hat d<strong>ie</strong> rote<br />
politischer Gruppen wel<strong>tw</strong>eit:<br />
Nelke bis heute Gültigkeit.<br />
D<strong>ie</strong> Monarchisten saßen<br />
(zufällig) ganz rechts, d<strong>ie</strong><br />
republikanischen Jakobiner,<br />
d<strong>ie</strong> mit den Verfechtern einer<br />
W<strong>ie</strong>derherstellung der<br />
Monarch<strong>ie</strong> nichts zu tun haben<br />
wollten, nahmen d<strong>ie</strong> ganz links<br />
gelegenen Plätze ein.
D<strong>ie</strong> drei Pfeile<br />
in den N<strong>ie</strong>derungen der<br />
Nachdem d<strong>ie</strong><br />
Menschheit zu suchen ist.<br />
Nationalsozialisten in den D<strong>ie</strong> drei Pfeile wurden auch<br />
frühen zwanziger Jahren das zum Zeichen der<br />
Hakenkreuz als Symbol in d<strong>ie</strong> Revolutionären Sozialisten und<br />
Politik eingeführt hatten, selbst in den Zeiten brutalster<br />
überlegten d<strong>ie</strong><br />
Verfolgung z<strong>ie</strong>rten s<strong>ie</strong> immer<br />
Sozialdemokraten d<strong>ie</strong><br />
w<strong>ie</strong>der illegale Flugschriften<br />
Schaffung eines eigenen oder waren auf Hausmauern<br />
"taktischen Zeichens" für d<strong>ie</strong> zu finden.<br />
linke Arbeiterb<strong>ew</strong>egung. Das Nach dem Zweiten Weltkr<strong>ie</strong>g,<br />
Symbol der drei Pfeile geht bei der Vereinigung von<br />
wahrscheinlich auf den im Revolutio-<br />
deutschen Exil lebenden nären Sozialisten und<br />
russischen Sozialdemokraten Sozialdemokraten zur neuen<br />
und Psycholog<strong>ie</strong>professor <strong>SPÖ</strong>, wurden<br />
Sergej Tschachotin zurück, der d<strong>ie</strong> drei Pfeile vom "Roten Ring<br />
es auf einer Sitzung des der Einheit" umschlossen. Wir<br />
Propagandaausschusses der sehen also, schr<strong>ie</strong>b d<strong>ie</strong><br />
deutschen Sozialdemokraten w<strong>ie</strong>derbegründete Arbeiterim<br />
Jahre 1932 vorstellte. Zeitung am 15. Sep-<br />
Bald fanden d<strong>ie</strong> drei Pfeile, d<strong>ie</strong> tember 1945, dass auch d<strong>ie</strong><br />
den Kampf der<br />
Drei Pfeile bereits eine reiche<br />
Arbeiterb<strong>ew</strong>egung gegen Tradition aufweisen. Heute<br />
Faschismus, Klerikalismus und sind s<strong>ie</strong> das Kampfabzeichen<br />
Kapitalismus (auch: Reaktion) unserer Sozialdemosymbolis<strong>ie</strong>ren,<br />
Eingang in kratischen Partei, der<br />
andere sozialdemokratische industr<strong>ie</strong>llen,<br />
Parte<strong>ie</strong>n.<br />
landwirtschaftlichen und<br />
Bereits am 8. August 1932<br />
geistigen Arbeiter, d<strong>ie</strong> durch<br />
schlug Otto Felix Kanitz in der<br />
den roten Ring zur politischen<br />
Sitzung des Parteivorstandes<br />
Einheit der Partei<br />
der Sozialdemokratischen<br />
zusammengeschlossen werden.<br />
Arbeiterpartei Österreichs vor,<br />
d<strong>ie</strong> drei Pfeile neben dem<br />
Parteiabzeichen als<br />
sozialistisches Kampfabzeichen<br />
zu tragen.<br />
Der Vorschlag wurde<br />
angenommen und einige Tage<br />
später, am 14. August, r<strong>ie</strong>f d<strong>ie</strong><br />
Arbeiter-Zeitung alle<br />
Genossinnen und Genossen<br />
auf, das neue Abzeichen zu<br />
verwenden. Dem Vorschlag,<br />
d<strong>ie</strong> drei Pfeile nach oben zu<br />
richten, wurde entgegnet, dass<br />
unsere Drei Pfeile ein<br />
Kampfabzeichen gegen<br />
Kapitalismus, Faschismus und<br />
Reaktion sind und jeder<br />
Literatur: Wolfgang Ruppert, D<strong>ie</strong><br />
klassenb<strong>ew</strong>usste Arbeiter hoch Arbeiter, 1986; Josef Seiter, Blutigrot<br />
und silbrig hell..., 1991<br />
über dem bürgerlichen Sumpf<br />
hinausragt. Nachdem wir das<br />
zum Ausdruck bringen wollen,<br />
richten wir d<strong>ie</strong> Pfeilspitzen<br />
nach unten, da unser Feind nur<br />
22<br />
39<br />
Sozialdemokratische Symbole
1. Mai Abzeichen von 1890<br />
DER 1. MAI<br />
Am 14. Juli 1889, exakt 100<br />
Jahre nach Erstürmen der<br />
Bastille, fand der<br />
Gründungskongress für d<strong>ie</strong><br />
Zweite Internationale in Paris<br />
statt. D<strong>ie</strong> 400 Deleg<strong>ie</strong>rten<br />
kamen aus 21 europäischen<br />
Ländern, Ägypten und den<br />
USA. Österreich stellte 7<br />
Deleg<strong>ie</strong>rte. Delegationsleiter<br />
war Dr. Victor Adler.<br />
Bei seinem Bericht über<br />
Österreich formul<strong>ie</strong>rte er den<br />
bis heute berühmten Satz: „Bei<br />
uns in Österreich herrscht der<br />
Despotismus, gemildert durch<br />
Schlamperei“.<br />
D<strong>ie</strong> französiche Delegation<br />
stellte den Antrag, den 1. Mai<br />
zum internationalen Kampftag<br />
für den Achtstundentag -8<br />
Stunden Arbeit, 8 Stunden<br />
Erholung, 8 Stunden Schlaf- zu<br />
erklären. D<strong>ie</strong>ser Antrag wurde<br />
mit großer Mehrheit<br />
beschlossen. Der Festtag der<br />
Arbeiter war geboren.<br />
Der 1. Mai war nicht zufällig<br />
g<strong>ew</strong>ählt worden, sondern<br />
sollte symbolisch im Gedenken<br />
an den Generalstreik am 1.<br />
Mai 1886 in den USA erinnern<br />
und auch das<br />
Organisationsvermögen, den<br />
Mut und d<strong>ie</strong> g<strong>ew</strong>altige<br />
Durchschlagskraft der<br />
ArbeiterInnen vermitteln.<br />
In Österreich wurde von<br />
staatlicher Seite alles<br />
unternommen, den 1. Mai<br />
1890 zu boykott<strong>ie</strong>ren. In<br />
einem Erlass des Statthalters<br />
unter der Enns wurde u.a.<br />
betont, dass eine<br />
Arbeitsn<strong>ie</strong>derlegung am 1. Mai<br />
gesetzwidrig sei und eine<br />
Haftstrafe zur Folge hätte.<br />
Im Verbund mit den schon<br />
immer „unabhängigen<br />
Zeitungen“ wurde versucht, in<br />
der Bevölkerung eine<br />
Panikstimmung zu erzeugen,<br />
um so d<strong>ie</strong> Menschen von der<br />
Teilnahme am ersten<br />
internationalen Kampftag der<br />
ArbeiterInnen fern zu halten.<br />
In W<strong>ie</strong>n und den meisten<br />
Industr<strong>ie</strong>städten Österreichs,<br />
wurden beeindruckende<br />
Versammlungen durchgeführt.<br />
Allein in W<strong>ie</strong>n marsch<strong>ie</strong>rten<br />
am Nachmittag über 100.000<br />
ArbeiterInnen in den Prater.<br />
D<strong>ie</strong>s war d<strong>ie</strong> bis dahin größte<br />
Kundgebung, d<strong>ie</strong> W<strong>ie</strong>n erlebt<br />
hatte. D<strong>ie</strong> SDAP -<br />
Sozialdemokratische<br />
Arbeiterpartei- hatte d<strong>ie</strong><br />
Reifeprüfung für erfolgreiche<br />
Kampfmaßnahmen mit Vorzug<br />
bestanden und dadurch einen<br />
g<strong>ew</strong>altigen moralischen Schub<br />
erhalten.<br />
Der Kampf um d<strong>ie</strong> Maife<strong>ie</strong>rn<br />
hat v<strong>ie</strong>le Opfer gefordert.<br />
Tausende SozialdemokratInnen<br />
wurden verfolgt, eingesperrt,<br />
entlassen und samt Famil<strong>ie</strong> aus<br />
den Wohnungen vertr<strong>ie</strong>ben.<br />
1893 dürften d<strong>ie</strong> ersten<br />
Maife<strong>ie</strong>rn im Bezirk Lil<strong>ie</strong>nfeld<br />
stattgefunden haben. Gesichert<br />
ist, dass 1895 eine<br />
gemeinsame Maife<strong>ie</strong>r in<br />
Lil<strong>ie</strong>nfeld mit Teilnehmern aus<br />
Traisen und Marktl<br />
stattgefunden hat. 10 Personen<br />
wurden wegen ihrer Teilnahme<br />
von ihren Industr<strong>ie</strong>bossen<br />
gemaßregelt. S<strong>ie</strong> verloren<br />
Arbeit und Wohnung.<br />
Der 1. Mai<br />
4024<br />
Maikundgebungen in <strong>Hainfeld</strong> um 1895 und 1908
Am 15. April 1919 wurde der<br />
1. Mai als Staatsfe<strong>ie</strong>rtag im<br />
Nationalrat beschlossen.<br />
Seit d<strong>ie</strong>ser Zeit wurden fast<br />
immer Maife<strong>ie</strong>rn, vor allem in<br />
den Industr<strong>ie</strong>zonen<br />
Österreichs, durchgeführt.<br />
1933 setzte d<strong>ie</strong><br />
konservativklerikale<br />
Dollfußreg<strong>ie</strong>rung einen<br />
G<strong>ew</strong>altakt. S<strong>ie</strong> schaltete das<br />
demokratisch g<strong>ew</strong>ählte<br />
Parlament aus, errichtete d<strong>ie</strong><br />
Diktatur und verbot d<strong>ie</strong><br />
Sozialdemokratische Partei<br />
samt Nebenorganisationen und<br />
beschlagnahmte das gesamte<br />
Hab und Gut. Ausdrücklich<br />
verbot s<strong>ie</strong> bei Strafe auch d<strong>ie</strong><br />
Maiaufmärsche. D<strong>ie</strong><br />
Parteispitze reag<strong>ie</strong>rte rasch<br />
und äußerst schlau. Statt der<br />
Maifaufmärsche wurden<br />
Spaz<strong>ie</strong>rgänge organis<strong>ie</strong>rt. S<strong>ie</strong><br />
waren nicht verboten. So<br />
waren an d<strong>ie</strong>sem 1. Mai 1933<br />
rund 300.000<br />
SozialdemokratInnen zum<br />
Spaz<strong>ie</strong>rgang in W<strong>ie</strong>n und<br />
weitere Hunderttausende in<br />
den Bundesländern unterwegs.<br />
22<br />
D<strong>ie</strong> „Maispaz<strong>ie</strong>rgänge“ in W<strong>ie</strong>n, Innsbruck und Graz<br />
41<br />
Der 1. Mai
Der 1. Mai<br />
24 42<br />
D<strong>ie</strong>se großartige<br />
Demonstration<br />
sozialdemokratischer<br />
„Organisationskunst“ sollte d<strong>ie</strong><br />
letzte öffentliche bis 1945<br />
bleiben.<br />
Von 1934 bis 1945 waren den<br />
SozialdemokratInnen nur<br />
illegale Aktionen möglich.<br />
D<strong>ie</strong> Opferbereitschaft für d<strong>ie</strong><br />
Partei war enorm. In der<br />
angeführten Zeit wurden am<br />
1. Mai zum Beisp<strong>ie</strong>l<br />
Schornsteine und Lichtmasten<br />
rot beflaggt, Millionen<br />
Flugblätter und Zeitungen<br />
verbreitet. Für d<strong>ie</strong>, d<strong>ie</strong> dabei<br />
ertappt wurden, gab es<br />
durchwegs drakonische<br />
Strafen. Sehr v<strong>ie</strong>le<br />
GenossInnen wanderten ins<br />
Gefängnis, in Anhaltelager<br />
oder KZ's. V<strong>ie</strong>le wurden wegen<br />
ihrer Gesinnungstreue<br />
ermordet.<br />
Massenverhaftungen in ganz Österreich<br />
Maife<strong>ie</strong>rn in <strong>Hainfeld</strong> 1963, 1979 und 1989<br />
Der 1. Mai 1945 bot nach<br />
mehr als einem Jahrzehnt<br />
Faschistendiktatur und<br />
Nationalsozialismus im Osten<br />
Österreichs, im Westen wurde<br />
noch gekämpft, d<strong>ie</strong><br />
Möglichkeit, zu der ersten<br />
politischen Kundgebung in der<br />
Zweiten Republik. Einmalig<br />
dabei war, dass sich in v<strong>ie</strong>len<br />
Gemeinden ÖVP und<br />
Kommunisten den Maife<strong>ie</strong>rn<br />
der SozialdemokratInnen<br />
anschlossen.<br />
Nach 1945 wurden d<strong>ie</strong><br />
Maife<strong>ie</strong>rn im Bezirk Lil<strong>ie</strong>nfeld<br />
noch in den einzelnen<br />
Ortschaften abgehalten. Ab<br />
1950 bis in d<strong>ie</strong> Achtzigerjahre<br />
wurde klugerweise für das<br />
gesamte Gölsental eine<br />
gemeinsame Maife<strong>ie</strong>r<br />
durchgeführt.
Großen Anklang fand auch das Auch 2008 sind<br />
v<strong>ie</strong>le Jahre vom ASKÖ <strong>Hainfeld</strong> Ganztagsschule,<br />
am Vorabend des 1. Mai Lehrlingsbeschäftigung,<br />
veranstaltete Bühnenturnen. Arbeitslosenbekämpfung, 8-<br />
Auch Traisen und Lil<strong>ie</strong>nfeld Stundentag, Sonn- und<br />
marsch<strong>ie</strong>rten ab 1956 Fe<strong>ie</strong>rtagsruhe, Weltfr<strong>ie</strong>den,<br />
gemeinsam und boten über Hunger- und<br />
Jahrzehnte sehr Armutsbekämpfung, Kampf für<br />
beeindruckende höhere Löhne,<br />
Maikundgebungen. St. Aegyd Gleichberechtigung, Kampf<br />
hat schon sehr früh den gegen Preiswucher und<br />
Zeitgeist „entdeckt“ und d<strong>ie</strong> Teuerung, Spekulation,<br />
Aufmärsche durch bestens Börsenha<strong>ie</strong>, Gagenkaiser,<br />
besuchte Fackelzüge-oft Abzocker usw. absolut brisante<br />
verstärkt durch d<strong>ie</strong> SJ des Themen in der politischen<br />
gesamten Bezirkes- ersetzt. In Auseinandersetzung mit den<br />
Türnitz, Hohenberg und rechtskonservativen Geistern<br />
Annaberg hat man ab den Österreichs.<br />
S<strong>ie</strong>bzigerjahren statt der<br />
Aufmärsche Versammlungen<br />
abgehalten. Insgesamt muß<br />
man aber feststellen, dass das<br />
Interesse an d<strong>ie</strong>ser traditionell<br />
hoch politischen<br />
Demonstrationsart merklich<br />
gesunken ist, weil d<strong>ie</strong><br />
Menschen durch versch<strong>ie</strong>dene<br />
und wirksame Maßnahmen<br />
bestimmter Kreise gez<strong>ie</strong>lt<br />
„entpolitis<strong>ie</strong>rt“ wurden. W<strong>ie</strong>n<br />
bildet, w<strong>ie</strong> in v<strong>ie</strong>len anderen<br />
Fällen auch h<strong>ie</strong>r, d<strong>ie</strong> rühmliche<br />
Ausnahme. Dort marsch<strong>ie</strong>ren<br />
jährlich noch immer mehr als<br />
100.000 SozialdemokratInnen<br />
über d<strong>ie</strong> Ringstraße zum<br />
Rathaus. D<strong>ie</strong> Themen der 1.<br />
Maikundgebungen sind seit<br />
1890 immer aktuell gebl<strong>ie</strong>ben.<br />
Als Arbeitnehmer lohnt es sich allemal,<br />
bei den Maikundgebungen w<strong>ie</strong>der aktiv dabei zu sein.<br />
43<br />
Der 1. Mai
Sozialdemokratische Bürgermeister<br />
der Stadt <strong>Hainfeld</strong><br />
24 44<br />
DIE SOZIAL-<br />
Gefangenenhaus Stein/Donau<br />
DEMOKRATISCHEN ermordet.<br />
BÜRGERMEISTER Bürgermeister<br />
DER STADT HAINFELD Ferdinand Benischke<br />
Alle sozialdemokratischen<br />
Bürgermeister und deren<br />
j<strong>ew</strong>eiliges <strong>SPÖ</strong>-Team waren<br />
und sind stets bemüht, in<br />
sorgfältigster Abwägung<br />
zwischen<br />
No<strong>tw</strong>endigkeit/Dringlichkeit<br />
der Gemeindeaufgaben und<br />
der aktuellen Finanzkraft den<br />
goldenen Mittelweg zu finden.<br />
Das ist auch gut gelungen und<br />
daher von der Bevölkerung von 1922 bis 1934 und von<br />
immer honor<strong>ie</strong>rt worden. 1945 bis 1962.<br />
<strong>Hainfeld</strong> war nach Kr<strong>ie</strong>gsende 1.8.1887 geboren, Lehrer,<br />
1945, hinter Wr. Neustadt, d<strong>ie</strong> +1966,<br />
zweitmeistzerstörte Stadt 1934 von den<br />
Österreichs. Alle Dollfußfaschisten und danach<br />
Bevölkerungsteile haben von den Hitlerfaschisten bis<br />
seither daran mitg<strong>ew</strong>irkt, dass 1945 wegen seiner<br />
der rasante und in allen unbeugsamen politischen<br />
Bereichen wirklich sichtbare Überzeugung aus dem Amt<br />
und soziale Aufst<strong>ie</strong>g <strong>Hainfeld</strong>s getr<strong>ie</strong>ben und als Lehrer<br />
allen <strong>Hainfeld</strong>erInnen zugute zwangspension<strong>ie</strong>rt.<br />
kam bzw. kommt. <strong>Hainfeld</strong> ist<br />
eine sehr schöne und<br />
Bei der ersten demokratischen<br />
lebenswerte Gemeinde. D<strong>ie</strong> Wahl nach Kr<strong>ie</strong>gsende 1945<br />
Sozialdemokraten hatten und w<strong>ie</strong>derg<strong>ew</strong>ählt, bl<strong>ie</strong>b er bis zu<br />
haben daran großen Anteil. seinem Ausscheiden 1962<br />
Bürgermeister.<br />
Bürgermeister Seit 1957 Ehrenbürger<br />
Karl Gschaider Bürgermeister<br />
Josef Schadinger<br />
Von 1919 bis 1922.<br />
28.9.1885 geboren, Schm<strong>ie</strong>d,<br />
mehrmals wegen seiner von 1962 bis 1967.<br />
unbeugsamen politischen<br />
Überzeugung angeklagt und 10.03.1901 geboren,<br />
eingesperrt, zum Tode<br />
ÖBB, + 1980.<br />
verurteilt, nach Gnadengesuch Seit 1967 Ehrenbürger<br />
Urteilsumwandlung in<br />
langjährige Haftstrafe, im April<br />
1945 aus politischen Motiven<br />
von den NAZIS im
Bürgermeister Bürgermeister<br />
Walter Lederhilger Albert Pitterle<br />
von 1967 bis 1981. seit 1997 Bürgermeister<br />
07.09.1918 geboren, ÖBB, 24.03.1963 geb.,<br />
+1987<br />
Seit 1981 Ehrenbürger<br />
Bürgermeister<br />
Herbert Platzer<br />
ÖBB-Fahrd<strong>ie</strong>nstleiter.<br />
Seit der Ersten Republik stellt<br />
von 1981 bis 1991 d<strong>ie</strong> <strong>SPÖ</strong> in <strong>Hainfeld</strong> alle<br />
12.08.1943 geb., demokratisch g<strong>ew</strong>ählten<br />
HS-Direktor, LA a.D.<br />
Bürgermeister. In den<br />
Diktaturen der Jahre 1934 bis<br />
Bürgermeister 1945 war d<strong>ie</strong><br />
Karl Jägersberger<br />
von 1991 bis 1997<br />
08.09.1948 geb.,<br />
Standesbeamter.<br />
Sozialdemokratische Partei<br />
verboten und v<strong>ie</strong>le<br />
FunktionärInnen en<strong>tw</strong>eder im<br />
Anhaltelager, Gefängnis,<br />
Konzentrationslager oder<br />
waren ermordet worden. D<strong>ie</strong><br />
Diktatoren von Dollfuß bis<br />
Hitler l<strong>ie</strong>ßen keine<br />
demokratischen und fre<strong>ie</strong>n<br />
Meinungen zu.<br />
Alle Fotos <strong>SPÖ</strong>-<strong>Hainfeld</strong><br />
22 45<br />
Sozialdemokratische Bürgermeister<br />
der Stadt <strong>Hainfeld</strong>
Sozialgemeinde <strong>Hainfeld</strong><br />
Sozialgemeinde Sozialer Wohnbau<br />
24 46<br />
<strong>Hainfeld</strong><br />
Ohne zu übertreiben kann<br />
man sagen, <strong>Hainfeld</strong> war und<br />
ist eine Sozialgemeinde.<br />
Aus den spärlich erhaltenen<br />
Quellen, d<strong>ie</strong> sich mit d<strong>ie</strong>sem<br />
Thema befassen, wissen wir,<br />
dass es h<strong>ie</strong>r schon im 16.<br />
Jahrhundert ein Armenspital<br />
gab. Ganz besonderes<br />
Engagement in sozialer<br />
Hinsicht b<strong>ew</strong><strong>ie</strong>s der legendäre<br />
Bürgermeister Heinrich Zmoll<br />
(1879-1905). In seiner<br />
Amtszeit wurde ein<br />
„Armenhaus“ - das 12<br />
Bedürftigen eine kostenlose<br />
Unterkunft bot - gebaut und<br />
eine Suppenküche<br />
eingerichtet, in welcher den<br />
Armen der Gemeinde täglich<br />
eine warme Mahlzeit geboten<br />
wurde.<br />
Der Existenz des<br />
Armenhauses, das später zum<br />
Bezirksaltersheim und in den<br />
letzten Jahrzehnten des 20.<br />
Jahrhunderts zum Landespensionisten-<br />
und Pflegeheim<br />
wurde, ist es zu danken, dass<br />
es heute noch d<strong>ie</strong>se wichtige<br />
Einrichtung in unserer Stadt<br />
gibt.<br />
Für das Wohlbefinden der<br />
BürgerInnen wurden das<br />
Freibad und d<strong>ie</strong><br />
Gemeindebücherei geschaffen.<br />
Von 1929 bis 1983 wurde auch<br />
ein Warmbad betr<strong>ie</strong>ben.<br />
Fotos der Stadtbücherei<br />
von 1970 und 2008<br />
Foto vom Stadtbad 1931<br />
Mit der Gründung der 1.<br />
Republik und dem Einzug der<br />
Demokrat<strong>ie</strong> in Österreich<br />
übernahmen sozial-<br />
demokratische Bürgermeister<br />
d<strong>ie</strong> Veran<strong>tw</strong>ortung für den<br />
Ausbau der Sozialeinrichtungen<br />
in <strong>Hainfeld</strong>.<br />
Ein frühes Beisp<strong>ie</strong>l für sozialen<br />
Wohnbau stellt d<strong>ie</strong> Eigenheim-<br />
S<strong>ie</strong>dlung in der W<strong>ie</strong>nerstraße<br />
dar.<br />
1924 begonnen, zählt d<strong>ie</strong>se auf<br />
genossenschaftlicher Basis<br />
errichtete S<strong>ie</strong>dlung, zu einem<br />
der ersten Beisp<strong>ie</strong>le d<strong>ie</strong>ser Art<br />
auf dem Geb<strong>ie</strong>t der jungen<br />
Republik.<br />
Zweifellos waren d<strong>ie</strong><br />
Erfahrungen, d<strong>ie</strong><br />
Bürgermeister Ferdinand<br />
Benischke aus d<strong>ie</strong>ser in d<strong>ie</strong>ser<br />
Zeit g<strong>ew</strong>onnen hat, maßgeblich<br />
bestimmend für d<strong>ie</strong> von ihm<br />
und der Stadt kräftig<br />
unterstützten Gründung von<br />
Eigenheims<strong>ie</strong>dlungen in den<br />
1950-er Jahren.<br />
Aus der Tatsache, dass<br />
<strong>Hainfeld</strong> im Jahr 1945 beinahe<br />
völlig zerstört wurde und<br />
deshalb so gut w<strong>ie</strong> keine<br />
Wohnungen vorhanden waren,<br />
ergab sich auch d<strong>ie</strong><br />
No<strong>tw</strong>endigkeit<br />
Gemeind<strong>ew</strong>ohnungen zu<br />
errichten. Immerhin konnten<br />
dadurch rund 80 Wohnungen,<br />
d<strong>ie</strong> in den 1950-er und 1960-er<br />
Jahren gebaut, bzw. durch<br />
Umwidmung von vorher<br />
anders genutzten Räumen<br />
entstanden sind, zur Verfügung<br />
gestellt werden.<br />
Darüber hinaus gibt es<br />
Förderungen für den Ankauf<br />
und den Bau von<br />
Einfamil<strong>ie</strong>nhäusern und<br />
Wohnungen.
