open.med Bericht 2007 - Ärzte der Welt e.V.
open.med Bericht 2007 - Ärzte der Welt e.V.
open.med Bericht 2007 - Ärzte der Welt e.V.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Über Médecins du Monde /<br />
<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />
6<br />
<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> arbeitet seit dem Jahr 1999 als<br />
deutscher Zweig <strong>der</strong> internationalen humanitären<br />
Organisation Médecins du Monde. Unabhängig<br />
von ihrer ethnischen, sozialen, religiösen und politischen<br />
Herkunft, unterstützen wir hilfsbedürftige<br />
Bevölkerungsgruppen in Krisensituationen – wie<br />
Krieg, Naturkatastrophen, Gewalt, Armut, Krankheit<br />
und Ausgrenzung. Mit unseren einheimischen<br />
Partnern erarbeiten wir dauerhafte Lösungen zur<br />
Selbsthilfe, die auch präventiv neuen Konflikten<br />
entgegenwirken. Die vordringliche Aufgabe von<br />
<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> ist die Gesundheitsversorgung für<br />
Menschen in Not. Nicht allein körperliches Leid,<br />
son<strong>der</strong>n auch die Missachtung grundlegen<strong>der</strong><br />
Menschenrechte und damit verbundene seelische<br />
Beeinträchtigung bedingen Krankheit und Ausgrenzung.<br />
Zur Aufgabe von <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> gehört<br />
daher auch die Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen<br />
sowie die Erfassung gesellschaftspolitischer<br />
Verän<strong>der</strong>ungen. Anhand von<br />
Augenzeugenberichten informieren wir die Öffentlichkeit<br />
über die <strong>med</strong>izinische Versorgungslage<br />
in weltweiten Krisengebieten.<br />
Dabei arbeitet <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> nicht nur in den sogenannten<br />
Entwicklungslän<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n setzt sich<br />
auch in Europa für benachteiligte Bevölkerungsgruppen<br />
ein. Auch in einer Industrienation wie<br />
Deutschland gibt es Menschen, denen <strong>der</strong> Zugang<br />
zur Gesundheitsversorgung massiv erschwert ist.<br />
Aus diesem Grund hat im September 2006 <strong>Ärzte</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Welt</strong> in Kooperation mit café 104 <strong>open</strong>.<strong>med</strong><br />
eröffnet – die <strong>med</strong>izinische Anlaufstelle für Nicht-<br />
Versicherte im Zentrum Münchens.<br />
Médecins du Monde – <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> hat weitere Vertretungsbüros<br />
in 10 europäischen Staaten. Dazu<br />
gehören neben Frankreich und Deutschland auch<br />
Griechenland, Großbritannien, Spanien, Italien,<br />
Schweden, Portugal, die Nie<strong>der</strong>lande und die<br />
Schweiz. Die meisten dieser Büros betreuen ähnlich<br />
wie Deutschland auch Gesundheitsprojekte<br />
im eigenen Land. Damit will man all denjenigen<br />
Kranken und Bedürftigen unter die Arme greifen,<br />
die ansonsten von <strong>med</strong>izinischer Hilfe abgeschnitten<br />
sind. Médecins du Monde Frankreich hat zum Beispiel<br />
über 100 einheimische Projekte. Zu den Zielgruppen<br />
gehören Obdachlose, Roma, Migranten,<br />
Drogenabhängige und Sexarbeiter. Neben 21stationären<br />
Gesundheitszentren betreibt Médecins du<br />
Monde in Frankreich 84 mobile Einheiten.<br />
Im Jahre 2005 hat das europäische Netzwerk von<br />
Médecins du Monde – <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> eine Untersuchung<br />
durchgeführt, die die Zugangsmöglichkeiten von<br />
Menschen ohne Aufenthaltstatus zu <strong>med</strong>izinischer<br />
Versorgung in verschiedenen Län<strong>der</strong>n Europas objektiv<br />
abbilden sollte. Ziel ist es, die wirksamsten<br />
Maßnahmen für eine umfassende Gesundheitspolitik<br />
zu identifizieren. Das europäische Netzwerk von<br />
Médecins du Monde – <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> hat mit dieser<br />
europaweit ersten Untersuchung dieser Art den<br />
Schwerpunkt auf die hilfsbedürftigsten Menschen<br />
gelegt und sich u.a. in diesem Rahmen mit folgenden<br />
Fragen auseinan<strong>der</strong>gesetzt:Wie gut ist <strong>der</strong><br />
Informationsstand <strong>der</strong> Menschen über bestehende<br />
Hilfsangebote? Welchen Anspruch auf Versorgung<br />
haben sie tatsächlich? Welche bürokratischen<br />
Hürden erwarten sie?<br />
Generell kann gesagt werden: Die Lebensumstände<br />
<strong>der</strong> befragten Personen sind schwierig – sowohl<br />
im Hinblick auf ihre prekäre Wohnsituation, als auch<br />
auf ihr oftmals geringes Einkommen. Nur wenige<br />
begeben sich im Krankheitsfall in <strong>med</strong>izinische Betreuung.<br />
In <strong>der</strong> Regel müssen sie lange Wartezeiten<br />
hinnehmen, bis sie adäquate Hilfe erhalten. Die<br />
meisten wissen nicht einmal, dass sie Anspruch auf<br />
<strong>med</strong>izinische Versorgung haben. Der <strong>Bericht</strong> zeigt,<br />
dass ein Teil <strong>der</strong> Bevölkerung in <strong>der</strong> EU we<strong>der</strong><br />
Zugang zur Mindestversorgung noch zur Grundversorgung<br />
hat und dies, obwohl die widrigen<br />
Lebensumstände dieser Menschen manifeste Risikofaktoren<br />
für Erkrankungen darstellen.<br />
Das europäische Netzwerk von Médecins du Monde<br />
– <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> for<strong>der</strong>t deshalb einen gleichen Zugang<br />
zu <strong>med</strong>izinischer Versorgung für alle in <strong>der</strong><br />
EU Ansässigen (entsprechende rechtliche Regelungen<br />
wären europaweit zu treffen).<br />
Und zum Zweiten: Einen Stopp <strong>der</strong> Abschiebung<br />
sowie die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Legalisierung des Aufenthaltsstatus<br />
zur Behandlung von schwer erkrankten<br />
Auslän<strong>der</strong>n, die in ihrem Heimatland von <strong>der</strong> <strong>med</strong>izinischen<br />
Versorgung abgeschnitten sind.<br />
7