09.01.2013 Aufrufe

RAVSchlussbeÂ… - Treffpunkt-Arbeit

RAVSchlussbeÂ… - Treffpunkt-Arbeit

RAVSchlussbeÂ… - Treffpunkt-Arbeit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Zusammenfassung ..............................................................................3<br />

2 Auftrag und Vorgehen .......................................................................6<br />

2 .1 Ausgangslage .....................................................................................6<br />

2 .2 Ziel des Auftrages ..............................................................................7<br />

2 .3 Überblick über das Vorgehen..............................................................7<br />

2 .4 Phase 2: Messen von Wirkungszusammenhängen der<br />

Vermittlungsmassnahmen (Ökonometrische Analysen)........................8<br />

2 .5 Phase 3: Ursachen der Effizienzunterschiede zwischen den RAV<br />

(Betriebswirtschaftliche Analysen)......................................................9<br />

2 .6 Phase 4: Verbesserungsvorschläge und Potentialschätzung ...............10<br />

3 Aufgaben und Funktionsweise der RAV .........................................12<br />

3 .1 Gesetzlicher Auftrag.........................................................................12<br />

3 .2 Überblick über den AVIG-Vollzug ...................................................13<br />

3 .3 Prozesse innerhalb der RAV .............................................................14<br />

4 Evaluationsmodell ............................................................................19<br />

4 .1 Überblick über den Untersuchungsgegenstand ..................................19<br />

4 .2 Exogene und endogene Ursachen der RAV-Wirkungen ....................20<br />

5 Wirkungen im Überblick..................................................................22<br />

5 .1 Untersuchungszeitraum ....................................................................22<br />

5 .2 Durchschnittliche Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten<br />

Stellensuchenden ..............................................................................22<br />

5 .3 Monatliche Übertritte zu Langzeitstellensuche ..................................22<br />

5 .4 Dauerhaftigkeit der Wiedereingliederungen.......................................23<br />

5 .5 Unterschiede nach <strong>Arbeit</strong>slosenkategorien ........................................23<br />

5 .6 Unterschiede nach Branchen.............................................................27<br />

5 .7 Unterschiede nach Kantonen.............................................................30<br />

5 .8 Unterschiede zwischen den RAV......................................................32<br />

6 Einfluss exogener Ursachen auf die Wirkung der RAV (Phase 2:<br />

Ökonometrische Analyse).................................................................36<br />

6 .1 Überblick über die ökonometrische Analyse der exogenen Einflüsse .36<br />

6 .2 Theoretisches Modell der ökonometrischen Analyse .........................37<br />

6 .3 Erklärungsgehalt der exogenen Faktoren ..........................................40<br />

6 .4 Die Wirkung der RAV nach Korrektur des Einflusses der exogenen<br />

Faktoren...........................................................................................41<br />

Seite 1/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

7 Der Einfluss der RAV auf die Wirkungen (Phase 3:<br />

Betriebswirtschaftliche Analyse)......................................................44<br />

7 .1 Überblick über die betriebswirtschaftliche Analyse der endogenen<br />

Einflüsse...........................................................................................44<br />

7 .2 Die Funktionsweise eines effizienten RAV........................................45<br />

7 .3 Leistungen........................................................................................49<br />

7 .4 Ressourcen.......................................................................................62<br />

8 Verbesserungvorschläge (Phase 4: Verbesserungsvorschläge) ......78<br />

8 .1 Fazit der Studie ................................................................................78<br />

8 .2 Strategische Erfolgsfaktoren der RAV..............................................79<br />

8 .3 Lenkendes Finanzierungssystem .......................................................81<br />

9 Potentialberechnung (Phase 4: Potentialschätzung) .......................82<br />

Anhangverzeichnis................................................................................83<br />

Alle Personen- und Funktionsbezeichnungen in diesem Bericht<br />

gelten für beide Geschlechter.<br />

Seite 2/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

1 Zusammenfassung<br />

1.1 Im Jahre 1995 hat das Bundesparlament das <strong>Arbeit</strong>slosenversicherungsgesetz<br />

(AVIG) revidiert. Damit wurde der Fokus der <strong>Arbeit</strong>slosenversicherung<br />

verschoben - vom passiven Taggeldbezug hin zur aktiven Wiedereingliederung<br />

der <strong>Arbeit</strong>slosen. So sind die Kantone seit dem 1.1.1996 verpflichtet,<br />

Regionale <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren (RAV) zu errichten und zu betreiben.<br />

Deren Aufgabe besteht darin, die Stellensuchenden möglichst rasch und<br />

dauerhaft in den <strong>Arbeit</strong>sprozess zu integrieren.<br />

1.2 Am 6.11.1996 hat der Bundesrat beschlossen, die per 1.1.1997 in Kraft gesetzten<br />

Massnahmen des AVIG durch eine verwaltungsunabhängige Stelle<br />

evaluieren zu lassen. In der Folge hat das Bundesamt für Wirtschaft und <strong>Arbeit</strong><br />

(BWA) die ATAG Ernst & Young Consulting beauftragt, die Wirkung<br />

und Funktionsweise der RAV betriebswirtschaftlich zu untersuchen.<br />

1.3 Die vorliegende Studie ist das Ergebnis dieses Auftrages. Sie bezieht sich<br />

auf den Untersuchungszeitraum zwischen Sommer 1997 und Sommer 1998.<br />

In die Untersuchung einbezogen wurden 125 RAV. Die wichtigsten Fragestellungen<br />

der Studie sind:<br />

n Welche Wirkungen erzielen die RAV im <strong>Arbeit</strong>smarkt?<br />

n Welche Faktoren haben einen Einfluss auf die Wirkungen der RAV?<br />

Welche davon sind durch die RAV beeinflussbar (endogen)? Welche sind<br />

nicht beeinflussbar (exogen)?<br />

Wie lassen sich die RAV wirkungsvoller führen? Welches Verbesserungspotential<br />

ergibt sich daraus?<br />

1.4 Zusammengefasst lassen sich folgende Wirkungen der RAV feststellen: Im<br />

gesamtschweizerischen Mittel dauerte es - in der Untersuchungsperiode<br />

vom Juni 1997 bis Februar 1998 - 239 Kalendertage, bis die Stellensuchenden<br />

erfolgreich in den <strong>Arbeit</strong>smarkt reintegriert waren. Dabei gibt es erhebliche<br />

Unterschiede unter den Stellensuchenden: Je nach Alter schwankt die<br />

durchschnittliche Dauer für die Stellensuche zwischen 168 und 368 Kalendertagen,<br />

je nach Nationalität zwischen 221 und 315 Tagen, je nach Branchenzugehörigkeit<br />

zwischen 212 und 319 Tagen und je nach Kantonszugehörigkeit<br />

zwischen 146 und 307 Tagen.<br />

1.5 Auch die einzelnen RAV unterscheiden sich erheblich in der Fähigkeit, ihre<br />

Stellensuchenden in den <strong>Arbeit</strong>smarkt zu reintegrieren. Die durchschnittliche<br />

Dauer der Stellensuche schwankt je nach RAV zwischen 120 und 360<br />

Tagen (Faktor 3).<br />

1.6 Rund 50 % dieser Wirkungsunterschiede zwischen den RAV lassen sich<br />

Seite 3/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

durch exogene Faktoren erklären. Sie sind die Folge von unterschiedlichen,<br />

durch die RAV nicht beeinflussbaren Rahmenbedingungen wie z.B. die regionale<br />

<strong>Arbeit</strong>slosenquote und - struktur, die regionale Wirtschaftsstruktur<br />

u.a.<br />

Korrigiert man die Wirkungsunterschiede zwischen den RAV um diese exogenen<br />

Einflüsse, verleibt aber nach wie vor ein beachtlicher Effizienzunterschied<br />

zwischen den RAV: Das beste RAV braucht im Mittel 149 Tage und<br />

das schlechteste RAV 331 Tage, bis die Stellensuchenden reintegriert sind<br />

(Faktor 2).<br />

1.7 Dieser Effizienzunterschied ist in erster Linie die Folge unterschiedlichen<br />

Verhaltens der PersonalberaterInnen und der betriebswirtschaftlichen Umstände<br />

im RAV, unter denen sie die Leistungen erbringen. Die besten RAV<br />

erzielen bereits zum Zeitpunkt der Untersuchung sehr beachtliche Wirkungen<br />

im <strong>Arbeit</strong>smarkt, Wirkungen jedenfalls, wie sie unter dem System des<br />

rein passiven Taggeldbezuges unvorstellbar sind. Insofern darf der - durch<br />

die AVIG-Revision eingeleitete - Systemwechsel als zweckmässig qualifiziert<br />

werden.<br />

Nichtsdestotrotz lassen sich die Wirkungen der RAV noch erheblich steigern,<br />

n wenn die PersonalberaterInnen ihre Leistungen gegenüber den Stellensuchenden<br />

bedarfsgerecht erbringen,<br />

n wenn sie dazu über die erforderlichen fachlichen und sozialen Kompetenzen<br />

verfügen,<br />

n wenn sie über eine genügende Anzahl von offenen Stellen verfügen,<br />

n wenn das RAV prozess- und strukturmässig so organisiert ist, dass die<br />

PersonalberaterInnen ihre Leistungsqualität kontinuierlich steigern können,<br />

n und wenn die RAV-Leitung dafür sorgt, dass die PersonalberaterInnen<br />

sich gemäss den primären Zielen des AVIG-Vollzuges verhalten.<br />

Seite 4/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

1.8 Die breite und nachhaltige Umsetzung dieser Verbesserungsmassnahmen -<br />

bis an die “Beraterfront” aller RAV - hat zur Folge,<br />

n dass die durchschnittliche Dauer der Stellensuche um über 70 bis 80<br />

Kalendertage verkürzt wird<br />

n und dass die <strong>Arbeit</strong>slosenversicherungskasse - unter den Umständen im<br />

Untersuchungszeitraum - jährlich um 200 Millionen Franken bis rund 1<br />

Millarde Franken entlastet wird.<br />

Seite 5/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

2 Auftrag und Vorgehen<br />

2 .1 Ausgangslage<br />

Zur wirksamen Bekämpfung der <strong>Arbeit</strong>slosigkeit in der Schweiz wurden<br />

seit Beginn der 90er Jahre verschiedene Massnahmen ergriffen. Nebst einem<br />

wirtschaftlichen Revitalisierungsprogramm (seit 1993), einem Beschäftigungsprogramm<br />

(1993) und einem Investitionsprogramm (1997)<br />

stellt die Revision des <strong>Arbeit</strong>slosenversicherungsgesetzes AVIG (1995) die<br />

zentrale Massnahme dar.<br />

Diese Revision brachte einen Umbau der <strong>Arbeit</strong>slosenversicherung (ALV),<br />

insbesondere durch Einführung sogenannter arbeitsmarktlicher Massnahmen<br />

(AM). Das übergeordnete Ziel dieser Massnahmen ist dabei, <strong>Arbeit</strong>slose<br />

möglichst rasch wieder in den <strong>Arbeit</strong>sprozess einzugliedern. Damit wurde<br />

der Fokus der ALV vom passiven Taggeldbezug in Richtung einer aktiven<br />

Wiedereingliederung verschoben.<br />

Der Grossteil der revidierten Gesetzesartikel des AVIG ist in Kraft gesetzt<br />

worden: Seit dem 1.1.1996 sind die Kantone insbesondere verpflichtet, sogenannte<br />

regionale <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren (RAV) zu errichten und zu betreiben.<br />

Ausserdem müssen sie seit dem 1.1.1997 ein Mindestangebot an aktiven<br />

arbeitsmarktlichen Massnahmen (AM) zur Verfügung stellen.<br />

Der Bundesrat hat in einem Beschluss vom 6.11.1996 das EVD beauftragt,<br />

die per 1.1.1997 in Kraft gesetzten Massnahmen des AVIG durch eine<br />

verwaltungsunabhängige, neutrale Stelle evaluieren zu lassen und den<br />

Bundesrat innert zwei Jahren nach Inkrafttreten der revidierten Gesetzesbestimmungen<br />

über die Ergebnisse zu informieren.<br />

Vor diesem Hintergrund hat das BWA die ATAG Ernst & Young Consulting<br />

AG beauftragt, eine betriebswirtschaftlich orientierte Evaluationsstudie<br />

durchzuführen, welche die Funktionsweise und betriebswirtschaftliche Effizienz<br />

der RAV analysiert.<br />

Die Studie bezieht sich auf den Zeitraum zwischen Sommer 1997 und<br />

Sommer 1998. Während dieser Zeit befanden sich einzelne RAV noch in<br />

der Aufbauphase. Diese RAV wurden aus den Untersuchungen ausgeschlossen.<br />

Seite 6/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

2 .2 Ziel des Auftrages<br />

Die vorliegende Studie beinhaltet eine Evaluation der eingeleiteten Vermittlungsmassnahmen<br />

und das Unterbreiten von entsprechenden Verbesserungsvorschlägen.<br />

Dabei wird primär untersucht, inwieweit mit der Errichtung<br />

der RAV die folgenden gemäss AVIG (Art. 72b Abs. 2) zu erzielenden<br />

Wirkungen erreicht worden sind:<br />

n die rasche und dauerhafte Wiedereingliederung der Versicherten bewirken<br />

n die Gefahr der Langzeitarbeitslosigkeit vermindern.<br />

Des weitern zeigt die Studie auf, welche Faktoren die Effizienz der RAV<br />

positiv beziehungsweise negativ beeinflussen. Die zwischen den RAV vorliegenden<br />

Effizienzunterschiede werden beschrieben und (soweit möglich)<br />

quantifiziert. Als Ergebnis dieser Analyse werden darauf aufbauend betriebswirtschaftliche<br />

Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt und konkretisiert.<br />

Schliesslich wird das vorhandene Verbesserungspotential geschätzt.<br />

2 .3 Überblick über das Vorgehen<br />

Bei der Studie wurde zusammengefasst in den folgenden fünf Phasen vorgegangen.<br />

In einer ersten Phase wurde das Projekt zusammen mit den Vertretern des<br />

BWA vorbereitet und konkretisiert. Dabei wurde insbesondere die Datenlage<br />

geprüft und die für die Analysen erforderlichen Daten aufbereitet.<br />

In der zweiten Phase wurden die Zusammenhänge zwischen den Vermittlungsmassnahmen<br />

der RAV und den damit erzielten Wirkungen mittels<br />

ökonometrischer Methoden analysiert. Dabei wurde einerseits untersucht,<br />

welche Faktoren die Wirkungen der RAV beeinflussen. Andererseits konnte<br />

aufgezeigt werden, welche dieser Einflussfaktoren von den RAV direkt gesteuert<br />

werden können und welche Einflüsse demgegenüber aus-serhalb deren<br />

Einflussnahme liegen.<br />

In einer dritten Phase wurden aufgrund der ökonometrischen Analyse 9<br />

ausgewählte RAV einer betriebswirtschaftlichen Analyse unterzogen. Damit<br />

werden die betriebsinternen Gründe für die Effizienzunterschiede zwischen<br />

den RAV eruiert.<br />

In der vierten Phase wurden die Wirkungen der getroffenen Vermittlungsmassnahmen<br />

in einer Evaluation beurteilt. Ausserdem werden Möglichkeiten<br />

aufgezeigt, um die Effizienz der RAV zu verbessern. Schliesslich<br />

wird das Verbesserungspotential geschätzt.<br />

Seite 7/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

In der fünften Phase wurde der vorliegende Schlussbericht mit allen Ergebnissen<br />

zuhanden des Bundesrates redigiert.<br />

In den nachfolgenden Kapiteln sind die Tätigkeiten der verschiedenen Phasen<br />

