RAVSchlussbeÂ… - Treffpunkt-Arbeit
RAVSchlussbeÂ… - Treffpunkt-Arbeit
RAVSchlussbeÂ… - Treffpunkt-Arbeit
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Zusammenfassung ..............................................................................3<br />
2 Auftrag und Vorgehen .......................................................................6<br />
2 .1 Ausgangslage .....................................................................................6<br />
2 .2 Ziel des Auftrages ..............................................................................7<br />
2 .3 Überblick über das Vorgehen..............................................................7<br />
2 .4 Phase 2: Messen von Wirkungszusammenhängen der<br />
Vermittlungsmassnahmen (Ökonometrische Analysen)........................8<br />
2 .5 Phase 3: Ursachen der Effizienzunterschiede zwischen den RAV<br />
(Betriebswirtschaftliche Analysen)......................................................9<br />
2 .6 Phase 4: Verbesserungsvorschläge und Potentialschätzung ...............10<br />
3 Aufgaben und Funktionsweise der RAV .........................................12<br />
3 .1 Gesetzlicher Auftrag.........................................................................12<br />
3 .2 Überblick über den AVIG-Vollzug ...................................................13<br />
3 .3 Prozesse innerhalb der RAV .............................................................14<br />
4 Evaluationsmodell ............................................................................19<br />
4 .1 Überblick über den Untersuchungsgegenstand ..................................19<br />
4 .2 Exogene und endogene Ursachen der RAV-Wirkungen ....................20<br />
5 Wirkungen im Überblick..................................................................22<br />
5 .1 Untersuchungszeitraum ....................................................................22<br />
5 .2 Durchschnittliche Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten<br />
Stellensuchenden ..............................................................................22<br />
5 .3 Monatliche Übertritte zu Langzeitstellensuche ..................................22<br />
5 .4 Dauerhaftigkeit der Wiedereingliederungen.......................................23<br />
5 .5 Unterschiede nach <strong>Arbeit</strong>slosenkategorien ........................................23<br />
5 .6 Unterschiede nach Branchen.............................................................27<br />
5 .7 Unterschiede nach Kantonen.............................................................30<br />
5 .8 Unterschiede zwischen den RAV......................................................32<br />
6 Einfluss exogener Ursachen auf die Wirkung der RAV (Phase 2:<br />
Ökonometrische Analyse).................................................................36<br />
6 .1 Überblick über die ökonometrische Analyse der exogenen Einflüsse .36<br />
6 .2 Theoretisches Modell der ökonometrischen Analyse .........................37<br />
6 .3 Erklärungsgehalt der exogenen Faktoren ..........................................40<br />
6 .4 Die Wirkung der RAV nach Korrektur des Einflusses der exogenen<br />
Faktoren...........................................................................................41<br />
Seite 1/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
7 Der Einfluss der RAV auf die Wirkungen (Phase 3:<br />
Betriebswirtschaftliche Analyse)......................................................44<br />
7 .1 Überblick über die betriebswirtschaftliche Analyse der endogenen<br />
Einflüsse...........................................................................................44<br />
7 .2 Die Funktionsweise eines effizienten RAV........................................45<br />
7 .3 Leistungen........................................................................................49<br />
7 .4 Ressourcen.......................................................................................62<br />
8 Verbesserungvorschläge (Phase 4: Verbesserungsvorschläge) ......78<br />
8 .1 Fazit der Studie ................................................................................78<br />
8 .2 Strategische Erfolgsfaktoren der RAV..............................................79<br />
8 .3 Lenkendes Finanzierungssystem .......................................................81<br />
9 Potentialberechnung (Phase 4: Potentialschätzung) .......................82<br />
Anhangverzeichnis................................................................................83<br />
Alle Personen- und Funktionsbezeichnungen in diesem Bericht<br />
gelten für beide Geschlechter.<br />
Seite 2/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
1 Zusammenfassung<br />
1.1 Im Jahre 1995 hat das Bundesparlament das <strong>Arbeit</strong>slosenversicherungsgesetz<br />
(AVIG) revidiert. Damit wurde der Fokus der <strong>Arbeit</strong>slosenversicherung<br />
verschoben - vom passiven Taggeldbezug hin zur aktiven Wiedereingliederung<br />
der <strong>Arbeit</strong>slosen. So sind die Kantone seit dem 1.1.1996 verpflichtet,<br />
Regionale <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren (RAV) zu errichten und zu betreiben.<br />
Deren Aufgabe besteht darin, die Stellensuchenden möglichst rasch und<br />
dauerhaft in den <strong>Arbeit</strong>sprozess zu integrieren.<br />
1.2 Am 6.11.1996 hat der Bundesrat beschlossen, die per 1.1.1997 in Kraft gesetzten<br />
Massnahmen des AVIG durch eine verwaltungsunabhängige Stelle<br />
evaluieren zu lassen. In der Folge hat das Bundesamt für Wirtschaft und <strong>Arbeit</strong><br />
(BWA) die ATAG Ernst & Young Consulting beauftragt, die Wirkung<br />
und Funktionsweise der RAV betriebswirtschaftlich zu untersuchen.<br />
1.3 Die vorliegende Studie ist das Ergebnis dieses Auftrages. Sie bezieht sich<br />
auf den Untersuchungszeitraum zwischen Sommer 1997 und Sommer 1998.<br />
In die Untersuchung einbezogen wurden 125 RAV. Die wichtigsten Fragestellungen<br />
der Studie sind:<br />
n Welche Wirkungen erzielen die RAV im <strong>Arbeit</strong>smarkt?<br />
n Welche Faktoren haben einen Einfluss auf die Wirkungen der RAV?<br />
Welche davon sind durch die RAV beeinflussbar (endogen)? Welche sind<br />
nicht beeinflussbar (exogen)?<br />
Wie lassen sich die RAV wirkungsvoller führen? Welches Verbesserungspotential<br />
ergibt sich daraus?<br />
1.4 Zusammengefasst lassen sich folgende Wirkungen der RAV feststellen: Im<br />
gesamtschweizerischen Mittel dauerte es - in der Untersuchungsperiode<br />
vom Juni 1997 bis Februar 1998 - 239 Kalendertage, bis die Stellensuchenden<br />
erfolgreich in den <strong>Arbeit</strong>smarkt reintegriert waren. Dabei gibt es erhebliche<br />
Unterschiede unter den Stellensuchenden: Je nach Alter schwankt die<br />
durchschnittliche Dauer für die Stellensuche zwischen 168 und 368 Kalendertagen,<br />
je nach Nationalität zwischen 221 und 315 Tagen, je nach Branchenzugehörigkeit<br />
zwischen 212 und 319 Tagen und je nach Kantonszugehörigkeit<br />
zwischen 146 und 307 Tagen.<br />
1.5 Auch die einzelnen RAV unterscheiden sich erheblich in der Fähigkeit, ihre<br />
Stellensuchenden in den <strong>Arbeit</strong>smarkt zu reintegrieren. Die durchschnittliche<br />
Dauer der Stellensuche schwankt je nach RAV zwischen 120 und 360<br />
Tagen (Faktor 3).<br />
1.6 Rund 50 % dieser Wirkungsunterschiede zwischen den RAV lassen sich<br />
Seite 3/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
durch exogene Faktoren erklären. Sie sind die Folge von unterschiedlichen,<br />
durch die RAV nicht beeinflussbaren Rahmenbedingungen wie z.B. die regionale<br />
<strong>Arbeit</strong>slosenquote und - struktur, die regionale Wirtschaftsstruktur<br />
u.a.<br />
Korrigiert man die Wirkungsunterschiede zwischen den RAV um diese exogenen<br />
Einflüsse, verleibt aber nach wie vor ein beachtlicher Effizienzunterschied<br />
zwischen den RAV: Das beste RAV braucht im Mittel 149 Tage und<br />
das schlechteste RAV 331 Tage, bis die Stellensuchenden reintegriert sind<br />
(Faktor 2).<br />
1.7 Dieser Effizienzunterschied ist in erster Linie die Folge unterschiedlichen<br />
Verhaltens der PersonalberaterInnen und der betriebswirtschaftlichen Umstände<br />
im RAV, unter denen sie die Leistungen erbringen. Die besten RAV<br />
erzielen bereits zum Zeitpunkt der Untersuchung sehr beachtliche Wirkungen<br />
im <strong>Arbeit</strong>smarkt, Wirkungen jedenfalls, wie sie unter dem System des<br />
rein passiven Taggeldbezuges unvorstellbar sind. Insofern darf der - durch<br />
die AVIG-Revision eingeleitete - Systemwechsel als zweckmässig qualifiziert<br />
werden.<br />
Nichtsdestotrotz lassen sich die Wirkungen der RAV noch erheblich steigern,<br />
n wenn die PersonalberaterInnen ihre Leistungen gegenüber den Stellensuchenden<br />
bedarfsgerecht erbringen,<br />
n wenn sie dazu über die erforderlichen fachlichen und sozialen Kompetenzen<br />
verfügen,<br />
n wenn sie über eine genügende Anzahl von offenen Stellen verfügen,<br />
n wenn das RAV prozess- und strukturmässig so organisiert ist, dass die<br />
PersonalberaterInnen ihre Leistungsqualität kontinuierlich steigern können,<br />
n und wenn die RAV-Leitung dafür sorgt, dass die PersonalberaterInnen<br />
sich gemäss den primären Zielen des AVIG-Vollzuges verhalten.<br />
Seite 4/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
1.8 Die breite und nachhaltige Umsetzung dieser Verbesserungsmassnahmen -<br />
bis an die “Beraterfront” aller RAV - hat zur Folge,<br />
n dass die durchschnittliche Dauer der Stellensuche um über 70 bis 80<br />
Kalendertage verkürzt wird<br />
n und dass die <strong>Arbeit</strong>slosenversicherungskasse - unter den Umständen im<br />
Untersuchungszeitraum - jährlich um 200 Millionen Franken bis rund 1<br />
Millarde Franken entlastet wird.<br />
Seite 5/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
2 Auftrag und Vorgehen<br />
2 .1 Ausgangslage<br />
Zur wirksamen Bekämpfung der <strong>Arbeit</strong>slosigkeit in der Schweiz wurden<br />
seit Beginn der 90er Jahre verschiedene Massnahmen ergriffen. Nebst einem<br />
wirtschaftlichen Revitalisierungsprogramm (seit 1993), einem Beschäftigungsprogramm<br />
(1993) und einem Investitionsprogramm (1997)<br />
stellt die Revision des <strong>Arbeit</strong>slosenversicherungsgesetzes AVIG (1995) die<br />
zentrale Massnahme dar.<br />
Diese Revision brachte einen Umbau der <strong>Arbeit</strong>slosenversicherung (ALV),<br />
insbesondere durch Einführung sogenannter arbeitsmarktlicher Massnahmen<br />
(AM). Das übergeordnete Ziel dieser Massnahmen ist dabei, <strong>Arbeit</strong>slose<br />
möglichst rasch wieder in den <strong>Arbeit</strong>sprozess einzugliedern. Damit wurde<br />
der Fokus der ALV vom passiven Taggeldbezug in Richtung einer aktiven<br />
Wiedereingliederung verschoben.<br />
Der Grossteil der revidierten Gesetzesartikel des AVIG ist in Kraft gesetzt<br />
worden: Seit dem 1.1.1996 sind die Kantone insbesondere verpflichtet, sogenannte<br />
regionale <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren (RAV) zu errichten und zu betreiben.<br />
Ausserdem müssen sie seit dem 1.1.1997 ein Mindestangebot an aktiven<br />
arbeitsmarktlichen Massnahmen (AM) zur Verfügung stellen.<br />
Der Bundesrat hat in einem Beschluss vom 6.11.1996 das EVD beauftragt,<br />
die per 1.1.1997 in Kraft gesetzten Massnahmen des AVIG durch eine<br />
verwaltungsunabhängige, neutrale Stelle evaluieren zu lassen und den<br />
Bundesrat innert zwei Jahren nach Inkrafttreten der revidierten Gesetzesbestimmungen<br />
über die Ergebnisse zu informieren.<br />
Vor diesem Hintergrund hat das BWA die ATAG Ernst & Young Consulting<br />
AG beauftragt, eine betriebswirtschaftlich orientierte Evaluationsstudie<br />
durchzuführen, welche die Funktionsweise und betriebswirtschaftliche Effizienz<br />
der RAV analysiert.<br />
Die Studie bezieht sich auf den Zeitraum zwischen Sommer 1997 und<br />
Sommer 1998. Während dieser Zeit befanden sich einzelne RAV noch in<br />
der Aufbauphase. Diese RAV wurden aus den Untersuchungen ausgeschlossen.<br />
Seite 6/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
2 .2 Ziel des Auftrages<br />
Die vorliegende Studie beinhaltet eine Evaluation der eingeleiteten Vermittlungsmassnahmen<br />
und das Unterbreiten von entsprechenden Verbesserungsvorschlägen.<br />
Dabei wird primär untersucht, inwieweit mit der Errichtung<br />
der RAV die folgenden gemäss AVIG (Art. 72b Abs. 2) zu erzielenden<br />
Wirkungen erreicht worden sind:<br />
n die rasche und dauerhafte Wiedereingliederung der Versicherten bewirken<br />
n die Gefahr der Langzeitarbeitslosigkeit vermindern.<br />
Des weitern zeigt die Studie auf, welche Faktoren die Effizienz der RAV<br />
positiv beziehungsweise negativ beeinflussen. Die zwischen den RAV vorliegenden<br />
Effizienzunterschiede werden beschrieben und (soweit möglich)<br />
quantifiziert. Als Ergebnis dieser Analyse werden darauf aufbauend betriebswirtschaftliche<br />
Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt und konkretisiert.<br />
Schliesslich wird das vorhandene Verbesserungspotential geschätzt.<br />
2 .3 Überblick über das Vorgehen<br />
Bei der Studie wurde zusammengefasst in den folgenden fünf Phasen vorgegangen.<br />
In einer ersten Phase wurde das Projekt zusammen mit den Vertretern des<br />
BWA vorbereitet und konkretisiert. Dabei wurde insbesondere die Datenlage<br />
geprüft und die für die Analysen erforderlichen Daten aufbereitet.<br />
In der zweiten Phase wurden die Zusammenhänge zwischen den Vermittlungsmassnahmen<br />
der RAV und den damit erzielten Wirkungen mittels<br />
ökonometrischer Methoden analysiert. Dabei wurde einerseits untersucht,<br />
welche Faktoren die Wirkungen der RAV beeinflussen. Andererseits konnte<br />
aufgezeigt werden, welche dieser Einflussfaktoren von den RAV direkt gesteuert<br />
werden können und welche Einflüsse demgegenüber aus-serhalb deren<br />
Einflussnahme liegen.<br />
In einer dritten Phase wurden aufgrund der ökonometrischen Analyse 9<br />
ausgewählte RAV einer betriebswirtschaftlichen Analyse unterzogen. Damit<br />
werden die betriebsinternen Gründe für die Effizienzunterschiede zwischen<br />
den RAV eruiert.<br />
In der vierten Phase wurden die Wirkungen der getroffenen Vermittlungsmassnahmen<br />
in einer Evaluation beurteilt. Ausserdem werden Möglichkeiten<br />
aufgezeigt, um die Effizienz der RAV zu verbessern. Schliesslich<br />
wird das Verbesserungspotential geschätzt.<br />
Seite 7/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
In der fünften Phase wurde der vorliegende Schlussbericht mit allen Ergebnissen<br />
zuhanden des Bundesrates redigiert.<br />
In den nachfolgenden Kapiteln sind die Tätigkeiten der verschiedenen Phasen<br />
(Phasen 2 bis 4) kurz beschrieben.<br />
2 .4 Phase 2: Messen von Wirkungszusammenhängen der Vermittlungsmassnahmen<br />
(Ökonometrische Analysen)<br />
Ausgehend von den Zielen des AVIG und dem Leistungsauftrag der RAV<br />
wird gemessen, wie rasch die Stellensuchenden wiedereingegliedert werden,<br />
ob Langzeitarbeitslosigkeit wirksam bekämpft wird und wie dauerhaft<br />
die Wiedereingliederungen sind. Zu prüfen ist, wie sich die RAV in bezug<br />
auf diese angestrebten Wirkungen unterscheiden; andererseits sind die Unterschiede<br />
verschiedener <strong>Arbeit</strong>slosenkategorien, Branchen und Regionen<br />
hinsichtlich dieser Wirkungen zu untersuchen.<br />
Das Vorgehen unterteilt sich in drei Schritte:<br />
1. Feststellen der Leistungsunterschiede der RAV in Bezug auf die zentralen<br />
Wirkungsgrössen (vgl. Kapitel 5):<br />
n Rasche und dauerhafte Wiedereingliederung der Stellensuchenden<br />
n Vermeidung und Bekämpfung von Langzeitstellensuche.<br />
2. Messen derjenigen Leistungsunterschiede zwischen den RAV, die auf<br />
exogene Ursachen zurückzuführen sind (vgl. Kapitel 6). Darunter werden<br />
jene Ursachen der Wirkungsunterschiede verstanden, auf die das<br />
RAV und der Kanton keinen direkten Einfluss haben (z.B. Wirtschaftsstruktur,<br />
<strong>Arbeit</strong>slosenstruktur, etc.).<br />
3. Isolieren der tatsächlichen Effizienzunterschiede zwischen den RAV<br />
(vgl. Kapitel 6). Darunter werden jene Leistungsunterschiede zwischen<br />
den RAV verstanden, die auf endogene Ursachen zurückzuführen sind,<br />
das heisst, welche die RAV beziehungsweise die Kantone direkt beeinflussen<br />
können.<br />
Für die Durchführung der Berechnungen sind für sämtliche RAV gegen 300<br />
endogene und exogene Variablen erhoben worden. Die erforderlichen Daten<br />
sind dabei einerseits der AVAM-Datenbank und andererseits der<br />
ASAL-Datenbank - den beiden primären statistischen Informationsquellen<br />
des AVIG-Vollzugs - sowie Statistiken des Bundesamtes für Statistik entnommen<br />
worden.<br />
Seite 8/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
2 .5 Phase 3: Ursachen der Effizienzunterschiede zwischen den RAV<br />
(Betriebswirtschaftliche Analysen)<br />
Hier werden jene Wirkungsunterschiede zwischen den RAV untersucht, die<br />
auf endogene Ursachen zurückzuführen sind (vgl. Kapitel 7). Oder mit andern<br />
Worten lautet die Fragestellung: Welche betriebsinternen Faktoren beeinflussen<br />
die Effizienz der RAV?<br />
Aufgrund einer Reihe von Hypothesen sind die verfügbaren Daten statistisch<br />
getestet worden. Zum Beispiel: Gibt es einen statistisch signifikanten<br />
Zusammenhang zwischen der Anzahl Beratungsgespräche der Personalberater<br />
im RAV und der durchschnittlichen Dauer der Stellensuche des RAV?<br />
Gibt es einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Dauer der Stellensuche<br />
und der Sanktionshäufigkeit eines RAV? Haben jene RAV mit grossem<br />
Vermittlungserfolg eine kürzere Dauer der Stellensuche ? Sind in<br />
RAV mit kurzer Dauer der Stellensuche vermehrt Wiederanmeldungen<br />
festzustellen ? Verkürzt die Akquisition offener Stellen die Dauer der Stellensuche<br />
?<br />
Die verschiedenen statistischen Erklärungen für die festgestellten Effizienzunterschiede<br />
dienen dazu, neun ausgewählte RAV einer detaillierten<br />
betriebswirtschaftlichen Analyse zu unterziehen. Damit können auch jene<br />
(qualitativen) Effizienzunterschiede zwischen den RAV aufgedeckt werden,<br />
die in den uns verfügbaren Daten nicht zum Ausdruck kommen (vgl. Kapitel<br />
7).<br />
Die Auswahl der neun RAV ist nach verschiedenen Kriterien erfolgt: die<br />
gewählten RAV ...<br />
n ... sind (im Untersuchungszeitraum) zwischen Juli 1997 und Februar<br />
1998 keinen grösseren Restrukturierungen unterzogen worden. Die<br />
Strukturen und Prozesse einer sich in einer grundsätzlichen Reorganisationsphase<br />
befindlichen Organisation kann aus methodischen Gründen<br />
nicht gezielt evaluiert werden<br />
n ... weisen (nach Korrektur exogener Einflüsse) bezüglich den in den<br />
ökonometrischen Analysen untersuchten Wirkungen (Dauer der Stellensuche,<br />
Wiederanmeldungen, Zugänge zu Langzeitstellensuche etc.) unterschiedlich<br />
gute Werte auf. Es sind sowohl deutlich überdurchschnittliche<br />
(3), durchschnittliche (3) als auch unterdurchschnittliche (3) RAV in<br />
die Untersuchungen miteinbezogen worden<br />
n ... kommen sowohl aus Grossstädten (3), Kleinstädten (3) als auch ländlichen<br />
Gebieten (3)<br />
Seite 9/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
n ... kommen sowohl aus der französisch sprechenden Schweiz (3) als<br />
auch aus der Deutschschweiz (6); es wurde kein Tessiner RAV einer näheren<br />
Prüfung unterzogen, da sie allesamt durchschnittliche Leistungswerte<br />
aufwiesen<br />
n ... weisen unterschiedliche Grössen auf (zwischen 11 und 66 Personalberater)<br />
n ... kommen aus Regionen mit hoher und tiefer <strong>Arbeit</strong>slosigkeit.<br />
Anhand einer umfassenden Prozessanalyse, Gesprächen mit RAV-<br />
Mitarbeitern, Experteninterviews, schriftlichen Befragungen und Sekundärmaterial<br />
wurden zusätzlich zur ökonometrischen Analyse weitere Effizienzunterschiede<br />
zwischen der RAV eruiert, so z.B. in bezug auf<br />
n Führung der RAV und Aufgabenverständnis der RAV-Leiter<br />
n unterschiedliche Gewichtung der verschiedenen Prozesse<br />
n Aufgabenabgrenzung zwischen RAV und KIGA (kantonale Vorgaben,<br />
Freiräume des RAV etc.)<br />
n organisatorische Strukturen, Personalselektion, Controlling, interne<br />
Kommunikation<br />
n zentrale (Miss-) Erfolgsfaktoren für eine rasche Wiedereingliederung der<br />
Stellensuchenden<br />
n zentrale (Miss-) Erfolgsfaktoren für die Akquisition von Stellen (Art der<br />
Akquisition, Art der Betreuung der <strong>Arbeit</strong>geber, Trennung von Beratung<br />
und Akquisition etc.)<br />
n Leerzeiten, Doppelspurigkeiten.<br />
2 .6 Phase 4: Verbesserungsvorschläge und Potentialschätzung<br />
In Phase 4 wird aufgrund der Erkenntnisse aus den ökonometrischen Analysen<br />
und den betriebswirtschaftlichen Feststellungen eine Evaluation erarbeitet.<br />
