Natur + Umwelt - Bund Naturschutz in Bayern eV
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Der Riedteufel (auch<br />
Blaukernauge oder Blauäugiger<br />
Waldportier,<br />
M<strong>in</strong>ois dryas) leidet darunter,<br />
dass Niedermoore,<br />
se<strong>in</strong>e bevorzugten<br />
Lebensräume, immer<br />
seltener als Streuwiesen<br />
genutzt werden. In der<br />
Mert<strong>in</strong>ger Höll konnte<br />
der BN Flächen kaufen<br />
und sorgt für deren<br />
optimale Nutzung.<br />
Mitglieder der Ortsgruppe untersuchten auch systematisch<br />
die Schmetterl<strong>in</strong>gsfauna auf zehn verschiedenen<br />
Grünlandtypen. Die Untersuchung unterstrich<br />
e<strong>in</strong>mal mehr, dass Grün nicht gleich Grün ist. Auf zwei<br />
ehemaligen Äckern mit E<strong>in</strong>saatgrünland kamen nur<br />
wenige Allerweltsfalter vor. Die mit Abstand meisten –<br />
und wertvollsten – Arten flogen auf e<strong>in</strong>er verbrachten<br />
Streuwiese. Insgesamt wurden 38 Schmetterl<strong>in</strong>gsarten<br />
gefunden, darunter fünf der Roten Liste. E<strong>in</strong>e der besonderen<br />
Pretiosen ist die Färberscharteneule, e<strong>in</strong>e<br />
tagaktive Nachtfalterart. Sie ist <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> vom Aussterben<br />
bedroht und kommt nur noch an zwei Standorten<br />
vor. Die vom <strong>Bund</strong> <strong>Natur</strong>schutz ausgehagerten Flächen<br />
im Mert<strong>in</strong>ger Ried gehören dazu.<br />
Zwischen Gartenzauber<br />
und wilder <strong>Natur</strong><br />
Der neue Schmetterl<strong>in</strong>gsgarten<br />
<strong>in</strong> Wiesenfelden<br />
Auf e<strong>in</strong>em Stich von 1700 ist rund um das<br />
Schloss Wiesenfelden e<strong>in</strong> wohl gestalteter<br />
Barockgarten zu sehen. Der Glanz dieser Zeit<br />
mit gut geschulten Bediensteten der adeligen<br />
Schlossherren ist vorbei. Dafür haben andere,<br />
zeitgemäße Themen den romantisch verwilderten<br />
Schlossgarten e<strong>in</strong>geholt. Im Rahmen<br />
des Projekts »Sehnsucht Wildnis« konnte im<br />
Jahr 2005 mit Unterstützung des Bayerischen<br />
<strong>Umwelt</strong>m<strong>in</strong>isteriums e<strong>in</strong> Schmetterl<strong>in</strong>gsgarten<br />
angelegt werden. E<strong>in</strong> angrenzendes Ste<strong>in</strong>labyr<strong>in</strong>th<br />
– e<strong>in</strong>e Metapher für die verschlungenen<br />
Lebenswege der Menschen – mündet <strong>in</strong><br />
den Schmetterl<strong>in</strong>gsgarten: e<strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerungsmal<br />
an die schw<strong>in</strong>dende Vielfalt der Geschöpfe.<br />
Der Schmetterl<strong>in</strong>gsgarten <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />
dem sich unmittelbar anschließenden »Wildnisgelände«<br />
soll den Hobbygärtner ermuntern,<br />
die wilden Brennnesselecken <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Garten<br />
zu dulden und sie zu chemiefreien Zonen zu<br />
erklären. Dort stehen die »Stammtische« der<br />
Schmetterl<strong>in</strong>ge. Kontakt: BN-Bildungswerk<br />
Wiesenfelden, Tel. 09966-12 70<br />
Beate Seitz-We<strong>in</strong>zierl,<br />
Leiter<strong>in</strong> des BN-Bildungswerks<br />
Foto: Willner<br />
Foto: Willner, Schlag<strong>in</strong>tweit<br />
Ohne Moos nix los<br />
E<strong>in</strong> großer Bruder des Mert<strong>in</strong>ger Rieds ist das Murnauer<br />
Moos. Mit se<strong>in</strong>en rund 32 Quadratkilometern ist es<br />