(Phasen 2 bis 4) kurz beschrieben.<br />

2 .4 Phase 2: Messen von Wirkungszusammenhängen der Vermittlungsmassnahmen<br />

(Ökonometrische Analysen)<br />

Ausgehend von den Zielen des AVIG und dem Leistungsauftrag der RAV<br />

wird gemessen, wie rasch die Stellensuchenden wiedereingegliedert werden,<br />

ob Langzeitarbeitslosigkeit wirksam bekämpft wird und wie dauerhaft<br />

die Wiedereingliederungen sind. Zu prüfen ist, wie sich die RAV in bezug<br />

auf diese angestrebten Wirkungen unterscheiden; andererseits sind die Unterschiede<br />

verschiedener <strong>Arbeit</strong>slosenkategorien, Branchen und Regionen<br />

hinsichtlich dieser Wirkungen zu untersuchen.<br />

Das Vorgehen unterteilt sich in drei Schritte:<br />

1. Feststellen der Leistungsunterschiede der RAV in Bezug auf die zentralen<br />

Wirkungsgrössen (vgl. Kapitel 5):<br />

n Rasche und dauerhafte Wiedereingliederung der Stellensuchenden<br />

n Vermeidung und Bekämpfung von Langzeitstellensuche.<br />

2. Messen derjenigen Leistungsunterschiede zwischen den RAV, die auf<br />

exogene Ursachen zurückzuführen sind (vgl. Kapitel 6). Darunter werden<br />

jene Ursachen der Wirkungsunterschiede verstanden, auf die das<br />

RAV und der Kanton keinen direkten Einfluss haben (z.B. Wirtschaftsstruktur,<br />

<strong>Arbeit</strong>slosenstruktur, etc.).<br />

3. Isolieren der tatsächlichen Effizienzunterschiede zwischen den RAV<br />

(vgl. Kapitel 6). Darunter werden jene Leistungsunterschiede zwischen<br />

den RAV verstanden, die auf endogene Ursachen zurückzuführen sind,<br />

das heisst, welche die RAV beziehungsweise die Kantone direkt beeinflussen<br />

können.<br />

Für die Durchführung der Berechnungen sind für sämtliche RAV gegen 300<br />

endogene und exogene Variablen erhoben worden. Die erforderlichen Daten<br />

sind dabei einerseits der AVAM-Datenbank und andererseits der<br />

ASAL-Datenbank - den beiden primären statistischen Informationsquellen<br />

des AVIG-Vollzugs - sowie Statistiken des Bundesamtes für Statistik entnommen<br />

worden.<br />

Seite 8/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

2 .5 Phase 3: Ursachen der Effizienzunterschiede zwischen den RAV<br />

(Betriebswirtschaftliche Analysen)<br />

Hier werden jene Wirkungsunterschiede zwischen den RAV untersucht, die<br />

auf endogene Ursachen zurückzuführen sind (vgl. Kapitel 7). Oder mit andern<br />

Worten lautet die Fragestellung: Welche betriebsinternen Faktoren beeinflussen<br />

die Effizienz der RAV?<br />

Aufgrund einer Reihe von Hypothesen sind die verfügbaren Daten statistisch<br />

getestet worden. Zum Beispiel: Gibt es einen statistisch signifikanten<br />

Zusammenhang zwischen der Anzahl Beratungsgespräche der Personalberater<br />

im RAV und der durchschnittlichen Dauer der Stellensuche des RAV?<br />

Gibt es einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Dauer der Stellensuche<br />

und der Sanktionshäufigkeit eines RAV? Haben jene RAV mit grossem<br />

Vermittlungserfolg eine kürzere Dauer der Stellensuche ? Sind in<br />

RAV mit kurzer Dauer der Stellensuche vermehrt Wiederanmeldungen<br />

festzustellen ? Verkürzt die Akquisition offener Stellen die Dauer der Stellensuche<br />

?<br />

Die verschiedenen statistischen Erklärungen für die festgestellten Effizienzunterschiede<br />

dienen dazu, neun ausgewählte RAV einer detaillierten<br />

betriebswirtschaftlichen Analyse zu unterziehen. Damit können auch jene<br />

(qualitativen) Effizienzunterschiede zwischen den RAV aufgedeckt werden,<br />

die in den uns verfügbaren Daten nicht zum Ausdruck kommen (vgl. Kapitel<br />

7).<br />

Die Auswahl der neun RAV ist nach verschiedenen Kriterien erfolgt: die<br />

gewählten RAV ...<br />

n ... sind (im Untersuchungszeitraum) zwischen Juli 1997 und Februar<br />

1998 keinen grösseren Restrukturierungen unterzogen worden. Die<br />

Strukturen und Prozesse einer sich in einer grundsätzlichen Reorganisationsphase<br />

befindlichen Organisation kann aus methodischen Gründen<br />

nicht gezielt evaluiert werden<br />

n ... weisen (nach Korrektur exogener Einflüsse) bezüglich den in den<br />

ökonometrischen Analysen untersuchten Wirkungen (Dauer der Stellensuche,<br />

Wiederanmeldungen, Zugänge zu Langzeitstellensuche etc.) unterschiedlich<br />

gute Werte auf. Es sind sowohl deutlich überdurchschnittliche<br />

(3), durchschnittliche (3) als auch unterdurchschnittliche (3) RAV in<br />

die Untersuchungen miteinbezogen worden<br />

n ... kommen sowohl aus Grossstädten (3), Kleinstädten (3) als auch ländlichen<br />

Gebieten (3)<br />

Seite 9/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

n ... kommen sowohl aus der französisch sprechenden Schweiz (3) als<br />

auch aus der Deutschschweiz (6); es wurde kein Tessiner RAV einer näheren<br />

Prüfung unterzogen, da sie allesamt durchschnittliche Leistungswerte<br />

aufwiesen<br />

n ... weisen unterschiedliche Grössen auf (zwischen 11 und 66 Personalberater)<br />

n ... kommen aus Regionen mit hoher und tiefer <strong>Arbeit</strong>slosigkeit.<br />

Anhand einer umfassenden Prozessanalyse, Gesprächen mit RAV-<br />

Mitarbeitern, Experteninterviews, schriftlichen Befragungen und Sekundärmaterial<br />

wurden zusätzlich zur ökonometrischen Analyse weitere Effizienzunterschiede<br />

zwischen der RAV eruiert, so z.B. in bezug auf<br />

n Führung der RAV und Aufgabenverständnis der RAV-Leiter<br />

n unterschiedliche Gewichtung der verschiedenen Prozesse<br />

n Aufgabenabgrenzung zwischen RAV und KIGA (kantonale Vorgaben,<br />

Freiräume des RAV etc.)<br />

n organisatorische Strukturen, Personalselektion, Controlling, interne<br />

Kommunikation<br />

n zentrale (Miss-) Erfolgsfaktoren für eine rasche Wiedereingliederung der<br />

Stellensuchenden<br />

n zentrale (Miss-) Erfolgsfaktoren für die Akquisition von Stellen (Art der<br />

Akquisition, Art der Betreuung der <strong>Arbeit</strong>geber, Trennung von Beratung<br />

und Akquisition etc.)<br />

n Leerzeiten, Doppelspurigkeiten.<br />

2 .6 Phase 4: Verbesserungsvorschläge und Potentialschätzung<br />

In Phase 4 wird aufgrund der Erkenntnisse aus den ökonometrischen Analysen<br />

und den betriebswirtschaftlichen Feststellungen eine Evaluation erarbeitet.<br />

Zudem wird aufgezeigt, welche Verbesserungen sinnvollerweise innerhalb<br />

der RAV angestrebt werden sollen. Ausserdem werden die Verbesserungsvorschläge<br />

der RAV-Evaluationsstudie mit denjenigen eines Zusatzauftrags<br />

integriert. Der Fokus dieses Zusatzauftrags liegt darauf, den<br />

Leistungsauftrag an die RAV sowie die Finanzierungsströme zu prüfen und<br />

verbesserte Anreizsysteme vorzuschlagen (vgl. Kapitel 8).<br />

Seite 10/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Phase<br />

Phase<br />

2:<br />

2:<br />

Ökonometrische<br />

Ökonometrische<br />

Analysen<br />

Analysen<br />

-<br />

-<br />

Datenerhebung,<br />

Datenerhebung,<br />

Datenaufbereitung<br />

Datenaufbereitung<br />

-<br />

-<br />

Faktorenanalyse,<br />

Faktorenanalyse,<br />

Korrelationsanalyse<br />

Korrelationsanalyse<br />

- Regressionsanalysen<br />

- Regressionsanalysen<br />

-<br />

-<br />

Einfluss<br />

Einfluss<br />

exogener<br />

exogener<br />

Ursachen<br />

Ursachen<br />

auf<br />

auf<br />

die<br />

die<br />

Wirkungen<br />

Wirkungen<br />

der<br />

der<br />

RAV<br />

RAV<br />

-<br />

-<br />

Einfluss<br />

Einfluss<br />

endogener<br />

endogener<br />

Ursachen<br />

Ursachen<br />

auf<br />

auf<br />

die<br />

die<br />

Wirkungen<br />

Wirkungen<br />

der<br />

der<br />

RAV<br />

RAV<br />

Phase<br />

Phase<br />

3:<br />

3:<br />

Betriebswirtschaftliche<br />

Betriebswirtschaftliche<br />

Analysen<br />

Analysen<br />

-<br />

-<br />

Erfolgskritische<br />

Erfolgskritische<br />

Faktoren<br />

Faktoren<br />

für<br />

für<br />

Wiedereingliederung<br />

Wiedereingliederung<br />

- Erfolgskritische Faktoren für<br />

- Erfolgskritische Faktoren für<br />

Stellenakquisition<br />

Stellenakquisition<br />

-<br />

-<br />

Fachliche<br />

Fachliche<br />

und<br />

und<br />

soziale<br />

soziale<br />

Kompetenz<br />

Kompetenz<br />

der<br />

der<br />

Berater<br />

Berater<br />

-<br />

-<br />

Prozess-Strukturen<br />

Prozess-Strukturen<br />

im<br />

im<br />

RAV<br />

RAV<br />

-<br />

-<br />

Organisation<br />

Organisation<br />

der<br />

der<br />

RAV<br />

RAV<br />

-<br />

-<br />

Führung<br />

Führung<br />

der<br />

der<br />

RAV<br />

RAV<br />

Phase<br />

Phase<br />

4:<br />

4:<br />

Evaluation<br />

Evaluation<br />

der<br />

der<br />

RAV,<br />

RAV,<br />

Verbesserungsvorschläge,<br />

Verbesserungsvorschläge,<br />

Verbesserungspotential<br />

Verbesserungspotential<br />

Phase 5: Redaktion des Berichtes<br />

Phase 5: Redaktion des Berichtes<br />

Gesamtzusammenhänge Phasen 2 bis 5<br />

Seite 11/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

3 Aufgaben und Funktionsweise der RAV<br />

3 .1 Gesetzlicher Auftrag<br />

Die RAV werden von den Kantonen eingerichtet. Sie sind den Kantonen<br />

organisatorisch unterstellt.<br />

Die Kantone übertragen den RAV nach Art. 85 u.a. folgende Aufgaben.<br />

Die RAV (bzw. kantonalen Amtsstellen):<br />

n beraten die <strong>Arbeit</strong>slosen und bemühen sich, ihnen <strong>Arbeit</strong> zu vermitteln,<br />

allenfalls in Zusammenarbeit mit paritätischen oder von Trägerorganisationen<br />

geführten Stellenvermittlungsinstitutionen oder mit privaten Stellenvermittlern;<br />

sie sorgen innerhalb des ersten Monats kontrollierter <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

für eine umfassende Abklärung der Wiedereingliederungsmöglichkeiten<br />

des Versicherten;<br />

n klären die Anspruchsberechtigung ab, soweit ihnen diese Aufgaben<br />

durch das AVIG übertragen ist;<br />

n entscheiden über die Zumutbarkeit einer <strong>Arbeit</strong>, weisen den Versicherten<br />

zumutbare <strong>Arbeit</strong> zu und erteilen ihnen Weisungen in bezug auf die Teilnahme<br />

an Kursen, Besprechungen und Orientierungsveranstaltungen;<br />

fordern Unterlagen für die Beurteilung der Vermittlungsfähigkeit oder<br />

der Zumutbarkeit einer <strong>Arbeit</strong> bei Versicherten an;<br />

n überprüfen die Vermittlungsfähigkeit der <strong>Arbeit</strong>slosen;<br />

n stellen den Versicherten in den nach AVIG Art. 30; Abs. 2 und 4 vorgesehenen<br />

Fällen in der Anspruchsberechtigung ein;<br />

Die <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren können zur Erfüllung ihrer Aufgaben Private<br />

beiziehen.<br />

Die Kantone melden dem BWA als Ausgleichsstelle der <strong>Arbeit</strong>slosenversicherung<br />

die dem regionalen <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentrum übertragenen Aufgaben.<br />

Das BWA erteilt den Kantonen für den Betrieb der RAV einen verbindlichen<br />

Leistungsauftrag und passt diesen periodisch der Entwicklung auf dem<br />

<strong>Arbeit</strong>smarkt an. Der Leistungsauftrag enthält Vorgaben in bezug auf den<br />

zeitlichen Rahmen für die Abklärung der Wiedereingliederungsmöglichkeiten<br />

der Stellensuchenden, die durchgeführten Beratungsgespräche, die<br />

Akquisition von offenen Stellen, die Zuweisung und Vermittlung von Stellen,<br />

die Qualifikation und die Anzahl der Mitarbeiter und die technischen<br />

und finanziellen Rahmenbedingungen.<br />

Seite 12/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

3 .2 Überblick über den AVIG-Vollzug<br />

Am heutigen AVIG Vollzug sind verschiedene Stellen beteiligt, die unterschiedliche<br />

gesetzliche Aufträge zu erfüllen haben.<br />

Regionale <strong>Arbeit</strong>s- <strong>Arbeit</strong>s- <strong>Arbeit</strong>s-<br />

vermittlungszentren<br />

Ausgleichsfonds der <strong>Arbeit</strong>slosenversicherung<br />

Bundesamt für Wirtschaft und <strong>Arbeit</strong><br />

Kantonale Amtsstellen<br />

Öffentliche<br />

<strong>Arbeit</strong>slosenkassen<br />

Gemeindearbeitsämter<br />

Private<br />

<strong>Arbeit</strong>slosenkassen<br />

Bundesamt für Wirtschaft und <strong>Arbeit</strong> (nach AVIG Art. 83)<br />

Das Bundesamt für Wirtschaft und <strong>Arbeit</strong> (BWA) ist für den Vollzug des<br />