Zudem wird aufgezeigt, welche Verbesserungen sinnvollerweise innerhalb<br />
der RAV angestrebt werden sollen. Ausserdem werden die Verbesserungsvorschläge<br />
der RAV-Evaluationsstudie mit denjenigen eines Zusatzauftrags<br />
integriert. Der Fokus dieses Zusatzauftrags liegt darauf, den<br />
Leistungsauftrag an die RAV sowie die Finanzierungsströme zu prüfen und<br />
verbesserte Anreizsysteme vorzuschlagen (vgl. Kapitel 8).<br />
Seite 10/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Phase<br />
Phase<br />
2:<br />
2:<br />
Ökonometrische<br />
Ökonometrische<br />
Analysen<br />
Analysen<br />
-<br />
-<br />
Datenerhebung,<br />
Datenerhebung,<br />
Datenaufbereitung<br />
Datenaufbereitung<br />
-<br />
-<br />
Faktorenanalyse,<br />
Faktorenanalyse,<br />
Korrelationsanalyse<br />
Korrelationsanalyse<br />
- Regressionsanalysen<br />
- Regressionsanalysen<br />
-<br />
-<br />
Einfluss<br />
Einfluss<br />
exogener<br />
exogener<br />
Ursachen<br />
Ursachen<br />
auf<br />
auf<br />
die<br />
die<br />
Wirkungen<br />
Wirkungen<br />
der<br />
der<br />
RAV<br />
RAV<br />
-<br />
-<br />
Einfluss<br />
Einfluss<br />
endogener<br />
endogener<br />
Ursachen<br />
Ursachen<br />
auf<br />
auf<br />
die<br />
die<br />
Wirkungen<br />
Wirkungen<br />
der<br />
der<br />
RAV<br />
RAV<br />
Phase<br />
Phase<br />
3:<br />
3:<br />
Betriebswirtschaftliche<br />
Betriebswirtschaftliche<br />
Analysen<br />
Analysen<br />
-<br />
-<br />
Erfolgskritische<br />
Erfolgskritische<br />
Faktoren<br />
Faktoren<br />
für<br />
für<br />
Wiedereingliederung<br />
Wiedereingliederung<br />
- Erfolgskritische Faktoren für<br />
- Erfolgskritische Faktoren für<br />
Stellenakquisition<br />
Stellenakquisition<br />
-<br />
-<br />
Fachliche<br />
Fachliche<br />
und<br />
und<br />
soziale<br />
soziale<br />
Kompetenz<br />
Kompetenz<br />
der<br />
der<br />
Berater<br />
Berater<br />
-<br />
-<br />
Prozess-Strukturen<br />
Prozess-Strukturen<br />
im<br />
im<br />
RAV<br />
RAV<br />
-<br />
-<br />
Organisation<br />
Organisation<br />
der<br />
der<br />
RAV<br />
RAV<br />
-<br />
-<br />
Führung<br />
Führung<br />
der<br />
der<br />
RAV<br />
RAV<br />
Phase<br />
Phase<br />
4:<br />
4:<br />
Evaluation<br />
Evaluation<br />
der<br />
der<br />
RAV,<br />
RAV,<br />
Verbesserungsvorschläge,<br />
Verbesserungsvorschläge,<br />
Verbesserungspotential<br />
Verbesserungspotential<br />
Phase 5: Redaktion des Berichtes<br />
Phase 5: Redaktion des Berichtes<br />
Gesamtzusammenhänge Phasen 2 bis 5<br />
Seite 11/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
3 Aufgaben und Funktionsweise der RAV<br />
3 .1 Gesetzlicher Auftrag<br />
Die RAV werden von den Kantonen eingerichtet. Sie sind den Kantonen<br />
organisatorisch unterstellt.<br />
Die Kantone übertragen den RAV nach Art. 85 u.a. folgende Aufgaben.<br />
Die RAV (bzw. kantonalen Amtsstellen):<br />
n beraten die <strong>Arbeit</strong>slosen und bemühen sich, ihnen <strong>Arbeit</strong> zu vermitteln,<br />
allenfalls in Zusammenarbeit mit paritätischen oder von Trägerorganisationen<br />
geführten Stellenvermittlungsinstitutionen oder mit privaten Stellenvermittlern;<br />
sie sorgen innerhalb des ersten Monats kontrollierter <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />
für eine umfassende Abklärung der Wiedereingliederungsmöglichkeiten<br />
des Versicherten;<br />
n klären die Anspruchsberechtigung ab, soweit ihnen diese Aufgaben<br />
durch das AVIG übertragen ist;<br />
n entscheiden über die Zumutbarkeit einer <strong>Arbeit</strong>, weisen den Versicherten<br />
zumutbare <strong>Arbeit</strong> zu und erteilen ihnen Weisungen in bezug auf die Teilnahme<br />
an Kursen, Besprechungen und Orientierungsveranstaltungen;<br />
fordern Unterlagen für die Beurteilung der Vermittlungsfähigkeit oder<br />
der Zumutbarkeit einer <strong>Arbeit</strong> bei Versicherten an;<br />
n überprüfen die Vermittlungsfähigkeit der <strong>Arbeit</strong>slosen;<br />
n stellen den Versicherten in den nach AVIG Art. 30; Abs. 2 und 4 vorgesehenen<br />
Fällen in der Anspruchsberechtigung ein;<br />
Die <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren können zur Erfüllung ihrer Aufgaben Private<br />
beiziehen.<br />
Die Kantone melden dem BWA als Ausgleichsstelle der <strong>Arbeit</strong>slosenversicherung<br />
die dem regionalen <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentrum übertragenen Aufgaben.<br />
Das BWA erteilt den Kantonen für den Betrieb der RAV einen verbindlichen<br />
Leistungsauftrag und passt diesen periodisch der Entwicklung auf dem<br />
<strong>Arbeit</strong>smarkt an. Der Leistungsauftrag enthält Vorgaben in bezug auf den<br />
zeitlichen Rahmen für die Abklärung der Wiedereingliederungsmöglichkeiten<br />
der Stellensuchenden, die durchgeführten Beratungsgespräche, die<br />
Akquisition von offenen Stellen, die Zuweisung und Vermittlung von Stellen,<br />
die Qualifikation und die Anzahl der Mitarbeiter und die technischen<br />
und finanziellen Rahmenbedingungen.<br />
Seite 12/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
3 .2 Überblick über den AVIG-Vollzug<br />
Am heutigen AVIG Vollzug sind verschiedene Stellen beteiligt, die unterschiedliche<br />
gesetzliche Aufträge zu erfüllen haben.<br />
Regionale <strong>Arbeit</strong>s- <strong>Arbeit</strong>s- <strong>Arbeit</strong>s-<br />
vermittlungszentren<br />
Ausgleichsfonds der <strong>Arbeit</strong>slosenversicherung<br />
Bundesamt für Wirtschaft und <strong>Arbeit</strong><br />
Kantonale Amtsstellen<br />
Öffentliche<br />
<strong>Arbeit</strong>slosenkassen<br />
Gemeindearbeitsämter<br />
Private<br />
<strong>Arbeit</strong>slosenkassen<br />
Bundesamt für Wirtschaft und <strong>Arbeit</strong> (nach AVIG Art. 83)<br />
Das Bundesamt für Wirtschaft und <strong>Arbeit</strong> (BWA) ist für den Vollzug des<br />
AVIG verantwortlich.<br />
Kantone (AVIG Art. 85, Art. 113)<br />
Die Kantone sind verantwortlich für die Führung der kantonalen Kassen,<br />
die Einrichtung der regionalen <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren und die Bezeichnung<br />
der zuständigen Amtsstellen und Beschwerdeinstanzen. Dazu gehört<br />
auch die Einsetzung von tripartiten Kommissionen nach AVIG Art. 85c.<br />
Die tripartiten Kommissionen beraten die regionalen <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren.<br />
Sie setzen sich aus jeweils gleich vielen Vertretern von <strong>Arbeit</strong>gebern,<br />
<strong>Arbeit</strong>nehmern und der <strong>Arbeit</strong>smarktbehörde zusammen. Zusätzlich<br />
ist ein Vertreter der öffentlichen Kasse Mitglied mit beratender Stimme.<br />
Weiter stellen die kantonalen Amtsstellen die für die arbeitsmarktlichen<br />
Massnahmen (AM) notwendigen Plätze bereit. Der Bundesrat nimmt die<br />
Aufteilung der Plätze - unter Berücksichtigung der Einwohnerzahl und der<br />
Zahl der Versicherten - auf die einzelnen Kantone vor. Der Kanton beteiligt<br />
sich mit einem gesetzlich geregelten Beitrag an der Bereitstellung der Jahresplätze.<br />
Die Aufgabenverteilung zwischen den kantonalen Stellen ist je<br />
nach Kanton unterschiedlich geregelt. Für die voraussichtlichen Aufwendungen<br />
der einzelnen RAV, der kantonalen Koordinationsstelle, sowie der<br />
Seite 13/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
tripartiten Kommissionen reicht der Kanton beim BWA ein Finanzierungsgesuch<br />
ein. Nach Prüfung des Finanzierungsgesuchs wird ein genereller Zusicherungsentscheid<br />
gefällt.<br />
<strong>Arbeit</strong>slosenkassen (AVIG Art. 81)<br />
Die Hauptaufgabe der <strong>Arbeit</strong>slosenkassen ist die Ausrichtung der Leistungen<br />
an die Bezüger. Sowohl die öffentlichen Kassen als auch die Verbandskassen<br />
klären als weitere Aufgabe die Anspruchsberechtigung der Versicherten<br />
ab. Sie stellen den Versicherten in den nach AVIG Art. 30, 1 vorgesehenen<br />
Fällen in der Anspruchsberechtigung ein. Zudem verwalten die<br />
Kassen das Betriebskapital, legen periodisch Rechnung ab und erstatten den<br />
Geschäftsbericht zuhanden des BWA. Die Finanzierung der Kassen wird<br />
über den Ausgleichfonds der <strong>Arbeit</strong>slosenversicherung sichergestellt. In regelmässigen<br />
Abständen rufen die Kassen die notwendigen Mittel beim Ausgleichfonds<br />
ab und zahlen die Entschädigungen über die Hausbank an die<br />
Versicherten aus. Für den Betrieb wird den Kassen vom Ausgleichfonds eine<br />
Verwaltungskostenentschädigung ausgerichtet. Die Abrechnung erfolgt<br />
entweder auf der Grundlage der effektiven Kosten oder mit einer Pauschale.<br />
3 .3 Prozesse innerhalb der RAV<br />
Die innerhalb der RAV ablaufenden Prozesse können in fünf Prozesskategorien<br />
unterteilt werden: Die Führungs- und Unterstützungsprozesse, die<br />
RAV-spezifischen Leistungserbringungsprozesse - die Wiedereingliederung<br />
und die Akquisition von Stellen- sowie die Umfeldprozesse.<br />
Die Struktur der innerhalb der RAV ablaufenden Prozesse ist in Anhang 3<br />
von der Ebene der Megaprozesse bis auf die Ebene der einzelnen Aktivitäten<br />
hinunter detailliert beschrieben. Auf die Mengen- und Qualitätsaspekte<br />
der Prozesse wird in Kapitel 7 eingegangen.<br />
Die nachfolgenden Kapitel sollen einen Überblick über die in den RAV ablaufenden<br />
wichtigsten Prozesse und Subprozesse geben.<br />
Seite 14/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
3 .3 .1 Wiedereingliederungsprozess<br />
Der im Mittelpunkt stehende Hauptprozess jedes RAV ist der Wiedereingliederungsprozess.<br />
Er beginnt mit der Anmeldung des Stellensuchenden im<br />
RAV und endet mit der Abmeldung des Stellensuchenden:<br />
n Anmeldung des Stellensuchenden<br />
Der erste Subprozess im Rahmen des Wiedereingliederungsprozesses ist<br />
die Anmeldung des Stellensuchenden. Das Stellensuchendendossier wird<br />
erstellt, die Personaldaten werden im AVAM aufgenommen und der<br />
Stellensuchende wird einem persönlichen Personalberater des RAV zugeteilt.<br />
n Erstinformationen durchs RAV<br />
Der erste Kontakt zwischen Berater und Stellensuchendem erfolgt am<br />
Erstgespräch oder dem Informations-Tag. Hier erteilen die Berater den<br />
Stellensuchenden Informationen über Rechte und Pflichten, besprechen<br />
mit ihnen das weitere Vorgehen, vereinbaren gemeinsam die Ziele und<br />
Vorgaben, planen mögliche Massnahmen und prüfen offene Stellen.<br />
n Periodische Beratungs- und Kontrollgespräche, Prüfung der <strong>Arbeit</strong>sbemühungen<br />
Um Gewähr zu haben, dass der eingeschlagene Weg zweckmässig ist,<br />
treffen sich die Personalberater und Stellensuchenden periodisch im<br />
Rahmen von Beratungs- und Kontrollgesprächen. In diesem Rahmen<br />
wird das weitere Vorgehen besprochen und gemeinsam vereinbart. Die<br />
Gespräche dienen den Personalberatern aber auch zur Kontrolle, ob die<br />
vereinbarten Vorgaben durch den Stellensuchenden eingehalten werden.<br />
Bei begründeten Zweifeln prüfen die Berater die Einhaltung dieser Vorgaben<br />
zu einem späteren Zeitpunkt vertieft nach.<br />
n Prüfen und Zuweisen offener Stellen<br />
Zwischen den Gesprächen prüfen die Personalberater laufend, ob für<br />
ihre Stellensuchenden geeignete offene Stellen vorhanden sind.<br />
n Planung der Vermittlungs- und aktiven arbeitsmarktlichen Massnahmen:<br />
Zwischen den Gesprächen werden ausserdem mögliche Weiterbildungsmassnahmen<br />
und vorübergehende Beschäftigungen für die Stellensuchenden<br />
evaluiert.<br />
Seite 15/83
Bearbeitung und Durchführung<br />
des Erstgesprächs<br />
Bearbeitung und Durchführung<br />
der Beratungs- und<br />
Kontrollgespräche<br />
Abmeldung ohne neue Stelle<br />
Wiedereingliederungsprozess<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
Anmeldung zur<br />
<strong>Arbeit</strong>svermittlung<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
n Sanktionen, Einstellungen, rechtliches Gehör<br />
In bestimmten Fällen (Missbrauch, ungenügende <strong>Arbeit</strong>sbemühungen,<br />
Ablehnung zumutbarer <strong>Arbeit</strong> u.a.) sind die Personalberater bzw. das<br />
RAV verpflichtet, die Anspruchsberechtigung des Stellensuchenden in<br />
einem gewissen Umfang zu kürzen - durch das sogenannte Verfügen von<br />
Einstelltagen. Die Stellensuchenden haben in diesen Fällen Anspruch auf<br />
rechtliches Gehör. Dies wird durch das RAV gewährt.<br />
Der Wiedereingliederungsprozess ist dann beendet, wenn sich der Stellensuchende<br />
beim RAV abgemeldet hat.<br />
Am Wiedereingliederungsprozess sind hauptsächlich die Personalberater<br />
und die administrativen Mitarbeiter beteiligt. In einem der neun untersuchten<br />
RAV sind zudem auch die auf die Stellenakquisition spezialisierten Mitarbeiter<br />
in der Wiedereingliederung tätig.<br />
Ersterfassung des<br />
Stellensuchenden<br />
Durchführung des<br />
Informationstages<br />
Vermittlungs- und<br />
Massnahmenplanung<br />
Abmeldung mit neuer Stelle<br />
Berufsberatung<br />
Prüfung der <strong>Arbeit</strong>sbemühungen<br />
Sanktionierung Rechtliches Gehör<br />
Nein<br />
Stellensuchende finden<br />
selbst eine Stelle<br />
mangelnde Bemühungen<br />
verschiedene Sanktionsgründe<br />
Seite 16/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
3 .3 .2 Akquisitionsprozess<br />
Ein wichtiges Instrument für die Wiedereingliederung von Stellensuchenden<br />
ist die Akquisition offener Stellen (vgl. Kapitel 7). Aus diesem Grund bemühen<br />
sich die RAV um gute Beziehungen zu <strong>Arbeit</strong>gebern, um offene<br />
Stellen zu akquirieren und zu bewirtschaften.<br />
Der Akquisitionsprozess besteht im einzelnen aus den folgenden Subprozessen:<br />
n Identifizierung von <strong>Arbeit</strong>gebern.<br />
Zunächst werden Marktbearbeitungskonzepte erstellt. Welche <strong>Arbeit</strong>geber<br />
sollen gezielt kontaktiert werden ?<br />
n Kontaktierung von <strong>Arbeit</strong>gebern<br />
Der Kontakt zu den <strong>Arbeit</strong>gebern wird unterschiedlich hergestellt:<br />
schriftlich (individuell und per Mailings), telephonisch und/oder persönlich.<br />
n Akquirieren ausgeschriebener Stellen<br />
In allen RAV wird neben der direkten Akquisition auch in Printmedien<br />
nach offenen Stellen gesucht und diese (nach Rücksprache mit dem <strong>Arbeit</strong>geber)<br />
ins AVAM-System eingegeben.<br />
n Bewirtschaftung offener Stellen<br />
Die von den <strong>Arbeit</strong>gebern gemeldeten offenen Stellen werden durch das<br />
RAV bewirtschaftet. Dabei geht es um den Abgleich des Anforderungsprofils<br />
der offenen Stellen, die Prüfung der Zumutbarkeit der Stelle, die<br />
Prüfung der Branchen- und Ortsüblichkeit der Stellen und die laufende<br />
Orientierung der <strong>Arbeit</strong>geber über den Vermittlungsstand.<br />
n Auskunftserteilung an <strong>Arbeit</strong>geber<br />
Eine wichtige Aufgabe im Rahmen des Akquisitionsprozess ist die Erteilung<br />
von Auskünften an die <strong>Arbeit</strong>geber.<br />
In einzelnen RAV sind alle Mitarbeiter an den Akquisitionsprozessen beteiligt;<br />
in andern werden hierfür spezialisierte “Aussendienstmitarbeiter” eingesetzt;<br />
in einigen RAV werden diese Tätigkeiten hauptsächlich von den<br />
Personalberatern wahrgenommen (vgl. Kapitel 7).<br />
3 .3 .3 Umfeldprozesse<br />
Zusätzlich zu den eigentlichen Kernaktivitäten - die Wiedereingliederung<br />
und Akquisition - nehmen die RAV Aufgaben im Bereiche der Öffentlichkeitsarbeit<br />
und der Zusammenarbeit mit andern Stellen wahr.<br />
Seite 17/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Die Umfeldprozesse beinhalten alle Tätigkeiten, die mit Kommunikation<br />
und Betreuung des Umfelds des RAV zu tun haben. Dazu gehören im einzelnen<br />
die Prozesse Aktive und passive Umfeldbetreuung, Leistungen für<br />
Dritte und Behandlung von Beschwerden.<br />
Unter aktiver und passiver Umfeldbetreuung werden alle Aktivitäten im Bereiche<br />
der Öffentlichkeitsarbeit, der Medienbetreuung und der allgemeinen<br />
Auskunftserteilung (ohne <strong>Arbeit</strong>geber und Stellensuchende) zusammengefasst.<br />
Der Prozess Leistungen für Dritte enthält sämtliche Tätigkeiten der RAV,<br />
die aus dem Kontakt mit andern Stellen entstehen. Es sind dies im einzelnen<br />
die LAM, das KIGA, das BWA, die Gemeinden, die Weiterbildungsinstitutionen<br />
sowie weitere Institutionen.<br />
Im dritten zu den Umfeldprozessen gehörenden Prozess sind die Aktivitäten<br />
zusammengefasst, die als Folge einer Beschwerde der Stellensuchenden im<br />
RAV anfallen. Dies sind im einzelnen die Beschwerdevernehmlassung, der<br />
Vollzug des Beschwerdeentscheides und die Anpassung des Dossiers des<br />
Stellensuchenden bzw. die Datenverwaltung.<br />
3 .3 .4 Führungs- und Unterstützungsprozesse<br />
In allen Unternehmungen - so auch in den RAV - laufen sogenannte Führungs-<br />
und Unterstützungsprozesse ab.<br />
Führungsprozesse beinhalten alle Tätigkeiten, die übergreifend durch Planung,<br />
Entscheidung, Durchsetzung und Kontrolle die Leistungsabwicklung<br />
steuern (z.B. Führung des RAV oder von RAV-Gruppen, Personalmanagement,<br />
Controlling und Projektmanagement).<br />
Unterstützungsprozesse sind für das reibungslose Funktionieren der Gesamttätigkeit<br />
der RAV von grosser Bedeutung. Beispiele hierfür sind die<br />
Personalverwaltung, die Informatik und die Ausbildung.<br />
Seite 18/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
4 Evaluationsmodell<br />
4 .1 Überblick über den Untersuchungsgegenstand<br />
Im Rahmen der vorliegenden Studie haben wir geprüft, wie erfolgreich die<br />
RAV die ihnen übertragen Aufgaben wahrnehmen und wodurch der Erfolg<br />
der RAV beeinflusst wird.<br />
Ausgehend von den Zielen des AVIG ist der Erfolg der RAV insbesondere<br />
in bezug auf folgende angestrebte Wirkungen untersucht worden:<br />
n die rasche Wiedereingliederung der Versicherten bewirken<br />
n die Dauerhaftigkeit der Wiedereingliederung sicherstellen<br />
n die Langzeitstellensuche verhindern und bekämpfen.<br />
Für jede dieser drei Wirkungen haben wir geeignete Messgrössen definiert,<br />
die Auskunft darüber geben, wie gut die betreffenden Wirkungen von den<br />
RAV erreicht worden sind. Diese Messgrössen bezeichnen wir als sogenannte<br />
Wirkungsindikatoren.<br />
Die Förderung der raschen Wiedereingliederung der Versicherten wird auf<br />
Basis der durchschnittlichen Dauer der Stellensuche jener Stellensuchenden,<br />
die sich vom RAV abmelden und wieder eine feste Stelle gefunden haben,<br />
beurteilt. Hierzu gehören alle vom RAV abgemeldeten Stellensuchenden,<br />
die entweder durchs RAV vermittelt worden sind oder die selbst eine Stelle<br />
gefunden haben. Nicht berücksichtigt werden Abmeldungen ohne Wiedereingliederung.<br />
Als Dauer der Stellensuche gilt die Periode zwischen Anund<br />
Abmeldung dieser Personen im RAV.<br />
Zur Messung der Dauerhaftigkeit der Wiedereingliederungen eines RAV<br />
wird der Anteil an wiederangemeldeten Stellensuchenden im betreffenden<br />
RAV als Wirkungsindikator verwendet.<br />
Die Vermeidung und Bekämpfung der Langzeitstellensuche wird aufgrund<br />
der Zugänge zu Langzeitstellensuche in Prozent des Stellensuchendenbestandes<br />
in den einzelnen RAV beurteilt. Als Langzeitstellensuchende gelten<br />
dabei Personen, die im RAV gemeldet sind und seit mehr als 365 Tagen<br />
keine feste Stelle besitzen.<br />
Die Wirkungsindikatoren haben wir aus einer grösseren Anzahl alternativer<br />
Indikatoren nach bestimmten Kriterien ausgewählt (vgl. hierzu Anhang 2).<br />
Seite 19/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Die drei vorgängig beschriebenen Wirkungsindikatoren haben ein gemeinsames<br />
Manko. Sie messen nur den unterschiedlichen Erfolg der RAV in bezug<br />
auf die erfolgreich wiedereingegliederten Stellensuchenden. Lässt ein<br />
RAV viele Stellensuchende ohne Wiedereingliederung in die Aussteuerung<br />
hinaus laufen, drückt sich dies in diesen drei Indikatoren nicht aus. Deshalb<br />
wird eine vierte Variable als Kontrollgrösse verwendet. Sie setzt die monatliche<br />
Anzahl Zugänge zu Langzeitstellensuche ins Verhältnis zu den monatlichen<br />
Wiedereingliederungen aus Langzeitstellensuche. Im Idealfall ist<br />
dieses Verhältnis langfristig gleich 1 (keine Aussteuerungen).<br />
4 .2 Exogene und endogene Ursachen der RAV-Wirkungen<br />
Die im obigen Kapitel beschriebenen Wirkungen werden für jedes einzelne<br />
RAV untersucht: Die Wirkungsunterschiede zwischen den RAV sind erheblich<br />
(vgl. Kapitel 5).<br />
Diese Wirkungsunterschiede sind zum Teil auf tatsächliche endogene Effizienzunterschiede<br />
zwischen den RAV zurückzuführen. Sie werden aber<br />
auch durch exogene Einflussgrössen bestimmt, auf welche die RAV keinen<br />
Einfluss nehmen können.<br />
Ressourcen<br />
einsatz<br />
Evaluationsmodell der Untersuchung<br />
Endogene Faktoren<br />
Leistungen<br />
Wirkungen<br />
v Wirkungen<br />