Soziale Einrichtungen<br />
In den späten 1970-er Jahren<br />
wurde vom damaligen<br />
Landeshauptmann-<br />
Stellvertreter Hans Czettel der<br />
Begriff der Sozialgemeinde<br />
kre<strong>ie</strong>rt und den Gemeinden<br />
eine Reihe sozialer D<strong>ie</strong>nste ans<br />
Herz gelegt.<br />
In d<strong>ie</strong>ser Hinsicht übernahm<br />
<strong>Hainfeld</strong> eine Vorreiterrolle im<br />
Bezirk Lil<strong>ie</strong>nfeld. Bereits im<br />
Jahr 1977 wurde d<strong>ie</strong> Aktion<br />
Essen auf Rädern ins Leben<br />
gerufen.<br />
Linkes Bild von 1978: Karl Jägersberger,<br />
Bgm.Walter Lederhilger<br />
mit dem 1. Essen auf Rädern- Auto.<br />
1980 folgte d<strong>ie</strong> Gründung<br />
einer Sozialstation der<br />
Volkshilfe NÖ mit einer<br />
mobilen Krankenschwester<br />
und einer Heimhelferin.<br />
Seit 2003 ist d<strong>ie</strong> Sozialstation<br />
der Volkshilfe in eigenen<br />
Räumlichkeiten im Haus<br />
W<strong>ie</strong>nerstraße 16<br />
untergebracht.<br />
Nicht selbstverständlich sind<br />
auch Sozialleistungen w<strong>ie</strong><br />
Säuglingswäschepaket,<br />
Weihnachtsspendenaktion für<br />
Bedürftige und Zuwendungen<br />
für den erfolgreichen<br />
Abschluss einer Mittelschule<br />
oder eines Studiums, d<strong>ie</strong><br />
ebenfalls schon seit den<br />
1960-er Jahren g<strong>ew</strong>ährt<br />
werden.<br />
Rechtes Bild vom Juni 2008: Bgm. Albert Pitterle,<br />
Vbgm.Monika Kahlfuß,<br />
„Essen auf Rädern“- Administrator Karl Jägersberger<br />
und „Fahrzeugwart“ Franz Graßberger.<br />
Volkshilfe<br />
HKPfl-DKS Heindl.1980<br />
22 47<br />
Sozialgemeinde <strong>Hainfeld</strong>
D<strong>ie</strong> Erste Republik<br />
24 48<br />
ERSTE REPUBLIK<br />
Unruhige und gefährliche<br />
Zeiten für<br />
SozialdemokratInnen<br />
D<strong>ie</strong> Versammlungen der<br />
SozialdemokratInnen wurden<br />
schon vor und in den 20iger-<br />
Jahren w<strong>ie</strong>derholt von<br />
rechtsgerichteten, b<strong>ew</strong>affneten<br />
Schlägertrupps gestört. Als<br />
Reaktion darauf gründeten d<strong>ie</strong><br />
Sozialdemokraten aus ihren<br />
Ordnungskräften 1923 den<br />
Republikanischen Schutzbund.<br />
D<strong>ie</strong> schon Richtung Diktatur<br />
Obmann wurde Dr. Julius tend<strong>ie</strong>renden Christlich-<br />
Deutsch sozialen, Landbund und<br />
Ihm zur Seite standen<br />
Heimwehr rüsteten u.a. mit<br />
Stabschefs Alexander Eifler enormer Unterstützung des<br />
und General Theodor Körner. österreichischen, ungarischen<br />
1928 war mit 80.000<br />
und ital<strong>ie</strong>nischen Geldadels d<strong>ie</strong><br />
Mitgl<strong>ie</strong>dern der Höchststand Heimwehren, das ebenfalls<br />
erreicht.<br />
Abb.:Ausrufung der Ersten Republik<br />
am 12. November 1918<br />
vor dem Parlament in W<strong>ie</strong>n<br />
Abb.:Republikanischer Schutzbund<br />
Statuten und Ausweis<br />
paramilitärische Gegenstück<br />
zum Republikanischen<br />
Schutzbund, mit modernsten<br />
Kr<strong>ie</strong>gsgeräten und enormen<br />
Geldmitteln aus.<br />
D<strong>ie</strong> politischen Auseinandersetzungen<br />
zwischen<br />
Christlichsozialen und Sozialdemokraten<br />
wurden immer<br />
schärfer. Bei den Wahlen 1930<br />
wurden d<strong>ie</strong> Sozialdemokraten<br />
d<strong>ie</strong> stärkste Fraktion im<br />
Parlament. Eine Reg<strong>ie</strong>rungsbeteiligung<br />
wurde aufgrund<br />
der undemokratischen und mit<br />
dem Programm der Sozialdemokraten<br />
in völligem<br />
Widerspruch stehenden<br />
Vorstellungen der<br />
Rechtskonservativen<br />
Schutzbund <strong>Hainfeld</strong> um 1928 abgelehnt.
Der klerikalkonservative<br />
Dr. Dollfuß, wurde 1932 mit<br />
nur einer Stimme Mehrheit<br />
Kanzler. Sein autoritärer,<br />
antidemokratischer,<br />
antimarxistischer und von<br />
ständischen Elementen<br />
geprägter Reg<strong>ie</strong>rungsstil führte<br />
d<strong>ie</strong> Republik sukzessive in den<br />
Bürgerkr<strong>ie</strong>g. Mit einem<br />
Staatsstreich am 4. März 1933<br />
beendete er d<strong>ie</strong> Demokrat<strong>ie</strong><br />
und errichtete d<strong>ie</strong> Diktatur,<br />
verbot den Schutzbund, d<strong>ie</strong><br />
KPÖ und den österreichischen<br />
Flügel der NSDAP. D<strong>ie</strong> unter<br />
seiner Schirmherrschaft<br />
stehende, schwerb<strong>ew</strong>affnete<br />
Heimwehr l<strong>ie</strong>ß er neben dem<br />
Militär bestehen.<br />
D<strong>ie</strong> Provokationen der<br />
Austrofaschisten gegenüber<br />
den SozialdemokratInnen<br />
Dollfuß verbot d<strong>ie</strong><br />
Sozialdemokratische Partei<br />
und d<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften.<br />
Tausende Sozialdemokraten<br />
und G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>after wurden<br />
verhaftet, verhört und<br />
intern<strong>ie</strong>rt.<br />
Unter ihnen der Rohrbacher<br />
Gemeindearzt Dr.Franz<br />
Adamitsch, geistiger Vater<br />
v<strong>ie</strong>ler sozialdemokratischer<br />
Aktivitäten, z.B.<br />
Elternvereinskino.<br />
wurden immer unerträglicher<br />
und erreichten im Februar<br />
1934 ihren Höhepunkt. Am 12.<br />
Februar 1934 kam es<br />
schl<strong>ie</strong>ßlich zum grausamen<br />
Bürgerkr<strong>ie</strong>g mit v<strong>ie</strong>len Toten<br />
und Schwerverletzten.<br />
Eltervereinskino in Rohrbach,<br />
ins Leben gerufen von<br />
Dr.Franz Adamitsch.<br />
Gedenkfe<strong>ie</strong>r 2008 im Marxhof<br />
Bei den folgenden Prozessen<br />
wurden v<strong>ie</strong>le Todesstrafen -<br />
durch den Strang und<br />
langjährige Haftstrafen<br />
verhängt. D<strong>ie</strong> Mehrheit der<br />
Verhafteten wurde Wochen<br />
oder auch Monate ohne<br />
Anklage eingesperrt und dann<br />
ohne Kommentar w<strong>ie</strong>der<br />
freigelassen. Entschädigungen<br />
seitens der Reg<strong>ie</strong>rung wurden<br />
stricktest abgelehnt.<br />
Gedenkstein,1928<br />
Auch im Bezirk Lil<strong>ie</strong>nfeld kam<br />
es in mehreren Orten zu<br />
schweren Zusammenstößen<br />
Militär, Polizei und Heimwehr gingen<br />
brutalst gegen d<strong>ie</strong> Arbeiterfamil<strong>ie</strong>n vor<br />
zwischen Heimwehr und<br />
Schutzbund. So wurde z.B. das<br />
Symbol der österreichischen<br />
Sozialdemokrat<strong>ie</strong>, der<br />
Gedenkstein in <strong>Hainfeld</strong>, von<br />
östlichen Heimwehrleuten<br />
zertrümmert und irgendwo<br />
verscharrt.<br />
In <strong>Hainfeld</strong>/Ob der<br />
Kirche gab es<br />
4 Todesopfer:<br />
Johann Lintner,<br />
Heimwehrkommandant<br />
Schwere Geschütze 22 feuerten auf d<strong>ie</strong><br />
Arbeiterwohnungen, Tote und<br />
Schwerverletzte waren d<strong>ie</strong> Folge<br />
Rohrbach, erschossen,<br />
49<br />
D<strong>ie</strong> Erste Republik
D<strong>ie</strong> Erste Republik<br />
Johann Hois<br />
Johann Hois, 12. Februar 1934,<br />
Schutzbundkommandant<br />
Rohrbach, Tod durch Strang ca. 10.00 Uhr<br />
Viktor Rauchenberger, 3 Tote bei b<strong>ew</strong>affneter<br />
Schutzbundmitgl<strong>ie</strong>d Rohrbach, Auseinandersetzung<br />
Tod durch Strang zwischen Heimwehr und<br />
Johann Kirschner, Schutzbund in<br />
Schutzbundkommandant<br />
<strong>Hainfeld</strong>, nach brutalstem Ob der Kirche, <strong>Hainfeld</strong><br />
Verhör durch reg<strong>ie</strong>rungstreues<br />
„Rollkommando“ freiwillig aus<br />
dem Leben gesch<strong>ie</strong>den.<br />
4 Jahre später, 1938,<br />
übernahm Hitler d<strong>ie</strong> Macht in<br />
Österreich. D<strong>ie</strong> Folgen für alle<br />
Demokraten und Gegner<br />
Hitlers waren noch fataler als<br />
Viktor Rauchenbergerunter<br />
den Austrofaschisten ab<br />
Dollfuß. W<strong>ie</strong>der wurde aus<br />
rein politischen Motiven Zeitzeuge Leopold Sch<strong>ie</strong>p war dabei.<br />
bespitzelt, vernadert, verhört,<br />
eingesperrt und gemordet. D<strong>ie</strong> Er war damals 18 Jahre alt,<br />
örtlichen Nazibonzen sorgten Mitgl<strong>ie</strong>d des Schutzbundes<br />
auch in <strong>Hainfeld</strong> für etliche Rohrbach/G, b<strong>ew</strong>affnet mit<br />
Opfer. Darüber wird aber bis einer Pistole und wartete mit<br />
heute, aus für d<strong>ie</strong> Jugend völlig einigen anderen, ebenfalls<br />
unverständlichen Gründen, b<strong>ew</strong>affneten Kollegen im<br />
nicht ehrlich, oder besser gar „Pirkfellnerwald“ auf einen<br />
nicht geredet. Manch örtlicher Angriff durch d<strong>ie</strong> Heimwehr.<br />
Nazibonze hat sichs nach 1945 Durch Boten war bekannt<br />
w<strong>ie</strong>der „gerichtet“ und wurde, g<strong>ew</strong>orden, dass es in Linz und<br />
weil d<strong>ie</strong> Zeitzeugen alle nicht W<strong>ie</strong>n zu schweren Gefechten<br />
gehört wurden ,zu anständig zwischen Schutzbund<br />
oder im schlimmsten Fall gar einerseits und<br />
nicht mehr am Leben waren, Heimwehr/Polizei andererseits<br />
nach dem Kr<strong>ie</strong>g w<strong>ie</strong>der ein gekommen war.<br />
„ehrbarer“ Bürger und für Als drei b<strong>ew</strong>affnete<br />
seine Verbrechen n<strong>ie</strong> zur „Heimwehrler“ auf der<br />
Veran<strong>tw</strong>ortung gezogen. heutigen B 18 per Fahrrad aus<br />
Stellvertretend für d<strong>ie</strong> v<strong>ie</strong>len Richtung Rainfeld kommend,<br />
<strong>Hainfeld</strong>er Naziopfer werden nach Rohrbach fahren wollten,<br />
h<strong>ie</strong>r Altbürgermeister Karl meinte man, dass es nun<br />
Gschaider, 1945 in Stein/D. „losgehen“ würde und habe<br />
ermordet und Ferdinand daher in Richtung der drei<br />
Kostal, 1943 wegen Abhören Radfahrer geschossen. D<strong>ie</strong>se<br />
eines ausländischen<br />
haben, ohne das Feuer zu<br />
Radiosenders von den Nazis erwidern, sofort d<strong>ie</strong> Flucht in<br />
verhaftet, Überlebender des Richtung Rohrbach ergriffen.<br />
Konzentrationslagers, als Daraufhin sei er mit seinen<br />
örtlich <strong>ew</strong>ig mahnende Kollegen zum Filzw<strong>ie</strong>serhaus<br />
Beisp<strong>ie</strong>le für d<strong>ie</strong> politischen gelaufen. Dort wollten s<strong>ie</strong> sich<br />
Verbrechen d<strong>ie</strong>ser Zeit, Handgranaten holen, ein<br />
angeführt.<br />
bisschen stärken und w<strong>ie</strong>der in<br />
Ferdinand Kostal, 1946,<br />
den Pirkfellnerwald<br />
ist auch 11 Monate<br />
zurückgehen. Dazu kam es<br />
24 50<br />
nach KZ-Entlassung schwer<br />
aber nicht mehr.<br />
gezeichnet. D<strong>ie</strong> Heimwehrleute aus
D<strong>ie</strong> Heimwehrleute aus Auszug aus der<br />
Rohrbach umstellten das Haus Gendarmer<strong>ie</strong>chronik<br />
und Heimwehrkommandant Bei dem Aufruhr wurden:<br />
Lintner forderte d<strong>ie</strong> s<strong>ie</strong>ben im<br />
Haus befindlichen<br />
1 Heimwehrmann getötet,<br />
Schutzbündler mit<br />
2 Schutzbündler erhängt,<br />
Kommandant Johann Hoys auf, 36 Schutzbündler verhaftet<br />
sich sofort zu ergeben und aus und<br />
dem Haus zu kommen. 2 Schutzbündler auf fre<strong>ie</strong>m<br />
Das hätte nach Meinung von Fuß angezeigt.<br />
Leopold Sch<strong>ie</strong>p für alle das<br />
Todesurteil bedeutet. Daher<br />
wären s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>ser Aufforderung<br />
Leopold Sch<strong>ie</strong>p entkam dem<br />
n<strong>ie</strong>mals nachgekommen.<br />
Gericht in St. Pölten, das<br />
Lintner sei durch Zuruf<br />
gleichbedeutend mit dem Tod<br />
verständigt worden, dass man<br />
durch den Strang g<strong>ew</strong>esen<br />
sich nur der Gendarmer<strong>ie</strong> oder<br />
wäre, nur aufgrund seiner<br />
dem Militär ergeben würde.<br />
Jugend. Nach mehrmonatiger<br />
Falls er, oder irgendwer<br />
Haft war er w<strong>ie</strong>der auf fre<strong>ie</strong>m<br />
anderer in das Haus käme,<br />
Fuß. Schutzbundkommandant<br />
würde sofort das Feuer<br />
Johann Hois und<br />
eröffnet werden.<br />
Schutzbundmitgl<strong>ie</strong>d Viktor<br />
Rauchenberger wurden durch<br />
Lintner habe d<strong>ie</strong>se eindeutige das Gericht in St. Pölten zum<br />
Warnung aber ignor<strong>ie</strong>rt und sei Tod durch den Strang<br />
in das Haus eingedrungen. verurteilt. Das Urteil<br />
Daraufhin haben<br />
Rauchenberger und Hoys<br />
wurde in der Nacht zum<br />
geschossen. Lintner f<strong>ie</strong>l,<br />
Februar 1934 im<br />
tödlich getroffen, zu Boden.<br />
Gefangenenhaus St. Pölten<br />
Bald danach sei das Militär vor<br />
vollstreckt.<br />
dem Haus in Stellung<br />
Leopold Sch<strong>ie</strong>p schloss sich<br />
gegangen. Der<br />
sofort nach der Haftstrafe den<br />
Militärkommandant habe illegalen „RS“ (Revolutionären<br />
gedroht, das Haus in d<strong>ie</strong> Luft Sozialisten“) an. D<strong>ie</strong> illegalen<br />
zu sprengen, falls der<br />
Tätigkeiten (Flugzettel<br />
Widerstand nicht sofort streuen, Zeitungen austragen<br />
aufgegeben werden würde. usw.) waren völlig harmlos, für<br />
D<strong>ie</strong> noch im Haus befindliche<br />
d<strong>ie</strong> Aktivisten aber<br />
Famil<strong>ie</strong> wollte man keinesfalls<br />
lebensgefährlich -KZ,<br />
gefährden. Alleine aus d<strong>ie</strong>sem<br />
Standgericht…-.<br />
Grunde, habe man sich Durch d<strong>ie</strong> Unachtsamkeit eines<br />
ergeben.<br />
Mitaktivisten kamen ihm d<strong>ie</strong><br />
Zeitzeuge: Leopold Sch<strong>ie</strong>p, am<br />
Nazis 1938 auf d<strong>ie</strong> Spur. Er<br />
6. September 1915 in<br />
wurde w<strong>ie</strong>der verhaftet,<br />
Rohrbach/G geboren,<br />
verhört und vor Gericht<br />
Schlosser, damals ledig, in<br />
gestellt. Da der Kronzeuge aus<br />
Rohrbach/G. wohnhaft,<br />
Schuldgefühl freiwillig aus<br />
Mitgl<strong>ie</strong>d im Republikanischen<br />
dem Leben sch<strong>ie</strong>d, war das<br />
Schutzbund.<br />
Gericht in B<strong>ew</strong>eisnotstand<br />
geraten. Leopold Sch<strong>ie</strong>p wurde<br />
mangels an B<strong>ew</strong>eisen<br />
freigesprochen, stand aber bis<br />
Kr<strong>ie</strong>gsende 1945 immer unter<br />
scharfer Beobachtung durch<br />
d<strong>ie</strong> Nazis und deren Spitzel.<br />
22 51<br />
D<strong>ie</strong> Erste Republik
D<strong>ie</strong> Erste Republik<br />
24 52<br />
Erst danach, also nach 12<br />
langen, gefährlichen und<br />
entbehrungsreichen Jahren,<br />
konnte er sich, w<strong>ie</strong> noch v<strong>ie</strong>le<br />
tausende Demokraten auch,<br />
erstmals w<strong>ie</strong>der frei b<strong>ew</strong>egen.<br />
D<strong>ie</strong>se kleine Spende reichte<br />
den Nazis, um daraus gegen<br />
den untadeligen<br />
Famil<strong>ie</strong>nmenschen (Frau und 3<br />
Kinder) eine Anklage wegen<br />
Hochverrats zu konstru<strong>ie</strong>ren.<br />
Was Leopold Sch<strong>ie</strong>p seit seiner<br />
frühesten Jugend besonders<br />
auszeichnet, ist seine<br />
Standhaftigkeit und Treue zu<br />
seiner seit v<strong>ie</strong>len Jahrzehnten<br />
praktiz<strong>ie</strong>rten Weltanschauung.<br />
Er ist einer, auf den man sich<br />
immer verlassen kann.<br />
Bürgermeister<br />
Karl GSCHAIDER +<br />
Urteil 1942 in Krems:<br />
TODESSTRAFE!<br />
1943, nach einem<br />
Gnadengesuch, wurde d<strong>ie</strong><br />
Todesstrafe in eine langjährige<br />
Kerkerstrafe umg<strong>ew</strong>andelt. Im<br />
April 1945, also unmittelbar<br />
vor Kr<strong>ie</strong>gsende, wurde Karl<br />
Gschaider von den Nazis in<br />
Krems/Stein ermordet.<br />
ein sehr engag<strong>ie</strong>rter, allseits<br />
anerkannter und bel<strong>ie</strong>bter<br />
<strong>Hainfeld</strong>er Sozialdemokrat,<br />
wurde wegen seiner politisch<br />
unbeugsamen Überzeugung<br />
1934 von den<br />
Christlichsozialen verfolgt und<br />
eingesperrt.<br />
1941 wurde er w<strong>ie</strong>der Opfer<br />
seiner politischen<br />
Überzeugung. Grund seiner<br />
Verhaftung durch d<strong>ie</strong><br />
GESTAPO war eine kleine<br />
Geldspende (durch Verrat und<br />
Foltergeständnisse anderer<br />
Personen den Nazis bekannt<br />
g<strong>ew</strong>orden) an einen Fonds,<br />
dessen Aufgabe es war, für d<strong>ie</strong><br />
Famil<strong>ie</strong>n inhaft<strong>ie</strong>rter<br />
Mütter/Väter das tägliche<br />
Überleben -Lebensmittelkäufe,<br />
Brennstoffzuschüsse,<br />
M<strong>ie</strong>tzinszahlungen, usw.- zu<br />
sichern.<br />
Foto: Gedenkstätte für d<strong>ie</strong> Opfer des<br />
NS-Massakers im April 1945 im<br />
Steiner Fr<strong>ie</strong>dhof<br />
D<strong>ie</strong> zensur<strong>ie</strong>rten Br<strong>ie</strong>fe Karl<br />
Gschaiders an seine Famil<strong>ie</strong> in<br />
<strong>Hainfeld</strong> enthalten sehr<br />
b<strong>ew</strong>egende Passagen, in denen<br />
er n<strong>ie</strong> klagt, sondern Mutter,<br />
Frau und Kindern immer Mut<br />
zuspricht. Auch als<br />
„unbeteiligter“ Leser d<strong>ie</strong>ser<br />
Br<strong>ie</strong>fe ist man sehr<br />
emotionalis<strong>ie</strong>rt und zu Tränen<br />
gerührt. Erst in solchen<br />
Momenten kann man v<strong>ie</strong>lleicht<br />
erahnen, was es heißt, aus rein<br />
politischen Motiven<br />
systematisch seelisch und<br />
körperlich zerstört zu werden.