AVIG verantwortlich.<br />

Kantone (AVIG Art. 85, Art. 113)<br />

Die Kantone sind verantwortlich für die Führung der kantonalen Kassen,<br />

die Einrichtung der regionalen <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren und die Bezeichnung<br />

der zuständigen Amtsstellen und Beschwerdeinstanzen. Dazu gehört<br />

auch die Einsetzung von tripartiten Kommissionen nach AVIG Art. 85c.<br />

Die tripartiten Kommissionen beraten die regionalen <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren.<br />

Sie setzen sich aus jeweils gleich vielen Vertretern von <strong>Arbeit</strong>gebern,<br />

<strong>Arbeit</strong>nehmern und der <strong>Arbeit</strong>smarktbehörde zusammen. Zusätzlich<br />

ist ein Vertreter der öffentlichen Kasse Mitglied mit beratender Stimme.<br />

Weiter stellen die kantonalen Amtsstellen die für die arbeitsmarktlichen<br />

Massnahmen (AM) notwendigen Plätze bereit. Der Bundesrat nimmt die<br />

Aufteilung der Plätze - unter Berücksichtigung der Einwohnerzahl und der<br />

Zahl der Versicherten - auf die einzelnen Kantone vor. Der Kanton beteiligt<br />

sich mit einem gesetzlich geregelten Beitrag an der Bereitstellung der Jahresplätze.<br />

Die Aufgabenverteilung zwischen den kantonalen Stellen ist je<br />

nach Kanton unterschiedlich geregelt. Für die voraussichtlichen Aufwendungen<br />

der einzelnen RAV, der kantonalen Koordinationsstelle, sowie der<br />

Seite 13/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

tripartiten Kommissionen reicht der Kanton beim BWA ein Finanzierungsgesuch<br />

ein. Nach Prüfung des Finanzierungsgesuchs wird ein genereller Zusicherungsentscheid<br />

gefällt.<br />

<strong>Arbeit</strong>slosenkassen (AVIG Art. 81)<br />

Die Hauptaufgabe der <strong>Arbeit</strong>slosenkassen ist die Ausrichtung der Leistungen<br />

an die Bezüger. Sowohl die öffentlichen Kassen als auch die Verbandskassen<br />

klären als weitere Aufgabe die Anspruchsberechtigung der Versicherten<br />

ab. Sie stellen den Versicherten in den nach AVIG Art. 30, 1 vorgesehenen<br />

Fällen in der Anspruchsberechtigung ein. Zudem verwalten die<br />

Kassen das Betriebskapital, legen periodisch Rechnung ab und erstatten den<br />

Geschäftsbericht zuhanden des BWA. Die Finanzierung der Kassen wird<br />

über den Ausgleichfonds der <strong>Arbeit</strong>slosenversicherung sichergestellt. In regelmässigen<br />

Abständen rufen die Kassen die notwendigen Mittel beim Ausgleichfonds<br />

ab und zahlen die Entschädigungen über die Hausbank an die<br />

Versicherten aus. Für den Betrieb wird den Kassen vom Ausgleichfonds eine<br />

Verwaltungskostenentschädigung ausgerichtet. Die Abrechnung erfolgt<br />

entweder auf der Grundlage der effektiven Kosten oder mit einer Pauschale.<br />

3 .3 Prozesse innerhalb der RAV<br />

Die innerhalb der RAV ablaufenden Prozesse können in fünf Prozesskategorien<br />

unterteilt werden: Die Führungs- und Unterstützungsprozesse, die<br />

RAV-spezifischen Leistungserbringungsprozesse - die Wiedereingliederung<br />

und die Akquisition von Stellen- sowie die Umfeldprozesse.<br />

Die Struktur der innerhalb der RAV ablaufenden Prozesse ist in Anhang 3<br />

von der Ebene der Megaprozesse bis auf die Ebene der einzelnen Aktivitäten<br />

hinunter detailliert beschrieben. Auf die Mengen- und Qualitätsaspekte<br />

der Prozesse wird in Kapitel 7 eingegangen.<br />

Die nachfolgenden Kapitel sollen einen Überblick über die in den RAV ablaufenden<br />

wichtigsten Prozesse und Subprozesse geben.<br />

Seite 14/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

3 .3 .1 Wiedereingliederungsprozess<br />

Der im Mittelpunkt stehende Hauptprozess jedes RAV ist der Wiedereingliederungsprozess.<br />

Er beginnt mit der Anmeldung des Stellensuchenden im<br />

RAV und endet mit der Abmeldung des Stellensuchenden:<br />

n Anmeldung des Stellensuchenden<br />

Der erste Subprozess im Rahmen des Wiedereingliederungsprozesses ist<br />

die Anmeldung des Stellensuchenden. Das Stellensuchendendossier wird<br />

erstellt, die Personaldaten werden im AVAM aufgenommen und der<br />

Stellensuchende wird einem persönlichen Personalberater des RAV zugeteilt.<br />

n Erstinformationen durchs RAV<br />

Der erste Kontakt zwischen Berater und Stellensuchendem erfolgt am<br />

Erstgespräch oder dem Informations-Tag. Hier erteilen die Berater den<br />

Stellensuchenden Informationen über Rechte und Pflichten, besprechen<br />

mit ihnen das weitere Vorgehen, vereinbaren gemeinsam die Ziele und<br />

Vorgaben, planen mögliche Massnahmen und prüfen offene Stellen.<br />

n Periodische Beratungs- und Kontrollgespräche, Prüfung der <strong>Arbeit</strong>sbemühungen<br />

Um Gewähr zu haben, dass der eingeschlagene Weg zweckmässig ist,<br />

treffen sich die Personalberater und Stellensuchenden periodisch im<br />

Rahmen von Beratungs- und Kontrollgesprächen. In diesem Rahmen<br />

wird das weitere Vorgehen besprochen und gemeinsam vereinbart. Die<br />

Gespräche dienen den Personalberatern aber auch zur Kontrolle, ob die<br />

vereinbarten Vorgaben durch den Stellensuchenden eingehalten werden.<br />

Bei begründeten Zweifeln prüfen die Berater die Einhaltung dieser Vorgaben<br />

zu einem späteren Zeitpunkt vertieft nach.<br />

n Prüfen und Zuweisen offener Stellen<br />

Zwischen den Gesprächen prüfen die Personalberater laufend, ob für<br />

ihre Stellensuchenden geeignete offene Stellen vorhanden sind.<br />

n Planung der Vermittlungs- und aktiven arbeitsmarktlichen Massnahmen:<br />

Zwischen den Gesprächen werden ausserdem mögliche Weiterbildungsmassnahmen<br />

und vorübergehende Beschäftigungen für die Stellensuchenden<br />

evaluiert.<br />

Seite 15/83


Bearbeitung und Durchführung<br />

des Erstgesprächs<br />

Bearbeitung und Durchführung<br />

der Beratungs- und<br />

Kontrollgespräche<br />

Abmeldung ohne neue Stelle<br />

Wiedereingliederungsprozess<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

Anmeldung zur<br />

<strong>Arbeit</strong>svermittlung<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

n Sanktionen, Einstellungen, rechtliches Gehör<br />

In bestimmten Fällen (Missbrauch, ungenügende <strong>Arbeit</strong>sbemühungen,<br />

Ablehnung zumutbarer <strong>Arbeit</strong> u.a.) sind die Personalberater bzw. das<br />

RAV verpflichtet, die Anspruchsberechtigung des Stellensuchenden in<br />

einem gewissen Umfang zu kürzen - durch das sogenannte Verfügen von<br />

Einstelltagen. Die Stellensuchenden haben in diesen Fällen Anspruch auf<br />

rechtliches Gehör. Dies wird durch das RAV gewährt.<br />

Der Wiedereingliederungsprozess ist dann beendet, wenn sich der Stellensuchende<br />

beim RAV abgemeldet hat.<br />

Am Wiedereingliederungsprozess sind hauptsächlich die Personalberater<br />

und die administrativen Mitarbeiter beteiligt. In einem der neun untersuchten<br />

RAV sind zudem auch die auf die Stellenakquisition spezialisierten Mitarbeiter<br />

in der Wiedereingliederung tätig.<br />

Ersterfassung des<br />

Stellensuchenden<br />

Durchführung des<br />

Informationstages<br />

Vermittlungs- und<br />

Massnahmenplanung<br />

Abmeldung mit neuer Stelle<br />

Berufsberatung<br />

Prüfung der <strong>Arbeit</strong>sbemühungen<br />

Sanktionierung Rechtliches Gehör<br />

Nein<br />

Stellensuchende finden<br />

selbst eine Stelle<br />

mangelnde Bemühungen<br />

verschiedene Sanktionsgründe<br />

Seite 16/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

3 .3 .2 Akquisitionsprozess<br />

Ein wichtiges Instrument für die Wiedereingliederung von Stellensuchenden<br />

ist die Akquisition offener Stellen (vgl. Kapitel 7). Aus diesem Grund bemühen<br />

sich die RAV um gute Beziehungen zu <strong>Arbeit</strong>gebern, um offene<br />

Stellen zu akquirieren und zu bewirtschaften.<br />

Der Akquisitionsprozess besteht im einzelnen aus den folgenden Subprozessen:<br />

n Identifizierung von <strong>Arbeit</strong>gebern.<br />

Zunächst werden Marktbearbeitungskonzepte erstellt. Welche <strong>Arbeit</strong>geber<br />

sollen gezielt kontaktiert werden ?<br />

n Kontaktierung von <strong>Arbeit</strong>gebern<br />

Der Kontakt zu den <strong>Arbeit</strong>gebern wird unterschiedlich hergestellt:<br />

schriftlich (individuell und per Mailings), telephonisch und/oder persönlich.<br />

n Akquirieren ausgeschriebener Stellen<br />

In allen RAV wird neben der direkten Akquisition auch in Printmedien<br />

nach offenen Stellen gesucht und diese (nach Rücksprache mit dem <strong>Arbeit</strong>geber)<br />

ins AVAM-System eingegeben.<br />

n Bewirtschaftung offener Stellen<br />

Die von den <strong>Arbeit</strong>gebern gemeldeten offenen Stellen werden durch das<br />

RAV bewirtschaftet. Dabei geht es um den Abgleich des Anforderungsprofils<br />

der offenen Stellen, die Prüfung der Zumutbarkeit der Stelle, die<br />

Prüfung der Branchen- und Ortsüblichkeit der Stellen und die laufende<br />

Orientierung der <strong>Arbeit</strong>geber über den Vermittlungsstand.<br />

n Auskunftserteilung an <strong>Arbeit</strong>geber<br />

Eine wichtige Aufgabe im Rahmen des Akquisitionsprozess ist die Erteilung<br />

von Auskünften an die <strong>Arbeit</strong>geber.<br />

In einzelnen RAV sind alle Mitarbeiter an den Akquisitionsprozessen beteiligt;<br />

in andern werden hierfür spezialisierte “Aussendienstmitarbeiter” eingesetzt;<br />

in einigen RAV werden diese Tätigkeiten hauptsächlich von den<br />

Personalberatern wahrgenommen (vgl. Kapitel 7).<br />

3 .3 .3 Umfeldprozesse<br />

Zusätzlich zu den eigentlichen Kernaktivitäten - die Wiedereingliederung<br />

und Akquisition - nehmen die RAV Aufgaben im Bereiche der Öffentlichkeitsarbeit<br />

und der Zusammenarbeit mit andern Stellen wahr.<br />

Seite 17/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Die Umfeldprozesse beinhalten alle Tätigkeiten, die mit Kommunikation<br />

und Betreuung des Umfelds des RAV zu tun haben. Dazu gehören im einzelnen<br />

die Prozesse Aktive und passive Umfeldbetreuung, Leistungen für<br />

Dritte und Behandlung von Beschwerden.<br />

Unter aktiver und passiver Umfeldbetreuung werden alle Aktivitäten im Bereiche<br />

der Öffentlichkeitsarbeit, der Medienbetreuung und der allgemeinen<br />

Auskunftserteilung (ohne <strong>Arbeit</strong>geber und Stellensuchende) zusammengefasst.<br />

Der Prozess Leistungen für Dritte enthält sämtliche Tätigkeiten der RAV,<br />

die aus dem Kontakt mit andern Stellen entstehen. Es sind dies im einzelnen<br />

die LAM, das KIGA, das BWA, die Gemeinden, die Weiterbildungsinstitutionen<br />

sowie weitere Institutionen.<br />

Im dritten zu den Umfeldprozessen gehörenden Prozess sind die Aktivitäten<br />

zusammengefasst, die als Folge einer Beschwerde der Stellensuchenden im<br />

RAV anfallen. Dies sind im einzelnen die Beschwerdevernehmlassung, der<br />

Vollzug des Beschwerdeentscheides und die Anpassung des Dossiers des<br />

Stellensuchenden bzw. die Datenverwaltung.<br />

3 .3 .4 Führungs- und Unterstützungsprozesse<br />

In allen Unternehmungen - so auch in den RAV - laufen sogenannte Führungs-<br />

und Unterstützungsprozesse ab.<br />

Führungsprozesse beinhalten alle Tätigkeiten, die übergreifend durch Planung,<br />

Entscheidung, Durchsetzung und Kontrolle die Leistungsabwicklung<br />

steuern (z.B. Führung des RAV oder von RAV-Gruppen, Personalmanagement,<br />

Controlling und Projektmanagement).<br />

Unterstützungsprozesse sind für das reibungslose Funktionieren der Gesamttätigkeit<br />

der RAV von grosser Bedeutung. Beispiele hierfür sind die<br />

Personalverwaltung, die Informatik und die Ausbildung.<br />

Seite 18/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

4 Evaluationsmodell<br />

4 .1 Überblick über den Untersuchungsgegenstand<br />

Im Rahmen der vorliegenden Studie haben wir geprüft, wie erfolgreich die<br />

RAV die ihnen übertragen Aufgaben wahrnehmen und wodurch der Erfolg<br />

der RAV beeinflusst wird.<br />

Ausgehend von den Zielen des AVIG ist der Erfolg der RAV insbesondere<br />

in bezug auf folgende angestrebte Wirkungen untersucht worden:<br />

n die rasche Wiedereingliederung der Versicherten bewirken<br />

n die Dauerhaftigkeit der Wiedereingliederung sicherstellen<br />

n die Langzeitstellensuche verhindern und bekämpfen.<br />

Für jede dieser drei Wirkungen haben wir geeignete Messgrössen definiert,<br />

die Auskunft darüber geben, wie gut die betreffenden Wirkungen von den<br />

RAV erreicht worden sind. Diese Messgrössen bezeichnen wir als sogenannte<br />

Wirkungsindikatoren.<br />

Die Förderung der raschen Wiedereingliederung der Versicherten wird auf<br />

Basis der durchschnittlichen Dauer der Stellensuche jener Stellensuchenden,<br />

die sich vom RAV abmelden und wieder eine feste Stelle gefunden haben,<br />

beurteilt. Hierzu gehören alle vom RAV abgemeldeten Stellensuchenden,<br />

die entweder durchs RAV vermittelt worden sind oder die selbst eine Stelle<br />

gefunden haben. Nicht berücksichtigt werden Abmeldungen ohne Wiedereingliederung.<br />