Exogene Faktoren<br />
Seite 20/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Beide Ursachen von Wirkungsunterschieden - exogene und endogene - sind<br />
untersucht worden. Dabei kann wie folgt nach exogenen und endogenen<br />
Einflussgrössen unterschieden werden:<br />
n Als endogene Einflussfaktoren werden jene Grössen bezeichnet, welche<br />
die RAV oder der betreffende Kanton direkt beeinflussen können und<br />
die einen potentiellen Einfluss auf die Wirkungen der RAV haben. Hierzu<br />
gehören namentlich die von den RAV erbrachten Leistungen, mit denen<br />
die angestrebten Wirkungen erreicht werden sollen: die mit den<br />
Stellensuchenden geführten Beratungsgespräche, die Informationstage,<br />
die vom RAV verfügten Sanktionen, die Zuweisung zu offenen Stellen,<br />
die Zuweisung zu AM und das Prüfen von <strong>Arbeit</strong>sbemühungen.<br />
Im weiteren gehören zu den endogenen Faktoren:<br />
n die Prozessstrukturen der RAV bzgl. Stellenakquisition, Vermittlung,<br />
Beratung, u.a.<br />
n die interne Organisation der RAV<br />
n das Qualifikationsniveau des Personals<br />
n die eingesetzten Führungsinstrumente.<br />
Die Leistungen werden durch Einsatz und Verbrauch verschiedener<br />
Mittel wie Personaleinsatz, Finanzen, Infrastruktur etc. erbracht. In diesem<br />
Sinne sind auch die von einem RAV verbrauchten Ressourcen zu<br />
den endogenen Faktoren zu zählen.<br />
n Exogene Faktoren sind demgegenüber jene Einflussgrössen, welche die<br />
RAV und die Kantone nicht direkt beeinflussen können, die aber einen<br />
positiven oder negativen Einfluss auf die Wirkungen der RAV haben.<br />
Hierzu gehören u.a.<br />
n die aktuelle <strong>Arbeit</strong>smarktstruktur der betreffenden Region<br />
(<strong>Arbeit</strong>slosenstruktur, etc.)<br />
n und die gegebene Wirtschafts- und Bevölkerungsstruktur<br />
(Branchenstruktur, Siedlungsstruktur, Altersstruktur, etc.).<br />
Mit dieser getrennten Betrachtung von exogenen und endogenen Faktoren<br />
kann erstens untersucht werden, welche der tatsächlich existierenden Wirkungsunterschiede<br />
zwischen den RAV ursächlich auf die RAV, deren<br />
Strukturen, Prozesse, Mitarbeiter oder andere RAV-merkmale zurückgehen.<br />
Zweitens kann aufgezeigt werden, mit welchen gezielten Massnahmen<br />
die Effizienz der RAV verbessert werden kann. Schliesslich kann auf dieser<br />
Grundlage das Verbesserungspotential abgeschätzt werden.<br />
Seite 21/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
5 Wirkungen im Überblick<br />
In den Kapiteln 6 und 7 wird auf die exogenen und endogenen Ursachen<br />
von Wirkungsunterschieden der RAV eingegangen. Als Grundlage hierfür<br />
werden in Kapitel 5 zunächst die betreffenden Wirkungsunterschiede vor<br />
Berücksichtigung von exogenen und endogenen Einflüssen dargestellt. Dabei<br />
wird nach verschiedenen <strong>Arbeit</strong>slosenkategorien, Branchen, Kantonen<br />
und RAV unterschieden.<br />
5 .1 Untersuchungszeitraum<br />
Als Untersuchungsperiode ist der Zeitraum zwischen Juli 1997 und Februar<br />
1998 aus zwei Gründen gewählt worden. Erstens erachteten wir es als unzweckmässig,<br />
auf Daten vor dem Juli 1997 zurückzugreifen, weil sich zu<br />
diesem Zeitpunkt viele RAV noch in der Aufbauphase befanden. Die Periode<br />
vor dem Juli 1997 würde demnach keine Rückschlüsse auf die Effizienz<br />
der RAV erlauben. Zweitens wurde ein möglichst langer Zeitraum gewählt<br />
(zu Beginn der Studie lagen die Datensets bis und mit Februar 1998 vor),<br />
um die saisonalen Schwankungen in die ökonometrischen Analysen miteinbeziehen<br />
zu können.<br />
5 .2 Durchschnittliche Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten<br />
Stellensuchenden<br />
Die durchschnittliche Dauer der Stellensuche derjenigen Personen, welche<br />
erfolgreich wieder in den <strong>Arbeit</strong>sprozess integriert werden konnten, liegt im<br />
Untersuchungszeitraum zwischen Juli 1997 und Februar 1998 gesamtschweizerisch<br />
bei 239,4 Kalendertagen. Die durchschnittliche Dauer der<br />
Stellensuche jener Personen, die eine Stelle gefunden haben und dabei entweder<br />
direkt oder indirekt durchs RAV vermittelt wurden, beträgt im selben<br />
Zeitraum durchschnittlich 271,3 Tage.<br />
Jeder vierte Stellensuchende konnte direkt oder indirekt durchs RAV vermittelt<br />
werden. Oder mit andern Worten, drei von vier wiedereingegliederten<br />
Stellensuchenden fanden die neue Stelle ohne aktive Vermittlung der<br />
RAV.<br />
5 .3 Monatliche Übertritte zu Langzeitstellensuche<br />
Im Untersuchungszeitraum traten monatlich im Durchschnitt 2,6 Prozent<br />
der Stellensuchenden über die Schwelle zur Langzeitstellensuche. Dem<br />
standen monatliche Abgänge aus Langzeitstellensuche von durchschnittlich<br />
1,4 Prozent aller Stellensuchenden gegenüber.<br />
Seite 22/83
Alterskategorien<br />
15-24 Jahre<br />
25-34 Jahre<br />
35-44 Jahre<br />
45-54 Jahre<br />
55-65 Jahre<br />
Gesamtdurchschnitt<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
5 .4 Dauerhaftigkeit der Wiedereingliederungen<br />
Beinahe jeder zehnte auf dem RAV gemeldete Stellensuchende (9,8 Prozent)<br />
ist innerhalb der drei vorangegangenen Jahre schon mindestens einmal<br />
auf dem RAV bzw. <strong>Arbeit</strong>samt angemeldet gewesen (07.97 bis 02.98: 9,8<br />
Prozent der Stellensuchenden).<br />
5 .5 Unterschiede nach <strong>Arbeit</strong>slosenkategorien<br />
5 .5 .1 Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten Stellensuchenden<br />
In bezug auf die durchschnittliche Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten<br />
Stellensuchenden sind zwischen verschiedenen <strong>Arbeit</strong>slosenkategorien<br />
grosse Unterschiede festzustellen:<br />
Durchschnittliche Dauer der Stellensuche nach Alterskategorien (07.97 bis 02.98)<br />
in Kalendertagen<br />
168<br />
0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />
Durchschnittliche Dauer der Stellensuche aller Abgänge mit neuer Stelle<br />
Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten Stellensuchenden nach Alterskategorien<br />
Frau<br />
Mann<br />
Gesamtdurchschnitt<br />
231<br />
Die durchschnittliche Dauer der Stellensuche liegt bei jüngeren Personen<br />
(15- 24 Jahre) mit 168 Tagen deutlich unter dem schweizerischen Durchschnitt<br />
von 239 Tagen. Ältere Stellensuchende (55- 65 Jahre) suchen mit<br />
368 Tagen deutlich überdurchschnittlich lange eine neue Stelle.<br />
Durchschnittliche Dauer der Stellensuche nach Geschlecht (07.97 bis 02.98)<br />
in Kalendertagen<br />
0 50 100 150 200 250<br />
Durchschnittliche Dauer der Stellensuche aller Abgänge mit neuer Stelle<br />
Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten Stellensuchenden nach Geschlecht<br />
239<br />
Zwischen Frauen und Männern ist keine signifikant unterschiedliche Dauer<br />
der Stellensuche festzustellen.<br />
275<br />
303<br />
368<br />
239<br />
240<br />
239<br />
Seite 23/83
Triagekategorie<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Durchschnittliche Dauer der Stellensuche nach Triagekategorien (07.97 bis 02.98)<br />
in Kalendertagen<br />
Spezialfall<br />
schwer vermittelbar<br />
mittlere Vermittelbarkeit<br />
Leicht vermittelbar<br />
Braucht keine Unterstützung<br />
Gesamtdurchschnitt<br />
193<br />
193<br />
0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />
Durchschnittliche Dauer der Stellensuche aller Abgänge mit neuer Stelle<br />
Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten Stellensuchenden nach Triagekategorien (Vermittelbarkeitskategorien)<br />
Nationalitäten<br />
Andere Länder<br />
übriges Europa<br />
Türkei<br />
Jugoslawien<br />
Spanien<br />
Portugal<br />
Italien<br />
Schweiz<br />
Gesamtdurchschnitt<br />
Die Dauer der Stellensuche von Personen, die als “schwer vermittelbar”<br />
oder “Spezialfall” klassiert sind, liegt mit 357 bzw. 348 Tagen deutlich über<br />
dem Durchschnittswert von 239 Tagen.<br />
Schweizer finden schneller eine neue Stelle (221 Tage) als Ausländer, wobei<br />
Ausländer verschiedener Nationalitäten unterschiedliche Chancen auf<br />
dem <strong>Arbeit</strong>smarkt haben.<br />
Durchschnittliche Dauer der Stellensuche nach Nationalitäten (07.97 bis 02.98)<br />
in Kalendertagen<br />
0 50 100 150 200 250 300 350<br />
Durchschnittliche Dauer der Stellensuche aller Abgänge mit neuer Stelle<br />
Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten Stellensuchenden nach Nationalitäten<br />
5 .5 .2 Zugänge zu Langzeitstellensuche<br />
In Bezug auf die Zugänge zu Langzeitstellensuche sind dieselben Zusammenhänge<br />
festzustellen wie bei der Dauer der Stellensuche: Jüngere Personen,<br />
leicht vermittelbare Personen und Schweizer sind unterdurchschnittlich<br />
stark davon betroffen. Das Problem der Langzeitstellensuche trifft über 55jährige,<br />
schwer Vermittelbare und Ausländer besonders stark.<br />
239<br />
239<br />
221<br />
239<br />
249<br />
258<br />
266<br />
270<br />
283<br />
304<br />
348<br />
357<br />
315<br />
Seite 24/83
Alterskategorien<br />
15-24 Jahre<br />
25-34 Jahre<br />
35-44 Jahre<br />
45-54 Jahre<br />
55-65 Jahre<br />
Gesamtdurchschnitt<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
5 .5 .3 Wiederanmeldungen<br />
Neben der grösseren Wahrscheinlichkeit einer Langzeitstellensuche sind die<br />
älteren Personen und die Schwervermittelbaren auch häufiger vom Problem<br />
betroffen, dass sie nach erfolgreicher Wiedereingliederung (innerhalb von 3<br />
Jahren) wieder stellenlos werden.<br />
Durchschnittlicher Bestand an wiederangemeldeten Stellensuchenden in Relation<br />
zum gesamten Stellensuchendenbestand im Zeitraum von 07.97 bis 02.98<br />
4%<br />
0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14%<br />
Wiederanmeldungen nach Alterskategorien<br />
Triagekategorie<br />
Spezialfall<br />
schwer vermittelbar<br />
mittlere Vermittelbarkeit<br />
Leicht vermittelbar<br />
Braucht keine Unterstützung<br />
Gesamtdurchschnitt<br />
Wiederanmeldungen nach Triagekategorie<br />
Durchschnittlicher Anteil der Wiederangemeldeten in Relation zum gesamten Stellensuchendenbestand<br />
Durchschnittlicher Bestand an wiederangemeldeten Stellensuchenden in Relation<br />
zum gesamten Stellensuchendenbestand im Zeitraum von 07.97 bis 02.98<br />
7%<br />
8%<br />
0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% 18%<br />
Durchschnittlicher Anteil der Wiederangemeldeten in Relation zum gesamten Stellensuchendenbestand<br />
9%<br />
10%<br />
Die ausländischen Stellensuchenden suchen zwar deutlich länger, bis sie<br />
wieder eine Stelle finden. Sie melden sich aber weniger oft wieder auf dem<br />
RAV an als die Schweizer. Die geringste Wiederanmeldungsquote haben<br />
Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien und jene der Kategorie “übrige<br />
Länder”.<br />
9%<br />
10%<br />
13%<br />
11%<br />
12%<br />
13%<br />
17%<br />
Seite 25/83
Nationalitäten<br />
Andere Länder<br />
übriges Europa<br />
Türkei<br />
Jugoslawien<br />
Spanien<br />
Portugal<br />
Italien<br />
Schweiz<br />
Gesamtdurchschnitt<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Durchschnittlicher Bestand an wiederangemeldeten Stellensuchenden in Relation<br />
zum gesamten Stellensuchendenbestand im Zeitraum von 07.97 bis 02.98<br />
6%<br />
6%<br />
0% 2% 4% 6% 8% 10% 12%<br />
Wiederanmeldungen nach Nationalitäten<br />
Frau<br />
Mann<br />
Gesamtdurchschnitt<br />
Durchschnittlicher Anteil der Wiederangemeldeten in Relation zum gesamten Stellensuchendenbestand<br />
7%<br />
Anders als bei der Dauer der Stellensuche betrifft das Problem der Wiederanmeldungen<br />
die beiden Geschlechter unterschiedlich stark: Über 18 Prozent<br />
der zwischen Juli 1997 und Februar 1998 stellenlosen Frauen waren in<br />
den 3 Jahren zuvor bereits mindestens einmal stellensuchend. Für die Männer<br />
trifft dies nur in 4 Prozent der Fälle zu.<br />
Durchschnittlicher Bestand an wiederangemeldeten Stellensuchenden in Relation<br />
zum gesamten Stellensuchendenbestand im Zeitraum von 07.97 bis 02.98<br />
4%<br />
0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% 18%<br />
Wiederanmeldungen nach Geschlecht<br />
Durchschnittlicher Anteil der Wiederangemeldeten in Relation zum gesamten Stellensuchendenbestand<br />
10%<br />
8%<br />
9%<br />
9%<br />
10%<br />
11%<br />
11%<br />
18%<br />
Seite 26/83
Branche<br />
Land- und Forstwirtschaft<br />
Gesundheitswesen<br />
Reparaturgewerbe<br />
Gastgewerbe<br />
Versicherungen<br />
Energie, Wasser, Bergbau<br />
Beratung, Planung, Informatik<br />
Baugewerbe<br />
Verkehr, Nachrichtenübermittlung<br />
Unterrichtswesen, F&E<br />
Holz, Möbel, Papier<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
5 .6 Unterschiede nach Branchen<br />
5 .6 .1 Dauer der Stellensuche<br />
Die Branchen werden nach der Nomenklatur der Eidg. Betriebszählung<br />
1985 untergliedert. Als Branche eines Stellensuchenden wird dabei die<br />
Branchenzugehörigkeit des letzten <strong>Arbeit</strong>gebers definiert.<br />
Stellensuchende, die im ersten Sektor oder in einem Dienstleistungsbetrieb<br />
beschäftigt waren, finden überdurchschnittlich schnell eine neue Stelle.<br />
Hiervon ausgenommen sind die Mitarbeiter der öffentlichen Dienste. Sie<br />
weisen die längste durchschnittliche Dauer der Stellensuche auf. Ebenfalls<br />
überdurchschnittlich lange müssen Personen der meisten Industriebranchen<br />
suchen.<br />
Durchschnittliche Dauer der Stellensuche nach Branchen (07.97 bis 02.98)<br />
in Kalendertagen<br />
Handel<br />
Immobilien, Vermietung<br />
Banken<br />
Maschinen, Fahrzeugbau<br />
persönliche Dienstleistungen<br />
sonstiges verarb. Gewerbe<br />
übrige Dienstleistungen<br />
Nichtmetallische Mineralien<br />
Nahrung, Genussmittel<br />
Metallverarbeitende Industrie<br />
Chemie<br />
Elektrotechnik, Elektronik<br />
Schuhe, Leder<br />
Graphik, Druck<br />
Kunststoffe, Kautschuk<br />
Uhren, Bijouterie<br />
Textilien, Bekleidung<br />
Öffentliche Dienste<br />
Gesamtdurchschnitt<br />
0 50 100 150 200 250 300 350<br />
Durchschnittliche Dauer der Stellensuche aller Abgänge mit neuer Stelle<br />
Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten Stellensuchenden nach Branchen<br />
212<br />
217<br />
222<br />
225<br />
226<br />
230<br />
231<br />
234<br />
240<br />
241<br />
239<br />
245<br />
246<br />
247<br />
247<br />
251<br />
257<br />
261<br />
265<br />
265<br />
270<br />
273<br />
274<br />
275<br />
280<br />
286<br />
287<br />
291<br />
315<br />
319<br />
Seite 27/83
Branchen<br />
Unterrichtswesen, F&E<br />
Energie, Wasser, Bergbau<br />
Land- und Forstwirtschaft<br />
Gesundheitswesen<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
5 .6 .2 Zugänge zu Langzeitstellensuche<br />
Die Branchenunterschiede hinsichtlich der Zugänge zu Langzeitstellensuche<br />
sind praktisch analog der durchschnittlichen Dauer der Stellensuche.<br />
Monatliche Zugänge zu Langzeitstellensuche nach Branchen (07.97 bis 02.98 )<br />
Versicherungen<br />
Reparaturgewerbe<br />
Baugewerbe<br />
Immobilien, Vermietung<br />
Schuhe, Leder<br />
Nahrung, Genussmittel<br />
übrige Dienstleistungen<br />
Holz, Möbel, Papier<br />
Beratung, Planung, Informatik<br />
Nichtmetallische Mineralien<br />
Chemie<br />
Handel<br />
Banken<br />
Gastgewerbe<br />
Verkehr, Nachrichtenübermittlung<br />
Elektrotechnik, Elektronik<br />
Maschinen, Fahrzeugbau<br />
persönliche Dienstleistungen<br />
Graphik, Druck<br />
Metallverarbeitende Industrie<br />
Kunststoffe, Kautschuk<br />
sonstiges verarb. Gewerbe<br />
Textilien, Bekleidung<br />
Öffentliche Dienste<br />
Uhren, Bijouterie<br />
Gesamtdurchschnitt<br />
Zugänge zu Langzeitstellensuche nach Branchen<br />
0.0% 0.5% 1.0% 1.5% 2.0% 2.5% 3.0% 3.5%<br />
Monatliche Anzahl Übertritte zu Langzeitstellensuche in Relation zum Stellensuchendenbestand<br />
2.0%<br />
2.1%<br />
2.1%<br />
2.3%<br />
2.4%<br />
2.4%<br />
2.4%<br />
2.5%<br />
2.5%<br />
2.5%<br />
2.6%<br />
2.6%<br />
2.6%<br />
2.6%<br />
2.6%<br />
2.6%<br />
2.6%<br />
2.6%<br />
2.7%<br />
2.7%<br />
2.7%<br />
2.7%<br />
2.7%<br />
2.7%<br />
2.7%<br />
2.7%<br />
2.8%<br />
2.9%<br />
2.9%<br />
3.2%<br />
Seite 28/83
Branchen<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
5 .6 .3 Wiederanmeldungen<br />
Der relative Bestand an wiederangemeldeten Stellensuchenden ist in den<br />
Dienstleistungsbranchen am höchsten. Die diesbezüglich tiefsten Werte sind<br />
im ersten Sektor, im Baugewerbe und in den meisten Industriebranchen<br />
festzustellen.<br />
Durchschnittlicher Anteil an wiederangemeldeten Stellensuchenden nach Branchen<br />
(07.97 bis 02.98)<br />
Baugewerbe<br />
Land- und Forstwirtschaft<br />
Nichtmetallische Mineralien<br />
Holz, Möbel, Papier<br />
Reparaturgewerbe<br />
Metallverarbeitende Industrie<br />
Maschinen, Fahrzeugbau<br />
Energie, Wasser, Bergbau<br />
Gastgewerbe<br />
Beratung, Planung, Informatik<br />
Verkehr, Nachrichtenübermittlung<br />
Nahrung, Genussmittel<br />
Kunststoffe, Kautschuk<br />
Chemie<br />
Elektrotechnik, Elektronik<br />
Schuhe, Leder<br />
Graphik, Druck<br />
Handel<br />
Uhren, Bijouterie<br />
Öffentliche Dienste<br />
Unterrichtswesen, F&E<br />
Textilien, Bekleidung<br />
Banken<br />
Immobilien, Vermietung<br />
Versicherungen<br />
persönliche Dienstleistungen<br />
übrige Dienstleistungen<br />
Gesundheitswesen<br />
Gesamtdurchschnitt<br />
Wiederanmeldungen nach Branchen<br />
5%<br />
5%<br />
6%<br />
6%<br />
6%<br />
7%<br />
7%<br />
8%<br />
8%<br />
9%<br />
0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% 18%<br />
Durchschnittlicher Anteil der Wiederangemeldeten in Relation zum gesamten Stellensuchendenbestand<br />
9%<br />
9%<br />
10%<br />
10%<br />
10%<br />
11%<br />
11%<br />
12%<br />
12%<br />
12%<br />
12%<br />
12%<br />
13%<br />
13%<br />
13%<br />
13%<br />
15%<br />
16%<br />
16%<br />
Seite 29/83
Durchschnittliche Dauer der Stellensuche aller Abgänge mit neuer Stelle<br />
350<br />
300<br />
250<br />
239<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
307<br />
VD<br />
296<br />
TI<br />
284 281<br />
GE<br />
FR<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
5 .7 Unterschiede nach Kantonen<br />
5 .7 .1 Dauer der Stellensuche<br />
Die 26 Kantone der Schweiz unterscheiden sich bezüglich der durchschnittlichen<br />
Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten Stellensuchenden,<br />
den Zugängen zu Langzeitstellensuche und den Anzahl Wiederanmeldungen<br />
deutlich.<br />
Durchschnittliche Dauer der Stellensuche je Kanton (07.97 bis 02.98)<br />
in Kalendertagen<br />
252<br />
JU<br />
241<br />
ZH<br />
236 233 229<br />
SO<br />
BE<br />
LU<br />
224 221<br />
NE<br />
AG<br />
209 207 206<br />
BL<br />
BS<br />
SG<br />
Kanton<br />
Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten Stellensuchenden nach Kantonen<br />
198 194 194 191<br />
SH<br />
VS<br />
AR<br />
TG<br />
183 182<br />
ZG<br />
SZ<br />
169<br />
UR<br />
161<br />
GL<br />
152 151 148 146<br />
OW<br />
NW<br />
Durchschnitt CH<br />
Die tiefste durchschnittliche Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten<br />
Stellensuchenden liegt bei 146 Tagen (Kanton Graubünden). Der<br />
Maximalwert liegt bei 307 Tagen (Kanton Waadt).<br />
AI<br />
GR<br />
Seite 30/83
Monatliche Anzahl Übertritte zu Langzeitstellensuche in Relation zum<br />
Stellensuchendenbestand<br />
3.0%<br />
2.5%<br />
2.0%<br />
1.5%<br />
1.0%<br />
0.5%<br />
0.0%<br />
3.0% 2.9%<br />
NE<br />
GE<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
5 .7 .2 Zugänge zu Langzeitstellensuche und Wiederanmeldungen<br />
Die Zugänge zu Langzeitstellensuche und die Wiederanmeldungen unterscheiden<br />
sich wiederum erheblich von Kanton zu Kanton.<br />
Monatliche Zugänge zu Langzeitstellensuche je Kanton (07.97 bis 02.98)<br />
2.7% 2.7%<br />
VD<br />
Zugänge zu Langzeitstellensuche nach Kantonen<br />
Durchschnittlicher Anteil der Wiederangemeldeten in Relation zum<br />
gesamten Stellensuchendenbestand<br />
20%<br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
18%<br />
SH<br />
TI<br />
2.6% 2.5% 2.5% 2.4% 2.4% 2.4% 2.4% 2.4% 2.4%<br />
ZH<br />
FR<br />
BL<br />
BE<br />
SG<br />
SH<br />
JU<br />
BS<br />
NW<br />
2.3% 2.2% 2.2% 2.2% 2.1% 2.1% 2.0% 2.0%<br />
AG<br />
Kanton<br />
SO<br />
GL<br />
LU<br />
TG<br />
SZ<br />
GR<br />
AR<br />
1.9% 1.9% 1.9% 1.8%<br />
Durchschnittlicher Anteil an wiederangemeldeten Stellensuchenden je Kanton (07.97<br />
bis 02.98)<br />
12% 12% 12% 11% 11% 11% 11% 11% 10% 10% 10%<br />
SZ<br />
BE<br />
GL<br />
ZH<br />
Wiederanmeldungen nach Kantonen<br />
FR<br />
BL<br />
NE<br />
SG<br />
AR<br />
BS<br />
TI<br />
9% 9%<br />
AG<br />
LU<br />
Kantone<br />
8% 8% 8% 8% 8% 7% 7%<br />
JU<br />
SO<br />
GE<br />
VD<br />
TG<br />
AI<br />
UR<br />
ZG<br />
7%<br />
VS<br />
VS<br />
6%<br />
ZG<br />
UR<br />
OW<br />
1.5%<br />
AI<br />
5% 5% 4%<br />
NW<br />
OW<br />
GR<br />
Seite 31/83
