Zwischen Kochherden und Waldgeistern - Deutsche Gesellschaft für ...
Zwischen Kochherden und Waldgeistern - Deutsche Gesellschaft für ...
Zwischen Kochherden und Waldgeistern - Deutsche Gesellschaft für ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
aber in den tieferen Bodenschichten befinden,<br />
sind die Böden der gerodeten Flächen nach kurzer<br />
Zeit ausgelaugt. Die landwirtschaftlichen Erträge<br />
sinken nach erfolgreichen Anfangsjahren rapide ab<br />
– vor allem, wenn die anfänglichen Ruhephasen<br />
des Bodens (Brachen) nicht mehr eingehalten werden.<br />
Auch der Wasserkreislauf der Insel wird<br />
durch die großflächige Abholzung empfindlich<br />
gestört. Gr<strong>und</strong>wasser, Quellen <strong>und</strong> Wasserführung<br />
der Flüsse werden dadurch beeinträchtigt.<br />
Weniger Wasser verdunstet, die Niederschläge sinken<br />
– mit fatalen Auswirkungen <strong>für</strong> die<br />
Landwirtschaft.<br />
Illegaler Holzeinschlag<br />
Die größten Waldflächen fallen in Madagaskar<br />
der Gewinnung von Bauholz, Brennholz <strong>für</strong> die<br />
Küchenfeuer oder der Herstellung von Holzkohle<br />
zum Opfer. Obwohl der durchschnittliche pro-<br />
Kopf-Energiebedarf in Madagaskar vergleichsweise<br />
gering ist, hat er katastrophale Auswirkungen<br />
auf die Natur. Der Durchschnittsverbrauch eines<br />
städtischen Haushalts beträgt etwa 60 bis 70 kg<br />
Holzkohle pro Monat – wo<strong>für</strong> etwa 720 kg Holz<br />
eingeschlagen werden müssen. Dadurch trägt die<br />
städtische Bevölkerung erheblich zur Waldvernichtung<br />
bei. Da der Wald in Madagaskar Staatseigentum<br />
ist, müssen Köhler <strong>und</strong> Holzhändler sich<br />
gebührenpflichtige Einschlagsrechte besorgen, um<br />
auf legale Weise an den Rohstoff Holz zu kommen<br />
– dies können sich aber nur die Wenigsten leisten.<br />
Deshalb kann die Menge legal produzierter<br />
Holzkohle nicht den laufenden Energiebedarf der<br />
Bevölkerung decken. In der Folge besorgen sich<br />
die Menschen kurzerhand illegal das, was ihnen<br />
der Staat ihrer Meinung nach vorenthält, ohne<br />
Rücksicht auf mittel- <strong>und</strong> langfristigen Konsequenzen<br />
<strong>für</strong> die eigene Lebensgr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> die<br />
ihrer Nachbarn. Es ist davon auszugehen, dass<br />
mehr als die Hälfte der Holzkohle in Madagaskar<br />
illegal hergestellt wird. Alternativen zur Holzkohle<br />
wird es aufgr<strong>und</strong> der Armut <strong>und</strong> des hohen Preises<br />
<strong>für</strong> importierte Energieträger wie Gas, Petroleum<br />
<strong>und</strong> Diesel in absehbarer Zeit nicht geben.<br />
Der Klimawandel fordert schon<br />
jetzt seinen Tribut<br />
Die durch den Klimawandel immer intensiver<br />
werdenden Wirbelstürme machen in Madagaskar<br />
riesige Waldflächen dem Boden gleich. Im Süden<br />
Schatzinsel Madagaskar<br />
Madagaskar im<br />
Klimawandel<br />
Die Folgen des globalen Klimawandels bedrohen auf<br />
Madagaskar schon heute Natur <strong>und</strong> Menschen. Im<br />
ohnehin wasserarmen Süden sind die Trockenzeiten<br />
in den vergangenen Jahren immer länger geworden.<br />
Regenfälle sind so selten <strong>und</strong> spärlich, dass die Gebiete<br />
nahezu unbewohnbar geworden sind.<br />
Neben der extremen Trockenheit erwarten Wissenschaftler<br />
auch einen Anstieg des Meeresspiegels.<br />
Entlang der 4.500 km langen Küstenlinie Madagaskars<br />
sind die Folgen <strong>für</strong> die Ökosysteme der<br />
Uferzonen <strong>und</strong> deren Bewohner kaum abzusehen.<br />
Mit jeder weiteren Tonne Kohlendioxid (CO ) in 2<br />
der Atmosphäre wird es auf der Welt wärmer.<br />
Der Großteil des CO -Ausstoßes kommt aus den<br />
2<br />
Industrie- <strong>und</strong> Schwellenländern. Doch auch auf<br />
Madagaskar sind Ursachen <strong>für</strong> den globalen<br />
Klimawandel zu finden. Ges<strong>und</strong>e Wälder filtern<br />
das Treibhausgas aus der Luft heraus, binden<br />
langfristig den Kohlenstoff <strong>und</strong> bremsen somit<br />
den Temperaturanstieg. Im Jahr 2000 betrug der<br />
gesamte CO -Ausstoß Madagaskars 62 Millionen<br />
2<br />
Tonnen. Für den weitaus größten Teil sind dabei<br />
veränderte Landnutzungsformen wie etwa Holzeinschlag,<br />
Brandrodung oder Verfeuerung verantwortlich.<br />
Mit einem Pilotvorhaben wird derzeit<br />
geprüft, ob über Transferzahlungen (Emissionshandel)<br />
die Entwaldungsrate auf Madagaskar zu<br />
verringern ist. Aktiver Naturschutz ist hier, wie<br />
auf der ganzen Welt immer auch Klimaschutz.<br />
Vergleich des Energieverbrauchs pro Kopf<br />
von verschiedenen Ländern<br />
Land Gesamtenergieverbrauch/Kopf<br />
in TEP (Tons Equivalent Petrol<br />
– Tonnen Äquivalent Heizöl)<br />
Madagaskar 0,25<br />
Afrika Ø 0,65<br />
Deutschland 2,8<br />
Teil 2 Faszinatio n, Bedeutung <strong>und</strong> Bedrohung der „Schatzinsel“<br />
27