Als Dauer der Stellensuche gilt die Periode zwischen Anund<br />

Abmeldung dieser Personen im RAV.<br />

Zur Messung der Dauerhaftigkeit der Wiedereingliederungen eines RAV<br />

wird der Anteil an wiederangemeldeten Stellensuchenden im betreffenden<br />

RAV als Wirkungsindikator verwendet.<br />

Die Vermeidung und Bekämpfung der Langzeitstellensuche wird aufgrund<br />

der Zugänge zu Langzeitstellensuche in Prozent des Stellensuchendenbestandes<br />

in den einzelnen RAV beurteilt. Als Langzeitstellensuchende gelten<br />

dabei Personen, die im RAV gemeldet sind und seit mehr als 365 Tagen<br />

keine feste Stelle besitzen.<br />

Die Wirkungsindikatoren haben wir aus einer grösseren Anzahl alternativer<br />

Indikatoren nach bestimmten Kriterien ausgewählt (vgl. hierzu Anhang 2).<br />

Seite 19/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Die drei vorgängig beschriebenen Wirkungsindikatoren haben ein gemeinsames<br />

Manko. Sie messen nur den unterschiedlichen Erfolg der RAV in bezug<br />

auf die erfolgreich wiedereingegliederten Stellensuchenden. Lässt ein<br />

RAV viele Stellensuchende ohne Wiedereingliederung in die Aussteuerung<br />

hinaus laufen, drückt sich dies in diesen drei Indikatoren nicht aus. Deshalb<br />

wird eine vierte Variable als Kontrollgrösse verwendet. Sie setzt die monatliche<br />

Anzahl Zugänge zu Langzeitstellensuche ins Verhältnis zu den monatlichen<br />

Wiedereingliederungen aus Langzeitstellensuche. Im Idealfall ist<br />

dieses Verhältnis langfristig gleich 1 (keine Aussteuerungen).<br />

4 .2 Exogene und endogene Ursachen der RAV-Wirkungen<br />

Die im obigen Kapitel beschriebenen Wirkungen werden für jedes einzelne<br />

RAV untersucht: Die Wirkungsunterschiede zwischen den RAV sind erheblich<br />

(vgl. Kapitel 5).<br />

Diese Wirkungsunterschiede sind zum Teil auf tatsächliche endogene Effizienzunterschiede<br />

zwischen den RAV zurückzuführen. Sie werden aber<br />

auch durch exogene Einflussgrössen bestimmt, auf welche die RAV keinen<br />

Einfluss nehmen können.<br />

Ressourcen<br />

einsatz<br />

Evaluationsmodell der Untersuchung<br />

Endogene Faktoren<br />

Leistungen<br />

Wirkungen<br />

v Wirkungen<br />

Exogene Faktoren<br />

Seite 20/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Beide Ursachen von Wirkungsunterschieden - exogene und endogene - sind<br />

untersucht worden. Dabei kann wie folgt nach exogenen und endogenen<br />

Einflussgrössen unterschieden werden:<br />

n Als endogene Einflussfaktoren werden jene Grössen bezeichnet, welche<br />

die RAV oder der betreffende Kanton direkt beeinflussen können und<br />

die einen potentiellen Einfluss auf die Wirkungen der RAV haben. Hierzu<br />

gehören namentlich die von den RAV erbrachten Leistungen, mit denen<br />

die angestrebten Wirkungen erreicht werden sollen: die mit den<br />

Stellensuchenden geführten Beratungsgespräche, die Informationstage,<br />

die vom RAV verfügten Sanktionen, die Zuweisung zu offenen Stellen,<br />

die Zuweisung zu AM und das Prüfen von <strong>Arbeit</strong>sbemühungen.<br />

Im weiteren gehören zu den endogenen Faktoren:<br />

n die Prozessstrukturen der RAV bzgl. Stellenakquisition, Vermittlung,<br />

Beratung, u.a.<br />

n die interne Organisation der RAV<br />

n das Qualifikationsniveau des Personals<br />

n die eingesetzten Führungsinstrumente.<br />

Die Leistungen werden durch Einsatz und Verbrauch verschiedener<br />

Mittel wie Personaleinsatz, Finanzen, Infrastruktur etc. erbracht. In diesem<br />

Sinne sind auch die von einem RAV verbrauchten Ressourcen zu<br />

den endogenen Faktoren zu zählen.<br />

n Exogene Faktoren sind demgegenüber jene Einflussgrössen, welche die<br />

RAV und die Kantone nicht direkt beeinflussen können, die aber einen<br />

positiven oder negativen Einfluss auf die Wirkungen der RAV haben.<br />

Hierzu gehören u.a.<br />

n die aktuelle <strong>Arbeit</strong>smarktstruktur der betreffenden Region<br />

(<strong>Arbeit</strong>slosenstruktur, etc.)<br />

n und die gegebene Wirtschafts- und Bevölkerungsstruktur<br />

(Branchenstruktur, Siedlungsstruktur, Altersstruktur, etc.).<br />

Mit dieser getrennten Betrachtung von exogenen und endogenen Faktoren<br />

kann erstens untersucht werden, welche der tatsächlich existierenden Wirkungsunterschiede<br />

zwischen den RAV ursächlich auf die RAV, deren<br />

Strukturen, Prozesse, Mitarbeiter oder andere RAV-merkmale zurückgehen.<br />

Zweitens kann aufgezeigt werden, mit welchen gezielten Massnahmen<br />

die Effizienz der RAV verbessert werden kann. Schliesslich kann auf dieser<br />

Grundlage das Verbesserungspotential abgeschätzt werden.<br />

Seite 21/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

5 Wirkungen im Überblick<br />

In den Kapiteln 6 und 7 wird auf die exogenen und endogenen Ursachen<br />

von Wirkungsunterschieden der RAV eingegangen. Als Grundlage hierfür<br />

werden in Kapitel 5 zunächst die betreffenden Wirkungsunterschiede vor<br />

Berücksichtigung von exogenen und endogenen Einflüssen dargestellt. Dabei<br />

wird nach verschiedenen <strong>Arbeit</strong>slosenkategorien, Branchen, Kantonen<br />

und RAV unterschieden.<br />

5 .1 Untersuchungszeitraum<br />

Als Untersuchungsperiode ist der Zeitraum zwischen Juli 1997 und Februar<br />

1998 aus zwei Gründen gewählt worden. Erstens erachteten wir es als unzweckmässig,<br />

auf Daten vor dem Juli 1997 zurückzugreifen, weil sich zu<br />

diesem Zeitpunkt viele RAV noch in der Aufbauphase befanden. Die Periode<br />

vor dem Juli 1997 würde demnach keine Rückschlüsse auf die Effizienz<br />

der RAV erlauben. Zweitens wurde ein möglichst langer Zeitraum gewählt<br />

(zu Beginn der Studie lagen die Datensets bis und mit Februar 1998 vor),<br />

um die saisonalen Schwankungen in die ökonometrischen Analysen miteinbeziehen<br />

zu können.<br />

5 .2 Durchschnittliche Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten<br />

Stellensuchenden<br />

Die durchschnittliche Dauer der Stellensuche derjenigen Personen, welche<br />

erfolgreich wieder in den <strong>Arbeit</strong>sprozess integriert werden konnten, liegt im<br />

Untersuchungszeitraum zwischen Juli 1997 und Februar 1998 gesamtschweizerisch<br />

bei 239,4 Kalendertagen. Die durchschnittliche Dauer der<br />

Stellensuche jener Personen, die eine Stelle gefunden haben und dabei entweder<br />

direkt oder indirekt durchs RAV vermittelt wurden, beträgt im selben<br />

Zeitraum durchschnittlich 271,3 Tage.<br />

Jeder vierte Stellensuchende konnte direkt oder indirekt durchs RAV vermittelt<br />

werden. Oder mit andern Worten, drei von vier wiedereingegliederten<br />

Stellensuchenden fanden die neue Stelle ohne aktive Vermittlung der<br />

RAV.<br />

5 .3 Monatliche Übertritte zu Langzeitstellensuche<br />

Im Untersuchungszeitraum traten monatlich im Durchschnitt 2,6 Prozent<br />

der Stellensuchenden über die Schwelle zur Langzeitstellensuche. Dem<br />

standen monatliche Abgänge aus Langzeitstellensuche von durchschnittlich<br />

1,4 Prozent aller Stellensuchenden gegenüber.<br />

Seite 22/83


Alterskategorien<br />

15-24 Jahre<br />

25-34 Jahre<br />

35-44 Jahre<br />

45-54 Jahre<br />

55-65 Jahre<br />

Gesamtdurchschnitt<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

5 .4 Dauerhaftigkeit der Wiedereingliederungen<br />

Beinahe jeder zehnte auf dem RAV gemeldete Stellensuchende (9,8 Prozent)<br />

ist innerhalb der drei vorangegangenen Jahre schon mindestens einmal<br />

auf dem RAV bzw. <strong>Arbeit</strong>samt angemeldet gewesen (07.97 bis 02.98: 9,8<br />

Prozent der Stellensuchenden).<br />

5 .5 Unterschiede nach <strong>Arbeit</strong>slosenkategorien<br />

5 .5 .1 Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten Stellensuchenden<br />

In bezug auf die durchschnittliche Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten<br />

Stellensuchenden sind zwischen verschiedenen <strong>Arbeit</strong>slosenkategorien<br />

grosse Unterschiede festzustellen:<br />

Durchschnittliche Dauer der Stellensuche nach Alterskategorien (07.97 bis 02.98)<br />

in Kalendertagen<br />

168<br />

0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />

Durchschnittliche Dauer der Stellensuche aller Abgänge mit neuer Stelle<br />

Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten Stellensuchenden nach Alterskategorien<br />

Frau<br />

Mann<br />

Gesamtdurchschnitt<br />

231<br />

Die durchschnittliche Dauer der Stellensuche liegt bei jüngeren Personen<br />

(15- 24 Jahre) mit 168 Tagen deutlich unter dem schweizerischen Durchschnitt<br />

von 239 Tagen. Ältere Stellensuchende (55- 65 Jahre) suchen mit<br />

368 Tagen deutlich überdurchschnittlich lange eine neue Stelle.<br />

Durchschnittliche Dauer der Stellensuche nach Geschlecht (07.97 bis 02.98)<br />

in Kalendertagen<br />

0 50 100 150 200 250<br />

Durchschnittliche Dauer der Stellensuche aller Abgänge mit neuer Stelle<br />

Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten Stellensuchenden nach Geschlecht<br />

239<br />

Zwischen Frauen und Männern ist keine signifikant unterschiedliche Dauer<br />

der Stellensuche festzustellen.<br />

275<br />

303<br />

368<br />

239<br />

240<br />

239<br />

Seite 23/83


Triagekategorie<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Durchschnittliche Dauer der Stellensuche nach Triagekategorien (07.97 bis 02.98)<br />

in Kalendertagen<br />

Spezialfall<br />

schwer vermittelbar<br />

mittlere Vermittelbarkeit<br />

Leicht vermittelbar<br />

Braucht keine Unterstützung<br />

Gesamtdurchschnitt<br />

193<br />

193<br />

0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />

Durchschnittliche Dauer der Stellensuche aller Abgänge mit neuer Stelle<br />

Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten Stellensuchenden nach Triagekategorien (Vermittelbarkeitskategorien)<br />

Nationalitäten<br />

Andere Länder<br />

übriges Europa<br />

Türkei<br />

Jugoslawien<br />

Spanien<br />

Portugal<br />

Italien<br />

Schweiz<br />

Gesamtdurchschnitt<br />

Die Dauer der Stellensuche von Personen, die als “schwer vermittelbar”<br />

oder “Spezialfall” klassiert sind, liegt mit 357 bzw. 348 Tagen deutlich über<br />

dem Durchschnittswert von 239 Tagen.<br />

Schweizer finden schneller eine neue Stelle (221 Tage) als Ausländer, wobei<br />

Ausländer verschiedener Nationalitäten unterschiedliche Chancen auf<br />

dem <strong>Arbeit</strong>smarkt haben.<br />

Durchschnittliche Dauer der Stellensuche nach Nationalitäten (07.97 bis 02.98)<br />

in Kalendertagen<br />

0 50 100 150 200 250 300 350<br />

Durchschnittliche Dauer der Stellensuche aller Abgänge mit neuer Stelle<br />

Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten Stellensuchenden nach Nationalitäten<br />

5 .5 .2 Zugänge zu Langzeitstellensuche<br />

In Bezug auf die Zugänge zu Langzeitstellensuche sind dieselben Zusammenhänge<br />

festzustellen wie bei der Dauer der Stellensuche: Jüngere Personen,<br />

leicht vermittelbare Personen und Schweizer sind unterdurchschnittlich<br />

stark davon betroffen. Das Problem der Langzeitstellensuche trifft über 55jährige,<br />

schwer Vermittelbare und Ausländer besonders stark.<br />

239<br />

239<br />

221<br />

239<br />

249<br />

258<br />

266<br />

270<br />

283<br />

304<br />

348<br />

357<br />

315<br />

Seite 24/83


Alterskategorien<br />

15-24 Jahre<br />

25-34 Jahre<br />

35-44 Jahre<br />

45-54 Jahre<br />

55-65 Jahre<br />

Gesamtdurchschnitt<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

5 .5 .3 Wiederanmeldungen<br />

Neben der grösseren Wahrscheinlichkeit einer Langzeitstellensuche sind die<br />

älteren Personen und die Schwervermittelbaren auch häufiger vom Problem<br />

betroffen, dass sie nach erfolgreicher Wiedereingliederung (innerhalb von 3<br />

Jahren) wieder stellenlos werden.<br />

Durchschnittlicher Bestand an wiederangemeldeten Stellensuchenden in Relation<br />

zum gesamten Stellensuchendenbestand im Zeitraum von 07.97 bis 02.98<br />

4%<br />

0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14%<br />

Wiederanmeldungen nach Alterskategorien<br />

Triagekategorie<br />

Spezialfall<br />

schwer vermittelbar<br />

mittlere Vermittelbarkeit<br />

Leicht vermittelbar<br />

Braucht keine Unterstützung<br />

Gesamtdurchschnitt<br />

Wiederanmeldungen nach Triagekategorie<br />

Durchschnittlicher Anteil der Wiederangemeldeten in Relation zum gesamten Stellensuchendenbestand<br />

Durchschnittlicher Bestand an wiederangemeldeten Stellensuchenden in Relation<br />

zum gesamten Stellensuchendenbestand im Zeitraum von 07.97 bis 02.98<br />

7%<br />

8%<br />

0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% 18%<br />

Durchschnittlicher Anteil der Wiederangemeldeten in Relation zum gesamten Stellensuchendenbestand<br />

9%<br />

10%<br />

Die ausländischen Stellensuchenden suchen zwar deutlich länger, bis sie<br />

wieder eine Stelle finden. Sie melden sich aber weniger oft wieder auf dem<br />

RAV an als die Schweizer. Die geringste Wiederanmeldungsquote haben<br />

Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien und jene der Kategorie “übrige<br />