Dauer der Stellensuche aller Abgänge mit neuer Stelle in Kalendertagen<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
5 .8 Unterschiede zwischen den RAV<br />
5 .8 .1 Dauer der Stellensuche<br />
Die durchschnittliche Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten<br />
Stellensuchenden schwankt zwischen den RAV stark. Die Unterschiede<br />
sind dabei ausgeprägter als jene zwischen den Kantonen. Dies deutet daraufhin,<br />
dass einerseits ein wesentlicher Teil der Leistungsunterschiede zwischen<br />
den RAV auf regionale Einflüsse zurückzuführen ist, andererseits andere<br />
Einflussfaktoren existieren müssen, welche die Unterschiede zwischen<br />
den RAV verursachen.<br />
Im RAV mit der schnellsten Durchlaufzeit beträgt die durchschnittliche<br />
Dauer der Stellensuche 120 Kalendertage. Das RAV mit der diesbezüglich<br />
schlechtesten Quote weist einen um das dreifache höheren Wert auf. Die<br />
durchschnittliche Dauer der Stellensuche beträgt hier über 360 Kalendertage.<br />
Durchschnittliche Dauer der Stellensuche je RAV (07.97 und 02.98)<br />
Regionale <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren<br />
Durchschnittliche Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten Stellensuchenden je RAV<br />
Seite 32/83
Monatliche Anzahl Abgänge aus Langzeitstellensuche mit neuer Stelle in<br />
Relation zum Stellensuchendenbestand<br />
3.5%<br />
3.0%<br />
2.5%<br />
2.0%<br />
1.5%<br />
1.0%<br />
0.5%<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
5 .8 .2 Zugänge zu bzw. Abgänge aus Langzeitstellensuche<br />
Die RAV schneiden hinsichtlich der Vermeidung von Langzeitstellensuche<br />
unterschiedlich gut ab. Das RAV mit den diesbezüglich besten Werten<br />
weist zwischen Juli 1997 und Februar 1998 einen monatlichen Zuwachs an<br />
Langzeitstellensuchenden von 1,4 Prozent auf. Dem steht ein Maximalwert<br />
von 3,4 Prozent gegenüber.<br />
Auch die Wiedereingliederung von Langzeitstellensuchenden in den <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />
wird von den RAV mit unterschiedlichem Erfolg betrieben. Die<br />
besten RAV sind in der Lage, fast alle Langzeitstellensuchende wieder in<br />
den <strong>Arbeit</strong>smarkt zu integrieren, bevor sie die Schwelle zur Aussteuerung<br />
überschreiten. Die diesbezüglich ineffizientesten RAV haben im Untersuchungszeitraum<br />
12 mal mehr Übertritte in die Langzeitstellensuche als<br />
Wiedereingliederungen aus Langzeitstellensuche. Dies bedeutet, dass in<br />
diesen RAV 11 von 12 Langzeitstellensuchenden in die Aussteuerung<br />
durchwandern. In diesem sehr sensiblen Problembereich der <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />
ist ein erhebliches Verbesserungspotential vorhanden.<br />
Langzeitstellensuche: Verhältnis zwischen Abgängen und Neuzugängen je RAV<br />
(07.97 bis 02.98)<br />
0.0%<br />
0.0% 0.5% 1.0% 1.5% 2.0% 2.5% 3.0% 3.5%<br />
Zugänge zu Langzeitstellensuche vs. Abgänge aus Langzeitstellensuche<br />
Typ 1<br />
Monatliche Anzahl Zugänge zu Langzeitstellensuche in Relation zum Stellensuchendenbestand<br />
Typ 2<br />
Typ 3<br />
Seite 33/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Es kann zwischen drei Typen von RAV unterschieden werden:<br />
n Typ 1: RAV, welche Langzeitstellensuchende erfolgreich wieder in den<br />
<strong>Arbeit</strong>sprozess eingliedern und gleichzeitig die Zugänge zu Langzeitstellensuche<br />
tief halten. (Typ 1 in voranstehender Grafik).<br />
n Typ 2: RAV, welche zwar einen grossen Zuwachs an Langzeitstellensuchenden<br />
aufweisen, aber gleichzeitig eine vergleichsweise grosse Zahl an<br />
Langzeitstellensuchenden erfolgreich wieder in den <strong>Arbeit</strong>smarkt integrieren.<br />
n Typ 3: RAV, welche trotz eines grossen Zuwachses an Langzeitstellensuchenden<br />
nur wenige Langzeitstellensuchende wieder in den <strong>Arbeit</strong>sprozess<br />
integrieren können. Der Typ 3 generiert am meisten Aussteuerungen.<br />
Der Typ 1 ist dem Typ 2 vorzuziehen: Der Typ 1 ist ein Ursachenbekämpfer,<br />
der Langzeitstellensuche gar nicht erst entstehen lässt. Demgegenüber<br />
ist der Typ 2 ein Symptombekämpfer, der die Langzeitstellensuchenden<br />
erfolgreich wieder in den <strong>Arbeit</strong>smarkt eingliedert. Der Typ 3 ist weder ein<br />
erfolgreicher Symptombekämpfer noch ein erfolgreicher Ursachenbekämpfer.<br />
Seite 34/83
Prozentualer Anteil der Wiederangemeldeten<br />
in Relation zum Stellensuchendenbestand<br />
20%<br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
5 .8 .3 Wiederanmeldungen<br />
Die Unterschiede zwischen den RAV hinsichtlich der Häufigkeit von Wiederanmeldungen<br />
sind ebenfalls erheblich. Die Quoten der wiederangemeldeten<br />
Stellensuchenden in Relation zum gesamten Stellensuchendenbestand<br />
liegen je nach RAV zwischen 1,6 und 18,3 Prozent. 80 Prozent der RAV<br />
liegen in der Bandbreite zwischen 6,5 und 13,0 Prozent.<br />
Durchschnittlicher Anteil an wiederangemeldeten Stellensuchenden je RAV (07.97 bis<br />
02.98)<br />
Durchschnittliche Wiederanmeldungen je RAV<br />
Regionale <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren<br />
Seite 35/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
6 Einfluss exogener Ursachen auf die Wirkung der RAV<br />
(Phase 2: Ökonometrische Analyse)<br />
6 .1 Überblick über die ökonometrische Analyse der exogenen Einflüsse<br />
Die festgestellten Wirkungsunterschiede der RAV können zwei Ursachen<br />
haben (vgl. Kapitel 5):<br />
1. Endogene Ursachen, die im Einflussbereich der RAV oder der Kantone<br />
stehen.<br />
2. Exogene Gründe, welche die RAV nicht beeinflussen können.<br />
Mittels einer ökonometrischen Analyse von 125 RAV wurde gemessen, wie<br />
stark die Wirkungsunterschiede durch exogene und endogene Ursachen beeinflusst<br />
werden.<br />
Um die Wirkung der einzelnen RAV miteinander vergleichen zu können,<br />
haben wir deren Output anhand geeigneter Variablen gemessen. Diese<br />
(abhängigen) Wirkungsvariablen (vgl. Kapitel 4.2) sind jeweils auf eine andere<br />
Gruppe von (unabhängigen) Variablen regressiert worden. Als unabhängige<br />
Variablen wurden solche gewählt, die den Einfluss der exogenen<br />
Ursachen auf die Wirkungen der RAV möglichst gut erklären können.<br />
Die Aussagekraft einer derartigen Analyse hängt von der Fähigkeit der<br />
verwendeten Variablen ab, die Wirkungen und exogenen Ursachen zu messen.<br />
Zur Messung der Wirkungen werden die in Kapitel 5 beschriebenen<br />
Wirkungsgrössen der RAV herangezogen. Zur Kontrolle der exogenen Ursachen<br />
dieser Wirkungen der RAV standen uns eine Vielzahl von Variablen<br />
zur Verfügung, welche die demographischen Merkmale der Stellensuchenden,<br />
die konjunkturelle Situation und die wirtschaftliche Struktur in den<br />
Kantonen, die Sprachregion und dergleichen messen.<br />
Die zur Verfügung stehenden Variablen sind stark untereinander korreliert,<br />
weshalb eine geeignete Auswahl von Variablen zu treffen war. Andernfalls<br />
werden die Ergebnisse der Regressionen wegen des sogenannten Problems<br />
der Multikollinearität verzerrt. Die Auswahl dieser erklärenden Variablen<br />
haben wir mit Korrelations- und Faktorenanalysen getroffen. Das Auswahlkriterium<br />
bestand dabei in der Wahl von Variablensets, die gemeinsam einen<br />
möglichst hohen Erklärungsgehalt bezüglich der Wirkungsvariablen haben,<br />
untereinander aber eine möglichst hohe Unabhängigkeit aufweisen.<br />
Die Berechnungen haben wir schliesslich mittels verschiedenen alternativen<br />
Variablensets durchgeführt. Die Ergebnisse sind über die verschiedenen<br />
Sets hinweg konsistent.<br />
Seite 36/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Die verwendeten Daten stammen aus verschiedenen Quellen. Sämtliche auf<br />
die RAV oder die Stellensuchenden bezogenen Informationen sind den<br />
Datenbanken AVAM und ASAL entnommen. Die regionalen Wirtschaftsdaten<br />
stammen zur Hauptsache aus Statistiken des Bundesamtes für Statistik<br />
(BfS). Gesamthaft sind je RAV gegen 300 endogene und exogene Variablen<br />
einbezogen worden (vgl. Anhang 2).<br />
Nachfolgend wird eine präzise (technische) Beschreibung der ökonometrischen<br />
Methode gegeben.<br />
6 .2 Theoretisches Modell der ökonometrischen Analyse<br />
Die ökonometrische Analyse hat zum Inhalt, die quantitativen Zusammenhänge<br />
zwischen dem Ressourceneinsatz der RAV, ihrer erbrachten Leistungen<br />
und den daraus entstehenden Wirkungen zu messen. Dabei müssen die<br />
endogenen und exogenen Faktoren, die diese Zusammenhänge beeinflussen,<br />
bestimmt werden, um die Wirkungsunterschiede zwischen einzelnen RAV<br />
auf innere und äussere Ursachen zurückführen zu können.<br />
Die mit ökonometrischen Methoden durchgeführte Untersuchung hat zwei<br />
Ziele:<br />
n Erstens sollen die Wirkungsunterschiede zwischen einzelnen RAVs ermittelt<br />
werden. Dabei ist zu beachten, dass diese Wirkungsunterschiede<br />
um die exogenen Faktoren, die auf die RAV wirken, bereinigt werden<br />
müssen, um ein klares Bild der durch das RAV erzeugten Wirkungen zu<br />
erhalten.<br />
n Zweitens soll der Einfluss der zur Verfügung stehenden Ressourcen und<br />
der damit erbrachten Leistungen auf die Wirkungen der RAVs gemessen<br />
werden. Dabei steht die Ermittlung der Stärke und Richtung des Einflusses<br />
einzelner Leistungen auf die Wirkung im Vordergrund.<br />
Die beiden Untersuchungsziele, welche die ökonometrische Analyse verfolgt,<br />
können in einem gemeinsamen methodischen Rahmen bearbeitet werden.<br />
Sowohl die Ermittlung der exogenen Einflüsse auf die Wirkungsunterschiede<br />
zwischen den RAV, als auch die Messung des Einflusses einzelner<br />
Ressourcen und Leistungen auf die Wirkungen der RAV kann als lineares<br />
Modell abgebildet werden. In einem solchen linearen Modell werden die<br />
Wirkungen des RAV als Output betrachtet, der abhängig ist von Inputs,<br />
namentlich den Leistungen und Ressourcen der RAV, und den exogenen<br />
Faktoren. Diese lineare Abhängigkeit der Wirkungen von Inputs und exogenen<br />
Faktoren entspricht einer Produktionsfunktion, die mittels einer Regressionsanalyse<br />
geschätzt werden kann.<br />
Seite 37/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Eine Produktionsfunktion zu schätzen bedeutet, den Einfluss einer Reihe<br />
von Variablen auf die Wirkungen der RAV quantitativ zu ermitteln. Dieser<br />
Einfluss wird gemessen durch die Koeffizienten einer linearen Regression<br />
der Wirkungen auf die Inputs und exogenen Faktoren. Die Grösse und das<br />
Vorzeichen dieser Koeffizienten bestimmen dann Ausmass und Richtung<br />
des Einflusses der betreffenden Variable. Damit kann die Frage beantwortet<br />
werden, welche Ressourcen und Leistungen der RAV deren Wirkungen wie<br />
stark und in welche Richtung beeinflussen.<br />
Neben den erwähnten Zusammenhängen wurde auch die relative Wirkung<br />
einzelner RAV im Verhältnis zu derjenigen anderer RAV untersucht. Hierzu<br />
wurde - methodisch betrachtet - die Frage nach der optimal erreichbaren<br />
Wirkung (gegeben die Inputs und die exogenen Faktoren) gestellt. Dabei<br />
geht es technisch betrachtet um die Bestimmung der Produktionsgrenze der<br />
RAV. Sie fällt gewissermassen als Nebenprodukt der Schätzung der Produktionsfunktion<br />
an.<br />
Die Theorie zur Schätzung von Produktionsgrenzen ist wohletabliert. Sie<br />
basiert auf der Annahme, dass eine Produktionsfunktion theoretisch den<br />
maximal erreichbaren Output gegeben eine Menge von Inputs darstellt. Die<br />
Schätzung der Produktionsgrenze implementiert diese Annahme empirisch,<br />
indem unterstellt wird, dass keine der beobachtbaren Einheiten die Idealvorstellung<br />
übertreffen kann. Praktisch umgesetzt wird diese Idee, indem<br />
zunächst eine Produktionsfunktion geschätzt wird. Damit wird implizit der<br />
durchschnittlich erreichbare Output gegeben die Durchschnittswerte für die<br />
Inputs bestimmt. Die Produktionsgrenze wird dann durch diejenige Einheit<br />
definiert, die den durchschnittlichen Output am stärksten übertrifft, gegeben<br />
die jeweiligen Inputs.<br />
Übersetzt auf das vorliegende Problem der Bestimmung von Wirkungsunterschieden<br />
zwischen den RAV gegeben eine Reihe von exogenen Faktoren<br />
bedeutet dies, dass zunächst die Wirkung der RAV auf die exogenen Faktoren<br />
regressiert werden. Dies liefert den Zusammenhang zwischen der<br />
durchschnittlichen Wirkung der RAV und den Durchschnittswerten der<br />
exogenen Faktoren. Damit kann für jedes RAV der bedingte Erwartungswert<br />
der Wirkung berechnet werden. Dies ist die erwartete Wirkung gegeben<br />
die exogenen Faktoren. Dasjenige RAV, dessen tatsächliche Wirkung<br />
von deren bedingtem Erwartungswert am stärksten nach oben abweicht,<br />
bildet dann den Referenzpunkt bezüglich der erreichbaren Wirkung gegeben<br />
die exogenen Faktoren.<br />
Seite 38/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
6 .2 .1 Datentypen und ihre Quellen<br />
Die in der ökonometrischen Analyse verwendeten Daten können in vier<br />
Gruppen eingeteilt werden:<br />
n Wirkungsbezogene Daten: messen die Wirkungen, die durch das RAV<br />
erzielt werden, wie Dauer der Stellensuche, Wiederanmeldungen, Zuund<br />
Abgänge zur Langzeitstellensuche, etc.<br />
n Ressourcenbezogene Daten (endogene Ursachen): messen die dem<br />
RAV zur Verfügung stehenden Ressourcen, wie Beratungs- und Administrativpersonal,<br />
Budget, etc.<br />
n Leistungsbezogene Daten (endogene Ursachen): messen die Leistungen,<br />
die im RAV erbracht werden, wie Beratungsgespräche, Stellenakquisitionen,<br />
Sanktionen, etc.<br />
n Daten zur Messung der exogenen Faktoren: diese Daten messen einerseits<br />
die Charakteristiken der Stellensuchenden in einem RAV und andererseits<br />
das Umfeld in welchem sich das RAV befindet. Zur ersten<br />
Gruppe gehören Alter, letzte bekleidete Position, Nationalität, etc. der<br />
Stellensuchenden und zur zweiten Gruppe gehören die kantonale <strong>Arbeit</strong>slosenquote,<br />
die Siedlungsstruktur, die Wirtschaftsstruktur, etc.<br />
der Region in der das RAV operiert.<br />
Die Daten aus den ersten drei obengenannten Gruppen sowie diejenigen,<br />
die sich auf die Charakteristiken der Stellensuchenden in der vierten Gruppe<br />
beziehen, stammen aus der AVAM-Datenbank. Diese Daten standen für die<br />
Periode vom Juli 1997 bis zum Februar 1998 zur Verfügung. Zur weitgehenden<br />
Aussschaltung saisonaler Einflüsse auf diese Daten wurden in der<br />
Analyse Durchschnittswerte der betreffenden acht Monate verwendet. Die<br />
Daten, die zur Messung des wirtschaftlichen und strukturellen Umfelds<br />
verwendet werden, stammen aus verschiedenen Quellen des Bundesamtes<br />
für Statistik.<br />
Seite 39/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
6 .3 Erklärungsgehalt der exogenen Faktoren<br />
Aus den ökonometrischen Analysen sind die folgenden generellen Schlussfolgerungen<br />
zu ziehen:<br />
n Ein Grossteil der Unterschiede hinsichtlich der Dauer der Stellensuche<br />
ist direkt auf exogene Einflüsse zurückzuführen.<br />
n In Anbetracht der ausserordentlich umfangreichen und präzisen Datenbasis,<br />
die für die Berechnungen zur Verfügung stand, gehen wir davon<br />
aus, die quantifizierbaren exogenen Einflüsse zum grössten Teil erfasst<br />
zu haben.<br />
n Diejenigen Wirkungsunterschiede zwischen den RAV, die im Rahmen<br />
der ökonometrischen Untersuchungen nicht auf exogene Ursachen zurückgeführt<br />
werden konnten, sind zur Hauptsache auf die unterschiedliche<br />
Effizienz der RAV zurückzuführen. Die Ursachen hierfür können<br />
dabei sowohl im RAV selbst liegen (Qualifikation des Personals, Organisation,<br />
Führung etc.) als auch in deren Umfeld (kantonale Besonderheiten,<br />
Einbettung in die kantonale Organisation etc.).<br />
In den nachfolgenden drei Unterkapitel wird für jede Wirkungsgrösse die<br />
Frage beantwortet, in welchem Umfang die festgestellten Wirkungsunterschiede<br />
zwischen den RAV auf exogene Ursachen zurückzuführen sind.<br />
6 .3 .1 Dauer der Stellensuche<br />
Die unterschiedliche durchschnittliche Dauer der Stellensuche der RAV<br />
(zwischen 120 und 360 Tagen) ist gemäss den ökonometrischen Berechnungen<br />
zu rund 50 Prozent auf exogene Ursachen zurückzuführen (vgl.<br />
Anhang 2).<br />
Die exogen verursachten Wirkungsunterschiede sind von RAV zu RAV<br />
verschieden. Die Dauer der Stellensuche zweier RAV kann sich gemäss den<br />
ökonometrischen Berechnungen als direkte Folge exogener Einflüsse um<br />
über 200 Tage unterscheiden.<br />
6 .3 .2 Zugänge zu Langzeitstellensuche<br />
Die Unterschiede zwischen den RAV bezüglich den monatlichen Zugängen<br />
zu Langzeitstellensuche (in bezug zum Stellensuchendenbestand) sind zu 24<br />
Prozent bis 38 Prozent auf exogene Ursachen zurückzuführen.<br />
Im RAV mit den ungünstigsten exogenen Rahmenbedingungen wird diese<br />
Quote gegenüber dem RAV mit den günstigsten exogenen Umständen um<br />
rund 50 Prozent (relativ zum Mittelwert) verbessert.<br />
Seite 40/83
Durchschnittliche Dauer der Stellensuche aller Abgänge mit<br />
neuer Stelle<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
VSP1<br />
GEA7<br />
JUA4<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
6 .3 .3 Wiederanmeldungen<br />
Die unterschiedlichen Wiederanmeldungsquoten (zwischen 1,6 und 18,2<br />
Prozent des Stellensuchendenbestandes) sind zu 25 Prozent bis 38 Prozent<br />
auf exogene Ursachen zurückzuführen.<br />
6 .4 Die Wirkung der RAV nach Korrektur des Einflusses der exogenen<br />
Faktoren<br />
In den nachfolgenden Unterkapiteln werden die um die exogenen Einflüsse<br />
bereinigten Wirkungen der RAV dargestellt.<br />
6 .4 .1 Dauer der Stellensuche<br />
Die durchschnittliche Dauer der Stellensuche schwankt zwischen den RAV<br />
auch nach Korrektur der exogenen Faktoren immer noch stark:<br />
Durchschnittliche Dauer der Stellensuche je RAV vor und nach Korrektur exogener<br />
Einflüsse (125 RAV; 07.97 - 02.98)<br />
VSN1<br />
NEA2<br />
TGQ1<br />
TIC1<br />
SOA8<br />
JUA3<br />
JUA2<br />
BLF1<br />
SZA2<br />
ZHAI<br />
SGB1<br />
GRH1<br />
ZHAB<br />
ZHAQ<br />
SGT1<br />
OWA2<br />
SOA7<br />
VDU1<br />
GEA3<br />
URA2<br />
VDD1<br />
AGA6<br />
VSM1<br />
Regionale <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren<br />
Dauer der Stellensuche nach Korrektur exogener Einflüsse (= Wert vor Korrektur - exogener Einfluss)<br />
Dauer der Stellensuche vor Korrektur exogener Einflüsse<br />
Durchschnittliche Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten Stellensuchenden vor und nach Korrektur exogener Einflüsse<br />
SGO1<br />
Die Korrektur der exogenen Einflüsse hat nicht den Effekt, dass die Werte<br />
der RAV mit hohen Dauern der Stellensuche generell verbessert werden.<br />
Verschiedene RAV mit sehr langer Dauer der Stellensuche würden eigentlich<br />
über günstige exogene Rahmenbedingungen verfügen. Auf der andern<br />
AIA2<br />
BEA7<br />
ZHAM<br />
ARA2<br />
BEAW<br />
VSL1<br />
VDE1<br />
VDQ1<br />
ZHAN<br />
GEA5<br />
VDM1<br />
VDH1<br />
VDJ1<br />
FRM1<br />
VDZ1<br />
Seite 41/83
Monatliche Anzahl Übertritte zu Langzeitstellensuche (relativ zum<br />
Stellensuchendenbestand)<br />
3.5%<br />
3.0%<br />
2.5%<br />
2.0%<br />
1.5%<br />
1.0%<br />
0.5%<br />
0.0%<br />
VSP1<br />
VSN1<br />
VDM1<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Seite weisen einige Top-RAV sehr gute Wirkungswerte auf, obwohl sie<br />
eher schwierige Rahmenbedingungen vorfinden.<br />
6 .4 .2 Zugänge zu Langzeitstellensuche und Wiederanmeldungen<br />
Hinsichtlich der Zugänge zur Langzeitstellensuche und der Wiederanmeldungsquote<br />
sind ähnliche (wenn auch weniger ausgeprägte) Zusammenhänge<br />
wie bei der Dauer der Stellensuche festzustellen: Der Einfluss exogener<br />
Ursachen ist je nach RAV unterschiedlich gross. Es gibt sowohl schlechte<br />
RAV mit günstigen exogenen Voraussetzungen als auch gute RAV mit ungünstigen<br />
Voraussetzungen.<br />
Monatliche Übertritte zu Langzeitstellensuche je RAV vor und nach Korrektur<br />
exogener Einflüsse (07.97 bis 02.98)<br />
TIF1<br />
JUA3<br />
TIE1<br />
BSA3<br />
GEA4<br />
TGP1<br />
GRF1<br />
AGA3<br />
ZHAM<br />
AGA7<br />
BSA4<br />
AGA4<br />
LUL1<br />
GEA2<br />
OWA2<br />
BEAP<br />
FRN1<br />
URA2<br />
ZHAE<br />
FRM1<br />
BEAW<br />
JUA4<br />
GRH1<br />
Regionale <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren<br />
Prozentanteil der monatlichen Zugänge zu Langzeitstellensuche nach Korrektur exogener Einflüsse (= Wert vor Korrektur - exogener Einfluss)<br />
Prozentanteil der monatlichen Zugänge zu Langzeitstellensuche vor Korrektur exogener Einflüsse<br />
Zugänge zu Langzeitstellensuche vor und nach Korrektur exogener Einflüsse<br />
BLI1<br />
SZA3<br />
SGR1<br />
SGT1<br />
FRF1<br />
ZHAN<br />
VSL1<br />
BEA4<br />
BEAX<br />
ZHAQ<br />
VDZ1<br />
ZHAV<br />
VDD1<br />
GEA3<br />
SGQ1<br />
AGA6<br />
Seite 42/83
