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open.med Bericht 2007 - Ärzte der Welt e.V.

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2.3. Der Ablauf eines Patientenbesuchs<br />

Wenn ein Patient zu <strong>open</strong>.<strong>med</strong> kommt, wird er zunächst<br />

von einem unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter<br />

empfangen. Dieser versucht herauszufinden,<br />

welche Probleme <strong>der</strong> Patient hat. Dazu wird ein<br />

längeres Gespräch mit dem Patienten geführt.<br />

Wenn dieser es erlaubt, werden die Ergebnisse<br />

dieser Unterhaltung in einem sozialen Fragebogen<br />

festgehalten. Dieser dient zum einen zur Erstinformation<br />

für den Arzt, zum an<strong>der</strong>en erleichtert<br />

dieses Vorgehen die Arbeit <strong>der</strong> ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter. Sollte <strong>der</strong> Patient noch einmal kommen,<br />

kann sich je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Helfer schnell ein Bild <strong>der</strong> Lage<br />

des Patienten machen.Wir achten bei <strong>open</strong>.<strong>med</strong><br />

bewusst darauf, dass die Atmosphäre so wenig wie<br />

möglich an den Warteraum einer Arztpraxis o<strong>der</strong><br />

eines Amtes erinnert. Den Patienten stehen Bücher<br />

und Informationsmaterial in verschiedenen Sprachen,<br />

sowie Getränke zur Verfügung. Je nach Problemlage<br />

gehen die Klienten nur zum Arzt o<strong>der</strong> sie<br />

bekommen auch eine soziale Beratung durch einen<br />

unserer Mitarbeiter. Die häufigsten Probleme stellen<br />

hier Versicherungsfragen dar. Bei Aufenthaltsproblemen<br />

verweisen wir die Klienten an das café<br />

104, das in den gleichen Räumen zur gleichen Zeit<br />

Beratung anbietet. Nach <strong>der</strong> Untersuchung durch<br />

den Arzt füllt dieser einen <strong>med</strong>izinischen Fragebo-<br />

gen zu jedem Patient aus. Hier wird die Krankengeschichte<br />

<strong>der</strong> Hilfesuchenden kurz nie<strong>der</strong>geschrieben.<br />

Dies gewährleistet beim nächsten Besuch<br />

des Patienten eine reibungslose Weiterbehandlung,<br />

auch wenn nun ein an<strong>der</strong>er Arzt bei <strong>open</strong>.<strong>med</strong><br />

Dienst hat.Wenn nötig, machen die freiwilligen Helfer<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arzt Termine mit unseren Referenzärzten<br />

aus o<strong>der</strong> schicken den Patienten zum Labor.<br />

Am Ende je<strong>der</strong> Sprechstunde gehen die ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter und <strong>der</strong> Arzt zusammen noch<br />

einmal die Fälle des Tages durch.<br />

Frau Dr. Hackl, freiwillige<br />

Ärztin bei <strong>open</strong>.<strong>med</strong><br />

„Ich finde wichtig, dass <strong>Ärzte</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Welt</strong> den Menschen in<br />

München beisteht, die aus<br />

dem Krankenversicherungssystem<br />

gefallen sind – o<strong>der</strong> gar<br />

nicht darin aufgenommen werden.Wenn<br />

eine schwangere<br />

Frau Unterstützung benötigt,<br />

o<strong>der</strong> ein Kind ärztlichen Beistand<br />

braucht und die Eltern<br />

kein Geld für die Behandlung<br />

haben, helfe ich gern.“<br />

Wie wurden Sie auf <strong>open</strong>.<strong>med</strong><br />

aufmerksam gemacht?<br />

Ärztliches Personal 4,9 %<br />

staatliche Stellen 16,3 %<br />

Medien 4,9 %<br />

2.4. Unsere Patienten<br />

Die nachfolgende Auswertung basiert auf den in<br />

<strong>open</strong>.<strong>med</strong> erhobenen Daten. Zusammen wurden<br />

von Freiwilligen und Teammitglie<strong>der</strong>n 189 soziale<br />

Fragebögen und 343 <strong>med</strong>izinische Fragebögen<br />

ausgefüllt. Zu diesem Unterschied kommt es, da<br />

<strong>der</strong> soziale Fragebogen nur einmal, <strong>der</strong> <strong>med</strong>izinische<br />

Verlaufsbogen jedoch bei jedem Arztbesuch<br />

des Patienten ausgefüllt wird. Einige Patienten<br />

wollten aus unterschiedlichen Gründen, wie Angst<br />

vor Entdeckung, nicht dokumentiert werden. Die<br />

Sprechstunden fanden zweimal wöchentlich statt.<br />

Wie die Zahlen des Jahres <strong>2007</strong> belegen (über<br />

700 Patientenkontakte), spricht sich die Existenz<br />

<strong>der</strong> neu eingerichteten Stelle von <strong>open</strong>.<strong>med</strong> unter<br />

den im Großraum München ansässigen Migranten<br />

schnell herum.<br />

Im ersten Jahr seines Bestehens verzeichnete<br />

<strong>open</strong>.<strong>med</strong> bereits 453 Besuche in <strong>der</strong> Augsburgerstrasse,<br />

davon 343 Arztkonsultationen. 262 Personen<br />

konnten wir außerdem Termine bei nie<strong>der</strong>gelassenen<br />

Fachärzten o<strong>der</strong> bei unserem Partnerlabor<br />

vermitteln.<br />

Sozialverbände 46,3 %<br />

Familie, Freunde, Bekannte 27,6 %<br />

Ein wesentlicher Teil <strong>der</strong> Patienten, die sich zum<br />

Zeitpunkt ihrer Vorstellung in beson<strong>der</strong>s misslichen<br />

Lebenssituationen befanden, wurde außerdem<br />

vom <strong>open</strong>.<strong>med</strong>-Team zur Krisenintervention<br />

über mehrere Wochen, manchmal auch Monate<br />

aktiv begleitet. Im Jahr <strong>2007</strong> wandten sich insgesamt<br />

211 Personen mit <strong>med</strong>izinischen bzw. psychosozialen<br />

Fragestellungen an uns.<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> einzelnen Klientenbesuche in diesem<br />

Jahr variiert zwischen ein bis max. fünfzehn Konsultationen.<br />

Das neue Hilfsangebot wurde mittels einer massiven<br />

Verteilung von Flyern in <strong>der</strong> Stadt beworben<br />

und hat dank bereits bestehen<strong>der</strong> Strukturen vor<br />

Ort schnell einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt.<br />

Zur steten Verbesserung unserer Informationskanäle<br />

und <strong>der</strong> statistischen Aufbereitung unserer<br />

Arbeit führten wir eine Umfrage durch, in <strong>der</strong> die<br />

Befragten unter an<strong>der</strong>em beantworten sollten,<br />

wie sie auf <strong>open</strong>.<strong>med</strong> aufmerksam geworden sind.<br />

46,3 % <strong>der</strong> Befragten verwiesen dabei auf Sozialverbände,<br />

die ihnen als Informationsquelle dienten.<br />

27,6 % gaben hingegen an, durch Familienmitglie<strong>der</strong>,<br />

Freunde o<strong>der</strong> Bekannte von <strong>open</strong>.<strong>med</strong> erfahren<br />

zu haben – ein Zeichen für die Zufriedenheit<br />

unserer Klientel und <strong>der</strong> daraus resultierenden<br />

Mund-zu-Mund-Propaganda.<br />

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