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Einsatzkonzept für den Fall eines Erdbebens in der Schweiz ... - NAZ

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<strong>E<strong>in</strong>satzkonzept</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Fall</strong> <strong>e<strong>in</strong>es</strong> <strong>Erdbebens</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> Szenarien und Beson<strong>der</strong>heiten<br />

3.4. Beson<strong>der</strong>heiten e<strong>in</strong>er Erdbebenkatastrophe<br />

E<strong>in</strong>e Erdbebenkatastrophe stellt bezüglich E<strong>in</strong>satz und Führung beson<strong>der</strong>e<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen, die im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Katastrophen und Notlagen wesentlich<br />

komplexer, <strong>in</strong> zahlreichen Bereichen sogar e<strong>in</strong>zigartig s<strong>in</strong>d.<br />

3.4.1. Erdbebenkatastrophen treten ohne Vorwarnung auf<br />

Erdbebenkatastrophen können ohne Vorwarnung grosse Gebiete stark <strong>in</strong><br />

Mitlei<strong>den</strong>schaft ziehen. Im Gegensatz zu an<strong>der</strong>en Naturkatastrophen (z.B. Unwetter)<br />

gibt es bei Erdbeben ke<strong>in</strong>e Vorwarnzeit. Der Höhepunkt e<strong>in</strong>er Erdbebenkatastrophe<br />

folgt unmittelbar nach Auslösung des Ereignisses. Zwar s<strong>in</strong>d Indikatoren bekannt, die<br />

auf starke o<strong>der</strong> schwere Erdbeben h<strong>in</strong>weisen können. Die lückenlose räumliche und<br />

zeitliche Erfassung und Auswertung dieser Indikatoren ist aufwändig, komplex und mit<br />

e<strong>in</strong>er relativ grossen Streuung verbun<strong>den</strong>. E<strong>in</strong>e erfolgreiche Erdbebenwarnung<br />

(Vorhersage) würde die Zahl <strong>der</strong> Opfer wahrsche<strong>in</strong>lich reduzieren, e<strong>in</strong>e Abwehr <strong>der</strong><br />

Katastrophe und damit des Scha<strong>den</strong>ausmasses wäre jedoch nicht möglich.<br />

Die <strong>Schweiz</strong> war <strong>in</strong> <strong>den</strong> letzten 1'000 Jahren <strong>in</strong> jedem Jahrhun<strong>der</strong>t von m<strong>in</strong>destens<br />

e<strong>in</strong>em Erdbeben <strong>der</strong> Magnitude grösser als 6 betroffen. Diese Erdbeben verursachten<br />

jeweils grosse Gebäudeschä<strong>den</strong> sowie e<strong>in</strong>e verbreitete Verunsicherung <strong>der</strong><br />

Bevölkerung, welche wegen <strong>der</strong> Nachbebenaktivität während Monaten andauerte. Das<br />

Auftreten von Vor- und Nachbeben, welche e<strong>in</strong>e vergleichbare Stärke wie das<br />

Hauptbeben haben, ist e<strong>in</strong>e typische Eigenschaft von Erdbeben <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>. Diese<br />

treten <strong>in</strong>nerhalb von Tagen o<strong>der</strong> Monaten nach dem ersten Scha<strong>den</strong>sbeben auf.<br />

Beispiele aus dem letzten Jahrhun<strong>der</strong>t s<strong>in</strong>d die Erdbeben im Wallis im Jahre 1946, mit<br />

zwei Scha<strong>den</strong>sbeben <strong>in</strong>nerhalb von 12 Stun<strong>den</strong>, und die Erdbeben von Sarnen im<br />

Jahre 1964 mit zwei Scha<strong>den</strong>sbeben <strong>in</strong>nerhalb <strong>e<strong>in</strong>es</strong> Monats. Das bekannteste<br />

Beispiel ist jedoch das Basler Erdbeben vom 18. Oktober 1356. Es ist das stärkste<br />

heute bekannte Erdbeben <strong>in</strong> Zentraleuropa. Das Epizentrum lag südlich von Basel.<br />

Das erste Beben ereignete sich um ca. 17 Uhr mit e<strong>in</strong>er Epizentral-Intensität von VII-<br />

VIII, <strong>der</strong> zweite eigentliche Hauptstoss ereignete sich um ca. 22 Uhr mit e<strong>in</strong>er<br />

Epizentral-Intensität von IX. Beide Stösse verursachten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt Basel und <strong>der</strong>en<br />

Umgebung schwere Schä<strong>den</strong> und wur<strong>den</strong> weit herum verspürt. In Basel brachen<br />

unmittelbar nach dem zweiten Erdbeben Brände aus, die lange nicht gelöscht wer<strong>den</strong><br />

konnten. Während fast e<strong>in</strong>em Jahr traten z.T. starke Nachbeben auf.<br />

Bei e<strong>in</strong>em Scha<strong>den</strong>beben ist <strong>der</strong> Höhepunkt <strong>der</strong> Katastrophe <strong>in</strong>nert M<strong>in</strong>uten erreicht.<br />

Aus diesem Grund müssen sämtliche Prozesse und Abläufe, die <strong>für</strong> die Erfüllung <strong>der</strong><br />

anstehen<strong>den</strong> Aufgaben notwendig s<strong>in</strong>d, bereits vorsorglich geregelt wer<strong>den</strong>.<br />

Die Mobilisierung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz- und Führungsorgane und die Auslösung von<br />

bestimmten Massnahmen müssen im <strong>Fall</strong>e <strong>e<strong>in</strong>es</strong> <strong>Erdbebens</strong> mit abgesprochenen<br />

Automatismen sichergestellt wer<strong>den</strong>.<br />

Die Führungsprozesse müssen auf allen Stufen sofort aktiviert wer<strong>den</strong> (Lage und<br />

Ressourcen erfassen und beurteilen, Probleme erfassen, Prioritäten setzen<br />

usw.). Nur so können die zahlreichen zeitkritischen Massnahmen rechtzeitig<br />

ausgelöst und umgesetzt wer<strong>den</strong>.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die lokalen und regionalen E<strong>in</strong>satz- und Führungsorgane müssen<br />

selbständig handeln können, wenn die übergeordnete Führung wegen Ausfällen<br />

<strong>der</strong> Führungsorganisation o<strong>der</strong> -<strong>in</strong>frastruktur versagt.<br />

Seite 24 Kapitel 3

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