Durchschnittlicher Anteil der Wiederangemeldeten in Relation<br />
zum gesamten Stellensuchendenbestand<br />
20%<br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
JUA4<br />
BLH1<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Durchschnittlicher Anteil an wiederangemeldeten Stellensuchenden je RAV vor und<br />
nach Korrektur exogener Einflüsse (07.97 bis 02.98)<br />
SOA4<br />
GEA7<br />
GRI1<br />
GEA4<br />
TGQ1<br />
VDE1<br />
VDM1<br />
NOA2<br />
SOA9<br />
AGA8<br />
VDQ1<br />
LUJ1<br />
VDP1<br />
GEA5<br />
GEA3<br />
VDU1<br />
SGO1<br />
SGQ1<br />
AGA4<br />
VSO1<br />
BSA4<br />
FRD1<br />
ZHAN<br />
TIC1<br />
Regionale <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren<br />
Wiederanmeldungsquote nach Korrektur exogener Einflüsse (= Wert vor Korrektur - Exogener Einfluss)<br />
Wiederanmeldungsquote vor Korrektur exogener Einflüsse<br />
Wiederanmeldungen vor und nach Korrektur exogener Einflüsse<br />
ZHAV<br />
BSA3<br />
SGP1<br />
SZA2<br />
ZHAP<br />
BEA2<br />
ZHAE<br />
ZHAT<br />
AIA2<br />
FRF1<br />
ZHAF<br />
BEAW<br />
ZHAQ<br />
BEAP<br />
BEAX<br />
BEAT<br />
Seite 43/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
7 Der Einfluss der RAV auf die Wirkungen<br />
(Phase 3: Betriebswirtschaftliche Analyse)<br />
7 .1 Überblick über die betriebswirtschaftliche Analyse der endogenen<br />
Einflüsse<br />
Aufgrund der ökonometrischen Untersuchungen sind die exogenen Einflüsse<br />
jedes einzelnen RAV bekannt. Dies ermöglicht es, die Wirkungen aller<br />
RAV um die exogenen Ursachen zu korrigieren. Als Ergebnis kann für jede<br />
Wirkung eine korrigierte Rangliste der RAV erstellt werden. Sie zeigen jene<br />
Wirkungsunterschiede zwischen den einzelnen RAV auf, die nicht auf<br />
die festgestellten exogenen Einflüsse zurückzuführen sind (vgl. Kapitel 6).<br />
Damit ist die Grundlage geschaffen, um nach jenen Ursachen der Effizienzunterschiede<br />
zu suchen, die direkt mit den Wirkungen der RAV zusammenhängen.<br />
Dossiers je<br />
Personalberater<br />
Grösse des RAV<br />
Kosten je<br />
Stellensuchendem<br />
messbare Grössen<br />
Organisationsstruktur<br />
Führungsstruktur<br />
Unternehmenskultur<br />
Prozesse<br />
nicht messbare Grössen<br />
Ressourcen<br />
Endogene Einflüsse<br />
Exogene Einflüsse<br />
Sanktionen<br />
Akquisition von Stellen<br />
Zuweisungen<br />
Vermittlungen<br />
Beratungsgespräche<br />
messbare Grössen<br />
Qualität der Sanktion<br />
/ Druck<br />
Qualität der Vermittlung<br />
Qualität der Beratung<br />
Art und Umfang<br />
von Massnahmen<br />
nicht messbare Grössen<br />
Leistungen<br />
Schnelligkeit der<br />
Wiedereingliederung<br />
Dauerhaftigkeit der<br />
Wiedereingliederung<br />
Eingliederung von<br />
Langzeitstellensuchenden<br />
Vermeidung von<br />
Langzeitstellensuche<br />
Vermeidung von<br />
Aussteuerungen<br />
messbare Grössen<br />
Bekämpfung von<br />
Missbräuchen<br />
nicht messbare Grössen<br />
Wirkungen<br />
Der Einfluss der RAV auf die eigenen Wirkungen ist zum Teil direkt messbar.<br />
Aufgrund der verfügbaren Daten über die Grösse des RAV, die Anzahl<br />
Dossiers je Berater, die ausgesprochenen Sanktionen etc. (vgl. obenstehende<br />
Abbildung) können rund 15 bis 25 Prozent der gesamten endogenen<br />
Wirkungsunterschiede zwischen den RAV statistisch berechnet werden.<br />
Seite 44/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Der grösste Teil der festgestellten endogenen Unterschiede ist auf qualitative<br />
Elemente im RAV zurückzuführen. Sie lassen sich nicht direkt messen,<br />
wie beispielsweise Organisation, Führungsstruktur, Qualität der Vermittlung<br />
(vgl. vorgängige Abbildung). Die qualitativen Grössen sind im Rahmen<br />
der betriebswirtschaftlichen Analysen der neun ausgewählten RAV untersucht<br />
worden (vgl. Kapitel 2.5).<br />
7 .2 Die Funktionsweise eines effizienten RAV<br />
7 .2 .1 Information, Motivation und Fähigkeit schaffen<br />
Das den RAV gemäss AVIG auferlegte Ziel, die Stellensuchenden möglichst<br />
rasch und dauerhaft wieder in den <strong>Arbeit</strong>smarkt zu integrieren, ist<br />
gleichbedeutend mit der Vorgabe, die auf dem <strong>Arbeit</strong>smarkt vorhandenen<br />
offenen Stellen durch Stellensuchende möglichst rasch und dauerhaft zu besetzen.<br />
Ein RAV arbeitet in diesem Sinne dann effizient, wenn es (bei gegebenen<br />
Kosten) dafür sorgt, die Stellensuchenden möglichst rasch und dauerhaft<br />
wieder in den <strong>Arbeit</strong>smarkt zu integrieren.<br />
Die Chancen einer erfolgreichen Wiedereingliederung eines Stellensuchenden<br />
in den <strong>Arbeit</strong>smarkt sind dann hoch, wenn der betreffende Stellensuchende<br />
...<br />
n ...über Fähigkeiten (körperlich, fachlich, psychisch) verfügt, die dem<br />
Anforderungsprofil existierender offener Stellen entspricht (Fähigkeit)<br />
n ...Kenntnis von geeigneten offenen Stellen hat (Information)<br />
n ...gewillt ist, diese Stellen zu besetzen (Motivation).<br />
Solange eine dieser drei Voraussetzungen - Fähigkeit, Information oder<br />
Motivation - nicht gegeben ist, ist es schwierig, den betreffenden Stellensuchenden<br />
wieder in den <strong>Arbeit</strong>smarkt zu integrieren: Wer die Qualifikationen<br />
für keine offene Stelle mitbringt, ist kaum integrierbar. Wer die Qualifikationen<br />
zwar mitbringt, die offenen Stellen aber nicht kennt, wird ebenfalls<br />
keine neue Stelle antreten. Und schliesslich sind bestqualifizierte und bestinformierte<br />
Stellensuchende auch nur dann integrierbar, wenn sie bereit<br />
sind, die vorhandenen zumutbaren Stellen anzunehmen.<br />
Die Zielsetzung eines RAV muss deshalb darin bestehen, bei jedem einzelnen<br />
Stellensuchenden möglichst rasch die drei Voraussetzungen für eine<br />
erfolgreiche Wiedereingliederung zu schaffen.<br />
7 .2 .2 PersonalberaterInnen als die Schlüsselpersonen<br />
Die Institution RAV kann diese Voraussetzung letztlich nicht schaffen. Es<br />
sind die Personalberater, die im direkten oder indirekten Kontakt mit den<br />
Stellensuchenden die richtigen Massnahmen ergreifen müssen. Die Art des<br />
Seite 45/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Kontakts bzw. der Interaktion zwischen Stellensuchendem und Personalberater<br />
ist die erfolgskritische Komponente für die Förderung einer raschen<br />
und dauerhaften Wiedereingliederung der Stellensuchenden. Die Frage nach<br />
den Erfolgsfaktoren der RAV ist in diesem Sinne die Frage nach jenen Elementen,<br />
welche den Kontakt zwischen Stellensuchendem und Personalberater<br />
optimieren.<br />
Information Fähigkeit Motivation<br />
R<br />
Stellensuchender<br />
Personalberater<br />
R<br />
L<br />
R<br />
L<br />
RAV<br />
L<br />
R<br />
R<br />
Bewerbung<br />
Vermittlung<br />
Dem Personalberater stehen verschiedene Instrumente bzw. Leistungen (L<br />
in obiger Abbildung) zur Verfügung, mit denen er die Wiedereingliederung<br />
des Stellensuchenden fördern kann. Nicht jedes Instrument ist dabei für jeden<br />
Stellensuchenden gleich geeignet. Je nach Defiziten des Stellensuchenden<br />
bezüglich Information, Fähigkeit und Motivation müssen andere Kombinationen<br />
von Instrumenten eingesetzt werden. Es ist die Aufgabe des Personalberaters,<br />
diese Defizite festzustellen und die Instrumente bedarfsgerecht<br />
zu kombinieren.<br />
Der Personalberater muss all seine Aktivitäten bezüglich einem Stellensuchenden<br />
auf das Ziel ausrichten, alle drei Voraussetzungen möglichst rasch<br />
und in ausreichendem Umfang herzustellen.<br />
<strong>Arbeit</strong>smarkt / Offene Stellen<br />
Seite 46/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Diesbezüglich stellten wir folgende Fehler von Personalberatern fest:<br />
n Unpräzise Abklärung der vorhandenen Defizite bezüglich aller<br />
Kriterien.<br />
n Behandlung von jeweils nur einem Defizit; keine systematische Behandlung<br />
aller Defizite.<br />
Ein häufiger Fehler besteht beispielsweise darin, die fehlende Eigenmotivation<br />
des Stellensuchenden durch gesteigerte Vermittlungstätigkeit<br />
oder Qualifizierungsmassnahmen zu kompensieren.<br />
n Einsatz von Instrumenten, die nicht dazu geeignet sind, die tatsächlichen<br />
Defizite des betreffenden Stellensuchenden zu mindern. Verschiedene<br />
Personalberater setzen die Beschäftigungsprogramme und Kurse als<br />
Standardwaffe gegen jegliche Defizite ein.<br />
Wie erfolgreich ein Personalberater durch gezielten Einsatz der Leistungen<br />
die Defizite seiner Stellensuchenden bekämpfen kann, ist wesentlich von<br />
den gegebenen Rahmenbedingungen bzw. Ressourcen (R in vorgängiger<br />
Abbildung) abhängig. Hierzu gehören die Qualifikationen und Fähigkeiten<br />
des Beraters und die spezifischen Eigenschaften des betreffenden RAV (vgl.<br />
Kapitel 7.2.4).<br />
Schliesslich ist von entscheidender Bedeutung, ob die Personalberater überhaupt<br />
einen Anreiz haben, die Instrumente möglichst gut einzusetzen. Darauf<br />
wird in Kapitel 7.4.7 eingegangen.<br />
7 .2 .3 Bedarfsgerechter Einsatz der Leistungen<br />
Der bedarfsgerechte Umgang mit den Stellensuchenden bzw. deren Defiziten<br />
ist wie gesagt der Schlüsselaspekt der erfolgreichen Wiedereingliederung.<br />
Die Untersuchungen vor Ort haben dies bestätigt. Auch die ökonometrischen<br />
Analysen deuten auf die ausserordentliche Bedeutung der bedarfsgerechten<br />
Behandlung der Stellensuchenden hin: Jene RAV, welche<br />
die Vermittlungstätigkeit eher auf die Langzeitstellensuchenden - d.h. die<br />
typischerweise unterstützungbedürftigen Stellensuchenden - konzentrieren,<br />
haben im Durchschnitt eine signifikant kürzere (korrigierte) Dauer der<br />
Stellensuche.<br />
Auch eine vergleichende Analyse der RAV-Daten der unterschiedlich erfolgreichen<br />
RAV bestätigt, dass die bedarfsgerechte Behandlung der Stellensuchenden<br />
letztlich für den Erfolg der RAV entscheidend ist:<br />
Die 12 schlechtesten RAV mit unterdurchschnittlichen Werten in bezug auf<br />
alle relevanten Wirkungen - Dauer der Stellensuche, Wiederanmeldungen,<br />
Seite 47/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Zugänge zu Langzeitstellensuche und Aussteuerungen (als Kontrollgrösse,<br />
vgl. Kapitel 4.1) - können in zwei Kategorien unterteilt werden.<br />
Die eine Kategorie setzt sich aus (rosinenpickenden) Vermittlern zusammen,<br />
welche sich insbesondere um die Leichtvermittelbaren bzw. die Kurzzeitstellensuchenden<br />
kümmern. Diese Vermittler sprechen nur sehr selten<br />
eine Sanktion aus. Die zweite Kategorie sind die passiven und sozialen<br />
RAV. Wie die schlechten Vermittler verzichten auch sie weitgehend auf<br />
Sanktionen. Sie vermitteln wenig oder mit geringem Erfolg. Die Quote an<br />
Fehlzuweisungen (Anzahl Zuweisungen pro Vermittlung) ist im allgemeinen<br />
überdurchschnittlich hoch.<br />
Gegenüber den schlechten RAV ist insbesondere die Qualität der Aufgabenerfüllung<br />
bei den 17 (in Bezug auf alle Wirkungen) besten RAV deutlich<br />
besser. Sie kümmern sie sich bedarfsgerechter um die Stellensuchenden:<br />
n So wird zum Beispiel bei der Vermittlung ein vergleichsweise grösseres<br />
Gewicht auf die schwer Vermittelbaren gelegt als dies bei den schlechteren<br />
RAV der Fall ist. Die Vermittlungsmaximierer sind unter den erfolgreichen<br />
RAV nicht zu finden. Es gibt zwar erfolgreiche RAV mit einer<br />
sehr hohen Anzahl Vermittlungen. Keines konzentriert sich dabei aber<br />
v.a. auf die Vermittlung der leicht vermittelbaren Stellensuchenden. Sie<br />
benutzen die Vermittlung als Instrument, um die Wiedereingliederung<br />
der Stellensuchenden gezielt zu beschleunigen. Dies trifft naturgemäss<br />
gerade für die unterstützungbedürftigen (schwerer vermittelbaren) Stellensuchenden<br />
zu.<br />
n Die 17 besten RAV zeichnen sich insgesamt durch unterdurchschnittlich<br />
viele Fehlzuweisungen aus.<br />
n Schliesslich ist bei den besten RAV generell eine hohe Aktivität der Berater<br />
bezüglich einer oder mehrerer Leistungen festzustellen.<br />
7 .2 .4 Rahmenbedingungen im RAV<br />
Wie gut es dem Personalberater gelingt, die verfügbaren Instrumente effizient<br />
und bedarfsgerecht einzusetzen, ist von verschiedenen Rahmenbedingungen<br />
im RAV abhängig:<br />
n Einerseits sind die fachliche und soziale Kompetenz des Personalberaters<br />
zwei erfolgsrelevante Komponenten. Beide fördern das Vertrauen des<br />
Stellensuchenden in den Berater. Dies ist eine zwingende Voraussetzung<br />
für eine erfolgreiche Beschleunigung der Wiedereingliederung.<br />
n Andererseits haben verschiedene Eigenschaften des RAV einen wesentlichen<br />
Einfluss auf die Qualität des Kontakts zwischen Stellensuchendem<br />
Seite 48/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
und Personalberater. Hierzu gehören namentlich die Führung, die Organisation<br />
und die Prozesse im RAV.<br />
In den nachfolgenden Kapiteln wird auf die Wirkungen der einzelnen Leistungen<br />
bzw. Instrumente der RAV detailliert eingegangen. Anschliessend<br />
wird der Einfluss der Ressourcen im RAV auf die Leistungen und damit die<br />
Wirkungen untersucht.<br />
7 .3 Leistungen<br />
7 .3 .1 Vermittlung<br />
Vermittlung als unterstützende Massnahme der Wiedereingliederung<br />
Die aktive Vermittlung von Stellensuchenden durch das RAV kann die<br />
Wiedereingliederung beschleunigen, wenn sie nach bestimmten Regeln erfolgt.<br />
Umgekehrt können inadäquate Vermittlungsaktivitäten den Wiedereingliederungserfolg<br />
von RAV auch erheblich reduzieren.<br />
Unter den 25 RAV mit der höchsten Vermittlungsquote (Vermittlungen<br />
relativ zu den gesamten Wiedereingliederungen) sind vier RAV zu finden,<br />
die beste Noten in bezug auf alle Wirkungen erzielen. Gleichzeitig gehören<br />
aber auch 2 der erfolglosesten RAV dieser Gruppe der “Vielvermittler” an.<br />
Betrachtet man auf der andern Seite die 25 RAV mit den vergleichsweise<br />
tiefsten Vermittlungsquoten, ergibt sich folgendes Bild: Unter diesen<br />
“Nichtvermittlern” befinden sich keine RAV, die in bezug auf alle Wirkungen<br />
überdurchschnittlich gute Noten aufweisen. Fast die Hälfte dieser RAV<br />
schneidet zwar bezüglich der Dauer der Stellensuche gut ab, sie haben aber<br />
mehrheitlich schlechte Werte in bezug auf die Vermeidung von Aussteuerungen.<br />
Seite 49/83
Anteil der Vermittlungen an den gesamten Wiedereingliederungen<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Anteil der Vermittlungen an den gesamten Wiedereingliederungen (07.97 bis 02.98)<br />
Anteil der Vermittlungen an den Wiedereingliederungen der RAV<br />
Regionale <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren<br />
Folgende statistischen Zusammenhänge zwischen den Wirkungen und den<br />
Vermittlungen der RAV können festgestellt werden:<br />
n Zwischen den Vermittlungen je Personalberater und den Wirkungen der<br />
RAV besteht kein signifikanter Zusammenhang. Die erfolgreichen RAV<br />
unterscheiden sich von den erfolglosen RAV nicht bezüglich den Anzahl<br />
Vermittlungen. Dies ergeben sowohl die Regressionanalysen als auch die<br />
Korrelationsanalysen<br />
n Je stärker die RAV ihre Vermittlungstätigkeiten auf Langzeitstellensuchende<br />
konzentrieren, desto kürzer ist Dauer der Stellensuche und desto<br />
geringer sind die Zugänge zu Langzeitstellensuche.<br />
Diese Feststellungen sind dahingehend zu interpretieren, dass nicht die<br />
Vermittlungsmenge der erfolgskritische Faktor ist, sondern die Vermittlungsqualität.<br />
Die erfolgreichen RAV setzen die Vermittlung als Hilfsmittel dazu ein, die<br />
Wiedereingliederung der Stellensuchenden bedarfsgerecht zu beschleunigen.<br />
Dabei werden insbesondere auch jene Personen aktiv vermittelt, die<br />
Schwierigkeiten haben, selbst eine Stelle zu finden.<br />
Seite 50/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Demgegenüber verfolgen viele der schlechteren RAV das Ziel, möglichst<br />
viele Vermittlungen zu erreichen. Dabei konzentrieren sie sich typischerweise<br />
auf die leichtvermittelbaren Stellensuchenden. Damit helfen sie v.a.<br />
denjenigen Stellensuchenden, um die sich auch schon der private <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />
kümmert; gleichzeitig fehlen ihnen dadurch die Ressourcen, um sich<br />
um die Stellensuchenden zu kümmern, welche keine Hilfe von privater<br />
Seite erhalten.<br />
Erfolgsfaktoren der Vermittlungstätigkeit<br />
Der hauptsächliche Erfolgsfaktor der Vermittlungstätigkeit besteht wie<br />
vorgängig beschrieben darin, die Vermittlung als Leistung zur Beschleunigung<br />
der Wiedereingliederung einzusetzen, und nicht als eigentliche Wirkung<br />
bzw. Zielsetzung der RAV-Tätigkeit zu erachten.<br />
Daneben entscheiden folgende weitere Aspekte darüber, ob durch die Vermittlungsaktivitäten<br />
die durchschnittliche Dauer der Stellensuche bzw. die<br />
Vermeidung und Bekämpfung von Langzeitstellensuche verbessert oder<br />
verschlechtert wird:<br />
n Eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Vermittlung ist die<br />
Kenntnis der RAV-Berater von offenen Stellen. Dieser Zusammenhang<br />
kann direkt aus den verfügbaren Daten abgelesen werden.<br />
n Die nächste wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Vermittlung ist<br />
eine hohe Qualität der Vermittlungsaktivitäten. Eine erfolgreiche Vermittlung<br />
setzt insbesondere voraus, dass die Defizite schwer und nicht<br />
vermittelbarer Personen zuerst aktiv beseitigt werden. Die Vermittlung<br />
stellt keine Alternative zur Verbesserung der <strong>Arbeit</strong>smarktfähigkeit und<br />
Motivation der Stellensuchenden dar. In Anbetracht der grossen Zahl an<br />
Fehlzuweisungen in vielen RAV gibt es hier offensichtlich eine weitverbreitete<br />
Fehleinschätzung durch die RAV.<br />
n Die Vermittlungstätigkeit ist bei jenen RAV deutlich erfolgreicher, welche<br />
wenige Fehlzuweisungen aufweisen (vgl. nachfolgende Abbildung).<br />
n Die Ursache von Fehlzuweisungen liegt gemäss MIS-Trend Studie in 75<br />
Prozent der Fälle darin, dass Stellensuchende mit inadäquaten Fähigkeiten<br />
zugewiesen werden. Die unbefriedigende Vermittlungsqualität der<br />
RAV ist gemäss MIS-Trend-Studie der am häufigsten genannte Grund<br />
der <strong>Arbeit</strong>geber, dem RAV künftig weniger oder keine Stellen mehr zu<br />
melden.<br />
Seite 51/83
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
SOA8<br />
ZHAF<br />
VSP1<br />
GRH1<br />
VDZ1<br />
Fehlzuweisungen der RAV<br />
SHA2<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
GEA4<br />
SGP2<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
BEAN<br />
Fehlzuweisungen vs. Vermittlungserfolg (07.97 bis 02.98)<br />
TGP1<br />
VDE1<br />
Regionale <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren<br />
VSM1<br />
TGQ1<br />
AGA9<br />
BEAU<br />
LUK1<br />
VDT1<br />
SOAA<br />
SGB1<br />
BEA7<br />
NEA2<br />
Vermittlungen je 5 Personalberater pro Monat Zuweisungen je Vermittlung<br />
Nach unserer Einschätzung ist die Zahl an Fehlzuweisungen aus folgenden<br />
Gründen so schnell als möglich auf ein Minimum zu reduzieren:<br />
n Die Fehlzuweisungen schaden dem Image der RAV im <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />
empfindlich. Nach Einschätzung der MIS-Trend-Studie führt diese mangelnde<br />
Qualität der Vermittlungsaktivitäten dazu, dass die Meldung offener<br />
Stellen durch die <strong>Arbeit</strong>geber abnimmt. Sollte sich diese Einschätzung<br />
bestätigen, bricht eine wesentliche Voraussetzung für die tägliche<br />
<strong>Arbeit</strong> der RAV - die Kenntnis offener Stellen - weg.<br />
n Die Fehlzuweisungen stören die Motivation des Stellensuchenden. Der<br />
Personalberater mit vielen Fehlzuweisungen muss mit Akzeptanzproblemen<br />
beim Stellensuchenden rechnen.<br />
n Das Instrument der Zuweisung verliert im Falle vieler Fehlzuweisungen<br />
den aktivierenden, lenkenden Charakter. Die Zuweisung verkommt zur<br />
schikanösen Alibiübung, die weder als positive Motivation des Stellensuchenden<br />
noch als Druckmittel dienen kann.<br />
BSA4<br />
ZHAE<br />
TIF1<br />
AGA4<br />
ZHAT<br />
ZHAQ<br />
TIC1<br />
VDD1<br />
ZHAX<br />
ZHAV<br />
Seite 52/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
7 .3 .2 <strong>Arbeit</strong>smarktbefähigung<br />
Massnahmen zur Herstellung der <strong>Arbeit</strong>smarktfähigkeit<br />
Verfügen Stellensuchende nicht über die entsprechenden Fähigkeiten, eine<br />
offene Stelle ausfüllen zu können, muss ihre <strong>Arbeit</strong>smarktfähigkeit erst<br />
durch gezielte qualifizierende oder therapierende Massnahmen hergestellt<br />
werden. Dabei ist auch nach Einschätzung der erfolgreichen RAV von entscheidender<br />
Bedeutung, bedarfsgerechte Massnahmen zu ergreifen, mit denen<br />
die relevanten Defizite des Stellensuchenden gezielt beseitigt werden.<br />
Verschiedene Kategorien von Massnahmen stehen dabei zur Verfügung. Sie<br />
reichen von der Zusammenarbeit mit dritten Stellen (Berufsberatung, Therapien,<br />
