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Medizin Skifahren belastet das Kniegelenk stark, Kreuzbandrisse sind entsprechend häufig. Verunfallte müssen sich aber nicht zwingend einer Operation unterziehen – gezieltes Training reicht oft aus. Wenn nötig, kann auch nach zwei Jahren noch operiert werden. 10 SWICA aktuell 1-2011 Wenn der Skiausflug beim Arzt endet Jährlich ziehen sich in der Schweiz gegen 12 000 Personen Verletzungen am Kreuzband zu. Sportbedingte Knieverletzungen erleiden laut Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu 24 Prozent der Frauen und 14 Prozent der Männer beim Skifahren. Der Anteil Knieverletzungen ist beim alpinen Schneesport grösser als bei allen anderen Sportarten. Als praktizierender Hausarzt in der Wintersportregion Toggenburg ist Dr. Christoph Zingg oft mit Kreuz- bandrissen konfrontiert. Der Leiter des SWICA Gesundheitszentrums Wattwil macht die Erfahrung, dass sich vor- wiegend junge und sportliche Skifahrer Kreuzbandrisse zuziehen. «Während früher mehr Verletzungen am Knöchel aufgetreten sind, hat sich der Schwachpunkt heute zum Knie verlagert», erklärt er. «Moderne Skischuhe fixieren die Unterschenkel sehr gut, die Rotation des Oberkörpers belastet deshalb vor allem das Kniegelenk.» Skifahrer, die lediglich einen Kreuzbandriss erleiden, beenden ihren Skitag trotz Schmerzen nicht selten mit einer Talfahrt. Dr. Zingg ergänzt: «Sind auch Seitenbänder oder Menisken verletzt, ist Physiotherapeutin Claudia Egger im SWICA Gesundheitszentrum St. Gallen das nicht mehr möglich.» Den Arzt suchen Patienten oft erst am folgenden Tag auf, wenn die Schmerzen über Nacht zugenommen haben. «Als Erstes erkundige ich mich nach den Beschwerden und Dr. med. Christoph Zingg, Leiter des SWICA Gesundheitszentrums Wattwil dem Unfallhergang», beschreibt Dr. Zingg sein Vorgehen. «Danach folgen verschiedene klinische Tests, um zu untersuchen, wie stabil das Knie ist.» So kann der Arzt feststellen, ob das Kreuzband überdehnt
oder gerissen ist. «Im Zweifelsfall schafft eine Magnetresonanztomografie – ein MRI – Klarheit.» Sofortige Operation ist nicht zwingend nötig Ist ein Kreuzbandriss diagnostiziert, klärt Dr. Zingg seine Patienten über die weiteren Behandlungsschritte auf. Möglich sind ein operativer Eingriff, bei dem das Kreuzband rekonstruiert wird, oder eine konservative Therapie. Unter Letzterem versteht man gezieltes Training unter Anleitung eines Physiotherapeuten. Der Patient stabilisiert dabei das Kniegelenk, indem er mittels geeigneter Übungen die Muskulatur um das Gelenk stärkt. «Welches Vorgehen man wählt, hängt von den Erwartungen des Patienten an seinen Körper ab», so Dr. Zingg. Nach einer Operation ist das Knie relativ bald wieder voll belastbar. Spitzensportler entscheiden sich deshalb häufig für diese Variante – obwohl es sich um einen schweren Eingriff handelt und Komplikationen nicht ausgeschlossen werden können. Die sanftere konservative Behandlung verspricht häufig ebenso gute Resultate, verlangt dem Patienten allerdings mehr Geduld und aktive Beteiligung an der Therapie ab. «Ich rate in vielen Fällen von einer Operation ab», sagt der Facharzt für Allgemeinmedizin und verweist auf eine Studie 1 , die aufzeigt, dass wenn nötig auch nach zwei Jahren konservativer Behandlung noch operiert werden kann, sollte der ange- strebte Erfolg ausbleiben. «Die Resultate sind nach dieser Zeit die gleichen, wie wenn unmittelbar nach dem Unfall operiert wird.» Wer zuerst die sanfte Methode prüft, riskiert folglich nicht, den richtigen Zeitpunkt für eine Operation zu verpassen. «Keine Nachteile für Patienten» Ob der Kreuzbandriss konservativ oder operativ behandelt wird, eine begleitende Physiotherapie ist in jedem Fall angezeigt. Claudia Egger ist leitende Physiotherapeutin im SWICA Gesundheitszentrum St. Gallen. Sie und ihr Team behandeln jährlich rund 30 Patienten mit Kreuz- bandriss. Nach einer Operation gehe es vor allem darum, mit dem rekonstruierten Kreuzband umgehen zu können, erläutert Claudia Egger: «Das heisst, wir machen Gleichgewichts- und Stabilitätsübungen.» Bei der konservativen Behandlung stehe die Kräftigung der Muskulatur um das Kniegelenk im Zentrum. Die Erfolgschancen sind vergleichbar. Die Therapie dauert durchschnittlich ein halbes Jahr, unabhängig davon, ob ihr eine Operation vorausgeht oder nicht. Die Physiotherapeutin hat mit beiden Therapien langjährige Erfahrung und kennt auch die Situation, dass sich ein Patient zuerst für die konservative Variante entschieden hat und später doch operiert. «Es ergeben sich daraus keine Nachteile für den Patienten», betont Claudia Egger. Nach der Physiotherapie können die meisten Patienten wieder weitgehend uneingeschränkt Sport treiben. Alltagshandlungen sind problemlos möglich. «Irgendwann gehen alle unsere Patienten wieder mit einem funktionstüchtigen Kniegelenk nach Hause.» 1 Frobell RB, Roos EM, Roos HP et al. A randomized trial of treatment for acute anterior cruciate ligament tears. N Engl J Med 2010 (22. Juli); 363: 331-4 So ist das Kniegelenk aufgebaut Das Kniegelenk wird neben Menisken, Seitenbändern und Muskulatur durch zwei Bänder, die gekreuzt durch das Gelenk verlaufen, stabilisiert: die Kreuzbänder. Die komplexe Konstruktion des Gelenks ist Voraussetzung dafür, dass wir Sportarten wie Skifahren, Fussball oder Tennis betreiben können. Kreuzbänder SWICA aktuell 1-2011 11
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