Länder”.<br />

9%<br />

10%<br />

13%<br />

11%<br />

12%<br />

13%<br />

17%<br />

Seite 25/83


Nationalitäten<br />

Andere Länder<br />

übriges Europa<br />

Türkei<br />

Jugoslawien<br />

Spanien<br />

Portugal<br />

Italien<br />

Schweiz<br />

Gesamtdurchschnitt<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Durchschnittlicher Bestand an wiederangemeldeten Stellensuchenden in Relation<br />

zum gesamten Stellensuchendenbestand im Zeitraum von 07.97 bis 02.98<br />

6%<br />

6%<br />

0% 2% 4% 6% 8% 10% 12%<br />

Wiederanmeldungen nach Nationalitäten<br />

Frau<br />

Mann<br />

Gesamtdurchschnitt<br />

Durchschnittlicher Anteil der Wiederangemeldeten in Relation zum gesamten Stellensuchendenbestand<br />

7%<br />

Anders als bei der Dauer der Stellensuche betrifft das Problem der Wiederanmeldungen<br />

die beiden Geschlechter unterschiedlich stark: Über 18 Prozent<br />

der zwischen Juli 1997 und Februar 1998 stellenlosen Frauen waren in<br />

den 3 Jahren zuvor bereits mindestens einmal stellensuchend. Für die Männer<br />

trifft dies nur in 4 Prozent der Fälle zu.<br />

Durchschnittlicher Bestand an wiederangemeldeten Stellensuchenden in Relation<br />

zum gesamten Stellensuchendenbestand im Zeitraum von 07.97 bis 02.98<br />

4%<br />

0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% 18%<br />

Wiederanmeldungen nach Geschlecht<br />

Durchschnittlicher Anteil der Wiederangemeldeten in Relation zum gesamten Stellensuchendenbestand<br />

10%<br />

8%<br />

9%<br />

9%<br />

10%<br />

11%<br />

11%<br />

18%<br />

Seite 26/83


Branche<br />

Land- und Forstwirtschaft<br />

Gesundheitswesen<br />

Reparaturgewerbe<br />

Gastgewerbe<br />

Versicherungen<br />

Energie, Wasser, Bergbau<br />

Beratung, Planung, Informatik<br />

Baugewerbe<br />

Verkehr, Nachrichtenübermittlung<br />

Unterrichtswesen, F&E<br />

Holz, Möbel, Papier<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

5 .6 Unterschiede nach Branchen<br />

5 .6 .1 Dauer der Stellensuche<br />

Die Branchen werden nach der Nomenklatur der Eidg. Betriebszählung<br />

1985 untergliedert. Als Branche eines Stellensuchenden wird dabei die<br />

Branchenzugehörigkeit des letzten <strong>Arbeit</strong>gebers definiert.<br />

Stellensuchende, die im ersten Sektor oder in einem Dienstleistungsbetrieb<br />

beschäftigt waren, finden überdurchschnittlich schnell eine neue Stelle.<br />

Hiervon ausgenommen sind die Mitarbeiter der öffentlichen Dienste. Sie<br />

weisen die längste durchschnittliche Dauer der Stellensuche auf. Ebenfalls<br />

überdurchschnittlich lange müssen Personen der meisten Industriebranchen<br />

suchen.<br />

Durchschnittliche Dauer der Stellensuche nach Branchen (07.97 bis 02.98)<br />

in Kalendertagen<br />

Handel<br />

Immobilien, Vermietung<br />

Banken<br />

Maschinen, Fahrzeugbau<br />

persönliche Dienstleistungen<br />

sonstiges verarb. Gewerbe<br />

übrige Dienstleistungen<br />

Nichtmetallische Mineralien<br />

Nahrung, Genussmittel<br />

Metallverarbeitende Industrie<br />

Chemie<br />

Elektrotechnik, Elektronik<br />

Schuhe, Leder<br />

Graphik, Druck<br />

Kunststoffe, Kautschuk<br />

Uhren, Bijouterie<br />

Textilien, Bekleidung<br />

Öffentliche Dienste<br />

Gesamtdurchschnitt<br />

0 50 100 150 200 250 300 350<br />

Durchschnittliche Dauer der Stellensuche aller Abgänge mit neuer Stelle<br />

Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten Stellensuchenden nach Branchen<br />

212<br />

217<br />

222<br />

225<br />

226<br />

230<br />

231<br />

234<br />

240<br />

241<br />

239<br />

245<br />

246<br />

247<br />

247<br />

251<br />

257<br />

261<br />

265<br />

265<br />

270<br />

273<br />

274<br />

275<br />

280<br />

286<br />

287<br />

291<br />

315<br />

319<br />

Seite 27/83


Branchen<br />

Unterrichtswesen, F&E<br />

Energie, Wasser, Bergbau<br />

Land- und Forstwirtschaft<br />

Gesundheitswesen<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

5 .6 .2 Zugänge zu Langzeitstellensuche<br />

Die Branchenunterschiede hinsichtlich der Zugänge zu Langzeitstellensuche<br />

sind praktisch analog der durchschnittlichen Dauer der Stellensuche.<br />

Monatliche Zugänge zu Langzeitstellensuche nach Branchen (07.97 bis 02.98 )<br />

Versicherungen<br />

Reparaturgewerbe<br />

Baugewerbe<br />

Immobilien, Vermietung<br />

Schuhe, Leder<br />

Nahrung, Genussmittel<br />

übrige Dienstleistungen<br />

Holz, Möbel, Papier<br />

Beratung, Planung, Informatik<br />

Nichtmetallische Mineralien<br />

Chemie<br />

Handel<br />

Banken<br />

Gastgewerbe<br />

Verkehr, Nachrichtenübermittlung<br />

Elektrotechnik, Elektronik<br />

Maschinen, Fahrzeugbau<br />

persönliche Dienstleistungen<br />

Graphik, Druck<br />

Metallverarbeitende Industrie<br />

Kunststoffe, Kautschuk<br />

sonstiges verarb. Gewerbe<br />

Textilien, Bekleidung<br />

Öffentliche Dienste<br />

Uhren, Bijouterie<br />

Gesamtdurchschnitt<br />

Zugänge zu Langzeitstellensuche nach Branchen<br />

0.0% 0.5% 1.0% 1.5% 2.0% 2.5% 3.0% 3.5%<br />

Monatliche Anzahl Übertritte zu Langzeitstellensuche in Relation zum Stellensuchendenbestand<br />

2.0%<br />

2.1%<br />

2.1%<br />

2.3%<br />

2.4%<br />

2.4%<br />

2.4%<br />

2.5%<br />

2.5%<br />

2.5%<br />

2.6%<br />

2.6%<br />

2.6%<br />

2.6%<br />

2.6%<br />

2.6%<br />

2.6%<br />

2.6%<br />

2.7%<br />

2.7%<br />

2.7%<br />

2.7%<br />

2.7%<br />

2.7%<br />

2.7%<br />

2.7%<br />

2.8%<br />

2.9%<br />

2.9%<br />

3.2%<br />

Seite 28/83


Branchen<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

5 .6 .3 Wiederanmeldungen<br />

Der relative Bestand an wiederangemeldeten Stellensuchenden ist in den<br />

Dienstleistungsbranchen am höchsten. Die diesbezüglich tiefsten Werte sind<br />

im ersten Sektor, im Baugewerbe und in den meisten Industriebranchen<br />

festzustellen.<br />

Durchschnittlicher Anteil an wiederangemeldeten Stellensuchenden nach Branchen<br />

(07.97 bis 02.98)<br />

Baugewerbe<br />

Land- und Forstwirtschaft<br />

Nichtmetallische Mineralien<br />

Holz, Möbel, Papier<br />

Reparaturgewerbe<br />

Metallverarbeitende Industrie<br />

Maschinen, Fahrzeugbau<br />

Energie, Wasser, Bergbau<br />

Gastgewerbe<br />

Beratung, Planung, Informatik<br />

Verkehr, Nachrichtenübermittlung<br />

Nahrung, Genussmittel<br />

Kunststoffe, Kautschuk<br />

Chemie<br />

Elektrotechnik, Elektronik<br />

Schuhe, Leder<br />

Graphik, Druck<br />

Handel<br />

Uhren, Bijouterie<br />

Öffentliche Dienste<br />

Unterrichtswesen, F&E<br />

Textilien, Bekleidung<br />

Banken<br />

Immobilien, Vermietung<br />

Versicherungen<br />

persönliche Dienstleistungen<br />

übrige Dienstleistungen<br />

Gesundheitswesen<br />

Gesamtdurchschnitt<br />

Wiederanmeldungen nach Branchen<br />

5%<br />

5%<br />

6%<br />

6%<br />

6%<br />

7%<br />

7%<br />

8%<br />

8%<br />

9%<br />

0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% 18%<br />

Durchschnittlicher Anteil der Wiederangemeldeten in Relation zum gesamten Stellensuchendenbestand<br />

9%<br />

9%<br />

10%<br />

10%<br />

10%<br />

11%<br />

11%<br />

12%<br />

12%<br />

12%<br />

12%<br />

12%<br />

13%<br />

13%<br />

13%<br />

13%<br />

15%<br />

16%<br />

16%<br />

Seite 29/83


Durchschnittliche Dauer der Stellensuche aller Abgänge mit neuer Stelle<br />

350<br />

300<br />

250<br />

239<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

307<br />

VD<br />

296<br />

TI<br />

284 281<br />

GE<br />

FR<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

5 .7 Unterschiede nach Kantonen<br />

5 .7 .1 Dauer der Stellensuche<br />

Die 26 Kantone der Schweiz unterscheiden sich bezüglich der durchschnittlichen<br />

Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten Stellensuchenden,<br />

den Zugängen zu Langzeitstellensuche und den Anzahl Wiederanmeldungen<br />

deutlich.<br />

Durchschnittliche Dauer der Stellensuche je Kanton (07.97 bis 02.98)<br />

in Kalendertagen<br />

252<br />

JU<br />

241<br />

ZH<br />

236 233 229<br />

SO<br />

BE<br />

LU<br />

224 221<br />

NE<br />

AG<br />

209 207 206<br />

BL<br />

BS<br />

SG<br />

Kanton<br />

Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten Stellensuchenden nach Kantonen<br />

198 194 194 191<br />

SH<br />

VS<br />

AR<br />

TG<br />

183 182<br />

ZG<br />

SZ<br />

169<br />

UR<br />

161<br />

GL<br />

152 151 148 146<br />

OW<br />

NW<br />

Durchschnitt CH<br />

Die tiefste durchschnittliche Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten<br />

Stellensuchenden liegt bei 146 Tagen (Kanton Graubünden). Der<br />

Maximalwert liegt bei 307 Tagen (Kanton Waadt).<br />

AI<br />

GR<br />

Seite 30/83


Monatliche Anzahl Übertritte zu Langzeitstellensuche in Relation zum<br />

Stellensuchendenbestand<br />

3.0%<br />

2.5%<br />

2.0%<br />

1.5%<br />

1.0%<br />

0.5%<br />

0.0%<br />

3.0% 2.9%<br />

NE<br />

GE<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

5 .7 .2 Zugänge zu Langzeitstellensuche und Wiederanmeldungen<br />

Die Zugänge zu Langzeitstellensuche und die Wiederanmeldungen unterscheiden<br />

sich wiederum erheblich von Kanton zu Kanton.<br />

Monatliche Zugänge zu Langzeitstellensuche je Kanton (07.97 bis 02.98)<br />

2.7% 2.7%<br />

VD<br />

Zugänge zu Langzeitstellensuche nach Kantonen<br />

Durchschnittlicher Anteil der Wiederangemeldeten in Relation zum<br />

gesamten Stellensuchendenbestand<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

18%<br />

SH<br />

TI<br />

2.6% 2.5% 2.5% 2.4% 2.4% 2.4% 2.4% 2.4% 2.4%<br />

ZH<br />

FR<br />

BL<br />

BE<br />

SG<br />

SH<br />

JU<br />

BS<br />

NW<br />

2.3% 2.2% 2.2% 2.2% 2.1% 2.1% 2.0% 2.0%<br />

AG<br />

Kanton<br />

SO<br />

GL<br />

LU<br />

TG<br />

SZ<br />

GR<br />

AR<br />

1.9% 1.9% 1.9% 1.8%<br />

Durchschnittlicher Anteil an wiederangemeldeten Stellensuchenden je Kanton (07.97<br />

bis 02.98)<br />

12% 12% 12% 11% 11% 11% 11% 11% 10% 10% 10%<br />

SZ<br />

BE<br />

GL<br />

ZH<br />

Wiederanmeldungen nach Kantonen<br />

FR<br />

BL<br />

NE<br />

SG<br />

AR<br />

BS<br />

TI<br />

9% 9%<br />

AG<br />

LU<br />

Kantone<br />

8% 8% 8% 8% 8% 7% 7%<br />

JU<br />

SO<br />

GE<br />

VD<br />

TG<br />

AI<br />

UR<br />

ZG<br />

7%<br />

VS<br />

VS<br />

6%<br />

ZG<br />

UR<br />

OW<br />

1.5%<br />

AI<br />

5% 5% 4%<br />

NW<br />

OW<br />

GR<br />

Seite 31/83


Dauer der Stellensuche aller Abgänge mit neuer Stelle in Kalendertagen<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

5 .8 Unterschiede zwischen den RAV<br />

5 .8 .1 Dauer der Stellensuche<br />

Die durchschnittliche Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten<br />

Stellensuchenden schwankt zwischen den RAV stark. Die Unterschiede<br />

sind dabei ausgeprägter als jene zwischen den Kantonen. Dies deutet daraufhin,<br />

dass einerseits ein wesentlicher Teil der Leistungsunterschiede zwischen<br />

den RAV auf regionale Einflüsse zurückzuführen ist, andererseits andere<br />

Einflussfaktoren existieren müssen, welche die Unterschiede zwischen<br />

den RAV verursachen.<br />

Im RAV mit der schnellsten Durchlaufzeit beträgt die durchschnittliche<br />

Dauer der Stellensuche 120 Kalendertage. Das RAV mit der diesbezüglich<br />

schlechtesten Quote weist einen um das dreifache höheren Wert auf. Die<br />

durchschnittliche Dauer der Stellensuche beträgt hier über 360 Kalendertage.<br />

Durchschnittliche Dauer der Stellensuche je RAV (07.97 und 02.98)<br />

Regionale <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren<br />

Durchschnittliche Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten Stellensuchenden je RAV<br />

Seite 32/83


Monatliche Anzahl Abgänge aus Langzeitstellensuche mit neuer Stelle in<br />

Relation zum Stellensuchendenbestand<br />

3.5%<br />

3.0%<br />

2.5%<br />

2.0%<br />

1.5%<br />

1.0%<br />

0.5%<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

5 .8 .2 Zugänge zu bzw. Abgänge aus Langzeitstellensuche<br />

Die RAV schneiden hinsichtlich der Vermeidung von Langzeitstellensuche<br />

unterschiedlich gut ab. Das RAV mit den diesbezüglich besten Werten<br />

weist zwischen Juli 1997 und Februar 1998 einen monatlichen Zuwachs an<br />

Langzeitstellensuchenden von 1,4 Prozent auf. Dem steht ein Maximalwert<br />

von 3,4 Prozent gegenüber.<br />

Auch die Wiedereingliederung von Langzeitstellensuchenden in den <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

wird von den RAV mit unterschiedlichem Erfolg betrieben. Die<br />

besten RAV sind in der Lage, fast alle Langzeitstellensuchende wieder in<br />

den <strong>Arbeit</strong>smarkt zu integrieren, bevor sie die Schwelle zur Aussteuerung<br />

