open.med Bericht 2007 - Ärzte der Welt e.V.
open.med Bericht 2007 - Ärzte der Welt e.V.
open.med Bericht 2007 - Ärzte der Welt e.V.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
18<br />
2.3. Der Ablauf eines Patientenbesuchs<br />
Wenn ein Patient zu <strong>open</strong>.<strong>med</strong> kommt, wird er zunächst<br />
von einem unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter<br />
empfangen. Dieser versucht herauszufinden,<br />
welche Probleme <strong>der</strong> Patient hat. Dazu wird ein<br />
längeres Gespräch mit dem Patienten geführt.<br />
Wenn dieser es erlaubt, werden die Ergebnisse<br />
dieser Unterhaltung in einem sozialen Fragebogen<br />
festgehalten. Dieser dient zum einen zur Erstinformation<br />
für den Arzt, zum an<strong>der</strong>en erleichtert<br />
dieses Vorgehen die Arbeit <strong>der</strong> ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiter. Sollte <strong>der</strong> Patient noch einmal kommen,<br />
kann sich je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Helfer schnell ein Bild <strong>der</strong> Lage<br />
des Patienten machen.Wir achten bei <strong>open</strong>.<strong>med</strong><br />
bewusst darauf, dass die Atmosphäre so wenig wie<br />
möglich an den Warteraum einer Arztpraxis o<strong>der</strong><br />
eines Amtes erinnert. Den Patienten stehen Bücher<br />
und Informationsmaterial in verschiedenen Sprachen,<br />
sowie Getränke zur Verfügung. Je nach Problemlage<br />
gehen die Klienten nur zum Arzt o<strong>der</strong> sie<br />
bekommen auch eine soziale Beratung durch einen<br />
unserer Mitarbeiter. Die häufigsten Probleme stellen<br />
hier Versicherungsfragen dar. Bei Aufenthaltsproblemen<br />
verweisen wir die Klienten an das café<br />
104, das in den gleichen Räumen zur gleichen Zeit<br />
Beratung anbietet. Nach <strong>der</strong> Untersuchung durch<br />
den Arzt füllt dieser einen <strong>med</strong>izinischen Fragebo-<br />
gen zu jedem Patient aus. Hier wird die Krankengeschichte<br />
<strong>der</strong> Hilfesuchenden kurz nie<strong>der</strong>geschrieben.<br />
Dies gewährleistet beim nächsten Besuch<br />
des Patienten eine reibungslose Weiterbehandlung,<br />
auch wenn nun ein an<strong>der</strong>er Arzt bei <strong>open</strong>.<strong>med</strong><br />
Dienst hat.Wenn nötig, machen die freiwilligen Helfer<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arzt Termine mit unseren Referenzärzten<br />
aus o<strong>der</strong> schicken den Patienten zum Labor.<br />
Am Ende je<strong>der</strong> Sprechstunde gehen die ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiter und <strong>der</strong> Arzt zusammen noch<br />
einmal die Fälle des Tages durch.<br />
Frau Dr. Hackl, freiwillige<br />
Ärztin bei <strong>open</strong>.<strong>med</strong><br />
„Ich finde wichtig, dass <strong>Ärzte</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Welt</strong> den Menschen in<br />
München beisteht, die aus<br />
dem Krankenversicherungssystem<br />
gefallen sind – o<strong>der</strong> gar<br />
nicht darin aufgenommen werden.Wenn<br />
eine schwangere<br />
Frau Unterstützung benötigt,<br />
o<strong>der</strong> ein Kind ärztlichen Beistand<br />
braucht und die Eltern<br />
kein Geld für die Behandlung<br />
haben, helfe ich gern.“<br />
Wie wurden Sie auf <strong>open</strong>.<strong>med</strong><br />
aufmerksam gemacht?<br />
Ärztliches Personal 4,9 %<br />
staatliche Stellen 16,3 %<br />
Medien 4,9 %<br />
2.4. Unsere Patienten<br />
Die nachfolgende Auswertung basiert auf den in<br />
<strong>open</strong>.<strong>med</strong> erhobenen Daten. Zusammen wurden<br />
von Freiwilligen und Teammitglie<strong>der</strong>n 189 soziale<br />
Fragebögen und 343 <strong>med</strong>izinische Fragebögen<br />
ausgefüllt. Zu diesem Unterschied kommt es, da<br />
<strong>der</strong> soziale Fragebogen nur einmal, <strong>der</strong> <strong>med</strong>izinische<br />
Verlaufsbogen jedoch bei jedem Arztbesuch<br />
des Patienten ausgefüllt wird. Einige Patienten<br />
wollten aus unterschiedlichen Gründen, wie Angst<br />
vor Entdeckung, nicht dokumentiert werden. Die<br />
Sprechstunden fanden zweimal wöchentlich statt.<br />
Wie die Zahlen des Jahres <strong>2007</strong> belegen (über<br />
700 Patientenkontakte), spricht sich die Existenz<br />
<strong>der</strong> neu eingerichteten Stelle von <strong>open</strong>.<strong>med</strong> unter<br />
den im Großraum München ansässigen Migranten<br />
schnell herum.<br />
Im ersten Jahr seines Bestehens verzeichnete<br />
<strong>open</strong>.<strong>med</strong> bereits 453 Besuche in <strong>der</strong> Augsburgerstrasse,<br />
davon 343 Arztkonsultationen. 262 Personen<br />
konnten wir außerdem Termine bei nie<strong>der</strong>gelassenen<br />
Fachärzten o<strong>der</strong> bei unserem Partnerlabor<br />
vermitteln.<br />
Sozialverbände 46,3 %<br />
Familie, Freunde, Bekannte 27,6 %<br />
Ein wesentlicher Teil <strong>der</strong> Patienten, die sich zum<br />
Zeitpunkt ihrer Vorstellung in beson<strong>der</strong>s misslichen<br />
Lebenssituationen befanden, wurde außerdem<br />
vom <strong>open</strong>.<strong>med</strong>-Team zur Krisenintervention<br />
über mehrere Wochen, manchmal auch Monate<br />
aktiv begleitet. Im Jahr <strong>2007</strong> wandten sich insgesamt<br />
211 Personen mit <strong>med</strong>izinischen bzw. psychosozialen<br />
Fragestellungen an uns.<br />
Die Anzahl <strong>der</strong> einzelnen Klientenbesuche in diesem<br />
Jahr variiert zwischen ein bis max. fünfzehn Konsultationen.<br />
Das neue Hilfsangebot wurde mittels einer massiven<br />
Verteilung von Flyern in <strong>der</strong> Stadt beworben<br />
und hat dank bereits bestehen<strong>der</strong> Strukturen vor<br />
Ort schnell einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt.<br />
Zur steten Verbesserung unserer Informationskanäle<br />
und <strong>der</strong> statistischen Aufbereitung unserer<br />
Arbeit führten wir eine Umfrage durch, in <strong>der</strong> die<br />
Befragten unter an<strong>der</strong>em beantworten sollten,<br />
wie sie auf <strong>open</strong>.<strong>med</strong> aufmerksam geworden sind.<br />
46,3 % <strong>der</strong> Befragten verwiesen dabei auf Sozialverbände,<br />
die ihnen als Informationsquelle dienten.<br />
27,6 % gaben hingegen an, durch Familienmitglie<strong>der</strong>,<br />
Freunde o<strong>der</strong> Bekannte von <strong>open</strong>.<strong>med</strong> erfahren<br />
zu haben – ein Zeichen für die Zufriedenheit<br />
unserer Klientel und <strong>der</strong> daraus resultierenden<br />
Mund-zu-Mund-Propaganda.<br />
19