Karl Gschaider:<br />
28. September 1885 in<br />
Hohenberg geboren,<br />
Vorzugsschüler, gelernter<br />
Schm<strong>ie</strong>d, verheiratet mit Resi<br />
Gschaider, Vater von 3<br />
Kindern, Bürgermeister (1919<br />
bis 1922), Parteiobmann und<br />
langjähriger Funktionär in<br />
<strong>Hainfeld</strong>, zuletzt in seinem<br />
Eigenheim in <strong>Hainfeld</strong>, W<strong>ie</strong>ner<br />
Straße 43, wohnhaft.<br />
Am Schicksal Karl Gschaiders<br />
kann man ermessen, w<strong>ie</strong> es<br />
zigtausenden Opfern und<br />
Haftzeiten: deren Famil<strong>ie</strong>n zu Zeiten der<br />
1934 5 Wochen<br />
G<strong>ew</strong>altherrschaft durch<br />
Anhaltelager Wöllersdorf Christlichsoziale und<br />
(Christlichsoziale Diktatur) Nationalsozialisten ergangen<br />
ist.<br />
1941 18. April bis 20. Daher gilt für alle Zeiten:<br />
September<br />
Gefangenenhaus St. Pölten „NIEMALS<br />
(NS-Diktatur) VERGESSEN“<br />
und<br />
1941 20. September bis 18.<br />
Dezember Gefangenenhaus „WEHRET DEN<br />
Krems/Stein (NS-Diktatur) ANFÄNGEN“.<br />
1941 18. Dezember bis 23.<br />
Juni 1942 Gefangenenhaus<br />
Znaim -heute Tschechische<br />
Republik- (NS-Diktatur)<br />
1942 23. Juni bis 20. August<br />
1943 Landesgericht W<strong>ie</strong>n (NS-<br />
Diktatur)<br />
1943 20. August bis zu<br />
seiner Ermordung durch d<strong>ie</strong><br />
Nazis im April 1945 in<br />
Krems/Stein (NS-Diktatur)<br />
Gedenkstein auf dem Morzinplatz (Gestapohauptquart<strong>ie</strong>r) in W<strong>ie</strong>n<br />
und Landesgericht W<strong>ie</strong>n<br />
Quellen: Dr.Walter Göhring Österreich<br />
Institut f.pd.Bildung, Materialanz.öst.<br />
Zeitgeschichte<br />
Renner Institut: Dokumentationen “100<br />
Jahre <strong>SPÖ</strong>” , “N<strong>ie</strong> w<strong>ie</strong>der Faschismus! N<strong>ie</strong><br />
w<strong>ie</strong>der Kr<strong>ie</strong>g!”. “D<strong>ie</strong> ersten 100 Jahre”<br />
VGA-Archiv 1975,1976 Der AZ-<br />
Geschichtsatlas, Dr.Hubert Steiner:”D<strong>ie</strong><br />
Arbeiterb<strong>ew</strong>egung in Österreich”<br />
Zeitzeugen: <strong>Hainfeld</strong>; Elisabeth Gschaider,<br />
Inge Wagner, Leopold Sch<strong>ie</strong>p, Leopold<br />
Vetter, Hohenberg; AltBgm.Ludwig<br />
Eigelsreither.<br />
Anhaltelager Wöllersdorf<br />
22 53<br />
D<strong>ie</strong> Erste Republik
D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng<br />
Zunftsymbol aus<br />
Lexikon für Berufe<br />
Kinderarbeit!<br />
24 54<br />
D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng<br />
in der herrschenden Monarch<strong>ie</strong><br />
Österreich<br />
großzügig gefördert und<br />
Im 18. Jh entstanden d<strong>ie</strong><br />
Manufakturen. S<strong>ie</strong> wurden von<br />
Schon um das Jahr 1000<br />
schlossen sich v<strong>ie</strong>le<br />
Handwerker Europas in<br />
Zünften zusammen. So auch in<br />
Österreich.<br />
Am Anfang war das Verhältnis<br />
zwischen Meister und<br />
Gesellen trotz patriachalischer<br />
Strukturen fr<strong>ie</strong>dlich. Das sollte<br />
sich aber bald ändern. Das<br />
Handwerk konnte nur bei<br />
einem Lehrmeister erlernt<br />
werden. Entlohnung gab es<br />
keine. Als Gegenleistung für<br />
d<strong>ie</strong> Arbeit gab es fre<strong>ie</strong> Kost<br />
und Logis. Der Lehrjunge<br />
wurde als Famil<strong>ie</strong>nmitgl<strong>ie</strong>d<br />
angesehen.<br />
Im 13. und 14. Jh übernahmen<br />
d<strong>ie</strong> Zünfte d<strong>ie</strong> wirtschaftliche<br />
und politische Führung in den<br />
Städten, sicherten sich<br />
Privileg<strong>ie</strong>n und weitreichende<br />
Vollmachten zur Bestimmung<br />
ihrer<br />
G<strong>ew</strong>erbeangelegenheiten.<br />
D<strong>ie</strong> vorher fre<strong>ie</strong>n<br />
Handwerksgesellen wurden<br />
immer deutlicher zu<br />
Lohnhandwerkern auf<br />
Lebenszeit degrad<strong>ie</strong>rt. Fast<br />
zeitgleich mit der Veränderung<br />
des Zunf<strong>tw</strong>esens setzte der<br />
Frühkapitalismus ein. Der<br />
Klassen- und<br />
Konkurrenzkampf zwischen<br />
Meister und Gesellen wurde<br />
immer härter. Schon damals<br />
kam es zu blutigen<br />
Auseinandersetzungen.<br />
konnten frei von Zunftzwang<br />
produz<strong>ie</strong>ren und verkaufen.<br />
V<strong>ie</strong>le tausende arbeitslose<br />
Gesellen, Frauen und Kinder<br />
wurden in den Manufakturen<br />
unter sehr schlechten<br />
Bedingungen beschäftigt. D<strong>ie</strong><br />
Herrschenden unterdrückten<br />
mit brutaler G<strong>ew</strong>alt alle<br />
Versuche der ArbeiterInnen,<br />
sich gegen d<strong>ie</strong> unmenschlichen<br />
Arbeitsbedingungen und d<strong>ie</strong><br />
totale Ausbeutung zu wehren.<br />
Besonders blutig wurde der<br />
Aufstand der<br />
Schuhmachergehilfen im Jahr<br />
1722 n<strong>ie</strong>dergeschlagen. S<strong>ie</strong>ben<br />
Personen wurden erschossen<br />
und zwei zum Tode verurteilt.<br />
D<strong>ie</strong> Verfolgung der<br />
Arbeiterschaft wurde immer<br />
schlimmer. Durch d<strong>ie</strong><br />
Handwerkspatente 1731/32,<br />
gültig für W<strong>ie</strong>n, NÖ und OÖ,<br />
wurden d<strong>ie</strong> Bruderschaften<br />
rechtlos gemacht. Noch<br />
restriktiver war das<br />
Koalitionsverbot, weil damit<br />
alle übergreifenden<br />
Absprachen zwischen den<br />
einzelnen Verbänden und<br />
gemeinsame Aktionen zur<br />
Verbesserung der miserablen<br />
Lebensumstände unter Strafe<br />
gestellt wurden. D<strong>ie</strong><br />
Kapitalisten im Verbund mit<br />
Klerikalen und Staat hatten<br />
einen fast perfekten<br />
Verhinderungsapparat gegen<br />
Bildung, Sozialwesen und<br />
Menschlichkeit errichtet.<br />
Im 14. und 15. Jh bildeten sich<br />
d<strong>ie</strong> ersten selbständigen<br />
Bruderschaften innerhalb der<br />
Gesellen und verfassten eine<br />
eigene „Gesellenordnung“.<br />
Eine Kommunikation mit<br />
anderen Bruderschaften gab es<br />
kaum. Daher waren im 15. und<br />
16. Jh Solidarität und<br />
Klassenb<strong>ew</strong>usstsein für<br />
gemeinsame<br />
Kampfmaßnahmen noch nicht<br />
ausgebildet.<br />
Mit der Industrialis<strong>ie</strong>rung zu<br />
Ende des 18. und am Beginn<br />
des 19. Jh und dem Einsatz der<br />
Dampfmaschine kam es zu<br />
völlig neuen<br />
Produktionsmöglichkeiten. D<strong>ie</strong><br />
Ausbeutung der ArbeiterInnen<br />
und vor allem d<strong>ie</strong> der Kinder<br />
s<strong>ie</strong> mussten bereits ab dem<br />
fünften Lebensjahr täglich<br />
arbeiten- erreichte ungeahnte<br />
Ausmaße. Das kümmerte d<strong>ie</strong><br />
herrschende Klasse in
S<strong>ie</strong> hatte aber auch leichtes Das bereits zugesagte, d<strong>ie</strong><br />
Sp<strong>ie</strong>l, weil d<strong>ie</strong> Arbeiterschaft ArbeiterInnen sehr<br />
rechtlos, ungebildet und nicht benachteiligende - Wahlrecht<br />
organis<strong>ie</strong>rt war. Das war genau wurde bald darauf w<strong>ie</strong>der<br />
das, was Bürgertum und Staat aberkannt. Schön langsam<br />
wollten. begriffen d<strong>ie</strong> ArbeiterInnen,<br />
Erst Mitte des 19. Jh gab es dass man nur mit vereinten<br />
erste Ansätze einer<br />
Kräften gegen d<strong>ie</strong> Allmacht<br />
organis<strong>ie</strong>rten Gegenwehr. von Staat und Kapitalismus<br />
Vorbild war d<strong>ie</strong> Französische<br />
erfolgreich ankämpfen könne.<br />
Revolution. Dort hatten Bürger, So gründeten s<strong>ie</strong> 1867 in W<strong>ie</strong>n<br />
Studenten, Bauern und den ersten Arbeiter-<br />
ArbeiterInnen gemeinsam Bildungsverein und schufen<br />
gegen d<strong>ie</strong> Feudalherrschaft aus d<strong>ie</strong>sem heraus den<br />
revolt<strong>ie</strong>rt.<br />
Arbeiter-G<strong>ew</strong>erbeverein.<br />
Am 13. März kam es auch in<br />
Endlich hatte man d<strong>ie</strong> Basis für<br />
Österreich zur Revolution. D<strong>ie</strong><br />
gemeinsame Forderungen zur<br />
Parole, von Frankreich<br />
Verbesserung der elenden<br />
übernommen, lautete:<br />
Lebensbedingungen gefunden.<br />
„Freiheit, Gleichheit, Man beschloss<br />
Brüderlichkeit.“ Z<strong>ie</strong>l war, folgende Forderungen:<br />
auch in Österreich d<strong>ie</strong><br />
Zehnstundentag<br />
Demokrat<strong>ie</strong> zu errichten. Einschränkung der Frauen-<br />
Während das Bürgertum und Kinderarbeit<br />
wichtige Zugeständnisse (arbeiten erst ab 14 J)<br />
bekam, wurden d<strong>ie</strong><br />
Minimalforderungen der Beschränkung der Nachtarbeit<br />
Arbeiterschaft - u.a. mehr<br />
Volles Koalitionsrecht<br />
Lohn, kürzere Arbeitszeit, Einführung von paritätischen<br />
Wahlrecht- nicht angenommen. Arbeiterkammern als<br />
Schlichtungsstellen<br />
Selbstbestimmung in<br />
Eigenangelegenheiten, vor<br />
allem Selbstverwaltung der<br />
Krankenkassen<br />
Einführung von<br />
Fabriksinspektoren<br />
Das war der Beginn der<br />
G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftsb<strong>ew</strong>egung.<br />
Durch das noch immer<br />
Daraufhin revolt<strong>ie</strong>rten d<strong>ie</strong> bestehende Koalitionsverbot<br />
ArbeitnehmerInnen im Mai und § 77 der G<strong>ew</strong>erbeund<br />
Oktober noch einmal. D<strong>ie</strong> ordnung war es den<br />
Staatsmacht setzte das Militär ArbeitnehmerInnen ungegen<br />
d<strong>ie</strong> wehrlosen Arbeiter möglich, sich untereinander<br />
ein. Es gab v<strong>ie</strong>le Tote und für Kampfmaßnahmen ab-<br />
Schwerverletzte. zusprechen bzw. akkord<strong>ie</strong>rte<br />
Noch 1848 gründete der Arbeitsverweigerungen<br />
Schustergeselle Fr<strong>ie</strong>drich durchzuführen.<br />
Sander den „1. W<strong>ie</strong>ner D<strong>ie</strong> gesunden Ideen der<br />
allgemeinen Arbeiterverein.“ SozialdemokratInnen wurden<br />
Das war der erste wichtige als staatsgefährlich eingestuft<br />
Schritt zur später folgenden und unter Strafe gestellt.<br />
Organis<strong>ie</strong>rung der<br />
Arbeiterschaft.<br />
Revolutionsmahnmal,<br />
Zentralfr<strong>ie</strong>dhof W<strong>ie</strong>n,<br />
Foto H. K<strong>ie</strong>gler<br />
22 55<br />
D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng
Schon beim geringsten Erfolg um Erfolg für d<strong>ie</strong><br />
Verdacht einer Absprache, ArbeiterInnen. 1885 wurde d<strong>ie</strong><br />
wurden d<strong>ie</strong> Bildungs-, Nachtarbeit für Frauen und<br />
G<strong>ew</strong>erbe- und Fachvereine Kinder und d<strong>ie</strong> Kinderarbeit<br />
aufgelöst und ihre unter 14 J verboten. D<strong>ie</strong><br />
Vereinskassen beschlagnahmt. tägliche Arbeitszeit wurde auf<br />
D<strong>ie</strong> Furcht vor einer<br />
11 Stunden beschränkt. D<strong>ie</strong><br />
organis<strong>ie</strong>rten Arbeiterschaft Sonntagsruhe und eine Art<br />
war r<strong>ie</strong>sengroß. Seitens der „Mutterschutz“ eingeführt.<br />
Feudalherren wurden alle Besonders wichtig war das<br />
erdenklichen Maßnahmen, Verbot des „Trucksystems“<br />
Schikanen und Tricks<br />
(=Tauschhandel). Bei d<strong>ie</strong>sem<br />
ausgepackt, um d<strong>ie</strong> eigenen System zahlten d<strong>ie</strong><br />
Pfründe weiterhin zu sichern. Betr<strong>ie</strong>bsbesitzer keinen Lohn,<br />
Doch d<strong>ie</strong><br />
sondern gaben stattdessen<br />
ArbeiterInnenorganisation kam<br />
wertlose Blechmarken aus. Mit<br />
immer besser in B<strong>ew</strong>egung. Im<br />
d<strong>ie</strong>sen konnte man nur in<br />
Dezember 1869<br />
werkseigenen Kantinen, meist<br />
demonstr<strong>ie</strong>rten 20.000<br />
zu weit überhöhten Preisen,<br />
ArbeiterInnen vor dem z. B. Lebensmittel kaufen. D<strong>ie</strong><br />
Reichstag in W<strong>ie</strong>n und<br />
Bosse hatten keine Scham und<br />
verlangten u.a. d<strong>ie</strong> Aufhebung bekamen auf d<strong>ie</strong>sem Umweg<br />
des Koalitionsverbotes, das alles Geld der ArbeiterInnen<br />
allgemeine und gleiche w<strong>ie</strong>der in d<strong>ie</strong> eigene Tasche<br />
Wahlrecht und d<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong>ährung zurück.<br />
von G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften. D<strong>ie</strong> durch d<strong>ie</strong><br />
1870 wurde das<br />
SozialdemokratInnen „auf der<br />
Koalitionsverbot aufgehoben Straße“ und durch Streiks<br />
und somit das Streikrecht errungenen gesetzlichen<br />
errungen. Der Staat schlug Verbesserungen fanden in ganz<br />
sehr gez<strong>ie</strong>lt und brutal zurück. Europa große Beachtung. Weil<br />
D<strong>ie</strong> führenden Köpfe der der Staat kein Interesse zeigte,<br />
Dezemberdemonstration d<strong>ie</strong> Einhaltung d<strong>ie</strong>ser schwer<br />
wurden im „W<strong>ie</strong>ner<br />
errungenen Gesetze zu<br />
Hochverratsprozess“ zu überwachen, wurde d<strong>ie</strong><br />
jahrelangen Kerkerstrafen Ausbeutung in v<strong>ie</strong>len<br />
verurteilt.(Hochveratsprozess) Bereichen ungen<strong>ie</strong>rt<br />
1872 gab es in der Monarch<strong>ie</strong><br />
fortgesetzt. D<strong>ie</strong> von den<br />
75 G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften und 59<br />
ArbeitnehmerInnen<br />
Arbeiter-Bildungsvereine, d<strong>ie</strong><br />
gegründeten Kranken- und<br />
v<strong>ie</strong>lfach gemeinsame Z<strong>ie</strong>le<br />
Unterstützungskassen kamen<br />
hatten. Da d<strong>ie</strong> ersten<br />
bei den ArbeiterInnen sehr gut<br />
Karl Schindlegger<br />
G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften<br />
an. Den Behörden waren s<strong>ie</strong><br />
sozialdemokratisch (später<br />
ein Dorn im Auge. S<strong>ie</strong> führten<br />
„Fre<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften“)<br />
eine Statutenänderung herbei<br />
waren, wurden s<strong>ie</strong> durch<br />
und wandelten d<strong>ie</strong> Kassen in<br />
v<strong>ie</strong>lerlei behördliche<br />
steuerpflichtige<br />
Schikanen und Maßnahmen<br />
Versicherungsgesellschaften<br />
verfolgt und führende<br />
um. Dadurch verd<strong>ie</strong>nten zwar<br />
Funktionäre immer w<strong>ie</strong>der mit<br />
d<strong>ie</strong> Herrschenden w<strong>ie</strong>der sehr<br />
fadenscheinigen<br />
gut, für d<strong>ie</strong> einzahlenden<br />
Begründungen- verhaftet. D<strong>ie</strong><br />
ArbeitnehmerInnen bl<strong>ie</strong>b<br />
staatliche<br />
jedoch nichts mehr übrig. D<strong>ie</strong><br />
Unterdrückungsmaschiner<strong>ie</strong><br />
vorher gut funktion<strong>ie</strong>renden<br />
Arbeiterdemonstration, 1848<br />
konnte d<strong>ie</strong> mutigen<br />
Kassen gingen bald nach der<br />
sozialdemokratischen<br />
Umwandlung pleite.<br />
24 56<br />
FunktionärInnen aber nicht<br />
mehr aufhalten. S<strong>ie</strong> errangen<br />
D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng
1873 kam es zu einer Dem W<strong>ie</strong>ner Armenarzt Dr.<br />
verheerenden Victor Adler gelang beim<br />
Wirtschaftskrise, ausgelöst Parteitag der<br />
durch d<strong>ie</strong> wahnwitzigen SozialdemokratInnen in<br />
Spekulationen der Börsen und <strong>Hainfeld</strong> zur Jahreswende<br />
Banken. Für d<strong>ie</strong> 1888/89 d<strong>ie</strong> Einigung der<br />
ArbeitnehmerInnen hatte das zerstrittenen Grupp<strong>ie</strong>rungen.<br />
M<strong>ie</strong>se Zeiten für ArbeiterInnen:<br />
ArbeiterInnenwohnung,<br />
Adler r<strong>ie</strong>f zur Gründung der<br />
SchichtarbeiterInnenkind <strong>SPÖ</strong>-Archiv G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften auf. Noch in<br />
n<strong>ie</strong>derschmetternde<br />
den Neunzigerjahren des 19.<br />
Auswirkungen. D<strong>ie</strong> jahrelange Jh wurden v<strong>ie</strong>le lokale<br />
Stagnation als Folge der G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftsvereine<br />
Wirtschaftskrise verursachte gegründet. D<strong>ie</strong>se organis<strong>ie</strong>rten<br />
ein Heer von Arbeitslosen und d<strong>ie</strong> „Fachtage“. Dort wurden<br />
behinderte d<strong>ie</strong><br />
d<strong>ie</strong> Forderungen nach dem<br />
G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften in ihrer Achtstundenarbeitstag immer<br />
Weiteren<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng. Innerhalb vehementer. D<strong>ie</strong> nun<br />
der Arbeiterschaft kam es zu demonstr<strong>ie</strong>rte Einigkeit<br />
schweren<br />
machte auf d<strong>ie</strong> Behörden<br />
Auseinandersetzungen und das großen Eindruck. Nach<br />
b<strong>ew</strong>irkte d<strong>ie</strong> Spaltung in einen <strong>Hainfeld</strong> gab es v<strong>ie</strong>le<br />
radikalen und einen<br />
Streikkämpfe mit blutigem<br />
gemäßigten Flügel. D<strong>ie</strong> Ausgang. D<strong>ie</strong> Armut der<br />
Radikalen wollten einen ArbeiterInnen war groß, d<strong>ie</strong><br />
revolutionären Umsturz in der Löhne n<strong>ie</strong>drig, d<strong>ie</strong> Preise hoch<br />
Gesellschaft herbeiführen. Das Ein Vergleich:<br />
lehnten d<strong>ie</strong> Gemäßigten ab. S<strong>ie</strong> Verhältnis Arbeitszeit Preis für<br />
wollten eine Grundnahrungsmittel um 1890<br />
Gesellschaftsänderung auf 0,9 Stunden<br />
demokratischem Wege<br />
erreichen.<br />
für 1 Liter Milch<br />
8,0 Sunden<br />
für 1 Kg Schweinefleisch<br />
9,4 Stunden<br />
für 1 Kg Schweineschmalz<br />
Quelle:“Vom Gstättenhammer zum<br />
wel<strong>tw</strong>eiten Neuman-Aluminium, DI W.<br />
Pusch, F. Kickinger u. L. Heistinger<br />
22 57<br />
D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng
D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng<br />
24 58<br />
1889 wurde in Paris, bei der VIII. war der Weg für eine<br />
Gründung der II. christliche<br />
Sozialistischen Internationale, G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftsbw<strong>ew</strong>egung<br />
der 1. Mai als Kampf- und geebnet. Sogar der Papst hatte<br />
