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Medikamente<br />

Medikamente<br />

per Mausklick:<br />

ein Gesundheitsrisiko<br />

Potenzsteigernde Mittel wie Viagra, Lifestyleprodukte, aber auch Medikamente zur<br />

Behandlung von Krebs lassen sich rezeptfrei via Internet kaufen. Aber Achtung:<br />

Ein Laie kann meist nicht erkennen, ob das Präparat eine Fälschung oder qualitativ<br />

mangelhaft ist – die Folgen sind teils fatal.<br />

M<br />

arianne W. kam nach einem<br />

Kinoabend spät nach Hause<br />

und fand ihren Lebenspartner<br />

Henri bewusstlos auf dem Badezimmerboden<br />

liegen. Sie alarmierte sofort<br />

die Ambulanz. Der Notarzt ste<strong>ll</strong>te einen<br />

Herz-Kreislauf-Ko<strong>ll</strong>aps fest. Der 53-Jährige<br />

hatte Glück und erhielt rechtzeitig<br />

die lebenserhaltende Behandlung. Einige<br />

Tage später entdeckte Marianne W.<br />

blaue rhombenförmige Tabletten in der<br />

Schublade des Nachttisches. Ihre Vermutung,<br />

dass es Viagra waren, bestätigte ihr<br />

ein Apotheker: Wahrscheinlich habe ihr<br />

Partner sie im Internet gekauft.<br />

Der Medikamentenkonsum über das Internet<br />

birgt ein hohes Gesundheitsrisiko:<br />

Das Schweizerische Heilmittelinstitut<br />

Swissmedic hat im vergangenen Jahr<br />

120 Muster von 73 Produkten zur Erektionsförderung<br />

im Labor untersucht. Die<br />

Analysen zeigten, dass 40 Prozent der<br />

Proben falsche, unter- oder überdosierte<br />

Wirkstoffe enthielten. Diese Potenzmittel<br />

wurden fast ausnahmslos im Internet beste<strong>ll</strong>t.<br />

Ein gefälschtes Medikament kann<br />

mit blossem Auge kaum vom Originalpräparat<br />

unterschieden werden. Offensichtliche<br />

Fälschungen sind herzförmige Viagra<br />

16 SWICA <strong>aktue<strong>ll</strong></strong> 1-2011<br />

oder rhombenförmige in dunklerem Blau<br />

als das Originalviagra. Bei Fälschungen<br />

fehlen oft Packungsbeilagen oder Information<br />

über Nebenwirkungen. Viagra ist<br />

ein rezeptpflichtiges Medikament und<br />

muss ärztlich verordnet werden. Für<br />

Patienten mit Herz-Kreislauf-Beschwerden<br />

kann es lebensbedrohlich sein.<br />

Synthetisch statt rein pflanzlich<br />

Auch als rein pflanzlich deklarierte Produkte<br />

können gefährliche synthetische<br />

Substanzen enthalten. Das wurde einem<br />

Mann aus dem Kanton Zürich fast zum<br />

Verhängnis, wie der Tages-Anzeiger kürzlich<br />

berichtete. Der Mann beste<strong>ll</strong>te im Internet<br />

angeblich pflanzliche Erektionspi<strong>ll</strong>en<br />

und testete sie. Sein Arzt zweifelte<br />

jedoch, dass ein pflanzliches Mittel eine<br />

solche Wirkung entfalten konnte und leitete<br />

sie an den kantonalen Leiter der Heilmittelkontro<strong>ll</strong>e<br />

weiter. Dieser ste<strong>ll</strong>te fest,<br />

dass sie nicht aus Kräutern, sondern aus<br />

drei synthetischen Wirkstoffen bestanden,<br />

die Herzinfarkte oder Schlaganfä<strong>ll</strong>e<br />

bewirken können.<br />

Die Swissmedic analysiert routinemässig<br />

Produkte, die im Internet angeboten werden,<br />

und ste<strong>ll</strong>t immer wieder Medikamen-<br />

tenbetrügereien auch bei pflanzlichen<br />

Produkten fest. Ein Luzerner Internethändler<br />

beispielsweise bot im letzten<br />

Herbst ein potenzsteigerndes Produkt an,<br />

das sich als ein in der Schweiz nicht zugelassenes<br />

Potenzmittel entpuppte. Der<br />

Händler hatte es aber als ein aus dem Himalajagebirge<br />

stammende Beerenextrakt-<br />

Pulver Goji-More deklariert.<br />

Teuer und gefährlich<br />

Der Versandhandel mit Arzneimitteln ist<br />

in der Schweiz aus Sicherheitsgründen<br />

verboten. Davon ausgenommen sind<br />

Schweizer Versandapotheken wie zum<br />

Beispiel die Apotheke zur Rose. Für jede<br />

Beste<strong>ll</strong>ung bei einer Versandapotheke<br />

muss ein ärztliches Rezept vorliegen.<br />

Dies gilt auch für Medikamente, die in<br />

der Regel rezeptfrei erhältlich sind. So<br />

wird gewährleistet, dass bei jedem<br />

Medikamentenkauf eine Fachberatung<br />

stattfindet. Auch der Import von Medika-<br />

menten in die Schweiz ist grundsätzlich<br />

untersagt. Eine Privatperson darf jedoch<br />

legal für sich selbst einen Monatsbe-<br />

darf an Arzneimitteln einführen. Medikamente<br />

aus dem Ausland sind nicht<br />

immer günstiger. Oft bezahlt man eine

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