etc.), über Beschäftigungsprogramme mit aktivierender und/oder<br />
qualifizierender Funktion bis hin zu den eigentlichen Weiterbildungs- und<br />
Umschulungsmassnahmen im Rahmen von Kursen.<br />
Erfolgsfaktoren und Gefahren<br />
In bezug auf den Einsatz von AM stellen wir in unserer Analyse folgende<br />
Fehlindikationen fest:<br />
n In verschiedenen RAV werden Kurse und vorübergehende Beschäftigungen<br />
nicht als Leistung zur Beschleunigung der Wiedereingliederung<br />
erachtet, sondern als einstweilige Lösung des Problems des betreffenden<br />
Stellensuchenden. Diese Grundhaltung führt tendenziell zur Verfügung<br />
von Massnahmen unbesehen des Aspekts, ob damit die Wiedereingliederung<br />
tatsächlich gefördert wird oder nicht.<br />
n Eine andere Fehlerquelle liegt darin, dass aufgrund inadäquater Kriterien<br />
über den Einsatz von Massnahmen entschieden wird. Vielfach wird als<br />
Entscheidkriterium die Frage gestellt, ob durch die Massnahme die <strong>Arbeit</strong>smarktfähigkeit<br />
gefördert wird oder nicht. Nicht jede Verbesserung<br />
der <strong>Arbeit</strong>smarktfähigkeit verkürzt jedoch automatisch die Dauer der<br />
Stellensuche. So kann es vorkommen, dass zwar die <strong>Arbeit</strong>smarktfähigkeit<br />
durch den Einsatz arbeitsmarktlicher Massnahmen verbessert wird,<br />
sich dadurch aber die Wiedereingliederung verzögert.<br />
In welchem Gesamtumfang derartige Fehlindikationen in der Schweiz stattfinden,<br />
kann im Rahmen dieser Studie nicht quantifiziert werden.<br />
Seite 53/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
7 .3 .3 Beratung<br />
Information, Motivation und Befähigung des Stellensuchenden mit<br />
Hilfe von Beratungen<br />
Die Beratungs- und Kontrollgespräche der RAV dienen der Beseitigung<br />
aller drei Defizite der Stellensuchenden: Informations-, Motivations- und<br />
Fähigkeitsdefizite.<br />
In bezug auf die Motivation von Stellensuchenden nehmen insbesondere die<br />
Erstgespräche eine zentrale Rolle ein. Sie dienen weiter dazu, die Pflichten<br />
des Stellensuchenden und die Vorgaben (“Spielregeln”) klar aufzuzeigen.<br />
Ausserdem sind die Beratungsgespräche die Grundlage für Kontrolle und<br />
Sanktionierung der Stellensuchenden. Es besteht ein signifikanter Zusammenhang<br />
zwischen den Sanktionen und den Beratungsgesprächen je Stellensuchenden.<br />
Ein wichtige Rolle der Gespräche liegt zudem darin, den Stellensuchenden<br />
über offene Stellen zu informieren bzw. ihm aufzuzeigen, wie er an die entsprechenden<br />
Informationen herankommt. Dabei geht es nicht nur darum,<br />
den Stellensuchenden über die im RAV gemeldeten Stellen ins Bild zu setzen.<br />
Der Personalberater soll dem Stellensuchenden aufzeigen, wo er auf<br />
dem freien <strong>Arbeit</strong>smarkt nach adäquaten Stellen suchen kann und soll.<br />
Die Beratung bezieht sich auch darauf, dem Stellensuchenden aufzuzeigen,<br />
welche geeigneten Qualifizierungsmöglichkeiten existieren.<br />
Weiter haben die Beratungsgespräche die Funktion, die <strong>Arbeit</strong>smarktfähigkeit<br />
des Stellensuchenden direkt zu verbessern. Hierzu gehören Tips zur<br />
Bewerbung, Berufsberatung und die Planung von arbeitsmarktlichen Massnahmen.<br />
Schliesslich ist das Beratungsgespräch ein unerlässliches Instrument dafür,<br />
eine hohe Vermittlungsqualität zu erreichen und bedarfsgerechte qualifizierende<br />
bzw. therapierende Massnahmen einleiten zu können. Der Personalberater<br />
muss hierzu möglichst präzise Kenntnisse der Fähigkeiten des betreffenden<br />
Stellensuchenden haben. In diese Richtung deuten auch die statistischen<br />
Fakten. Es besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen der<br />
Anzahl Beratungsgespräche der Personalberater und der Vermeidung von<br />
Fehlzuweisungen. Ausserdem beeinflussen Beratungsgespräche die Zahl an<br />
Vermittlungen je Stellensuchenden positiv. Zudem fördern sie insbesondere<br />
die Wiedereingliederung von Langzeitstellensuchenden.<br />
Seite 54/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Erfolgsfaktoren und Gefahren<br />
Der naheliegende Schluss, dass die Zahl der Beratungsgespräche wegen deren<br />
positiven Effekte möglichst hoch sein sollte, ist falsch. So wichtig die<br />
Beratungsgespräche in verschiedener Hinsicht sind: ein genereller Zusammenhang<br />
“viel Gespräche = gute Wirkungswerte” existiert nicht. Dies zeigen<br />
auch die statistischen Auswertungen. Die Begründung hierfür ist die<br />
Tatsache, dass die Beratungsgespräche ausgesprochen ressourcenintensiv<br />
sind. Sie binden heute gemäss den Prozessanalysen im Durchschnitt rund 30<br />
Prozent der Mitarbeiterkapazitäten (MAK) der RAV (inkl. Vorbereitung<br />
und Nachbereitung).<br />
Die RAV sehen sich hier einem klassischen Optimierungsproblem ausgesetzt.<br />
Sie müssen entscheiden, ob sie den Anteil der Gespräche zu Lasten<br />
anderer wichtiger Aktivitäten wie bspw. die “Akquisition”, “Kontrolltätigkeiten”<br />
und “Vermittlungs- und Massnahmenplanung” erhöhen wollen.<br />
Das erfolgreichste der untersuchten RAV hat die Anzahl der periodisch<br />
wiederkehrenden Beratungsgespräche (mit Ausnahme des Erstgesprächs)<br />
bewusst reduziert. Dabei wird die Häufigkeit der Gespräche v.a. bei jenen<br />
Stellensuchenden gesenkt, die weder Motivations-, Fähigkeits- noch Informationsdefizite<br />
aufweisen. Umgekehrt wird die Intensität der Gespräche bei<br />
jenen Stellensuchenden gezielt erhöht, bei denen dadurch die Wiedereingliederung<br />
beschleunigt werden kann.<br />
Dank dieser bedarfsgerechten Steuerung des Ressourceneinsatzes kann die<br />
Akquisition, Kontrolle und Vermittlung gezielt gesteigert werden. Gleichzeitig<br />
kann offensichtlich die Qualität der Gespräche aufrechterhalten werden:<br />
Trotz der Reduzierung der Anzahl Beratungsgespräche weist dieses<br />
RAV hervorragenden Werte in bezug auf alle Wirkungen auf.<br />
Die optimale Verteilung dieser Ressourcen muss sehr sorgfältig geplant und<br />
mit Blick auf den Bedarf jedes einzelnen Stellensuchenden umgesetzt werden.<br />
Dabei muss immer vor Augen gehalten werden, dass die Gespräche in<br />
verschiedenster Hinsicht eine zentrale Funktion haben. Die Anwendung<br />
grober Patentlösungen wie beispielsweise einer linearen Reduktion der Gespräche,<br />
oder den generellen Verzicht auf Beratungsgespräche bei einer bestimmten<br />
<strong>Arbeit</strong>slosenkategorie etc. bergen aus diesem Grund erhebliche<br />
potentielle Ineffizienzen in sich.<br />
Seite 55/83
30.0%<br />
25.0%<br />
20.0%<br />
15.0%<br />
10.0%<br />
5.0%<br />
0.0%<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Anteile der Beratungs- und Kontrollgesprächen an den Mitarbeiterkapazitäten (MAK)<br />
der RAV<br />
Erstgespräche Beratungs und Kontrollgespräche<br />
Einsatz an personellen Ressourcen für Erstgespräche, Beratungs- und Kontrollgespräche<br />
7 .3 .4 Druck<br />
Durchschnitt<br />
Beeinflussung der Eigeninitiative und Motivation der Stellensuchenden<br />
Die Ziele, welche der Personalberater gemäss AVIG zu verfolgen hat, dekken<br />
sich nicht immer mit jenen, welche die Stellensuchenden verfolgen. Der<br />
Personalberater hat als primäres Ziel dafür zu sorgen, dass die Stellensuchenden<br />
möglichst rasch eine zumutbare Stelle finden und annehmen. Die<br />
Mehrzahl der Stellensuchenden verfolgt demgegenüber das Ziel, eine möglichst<br />
geeignete Stelle zu finden. Die Anforderungen der Stellensuchenden<br />
an eine geeignete Stelle unterscheiden sich dabei zum Teil deutlich von den<br />
Anforderungen an eine zumutbare Stelle gemäss AVIG (Art. 16).<br />
In vielen Fällen ziehen es die Stellensuchenden deshalb vor, nicht die erste<br />
zumutbare Stelle anzunehmen, sondern die ihren Vorstellungen entsprechende<br />
Stelle weiter zu suchen. Dieser Wunsch ist aus der Sicht jedes Einzelnen<br />
legitim. Er widerspricht jedoch den Zielen des AVIG.<br />
Die divergierenden Ziele von Stellensuchenden und AVIG bestimmen die<br />
Qualität des Kontakts zwischen Personalberater und Stellensuchendem in<br />
starkem Masse: Will der Personalberater durchsetzen, dass der Stellensuchende<br />
die Ziele des AVIG verfolgt, muss er einen gewissen Druck auf ihn<br />
ausüben.<br />
RAV1<br />
RAV2<br />
RAV3<br />
RAV4<br />
RAV5<br />
RAV6<br />
RAV7<br />
RAV8<br />
RAV9<br />
Seite 56/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Die Eigeninitiative des Stellensuchenden, sich um eine neue Stelle zu bemühen,<br />
beschleunigt die Wiedereingliederung im allgemeinen erheblich.<br />
Dies ergibt die betriebswirtschaftliche Analyse der RAV. In dieselbe Richtung<br />
weisen die statistischen Analysen der AVAM-Daten: Die Dauer der<br />
Stellensuche ist signifikant negativ korreliert mit den verfügten Sanktionen<br />
und Einstelltagen je Stellensuchenden. Durch die Vorgabe von Zielen in<br />
Kombination mit wirksamen Kontrollen und der glaubwürdigen Androhung<br />
von Sanktionen kann die Eigeninitiative des Stellensuchenden offensichtlich<br />
gefördert werden.<br />
Neben der Androhung von Einstellungsverfügungen gibt es auch andere<br />
wirksame Druckmittel: die laufende Reduktion der Freiheitsgrade und die<br />
Aktivierung der Stellensuchenden (vgl. nachfolgende Kapitel). So schaffen<br />
es beispielsweise einige RAV, mit weniger Sanktionen bzw. Einstelltagen<br />
den erforderlichen Druck zu schaffen.<br />
Wirksame Kontrolle der <strong>Arbeit</strong>sbemühungen und konsequente Sanktionierung<br />
Im Durchschnitt haben drei von vier bei den RAV gemeldeten Stellensuchenden,<br />
die eine neue Stelle antreten, diese selbst gefunden. Nur jeder<br />
vierte Stellensuchende wird durchs RAV vermittelt. Dies unterstreicht die<br />
Bedeutung, dass sich die Stellensuchenden intensiv um <strong>Arbeit</strong> bemühen<br />
müssen. Sie selbst können die Geschwindigkeit der Wiedereingliederung<br />
durch ihr Verhalten entscheidend beschleunigen bzw. verkürzen.<br />
In den neun untersuchten RAV befassen sich alle in einem ähnlichen Umfang<br />
mit der Prüfung von <strong>Arbeit</strong>sbemühungen (vgl. untenstehende Abbildung).<br />
Für die Durchführung von Zielvereinbarungen und Kontrollaktivitäten<br />
werden zusammen durchschnittlich 15 Prozent der personellen Ressourcen<br />
(Mitarbeiterkapazitäten) eingesetzt.<br />
Seite 57/83
12.0%<br />
10.0%<br />
8.0%<br />
6.0%<br />
4.0%<br />
2.0%<br />
0.0%<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Anteile der Zielvereinbarungen und Kontrollen der <strong>Arbeit</strong>sbemühungen an den<br />
Mitarbeiterkapazitäten (MAK) der RAV<br />
<strong>Arbeit</strong>sbemühungen<br />
prüfen, besprechen,<br />
visieren<br />
Ziele vereinbaren,<br />
Zielerreichung<br />
überprüfen, Ziele<br />
überarbeiten<br />
Einsatz an personellen Ressourcen für Zielvereinbarungen und Kontrollen der <strong>Arbeit</strong>sbemuhungen<br />
Verwarnung,<br />
Einstellungen,<br />
Verfügungen<br />
Durchschnitt<br />
Jene drei RAV, welche im Zeitraum 07.97 bis 02.98 deutlich mehr Einstelltage<br />
verfügt haben als die andern (vgl. nachfolgende Abbildung), befassen<br />
sich nicht oder nur unwesentlich stärker mit den Prozessen “<strong>Arbeit</strong>sbemühungen”,<br />
“Zielvereinbarung” und “Sanktionierung”. Die unterschiedliche<br />
Sanktionspraxis ist in diesem Sinne nicht darauf zurückzuführen, dass<br />
die RAV mengenmässig unterschiedliche Schwerpunkte bei den Prozessen<br />
legen.<br />
Die härtere Sanktionspraxis ist in den drei betreffenden RAV auf qualitative<br />
Unterschiede gegenüber den andern 6 RAV zurückzuführen:<br />
n Die <strong>Arbeit</strong>sbemühungen werden nicht nur mengenmässig kontrolliert,<br />
sondern auch in bezug auf deren Qualität.<br />
n Dem Stellensuchenden werden im Rahmen des ersten Kontakts die<br />
“Spielregeln” klar erörtert. Er wird über seine Pflichten informiert und<br />
darüber in Kenntnis gesetzt, welche Tatbestände welche Sanktionen<br />
nach sich ziehen.<br />
n Die Kontrollen des RAV-Beraters sind detailliert genug, um auch qualitativ<br />
mangelnde <strong>Arbeit</strong>sbemühungen aufzudecken. Damit sind sie<br />
glaubwürdig.<br />
RAV1<br />
RAV2<br />
RAV3<br />
RAV4<br />
RAV5<br />
RAV6<br />
RAV7<br />
RAV8<br />
RAV9<br />
Seite 58/83
0.400<br />
0.350<br />
0.300<br />
0.250<br />
0.200<br />
0.150<br />
0.100<br />
0.050<br />
0.000<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
n Die angedrohten Sanktionen werden im Eintretensfall der betreffenden<br />
Tatbestände auch durchgesetzt. Damit ist die mit der Kontrolle verknüpfte<br />
Drohung - von der letztlich der Druck ausgeht - glaubwürdig.<br />
Eine Drohung ohne Sanktion ist wirkungslos. Umgekehrt kann aber<br />
auch eine Sanktion ohne Drohung keine lenkende Wirkung erzielen.<br />
Monatliche Anzahl Einstelltage je Stellensuchenden<br />
Anzahl Einstelltage je Stellensuchenden<br />
Einstellungen der untersuchten RAV (mit Ausnahme des RAV 5: Daten nicht verfügbar)<br />
Die im AVIG vorgesehenen Sanktionen werden in den 125 ökonometrisch<br />
untersuchten RAV unterschiedlich konsequent umgesetzt. In jedem vierten<br />
RAV sprechen die Personalberater im Durchschnitt maximal alle drei Monate<br />
eine Sanktion aus. Demgegenüber wird in gleich vielen RAV im gleichen<br />
Zeitraum rund das 4.5 fache an Sanktionen ausgesprochen. Die durchschnittliche<br />
Sanktionshäufigkeit pro Stellensuchenden in den 10 am häufigsten<br />
sanktionierenden RAV liegt gar um das 43 fache über derjenigen der<br />
10 zurückhaltendsten Sanktionierer. Daraus kann auch abgleitet werden,<br />
dass ein rechtsgleicher Vollzug des AVIG in der Schweiz heute nicht gewährleistet<br />
ist.<br />
Als wichtigste Ursachen, welche zu der unterschiedlichen Sanktionspraxis<br />
führten, lokalisieren wir die folgenden:<br />
n Unterschiedliche Unternehmenskulturen<br />
Die RAV mit einem starken sozialen Verantwortungsbewusstsein sanktionieren<br />
weniger häufig. Zudem sanktionieren jene RAV weniger hart,<br />
in denen wir keine einheitliche Unternehmensphilosophie feststellen können.<br />
RAV1<br />
RAV2<br />
RAV3<br />
RAV4<br />
RAV6<br />
RAV7<br />
RAV8<br />
RAV9<br />
Seite 59/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
n Hohe administrative Umtriebe der Sanktion<br />
Je grösser die Umtriebe der Sanktion für den Berater sind, desto geringere<br />
Anreize hat er, diese unangenehme Aufgabe zu erledigen. Diesbezüglich<br />
gibt es RAV, bei denen die Verfügung von Sanktionen u.a. aufgrund<br />
besonderer kantonaler Aufgabenteilung für die Berater mit grossem<br />
Aufwand verbunden ist. In anderen RAV werden die Berater gezielt<br />
vom administrativen Aufwand entlastet, der im Zusammenhang mit der<br />
Einstellungsverfügung anfällt. Diese Aufgabe übernehmen grossteils die<br />
administrativen Mitarbeiter dieser RAV.<br />
n Freiräume der Berater<br />
Die Freiräume der Personalberater, gegebenenfalls eine vom AVIG abweichende<br />
Sanktionspraxis anzuwenden, sind unterschiedlich gross.<br />
n Rückendeckung seitens des RAV-Leiters<br />
Die Rückendeckung bei der Durchsetzung von verfügten Sanktionen<br />
durch den RAV-Leiters bzw. die zuständige Stellen im Kanton ist unterschiedlich.<br />
n Überlastete Personalberater<br />
Überlastete Personalberater neigen dazu, die Kontrollen und Sanktionen<br />
zu reduzieren. Dieser Zusammenhang zeigt sich nicht nur in den Prozessen,<br />
sondern auch in den ökonometrischen Analysen. RAV mit vielen<br />
Dossiers je Personalberater sanktionieren weniger häufig.<br />
Seite 60/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Laufende Reduktion der Wahlfreiheiten des Stellensuchenden<br />
Ein weiteres von RAV eingesetztes Druckmittel, welches nicht direkt auf<br />
der Androhung von Einstellungsverfügungen basiert, ist die laufende Reduktion<br />
der Wahlfreiheiten bei der Stellensuche.<br />
Das Grundprinzip ist das folgende. Zu Beginn des Kontakts zwischen Stellensuchendem<br />
und RAV-Berater wird eine gemeinsame Vereinbarung über<br />
die zu erbringenden <strong>Arbeit</strong>sbemühungen getroffen. Dabei wird auf die Berufs-<br />
und Branchenwünsche des Stellensuchenden stark Rücksicht genommen.<br />
Nach Ablauf einer bestimmten Dauer werden diese Vorgaben ausgeweitet.<br />
Das Spektrum an Branchen und Berufe, in denen der Stellensuchende<br />
<strong>Arbeit</strong>sbemühungen zu erbringen hat, wird erweitert. Die Wahlfreiheiten<br />
bei der Stellensuche nehmen damit ab. Gleichzeitig steigt mit zunehmender<br />
Dauer der Stellensuche die Gefahr, eine nicht erwünschte Stelle zwangsweise<br />
annehmen zu müssen. Dies schafft dem Stellensuchenden einen Anreiz,<br />
möglichst rasch eine aus seiner Sicht zumutbare Stelle zu finden.<br />
Aktivierung der Stellensuchenden<br />
Die RAV können die Eigeninitiative durch gezielte und auf den betreffenden<br />
Stellensuchenden massgeschneiderte Aktivierung fördern. Durch vorübergehende<br />
Beschäftigung in anspruchsvollen bzw. anstrengenden Programmen,<br />
durch Zuweisungen, durch Zielvereinbarungen mit intensiven<br />
<strong>Arbeit</strong>sbemühungen, kann der Stellensuchende verstärkt aktiviert werden.<br />
Durch derartige Massnahmen können die RAV vermuteten Missbrauch<br />
wirksam aufdecken. Sie dienen den RAV ausserdem dazu, die Motivation<br />
der Stellensuchenden individuell zu testen und zu fördern.<br />
Diese aktivierenden Massnahmen des Personalberaters erhöhen die Eigeninitiative<br />
der Stellensuchenden nicht in allen Fällen. Sie sind insbesondere<br />
dann kontraproduktiv, wenn sie dazu führen, dass der Zustand der <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />
für den betreffenden Stellensuchenden eine höhere Qualität<br />
erhält als die Wiederaufnahme einer Beschäftigung. Diesem Umstand sollten<br />
die Personalberater durch gezielte, individuelle Auswahl geeigneter aktivierender<br />
Massnahmen Rechnung tragen.<br />
Erfolgsfaktoren und Gefahren des Einsatzes von Druckmittel<br />
Die Personalberater müssen die ihnen zur Verfügung stehenden Druckmittel<br />
nach bestimmten Regeln einsetzen, um kontraproduktive Wirkungen zu<br />
vermeiden:<br />
n Damit eine Zielvereinbarung bzw. Druckerzeugung eine lenkende Wirkung<br />
hat, muss sie mit einer glaubwürdigen Drohung verknüpft werden.<br />
Seite 61/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Die Drohung ist nur dann glaubwürdig, wenn der Stellensuchende weiss,<br />
dass sie konsequent umgesetzt wird.<br />
n Die Sanktionen haben in jenen Fällen eine lenkende Wirkung, in denen<br />
ein bewusstes Fehlverhalten des Stellensuchenden unverzüglich und verhältnismässig<br />
bestraft wird. Sie wirken im Allgemeinen dann kontraproduktiv,<br />
wenn Stellensuchende für Verstösse gegen Regeln bestraft werden,<br />
die sie nicht kennen. Aus diesem Grund ist es die Aufgabe des Beraters,<br />
den Stellensuchenden im Rahmen des Erstgesprächs sorgfältig<br />
über seine Pflichten unter Hinweise auf die allfälligen Strafmasse zu informieren.<br />
Er muss die “Spielregeln” festlegen.<br />
n Die Personalberater können durch Druckausübung die Wiedereingliederung<br />
nur dann beschleunigen, wenn die betreffenden Stellensuchenden in<br />
der Lage sind, eine neue Stelle zu finden und anzunehmen.<br />
Dieser Zusammenhang zeigt sich auch in den Leistungsdaten der RAV:<br />
Zwischen dem Ausmass an Sanktionen von RAV und dem Wiedereingliederungserfolg<br />
bei schwer Vermittelbaren bzw. Langzeitstellensuchenden<br />
besteht kein signifikanter Zusammenhang. Mehrere RAV mit<br />
harter Sanktionspraxis haben insbesondere in Bezug auf die Wiedereingliederung<br />
aus Langzeitstellensuche schlechte Erfolgsbilanzen. Umgekehrt<br />
gibt es verschiedene RAV mit sanfter Sanktionspraxis, die v.a. in<br />
Bezug auf die Wiedereingliederung von Langzeitstellensuchenden vergleichsweise<br />
erfolgreich sind.<br />
7 .4 Ressourcen<br />
7 .4 .1 Fachliche Qualifikation des Personalberaters<br />
Wie effizient der Personalberater die vorgängig beschriebenen Leistungen<br />
einsetzen kann bzw. einsetzt, ist von verschiedenen Rahmenbedingungen im<br />
RAV abhängig. Von zentraler Bedeutung ist die fachliche Qualifikation des<br />
Personalberaters.<br />
Ein Hindernis, welches viele Personalberater an einer wirksamen Kontrollund<br />
Sanktionstätigkeit hindern, sind mangelnde Gesetzeskenntnisse. Ungerechtfertigte<br />
Sanktionen zerstören das Vertrauen des Stellensuchenden, generieren<br />
Mehraufwand und schaden der Position des Personalberaters innerhalb<br />
des AVIG-Vollzugs. Personalberater, die sich im Umgang mit dem<br />
AVIG unsicher fühlen, neigen deshalb dazu, im Zweifelsfall von einer<br />
Sanktion abzusehen.<br />
Die Gesetzeskenntnisse der RAV-Berater sind unterschiedlich gut ausgebildet.<br />
Dies wird durch die Ergebnisse der MIS-Trend-Studie bestätigt. Sie<br />
zeigt, dass rund ein Viertel der Stellensuchenden ihren Personalberater in<br />
Seite 62/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