Fe<strong>ie</strong>rtag beschlossen, Parole: 8 d<strong>ie</strong> totale Ausbeutung der<br />
Stundentag -8 Stunden Arbeit, Notleidenden durch das<br />
8 Stunden Erholung und 8 kapitalistische System schwer<br />
Stunden Freizeit. Schon am 1. unter Beschuss genommen.<br />
Mai 1890 demonstr<strong>ie</strong>rten 1892 gründete der<br />
alleine in W<strong>ie</strong>n über 100.000 Sattlergehilfe Leopold<br />
ArbeiterInnen für den Kuntschak einen christlichen<br />
Achtstundentag. 1891 wurde Arbeiterverein. 1896 wurde<br />
der 1884 verhängte der „Erste Christlichsoziale<br />
Ausnahmezustand aufgehoben. Arbeiterparteitag“ abgehalten.<br />
1893 wurde in W<strong>ie</strong>n d<strong>ie</strong> 1897 erfolgte der<br />
G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftskommission Organisationsaufbau.<br />
gegründet. Der große Gegensatz zwischen<br />
den „Fre<strong>ie</strong>n“ und den<br />
„Christlichen „<br />
G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften war d<strong>ie</strong><br />
Einstellung zu den Streiks. D<strong>ie</strong><br />
„Fre<strong>ie</strong>n“ griffen oft zu d<strong>ie</strong>sem<br />
Mittel um ihre Vorstellungen<br />
durchzusetzen. D<strong>ie</strong><br />
„Christlichen“ dagegen wollten<br />
den Streik nur als allerletzte<br />
Lösungsmöglichkeit.<br />
Ab 1900 begann in Österreich<br />
D<strong>ie</strong> neugegründete Kommission mit<br />
Anna Boschek, ÖGB-Archiv<br />
S<strong>ie</strong> beschloss 1894 eigene<br />
Streikrichtlin<strong>ie</strong>n. Ab d<strong>ie</strong>sem<br />
Zeitpunkt wurden nur d<strong>ie</strong> bei<br />
der G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftskommission<br />
gemeldeten und von d<strong>ie</strong>ser<br />
genehmigte Streiks<br />
unterstützt. Anton Hueber<br />
wurde neuer Sekretär und<br />
übte d<strong>ie</strong> Funktion über 40<br />
Jahre erfolgreich aus. Anna<br />
Boschek war d<strong>ie</strong> erste Frau in<br />
der Kommission. 1896 kam es<br />
zu einem folgenschweren<br />
Streit. D<strong>ie</strong> tschechisch<br />
sprechenden<br />
Komissionsmitgl<strong>ie</strong>der<br />
gründeten daraus result<strong>ie</strong>rend<br />
eine eigene Kommission. 1900<br />
wurde der ungarische<br />
G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftsrat gegründet.<br />
Auch in Ungarn wollten d<strong>ie</strong><br />
staatlichen Behörden d<strong>ie</strong><br />
G<strong>ew</strong>erksschaftsgründung mit<br />
und in den Kronländern der<br />
Kampf um den<br />
Zehnstundentag.<br />
D<strong>ie</strong> mittlerweile<br />
ernstzunehmende<br />
Arbeiterorganisation wurde<br />
von den UnternehmerInnen<br />
schwer bekämpft. S<strong>ie</strong><br />
erstellten d<strong>ie</strong> sogenannten<br />
„Schwarzen Listen“. Auf<br />
d<strong>ie</strong>sen geheimen Listen<br />
standen d<strong>ie</strong> Namen der<br />
ArbeiterfunktionärInnen, d<strong>ie</strong><br />
für d<strong>ie</strong> Rechte der<br />
BerufskollegInnen kämpften.<br />
Wer auf den „Schwarzen<br />
Listen“ stand, bekam<br />
österreichweit keine Arbeit. In<br />
den Arbeitsbüchern der<br />
ArbeiterInnen wurden von den<br />
ArbeitgeberInnen geheime<br />
Zeichen vermerkt, d<strong>ie</strong> jeden<br />
Funktionär sofort „entlarven“<br />
sollten. D<strong>ie</strong>se Hinterlist wurde<br />
von einigen Bäckergehilfen<br />
allen Mitteln verhindern.<br />
1905 erkannt und angezeigt.<br />
Mit der Enzyklika „Rerum S<strong>ie</strong> klagten beim<br />
novarum“(= lat. über d<strong>ie</strong> Bezirksgericht Favoriten<br />
Arbeiterfrage) von Papst Leo wegen Schadenersatz.
Sowohl das Bezirks- als auch versuchten mit diversen<br />
das Landesgericht in W<strong>ie</strong>n Vorwänden, d<strong>ie</strong> ohned<strong>ie</strong>s<br />
w<strong>ie</strong>sen d<strong>ie</strong> Klage ab. Erst der n<strong>ie</strong>drigen Löhne noch weiter<br />
Oberste Gerichtshof gab der zu reduz<strong>ie</strong>ren. Besonders<br />
Klage statt, d<strong>ie</strong> Listen waren schlimm erging es den<br />
somit als widerrechtlich ArbeiterInnen in der<br />
erkannt worden und durften Kr<strong>ie</strong>gsindustr<strong>ie</strong>. D<strong>ie</strong>se standen<br />
nicht mehr verwendet werden. unter staatlichem Schutz und<br />
Nun l<strong>ie</strong>ßen sich d<strong>ie</strong> militärischer Leitung. Für<br />
UnternehmerInnen immer d<strong>ie</strong>se Betr<strong>ie</strong>be und das waren<br />
neue Methoden zur in Österreich sehr v<strong>ie</strong>le- war<br />
Bekämpfung der das Koalitionsrecht aufgehoben<br />
„Störenfr<strong>ie</strong>de“ einfallen. 1907 worden. Das führte in v<strong>ie</strong>len<br />
gründeten s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> „Hauptstelle Fällen zur ungezügelten<br />
der Arbeitgeberorganisation Willkürherrschaft durch<br />
der österreichischen Militär und<br />
Industr<strong>ie</strong>llen“. Deren UnternehmerInnen.<br />
wirkliches Z<strong>ie</strong>l war, den Kampf<br />
gegen d<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften<br />
noch besser und effiz<strong>ie</strong>nter zu<br />
Schon immer waren d<strong>ie</strong><br />
gestalten. Ein Geheimpap<strong>ie</strong>r<br />
gesetzlichen Bestimmungen<br />
mit genauen Anweisungen, w<strong>ie</strong><br />
für d<strong>ie</strong> soziale Lage der<br />
gegen d<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften<br />
Arbeiterschaft von sehr großer<br />
vorzugehen sei, wurde an alle<br />
Bedeutung. Aus d<strong>ie</strong>ser<br />
UnternehmerInnen verteilt.<br />
Erkenntnis heraus wurden d<strong>ie</strong><br />
D<strong>ie</strong> Nichtbeachtung d<strong>ie</strong>ser<br />
harten Auseinandersetzungen<br />
Regeln wurde mit hohen<br />
zur Erringung eines<br />
Geldstrafen geahndet. Ein<br />
allgemeinen und vor allem<br />
weiterer Versuch der<br />
gleichen Wahlrechtes im<br />
Industr<strong>ie</strong>bosse d<strong>ie</strong><br />
Interesse der gesamten<br />
G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften zu<br />
Arbeiterschaft immer<br />
schwächen, war d<strong>ie</strong> Gründung<br />
verständlicher.<br />
der sogenannten „gelben“ Ein paar Zahlen verdeutlichen<br />
Organisationen. D<strong>ie</strong>se von den das d<strong>ie</strong> ArbeiterInnen schwer<br />
Industr<strong>ie</strong>llen selbst gelenkten benachteiligende Wahlrecht<br />
g<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftsähnlichen damaliger Zeit:<br />
Einrichtungen wurden aber Ab 1867 durfte in Österreich<br />
von den ArbeiterInnen nicht g<strong>ew</strong>ählt werden.<br />
akzept<strong>ie</strong>rt.<br />
Wahlberechtigt waren nur<br />
1912 waren erst 17 % der Besitzende. ArbeiterInnen<br />
Arbeiterschaft<br />
durften nicht wählen.<br />
kollektivvertraglich<br />
1873 gab es 4 Wählerklassen<br />
abgesichert. Im<br />
(Kur<strong>ie</strong>n). In der 1. waren d<strong>ie</strong><br />
Kollektivvertrag wurden Großgrundbesitzer<br />
Mindestlöhne,<br />
(Kaiserhaus, Fürsten usw.), in<br />
Überstundenzuschläge, der zweiten d<strong>ie</strong> Unternehmer,<br />
Arbeitszeiten, Sonntagsruhe, in der dritten das<br />
Freigabe des 1. Mai usw. Großbürgertum und in der<br />
festgelegt. D<strong>ie</strong>se<br />
v<strong>ie</strong>rten d<strong>ie</strong> Bauern. Auch h<strong>ie</strong>r<br />
Vereinbarungen zwischen waren d<strong>ie</strong> ArbeiterInnen von<br />
G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften und<br />
der Wahl ausgeschlossen.<br />
Arbeitgeberverbänden wurden 1896 wurde d<strong>ie</strong> fünfte<br />
in verbindlicher Form Wählerklasse blutig erkämpft.<br />
n<strong>ie</strong>dergeschr<strong>ie</strong>ben. Den Ersten D<strong>ie</strong> Arbeiter konnten erstmals<br />
Weltkr<strong>ie</strong>g benützten v<strong>ie</strong>le wählen.<br />
Unternehmer dazu, d<strong>ie</strong><br />
Einflussmöglichkeiten der<br />
G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften 22 w<strong>ie</strong>der<br />
59<br />
zurückzudrängen. S<strong>ie</strong><br />
D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng
D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng<br />
60<br />
24<br />
Zum Vergleich: D<strong>ie</strong> ersten v<strong>ie</strong>r fanden. So wurden u.a.<br />
Wählerklassen, d<strong>ie</strong> klare folgende Gesetze im Parlament<br />
Minderheit der Bevölkerung beschlossen:<br />
stellte 335 Abgeordnete, d<strong>ie</strong> Achtstundentag, Verankerung<br />
fünfte Wählerklasse und damit der Arbeitsämter,<br />
d<strong>ie</strong> Bevölkerungsmehrheit in Urlaubsgesetz,<br />
Österreich durfte nur 74 Arbeiterkammergesetz,<br />
Abgeordnete stellen. Frauen Aufhebung der Kinderarbeit,<br />
hatten kein Wahlrecht. Abschaffung des<br />
Ein deutliches Beisp<strong>ie</strong>l: Arbeitsbuches,<br />
Gemeinderatswahlen 1905 in Kollektivvertragsgesetz,<br />
<strong>Hainfeld</strong>. Arbeitlosenunterstützung,<br />
Der 4. Wahlkörper (Arbeiter)<br />
brauchte 247 Stimmer pro<br />
Mandat.<br />
Der 1. Wahlkörper brauchte<br />
nur 14 Stimmen pro Mandat.<br />
Quelle: „Arbeiterb<strong>ew</strong>egung im Bezirk<br />
Lil<strong>ie</strong>nfeld“, Franz Lettner<br />
Regelung der Nachtarbeit für<br />
Frauen und Jugendliche usw.<br />
Das l<strong>ie</strong>ßen sich d<strong>ie</strong> sehr gut<br />
organis<strong>ie</strong>rten ArbeiterInnen<br />
nicht mehr gefallen. 1905<br />
gingen 250.000<br />
Demonstranten in W<strong>ie</strong>n auf d<strong>ie</strong><br />
Strasse und erreichten nach<br />
jahrzehntelangem Kampf<br />
endlich das allgemeine und vor<br />
allem gleiche Wahlrecht.<br />
Das Frauenwahlrecht wurde<br />
von der konservativen<br />
Reichsratsmehrheit noch mehr<br />
als ein Jahrzehnt verhindert.<br />
1918 nach Kr<strong>ie</strong>gsende und<br />
Ausrufung der Republik<br />
Österreich war es dann soweit,<br />
dass auch d<strong>ie</strong> Frauen wählen<br />
durften.<br />
Erst jetzt begann d<strong>ie</strong> soziale<br />
Zeitrechnung für<br />
ArbeitnehmerInnen.<br />
Mit Dr. Karl Renner hatten d<strong>ie</strong><br />
G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften einen großen<br />
Fürsprecher im Parlament<br />
g<strong>ew</strong>onnen. Er und<br />
Staatssekretär Ferdinand<br />
Hanusch, beide<br />
Foto: ÖGB-Archiv, Grafiku Foto:<br />
Sozialdemokraten, leiteten „welthungerhilfe“<br />
gemeinsam mit den<br />
G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften einen sozialen<br />
Einst und jetzt:<br />
Quantensprung für<br />
Milliardenverd<strong>ie</strong>nste durch<br />
ArbeiterInnen in Österreich<br />
Kinderarbeit,<br />
ein. In nur zwei Jahren, von Bild oben „Schwabenkinder“<br />
1918 bis 1920, wurden<br />
Meilensteine in der<br />
Sozialpolitik gelegt, d<strong>ie</strong> nicht<br />
nur in Europa große Beachtung
D<strong>ie</strong>se gesetzlichen<br />
Errungenschaften fanden bei<br />
der Arbeiterschaft höchste<br />
Anerkennung.<br />
Bei den Februarkämpfen 1934,<br />
kam es in Österreich zu<br />
bürgerkr<strong>ie</strong>gsähnlichen<br />
Zuständen.<br />
D<strong>ie</strong> steigenden<br />
Mitgl<strong>ie</strong>derzahlen bei den<br />
G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften war ein<br />
Ausdruck dafür.<br />
D<strong>ie</strong> Fre<strong>ie</strong>n G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften<br />
(SozialdemokratInnen) hatten<br />
den größten Zulauf. 1918 noch<br />
400.000, waren es 1920<br />
bereits über eine Million<br />
Mitgl<strong>ie</strong>der. Bei den<br />
Christg<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften waren<br />
es zu d<strong>ie</strong>ser Zeit 79.000, bei<br />
den Nationalen<br />
G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften 45.000.<br />
D<strong>ie</strong> sozialen Errungenschaften<br />
störten besonders das<br />
Bürgertum. D<strong>ie</strong><br />
G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften waren aber<br />
bereits zu stark, um sich d<strong>ie</strong>se<br />
Errungenschaften w<strong>ie</strong>der<br />
D<strong>ie</strong> christlichsoziale Diktatur<br />
unter Kanzler Dollfuß l<strong>ie</strong>ß<br />
reihenweise engag<strong>ie</strong>rte<br />
sozialdemokratische<br />
G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftsfunktionäre,<br />
Sozialdemokraten und<br />
Kommunisten einsperren.<br />
Noch v<strong>ie</strong>l schlimmer kam es<br />
1938 unter der Hitlerdiktatur.<br />
Wer nicht rechtzeitig flüchten<br />
oder untertauchen konnte,<br />
wurde verhaftet und sofort in<br />
ein Konzentrationslager<br />
gebracht. Zu den zigtausenden<br />
Opfern zählten vor allem d<strong>ie</strong><br />
Juden, aber auch der Klerus,<br />
Führer der Vorgängerdiktatur,<br />
v<strong>ie</strong>le bekannte Funktionäre<br />
des illegalen<br />
sozialdemokratischen<br />
G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftsflügels,<br />
wegnehmen zu lassen.<br />
Sozialdemokraten,<br />
D<strong>ie</strong> negativen Auswirkungen<br />
des kurz zuvor verlorenen<br />
Ersten Weltkr<strong>ie</strong>ges, d<strong>ie</strong> für d<strong>ie</strong><br />
Rückzahlungen und<br />
Wirtschaftsankurbelung<br />
aufgenommene<br />
Völkerbundanleihe, d<strong>ie</strong><br />
Währungsumstellung von<br />
Kronen auf Schilling (1924)<br />
und in hohem Maße auch d<strong>ie</strong><br />
durch Spekulationsgeschäfte<br />
verursachte Wirtschaftskrise<br />
traf nur d<strong>ie</strong> Arbeiterschaft mit<br />
voller Wucht. S<strong>ie</strong> verloren (d<strong>ie</strong><br />
Sozialdemokraten waren nicht<br />
mehr in der Reg<strong>ie</strong>rung) nicht<br />
nur v<strong>ie</strong>le der vorher sehr hart<br />
errungenen Rechte sondern<br />
auch Arbeit, Einkommen,<br />
Wohnungen und damit<br />
verbunden oft auch ihre<br />
Selbstachtung.<br />
Insgesamt waren d<strong>ie</strong> Jahre bis<br />
zu den Diktaturen (1933 bis<br />
1945) von schweren<br />
Arbeitskämpfen und blutigen<br />
politischen<br />
Auseinandersetzungen geprägt.<br />
D<strong>ie</strong> g<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftlichen<br />
Erfolge h<strong>ie</strong>lten sich in d<strong>ie</strong>ser<br />
Zeit in Grenzen.<br />
christlichsoziale<br />
G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>after, Kommunisten<br />
usw.<br />
D<strong>ie</strong> Nazis gingen sofort daran,<br />
d<strong>ie</strong> Arbeiterkammern und d<strong>ie</strong><br />
in der Dollfußdiktatur<br />
errichteten<br />
Einheitsg<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften zu<br />
zerschlagen und leisteten<br />
dabei „ganze Arbeit.“<br />
Als Nachfolgeeinrichtung<br />
schufen s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> deutsche<br />
Arbeitsfront (DAF). Dort<br />
hatten aber d<strong>ie</strong> Unternehmer<br />
das Wort, d<strong>ie</strong> ArbeiterInnen<br />
waren nur ein lästiges<br />
Anhängsel ohne Einfluss. Das<br />
aber führte sehr schnell zum<br />
Widerstand. Es wurden<br />
Widerstandsgruppen gebildet.<br />
In einer vorher in Österreich<br />
noch n<strong>ie</strong> gekannten Eintracht,<br />
kämpften Sozialdemokraten,<br />
Christlichsoziale,<br />
Kommunisten, der Klerus,<br />
Bauern und Bürgertum<br />
Schulter an Schulter gegen das<br />
Horrorregime der Nazis. D<strong>ie</strong>se<br />
Gemeinsamkeit sollte auch für<br />
d<strong>ie</strong> Zukunft bestimmend sein.<br />
22 61<br />
D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng
D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng<br />
Karl Schindlegger,<br />
ein äußerst emsiger<br />
und überzeugter <strong>Hainfeld</strong>er<br />
G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftsfunktionär<br />
der Bau- und Holzarbeiter.<br />
62 24<br />
Tausende WiderstandskämpferInnen<br />
haben für den<br />
Kampf um fre<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften<br />
ihr Leben gelassen,<br />
wurden gefoltert oder<br />
jahrelang eingesperrt. Erst<br />
1945 war der nationalsozialistische<br />
Wahnsinn vorbei.<br />
Faschistenmahnmal im W<strong>ie</strong>ner<br />
Zentralfr<strong>ie</strong>dhof, Foto H. K<strong>ie</strong>gler<br />
Am 27. April 1945 wurde d<strong>ie</strong><br />
neue, provisorische Staatsreg<strong>ie</strong>rung<br />
unter Kanzler Dr.<br />
Karl Renner angelobt. Beim<br />
W<strong>ie</strong>deraufbau der<br />
demokratischen Republik<br />
leisteten d<strong>ie</strong> ArbeiterInnen<br />
Großartiges. Gemeinsam mit<br />
allen Bevölkerungsschichten<br />
wurde Österreich zu dem Staat<br />
en<strong>tw</strong>ickelt, den heute v<strong>ie</strong>le<br />
Menschen und Reg<strong>ie</strong>rungen<br />
auf der ganzen Welt beneiden.<br />
Am 15. April 1945 wurde d<strong>ie</strong><br />
Gründung des ÖsterreichischenG<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftsbundes<br />
mit 14 Fachgruppen<br />
beschlossen. Johann Böhm<br />
wurde der erste Vorsitzende.<br />
Er erkannte richtig, dass nicht<br />
nur der Einfluss auf d<strong>ie</strong> Sozialgesetzgebung<br />
sehr wichtig für<br />
d<strong>ie</strong> Arbeiterschaft ist, sondern<br />
auch der wirtschaftliche Einfluss.<br />
Nun gingen Staatsführung<br />
und G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aft Populäre ÖGB-Präsidenten v. O. Josef<br />
sofort ans Werk. Gemeinsam Böhm, Franz Olah, Anton Benya und<br />
der amt<strong>ie</strong>rende Rudolf Hundstorfer,<br />
wurde d<strong>ie</strong> einst vorbildliche Fotos ÖGB-Archiv<br />
Sozialgesetzgebung der Ersten<br />
Republik, d<strong>ie</strong> unter den beiden<br />
vorher erwähnten Diktaturen<br />
völlig zerstört worden war,<br />
Schritt für Schritt w<strong>ie</strong>der<br />
eingeführt. Erst danach begann<br />
man, Anschluss an d<strong>ie</strong> internationale<br />
En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng zu<br />
finden.
