05.01.2013 Aufrufe

Hydrologie - dezentraler Hochwasserschutz

Hydrologie - dezentraler Hochwasserschutz

Hydrologie - dezentraler Hochwasserschutz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

dokumentiert; dies sind z. B. die Hochwasser der Oos (ob. Baden-Baden) vom 1.<br />

August 1851 und vom 29. Oktober 1998 sowie des Erbach (Kloster<br />

Eberbach/Rheingau) vom 26. April 2005. Aus Südwestdeutschland hat<br />

SCHWARZMANN (1952) einige extreme Hochwasser nach 1888 aufgelistet, u. a. die<br />

Flut an der Starzel am 16. Mai 1924 (Scheitelabfluss 15 m 3 /s). Der Wolkenbruch am<br />

7. September 1951 über dem Käsenbachgebiet (4 km 2 , südlicher Schönbuchrand)<br />

verursachte mit einer Regenhöhe von 95 mm beträchtliche Schäden (ELWERT<br />

1952). Noch in Erinnerung ist uns das Goldersbach-Hochwasser vom August 1987,<br />

es war Anlass für die Einrichtung eines radargestützten Warndienstes in Tübingen<br />

(EHRET 2003).<br />

Aktuellen Datums sind die Rammert-Hochwasser der Sommermonate 2002 und<br />

2003. Am 14. Juni 2003 ereignete sich die größte Flut des Bühler Bachs seit<br />

Menschengedenken, ihr Scheitelabfluss kann auf ca. 30 m 3 /s geschätzt werden.<br />

Allein in Bühl belief sich der Sachschaden auf 750.000 €. Geringer war der Schaden<br />

in Bühl und in Dettingen am 31. Juli 2002 sowie am 10./11. und 26. August 2002.<br />

Im Einzugsgebiet des Martinsbachs hat der Oberflächenabfluss bei jedem<br />

Starkregenereignis auf den steileren Wegen und im angrenzenden Gelände<br />

Erosionsrinnen von teilweise über 50 cm Tiefe verursachte, und viele Dolen waren<br />

verstopft (Durchmesser 30 cm).<br />

Die vom Sturm Lothar verursachten Schäden werden in der öffentlichen Diskussion<br />

für das Ausmaß der Rammerthochwasser mitverantwortlich gemacht. Wird der<br />

betroffene Wald naturnah bewirtschaftet? Könnte naturnaher Wald überhaupt<br />

derartigen Stürmen widerstehen und derartige Hochwasser mindern? Unbeantwortet<br />

blieben auch die Fragen, ob ein Zusammenhang zwischen Klimawandel und<br />

Hochwasserhäufigkeit besteht und in welchem Maß die schädlichen Immissionen von<br />

heute den Waldboden bereits degradiert haben.<br />

2. Wald verbraucht Wasser und mindert Hochwasser –<br />

sein nutzbares Wasserdargebot<br />

2.1 Ein Blick in die Vergangenheit<br />

Einen ersten Hinweis auf den Zusammenhang Wald und Hochwasser liefern uns<br />

Analysen von Auenterrassen, z. B. die Kohlenstoff-14-Methode, Pollenanalysen,<br />

Jahresringe eingelagerter fossiler Baumstämme oder archäologische Fundstücke.<br />

Aus diesen Untersuchungen wird auch geschlossen, dass die ältesten aus<br />

menschlichen Aktivitäten stammenden Ablagerungen in Europa weiter als 7000<br />

Jahre zurückreichen, also bis vor die Jungsteinzeit, in der erste Siedlungen<br />

entstanden (GERLACH & RADTKE 1997, BORK et al. 1998). Demzufolge hatten<br />

Hochwasser lange ein nur geringes Ausmaß, und sie transportierten wenig<br />

Erosionsmaterial. Erst seit der Eisenzeit sind weiter ausgreifende und mächtige<br />

Überschwemmungen belegt; die Ablagerungen deuten auf vermehrten Bodenabtrag<br />

durch zunehmende Rodung der Wälder hin.<br />

Der verbliebene Waldanteil war im Hoch- und Spätmittelalter auf einen Bruchteil<br />

seiner heutigen und erst recht seiner ursprünglichen Ausdehnung geschrumpft. Ob<br />

das Ausmaß der verheerenden Flutkatastrophe vom Sommer 1342 ursächlich damit<br />

in Zusammenhang gebracht werden kann, ist nach dem gegenwärtigen<br />

Kenntnisstand nur zu vermuten, aber nicht zu belegen. Hingegen besteht Konsens<br />

darüber, dass diese Sintflut ungeheure Bodenumlagerungen verursacht hat, und<br />

dass sie sich in einer Zeit größter agrarischer Nutzung und Flächeninanspruchnahme<br />

ereignete (WITTE et al. 1995, BORK et al. 1998, SAUER 1999). Für Teile der<br />

4

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!