überschreiten. Die diesbezüglich ineffizientesten RAV haben im Untersuchungszeitraum<br />

12 mal mehr Übertritte in die Langzeitstellensuche als<br />

Wiedereingliederungen aus Langzeitstellensuche. Dies bedeutet, dass in<br />

diesen RAV 11 von 12 Langzeitstellensuchenden in die Aussteuerung<br />

durchwandern. In diesem sehr sensiblen Problembereich der <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

ist ein erhebliches Verbesserungspotential vorhanden.<br />

Langzeitstellensuche: Verhältnis zwischen Abgängen und Neuzugängen je RAV<br />

(07.97 bis 02.98)<br />

0.0%<br />

0.0% 0.5% 1.0% 1.5% 2.0% 2.5% 3.0% 3.5%<br />

Zugänge zu Langzeitstellensuche vs. Abgänge aus Langzeitstellensuche<br />

Typ 1<br />

Monatliche Anzahl Zugänge zu Langzeitstellensuche in Relation zum Stellensuchendenbestand<br />

Typ 2<br />

Typ 3<br />

Seite 33/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Es kann zwischen drei Typen von RAV unterschieden werden:<br />

n Typ 1: RAV, welche Langzeitstellensuchende erfolgreich wieder in den<br />

<strong>Arbeit</strong>sprozess eingliedern und gleichzeitig die Zugänge zu Langzeitstellensuche<br />

tief halten. (Typ 1 in voranstehender Grafik).<br />

n Typ 2: RAV, welche zwar einen grossen Zuwachs an Langzeitstellensuchenden<br />

aufweisen, aber gleichzeitig eine vergleichsweise grosse Zahl an<br />

Langzeitstellensuchenden erfolgreich wieder in den <strong>Arbeit</strong>smarkt integrieren.<br />

n Typ 3: RAV, welche trotz eines grossen Zuwachses an Langzeitstellensuchenden<br />

nur wenige Langzeitstellensuchende wieder in den <strong>Arbeit</strong>sprozess<br />

integrieren können. Der Typ 3 generiert am meisten Aussteuerungen.<br />

Der Typ 1 ist dem Typ 2 vorzuziehen: Der Typ 1 ist ein Ursachenbekämpfer,<br />

der Langzeitstellensuche gar nicht erst entstehen lässt. Demgegenüber<br />

ist der Typ 2 ein Symptombekämpfer, der die Langzeitstellensuchenden<br />

erfolgreich wieder in den <strong>Arbeit</strong>smarkt eingliedert. Der Typ 3 ist weder ein<br />

erfolgreicher Symptombekämpfer noch ein erfolgreicher Ursachenbekämpfer.<br />

Seite 34/83


Prozentualer Anteil der Wiederangemeldeten<br />

in Relation zum Stellensuchendenbestand<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

5 .8 .3 Wiederanmeldungen<br />

Die Unterschiede zwischen den RAV hinsichtlich der Häufigkeit von Wiederanmeldungen<br />

sind ebenfalls erheblich. Die Quoten der wiederangemeldeten<br />

Stellensuchenden in Relation zum gesamten Stellensuchendenbestand<br />

liegen je nach RAV zwischen 1,6 und 18,3 Prozent. 80 Prozent der RAV<br />

liegen in der Bandbreite zwischen 6,5 und 13,0 Prozent.<br />

Durchschnittlicher Anteil an wiederangemeldeten Stellensuchenden je RAV (07.97 bis<br />

02.98)<br />

Durchschnittliche Wiederanmeldungen je RAV<br />

Regionale <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren<br />

Seite 35/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

6 Einfluss exogener Ursachen auf die Wirkung der RAV<br />

(Phase 2: Ökonometrische Analyse)<br />

6 .1 Überblick über die ökonometrische Analyse der exogenen Einflüsse<br />

Die festgestellten Wirkungsunterschiede der RAV können zwei Ursachen<br />

haben (vgl. Kapitel 5):<br />

1. Endogene Ursachen, die im Einflussbereich der RAV oder der Kantone<br />

stehen.<br />

2. Exogene Gründe, welche die RAV nicht beeinflussen können.<br />

Mittels einer ökonometrischen Analyse von 125 RAV wurde gemessen, wie<br />

stark die Wirkungsunterschiede durch exogene und endogene Ursachen beeinflusst<br />

werden.<br />

Um die Wirkung der einzelnen RAV miteinander vergleichen zu können,<br />

haben wir deren Output anhand geeigneter Variablen gemessen. Diese<br />

(abhängigen) Wirkungsvariablen (vgl. Kapitel 4.2) sind jeweils auf eine andere<br />

Gruppe von (unabhängigen) Variablen regressiert worden. Als unabhängige<br />

Variablen wurden solche gewählt, die den Einfluss der exogenen<br />

Ursachen auf die Wirkungen der RAV möglichst gut erklären können.<br />

Die Aussagekraft einer derartigen Analyse hängt von der Fähigkeit der<br />

verwendeten Variablen ab, die Wirkungen und exogenen Ursachen zu messen.<br />

Zur Messung der Wirkungen werden die in Kapitel 5 beschriebenen<br />

Wirkungsgrössen der RAV herangezogen. Zur Kontrolle der exogenen Ursachen<br />

dieser Wirkungen der RAV standen uns eine Vielzahl von Variablen<br />

zur Verfügung, welche die demographischen Merkmale der Stellensuchenden,<br />

die konjunkturelle Situation und die wirtschaftliche Struktur in den<br />

Kantonen, die Sprachregion und dergleichen messen.<br />

Die zur Verfügung stehenden Variablen sind stark untereinander korreliert,<br />

weshalb eine geeignete Auswahl von Variablen zu treffen war. Andernfalls<br />

werden die Ergebnisse der Regressionen wegen des sogenannten Problems<br />

der Multikollinearität verzerrt. Die Auswahl dieser erklärenden Variablen<br />

haben wir mit Korrelations- und Faktorenanalysen getroffen. Das Auswahlkriterium<br />

bestand dabei in der Wahl von Variablensets, die gemeinsam einen<br />

möglichst hohen Erklärungsgehalt bezüglich der Wirkungsvariablen haben,<br />

untereinander aber eine möglichst hohe Unabhängigkeit aufweisen.<br />

Die Berechnungen haben wir schliesslich mittels verschiedenen alternativen<br />

Variablensets durchgeführt. Die Ergebnisse sind über die verschiedenen<br />

Sets hinweg konsistent.<br />

Seite 36/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Die verwendeten Daten stammen aus verschiedenen Quellen. Sämtliche auf<br />

die RAV oder die Stellensuchenden bezogenen Informationen sind den<br />

Datenbanken AVAM und ASAL entnommen. Die regionalen Wirtschaftsdaten<br />

stammen zur Hauptsache aus Statistiken des Bundesamtes für Statistik<br />

(BfS). Gesamthaft sind je RAV gegen 300 endogene und exogene Variablen<br />

einbezogen worden (vgl. Anhang 2).<br />

Nachfolgend wird eine präzise (technische) Beschreibung der ökonometrischen<br />

Methode gegeben.<br />

6 .2 Theoretisches Modell der ökonometrischen Analyse<br />

Die ökonometrische Analyse hat zum Inhalt, die quantitativen Zusammenhänge<br />

zwischen dem Ressourceneinsatz der RAV, ihrer erbrachten Leistungen<br />

und den daraus entstehenden Wirkungen zu messen. Dabei müssen die<br />

endogenen und exogenen Faktoren, die diese Zusammenhänge beeinflussen,<br />

bestimmt werden, um die Wirkungsunterschiede zwischen einzelnen RAV<br />

auf innere und äussere Ursachen zurückführen zu können.<br />

Die mit ökonometrischen Methoden durchgeführte Untersuchung hat zwei<br />

Ziele:<br />

n Erstens sollen die Wirkungsunterschiede zwischen einzelnen RAVs ermittelt<br />

werden. Dabei ist zu beachten, dass diese Wirkungsunterschiede<br />

um die exogenen Faktoren, die auf die RAV wirken, bereinigt werden<br />

müssen, um ein klares Bild der durch das RAV erzeugten Wirkungen zu<br />

erhalten.<br />

n Zweitens soll der Einfluss der zur Verfügung stehenden Ressourcen und<br />

der damit erbrachten Leistungen auf die Wirkungen der RAVs gemessen<br />

werden. Dabei steht die Ermittlung der Stärke und Richtung des Einflusses<br />

einzelner Leistungen auf die Wirkung im Vordergrund.<br />

Die beiden Untersuchungsziele, welche die ökonometrische Analyse verfolgt,<br />

können in einem gemeinsamen methodischen Rahmen bearbeitet werden.<br />

Sowohl die Ermittlung der exogenen Einflüsse auf die Wirkungsunterschiede<br />

zwischen den RAV, als auch die Messung des Einflusses einzelner<br />

Ressourcen und Leistungen auf die Wirkungen der RAV kann als lineares<br />

Modell abgebildet werden. In einem solchen linearen Modell werden die<br />

Wirkungen des RAV als Output betrachtet, der abhängig ist von Inputs,<br />

namentlich den Leistungen und Ressourcen der RAV, und den exogenen<br />

Faktoren. Diese lineare Abhängigkeit der Wirkungen von Inputs und exogenen<br />

Faktoren entspricht einer Produktionsfunktion, die mittels einer Regressionsanalyse<br />

geschätzt werden kann.<br />

Seite 37/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Eine Produktionsfunktion zu schätzen bedeutet, den Einfluss einer Reihe<br />

von Variablen auf die Wirkungen der RAV quantitativ zu ermitteln. Dieser<br />

Einfluss wird gemessen durch die Koeffizienten einer linearen Regression<br />

der Wirkungen auf die Inputs und exogenen Faktoren. Die Grösse und das<br />

Vorzeichen dieser Koeffizienten bestimmen dann Ausmass und Richtung<br />

des Einflusses der betreffenden Variable. Damit kann die Frage beantwortet<br />

werden, welche Ressourcen und Leistungen der RAV deren Wirkungen wie<br />

stark und in welche Richtung beeinflussen.<br />

Neben den erwähnten Zusammenhängen wurde auch die relative Wirkung<br />

einzelner RAV im Verhältnis zu derjenigen anderer RAV untersucht. Hierzu<br />

wurde - methodisch betrachtet - die Frage nach der optimal erreichbaren<br />

Wirkung (gegeben die Inputs und die exogenen Faktoren) gestellt. Dabei<br />

geht es technisch betrachtet um die Bestimmung der Produktionsgrenze der<br />

RAV. Sie fällt gewissermassen als Nebenprodukt der Schätzung der Produktionsfunktion<br />

an.<br />

Die Theorie zur Schätzung von Produktionsgrenzen ist wohletabliert. Sie<br />

basiert auf der Annahme, dass eine Produktionsfunktion theoretisch den<br />

maximal erreichbaren Output gegeben eine Menge von Inputs darstellt. Die<br />

Schätzung der Produktionsgrenze implementiert diese Annahme empirisch,<br />

indem unterstellt wird, dass keine der beobachtbaren Einheiten die Idealvorstellung<br />

übertreffen kann. Praktisch umgesetzt wird diese Idee, indem<br />

zunächst eine Produktionsfunktion geschätzt wird. Damit wird implizit der<br />

durchschnittlich erreichbare Output gegeben die Durchschnittswerte für die<br />

Inputs bestimmt. Die Produktionsgrenze wird dann durch diejenige Einheit<br />

definiert, die den durchschnittlichen Output am stärksten übertrifft, gegeben<br />

die jeweiligen Inputs.<br />

Übersetzt auf das vorliegende Problem der Bestimmung von Wirkungsunterschieden<br />

zwischen den RAV gegeben eine Reihe von exogenen Faktoren<br />

bedeutet dies, dass zunächst die Wirkung der RAV auf die exogenen Faktoren<br />

regressiert werden. Dies liefert den Zusammenhang zwischen der<br />

durchschnittlichen Wirkung der RAV und den Durchschnittswerten der<br />

exogenen Faktoren. Damit kann für jedes RAV der bedingte Erwartungswert<br />

der Wirkung berechnet werden. Dies ist die erwartete Wirkung gegeben<br />

die exogenen Faktoren. Dasjenige RAV, dessen tatsächliche Wirkung<br />

von deren bedingtem Erwartungswert am stärksten nach oben abweicht,<br />

bildet dann den Referenzpunkt bezüglich der erreichbaren Wirkung gegeben<br />

die exogenen Faktoren.<br />

Seite 38/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

6 .2 .1 Datentypen und ihre Quellen<br />

Die in der ökonometrischen Analyse verwendeten Daten können in vier<br />

Gruppen eingeteilt werden:<br />

n Wirkungsbezogene Daten: messen die Wirkungen, die durch das RAV<br />

erzielt werden, wie Dauer der Stellensuche, Wiederanmeldungen, Zuund<br />

Abgänge zur Langzeitstellensuche, etc.<br />

n Ressourcenbezogene Daten (endogene Ursachen): messen die dem<br />

RAV zur Verfügung stehenden Ressourcen, wie Beratungs- und Administrativpersonal,<br />

Budget, etc.<br />

n Leistungsbezogene Daten (endogene Ursachen): messen die Leistungen,<br />

die im RAV erbracht werden, wie Beratungsgespräche, Stellenakquisitionen,<br />

Sanktionen, etc.<br />

n Daten zur Messung der exogenen Faktoren: diese Daten messen einerseits<br />

die Charakteristiken der Stellensuchenden in einem RAV und andererseits<br />

das Umfeld in welchem sich das RAV befindet. Zur ersten<br />

Gruppe gehören Alter, letzte bekleidete Position, Nationalität, etc. der<br />

Stellensuchenden und zur zweiten Gruppe gehören die kantonale <strong>Arbeit</strong>slosenquote,<br />

die Siedlungsstruktur, die Wirtschaftsstruktur, etc.<br />

der Region in der das RAV operiert.<br />

Die Daten aus den ersten drei obengenannten Gruppen sowie diejenigen,<br />

die sich auf die Charakteristiken der Stellensuchenden in der vierten Gruppe<br />

beziehen, stammen aus der AVAM-Datenbank. Diese Daten standen für die<br />

Periode vom Juli 1997 bis zum Februar 1998 zur Verfügung. Zur weitgehenden<br />

Aussschaltung saisonaler Einflüsse auf diese Daten wurden in der<br />

Analyse Durchschnittswerte der betreffenden acht Monate verwendet. Die<br />

Daten, die zur Messung des wirtschaftlichen und strukturellen Umfelds<br />

verwendet werden, stammen aus verschiedenen Quellen des Bundesamtes<br />

für Statistik.<br />

Seite 39/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

6 .3 Erklärungsgehalt der exogenen Faktoren<br />

Aus den ökonometrischen Analysen sind die folgenden generellen Schlussfolgerungen<br />

zu ziehen:<br />

n Ein Grossteil der Unterschiede hinsichtlich der Dauer der Stellensuche<br />

ist direkt auf exogene Einflüsse zurückzuführen.<br />

n In Anbetracht der ausserordentlich umfangreichen und präzisen Datenbasis,<br />

die für die Berechnungen zur Verfügung stand, gehen wir davon<br />

aus, die quantifizierbaren exogenen Einflüsse zum grössten Teil erfasst<br />

zu haben.<br />

n Diejenigen Wirkungsunterschiede zwischen den RAV, die im Rahmen<br />

der ökonometrischen Untersuchungen nicht auf exogene Ursachen zurückgeführt<br />

werden konnten, sind zur Hauptsache auf die unterschiedliche<br />

Effizienz der RAV zurückzuführen. Die Ursachen hierfür können<br />

dabei sowohl im RAV selbst liegen (Qualifikation des Personals, Organisation,<br />