1955 errangen d<strong>ie</strong> der Gesamtb<strong>ew</strong>ertung<br />
G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften einen großen Österreichs für d<strong>ie</strong><br />
Erfolg. Das ASVG wurde Zustimmung.<br />
geschaffen. Darin finden sich Naturgemäß gab es auch in<br />
alle unselbständig den Nachkr<strong>ie</strong>gsjahren Streiks,<br />
Erwerbstätigen Österreichs. doch gelang es dem ÖGB im<br />
Das vordringlichste Problem Einvernehmen mit der<br />
d<strong>ie</strong>ser Zeit waren d<strong>ie</strong> Staatsobrigkeit und der<br />
schlechten Lebensumstände Unternehmerschaft ein Klima<br />
der ÖsterreicherInnen, d<strong>ie</strong> des Vertrauens zu en<strong>tw</strong>ickeln<br />
trotz allen Bemühens ohne und zu festigen. Bester B<strong>ew</strong>eis<br />
tatkräftige ausländische Hilfe dafür ist d<strong>ie</strong> bis heute<br />
nicht zu verbessern g<strong>ew</strong>esen ungebrochene Achse in der<br />
wären. Geld- und Sozialpartnerschaft. D<strong>ie</strong><br />
Lebensmittelspenden (UNRA- Paritätische Kommission setzt<br />
Programm, CARE-Paketaktion sich aus ArbeitnehmerInnen,<br />
und Marshallplan) aus dem ArbeitgeberInnen und deren<br />
Ausland standen im Verbände zusammen. S<strong>ie</strong><br />
Vordergrund. verhandeln gleichberechtigt<br />
Zusammen mit den<br />
und auf Augenhöhe sehr<br />
gesamtösterreichischen erfolgreich für d<strong>ie</strong> gesamte<br />
Bemühungen konnte d<strong>ie</strong> Bevölkerung. Der<br />
missliche Lage unseres Landes „Klassenkampf“ wird fr<strong>ie</strong>dlich<br />
einigermaßen stabilis<strong>ie</strong>rt und auf dem „grünen“ Tisch<br />
werden. D<strong>ie</strong> Rückgabe der als geführt. D<strong>ie</strong>se österreichische<br />
ehemals deutsches Eigentum Lösung war und ist Vorbild für<br />
deklar<strong>ie</strong>rten Fabriken von den v<strong>ie</strong>le Staaten der Welt<br />
Alli<strong>ie</strong>rten gestaltete sich sehr g<strong>ew</strong>orden. Der seit<br />
schw<strong>ie</strong>rig. S<strong>ie</strong> fehlten dem Jahrzehnten gut<br />
Staate Österreich als ganz funktion<strong>ie</strong>renden<br />
wichtige Einnahmequelle. Mit Sozialpartnerschaft ist zu<br />
den Westmächten Frankreich, einem guten Teil der Aufst<strong>ie</strong>g<br />
England und USA war d<strong>ie</strong> Österreichs in wirtschaftlichen<br />
Rückgabe bereits fix<br />
und sozialen Belangen zu<br />
ausgehandelt. D<strong>ie</strong> Sowjetunion<br />
verdanken.<br />
machte aber in d<strong>ie</strong>se Richtung Davon profit<strong>ie</strong>ren alle<br />
keine Anstalten. S<strong>ie</strong> hatte d<strong>ie</strong> ÖsterreicherInnen. D<strong>ie</strong><br />
Fabriken in ihrem schweren und blutigen<br />
Einflussbereich genützt und Auseinandersetzungen in<br />
verwaltet. D<strong>ie</strong> Rückgabe der Österreich sind Gott sei Dank<br />
als USIA-Betr<strong>ie</strong>be bekannten Geschichte.<br />
Unternehmen wurde mit v<strong>ie</strong>l Heute leben wir in einem Staat<br />
Geld erkauft und zusätzlich und in einer Zeit, wo jeder d<strong>ie</strong><br />
mussten d<strong>ie</strong> Schulden d<strong>ie</strong>ser gleichen Grundrechte hat. Das<br />
Betr<strong>ie</strong>be übernommen werden. zu erringen hat v<strong>ie</strong>l Zeit, Blut,<br />
Der im Mai 1955 von allen Mut, und vor allem v<strong>ie</strong>l Leid<br />
Beteiligten unterzeichnete gekostet, aber auch v<strong>ie</strong>l<br />
Staatsvertrag sicherte Vernunft und Verständnis<br />
Österreich d<strong>ie</strong> volle gebracht.<br />
Unabhängigkeit.<br />
D<strong>ie</strong> demokrat<strong>ie</strong>politisch<br />
Aber:...ES HAT SICH<br />
Foto <strong>SPÖ</strong>-Archiv<br />
D<strong>ie</strong> G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong><strong>aftsen</strong><strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng<br />
maßvolle und dadurch AUSGEZAHLT!<br />
stabilis<strong>ie</strong>rende Rolle der<br />
G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aften im Vorfeld<br />
des Staatsvertrages darf nicht<br />
unterschätzt werden. D<strong>ie</strong>se<br />
Foto: H. K<strong>ie</strong>gler, Parlament<br />
war nämlich ein wichtiger und<br />
mitentscheidender 22 Faktor bei<br />
63
Demonstrationen, Protestkundgebungen und Streiks<br />
64<br />
24<br />
Demonstrationen,<br />
Mit allen möglichen<br />
Argumenten und Mitteln<br />
Protestkundgebungen versuchen s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>se Rechte<br />
und Streiks<br />
auszuhöhlen, um dadurch auf<br />
Kosten der ArbeitnehmerInnen<br />
Bis Mitte des 19. Jh waren d<strong>ie</strong><br />
ihren G<strong>ew</strong>inn nochmals<br />
ArbeiterInnen völlig rechtlos<br />
steigern zu können. Wenn es<br />
und lebten in erbärmlichsten<br />
stimmt, was man hört, dass in<br />
Verhältnissen. D<strong>ie</strong><br />
g<strong>ew</strong>issen Branchen u.a.<br />
Auswirkungen der<br />
geleistete Überstunden nicht<br />
Revolutionen des Jahres 1848<br />
mehr bezahlt werden oder d<strong>ie</strong><br />
hatten deutlich vor Augen<br />
Stundenlöhne weit unter den<br />
geführt, dass eine<br />
gesetzlichen Normen l<strong>ie</strong>gen<br />
Verbesserung der<br />
und d<strong>ie</strong> in solchen Betr<strong>ie</strong>ben<br />
Lebensumstände nur durch<br />
Beschäftigten aus Angst<br />
eine straff organis<strong>ie</strong>rte und zu<br />
(Verlust des Arbeitsplatzes)<br />
Kampfmaßnahmen bereite<br />
sich nicht trauen, darüber zu<br />
Arbeiterschaft erreichbar ist.<br />
reden, sind wir w<strong>ie</strong>der in einer<br />
Es hat danach noch v<strong>ie</strong>le Zeit angelangt, wo es nötig<br />
Jahrzehnte gedauert, bis d<strong>ie</strong> scheint, geschlossen d<strong>ie</strong><br />
sozialen Mindeststandards adäquaten Maßnahmen zu<br />
durch Kampfmaßnahmen treffen.<br />
gegen Obrigkeitsstaat und<br />
D<strong>ie</strong> am Schluß angeführten<br />
ArbeitgeberInnen gesetzlich<br />
Beisp<strong>ie</strong>le zeigen, dass einzelne<br />
errungen werden konnten. D<strong>ie</strong><br />
ArbeitnehmerInnen solchen<br />
für d<strong>ie</strong> ArbeitnehmerInnen<br />
En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ngen so hilflos w<strong>ie</strong><br />
wirklich wichtigen<br />
damals, als s<strong>ie</strong> nicht organs<strong>ie</strong>rt<br />
Sozialreformen wurden von<br />
waren, ausgel<strong>ie</strong>fert sind.<br />
den SozialdemokratInnen zu<br />
Beginn (1918-1920) der Ersten Mit der Angst der arbeitenden<br />
Republik im Parlament<br />
Menschen zu spekul<strong>ie</strong>ren und<br />
durchgesetzt. Im<br />
damit durch entsprechende<br />
erzkonservativen und<br />
Maßnahmen auch noch fette<br />
autoritäten Ständestaat von G<strong>ew</strong>inne einzufahren, ist das<br />
1933 bis 1938 und der<br />
wahre Gesicht des<br />
Hitlerdiktatur von 1938 bis Kapitalismus w<strong>ie</strong>der sichtbar<br />
1945 wurden v<strong>ie</strong>le der vorher g<strong>ew</strong>orden. Es ist höchste Zeit,<br />
hart errungenen Rechte w<strong>ie</strong>der sich gegen den Abbau sozialer<br />
aberkannt. Spitzeltum, Verrat, Errungenschaften aktiv zur<br />
Kerker und Todesstrafe waren Wehr zu setzen.<br />
in d<strong>ie</strong>sen Jahren für d<strong>ie</strong><br />
KämpferInnen demokratischer<br />
Verhältnisse w<strong>ie</strong>der an der<br />
Tagesordnung.<br />
Erst nach Kr<strong>ie</strong>gsende 1945 und<br />
Gründung der Zweiten<br />
Republik konnten Schritt für<br />
Schritt d<strong>ie</strong> heute wel<strong>tw</strong>eit<br />
beachteten Sozialleistungen<br />
gesetzlich verankert werden.<br />
Hauptveran<strong>tw</strong>ortlich dafür<br />
waren immer d<strong>ie</strong><br />
SozialdemokratInnen.<br />
D<strong>ie</strong> hart errungenen Rechte<br />
sind aber g<strong>ew</strong>issen Kreisen in<br />
Österreich w<strong>ie</strong> eh und je- ein<br />
Dorn im Auge.
Beisp<strong>ie</strong>lhafte Aufzählung von Weitere Ereignisse werden nur<br />
Demonstrationen, mehr schlagwortartig<br />
Protestkundgebungen und angeführt.<br />
Streiks im Bezirk Lil<strong>ie</strong>nfeld. Nach 1945 wurden d<strong>ie</strong> harten<br />
Auseinandersetzungen auf den<br />
Arbeitszeiten und<br />
grünen Tisch verlagert. D<strong>ie</strong><br />
Verd<strong>ie</strong>nstmöglichkeiten um Paritätische Kommission setzt<br />
d<strong>ie</strong> Mitte des 19. Jh.:<br />
sich aus VertreterInnen der<br />
Arbeitgeber- und<br />
ArbeitnehmerInnenwöchentliche<br />
Arbeitszeit organisationen zusammen. D<strong>ie</strong><br />
72 Stunden, Ergebnisse d<strong>ie</strong>ser Kommission<br />
täglich durchschnittliche wurden und werden von allen<br />
Arbeitszeit von 05.00 Uhr bis Beteiligten mitgetragen und<br />
20.00 Uhr<br />
Demokrat<strong>ie</strong> und zum sozialen<br />
Aufst<strong>ie</strong>g Österreichs<br />
Bezahlung: wesentlich beigetragen.<br />
Facharbeiter Erwähnenswerte<br />
wöchentlich 5 Gulden Bezirksereignisse von 1905 bis<br />
zur Gegenwart:<br />
Frauen Traisen 1905<br />
zwe<strong>ie</strong>inhalb Gulden<br />
D<strong>ie</strong> Eigentümer der<br />
Kinder<br />
Fischerschen Weicheisen- und<br />
½ bis 2 Gulden<br />
Stahlg<strong>ie</strong>ßerei Traisen<br />
bekämpften alle<br />
Lebenskosten: Organsiationsversuche ihrer<br />
1 Kg Rindfleisch ½ Gulden Arbeiter. Immer w<strong>ie</strong>der h<strong>ie</strong>ß<br />
1 Schlafstelle<br />
es, wer organis<strong>ie</strong>rt ist, wird<br />
p. Wo. 2 Gulden<br />
hinausg<strong>ew</strong>orfen. D<strong>ie</strong>s<br />
betrachteten Sozialdemokraten<br />
Quelle: „Vom Gstättenhammer zum<br />
wel<strong>tw</strong>eiten Aluminium“, Autoren: DI und der Metallarbeiterverband<br />
W.Pusch, F. Kickinger und L.<br />
Streiks und<br />
haben so zur Festigung der<br />
als Bruch des gesetzlich<br />
Protestkundgebungen Demonstrationen,<br />
Samstag,<br />
Heistinger geregelten Koalitonsrechtes.<br />
D<strong>ie</strong> oben genannten<br />
Schilderungen sollen anhand<br />
von ein paar Beisp<strong>ie</strong>len aus der<br />
Kaiserzeit und der Ersten<br />
Republik, d<strong>ie</strong> harten<br />
Auseinandersetzungen<br />
zwischen ArbeitnehmerInnen<br />
einerseits und<br />
ArbeitgeberInnen bzw.<br />
Obrigkeit andererseits im<br />
Kampf um bessere Lebensund<br />
Arbeitsbedingungen<br />
verdeutlichen. D<strong>ie</strong><br />
dramatischen Ereignisse des<br />
86tägigen Arbeitskampfes<br />
1905 in Traisen b<strong>ew</strong>eisen, mit<br />
welch unglaublichen<br />
Methoden und Mitteln d<strong>ie</strong> am<br />
Existenzminimum lebenden<br />
ArbeiterInnen in d<strong>ie</strong> Kn<strong>ie</strong><br />
gezwungen werden sollten.<br />
22<br />
D<strong>ie</strong> Dreher wählten am 16.<br />
April einen Vertrauensmann<br />
und ersuchten d<strong>ie</strong> Firma um<br />
Freigabe des 1. Mai. Der<br />
Miteigentümer Alfred von<br />
Lenz entl<strong>ie</strong>ß am 17. April den<br />
Vertrauensmann, d<strong>ie</strong> Freigabe<br />
des 1. Mai wurde abgelehnt.<br />
Daraufhin wurde in<br />
Teilbereichen gestreikt. Als<br />
man fälschlicherweise glaubte,<br />
nun sei d<strong>ie</strong><br />
ArbeiterInnenorganisation<br />
geduldet, wurde der Streik<br />
abgebrochen. Als aber weitere<br />
Vertrauensleute entlassen<br />
wurden und ein Memorandum<br />
mit dem Wunsch nach<br />
Anerkennung der Organisation<br />
und der Vertrauensmänner,<br />
zehnstündiger Arbeitszeit,<br />
Lohnauszahlung jeden<br />
65
Demonstrationen, Protestkundgebungen und Streiks<br />
66<br />
24<br />
Festsetzung von Zur „Rückenstärkung“ und aus<br />
Mindesttageslöhnen, Solidarität mit den Streikenden<br />
Überstunden- und wurde in Traisen am 6. August<br />
Sonntagszuschlägen 25 % usw. eine Protestkundgebung mit<br />
von Alfred v. Lenz über 4500 Teilnehmern<br />
zurückg<strong>ew</strong><strong>ie</strong>sen wurde, traten organis<strong>ie</strong>rt. Um d<strong>ie</strong> Ruhe und<br />
400 der 1200 Beschäftigten am Ordnung aufrecht zu erhalten,<br />
29. Mai in den Streik. D<strong>ie</strong> wurde zu dem starken<br />
Firmenleitung holte sich Gendarmer<strong>ie</strong>aufgebot eine<br />
Streikbrecher im Volksmund noch fast 1000 Mann<br />
Krowoten- und setzte d<strong>ie</strong>se umfassende Militäreinheit<br />
gez<strong>ie</strong>lt in Produktion und zur eingesetzt. D<strong>ie</strong><br />
teils g<strong>ew</strong>alttätigen Protestkundgebung verl<strong>ie</strong>f<br />
Bekämpfung der streikenden ohne Zwischenfälle.<br />
ArbeiterInnen ein. Am 30. Juli Nach Verhandlungen mit dem<br />
überf<strong>ie</strong>l ein 200 Mann starker, neu eingesetzten<br />
mit Knüppeln, Stangen usw. Bezirkshauptmann, dem<br />
b<strong>ew</strong>affneter G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftssekretär Franz<br />
Streikbrechertrupp das Domes und dem<br />
Streiklokal Gasthof Brenn und sozialdemokratischen<br />
verlangte d<strong>ie</strong> Herausgabe des Abgeordneten Schuhme<strong>ie</strong>r<br />
streikenden Rudolf Müller, wurde der Streik nach 86<br />
weil d<strong>ie</strong>ser erschlagen werden Tagen abgebrochen. 389<br />
sollte. Das konnte in letzter Streikende waren entlassen<br />
Minute noch verhindert und zum Teil auch delog<strong>ie</strong>rt<br />
werden. Gegen d<strong>ie</strong> worden. Obwohl v<strong>ie</strong>le<br />
andauernden G<strong>ew</strong>altakte der Forderungen durchgebracht<br />
von Lenz geholten werden konnten, hat sich ein<br />
Streikbrecher wurde seitens Großteil der Streikenden<br />
der staatlichen auswärts eine Arbeit gesucht<br />
Sicherheitsbehörden nichts und Traisen für immer<br />
unternommen, wogegen d<strong>ie</strong> verlassen. Geradezu als<br />
ArbeiterInnen schon bei paradox ist d<strong>ie</strong> Tatsache<br />
kleinsten Vorkommnissen mit anzusehen, dass d<strong>ie</strong> großen<br />
Strafen belegt wurden. G<strong>ew</strong>inner d<strong>ie</strong>ses Streiks d<strong>ie</strong><br />
Das üble Verhalten der Streikbrecher waren, weil s<strong>ie</strong><br />
Streikbrecher, deren vorher schon v<strong>ie</strong>le Wohnungen<br />
Unterstützung durch den der delog<strong>ie</strong>rten ArbeiterInnen<br />
Firmenmitbesitzer v. Lenz und und nach den Verhandlungen<br />
d<strong>ie</strong> Untätigkeit der Behörden auch noch alle sozialen<br />
veranlaßten den Marktler Errungenschaften der<br />
Firmenbesitzer Fr<strong>ie</strong>d.v. G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aft in Anspruch<br />
Neumann am 2. Aug. 1905 ein nehmen konnten. Das hatte<br />
Telegramm an d<strong>ie</strong> Statthalterei wohl n<strong>ie</strong>mand beabsichtigt.<br />
(heute NÖ-Landesreg<strong>ie</strong>rung) Traisen 1916:<br />
zu senden, in dem er um<br />
rasche Beendigung der von Am 16. Okt. 1916 versammeln<br />
Lenz verursachten<br />
sich 3000 der damals 6000<br />
anarchistischen Zustände Beschäftigten auf dem<br />
bittet.<br />
Fabrikshof der Fa. Lenz, um<br />
gegen das fehlende Mehl und<br />
Brot zu demonstr<strong>ie</strong>ren.<br />
Anschl<strong>ie</strong>ßend z<strong>ie</strong>hen 3000<br />
Demonstranten zur<br />
Bezirkshauptmannschaft<br />
Lil<strong>ie</strong>nfeld.
