Hydrologie - dezentraler Hochwasserschutz
Hydrologie - dezentraler Hochwasserschutz
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z. B. bei FRIEDRICH (1954b), DELFS et al. (1958), LIEBSCHER (1982), MAZUREK<br />
& WEGOREK (1987), FÜHRER (1990), ROBINSON et al. (1991), JOHNSON (1998),<br />
MOESCHKE (1998) und ANDREASSIAN (2004).<br />
Mag die Frage nach dem Einfluss des Waldes auf die Niedrigwasserabflusspende zu<br />
fallweise unterschiedlichen Antworten führen, so lassen die Ergebnisse der oben<br />
angesprochenen Vergleichsexperimente generell den Schluss zu, dass Wald im<br />
Vergleich mit anderen Landnutzungsarten eine geringere Abflusspende aufweist und<br />
dass er insbesondere Hochwasserspitzen abmindert.<br />
Falls Wald aber auf wenig durchlässigen Böden stockt, verbleibt nur noch eine<br />
Auswirkung der Interzeption und der Verdunstung auf die Fülle der Hochwasser.<br />
BURCH et al. (1996) konnten dies am Beispiel einer Hochwasseranalyse in der<br />
voralpinen Zone der Schweiz zeigen. Auch BROOK-Szenariorechnungen in 8<br />
anderen kleinen schweizerischen Einzugsgebieten deuten darauf hin, dass das<br />
Bewaldungsprozent dann kein typisches Merkmal für Hochwasser darstellt, wenn die<br />
Infiltration des Niederschlagswassers in den Boden durch kleine<br />
Durchlässigkeitswerte eingeschränkt ist und der Wald auf Böden geringer<br />
Speicherkapazität stockt (FORSTER 1992). Darüber hinaus kann intensive<br />
Walderschließung der hochwassermindernden Wirkung des Waldes<br />
entgegensteuern (Abschn. 3).<br />
Von den vielen Experimenten zur Hochwasserminderung des Waldes seien hier<br />
einige stellvertretend aufgeführt.<br />
ENGLER (1919) und BURGER (1937,1943,1954) verglichen den Hochwasserabfluss<br />
aus zwei kleinen benachbarten Einzugsgebieten im Emmental (Schweiz). Während<br />
der Gesamtabfluss in den Untersuchungszeiträumen etwa gleich war, lagen die<br />
Hochwasserscheitel im zu 35 % bewaldeten Rappengraben 1,4- bis 2,4 mal höher<br />
als im 100 % bewaldeten Sperbelgraben. HIBBERT (1967) äußerte Zweifel daran,<br />
dass diese Unterschiede allein dem unterschiedlichen Bewaldungsprozent<br />
zuzuschreiben sind.<br />
MASUCH (1961) untersuchte das Hochwasser vom Juli 1954 im Erzgebirge; bei<br />
ungefähr gleicher Überregnung lag die Scheitelabflusspende des voll bewaldeten<br />
Einzugsgebietes der Roten Mulde (5,6 km 2 ) um 67 % unter derjenigen des<br />
unbewaldeten Reichstädter Baches (15,2 km 2 ).<br />
Bei dem von KIRWALD (1976) beschriebenen Vergleich zweier kleiner<br />
Einzugsgebiete im Sauerland lag die Scheitelabflusspende des zu 2/3<br />
landwirtschaftlich genutzten Königswasser-Einzugsgebietes (3,3 km 2 ) nach etwa 20<br />
mm Regen um den Faktor 1,5 über derjenigen des benachbarten voll bewaldeten<br />
Krähe-Einzugsgebietes (2,8 km 2 ).<br />
KNAPP (1979) zitiert Parallelmessungen zweier gleich großer Einzugsgebiete aus<br />
dem Jahre 1974 in Wales/UK. Der Scheitel der Hochwasserwelle des überwiegend<br />
bewaldeten Severn-Gebietes lag um etwa 30 % unter dem Scheitel des<br />
benachbarten waldfreien Wye-Gebietes, obwohl jenes von vielen<br />
Entwässerungsgräben durchzogen ist und eine höhere Reliefenergie aufweist. Nach<br />
CALDER (1992) könnte diese Scheiteldifferenz durch Interzeption erklärt werden.<br />
SOKOLLEK (1983) registrierte die Hochwasserganglinien zweier kleiner<br />
Einzugsgebiete im Mittelgebirge nahe dem Edersee; der Wellenscheitel des<br />
vorwiegend landwirtschaftlich genutzte Saubachgebietes lag um den Faktor 1,9 über<br />
demjenigen des bewaldeten Erleborngebietes.<br />
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