der größte naturnahe Moorkomplex Mitteleuropas.<br />
Mitten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiträumigen Patchwork aus niedermoortypischen<br />
Wiesengesellschaften f<strong>in</strong>den sich hier<br />
gleich mehrere Hoch-, Übergangs- und Quellmoore.<br />
Weith<strong>in</strong> sichtbar ragen aus der Ebene bewaldete Felsrücken,<br />
die Köchel hervor. 1800 Tierarten, darunter<br />
etwa 70 Tag- und 450 Nachtfalterarten, sowie rund<br />
1000 höhere Pflanzenarten machen das Murnauer<br />
Moos zu e<strong>in</strong>em der bedeutendsten <strong>Natur</strong>räume <strong>Bayern</strong>s.<br />
Und das alles vor grandioser Alpenkulisse. Dennoch<br />
musste der <strong>Bund</strong> <strong>Natur</strong>schutz über 50 Jahre<br />
gegen die unmittelbare Zerstörung des Mooses, vor<br />
allem durch Geste<strong>in</strong>sabbau und Intensiv-Landwirtschaft,<br />
kämpfen.<br />
Schon <strong>in</strong> den 20er Jahren begann am Langen Köchel<br />
der Abbau von <strong>Natur</strong>ste<strong>in</strong>. Bald war der Bergrücken<br />
von Süden her zu e<strong>in</strong>em Drittel abgetragen. Dass 1940<br />
der Übergriff auf die Nordseite verh<strong>in</strong>dert – und damit<br />
das touristisch bedeutsame Alpenpanorama des Werdenfelser<br />
Landes bewahrt – werden konnte, ist e<strong>in</strong> persönlicher<br />
Erfolg der beiden Moosschutz-Pioniere des<br />
BN Ingeborg Haeckel und Max D<strong>in</strong>gler.<br />
E<strong>in</strong> weiterer Etappensieg gelang 1980 nach vielen<br />
Grundstückskäufen und gerichtlichen Ause<strong>in</strong>andersetzungen:<br />
die Ausweisung von 24 Hektar als <strong>Natur</strong>schutzgebiet.<br />
Doch nach wie vor donnerten im Zweim<strong>in</strong>utentakt<br />
30-Tonnen-Laster durchs Hochmoor. Erst<br />
Anfang der Neunziger Jahre kam die Wende. Der Landkreis<br />
erhielt e<strong>in</strong> <strong>Natur</strong>schutzgroßprojekt bewilligt,<br />
üppig f<strong>in</strong>anziert aus <strong>Bund</strong>es- und EU-Mitteln.<br />
Für die Aktiven des BN g<strong>in</strong>g damit der Handlungsbedarf<br />
etwas zurück. Sie kümmern sich heute eher um<br />
Themen wie Lichtverschmutzung, die Nachtfaltern zu<br />
schaffen macht, oder um Auswüchse <strong>in</strong> der touristischen<br />
Erschließung. Auch e<strong>in</strong> Segelflugplatz im Wiesenbrütergebiet<br />
steht noch auf der BN-Agenda.<br />
Der Hochmoorgelbl<strong>in</strong>g (Colias Palaeno) ist auf die<br />
– immer seltenere – Nachbarschaft zwischen<br />
Moorfläche (Larvenfutter) und Streuwiesen oder<br />
Uferflächen (Nektarpflanzen) angewiesen. Im<br />
Murnauer Moos, für dessen<br />
Erhalt der BN jahrzehntelang<br />
gekämpft hat,<br />
f<strong>in</strong>det er noch diese Lebensraumkomb<strong>in</strong>ation.<br />
[3-05] <strong>Natur</strong> + <strong>Umwelt</strong> BN-Magaz<strong>in</strong> 15<br />
Abenteuer<br />
Schmetterl<strong>in</strong>g<br />
Die gleichnamige<br />
Aktion von BUND,<br />
ZDF und UFZ läuft<br />
weiter. Nehmen Sie<br />
teil an e<strong>in</strong>em der<br />
Wettbewerbe, erleben<br />
Sie Ihren persönlichen<br />
Faltertag,<br />
oder stellen Sie Ihr<br />
Fachwissen für das<br />
»Tagfalter-Monitor<strong>in</strong>g«<br />
zur Verfügung.<br />
Alles Wichtige erfahren<br />
Sie beim BUND,<br />
Tel. 030-275864-0,<br />
Fax -40, schmetterl<strong>in</strong>g@bund.net,www.abenteuerschmetterl<strong>in</strong>g.de.<br />
Das Murnauer<br />
Moos beherbergt<br />
etwa 70 Tag- und<br />
450 Nachtfalterarten.