Dort verspricht man d<strong>ie</strong> Vom 6. bis 13. Juli 1931<br />
baldige Mehlzuteilung. D<strong>ie</strong><br />
Demonstranten gehen nach<br />
streiken große Teile der<br />
Traisen zurück und nehmen<br />
Belegschaft der Fa. Neuman in<br />
d<strong>ie</strong> Arbeit w<strong>ie</strong>der auf. Am<br />
Marktl. D<strong>ie</strong> Firma meldet 380<br />
Abend werden in Traisen<br />
Streikende und 203<br />
Ausgesperrte. Grund: Kürzung<br />
4000 Kg Mehl verteilt. der Akkordsätze.<br />
Am 17. Jänner 1918 1950 wurden mehrere von<br />
legen 7189 ArbeiterInnen im den Kommunisten<br />
Bezirk Lil<strong>ie</strong>nfeld d<strong>ie</strong> Arbeit herbeigeführte Streiks und<br />
n<strong>ie</strong>der. erfolglose Streikversuche<br />
Grund: Kr<strong>ie</strong>gsmüdigkeit und unternommen. Z<strong>ie</strong>l ist, durch<br />
Mehlkürzungen. Der Streik einen Putsch (getarnt durch<br />
dauert bis zum 22. Jänner Streiks) an d<strong>ie</strong> Macht zu<br />
1918 und wird von den kommen. Zahlreiche und harte<br />
Behörden als<br />
Auseinandersetzungen mit<br />
Demonstrationsstreik<br />
Handgreiflichkeiten -vor allem<br />
bezeichnet. In NÖ streiken mit den SozialdemokratInnen-<br />
150 000, in W<strong>ie</strong>n 113 000 und bleiben ohne Folgen.<br />
in der Ste<strong>ie</strong>rmark 40 000 Am 7. Jänner 1952<br />
Personen.<br />
von 09.00 bis 10.00 Uhr<br />
Am 20. Mai 1920 protest<strong>ie</strong>ren in St.Aegyd und<br />
demonstr<strong>ie</strong>ren 600<br />
Kernhof rund 800 Personen<br />
ArbeiterInnen in <strong>Hainfeld</strong>, (USIA- Betr<strong>ie</strong>be und Hoyos-<br />
Rohrbach und Rainfeld gegen Sprinzensteinsche<br />
d<strong>ie</strong> Entlassung von<br />
Forstverwaltung) gegen d<strong>ie</strong><br />
„organis<strong>ie</strong>rten“ Beamten Rückgabe der<br />
der Fa. Spohn&Kaschütz.<br />
Starhemberggüter.<br />
1922<br />
Vom 24. bis 30. März 1955<br />
werden bei Schmid&Söhne in<br />
treten Werkzeugmacher und<br />
<strong>Hainfeld</strong> 140 ArbeiterInnen<br />
Schlosser der Fa. Grundman in<br />
fast 8 Monate lang<br />
Rohrbach in den Sitzstreik.<br />
ausgesperrt. Grund: Streik<br />
Grund: Nichterfüllung der<br />
wegen Vertragsbruch durch d<strong>ie</strong><br />
Lohnerhöhung um einen<br />
Firmenleitung. Erst d<strong>ie</strong><br />
Schilling. Am 30.3. erhalten<br />
Vermittlung durch<br />
s<strong>ie</strong> pro Std. um 58 Groschen<br />
G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aftssekretär<br />
mehr und beenden den Streik.<br />
Schnofel schafft geordnete Vom 5. bis 21. März 1957<br />
Verhältnisse. Durch den streiken d<strong>ie</strong> ArbeiterInnen des<br />
Abgabenentgang ist auch d<strong>ie</strong> Feilenwerkes in Furthof.<br />
Gemeindeverwaltung in Grund: Nichterfüllung der<br />
finanz<strong>ie</strong>lle Schw<strong>ie</strong>rigkeiten Lohnforderung.<br />
geraten.<br />
Am 9. März 1957<br />
Am 16. Juli 1927<br />
treten d<strong>ie</strong> Hohenberger<br />
kommt es aufgrund des Hausfrauen in den<br />
Freispruchs der Todesschützen sogenannten Fleischstreik.<br />
im Schattendorf-Prozess zu Grund: Fleischpreiserhöhung.<br />
Protestkundgebungen im Nachdem tatsächlich kein<br />
ganzen Bezirk. Allein in Fleisch gekauft wird, senken<br />
Traisen und Rotheau streiken d<strong>ie</strong> Fleischauer sofort w<strong>ie</strong>der<br />
kurzfristig 930 Personen. alle Preise.<br />
22 67<br />
Demonstrationen, Protestkundgebungen und Streiks
Demonstrationen, Protestkundgebungen und Streiks<br />
68 24<br />
Am 12. März 1964<br />
nimmt d<strong>ie</strong> gesamte Belegschaft<br />
der Fa. Swoboda in Rainfeld<br />
am Protestreik gegen d<strong>ie</strong><br />
Werksschl<strong>ie</strong>ßung teil. Ende<br />
Mai 1967 wird das Werk<br />
gesperrt.<br />
Vom<br />
18. bis 25. Jänner 1968<br />
streikt d<strong>ie</strong> Belegschaft der Fa.<br />
Kaschütz in Rohrbach für eine<br />
5 prozentige Lohnerhöhung<br />
und erhält d<strong>ie</strong>se.<br />
Am 3. Juni 2002<br />
streikt d<strong>ie</strong> Belegschaft der Fa.<br />
Schmid in <strong>Hainfeld</strong> für sichere<br />
und bessere<br />
Umfeldbedingungen<br />
Telegrammkop<strong>ie</strong> v. 2. Aug. 1905<br />
Quellen:<br />
ÖGB-FSG Archiv, <strong>SPÖ</strong>-Archiv, FSG-<br />
Streikdokumentationen<br />
Franz Lettner: “Arbeiterb<strong>ew</strong>egung im<br />
Bez.Lil<strong>ie</strong>nfeld”<br />
AK-Archiv<br />
Volkstribühne Nr.: 26,31,32/1905<br />
Chronik der Bundesgendarmer<strong>ie</strong><br />
„Vom Gstättenhammer zum wel<strong>tw</strong>eiten<br />
Neuman-Aluminium“, DI. W. Pusch, F.<br />
Kickinger , L. Heistinger
Industr<strong>ie</strong>betr<strong>ie</strong>be in<br />
<strong>Hainfeld</strong> -einst und 19 Jhdt- nach<br />
jetzt.<br />
Konzession<strong>ie</strong>rung der<br />
Hammerwerke1802 bzw.<br />
Industr<strong>ie</strong> einst: 1806- gab es an der Traisen<br />
bedeutende Eisen- und<br />
Stahlindustr<strong>ie</strong>. Zu Beginn des<br />
In den Voralpentälern der und Gölsen(Nebenbäche<br />
oberen Traisen und Gölsen miteingeschlossen) 32<br />
entstand im Mittelalter eine Hammerwerke.<br />
große Eisenindustr<strong>ie</strong>, d<strong>ie</strong> Großhammerwerke:<br />
einerseits an d<strong>ie</strong> Wasserkraft<br />
In <strong>Hainfeld</strong> bestand eine<br />
und andererseits an den<br />
Achsenfabrik seit<br />
Holzreichtum des Geb<strong>ie</strong>tes<br />
1849(Hüffelwerk).1867 kauft<br />
gebunden war. Wertvollste<br />
Hüffel d<strong>ie</strong> Mar<strong>ie</strong>nhütte in<br />
Hüffelwerk, 1959<br />
Energ<strong>ie</strong>quelle der Gegend war<br />
Halbach und l<strong>ie</strong>ß dort ein<br />
d<strong>ie</strong> Wasserkraft. Auch d<strong>ie</strong> der<br />
Walzwerk aufstellen..<br />
Flüsse und Bäche war für d<strong>ie</strong><br />
Eisenhammerwerke<br />
Kleinzerrenhammerwerke<br />
ausreichend. D<strong>ie</strong><br />
waren als Hersteller des<br />
Industr<strong>ie</strong>ans<strong>ie</strong>delungen der Rohmaterials nur in<br />
Vergangenheit setzte das Verbindung mit einem<br />
Vorhandensein von Eisen Sensenhammerwerk<br />
voraus. D<strong>ie</strong> relative Nähe zu zugelassen.<br />
den steirischen<br />
<strong>Hainfeld</strong>er Hammerwerke:<br />
Erzbaugeb<strong>ie</strong>ten begünstigte Der Hammer auf der großen<br />
d<strong>ie</strong>se En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng. In der W<strong>ie</strong>se in Landsthal, wo heute<br />
Folge entstanden d<strong>ie</strong> unten d<strong>ie</strong> Schraubenfabrik Erich<br />
genannten ersten Schmid steht. Brennhammer<br />
Hammerwerke im Bezirk. Ignatz Zeilinger, der in Ramsau<br />
Ältestes Hammerwerk war d<strong>ie</strong> Oberhammer Sensen erzeugte.<br />
„Hackenschm<strong>ie</strong>de in<br />
Rohrhammerwerke waren<br />
<strong>Hainfeld</strong>(1418).Weitere<br />
anfangs auf d<strong>ie</strong> Herstellung<br />
Hämmer folgten: „ Hammer<br />
von G<strong>ew</strong>ehrläufen und<br />
<strong>Hainfeld</strong>“(1469), „Hammer<br />
G<strong>ew</strong>ehrbestandteilen<br />
Ramsau“(1472).<br />
beschränkt. Es gab ein<br />
D<strong>ie</strong> ersten verarbeitenden Rohrhammerwerk in <strong>Hainfeld</strong>,<br />
Eisenwerke(Hämmer)befanden das 1806 an den<br />
sich am Erzberg in der Büchsenmacher Fruhwirth<br />
Ste<strong>ie</strong>rmark. Dort traten aber kam, der bis 1827<br />
bald erhebliche G<strong>ew</strong>ehrläufe für seine W<strong>ie</strong>ner<br />
Schw<strong>ie</strong>rigkeiten bei der Fabrik erzeugte.<br />
Beschaffung von Holzkohle<br />
Sensenhammerwerke waren:<br />
und Lebensmitteln auf.Man<br />
wich nun an d<strong>ie</strong> Enns und Sensenhammerwerke am<br />
andere kräftige Wasserläufe Lehen in Landsthal<br />
der „Waldmark“ aus. In d<strong>ie</strong>se Oberhammer in der Ramsau<br />
Zeit(1448) fällt auch der im Besitz<br />
Beginn der Eisenverarbeitung Senseng<strong>ew</strong>erkenfamil<strong>ie</strong><br />
im Gölsental, welche noch Zeillinger<br />
durch eing<strong>ew</strong>anderte Sensenhammerwerk zu Bergau<br />
steirische Eisenarbeiter in <strong>Hainfeld</strong><br />
gefestigt wurde. Aus den<br />
Rohrhammerwerk in <strong>Hainfeld</strong><br />
kleineren Hammerwerken,<br />
Schm<strong>ie</strong>den, Drahtzügen und Teschenhammerwerke in<br />
Werkstätten der Handwerker, <strong>Hainfeld</strong> wurden 1820 in ein<br />
d<strong>ie</strong> fast ausschl<strong>ie</strong>ßlich für den Sensenhammerwerk<br />
lokalen Bedarf erzeugten, umgebaut; dann Hüffelwerk.<br />
en<strong>tw</strong>ickelte 22 sich gegen Ende<br />
69<br />
des 18 Jahrhunderts eine<br />
Industr<strong>ie</strong>betr<strong>ie</strong>be in <strong>Hainfeld</strong>
Industr<strong>ie</strong>betr<strong>ie</strong>be in <strong>Hainfeld</strong><br />
D<strong>ie</strong> für einen weiteren Ausbau Das AUWERK<br />
zu geringe Wasserkraft und der (Stahlwarenfabrik auf der Au,<br />
fühlbare Brennstoffmangel <strong>Hainfeld</strong>er Werkzeug und<br />
erlaubten nur wenigen Gesenkschm<strong>ie</strong>de. Auwerk AG.,<br />
Hammerwerken den „Ras<strong>ie</strong>rklingenfabrik Rivo“,<br />
Weiterbestand. S<strong>ie</strong> Plastik und Metallwarenfabrik,<br />
verschwanden gegen Ende der derzeit: Camping, Auwerk).<br />
ersten Hälfte des 20.<br />
Jahrhunderts zur Gänze.<br />
1849 kaufte Georg Fischer von<br />
der Wi<strong>tw</strong>e Juliane Laber eine<br />
Entstehung von Fabriken: zum „Bauerngut in Dornbach“<br />
GEORG FISCHERS Gussstahl- gehörende W<strong>ie</strong>senparzelle,<br />
und Feilenfabrik in <strong>Hainfeld</strong> l<strong>ie</strong>ß darauf im Jahre 1850 d<strong>ie</strong><br />
(später: Polstermöbelfabrik „Stahlwarenfabrik auf der Au“<br />
Urban ) Herstellung von Feilen erbauen. Erzeugt wurden<br />
und anderen Werkzeugen.1892 hauptsächlich Schm<strong>ie</strong>de-,<br />
kaufte d<strong>ie</strong> Firma Böhler aus Schlosser-Spengler- und<br />
Kapfenberg d<strong>ie</strong> gesamte Steinmetzwerkzeuge sow<strong>ie</strong><br />
Anlage, d<strong>ie</strong> dann 1899 von der Scherenmesser für Tabak- und<br />
St. Egydyer Eisen -und Stahl- Pap<strong>ie</strong>rfabrikation. Als J.C.<br />
Industr<strong>ie</strong>- Gesellschaft käuflich Fischer 1854 starb, erbte<br />
erworben wurde. Seit d<strong>ie</strong>ser Georg das <strong>Hainfeld</strong>er<br />
Zeit wurden keine Feilen mehr Unternehmen und lebte bis zu<br />
erzeugt sondern Feilen seinem Tod 1888 in<br />
angekauft und zum Aufhauen <strong>Hainfeld</strong>.1894 wurde es an<br />
übernommen.1931 wurde ein Herrn Gustav Girtschall<br />
Großteil der Feilenarbeiter aus verkauft. 1922 nennt sich das<br />
<strong>Hainfeld</strong> nach St. Aegyd Werk „<strong>Hainfeld</strong>er<br />
verlegt.<br />
Werkzeugfabrik und<br />
D<strong>ie</strong> Gebäude gingen in den<br />
Gesenkschm<strong>ie</strong>de.<br />
Besitz des Herrn Prokesch AUWERK A.G.)“<br />
über und ab 1950 erzeugte D<strong>ie</strong> Gesellschaft ging um das<br />
dort August Urban<br />
Jahr 1926 in Konkurs.Nach<br />
Postermöbel bis 1966.<br />
August Urban Polstermöbelfabrik Fa. Urban, LKW 1961<br />
70 24<br />
Auwerk, um 1920<br />
dem 2. Weltkr<strong>ie</strong>g wurde der<br />
Betr<strong>ie</strong>b unter USIA-V<strong>ew</strong>altung<br />
gestellt und erst 1955 w<strong>ie</strong>der<br />
zurückgegeben.Nach 1955<br />
führte Raoul Eichenauer den<br />
Betr<strong>ie</strong>b als Plastik- und<br />
Metallwarenfabrik. 1972<br />
erfolgte d<strong>ie</strong> Stilllegung. Von<br />
den Betr<strong>ie</strong>bsanlagen ist heute<br />
nur noch das generalüberholte<br />
E-Werk in Betr<strong>ie</strong>b.D<strong>ie</strong> Famil<strong>ie</strong><br />
Weißenböck gründet 1978 auf<br />
den zum Werk gehörenden<br />
Freiflächen einen<br />
Campingplatz.<br />
(Auwerk, Camping).