Führung etc.) als auch in deren Umfeld (kantonale Besonderheiten,<br />

Einbettung in die kantonale Organisation etc.).<br />

In den nachfolgenden drei Unterkapitel wird für jede Wirkungsgrösse die<br />

Frage beantwortet, in welchem Umfang die festgestellten Wirkungsunterschiede<br />

zwischen den RAV auf exogene Ursachen zurückzuführen sind.<br />

6 .3 .1 Dauer der Stellensuche<br />

Die unterschiedliche durchschnittliche Dauer der Stellensuche der RAV<br />

(zwischen 120 und 360 Tagen) ist gemäss den ökonometrischen Berechnungen<br />

zu rund 50 Prozent auf exogene Ursachen zurückzuführen (vgl.<br />

Anhang 2).<br />

Die exogen verursachten Wirkungsunterschiede sind von RAV zu RAV<br />

verschieden. Die Dauer der Stellensuche zweier RAV kann sich gemäss den<br />

ökonometrischen Berechnungen als direkte Folge exogener Einflüsse um<br />

über 200 Tage unterscheiden.<br />

6 .3 .2 Zugänge zu Langzeitstellensuche<br />

Die Unterschiede zwischen den RAV bezüglich den monatlichen Zugängen<br />

zu Langzeitstellensuche (in bezug zum Stellensuchendenbestand) sind zu 24<br />

Prozent bis 38 Prozent auf exogene Ursachen zurückzuführen.<br />

Im RAV mit den ungünstigsten exogenen Rahmenbedingungen wird diese<br />

Quote gegenüber dem RAV mit den günstigsten exogenen Umständen um<br />

rund 50 Prozent (relativ zum Mittelwert) verbessert.<br />

Seite 40/83


Durchschnittliche Dauer der Stellensuche aller Abgänge mit<br />

neuer Stelle<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

VSP1<br />

GEA7<br />

JUA4<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

6 .3 .3 Wiederanmeldungen<br />

Die unterschiedlichen Wiederanmeldungsquoten (zwischen 1,6 und 18,2<br />

Prozent des Stellensuchendenbestandes) sind zu 25 Prozent bis 38 Prozent<br />

auf exogene Ursachen zurückzuführen.<br />

6 .4 Die Wirkung der RAV nach Korrektur des Einflusses der exogenen<br />

Faktoren<br />

In den nachfolgenden Unterkapiteln werden die um die exogenen Einflüsse<br />

bereinigten Wirkungen der RAV dargestellt.<br />

6 .4 .1 Dauer der Stellensuche<br />

Die durchschnittliche Dauer der Stellensuche schwankt zwischen den RAV<br />

auch nach Korrektur der exogenen Faktoren immer noch stark:<br />

Durchschnittliche Dauer der Stellensuche je RAV vor und nach Korrektur exogener<br />

Einflüsse (125 RAV; 07.97 - 02.98)<br />

VSN1<br />

NEA2<br />

TGQ1<br />

TIC1<br />

SOA8<br />

JUA3<br />

JUA2<br />

BLF1<br />

SZA2<br />

ZHAI<br />

SGB1<br />

GRH1<br />

ZHAB<br />

ZHAQ<br />

SGT1<br />

OWA2<br />

SOA7<br />

VDU1<br />

GEA3<br />

URA2<br />

VDD1<br />

AGA6<br />

VSM1<br />

Regionale <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren<br />

Dauer der Stellensuche nach Korrektur exogener Einflüsse (= Wert vor Korrektur - exogener Einfluss)<br />

Dauer der Stellensuche vor Korrektur exogener Einflüsse<br />

Durchschnittliche Dauer der Stellensuche der wiedereingegliederten Stellensuchenden vor und nach Korrektur exogener Einflüsse<br />

SGO1<br />

Die Korrektur der exogenen Einflüsse hat nicht den Effekt, dass die Werte<br />

der RAV mit hohen Dauern der Stellensuche generell verbessert werden.<br />

Verschiedene RAV mit sehr langer Dauer der Stellensuche würden eigentlich<br />

über günstige exogene Rahmenbedingungen verfügen. Auf der andern<br />

AIA2<br />

BEA7<br />

ZHAM<br />

ARA2<br />

BEAW<br />

VSL1<br />

VDE1<br />

VDQ1<br />

ZHAN<br />

GEA5<br />

VDM1<br />

VDH1<br />

VDJ1<br />

FRM1<br />

VDZ1<br />

Seite 41/83


Monatliche Anzahl Übertritte zu Langzeitstellensuche (relativ zum<br />

Stellensuchendenbestand)<br />

3.5%<br />

3.0%<br />

2.5%<br />

2.0%<br />

1.5%<br />

1.0%<br />

0.5%<br />

0.0%<br />

VSP1<br />

VSN1<br />

VDM1<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Seite weisen einige Top-RAV sehr gute Wirkungswerte auf, obwohl sie<br />

eher schwierige Rahmenbedingungen vorfinden.<br />

6 .4 .2 Zugänge zu Langzeitstellensuche und Wiederanmeldungen<br />

Hinsichtlich der Zugänge zur Langzeitstellensuche und der Wiederanmeldungsquote<br />

sind ähnliche (wenn auch weniger ausgeprägte) Zusammenhänge<br />

wie bei der Dauer der Stellensuche festzustellen: Der Einfluss exogener<br />

Ursachen ist je nach RAV unterschiedlich gross. Es gibt sowohl schlechte<br />

RAV mit günstigen exogenen Voraussetzungen als auch gute RAV mit ungünstigen<br />

Voraussetzungen.<br />

Monatliche Übertritte zu Langzeitstellensuche je RAV vor und nach Korrektur<br />

exogener Einflüsse (07.97 bis 02.98)<br />

TIF1<br />

JUA3<br />

TIE1<br />

BSA3<br />

GEA4<br />

TGP1<br />

GRF1<br />

AGA3<br />

ZHAM<br />

AGA7<br />

BSA4<br />

AGA4<br />

LUL1<br />

GEA2<br />

OWA2<br />

BEAP<br />

FRN1<br />

URA2<br />

ZHAE<br />

FRM1<br />

BEAW<br />

JUA4<br />

GRH1<br />

Regionale <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren<br />

Prozentanteil der monatlichen Zugänge zu Langzeitstellensuche nach Korrektur exogener Einflüsse (= Wert vor Korrektur - exogener Einfluss)<br />

Prozentanteil der monatlichen Zugänge zu Langzeitstellensuche vor Korrektur exogener Einflüsse<br />

Zugänge zu Langzeitstellensuche vor und nach Korrektur exogener Einflüsse<br />

BLI1<br />

SZA3<br />

SGR1<br />

SGT1<br />

FRF1<br />

ZHAN<br />

VSL1<br />

BEA4<br />

BEAX<br />

ZHAQ<br />

VDZ1<br />

ZHAV<br />

VDD1<br />

GEA3<br />

SGQ1<br />

AGA6<br />

Seite 42/83


Durchschnittlicher Anteil der Wiederangemeldeten in Relation<br />

zum gesamten Stellensuchendenbestand<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

JUA4<br />

BLH1<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Durchschnittlicher Anteil an wiederangemeldeten Stellensuchenden je RAV vor und<br />

nach Korrektur exogener Einflüsse (07.97 bis 02.98)<br />

SOA4<br />

GEA7<br />

GRI1<br />

GEA4<br />

TGQ1<br />

VDE1<br />

VDM1<br />

NOA2<br />

SOA9<br />

AGA8<br />

VDQ1<br />

LUJ1<br />

VDP1<br />

GEA5<br />

GEA3<br />

VDU1<br />

SGO1<br />

SGQ1<br />

AGA4<br />

VSO1<br />

BSA4<br />

FRD1<br />

ZHAN<br />

TIC1<br />

Regionale <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren<br />

Wiederanmeldungsquote nach Korrektur exogener Einflüsse (= Wert vor Korrektur - Exogener Einfluss)<br />

Wiederanmeldungsquote vor Korrektur exogener Einflüsse<br />

Wiederanmeldungen vor und nach Korrektur exogener Einflüsse<br />

ZHAV<br />

BSA3<br />

SGP1<br />

SZA2<br />

ZHAP<br />

BEA2<br />

ZHAE<br />

ZHAT<br />

AIA2<br />

FRF1<br />

ZHAF<br />

BEAW<br />

ZHAQ<br />

BEAP<br />

BEAX<br />

BEAT<br />

Seite 43/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

7 Der Einfluss der RAV auf die Wirkungen<br />

(Phase 3: Betriebswirtschaftliche Analyse)<br />

7 .1 Überblick über die betriebswirtschaftliche Analyse der endogenen<br />

Einflüsse<br />

Aufgrund der ökonometrischen Untersuchungen sind die exogenen Einflüsse<br />

jedes einzelnen RAV bekannt. Dies ermöglicht es, die Wirkungen aller<br />

RAV um die exogenen Ursachen zu korrigieren. Als Ergebnis kann für jede<br />

Wirkung eine korrigierte Rangliste der RAV erstellt werden. Sie zeigen jene<br />

Wirkungsunterschiede zwischen den einzelnen RAV auf, die nicht auf<br />

die festgestellten exogenen Einflüsse zurückzuführen sind (vgl. Kapitel 6).<br />

Damit ist die Grundlage geschaffen, um nach jenen Ursachen der Effizienzunterschiede<br />

zu suchen, die direkt mit den Wirkungen der RAV zusammenhängen.<br />

Dossiers je<br />

Personalberater<br />

Grösse des RAV<br />

Kosten je<br />

Stellensuchendem<br />

messbare Grössen<br />

Organisationsstruktur<br />

Führungsstruktur<br />

Unternehmenskultur<br />

Prozesse<br />

nicht messbare Grössen<br />

Ressourcen<br />

Endogene Einflüsse<br />

Exogene Einflüsse<br />

Sanktionen<br />

Akquisition von Stellen<br />

Zuweisungen<br />

Vermittlungen<br />

Beratungsgespräche<br />

messbare Grössen<br />

Qualität der Sanktion<br />

/ Druck<br />

Qualität der Vermittlung<br />

Qualität der Beratung<br />

Art und Umfang<br />

von Massnahmen<br />

nicht messbare Grössen<br />

Leistungen<br />

Schnelligkeit der<br />

Wiedereingliederung<br />

Dauerhaftigkeit der<br />

Wiedereingliederung<br />

Eingliederung von<br />

Langzeitstellensuchenden<br />

Vermeidung von<br />

Langzeitstellensuche<br />

Vermeidung von<br />

Aussteuerungen<br />

messbare Grössen<br />

Bekämpfung von<br />

Missbräuchen<br />

nicht messbare Grössen<br />

Wirkungen<br />

Der Einfluss der RAV auf die eigenen Wirkungen ist zum Teil direkt messbar.<br />

Aufgrund der verfügbaren Daten über die Grösse des RAV, die Anzahl<br />

Dossiers je Berater, die ausgesprochenen Sanktionen etc. (vgl. obenstehende<br />

Abbildung) können rund 15 bis 25 Prozent der gesamten endogenen<br />

Wirkungsunterschiede zwischen den RAV statistisch berechnet werden.<br />

Seite 44/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Der grösste Teil der festgestellten endogenen Unterschiede ist auf qualitative<br />

Elemente im RAV zurückzuführen. Sie lassen sich nicht direkt messen,<br />

wie beispielsweise Organisation, Führungsstruktur, Qualität der Vermittlung<br />

(vgl. vorgängige Abbildung). Die qualitativen Grössen sind im Rahmen<br />

der betriebswirtschaftlichen Analysen der neun ausgewählten RAV untersucht<br />

worden (vgl. Kapitel 2.5).<br />

7 .2 Die Funktionsweise eines effizienten RAV<br />

7 .2 .1 Information, Motivation und Fähigkeit schaffen<br />

Das den RAV gemäss AVIG auferlegte Ziel, die Stellensuchenden möglichst<br />

rasch und dauerhaft wieder in den <strong>Arbeit</strong>smarkt zu integrieren, ist<br />

gleichbedeutend mit der Vorgabe, die auf dem <strong>Arbeit</strong>smarkt vorhandenen<br />

offenen Stellen durch Stellensuchende möglichst rasch und dauerhaft zu besetzen.<br />

Ein RAV arbeitet in diesem Sinne dann effizient, wenn es (bei gegebenen<br />

Kosten) dafür sorgt, die Stellensuchenden möglichst rasch und dauerhaft<br />

wieder in den <strong>Arbeit</strong>smarkt zu integrieren.<br />

Die Chancen einer erfolgreichen Wiedereingliederung eines Stellensuchenden<br />

in den <strong>Arbeit</strong>smarkt sind dann hoch, wenn der betreffende Stellensuchende<br />

...<br />

n ...über Fähigkeiten (körperlich, fachlich, psychisch) verfügt, die dem<br />

Anforderungsprofil existierender offener Stellen entspricht (Fähigkeit)<br />

n ...Kenntnis von geeigneten offenen Stellen hat (Information)<br />

n ...gewillt ist, diese Stellen zu besetzen (Motivation).<br />

Solange eine dieser drei Voraussetzungen - Fähigkeit, Information oder<br />

Motivation - nicht gegeben ist, ist es schwierig, den betreffenden Stellensuchenden<br />

wieder in den <strong>Arbeit</strong>smarkt zu integrieren: Wer die Qualifikationen<br />

für keine offene Stelle mitbringt, ist kaum integrierbar. Wer die Qualifikationen<br />

zwar mitbringt, die offenen Stellen aber nicht kennt, wird ebenfalls<br />

keine neue Stelle antreten. Und schliesslich sind bestqualifizierte und bestinformierte<br />

Stellensuchende auch nur dann integrierbar, wenn sie bereit<br />

sind, die vorhandenen zumutbaren Stellen anzunehmen.<br />

Die Zielsetzung eines RAV muss deshalb darin bestehen, bei jedem einzelnen<br />

Stellensuchenden möglichst rasch die drei Voraussetzungen für eine<br />

erfolgreiche Wiedereingliederung zu schaffen.<br />

7 .2 .2 PersonalberaterInnen als die Schlüsselpersonen<br />

Die Institution RAV kann diese Voraussetzung letztlich nicht schaffen. Es<br />

sind die Personalberater, die im direkten oder indirekten Kontakt mit den<br />

Stellensuchenden die richtigen Massnahmen ergreifen müssen. Die Art des<br />

Seite 45/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Kontakts bzw. der Interaktion zwischen Stellensuchendem und Personalberater<br />

ist die erfolgskritische Komponente für die Förderung einer raschen<br />

und dauerhaften Wiedereingliederung der Stellensuchenden. Die Frage nach<br />

den Erfolgsfaktoren der RAV ist in diesem Sinne die Frage nach jenen Elementen,<br />

welche den Kontakt zwischen Stellensuchendem und Personalberater<br />

optimieren.<br />

Information Fähigkeit Motivation<br />

R<br />

Stellensuchender<br />

Personalberater<br />

R<br />

L<br />

R<br />

L<br />

RAV<br />

L<br />

R<br />

R<br />

Bewerbung<br />

Vermittlung<br />

Dem Personalberater stehen verschiedene Instrumente bzw. Leistungen (L<br />

in obiger Abbildung) zur Verfügung, mit denen er die Wiedereingliederung<br />

des Stellensuchenden fördern kann. Nicht jedes Instrument ist dabei für jeden<br />