AVIG-Fragen als inkompetent einschätzen; rund 37 Prozent der <strong>Arbeit</strong>geber<br />
sind gar der Meinung, ihr RAV-Ansprechpartner sei in Gesetzesfragen<br />
nicht fachkundig.<br />
Die Vermittlungsqualität der RAV-Berater ist von deren fachlichem Know-<br />
How abhängig. Aufgrund der Analyse von drei effizienten Vermittlern, die<br />
allesamt über vergleichsweise geringe Fehlzuweisungen verfügen, sind dabei<br />
zwei wesentliche Qualifikationen des Beraters von Bedeutung: Er muss<br />
erstens die <strong>Arbeit</strong>smarktverhältnisse kennen und zweitens ein ausreichendes<br />
Branchen-Know-How mitbringen. Andernfalls ist die Gefahr von Fehlzuweisungen<br />
gross. Dies bedeutet, dass der Personalberater idealerweise auch<br />
in der Akquisition tätig sein sollte. Dies ist unseres Erachtens v.a. für ländliche<br />
RAV die geeignetste Struktur. In jedem Fall muss er einen sehr engen<br />
Kontakt zu den Akquisiteuren pflegen.<br />
Diese Feststellung deckt sich mit den Erkenntnissen der MIS-Trend-Studie.<br />
Die <strong>Arbeit</strong>geber beurteilen die Kenntnisse der Firmenbedürfnisse seitens der<br />
RAV-Beratern als schlecht. 37 Prozent der befragten Unternehmen bemängeln<br />
die Branchenkenntnisse und über 40 Prozent sind der Ansicht, die<br />
RAV-Berater seien sich der Realität von Firmen nicht bewusst. In dieselbe<br />
Richtung geht die Beurteilung durch die Stellensuchenden. 39 Prozent der<br />
Befragten sind der Meinung, es mit einem Personalberater zu tun zu haben,<br />
der die betreffende Branche nicht gut genug kennt.<br />
Auch für die bedarfsgerechte Planung von Massnahmen sind umfassende<br />
Kenntnisse der betreffenden Branche bzw. des Berufs des Stellensuchenden<br />
wichtig.<br />
Die Qualität der Beratung durch den Personalberater ist wesentlich von der<br />
tatsächlichen fachlichen Kompetenz des Beraters und der subjektiv empfundenen<br />
Kompetenz des Beraters durch den Stellensuchenden abhängig.<br />
Ist der Berater zu wenig kompetent, kann keine echte Beratung erfolgen.<br />
Es fehlt das für eine konstruktive Zusammenarbeit erforderliche Vertrauen<br />
des Stellensuchenden. Die tatsächliche und auch empfundene Kompetenz<br />
des Beraters setzt sich nach Einschätzung der in die Untersuchung eingebundenen<br />
Personalberater wiederum aus den bereits oben genannten<br />
Aspekten zusammen: Gesetzeskenntnisse, Branchenkenntnisse und <strong>Arbeit</strong>smarktkenntnisse.<br />
7 .4 .2 Soziale Kompetenz des Personalberaters<br />
Im Rahmen der Untersuchung hat sich schnell gezeigt, dass die sozialen<br />
Kompetenzen der Personalberater eine wesentliche Rolle spielen für die<br />
Qualität des Kontaktes zwischen Stellensuchendem und Personalberater.<br />
Seite 63/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Zusammengefasst kommt das folgende Idealprofil den verschiedenen geäusserten<br />
Meinungen am nähesten:<br />
n Eine der wichtigsten Eigenschaften der Personalberater liegt darin, dass<br />
von ihnen allen eine positive Ausstrahlung auf die Stellensuchenden ausgeht.<br />
n Um die vorhandenen Druckmittel wirksam einsetzen zu können, sollten<br />
die Berater ausserdem idealerweise folgende Charaktereigenschaften<br />
mitbringen: Konsequenz, Berechenbarkeit, Fingerspitzengefühl, Konfrontationsfähigkeit<br />
und v.a. eine hohe Agilität, Flexibilität und ein hohes<br />
Interesse mitbringen.<br />
n Im Hinblick auf eine möglichst fruchtbare Beratung, Massnahmenplanung<br />
und Vermittlung muss insbesondere die “Chemie” zwischen dem<br />
Berater und dem Stellensuchenden stimmen.<br />
Da sich die Stellensuchenden unterscheiden und verschiedenste Ansprüche<br />
an die Charaktereigenschaften des Beraters stellen, müssen deshalb<br />
verschiedene Beratertypen im RAV vertreten sein. Ein (auf die Branchen<br />
ausgerichtetes) heterogenes Set an Personalberatern ist in diesem Sinne<br />
zweckmässig.<br />
7 .4 .3 Offene Stellen des RAV<br />
Die fachliche und soziale Kompetenz ist nicht die einzige Determinante für<br />
den Wiedereingliederungserfolg eines Personalberaters. Entscheidend sind<br />
verschiedene Rahmenbedingungen, die im betreffenden RAV gegeben sein<br />
müssen. Hierzu gehören die Stellenakquisition des RAV, die Organisation,<br />
die Führung und die Prozesse. Sie werden in den nächsten Kapiteln dargestellt.<br />
Die Anzahl offenen Stellen, die im RAV gemeldet sind, haben einen positiven<br />
Einfluss auf den Kontakt zwischen Stellensuchendem und Personalberater.<br />
Die Regressions- und Korrelationsanalysen zeigen, dass RAV mit<br />
vielen offenen Stellen eine signifikant kürzere Dauer der Stellensuche aufweisen.<br />
Die offenen Stellen haben verschiedene Funktionen. Erstens wirken sie motivierend<br />
auf den Stellensuchenden (“Ein Personalberater ohne Stellen ist<br />
kein Personalberater”). Zweitens sind sie die zwingende Voraussetzung für<br />
zwangsweise Zuweisung bzw. aktive Vermittlung von Stellen.<br />
Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Ansätze erfolgreicher Akquisition:<br />
Aktive Akquisition: Die aktive Akquisition kann schriftlich, telephonisch<br />
und / oder durch persönliche Kontakte erfolgen. Sie bindet in den durch uns<br />
Seite 64/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
untersuchten RAV zwischen 3.5 und 18.5 Prozent der gesamten personellen<br />
Ressourcen der RAV. Das RAV mit dem höchsten Anteil ist ein äusserst<br />
erfolgreiches regionales RAV. Die drei vergleichsweise erfolglosesten<br />
RAV legen das vergleichsweise kleinste Gewicht auf die Stellenakquisition<br />
(vgl. Kapitel 7.4.4). Sie setzen falsche Schwerpunkte.<br />
Passive Akquisition: Verfügt ein RAV über einen genügend tiefen <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />
und einen ausreichenden Marktanteil - d.h. über die kritische Grösse<br />
- muss es sich u.U. nicht aktiv um Stellenakquisition bemühen. In diesem<br />
Fall wird das RAV zum regionalen Stellenpool, der sowohl für die <strong>Arbeit</strong>geber<br />
als auch die <strong>Arbeit</strong>nehmer interessant ist. Das RAV kann dann eine<br />
passive Rolle übernehmen: Die Stellen werden automatisch durch die <strong>Arbeit</strong>geber<br />
gemeldet. Dies zumindest solange, als die Qualität der Vermittlung<br />
durchs RAV genügend hoch ist (vgl. Kapitel 7).<br />
Um den Anforderungen der <strong>Arbeit</strong>geber zu genügen, müssen die Akquisiteure<br />
zwei Qualifikationen mitbringen: Gute Branchenkenntnisse und <strong>Arbeit</strong>smarktkenntnisse.<br />
Letzteres schliesst dabei sowohl Kenntnisse der<br />
Struktur der Stellensuchenden als auch der <strong>Arbeit</strong>geberseite ein. Die wichtigste<br />
Voraussetzung einer dauerhaften erfolgreichen Akquisition liegt jedoch<br />
darin, die Anzahl der Fehlzuweisungen zu minimieren (vgl. Kapitel 7)<br />
bzw. die Qualität der Vermittlung zu erhöhen!<br />
7 .4 .4 Prozesse des RAV<br />
Die durchgeführte detaillierte Prozessanalyse zeigt auf, dass die RAV mengenmässig<br />
ähnliche Prozessstrukturen aufweisen. Nicht die Prozessquantität,<br />
sondern die in den vorgängigen Kapiteln beschriebenen Unterschiede<br />
hinsichtlich der Prozessqualität sind für die Effizienzunterschiede zwischen<br />
den RAV verantwortlich.<br />
Nachfolgend werden die innerhalb der neun untersuchten RAV ablaufenden<br />
Prozesse erörtert.<br />
Als generelles Fazit kann zunächst festgehalten werden, dass alle neun untersuchten<br />
RAV sich v.a. mit Aktivitäten im Bereiche des eigentlichen<br />
Kerngeschäfts beschäftigen: den beiden Leistungserbringungsprozessen<br />
Akquisition und der Wiedereingliederung. Diese beiden Prozesse binden je<br />
nach RAV zwischen 53 und 65 Prozent (Durchschnitt: 58 Prozent) der<br />
Mitarbeiterkapazitäten (MAK). Addiert man die im weiteren Sinne auch zu<br />
den Kernprozessen gehörenden Umfeldprozesse hinzu, entfallen rund 58 bis<br />
66 Prozent (Durchschnitt: 62 Prozent) der eingesetzten personellen Ressourcen<br />
auf Tätigkeiten im Bereiche der RAV-Kernprozesse.<br />
Seite 65/83
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
8%<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
4%<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
In den Megaprozessen gebundene MAK<br />
Führungsprozesse Umfeldprozesse Leistungserbringungsprozesse Unterstützungsprozesse<br />
Verteilung der personellen Ressourcen auf die Megaprozesse<br />
6%<br />
5%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
1%<br />
0%<br />
Unternehmensführung<br />
(RAV)<br />
58%<br />
Führungsprozesse<br />
29%<br />
Durchschnitt<br />
Die untersuchten RAV haben kein einheitliches Führungsverständnis. Die<br />
grössten mengenmässigen Unterschiede bestehen im Bereich der Gesamt-<br />
RAV-Führung, der Führung innerhalb der RAV-Gruppen sowie hinsichtlich<br />
der Controllingaktivitäten.<br />
Steuerung der<br />
Organisationseinheiten<br />
(Gruppen)<br />
Einsatz an personellen Ressourcen für Führungsprozesse<br />
In Führungsprozessen gebundene MAK<br />
Unternehmenscontrolling Personalmanagement Projektmanagement<br />
RAV1<br />
RAV2<br />
RAV3<br />
RAV4<br />
RAV5<br />
RAV6<br />
RAV7<br />
RAV8<br />
RAV9<br />
Durchschnitt<br />
RAV1<br />
RAV2<br />
RAV3<br />
RAV4<br />
RAV5<br />
RAV6<br />
RAV7<br />
RAV8<br />
RAV9<br />
Seite 66/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Wiedereingliederungsprozess<br />
Der Wiedereingliederungsprozess bindet im Durchschnitt 48 Prozent der<br />
gesamten personellen Ressourcen der RAV; die RAV-Mitarbeiter setzen<br />
damit die Hälfte ihrer Zeit für Tätigkeiten ein, die direkt der Wiedereingliederung<br />
der Stellensuchenden in den <strong>Arbeit</strong>sprozess dienen. Der grösste<br />
Anteil entfällt dabei auf die Durchführung und Bearbeitung der Beratungsund<br />
Kontrollgespräche sowie die Erstgespräche. Sie binden im Durchschnitt<br />
19,5 Prozent bzw. 9,5 Prozent aller Mitarbeiterkapazitäten.<br />
Im Rahmen der Durchführung und Vorbereitung dieser Gespräche werden<br />
hauptsächlich die folgenden Aktivitäten wahrgenommen:<br />
n AVAM-Daten prüfen, weitere Gesprächstermine festlegen, Stellensuchenden-Dossier<br />
ergänzen (Durchschnitt: 6 Prozent der Gesamt-MAK)<br />
n Stellensuchenden beim Ausfüllen des Kontrollformulars unterstützen<br />
(Durchschnitt: 2,5 Prozent der Gesamt-MAK)<br />
n <strong>Arbeit</strong>sbemühungen besprechen, Massnahmen besprechen, festlegen<br />
(Durchschnitt: 5,5 Prozent der Gesamt-MAK)<br />
n Zielerreichung überprüfen (Durchschnitt: 4,4 Prozent der Gesamt-MAK)<br />
n Offene Stelle prüfen und über Zuweisung entscheiden (Durchschnitt: 3,9<br />
Prozent der Gesamt-MAK)<br />
n Rechtfertigung einfordern bei Nichterscheinen des Stellensuchenden<br />
(Durchschnitt: 2,4 Prozent der Gesamt-MAK)<br />
n Gesprächsnotizen festhalten, Gespräch zusammenfassen, Daten im System<br />
ergänzen, Standortbestimmung festhalten (Durchschnitt: 2,5 Prozent<br />
der Gesamt-MAK)<br />
Seite 67/83
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
Anmeldung zur<br />
<strong>Arbeit</strong>svermittlung<br />
Ersterfassung<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
Durchführung des<br />
Informationstags<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Im Wiedereingliederungsprozess gebundene MAK<br />
Erstgespräche<br />
Prüfung der<br />
<strong>Arbeit</strong>sbemühungen<br />
Einsatz an personellen Ressourcen im Wiedereingliederungsprozess<br />
Beratungs und<br />
Kontrollgespräche<br />
Sanktionierung /<br />
Einstellungen<br />
Vermittlungs- und<br />
Massnahmenplanung<br />
Anhörung STES<br />
(rechtliches Gehör)<br />
Abmeldung von der<br />
<strong>Arbeit</strong>svermittlung<br />
Berufsberatung<br />
Durchschnitt<br />
Ein auffallend grosser Teil der Aktivitäten des Wiedereingliederungsprozess<br />
bezieht sich auf administrative Erfassungstätigkeiten: Rund 21,2 Prozent<br />
der im Wiedereingliederungsprozess eingesetzten Ressourcen werden für<br />
die Erfassung, Mutation und Pflege der Stellensuchenden-Dossiers<br />
(AVAM) eingesetzt (vgl. nachfolgende Abbildung). Dies sind rund 10 Prozent<br />
der gesamten Mitarbeiterkapazitäten der RAV. Zählt man zu dieser<br />
Summe die allgemeinen administrativen Tätigkeiten der RAV<br />
(durchschnittlich 30 Prozent der MAK) hinzu (Telefon, Postbearbeitung,<br />
Schreibarbeiten, Ausbildung, EDV-Fragen, persönliche Selbstverwaltung,<br />
Besprechungen, allgemeine Auskünfte, etc.), so beschäftigen sich die RAV<br />
im Durchschnitt zu 39,5 Prozent mit administrativen Belangen. Dabei präsentiert<br />
sich das Bild über die neun RAV ähnlich: Kein RAV verwendet<br />
weniger als 30 Prozent der Ressourcen für administrative Tätigkeiten.<br />
RAV1<br />
RAV2<br />
RAV3<br />
RAV4<br />
RAV5<br />
RAV6<br />
RAV7<br />
RAV8<br />
RAV9<br />
Seite 68/83
25.0%<br />
20.0%<br />
15.0%<br />
10.0%<br />
5.0%<br />
0.0%<br />
<strong>Arbeit</strong>sbemühungen<br />
prüfen, besprechen,<br />
visieren<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Anteile der Aktivitätsfelder an den MAK des Wiedereingliederungsprozesses<br />
Gesprächsnotizen,<br />
AVAM-Mutationen,<br />
Dossier-Führung<br />
Offene Stellen<br />
prüfen und über<br />
Zuweisung<br />
entscheiden<br />
Einsatz an personellen Ressourcen im Wiedereingliederungsprozess (nach Aktivitätsfeldern)<br />
5.0%<br />
4.5%<br />
4.0%<br />
3.5%<br />
3.0%<br />
2.5%<br />
2.0%<br />
1.5%<br />
1.0%<br />
0.5%<br />
0.0%<br />
Identifizierung<br />
<strong>Arbeit</strong>geber<br />
Akquisitionsprozess<br />
Verwarnung,<br />
Einstellungen,<br />
Verfügungen<br />
Ziele vereinbaren,<br />
Zielerreichung<br />
überprüfen, Ziele<br />
überarbeiten<br />
Durchschnitt<br />
Für den Akquisitionsprozess werden im Durchschnitt rund 10 Prozent der<br />
personellen Ressourcen eingesetzt. Dies entspricht den Mitarbeiterkapazitäten,<br />
welche im Durchschnitt für die Erfassung, Mutation und Pflege der<br />
Stellensuchenden-Dossiers eingesetzt wird.<br />
Im Akquisitionsprozess gebundene MAK (in Prozent der Gesamt-MAK)<br />
Kontaktierung<br />
<strong>Arbeit</strong>geber<br />
(schriftlich)<br />
Kontaktierung<br />
<strong>Arbeit</strong>geber<br />
(telephonisch)<br />
Einsatz an personellen Ressourcen im Akquisitionsprozess<br />
Kontaktierung<br />
<strong>Arbeit</strong>geber<br />
(persönlich)<br />
Akquirierung<br />
ausgeschriebener<br />
Stellen (aus Sicht<br />
RAV)<br />
Bewirtschaftung<br />
offene Stellen<br />
Prüfung gemeldete<br />
Stellen<br />
Auskunftserteilung<br />
an <strong>Arbeit</strong>geber<br />
RAV1<br />
RAV2<br />
RAV3<br />
RAV4<br />
RAV5<br />
RAV6<br />
RAV7<br />
RAV8<br />
RAV9<br />
Durchschnitt<br />
RAV1<br />
RAV2<br />
RAV3<br />
RAV4<br />
RAV5<br />
RAV6<br />
RAV7<br />
RAV8<br />
RAV9<br />
Seite 69/83
4.5%<br />
4.0%<br />
3.5%<br />
3.0%<br />
2.5%<br />
2.0%<br />
1.5%<br />
1.0%<br />
0.5%<br />
0.0%<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Umfeldbetreuung<br />
Die Umfeldbetreuung bindet durchschnittlich 2 Prozent der Ressourcen.<br />
Mengenmässig bedeutungslos ist dabei die Medienbetreuung. Eine geringe<br />
Bedeutung haben ebenso PR-Aktivitäten (0,5 Prozent der MAK).<br />
In der Umfeldbetreuung gebundene MAK (in Prozent der Gesamt-MAK)<br />
Public Relations Medienbetreuung Allgemeine Auskunftserteilung<br />
Einsatz an personellen Ressourcen für die Umfeldbetreuung<br />
Leistungen für Dritte<br />
Durchschnitt<br />
Für den Prozess Leistungen für Dritte, d.h. die aus dem Kontakt mit dritten<br />
Stellen entstehenden Aktivitäten, werden durchschnittlich 2 Prozent der<br />
Mitarbeiterkapazitäten eingesetzt. Die zeitliche Belastung, die sich aus den<br />
Kontakten mit dem KIGA, den LAM, dem BWA und den Gemeinden für<br />
die RAV ergeben, ist damit relativ gering.<br />
RAV1<br />
RAV2<br />
RAV3<br />
RAV4<br />
RAV5<br />
RAV6<br />
RAV7<br />
RAV8<br />
RAV9<br />
Seite 70/83
1.2%<br />
1.0%<br />
0.8%<br />
0.6%<br />
0.4%<br />
0.2%<br />
0.0%<br />
Kontakte mit<br />
LAM<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Gebundene MAK für Leistungen für Dritte (in Prozent der Gesamt-MAK)<br />
Kontakte mit<br />
KIGA<br />
Leistungen<br />
gegenüber<br />
BWA / Bund<br />
Einsatz an personellen Ressourcen für Leistungen für Dritte<br />
1.00%<br />
0.90%<br />
0.80%<br />
0.70%<br />
0.60%<br />
0.50%<br />
0.40%<br />
0.30%<br />
0.20%<br />
0.10%<br />
0.00%<br />
Beschwerde<br />
Leistungen<br />
gegenüber<br />
Gemeinden<br />
L. für<br />
Weiterbildungsinstitutionen<br />
Leistungen<br />
gegenüber<br />
anderen<br />
Institutionen<br />
Durchschnitt<br />
Der Beschwerdeprozess ist in denjenigen RAV deutlich ausgeprägter, welche<br />
überdurchschnittlich viele Sanktionen und Einstelltage verfügen.<br />
Durchschnittllich werden 0.5 Prozent der Mitarbeiterkapazitäten im Beschwerdeprozess<br />
eingesetzt.<br />
Im Beschwerdeprozess gebundene MAK (in Prozent der Gesamt-MAK)<br />
Beschwerdevernehmlassung Vollzug des Beschwerdeentscheides Datenverwaltung<br />
Einsatz an personellen Ressourcen für Beschwerden<br />
RAV1<br />
RAV2<br />
RAV3<br />
RAV4<br />
RAV5<br />
RAV6<br />
RAV7<br />
RAV8<br />
RAV9<br />
Durchschnitt<br />
RAV1<br />
RAV2<br />
RAV3<br />
RAV4<br />
RAV5<br />
RAV6<br />
RAV7<br />
RAV8<br />
RAV9<br />
Seite 71/83
8%<br />
7%<br />
6%<br />
5%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
1%<br />
0%<br />
Telefonvermittlung<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Unterstützungsprozesse<br />
Die allgemeinen unterstützenden Tätigkeiten binden im Durchschnitt rund<br />
30 Prozent der Mitarbeiterkapazitäten. Hierzu gehören im einzelnen ...<br />
n ... Telefonvermittlung<br />
n ... Empfang<br />
n ... Postbearbeitung<br />
n ... interne Auskünfte / Rückfragen<br />
n ... Führungskräfteunterstützung<br />
n ... Schreibarbeiten, administrative Tätigkeiten<br />
n ... Schriftgutaufnahme / -weitergabe<br />
n ... Übersetzungen<br />
n ... Besprechungen<br />
n ... Besuch von Veranstaltungen (Schulungen, Infoveranstaltungen, etc.)<br />
n ... Persönliche Selbstverwaltung<br />
n ... EDV-Support / EDV-Ausbildung<br />
In allgemeinen unterstützenden Tätigkeiten gebundene MAK (in Prozent der Gesamt-<br />
MAK)<br />
Empfang<br />
Postbearbeitung<br />
Führungskräfteunterstützung<br />
Schreibarbeiten<br />
Administrative<br />
Tätigkeiten<br />
Einsatz an personellen Ressourcen für administrative Tätigkeiten<br />
Übersetzungen<br />
Schriftgutaufnahm<br />
e/-weitergabe<br />
Dienst- und<br />
<strong>Arbeit</strong>sbesprechungen<br />
Auskünfte /<br />
Rückfragen<br />
Veranstaltungen<br />
besuchen<br />
Persönliche<br />
Selbstverwaltung<br />
EDV - Support /<br />
Ausbildung<br />
MitarbeiterInnen<br />
Durchschnitt<br />
In Anbetracht der Tatsache, dass alle RAV dieselbe Software einsetzen,<br />
sind insbesondere die grossen Unterschiede im Subprozess EDV-Support<br />
erstaunlich.<br />
RAV1<br />
RAV2<br />
RAV3<br />
RAV4<br />
RAV5<br />
RAV6<br />
RAV7<br />
RAV8<br />
RAV9<br />
Seite 72/83
3.0%<br />
2.5%<br />
2.0%<br />
1.5%<br />
1.0%<br />
0.5%<br />
0.0%<br />
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Die Leerzeiten, die infolge von Systemunterbrüchen des AVAM entstehen,<br />
sind im allgemeinen als zu hoch einzustufen: Rund 1 Prozent aller personellen<br />
Ressourcen im RAV werden dafür eingesetzt, die Hände untätig in<br />
den Schoss zu legen und auf das EDV-System AVAM zu warten (zum<br />
Vergleich: für PR-Aktivitäten werden durchschnittlich 0.5 Prozent der Ressourcen<br />
verwendet). Zu diesen Ineffizienzen im engeren Sinne kommen jene<br />
hinzu, die sich aus dem Ärger der RAV-Mitarbeiter und dem Unterbrechen<br />
der <strong>Arbeit</strong> ergeben.<br />
Im Subprozess EDV-Support gebundene MAK (in Prozent der Gesamt-MAK)<br />
Mitarbeiter ausbilden Auf EDV-Fragen der MitarbeiterInnen<br />
antworten<br />
Einsatz an personellen Ressourcen für EDV-Fragen<br />
7 .4 .5 Organisation des RAV<br />
EDV-Support durchführen Leerzeiten infolge EDV-<br />
Systemunterbrüchen<br />
Durchschnitt<br />
Hinsichtlich der Organisation lassen sich aus den bisherigen Erkenntnissen<br />
die folgenden Schlussfolgerungen ableiten, welche sich mit den tatsächlichen<br />
Verhältnissen in den beiden strukturell besten RAV aus je einem städtischen<br />
und einem ländlichen Gebiet decken:<br />
n Akquisition und Beratung sollten organisatorisch integriert sein. Die<br />
Berater sollten nicht nur die Struktur der Stellensuchenden, sondern<br />
auch die <strong>Arbeit</strong>smarktverhältnisse auf der <strong>Arbeit</strong>geberseite kennen. Andernfalls<br />
leidet die Qualität der Vermittlungstätigkeit, die Planung der<br />
arbeitsmarktlichen Massnahmen und die Beratung (vgl. Kapitel 7).<br />
Analog sollten die Akquisiteure nicht nur die <strong>Arbeit</strong>geberseite, sondern<br />
auch die Struktur der Stellensuchenden bestens kennen. Eine enge Verzahnung<br />
dieser beiden Funktionen ist deshalb unerlässlich. In jedem Fall<br />
RAV1<br />
RAV2<br />
RAV3<br />