Das HÜFFELWERK(Eisenwerk, Spritzg<strong>ie</strong>ßerei.1947 bis 1951<br />
Achsenfabrik, Metallurgische war es ein USIA-<br />
Werke A.G., Optische Fabrik, Betr<strong>ie</strong>b(USIA:Abkürzung für<br />
Leichtmetall-Spritzg<strong>ie</strong>ßerei) „Uprawlenje Sowjetskim<br />
Imusches<strong>tw</strong>om w. Awstri“=<br />
Nach dem Besitzer Ferdinand<br />
Verwaltung sowjetischen<br />
Hüffel benannt, der auf dem<br />
Vermögens in Österreich),<br />
Wege des Gütertausches d<strong>ie</strong><br />
Spezialmaschinen wurden in<br />
beiden Werke im Jahre 1849 in<br />
andere USIA- Betr<strong>ie</strong>be<br />
seinen Besitz brachte. Das<br />
abtransport<strong>ie</strong>rt und das<br />
Hüffelwerk geht auf 2<br />
Unternehmen dem Zerfall<br />
Hammerwerke zurück,<br />
preisgegeben.1972 erwarb<br />
nämlich auf den<br />
d<strong>ie</strong>se L<strong>ie</strong>genschaft August<br />
Urban, Polstermöbelfabrikant.<br />
„Teschenhammer am<br />
Das Hüffelwerk in <strong>Hainfeld</strong><br />
Teufelhof“ in <strong>Hainfeld</strong>,<br />
mit der Achsen- und<br />
Gölsen 1, wo er Schraubstockerzeugung endete<br />
Schraubstöcke, Schaufeln und in den 90iger Jahren. D<strong>ie</strong><br />
Wagenachsen erzeugte. <strong>Hainfeld</strong>er Werkzeugfabrik<br />
„ Hammer unter dem Markt“, Auwerk hatte am Anfang des<br />
auch „Prechtlhammer“ 20. Jahrhunderts noch einen<br />
genannt, ging 1849 ebenfalls Höhepunkt. D<strong>ie</strong> Feilenfabrik<br />
in den Besitz von Hüffel, dort Georg Fischer in <strong>Hainfeld</strong><br />
erzeugte er Schraubstöcke stellte 1892 d<strong>ie</strong> eigene<br />
aber auch Pflugwaren und Feilenerzeugung ein jedoch<br />
Werkzeuge. der Betr<strong>ie</strong>b exist<strong>ie</strong>rte noch<br />
Um 1870 waren im gesamten e<strong>tw</strong>a 40 Jahre.<br />
Hüffelwerk ca.100 Arbeiter In den letzten drei Jahrzehnten<br />
beschäftigt. des 19. Jahrhunderts und am<br />
1922 kam das ganze Werk in Beginn des 20. entstanden<br />
den Besitz der Fa.<br />
vorw<strong>ie</strong>gend im Gölsental fünf<br />
„Metallurgische Werke A.G.“ neue Werke, von denen drei<br />
eine Akt<strong>ie</strong>ngesellschaft aus Fabriken sich bis heute<br />
W<strong>ie</strong>n. D<strong>ie</strong>ser Betr<strong>ie</strong>b musste<br />
behaupten konnten. D<strong>ie</strong>s sind:<br />
1926 den Konkurs anmelden D<strong>ie</strong> „Eisennägel- und<br />
und 1930 kaufte Leopold Drahtfabrik“ d<strong>ie</strong> 1872 in<br />
Schmidt, ein Famil<strong>ie</strong>nmitgl<strong>ie</strong>d, <strong>Hainfeld</strong> entstand. S<strong>ie</strong> war ab<br />
den Betr<strong>ie</strong>b w<strong>ie</strong>der zurück. 1908 eine<br />
D<strong>ie</strong> „Optische Fabrik“ w<strong>ie</strong> das Schraubenfabrik(Schmid<br />
Werk ab 1933 h<strong>ie</strong>ß, erzeugte<br />
Schrauben <strong>Hainfeld</strong> GmbH)<br />
„Punktal- Menisken“ und Das „Kruppwalzwerk“ in<br />
„Torische Gläser“. Menisken Traisen wurde 1883 eröffnet,<br />
sind Gläser mit sphärischem 1931 stillgelegt und 1934 von<br />
Schliff und ermöglichten Feinstahlwerken Traisen<br />
deutliches Sehen bis zum angekauft.<br />
Rande, zeigen also keine 1894 entstand d<strong>ie</strong> „Rohrbacher<br />
Bildverzerrung. Torische Schlosserwarenfabrik Wilhelm<br />
Gläser korrig<strong>ie</strong>ren den Grundmann“ (Grundmann<br />
Astigmatismus und schützen Beschlagtechnik GmbH)<br />
vor dessen unangenehmen<br />
Folgeerscheinungen(Kopfschmerzen,<br />
Schwindel).1943<br />
ging zu gleichen Teilen d<strong>ie</strong><br />
ehemalige Achsenfabrik an<br />
Ing. Dr. Gruber und Karl<br />
Hartmann aus Berlin.<br />
Hartmann 22errichtete eine<br />
71<br />
Leichtmetall-<br />
Industr<strong>ie</strong>betr<strong>ie</strong>be in <strong>Hainfeld</strong>
Industr<strong>ie</strong>betr<strong>ie</strong>be in <strong>Hainfeld</strong><br />
Fa.METAGRO<br />
Fa. Schmid Landstal,<br />
1970<br />
72 24<br />
Industr<strong>ie</strong> heute:<br />
Heute gl<strong>ie</strong>dert sich das<br />
Bestehende<br />
Unternehmen in v<strong>ie</strong>r<br />
Industr<strong>ie</strong>unternehmen in<br />
Geschäftsbereiche. Pro Jahr<br />
<strong>Hainfeld</strong>:<br />
werden rund 6000 Artikel, vor<br />
allem Qualitätsschrauben für<br />
ERICH SCHMID GesmbH & den Handel, G<strong>ew</strong>erbe und<br />
Co.KG SCHRAUBENFABRIK Industr<strong>ie</strong> erzeugt. Gegen Ende<br />
Landstal Nr. 10 bei <strong>Hainfeld</strong>, 2003 sind rund 180<br />
am Ramsaubach gelegen, hatte Mitarbeiter beschäftigt. Der<br />
ihren Standort nicht immer am Exportanteil beträgt ca. 50%<br />
genannten Ort. D<strong>ie</strong> und d<strong>ie</strong> Produkte gehen<br />
sogenannten „Schmid- hauptsächlich in d<strong>ie</strong><br />
Fabriken“ umfassten d<strong>ie</strong> Nachbarländer und nach<br />
Objekte Nr.41 -45 in <strong>Hainfeld</strong> Frankreich. D<strong>ie</strong> derzeitigen<br />
und in der Katastralgemeinde Abteilungen sind : Drahtzug,<br />
Landstal Nr.4. Werkzeugbau, geometrische<br />
Das lange Gebäude(Bilder li. Fertigung, Vergütung ,<br />
unten) war bis 1994 ein Verpackung und<br />
Arbeiterwohnhaus. Noch im Instandhaltung. Investitionen<br />
selben Jahr wurde es<br />
in Fertigungsanlagen,<br />
abgetragen.In den fünfziger Werkzeugmaschinen,<br />
Jahren erzeugte man Muttern, Datenverarbeitung und<br />
Eiseng<strong>ew</strong>inde und<br />
Gebäudesan<strong>ie</strong>rung sind d<strong>ie</strong><br />
Eisenblechschrauben. Gegen Garant<strong>ie</strong> für eine stabile<br />
Ende der s<strong>ie</strong>bziger Jahre Ertragslage.<br />
kamen d<strong>ie</strong> ersten Metagro Edelstahltechnik AG<br />
Billigschrauben aus Fernost auf<br />
den heimischen Markt, was<br />
Ramsauer Straße 35:<br />
der Firma Schmid g<strong>ew</strong>altig D<strong>ie</strong> Firma Metagro<br />
zusetzte. Gegen Ende der Edelstahltechnik AG wurde im<br />
s<strong>ie</strong>bziger Jahre waren an d<strong>ie</strong> Dezember 1972 durch Ing.<br />
500 Personen beschäftigt. Peter H. Reuschl gegründet.<br />
.1993 inform<strong>ie</strong>rte Minister Muttergesellschaft war<br />
Mag. Klima, dass d<strong>ie</strong> Firma Metawerk-Holding AG in Zug.<br />
Schmid keine Lebensfähigkeit 2001 erfolgte d<strong>ie</strong> Umwandlung<br />
mehr hätte. D<strong>ie</strong> Firma wurde der Rechtsform in eine<br />
von der GBI von zwei<br />
Akt<strong>ie</strong>ngesellschaft. Am<br />
Managern (Wutschek,<br />
sogenannten „Walzacker“<br />
Gerhalter) übernommen und wurden in der ersten Phase<br />
weitergeführt. Im April 1993 des Bestehens Edelstahlmöbel<br />
erfolgte der Neustart mit dem als Ergänzungserzeugnisse<br />
Namen „Schmid Schrauben hergestellt.Durch steigende<br />
<strong>Hainfeld</strong> GmbH.“ D<strong>ie</strong><br />
Aufträge konnte d<strong>ie</strong> Firma<br />
San<strong>ie</strong>rungsphase mit einer schon mehrmals ausgebaut<br />
Kredithaftung des<br />
werden:<br />
Sozialministeriums war nach Beschäftigtenstand von 14<br />
drei Jahren abgeschlossen. Mitarbeitern im Jahr 1974 auf<br />
76 im Jahr 2003. 80% der<br />
Produkte gehen nach<br />
Österreich, der Export geht<br />
nach Deutschland, d<strong>ie</strong> Schweiz<br />
und in Länder des Ostens.<br />
Hauptgeschäftsfelder von<br />
Metagro sind :<br />
Großküchenmöbel,<br />
Kühlmöbel, Haushaltsküchen,<br />
Labor- und Medizinmöbel und<br />
Designerprodukte.<br />
1994/Mag.Viktor Klima in der Fa.Schmid
Besonders interessant ist d<strong>ie</strong><br />
Hauptplatzgestaltung.<br />
Aufgrund der<br />
multifunktionellen<br />
Anforderungen, d<strong>ie</strong> der Platz<br />
zu erfüllen hat schuf Prof.<br />
Höllwarth einen „ X-Würfel“.<br />
Ca. 1,5 Tonnen hochleg<strong>ie</strong>rter<br />
Edelstahl(Molybdänstahl)<br />
wurden verarbeitet. Auch mit<br />
dem Material „Nirosta“(=<br />
Nicht rostender Stahl)sind in<br />
<strong>Hainfeld</strong> bemerkenswerte<br />
künstlerische Akzente gesetzt<br />
worden. So z.B. am Victor<br />
Adler Platz wo der<br />
Stahlkünstler Werner I. Köhler<br />
aus Ochsenburg d<strong>ie</strong><br />
Gestaltung übernommen hat.<br />
Oder das „Rohrbacher-<br />
Kreuz“(Fr<strong>ie</strong>dhofskreuz in<br />
Rohrbach) das aus zwei 5<br />
Meter hohen Edelstahlsäulen<br />
besteht. Das Kreuz wurde von<br />
der <strong>Hainfeld</strong>er Glaskünstlerin<br />
Claudia Marton hergestellt.<br />
Der Einsatz von Nirosta als<br />
Gestaltungselement schlägt<br />
eine optische und symbolische<br />
Brücke von traditionellen<br />
Handwerkswurzeln in d<strong>ie</strong><br />
Gegenwart.<br />
Grundmann<br />
vordrangen, fanden s<strong>ie</strong> einen<br />
auf totale Rüstungsproduktion<br />
umgestellten Betr<strong>ie</strong>b vor. Nur<br />
mühsam wurde d<strong>ie</strong> Firma auf<br />
Normalbetr<strong>ie</strong>b zurückgeführt.<br />
Seit 1993 arbeitet nunmehr<br />
Lilly Gaschler, gemeinsam mit<br />
ihrer Schwester Alexandra<br />
Eichenauer Knoll, d<strong>ie</strong> für das<br />
Marketing zuständig ist, an der<br />
strategischen Weichenstellung<br />
für d<strong>ie</strong> Zukunft.<br />
D<strong>ie</strong> Produktionspalette der<br />
Firma war noch n<strong>ie</strong> so groß<br />
w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>s heute der Fall ist, s<strong>ie</strong><br />
erzeugt u.a.: Türschlösser,<br />
Einstemmschlösser, Schlösser<br />
für Feuerschutztüren,<br />
Sicherheitsschlösser,<br />
Spezialschlösser für<br />
Mehrfachverr<strong>ie</strong>gelung.<br />
Im Jahr 2000 wurde der<br />
Firmenname „Rohrbacher<br />
Schlosserwarenfabrik Wilh.<br />
Grundmann GmbH“ in<br />
„Grundmann Beschlagtechnik<br />
GmbH“ geändert. Der neue<br />
Firmenname soll prägnanter<br />
und moderner d<strong>ie</strong> Vision des<br />
Unternehmens transport<strong>ie</strong>ren<br />
um damit in Österreich und im<br />
Export erfolgreich zu sein.<br />
Beschlagtechnik GmbH:<br />
Vor hundert Jahren verl<strong>ie</strong>ß der<br />
damals 43-jährige Wilhelm<br />
Grundmann den<br />
Famil<strong>ie</strong>nbetr<strong>ie</strong>b in<br />
Herzogenburg um 1894 in<br />
Rohrbach an der Gölsen eine<br />
eigene Spezialfabrik für<br />
Schlösser und Baubeschläge zu<br />
gründen. Ab 1927 war<br />
Wilhelms Sohn Carl<br />
Grundmann für d<strong>ie</strong><br />
Firmenleitung veran<strong>tw</strong>ortlich.<br />
Nach dem Anschluss von 1938<br />
steigerte sich d<strong>ie</strong> Produktion<br />
mit fatalen Begleitumständen:<br />
Durch verordnete<br />
Einbez<strong>ie</strong>hung in d<strong>ie</strong><br />
Kr<strong>ie</strong>gsproduktion (in Rohrbach<br />
wurden vor allem Kartuschen<br />
erzeugt) konnte sich der<br />
schwer verschuldete Betr<strong>ie</strong>b<br />
w<strong>ie</strong>der erholen.Als im April<br />
1945 sowjetische 22<br />
Panzertruppen bis Rohrbach<br />
Andere Industr<strong>ie</strong>zweige, d<strong>ie</strong><br />
weder zum Bergbau noch zur<br />
holz- oder eisenverarbeitenden<br />
Industr<strong>ie</strong> zu zählen sind:<br />
Brauerei Karl R<strong>ie</strong>dmüller<br />
W<strong>ie</strong>nerstrasse 10:<br />
Ist d<strong>ie</strong> älteste erhaltene<br />
Brauerei in <strong>Hainfeld</strong><br />
Seit mehr als 300 Jahren wird<br />
in <strong>Hainfeld</strong> B<strong>ie</strong>r gebraut und<br />
Fa.Grundmann,<br />
seit ca. 160 Jahren von der<br />
1952<br />
Famil<strong>ie</strong> R<strong>ie</strong>dmüller. Heute wird<br />
in <strong>Hainfeld</strong> bereits in der 7.<br />
Generation B<strong>ie</strong>r gebraut. Seit<br />
1987 leitet d<strong>ie</strong> Brauerei<br />
<strong>Hainfeld</strong><br />
Diplombraumeister<br />
Peter R<strong>ie</strong>dmüller, der 13<br />
Personen im Betr<strong>ie</strong>b<br />
beschäftigt. Das <strong>Hainfeld</strong>er<br />
Lagerb<strong>ie</strong>r erh<strong>ie</strong>lt im Jahre<br />
1990 d<strong>ie</strong> Auszeichnung in<br />
Gold „ Monde Selection“.<br />
73<br />
Industr<strong>ie</strong>betr<strong>ie</strong>be in <strong>Hainfeld</strong>
Industr<strong>ie</strong>betr<strong>ie</strong>be in <strong>Hainfeld</strong><br />
74<br />
24<br />
Das <strong>Hainfeld</strong>er Edelpils D<strong>ie</strong> neue Strateg<strong>ie</strong> h<strong>ie</strong>ß:<br />
g<strong>ew</strong>ann 1997 den N<strong>ew</strong>s- L<strong>ie</strong>ferung aller technischer<br />
B<strong>ie</strong>rtest. Von St.Pölten bis nach Teile in allen Bereichen.1994-<br />
Mariazell reicht der 95 erfolgte der Einst<strong>ie</strong>g in d<strong>ie</strong><br />
Ausl<strong>ie</strong>ferradius des bel<strong>ie</strong>bten Automobilindustr<strong>ie</strong>. Seit d<strong>ie</strong>ser<br />
B<strong>ie</strong>res in <strong>Hainfeld</strong>. Im Zeit sind in zahlreichen<br />
„Museum Historischer europäischen, amerikanischen<br />
B<strong>ie</strong>rkrüge“ können rd.150 und chinesischen Autos<br />
B<strong>ie</strong>rkrüge aus der Zeit von Kunststoffteile aus <strong>Hainfeld</strong><br />
1750 - 1950 besichtigt werden. eingebaut.<br />
Heute ist auch Sohn Markus<br />
als Teilgesellschafter tätig. Der<br />
Personalstand beträgt derzeit<br />
40 Beschäftigte.<br />
Fa. Hans Zöchling GmbH<br />
W<strong>ie</strong>nerstraße 61:<br />
D<strong>ie</strong> Firma Zöchling arbeitet<br />
heute mit 60 LKWs und rund<br />
80 Baumaschinen..S<strong>ie</strong> betreibt<br />
Transport und<br />
Rohstoffg<strong>ew</strong>innung(v<strong>ie</strong>r<br />
versch<strong>ie</strong>dene Steinbrüche,zwei<br />
Brauerei R<strong>ie</strong>dmüller, Lagerkeller, 1928<br />
Baurestdepon<strong>ie</strong>n, und sechs<br />
mobile Brechanlagen), Hoch-<br />
Fischer& Kral GmbH.Co KG und T<strong>ie</strong>fbau(Gebäude für<br />
Ramsauer Straße 28:<br />
öffentlich und private<br />
Kunststofftechnik, Werkzeug<br />
Auftraggeber) und eine<br />
und Formenbau „Vom Lineal<br />
Grundstücken<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng<br />
zum Autositz“.<br />
(Ankauf von<br />
Altindustr<strong>ie</strong>standorten).<br />
D<strong>ie</strong> Firma wurde 1968 von<br />
Karl Kral gegründet. Der erste<br />
Der Beschäftigtenstand über<br />
Firmensitz des Unternehmens<br />
d<strong>ie</strong> Jahre:<br />
befand sich am Standort 1970 : 4 Beschäftigte, 2003:<br />
Bahnstraße 1 (beim<br />
ca. 200 Beschäftigte.<br />
S<strong>ie</strong>berhaus). 1994 baute d<strong>ie</strong> Firma ein<br />
modernes Büro und<br />
Werkstättengebäude in der<br />
W<strong>ie</strong>nerstraße 61, dem<br />
heutigen Firmensitz. Heute<br />
arbeitet mit Johannes Zöchling<br />
und Martin Georg Zöchling d<strong>ie</strong><br />
dritte Generation im<br />
Famil<strong>ie</strong>nbetr<strong>ie</strong>b mit.<br />
2006<br />
Dr.Alfred Gusenbauer,<br />
zu Besuch in der Fa.fk-Fischer.<br />
Im Jahre 1974 erfolgte d<strong>ie</strong><br />
Übergabe des Betr<strong>ie</strong>bes an<br />
den Schw<strong>ie</strong>gersohn Harald<br />
Fischer und Tochter Brigitte<br />
Fischer.<br />
Fa.Zöchling, Firmensitz in <strong>Hainfeld</strong>
Bahnhof <strong>Hainfeld</strong><br />
Im Lauf der folgenden Jahre<br />
Zur Verbindung von der<br />
kam es zu Einsparungen bei<br />
Westbahn zur Südbahn<br />
den ÖBB, d<strong>ie</strong> Lokstelle wurde<br />
wurde1868 eine<br />
aufgelassen und der<br />
Trassenführung<br />
Heizhausleitung St. Pölten<br />
vorgeschlagen, welche d<strong>ie</strong><br />
unterstellt. In den 80er-Jahren<br />
Wasserscheide Traisen/<br />
wurden d<strong>ie</strong> Bahnhofvorstände<br />
Gölsen/ Tr<strong>ie</strong>sting ausnützen<br />
der Bahnhöfe Gerichtsberg<br />
und eine Überwindung des<br />
und St Veit/ Gölsen dem<br />
Gerichtsberges in ca. 600 m<br />
Bahnhof <strong>Hainfeld</strong> unterstellt.<br />
Seehöhe ermöglichen sollte.<br />
Im Mai 1997 wurde der letzte<br />
Vorstand des Bahnhofes<br />
D<strong>ie</strong> Strecke Leobersdorf - <strong>Hainfeld</strong> eingespart und der<br />
Kaumberg (32 km ) wurde im Bahnhof dem Vorstand des<br />
September 1877 und Bereichsbahnhofes Traisen<br />
anschl<strong>ie</strong>ßend d<strong>ie</strong> Strecke unterstellt. Von den 300<br />
Kaumberg - St. Pölten( 44 km) Eisenbahnern, d<strong>ie</strong> vor dem<br />
im Oktober 1877 eröffnet. Kr<strong>ie</strong>g in <strong>Hainfeld</strong> beschäftigt<br />
Vom Scheitelpunkt der waren, bl<strong>ie</strong>ben nur eine<br />
Strecke, am Gerichtsberg Handvoll(12) Bed<strong>ie</strong>nstete<br />
(566m Seehöhe), führte d<strong>ie</strong> übrig.<br />
Bahn nach <strong>Hainfeld</strong>. H<strong>ie</strong>r<br />
waren eine<br />
Maschinenwerkstätte und eine<br />
Literatur und Quellenangabe:<br />
Heizhausleitung<br />
Jägersberger Karl: Werden und<br />
untergebracht. Wachsen der Stadt <strong>Hainfeld</strong><br />
Bei Betr<strong>ie</strong>bsaufnahme standen Vonwald Franz: d<strong>ie</strong> geschichtliche<br />
13 Lokomotiven, 18<br />
En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ng der Industr<strong>ie</strong> im Bezirk<br />
Personenwagen und 122<br />
Lil<strong>ie</strong>nfeld<br />
Güterwagen zur Verfügung. Franz Lettner: Arbeiterb<strong>ew</strong>egung im<br />
Bezirk Lil<strong>ie</strong>nfeld<br />
Beim Heizhaus <strong>Hainfeld</strong> waren<br />
Lokomotiven der Reihe1, 4,<br />
229, 35,56, 60,88 188,92 und<br />
96 station<strong>ie</strong>rt.<br />
Bis zu 300 Eisenbahner waren<br />
h<strong>ie</strong>r mit Wartungs- und<br />
Reparaturarbeiten beschäftigt.<br />
Lokomotivbestand im Juni<br />
1914: 45 Lokomotiven.<br />
Zugmaschine Ser<strong>ie</strong> 76<br />
22 75<br />
Industr<strong>ie</strong>betr<strong>ie</strong>be in <strong>Hainfeld</strong>
Vorfeldorganisationen<br />
76 24<br />
Vorfeldorganisationen der Als Befreundete<br />
<strong>SPÖ</strong>: Organisationen werden<br />
Den Vorfeldorganisationen der Vereine w<strong>ie</strong> ASBÖ, ASKÖ,<br />
<strong>SPÖ</strong> war und ist neben ihren Naturfreunde,<br />
statutarischen Z<strong>ie</strong>lsetzungen Pensionistenverband, SLÖ oder<br />
auch d<strong>ie</strong> Aufgabe zugedacht Volkshilfe bezeichnet, d<strong>ie</strong>se<br />
politische Bildung zu<br />
sind eigenständige Vereine<br />
vermitteln und<br />
nach dem Vereinsgesetz. S<strong>ie</strong><br />
sozialdemokratisches<br />
sehen ihre Aufgabe nicht<br />
Gedankengut zu pflegen. Das primär in der Vermittlung<br />
Angebot ist durchgehend von politischer Bildung, sondern<br />
den ganz kleinen Kindern bei stellen Vereinigungen<br />
den Kinderfreunden<br />
mehrheitlich Gleichgesinnter<br />
(eigentlicher Vereinsname: zur B<strong>ew</strong>ältigung ihrer in der<br />
„Fre<strong>ie</strong> Schule<br />
Vereinssatzung<br />
Kinderfreunde „) über Rote<br />
festgeschr<strong>ie</strong>benen Aufgaben<br />
Falken, SJ, JG zur <strong>SPÖ</strong>dar.<br />
Mitgl<strong>ie</strong>dschaft. Bis in d<strong>ie</strong> 1960er<br />
Jahre war d<strong>ie</strong> Unterstützung<br />
der Eltern bei der<br />
Beaufsichtigung und Erz<strong>ie</strong>hung<br />
der Kinder und Jugendlichen<br />
ein wichtiger Punkt in der<br />
Arbeit d<strong>ie</strong>ser Organisationen.<br />
W<strong>ie</strong> hinlänglich bekannt ist<br />
lebten d<strong>ie</strong> oft kinderreichen<br />
Arbeiterfamil<strong>ie</strong>n ja meist in<br />
engen räumlichen- und<br />
dürftigen, finanz<strong>ie</strong>llen<br />
Verhältnissen. Große<br />
Bedeutung kam und kommt<br />
auch heute noch den<br />
berufsspezifischen<br />
Organisationen w<strong>ie</strong> z.B. den<br />
<strong>SPÖ</strong>-Fraktionen in der<br />
G<strong>ew</strong><strong>erksch</strong>aft zu.
