Ars vivendi, oder: Lebenslauf und Lebenskunst - PHZ Zug

Ars vivendi
Lebenslauf und Lebenskunst – Chancen und
Grenzen der Selbstverantwortlichkeit
Prof. Dr. phil. Pasqualina Perrig-Chiello
Definition: Ars vivendi
Lebenskunst ist Selbstgenügsamkeit und Bewahrung einer
heiteren, sinnigen Gelassenheit in (möglichst) allen
Lebenslagen.
Sie wird allerdings zur Überlebenskunst in schwierigen,
kritischen, existenziellen und schicksalhaften
Lebenssituationen.
"Man pflegt die Jugend die glückliche Zeit des Lebens
zu nennen, und das Alter die traurige.Das wäre wahr,
wenn die Leidenschaften glücklich machten.
Von diesen wird die Jugend hin und her gerissen, mit
wenig Freude und viel Pein. Dem kühlen Alter lassen
sie Ruhe".
Arthur Schopenhauer (1851)
"Aphorismen zur Lebensweisheit"
Die Jugend
„Wir treten in eine Welt voll Ansprüche auf Glück und Genuss
und bewahren die törichte Hoffnung, solche durchzusetzen,
bis das Schicksal uns unsanft packt und uns zeigt, dass
nichts unser ist.”
Schopenhauer

Psychisches Wohlbefinden in verschiedenen
Altersgruppen
Lebenskunst im Alter -
das Paradox des Wohlbefindens im Alter
Malheureuse condition des hommes: a peine l'esprit est-il
parvenu au point de la maturité, le corps commence à
s'affaiblir.
Montesquieu
Lebenskunst im Jugendalter:
Selbstverantwortung übernehmen in einer
post-modernen Gesellschaft
- Vom Rollenzwang zur Rollenfreiheit: Der „normale Weg“
(Kindergarten, Schule, Ausbildung oder Studium, Beruf) trifft
immer weniger zu.Umwege und Unsicherheiten sind normal
- Identitätsentwicklung in einer postmodernen
Gesellschaft: eine schwierige Aufgabe
Unsicherheiten und Unplanbarkeiten müssen bewältigt werden
- Psychisches Wohlbefinden in einer Wellness-
Gesellschaft
Kontrollüberzeugungen
Trotz altersbedingter Abnahme vieler Ressourcen
werden die mentale Ressourcen in der Regel nicht dysfunktional.
Selbstregulierungsprozesse:
- Schutzmechanismen; Anpassungsmechanismen
- selbstwertdienliche Interpretationen
- Anpassung der Anspruchsniveaus und des Vergleichsstandards
Dem Kontrollüberzeugungssystem kommt eine zentrale Rolle zu
=> Erwartungen des Menschen, wie er Kontrolle über sich und
seine Umwelt hat:
- internale Erwartungen (Internalität)=Selbstverantwortlichkeit
- externale Erwartungen (Schicksalhaftigkeit)=Schicksal

Selbstbestimmung im Alter -
die Macht der Psyche
0.6
0.4
0.2
0
-0.2
-0.4
Gr. Tiefes WB Gr. Hohes WB Nestoren
Die 5 Grundmuster psychohygienischer und
krisenprophylaktische Haltungs- und
Handlungsweisen nach Viktor Frankl
Internalität
— Selbstverantwortlichkeit – wissen, es kommt auf einen
selber an.
— Selbsttranszendenz – sich im Interesse der Welt
manches abfordern
— Proaktivität (agieren statt re-agieren), zukunftsorientiert
und gewissensgeleitet handeln
— Grundvertrauen pflegen und erhalten
— Bewusstseinshorizont ständig erweitern in der rationalen
wie mystischen Suche nach Sinn und Erkenntnis
(Neugierde).
Schicksalhaftigkeit
Gesundheit im Alter -
die Macht der Psyche
1
0.5
0
-0.5
Erfülltes Leben
Tiefes WB Hohes WB Nestoren
Obj. Krankheitsindikatoren Subjektive Beschwerden
Von der Kindheit bis ins hohe Alter ist die Möglichkeit zur
selbstbestimmten Handlung sowie der Glaube an eigene
Gestaltungskraft eine Kern- und Schlüsselqualifikation fürs Leben.
Und: Vom Anfang bis zum Tod trachtet der Mensch danach, das
Leben nach seinem Sinn zu gestalten und zu meistern.
Dabei geht es um die Festlegung von Zielen, welche sinnstiftend
sind und für welche es sich lohnt, sich einzusetzen und seine
Umwelt zu gestalten.
"Ich meine, dass das Schicksal die Hälfte unserer Handlungen
bestimmt, die andere Hälfte lässt es uns selbst entscheiden".
Niccolò Machiavelli, Il Principe