RAV4<br />
RAV5<br />
RAV6<br />
RAV7<br />
RAV8<br />
RAV9<br />
Seite 73/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
sollte sichergestellt werden, dass Akquisiteure und Berater im Team eng<br />
zusammenarbeiten.<br />
Die Akquisiteure sollten bis zu einem gewissen Grad auch in der Beratung<br />
tätig sein, um zu verhindern, dass am Markt vorbei geplant und<br />
akquiriert wird. Umgekehrt sollten die Berater ihrerseits einen engen<br />
Kontakt zu den <strong>Arbeit</strong>gebern pflegen. Damit wird sichergestellt, dass die<br />
Berater denjenigen Markt, den sie gegenüber den Stellensuchenden beraten,<br />
auch “aus der Nähe” kennen.<br />
n Sowohl die Akquisition als auch die Beratung sollte nach Branchen gegliedert<br />
sein.<br />
Diese Empfehlung kann direkt aus den Feststellungen in den vorgängigen<br />
Kapiteln abgeleitet werden. Die Branchenkenntnisse sind sowohl für<br />
die Wiedereingliederung als auch die Akquisition von zentraler Bedeutung.<br />
Dies deckt sich ausserdem mit der heutigen Struktur von drei der<br />
vier besten untersuchten RAV.<br />
n Der Personalberater muss die Kompetenzen besitzen, angedrohte Sanktionen<br />
eigenhändig und unverzüglich verfügen zu können.<br />
Sind Sanktionsverfügungen mit grossem Aufwand und Umständen für<br />
den Personalberater verbunden, verzichtet er im Zweifelsfall auf die<br />
Verhängung von Sanktionen. Dies gilt es zu verhindern (vgl. Kapitel 7).<br />
In einzelnen RAV bzw. Kantonen dauert die Durchsetzung einer Sanktion<br />
bis zu mehreren Monaten.<br />
n Jeder Personalberater muss eine integrale Behandlung sämtlicher<br />
möglichen Defizite von Stellensuchenden durchführen können.<br />
Der Personalberater muss eine präzise Analyse der Defizite von Stellensuchenden<br />
erstellen können. Dabei muss er in der Lage sein, sämtliche<br />
möglichen Defizite von Stellensuchenden wirksam bearbeiten zu können.<br />
Eine Spezialisierung der RAV-Berater auf die Behandlung spezifischer<br />
Defizite wäre nur dann erfolgreich, wenn die Stellensuchenden immer<br />
höchstens ein Defizit hätten. Dies ist in der Realität nicht gegeben. Es<br />
kann nicht getrennt werden nach Stellensuchenden mit psychischen Problemen,<br />
unmotivierten oder unterqualifizierten Stellensuchenden. Es gibt<br />
Stellensuchende, die sowohl unterqualifiziert als auch unmotiviert sind.<br />
7 .4 .6 Führung des RAV<br />
Die neun untersuchten RAV unterscheiden sich bezüglich der Führungsintensität<br />
(zwischen 4,5 % und 11,5 % der MAK). Für den Erfolg erheblicher<br />
ist aber das Führungs- und Aufgabenverständnis der RAV-Leitung. Diesbezüglich<br />
können wir drei Grundtypen von RAV unterscheiden:<br />
Seite 74/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
n RAV als Wiedereingliederungsinstitut.<br />
Die RAV-Leiter verfolgen das Ziel, die Stellensuchenden möglichst<br />
rasch wiedereinzugliedern. Dabei erachten sie es als gleichwertigen Erfolg<br />
eines Personalberaters, ob dieser einem Stellensuchenden eine Stelle<br />
direkt vermittelt hat oder ob er den Stellensuchenden dazu befähigt bzw.<br />
motiviert hat, selbst eine Stelle zu finden.<br />
Das Verhalten dieser RAV zeichnet sich im Quervergleich dadurch aus,<br />
dass jeder Stellensuchende individuell bedarfsgerecht betreut wird. <strong>Arbeit</strong>smarktliche<br />
Massnahmen werden dabei nur dann verschrieben, wenn<br />
sie die Wiedereingliederung des betreffenden Stellensuchenden direkt<br />
oder indirekt beschleunigen. Die Stellensuchenden mit guter <strong>Arbeit</strong>smarktfähigkeit<br />
werden durch genaue Kontrolle der <strong>Arbeit</strong>sbemühungen<br />
und konsequente Sanktionierung dazu angespornt, sich selbst eine Stelle<br />
zu verschaffen. Eine gezielte Vermittlung wird umgekehrt bei jenen<br />
Stellensuchenden angestrebt, die nach Einschätzung des Personalberaters<br />
ohne die Hilfe des RAV keine Stelle finden würden.<br />
n RAV als Vermittlungsinstitution.<br />
Diese RAV unterscheiden sich von anderen RAV dadurch, dass sie ein<br />
grosses Gewicht auf den Vermittlungserfolg legen. Das Controlling dieser<br />
RAV prüft deshalb insbesondere Grössen wie Anzahl Beratungsgespräche<br />
pro Personalberater und die Vermittlungsquoten. Die Berater<br />
dieser RAV haben das erklärte Ziel, möglichst viele Stellensuchende zu<br />
vermitteln. Damit vermitteln sie insbesondere leicht vermittelbare Stellensuchende,<br />
solche also, die auch selbst eine Stelle finden würden. Sie<br />
wetteifern mit den privaten Vermittlern.<br />
n RAV als Vermittlungs- oder Wiedereingliederungsinstitution mit sozialer<br />
Aufgabe.<br />
Eine dritte Kategorie von RAV ist der Ansicht, dass ein RAV neben den<br />
im Leistungsauftrag vorgegebenen Aufgaben zusätzlich einen sozialen<br />
Auftrag zu erfüllen hat. Diese RAV unterschieden sich von andern insbesondere<br />
darin, dass sie den Personalberatern grosse Freiräume einräumen<br />
und von Sanktionen absehen, auch wenn gemäss AVIG eine Sanktion<br />
angezeigt wäre. Eine allfällige Verlängerung der Dauer der Stellensuche<br />
wird gegebenenfalls in Kauf genommen, falls dadurch auf Härtefälle<br />
verzichtet werden kann.<br />
Die untersuchten RAV können mehrheitlich einem Typ zugeordnet werden,<br />
wobei häufig auch Elemente eines andern Typs enthalten sind. Die vier effizienteren<br />
RAV befinden sich im Quadrant unten rechts.<br />
Seite 75/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
AAM-Institution<br />
(Vermittlung und AAM)<br />
RAV 5<br />
RAV 7<br />
Prioritäre Berücksichtigung der<br />
Interessen des Stellensuchenden<br />
RAV 9<br />
RAV 1 & 2<br />
RAV 3<br />
RAV 4<br />
Prioritäre Berücksichtigung der<br />
Interessen des AVIG<br />
RAV 8<br />
Wiedereingliederungsinstitution<br />
RAV 6<br />
Die Hauptaufgabe der RAV-Leitung besteht unseres Erachtens darin, eine<br />
einheitliche “Wiedereingliederer-Kultur” zu schaffen und diese gezielt aufrecht<br />
zu erhalten. Neben einer sorgfältigen Personalselektion wird diese<br />
durch einen institutionalisierten Informationsfluss, klare Richtlinien und ein<br />
wirksames Controlling gefördert. Im Rahmen des Controllings sind dabei<br />
die wichtigen Wirkungsdaten - Dauer der Stellensuche, Zugänge zu Langzeitstellensuche<br />
und Aussteuerungen - jedes Beraters zu verfolgen. Ausserdem<br />
ist sicherzustellen, dass die RAV-Mitarbeiter die gesetzlich vorgesehenen<br />
Kontrollen und Sanktionen wirksam umsetzen. Damit kann verhindert<br />
werden, dass die Berater diese - je nach Grundeinstellung - mehr oder weniger<br />
unangenehmen Tätigkeiten vernachlässigen. Gelingt einem RAV die<br />
Schaffung einer solchen Kultur, tritt das RAV gegen aussen als eine Einheit<br />
(“Corporate identity”) auf. Dies erleichtert sowohl den Kontakt mit den<br />
<strong>Arbeit</strong>gebern als auch mit den Stellensuchenden. Zwei erfolgreiche der<br />
neun untersuchten RAV sind nach eigenen Angaben bereits heute an dem<br />
Punkt angelangt, gegen aussen den Ruf eines sehr konsequenten RAV zu<br />
haben. Dies erleichtert den Einsatz von Druckmitteln, da sie von Beginn<br />
weg die nötige Glaubwürdigkeit besitzen. Andere RAV erreichen diese<br />
Glaubwürdigkeit bei den Stellensuchenden erst nach erfolgten Sanktionen.<br />
Dies erschwert die Aufgabe des Beraters.<br />
Seite 76/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Neben der Schaffung einer “Wiedereingliederer-Kultur” liegt eine wichtige<br />
Aufgabe der RAV-Leitung in der sorgfältigen Selektion des Personals. Die<br />
Kompetenzen, Charaktereigenschaften der Berater und der bedarfsgerechte<br />
Personalmix entscheiden über den Erfolg des RAV massgeblich.<br />
7 .4 .7 Anreize der beteiligten Personen<br />
Die Frage nach den Verbesserungsmöglichkeiten im AVIG Vollzug ist<br />
letztlich die Frage nach den idealen Bedingungen, unter denen die RAV die<br />
Stellensuchenden am schnellsten und dauerhaftesten wieder in den <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />
integrieren.<br />
Die Institution RAV kann keine Stellensuchenden beraten, vermitteln und in<br />
den <strong>Arbeit</strong>smarkt integrieren. Dies müssen die Mitarbeiter der RAV tun.<br />
Unsere Betrachtungen konzentrieren sich aus diesem Grund zunächst auf<br />
das Verhalten der Mitarbeiter der RAV. Dabei geht es nicht nur um die<br />
Frage, unter welchen Voraussetzungen sie die Wiedereingliederung der<br />
Stellensuchenden am besten fördern können. Es geht auch darum zu prüfen,<br />
unter welchen Bedingungen sie dies auch wollen.<br />
Folgt man der klassischen Annahme der Ökonomie, ist davon auszugehen,<br />
dass auch die RAV-Mitarbeiter in erster Linie persönliche Ziele verfolgen.<br />
Diese Ziele decken sich dann mit denjenigen des AVIG, wenn die RAV-<br />
Mitarbeiter einen persönlichen Nutzen aus der Verfolgung der AVIG-Ziele<br />
ziehen. Sie werden eine rasche und dauerhafte Wiedereingliederung der<br />
Stellensuchenden anstreben, wenn sie hierfür belohnt werden. Diese Belohnung<br />
muss durch den <strong>Arbeit</strong>geber der RAV-Mitarbeiter erfolgen: das kantonale<br />
<strong>Arbeit</strong>s- und Wirtschaftsamt (KIGA). Das KIGA wird jene RAV-<br />
Mitarbeiter belohnen, die sich im Interesse des KIGA verhalten. Dabei liegt<br />
ein Hauptinteresse des KIGA darin, die sich aus dem AVIG-Vollzug ergebende<br />
finanzielle Belastung des Kanton zu minimieren. In diesem Sinne hat<br />
das Finanzierungssystem einen wesentlichen Einfluss auf die Anreize des<br />
Kantons bzw. der RAV-Mitarbeiter. Diese Zusammenhänge werden durch<br />
die ATAG im Rahmen eines Zusatzmandates geprüft.<br />
Neben den rein monetären Belohnungen, lassen sich die RAV-Mitarbeiter<br />
auch durch nicht-monetäre Anreize zu einem gewünschten Verhalten bewegen.<br />
So kann beispielsweise der RAV Leiter die Motivation seiner Mitarbeiter<br />
massgeblich dadurch beeinflussen, indem er eine entsprechende<br />
Unternehmenskultur und Teamgeist schafft.<br />
Seite 77/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
8 Verbesserungvorschläge<br />
(Phase 4: Verbesserungsvorschläge)<br />
8 .1 Fazit der Studie<br />
Aufgrund der im Rahmen der Studie gewonnenen Erkenntnisse ziehen wir<br />
folgendes Fazit:<br />
1. Der Erfolg der RAV ist letztlich davon abhängig, ob die Personalberater<br />
die Stellensuchenden bedarfsgerecht behandeln - entsprechend deren arbeitsmarktrelevanten<br />
Defiziten. Dabei sollen sie nur Aktivitäten ausüben,<br />
die direkt oder indirekt darauf ausgerichtet sind, die Wiedereingliederung<br />
des betreffenden Stellensuchenden zu fördern.<br />
2. Die Personalberater werden sich dann so verhalten, wenn sie ...<br />
n entsprechende monetäre oder nicht monetäre Anreize haben, dies zu<br />
tun<br />
n die erforderlichen fachlichen und sozialen Kompetenzen mitbringen.<br />
3. Das RAV kann den Wiedereingliederungserfolg seiner Personalberater<br />
dadurch fördern, indem<br />
n genügend offene Stellen akquiriert werden<br />
n die Prozesse optimiert werden<br />
n eine geeignete Organisation geschaffen wird<br />
n durch gezielten Einsatz von Führungsinstrumenten eine<br />
“Wiedereingliederer-Kultur” geschaffen wird.<br />
4. Die Kantone können den Wiedereingliederungserfolg der RAV dadurch<br />
fördern, indem sie<br />
n die RAV-Mitarbeiter für rasche und dauerhafte Wiedereingliederung<br />
belohnen<br />
n den RAV-Mitarbeitern keine zusätzlichen sekundären Ziele vorgeben,<br />
die einem raschen Wiedereingliederungserfolg entgegenlaufen<br />
n die Schnittstellen zwischen den RAV und andern kantonalen Stellen<br />
darauf ausrichten, die Abläufe im RAV zu optimieren.<br />
5. Das BWA kann den Wiedereingliederungserfolg der RAV dadurch fördern,<br />
indem es<br />
n den Kantonen durch ein geeignetes Finanzierungssystem Anreize<br />
schafft, die RAV in der oben beschriebenen Form zu steuern<br />
n alle Controlling- und Finanzierungssysteme darauf ausrichtet, letztlich<br />
auf der Stufe der Personalberater die richtigen Impulse zu setzen bzw.<br />
kontraproduktive Anreizstrukturen zu vermeiden<br />
Seite 78/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
n die RAV laufend mit neuesten Erkenntnissen und Empfehlungen darüber<br />
versorgt, wie der Wiedereingliederungserfolg gezielt verbessert<br />
werden kann.<br />
8 .2 Strategische Erfolgsfaktoren der RAV<br />
Folgende Faktoren fördern den Wiedereingliederungserfolg der RAV:<br />
1. Verfolgung der primären Ziele durch die Personalberater; keine Vorgabe<br />
sekundärer oder kontraproduktiver Ziele<br />
Die Personalberater sollen sich bei ihrer täglichen <strong>Arbeit</strong> immer an den<br />
primären (Wirkungs-) zielen ausrichten. Dies bedingt, dass erstens ein<br />
klares Verständnis darüber geschaffen wird, welches die primären Ziele<br />
sind. Zweitens muss die Leistung der Personalberater ausschliesslich an<br />
der Erreichung der primären Ziele beurteilt werden.<br />
In verschiedenen RAV maximieren die Personalberater Sekundärziele.<br />
Die Verfolgung dieser Ziele erzeugt zwar unter bestimmten Bedingungen<br />
die richtigen Wirkungen. Sie schiessen jedoch in verschiedenen Fällen<br />
am primären Ziel vorbei. Ein Beispiel hierfür ist die Maximierung der<br />
Vermittlungstätigkeit. Mit gezielter Vermittlung kann die Wiedereingliederung<br />
bestimmter Stellensuchender beschleunigt werden. Sie ist aber<br />
nicht für alle Stellensuchenden das richtige Instrument. Ein anderes Beispiel<br />
ist die in verschiedenen RAV (durch entsprechende Vorgaben des<br />
BWA verursachten) verfolgte Zielsetzung, möglichst alle Stellensuchenden<br />
in arbeitsmarktliche Massnahmen einzuweisen.<br />
2. Adäquater, bedarfsgerechter Einsatz der Instrumente bzw. Leistungen<br />
Die Personalberater sollten die zur Verfügung stehenden Instrumente<br />
entsprechend den Defiziten der betreffenden Stellensuchenden bedarfsgerecht<br />
zusammenstellen. Dies bedeutet, die Instrumente <strong>Arbeit</strong>smarktbefähigung,<br />
Vermittlung, Beratung und Druck so einzusetzen, dass die<br />
drei für eine Wiedereingliederung zwingenden Voraussetzungen des<br />
Stellensuchenden - Motivation, Fähigkeiten und Information - so rasch<br />
als möglich in einem für die erfolgreiche Wiedereingliederung ausreichenden<br />
(nicht maximalen !) Umfang gegeben sind.<br />
3. Fachliche Qualifikation und soziale Kompetenzen der Berater<br />
Folgende Qualifikationen der Berater müssen dauernd gegeben sein:<br />
n Kenntnisse der aktuellen <strong>Arbeit</strong>smarktsituation vor Ort<br />
n Branchenkenntnisse<br />
n Umfassende, aktuelle Gesetzeskenntnisse<br />
n Soziale Kompetenzen<br />
Seite 79/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
4. Akquisition offener Stellen durch das RAV<br />
Es muss sichergestellt werden, dass die Berater laufend über eine genügende<br />
Anzahl geeigneter offener Stellen verfügen können.<br />
5. Sorgfältige Personalselektion<br />
Dabei sind auf folgende Elemente zu achten:<br />
n der Personalmix sollte den vielschichtigen Anforderungen der Stellensuchenden<br />
gerecht werden<br />
n der Personalmix soll die Wiedereingliederungskultur fördern<br />
n die einzelnen Personalberater sollen über die erforderlichen fachlichen<br />
und sozialen Kompetenzen verfügen.<br />
6. Organisation des RAV<br />
n Die Akquisition und Personalberatung sollten organisatorisch integriert<br />
sein.<br />
n Sowohl die Akquisition als auch die Beratung sollten nach Branchen<br />
gegliedert sein.<br />
n Der Personalberater muss die Kompetenzen besitzen, angedrohte<br />
Sanktionen eigenhändig und unverzüglich verfügen zu können. Die<br />
Sanktionen müssen an die Front. In jedem Fall sollte vermieden werden,<br />
dass der Berater erstinstanzlich eine Sanktion bei irgendeiner<br />
Stelle (im RAV oder ausserhalb des RAV) bewilligen lassen muss. Im<br />
Gegenteil, die von den Beratern in der Regel als unangenehme Tätigkeit<br />
empfundene Sanktionierung sollte für sie mit möglichst geringen<br />
Umtrieben verbunden sein.<br />
n Jeder Personalberater muss in der Lage sein, eine integrale Behandlung<br />
sämtlicher möglicher Defizite von Stellensuchenden durchführen können.<br />
Eine Spezialisierung der Personalberater auf bestimmte Defizite<br />
von Stellensuchenden (Motivation, <strong>Arbeit</strong>smarktfähigkeit, Information)<br />
sollte möglichst vermieden werden.<br />
7. Schaffen einer Wiedereingliederer-Kultur<br />
Die hauptsächliche Führungsaufgabe des RAV-Leiters besteht darin, eine<br />
“Wiedereingliederer-Kultur” zu schaffen. Dies ist von folgenden<br />
Faktoren abhängig:<br />
n klare Zielvorgaben und Richtlinien (insb. bezüglich Sanktionspraxis)<br />
n wirksames Controlling der RAV-Mitarbeiter<br />
n Schaffen von Anreizen für die Personalberater, die Wiedereingliederer-<br />
Kultur zu leben<br />
n institutionalisierter Informationsfluss im RAV<br />
n sorgfältiger Personalmix (vgl. Punkt 5).<br />
Seite 80/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
8 .3 Lenkendes Finanzierungssystem<br />
Es wäre unzweckmässig, obige Erkenntnisse künftig als verbindliche Vorgaben<br />
an die RAV zu formulieren. Sie sollten zwar einerseits als grundsätzliche<br />
Leitlinie erachtet werden, andererseits aber nicht verhindern, dass diese<br />
Leitlinie durch die RAV laufend weiterentwickelt und individuell angepasst<br />
werden kann. Ebenfalls sollten sie nicht verhindern, dass einzelne<br />
RAV in begründeten Spezialfällen gezielt davon abweichen können. Die<br />
RAV bzw. die RAV-Berater sind jeweils am besten in der Lage zu beurteilen,<br />
welche Leistungen die Wiedereingliederung der betreffenden Stellensuchenden<br />
am stärksten beschleunigt.<br />
Den RAV sollten also Freiheiten eingeräumt werden, in welcher Art und<br />
Weise sie die ihnen aufgetragenen Aufgaben umsetzen wollen. Dies bedeutet,<br />
dass ihnen gleichzeitig ein starker Anreiz gegeben werden muss, diese<br />
Freiheiten im Sinne des Auftraggebers - dem ALV-Fonds - zu nutzen. Dies<br />
lässt sich am besten dadurch erreichen, indem die Finanzierung der RAV an<br />
die Erreichung vorgegebener Ziele geknüpft wird.<br />
Seite 81/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
9 Potentialberechnung (Phase 4: Potentialschätzung)<br />
Im untersuchten Zeitraum zwischen Juli 1997 und Februar 1998 wurden in<br />
den 125 untersuchten RAV 115’900 Stellensuchende erfolgreich in den <strong>Arbeit</strong>sprozess<br />
reintegriert. Die fünf RAV mit der kürzesten Durchlaufzeit<br />
hatten dabei eine durchschnittliche Dauer der Stellensuche von 132 Kalendertagen.<br />
Diese Dauer ist um 107 Tage kürzer als der Gesamtdurchschnitt<br />
(239 Kalendertage).<br />
Mindestens 50 Prozent dieses Unterschiedes ist gemäss ökonometrischer<br />
Analyse durch nicht beeinflussbare Faktoren begründet. D.h. dass höchstens<br />
50 Prozent der Wirkungsunterschiede sich auf endogene Faktoren zurückführen<br />
lassen. Damit liegt das maximal denkbare Einsparungspotential bei<br />
6,2 Millionen Kalendertagen für den betrachteten Untersuchungszeitraum<br />
(8 Monate). Dies unter der Bedingung, dass im ökonometrischen Modell<br />
sämtliche exogenen Einflussgrössen mitberücksichtigt sind. Von den 6,2<br />
Millionen Tagen lassen sich mindestens 1,25 Millionen Tage ökonometrisch<br />
als Sparpotential nachweisen.<br />
Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass das beeinflussbare Sparpotential<br />
der RAV für den betrachteten Untersuchungszeitraum zwischen 1,25 und<br />
6,2 Millionen Tagen liegt. Dies unter der Voraussetzung, dass alle 125<br />
RAV gleich effizient arbeiten wie die fünf besten RAV.<br />
Rechnet man dieses Sparpotential auf alle 150 damals bestehenden RAV<br />
hoch, ergibt sich ein maximales Gesamtsparpotential von 7,44 Millionen<br />
Kalendertagen. Davon wiederum lassen sich 1,5 Millionen Kalendertage<br />
ökonometrisch als Mindestsparpotential nachweisen.<br />
Bezogen auf ein volles Kalenderjahr beläuft sich das Gesamtsparpotential<br />
auf 2,25 Millionen Kalendertage im Minimum und 11,16 Millionen Tage im<br />
Maximum.<br />
Bezogen auf die Versicherungskasse bedeutet dieses Sparpotential eine<br />
Entlastung der Kasse um 1,6 Millionen Auszahlungstage im Minimum und<br />
7,97 Millionen Auszahlungstage im Maximum. Dies wiederum bedeutet -<br />
ausgehend von einem durchschnittlichen Tagessatz von 130 Franken und<br />
ausgehend von den geschilderten Bedingungen - ein jährliches Entlastungspotential<br />
für die Versicherungskasse von zwischen 209 Millionen Franken<br />
und 1 036 Millionen Franken.<br />
Seite 82/83
15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />
RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />
Anhangverzeichnis<br />
Anhang 1: Terminologie<br />
Anhang 2: Ökonometrische Analyse<br />
Anhang 3: Prozessanalyse (ausgewählte Auswertungen)<br />
Seite 83/83
n Belpstrasse 23<br />
Postfach 5032<br />
CH-3001 Bern<br />
n Fon 031 320 61 11<br />
Fax 031 320 68 29<br />
RAV-Evaluationsstudie<br />
Schlussbericht