Arbeiter-<br />
gegründet worden war, zählte<br />
1927 e<strong>tw</strong>a 15.000 Mitgl<strong>ie</strong>der.<br />
gesangsvereine Außerdem gab es noch den<br />
Vor dem ersten Weltkr<strong>ie</strong>g gab Verband der<br />
es nur sehr wenig<br />
Arbeitermusikvereine, eine<br />
Kulturangebot für d<strong>ie</strong> Arbeiter. Organisation von e<strong>tw</strong>a 2000<br />
Es bildeten sich einige<br />
Mitgl<strong>ie</strong>dern.<br />
Arbeiter-Gesangsvereine, Leider gibt es heute nur mehr<br />
außerdem gab es eine<br />
sehr wenige<br />
Vereinigung, „Volksbühne“ Arbeitergesangsvereine. In der<br />
genannt, d<strong>ie</strong> versuchte, 1. Republik gab es zum<br />
Aufführungen guter<br />
Beisp<strong>ie</strong>l im Bezirk Lil<strong>ie</strong>nfeld<br />
Theaterstücke zustande zu s<strong>ie</strong>ben, heute leider keinen<br />
bringen und gelegentlich mehr.<br />
Eintrittskarten für größere<br />
Theater zu bekommen.<br />
Nach dem Kr<strong>ie</strong>g wurde d<strong>ie</strong> so<br />
genannte<br />
„Sozialdemokratische<br />
Kunststelle“ gegründet, d<strong>ie</strong><br />
großen Aufschwung nahm und<br />
1922 bereits 40.000 Mitgl<strong>ie</strong>der<br />
zählte. Von 1919 bis 1928<br />
wurden e<strong>tw</strong>a 2 Millionen<br />
Theaterkarten verkauft. Ab<br />
1928 führte d<strong>ie</strong> Kunststelle<br />
selbst ein Theater.<br />
D<strong>ie</strong> wohl überzeugendste<br />
Kunstleistung waren aber d<strong>ie</strong><br />
Arbeiter-Symphon<strong>ie</strong>konzerte.<br />
S<strong>ie</strong> waren eine<br />
Vorkr<strong>ie</strong>gseinrichtung und<br />
fanden schon seit 1904 statt.<br />
Zu Beginn der 1. Republik trug<br />
d<strong>ie</strong> erhöhte Bedeutung der<br />
österreichischen<br />
Sozialdemokrat<strong>ie</strong> dazu bei,<br />
dass d<strong>ie</strong> Konzerte wesentlich<br />
verbessert wurden. Ihre<br />
Popularität wuchs ungeheuer,<br />
so dass 1926 schon das<br />
fünfhundertste Konzert<br />
stattfand. S<strong>ie</strong> wurden in einem<br />
r<strong>ie</strong>sigen Konzertsaal<br />
veranstaltet und waren immer<br />
völlig ausverkauft.<br />
AGV-L<strong>ie</strong>derkranz,1919<br />
Andere Tätigkeiten der<br />
Kunststelle waren<br />
Rezitationsgruppen,<br />
Ausstellungen „Kunst ins<br />
Volk“, sow<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Veranstaltung<br />
von künstlerischen<br />
Programmen an Gedenktagen.<br />
Dabei wurden s<strong>ie</strong> von den<br />
alten Arbeitergesangsvereinen<br />
unterstützt. D<strong>ie</strong>se<br />
Sängervereinigung, d<strong>ie</strong> lange<br />
vor dem 22 1. Weltkr<strong>ie</strong>g<br />
77<br />
Vorfeldorganisationen
90. Todestag von Victor Adler<br />
78 24<br />
Victor Adler<br />
Er gründete in W<strong>ie</strong>n d<strong>ie</strong><br />
Wochenzeitung „Gleichheit“,<br />
1852 - 1918 nach deren Einstellung 1889<br />
90. Todestag von Victor Adler d<strong>ie</strong> „Arbeiter-Zeitung“ mit<br />
Fr<strong>ie</strong>drich Austerlitz als<br />
Chefredakteur.<br />
Ab 1889 war Victor Adler<br />
Chefredakteur der „Arbeiter-<br />
Zeitung“.<br />
Er war dann 1899 auch<br />
maßgeblich an der Erstellung<br />
des Brünner Programms<br />
beteiligt, in welchem zur<br />
Lösung des Nationalitäten- und<br />
Sprachenproblems der<br />
österreichisch-ungarischen<br />
Wer war Victor Adler?<br />
Monarch<strong>ie</strong> auch d<strong>ie</strong> Bildung<br />
Victor Adler(auch Viktor)<br />
eines Bundesstaates gefordert<br />
wurde.<br />
geb. 24. Juni 1852 in Prag<br />
gest. 11. Nov. 1918 in W<strong>ie</strong>n<br />
Auf dem <strong>Hainfeld</strong>er Parteitag<br />
war ein österreichischer<br />
vom 30. Dezember 1888 bis 1.<br />
Politiker und Mitbegründer<br />
Jänner 1889 vereinigte Victor<br />
der Sozialdemokratischen<br />
Adler d<strong>ie</strong> versch<strong>ie</strong>denen<br />
Arbeiterpartei.(SDAP)<br />
sozialdemokratischen Gruppen<br />
im kaiserlichen Österreich und<br />
Frühe Jahre: gilt damit als Begründer der<br />
Victor Adler wurde als Sohn Sozialdemokratischen<br />
eines wohlhabenden jüdischen Arbeiterpartei, SDAP, heute:<br />
Prager Kaufmanns<br />
Sozialdemokratische Partei<br />
geboren.1878 lernte er Emma Österreichs- <strong>SPÖ</strong>.<br />
Braun(1859,Debreczen - Adler wurde zum ersten<br />
1935,Zürich) Journalistin und Vorsitzenden der neuen Partei<br />
Übersetzerin kennen.1879 g<strong>ew</strong>ählt.<br />
heirateten d<strong>ie</strong> beiden und 1905 Wahl in das<br />
Sohn Fr<strong>ie</strong>drich Adler kam zur österreichisch-ungarische<br />
Welt. Adler stud<strong>ie</strong>rte 1872- Parlament.<br />
1881 Medizin an der<br />
Universität W<strong>ie</strong>n. Er arbeitete Politische Kontakte:<br />
dann kurze Zeit als Fr<strong>ie</strong>drich Engels, August Bebel,<br />
„Armenarzt“,der Z<strong>ie</strong>gelarbeiter Karl L<strong>ie</strong>bknecht<br />
vom W<strong>ie</strong>nerberg und 1883 als Seine politische Tätigkeit<br />
Nervenarzt, ehe er sich brachte ihm in den späten<br />
journalistisch betätigte. achtziger Jahren<br />
Politisches Wirken: 17 Verurteilungen und<br />
Politisch stand Adler zunächst insgesamt 18 Monate Arrest<br />
der deutschnationalen<br />
ein.<br />
B<strong>ew</strong>egung um Georg von<br />
Schönerer nahe und<br />
beeinflusste ihr 1882<br />
aufgestelltes Linzer Programm.<br />
Weil seine sozialen<br />
Forderungen in der<br />
deutschnationalen B<strong>ew</strong>egung<br />
kaum noch berücksichtigt<br />
wurden, schloss sich Victor<br />
Adler nach 1882 der<br />
Sozialdemokrat<strong>ie</strong> an.
Famil<strong>ie</strong>: „Gedenkstein“<br />
1916: Sein Sohn Fr<strong>ie</strong>drich<br />
Adler, Wortführer der<br />
sozialistischen Linken,<br />
ersch<strong>ie</strong>ßt aus Protest gegen d<strong>ie</strong><br />
Kr<strong>ie</strong>gspolitik den<br />
österreichisch-ungarischen<br />
Ministerpräsident Karl Graf<br />
Stürgkh.<br />
Er wird für d<strong>ie</strong>se Tat zum Tode<br />
verurteilt, jedoch später<br />
begnadigt.<br />
Staatsamt und Tod:<br />
Mitbegründer der Ersten<br />
Der Gedenkstein wurde im<br />
Republik, Staatssekretär für<br />
Jahre 1928 beim Restaurant<br />
Äußere Angelegenheiten<br />
A.Redl (S<strong>ie</strong>ber) als Erinnerung<br />
an den Einigungsparteitag in<br />
(Außenminister).<br />
<strong>Hainfeld</strong> 1888/1889 errichtet<br />
Am 11. November 1819 stirbt und im Februar 1934 von der<br />
Victor Adler in W<strong>ie</strong>n. Heimwehr zerstört.<br />
Ehrungen: W<strong>ie</strong>dererrichtet wurde der<br />
Ehrengrab am W<strong>ie</strong>ner<br />
Gedenkstein unter Mithilfe<br />
Zentralfr<strong>ie</strong>dhof, Gruppe 24A aller Lokalorganisationen am<br />
jetzigen Standort Victor-Adler-<br />
Gedenktafel :<br />
Platz im Juni 1948.<br />
W<strong>ie</strong>n 6. Bezirk<br />
Büste Denkmal der Republik,<br />
W<strong>ie</strong>n 1. Bezirk Dr. Karl-<br />
Renner-Ring<br />
Victor-Adler-Hof,<br />
städtische Wohnhausanlage,<br />
W<strong>ie</strong>n 10. Bezirk<br />
Victor-Adler-Platz:<br />
W<strong>ie</strong>n,10. Bezirk<br />
Victor-Adler-S<strong>ie</strong>dlung:<br />
in Neus<strong>ie</strong>dl an der Zaya(N.Ö.)<br />
Victor-Adler-Platz in <strong>Hainfeld</strong>,<br />
Gedenktafel in <strong>Hainfeld</strong>,<br />
Hauptstrasse.<br />
Gedenktafel,<br />
Kleingartenanlage Zwillingsee<br />
(W<strong>ie</strong>nerberg) in Favoriten<br />
Der Victor- Adler- Platz<br />
Nach 60 Jahren im September<br />
in <strong>Hainfeld</strong> (2008,vor der<br />
2008 wurde der Gedenkstein<br />
Neugestaltung) w<strong>ie</strong>der erneuert ,d<strong>ie</strong><br />
Stahlkonstruktion vom<br />
Stahlkünstler Werner I. Köhler<br />
aus Ochsenburg en<strong>tw</strong>orfen<br />
und in einer modernen Form<br />
unter Mithilfe der<br />
ortsansässigen Industr<strong>ie</strong>(Fa.<br />
Metagro) gestaltet.<br />
22<br />
79<br />
90. Todestag von Victor Adler
90. Todestag von Victor Adler<br />
80 24<br />
Für v<strong>ie</strong>le Veranstaltungen der<br />
Sozialdemokratischen Partei<br />
wurde der Gedenkstein<br />
benützt, wobei prominente<br />
Politiker <strong>Hainfeld</strong> besuchten u.<br />
a. Seitz, Renner, Körner,<br />
Schärf, Jonas, Pittermann,<br />
Kreisky, Sinowatz, Vranitzky,<br />
Gusenbauer, Faymann, Czettel.<br />
40,60, 75,100 Jahre<br />
Sozialdemokrat<strong>ie</strong> <strong>Hainfeld</strong> und<br />
der erste Mai waren solche<br />
Veranstaltungen.<br />
Victor-Adler-Plakette<br />
Einige <strong>Hainfeld</strong>er<br />
Sozialdemokraten haben d<strong>ie</strong><br />
Victor Adler-Plakette verl<strong>ie</strong>hen<br />
bekommen.<br />
Gedenkstein-Enthüllung, 1928<br />
Gedenkstein, 1931<br />
D<strong>ie</strong> Ausgezeichneten:<br />
Ferdinand Benischke 1952<br />
(Verleihung der Auszeichnung)<br />
Maria Pichowetz 1952<br />
Franz Rotter 1953<br />
Johann Pfeiffer 1954<br />
Mar<strong>ie</strong> Novak 1960<br />
Josef Pachlatko 1960<br />
Josef Schadinger 1967<br />
Hans Hausner 1989<br />
D<strong>ie</strong> Victor- Adler-Plakette ist<br />
d<strong>ie</strong> höchste Auszeichnung der<br />
<strong>SPÖ</strong> für besondere Verd<strong>ie</strong>nste<br />
um d<strong>ie</strong> österreichische<br />
Arbeiterb<strong>ew</strong>egung.<br />
Voraussetzung ist d<strong>ie</strong><br />
Vollendung des 60.<br />
Lebensjahres sow<strong>ie</strong> eine Literatur: Victor Adler Wikipedia<br />
mindestens 40jährige<br />
Biograph<strong>ie</strong> Victor Adler<br />
Parteizugehörigkeit.<br />
dasrot<strong>ew</strong><strong>ie</strong>n.at<br />
<strong>SPÖ</strong> Stadtorganisation
“Nicht d<strong>ie</strong> Asche b<strong>ew</strong>ahren,<br />
sondern d<strong>ie</strong> Flamme am<br />
Lodern halten!”<br />
Der<br />
HAINFELD-KONVENT<br />
eine Brücke in d<strong>ie</strong> ZUKUNFT<br />
„Es geht nicht darum d<strong>ie</strong><br />
Asche zu b<strong>ew</strong>ahren, sondern<br />
d<strong>ie</strong> Flamme am Lodern zu<br />
halten!“ Das war ein Satz, den<br />
der geistige Vater des <strong>Hainfeld</strong>-<br />
Konvents, Adolf Csekits, Als der Neo-Liberalismus<br />
immer w<strong>ie</strong>der einstreute, als Anfang des 21. Jahrhunderts<br />
wir noch weit weg vom mit seinen simplifiz<strong>ie</strong>rten<br />
heutigen En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ngsstand Parolen<br />
des Symposiums d<strong>ie</strong> „Der Markt regelt alles“,<br />
Grundphilosoph<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>ser „Mehr Privat, weniger Staat“<br />
Veranstaltung festzulegen oder „Speed kills“ am<br />
begannen. Von der Idee, an der Höhepunkt seiner Popularität<br />
Geburtsstätte der war, der „shareholder value“<br />
österreichischen als einzige wahre Messgröße<br />
Sozialdemokrat<strong>ie</strong> eine für Erfolg oder Misserfolg<br />
zukunftsweisende, jährliche anerkannt war,<br />
Diskussionsveranstaltung zu Globalis<strong>ie</strong>rungsgegner als<br />
aktuellen Themen ins Leben schwachsinnige<br />
zu rufen, bis zu deren Realitätsverweigerer<br />
Verwirklichung vergingen aber abgestempelt wurden und<br />
einige Jahre. Nun ist der noch kaum einer an einen<br />
HAINFELD-KONVENT Zusammenbruch von<br />
aber bereits ein „Pflock in der Investmentbanken oder gar<br />
Landschaft“, der nicht mehr ganzer Finanz-Systeme dachte,<br />
ignor<strong>ie</strong>rt werden kann. kristallis<strong>ie</strong>rte sich in unseren<br />
Und gerade zu den Fe<strong>ie</strong>rn des<br />
Köpfen immer mehr<br />
120-Jahr-Jubiläums des das dringende Verlangen<br />
Einigungsparteitags in <strong>Hainfeld</strong> heraus, gedankliche<br />
ist eine geistige Brücke in d<strong>ie</strong> Kontrapunkte zum<br />
Zukunft der Sozialdemokrat<strong>ie</strong> herrschenden „main stream“<br />
ein sehr wichtiges Element. zu en<strong>tw</strong>ickeln. Ganz im Sinne<br />
der Vorkämpfer des heutigen<br />
Sozialsystems, d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Rechte<br />
für ArbeitnehmerInnen auf<br />
geregelte Arbeitszeiten und<br />
Mindestlöhne, 5 Wochen<br />
Jahresurlaub, gesetzlicher<br />
Arbeitslosen-, Kranken- und<br />
Pensionsversicherung und<br />
v<strong>ie</strong>les mehr errungen hatten,<br />
dachten wir, dass es an der<br />
Zeit wäre, gegen neue<br />
Bedrohungen für d<strong>ie</strong><br />
Menschen aufzustehen, deren<br />
Gefahren aufzuzeigen und<br />
b<strong>ew</strong>usst zu machen, sow<strong>ie</strong><br />
Der geistige Vater<br />
des <strong>Hainfeld</strong>-Konvents,<br />
Adolf Csekits<br />
22<br />
alternative Anschauungen zu<br />
en<strong>tw</strong>ickeln und d<strong>ie</strong>se zu<br />
verbreiten.<br />
81<br />
Der <strong>Hainfeld</strong>-Konvent und d<strong>ie</strong> Zukunft der <strong>SPÖ</strong>
Der <strong>Hainfeld</strong>-Konvent und d<strong>ie</strong> Zukunft der <strong>SPÖ</strong><br />
82<br />
Darum machte sich das<br />
Dr. Karl Renner-Institut<br />
N<strong>ie</strong>derösterreich daran, das<br />
Konzept eines<br />
wissenschaftlichen<br />
Symposiums zu<br />
Zukunftsfragen und<br />
alternativen An<strong>tw</strong>orten zu<br />
en<strong>tw</strong>ickeln. Alljährlich sollen<br />
fortschrittlich denkende<br />
MeinungsbildnerInnen aus den<br />
Bereichen Politik, Wirtschaft,<br />
Wissenschaft, Med<strong>ie</strong>n, Kultur<br />
und Interessensvertretungen<br />
mit Gleichgesinnten zu<br />
progressiven<br />
Richtungsdiskussionen in<br />
<strong>Hainfeld</strong> zusammenkommen,<br />
mit dem Z<strong>ie</strong>l breiter und<br />
weiter zu denken und<br />
Lösungsansätze zu<br />
gesellschaftlich relevanten<br />
Fragestellungen zu en<strong>tw</strong>ickeln.<br />
Unsere Vision ist es, den<br />
HAINFELD-KONVENT zu<br />
einem Gegenpol zum<br />
konservativen Forum Alpbach<br />
zu en<strong>tw</strong>ickeln, wobei aber<br />
nicht nur Thesen und Theor<strong>ie</strong>n<br />
formul<strong>ie</strong>rt, sondern auch ganz<br />
konkrete<br />
Umgestaltungsmaßnahmen in<br />
unserer Gesellschaft<br />
vorgeschlagen werden und<br />
schl<strong>ie</strong>ßlich auch deren<br />
Durchsetzung politisch<br />
eingefordert werden sollen.<br />
demografische En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ngen<br />
und deren Auswirkungen auf<br />
den Generationen-Vertrag<br />
sow<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Frage des Alterns in<br />
Würde,<br />
Fragen der Klimaveränderung<br />
und des auf uns zukommenden<br />
wel<strong>tw</strong>eiten<br />
Ernährungsproblems, neue<br />
demokrat<strong>ie</strong>-politische<br />
En<strong>tw</strong><strong>icklu</strong>ngen auf allen<br />
Ebenen oder einfach Visionen<br />
einer zukünftigen<br />
Gesellschaft: der HAINFELD-<br />
KONVENT wird sich mit<br />
d<strong>ie</strong>sen und anderen<br />
gesellschaftlich relevanten<br />
Themen intensiv beschäftigen.<br />
Alle, d<strong>ie</strong> sich daran konstruktiv<br />
beteiligen wollen, sind dazu<br />
herzlich willkommen.<br />
Dort wo d<strong>ie</strong> <strong>SPÖ</strong><br />
vor 120 Jahren am<br />
Einigungsparteitag sehr<br />
weitblickend ihre Grundsätze<br />
für eine moderne Gesellschaft<br />
formul<strong>ie</strong>rt hat, sollen auch<br />
jetzt w<strong>ie</strong>der Leitlin<strong>ie</strong>n für eine<br />
sozial gerechte, ausg<strong>ew</strong>ogene<br />
und faire Gesellschaftsordnung<br />
der nächsten 120 Jahre<br />
en<strong>tw</strong>ickelt werden. In d<strong>ie</strong>sem<br />
Sinn will der HAINFELD-<br />
KONVENT gerne eine Brücke<br />
von der Gegenwart in d<strong>ie</strong><br />
Zukunft sein, bas<strong>ie</strong>rend auf<br />
den Pfeilern der großen<br />
<strong>Hainfeld</strong>er Vergangenheit.<br />
Egal ob es Fragen des<br />
ArbeitnehmerInnenschutzes in<br />
der globalis<strong>ie</strong>rten Wirtschaft<br />
sind, Fragen des<br />
Bildungszugangs vor dem<br />
Hintergrund eines<br />
explosionsartig wachsenden<br />
Wissens-Spectrums,<br />
Mag.Wolfgang Luftensteiner<br />
(Leiter Renner-Institut<br />
N<strong>ie</strong>derösterreich, Gesamt-<br />
Veran<strong>tw</strong>ortlicher des <strong>Hainfeld</strong>-<br />
Konvents)
Wir bedanken uns<br />
bei den Sponsoren<br />
der Ausstellung:<br />
Allgemeine gemeinnützige<br />
Wohnungsgenossenschaft St.Pölten<br />
Fa. Böchheimer<br />
Fa. Borger<br />
Fa. Fischer & Kral<br />
Fa. Held & Francke<br />
Fa. Lux Bau<br />
Fa. Metagro<br />
Neunkirchner Wohnbaugenossenschaft<br />
ÖBV Österreichische Beamtenversicherung<br />
Fa. Schmid Schrauben<br />
Sparkasse N<strong>ie</strong>derösterreich Mitte West<br />
Fa. Zöchling<br />
22 83<br />
D<strong>ie</strong> Sponsoren der Ausstellung
D<strong>ie</strong> Sponsoren der Ausstellung<br />
84
www.fk-fischer.at<br />
Info@fk-fischer.at<br />
Referenzen:<br />
CNC SPRITZGUSSTECHNIK<br />
Herstellung von technischen Spritzg<strong>ie</strong>ßteilen<br />
aus thermoplastischen Kunststoffen für d<strong>ie</strong><br />
- Automobilindustr<strong>ie</strong><br />
- Möbelherstellung<br />
- Maschinenindustr<strong>ie</strong><br />
und d<strong>ie</strong> Herstellung von Befestigungssystemen.
Multi-Media-Ausstellung<br />
im Gemeindezentrum <strong>Hainfeld</strong><br />
24. Oktober- 02. November 2008<br />
120 Jahre Einigungsparteitag<br />
90 Jahre Todestag Victor Adle<br />
»D<strong>ie</strong><br />
Sozialdemokratische<br />
Arbeiterpartei in<br />
Österreich erstrebt<br />
für das gesamte Volk<br />
ohne Untersch<strong>ie</strong>d der<br />
Nation, der Rasse<br />
und des Geschlechtes<br />
d<strong>ie</strong> Befreiung aus<br />
den Fesseln der<br />
ökonomischen<br />
Abhängigkeit,<br />
d<strong>ie</strong> Beseitigung der<br />
politischen<br />
Rechtlosigkeit und<br />
d<strong>ie</strong> Erhebung aus der<br />
geistigen<br />
Verkümmerung.“<br />
So lautet der erste Satz<br />
der Prinzip<strong>ie</strong>nerklärung,<br />
beschlossen am<br />
<strong>Hainfeld</strong>er<br />
Einigungsparteitag<br />
1888/89.