Stellensuchenden gleich geeignet. Je nach Defiziten des Stellensuchenden<br />

bezüglich Information, Fähigkeit und Motivation müssen andere Kombinationen<br />

von Instrumenten eingesetzt werden. Es ist die Aufgabe des Personalberaters,<br />

diese Defizite festzustellen und die Instrumente bedarfsgerecht<br />

zu kombinieren.<br />

Der Personalberater muss all seine Aktivitäten bezüglich einem Stellensuchenden<br />

auf das Ziel ausrichten, alle drei Voraussetzungen möglichst rasch<br />

und in ausreichendem Umfang herzustellen.<br />

<strong>Arbeit</strong>smarkt / Offene Stellen<br />

Seite 46/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Diesbezüglich stellten wir folgende Fehler von Personalberatern fest:<br />

n Unpräzise Abklärung der vorhandenen Defizite bezüglich aller<br />

Kriterien.<br />

n Behandlung von jeweils nur einem Defizit; keine systematische Behandlung<br />

aller Defizite.<br />

Ein häufiger Fehler besteht beispielsweise darin, die fehlende Eigenmotivation<br />

des Stellensuchenden durch gesteigerte Vermittlungstätigkeit<br />

oder Qualifizierungsmassnahmen zu kompensieren.<br />

n Einsatz von Instrumenten, die nicht dazu geeignet sind, die tatsächlichen<br />

Defizite des betreffenden Stellensuchenden zu mindern. Verschiedene<br />

Personalberater setzen die Beschäftigungsprogramme und Kurse als<br />

Standardwaffe gegen jegliche Defizite ein.<br />

Wie erfolgreich ein Personalberater durch gezielten Einsatz der Leistungen<br />

die Defizite seiner Stellensuchenden bekämpfen kann, ist wesentlich von<br />

den gegebenen Rahmenbedingungen bzw. Ressourcen (R in vorgängiger<br />

Abbildung) abhängig. Hierzu gehören die Qualifikationen und Fähigkeiten<br />

des Beraters und die spezifischen Eigenschaften des betreffenden RAV (vgl.<br />

Kapitel 7.2.4).<br />

Schliesslich ist von entscheidender Bedeutung, ob die Personalberater überhaupt<br />

einen Anreiz haben, die Instrumente möglichst gut einzusetzen. Darauf<br />

wird in Kapitel 7.4.7 eingegangen.<br />

7 .2 .3 Bedarfsgerechter Einsatz der Leistungen<br />

Der bedarfsgerechte Umgang mit den Stellensuchenden bzw. deren Defiziten<br />

ist wie gesagt der Schlüsselaspekt der erfolgreichen Wiedereingliederung.<br />

Die Untersuchungen vor Ort haben dies bestätigt. Auch die ökonometrischen<br />

Analysen deuten auf die ausserordentliche Bedeutung der bedarfsgerechten<br />

Behandlung der Stellensuchenden hin: Jene RAV, welche<br />

die Vermittlungstätigkeit eher auf die Langzeitstellensuchenden - d.h. die<br />

typischerweise unterstützungbedürftigen Stellensuchenden - konzentrieren,<br />

haben im Durchschnitt eine signifikant kürzere (korrigierte) Dauer der<br />

Stellensuche.<br />

Auch eine vergleichende Analyse der RAV-Daten der unterschiedlich erfolgreichen<br />

RAV bestätigt, dass die bedarfsgerechte Behandlung der Stellensuchenden<br />

letztlich für den Erfolg der RAV entscheidend ist:<br />

Die 12 schlechtesten RAV mit unterdurchschnittlichen Werten in bezug auf<br />

alle relevanten Wirkungen - Dauer der Stellensuche, Wiederanmeldungen,<br />

Seite 47/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Zugänge zu Langzeitstellensuche und Aussteuerungen (als Kontrollgrösse,<br />

vgl. Kapitel 4.1) - können in zwei Kategorien unterteilt werden.<br />

Die eine Kategorie setzt sich aus (rosinenpickenden) Vermittlern zusammen,<br />

welche sich insbesondere um die Leichtvermittelbaren bzw. die Kurzzeitstellensuchenden<br />

kümmern. Diese Vermittler sprechen nur sehr selten<br />

eine Sanktion aus. Die zweite Kategorie sind die passiven und sozialen<br />

RAV. Wie die schlechten Vermittler verzichten auch sie weitgehend auf<br />

Sanktionen. Sie vermitteln wenig oder mit geringem Erfolg. Die Quote an<br />

Fehlzuweisungen (Anzahl Zuweisungen pro Vermittlung) ist im allgemeinen<br />

überdurchschnittlich hoch.<br />

Gegenüber den schlechten RAV ist insbesondere die Qualität der Aufgabenerfüllung<br />

bei den 17 (in Bezug auf alle Wirkungen) besten RAV deutlich<br />

besser. Sie kümmern sie sich bedarfsgerechter um die Stellensuchenden:<br />

n So wird zum Beispiel bei der Vermittlung ein vergleichsweise grösseres<br />

Gewicht auf die schwer Vermittelbaren gelegt als dies bei den schlechteren<br />

RAV der Fall ist. Die Vermittlungsmaximierer sind unter den erfolgreichen<br />

RAV nicht zu finden. Es gibt zwar erfolgreiche RAV mit einer<br />

sehr hohen Anzahl Vermittlungen. Keines konzentriert sich dabei aber<br />

v.a. auf die Vermittlung der leicht vermittelbaren Stellensuchenden. Sie<br />

benutzen die Vermittlung als Instrument, um die Wiedereingliederung<br />

der Stellensuchenden gezielt zu beschleunigen. Dies trifft naturgemäss<br />

gerade für die unterstützungbedürftigen (schwerer vermittelbaren) Stellensuchenden<br />

zu.<br />

n Die 17 besten RAV zeichnen sich insgesamt durch unterdurchschnittlich<br />

viele Fehlzuweisungen aus.<br />

n Schliesslich ist bei den besten RAV generell eine hohe Aktivität der Berater<br />

bezüglich einer oder mehrerer Leistungen festzustellen.<br />

7 .2 .4 Rahmenbedingungen im RAV<br />

Wie gut es dem Personalberater gelingt, die verfügbaren Instrumente effizient<br />

und bedarfsgerecht einzusetzen, ist von verschiedenen Rahmenbedingungen<br />

im RAV abhängig:<br />

n Einerseits sind die fachliche und soziale Kompetenz des Personalberaters<br />

zwei erfolgsrelevante Komponenten. Beide fördern das Vertrauen des<br />

Stellensuchenden in den Berater. Dies ist eine zwingende Voraussetzung<br />

für eine erfolgreiche Beschleunigung der Wiedereingliederung.<br />

n Andererseits haben verschiedene Eigenschaften des RAV einen wesentlichen<br />

Einfluss auf die Qualität des Kontakts zwischen Stellensuchendem<br />

Seite 48/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

und Personalberater. Hierzu gehören namentlich die Führung, die Organisation<br />

und die Prozesse im RAV.<br />

In den nachfolgenden Kapiteln wird auf die Wirkungen der einzelnen Leistungen<br />

bzw. Instrumente der RAV detailliert eingegangen. Anschliessend<br />

wird der Einfluss der Ressourcen im RAV auf die Leistungen und damit die<br />

Wirkungen untersucht.<br />

7 .3 Leistungen<br />

7 .3 .1 Vermittlung<br />

Vermittlung als unterstützende Massnahme der Wiedereingliederung<br />

Die aktive Vermittlung von Stellensuchenden durch das RAV kann die<br />

Wiedereingliederung beschleunigen, wenn sie nach bestimmten Regeln erfolgt.<br />

Umgekehrt können inadäquate Vermittlungsaktivitäten den Wiedereingliederungserfolg<br />

von RAV auch erheblich reduzieren.<br />

Unter den 25 RAV mit der höchsten Vermittlungsquote (Vermittlungen<br />

relativ zu den gesamten Wiedereingliederungen) sind vier RAV zu finden,<br />

die beste Noten in bezug auf alle Wirkungen erzielen. Gleichzeitig gehören<br />

aber auch 2 der erfolglosesten RAV dieser Gruppe der “Vielvermittler” an.<br />

Betrachtet man auf der andern Seite die 25 RAV mit den vergleichsweise<br />

tiefsten Vermittlungsquoten, ergibt sich folgendes Bild: Unter diesen<br />

“Nichtvermittlern” befinden sich keine RAV, die in bezug auf alle Wirkungen<br />

überdurchschnittlich gute Noten aufweisen. Fast die Hälfte dieser RAV<br />

schneidet zwar bezüglich der Dauer der Stellensuche gut ab, sie haben aber<br />

mehrheitlich schlechte Werte in bezug auf die Vermeidung von Aussteuerungen.<br />

Seite 49/83


Anteil der Vermittlungen an den gesamten Wiedereingliederungen<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Anteil der Vermittlungen an den gesamten Wiedereingliederungen (07.97 bis 02.98)<br />

Anteil der Vermittlungen an den Wiedereingliederungen der RAV<br />

Regionale <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren<br />

Folgende statistischen Zusammenhänge zwischen den Wirkungen und den<br />

Vermittlungen der RAV können festgestellt werden:<br />

n Zwischen den Vermittlungen je Personalberater und den Wirkungen der<br />

RAV besteht kein signifikanter Zusammenhang. Die erfolgreichen RAV<br />

unterscheiden sich von den erfolglosen RAV nicht bezüglich den Anzahl<br />

Vermittlungen. Dies ergeben sowohl die Regressionanalysen als auch die<br />

Korrelationsanalysen<br />

n Je stärker die RAV ihre Vermittlungstätigkeiten auf Langzeitstellensuchende<br />

konzentrieren, desto kürzer ist Dauer der Stellensuche und desto<br />

geringer sind die Zugänge zu Langzeitstellensuche.<br />

Diese Feststellungen sind dahingehend zu interpretieren, dass nicht die<br />

Vermittlungsmenge der erfolgskritische Faktor ist, sondern die Vermittlungsqualität.<br />

Die erfolgreichen RAV setzen die Vermittlung als Hilfsmittel dazu ein, die<br />

Wiedereingliederung der Stellensuchenden bedarfsgerecht zu beschleunigen.<br />

Dabei werden insbesondere auch jene Personen aktiv vermittelt, die<br />

Schwierigkeiten haben, selbst eine Stelle zu finden.<br />

Seite 50/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Demgegenüber verfolgen viele der schlechteren RAV das Ziel, möglichst<br />

viele Vermittlungen zu erreichen. Dabei konzentrieren sie sich typischerweise<br />

auf die leichtvermittelbaren Stellensuchenden. Damit helfen sie v.a.<br />

denjenigen Stellensuchenden, um die sich auch schon der private <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

kümmert; gleichzeitig fehlen ihnen dadurch die Ressourcen, um sich<br />

um die Stellensuchenden zu kümmern, welche keine Hilfe von privater<br />

Seite erhalten.<br />

Erfolgsfaktoren der Vermittlungstätigkeit<br />

Der hauptsächliche Erfolgsfaktor der Vermittlungstätigkeit besteht wie<br />

vorgängig beschrieben darin, die Vermittlung als Leistung zur Beschleunigung<br />

der Wiedereingliederung einzusetzen, und nicht als eigentliche Wirkung<br />

bzw. Zielsetzung der RAV-Tätigkeit zu erachten.<br />

Daneben entscheiden folgende weitere Aspekte darüber, ob durch die Vermittlungsaktivitäten<br />

die durchschnittliche Dauer der Stellensuche bzw. die<br />

Vermeidung und Bekämpfung von Langzeitstellensuche verbessert oder<br />

verschlechtert wird:<br />

n Eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Vermittlung ist die<br />

Kenntnis der RAV-Berater von offenen Stellen. Dieser Zusammenhang<br />

kann direkt aus den verfügbaren Daten abgelesen werden.<br />

n Die nächste wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Vermittlung ist<br />

eine hohe Qualität der Vermittlungsaktivitäten. Eine erfolgreiche Vermittlung<br />

setzt insbesondere voraus, dass die Defizite schwer und nicht<br />

vermittelbarer Personen zuerst aktiv beseitigt werden. Die Vermittlung<br />

stellt keine Alternative zur Verbesserung der <strong>Arbeit</strong>smarktfähigkeit und<br />

Motivation der Stellensuchenden dar. In Anbetracht der grossen Zahl an<br />

Fehlzuweisungen in vielen RAV gibt es hier offensichtlich eine weitverbreitete<br />

Fehleinschätzung durch die RAV.<br />

n Die Vermittlungstätigkeit ist bei jenen RAV deutlich erfolgreicher, welche<br />

wenige Fehlzuweisungen aufweisen (vgl. nachfolgende Abbildung).<br />

n Die Ursache von Fehlzuweisungen liegt gemäss MIS-Trend Studie in 75<br />

Prozent der Fälle darin, dass Stellensuchende mit inadäquaten Fähigkeiten<br />

zugewiesen werden. Die unbefriedigende Vermittlungsqualität der<br />

RAV ist gemäss MIS-Trend-Studie der am häufigsten genannte Grund<br />

der <strong>Arbeit</strong>geber, dem RAV künftig weniger oder keine Stellen mehr zu<br />

melden.<br />

Seite 51/83


80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

SOA8<br />

ZHAF<br />

VSP1<br />

GRH1<br />

VDZ1<br />

Fehlzuweisungen der RAV<br />

SHA2<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

GEA4<br />

SGP2<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

BEAN<br />

Fehlzuweisungen vs. Vermittlungserfolg (07.97 bis 02.98)<br />

TGP1<br />

VDE1<br />

Regionale <strong>Arbeit</strong>svermittlungszentren<br />

VSM1<br />

TGQ1<br />

AGA9<br />

BEAU<br />

LUK1<br />

VDT1<br />

SOAA<br />

SGB1<br />

BEA7<br />

NEA2<br />

Vermittlungen je 5 Personalberater pro Monat Zuweisungen je Vermittlung<br />

Nach unserer Einschätzung ist die Zahl an Fehlzuweisungen aus folgenden<br />

Gründen so schnell als möglich auf ein Minimum zu reduzieren:<br />

n Die Fehlzuweisungen schaden dem Image der RAV im <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

empfindlich. Nach Einschätzung der MIS-Trend-Studie führt diese mangelnde<br />

Qualität der Vermittlungsaktivitäten dazu, dass die Meldung offener<br />

Stellen durch die <strong>Arbeit</strong>geber abnimmt. Sollte sich diese Einschätzung<br />

bestätigen, bricht eine wesentliche Voraussetzung für die tägliche<br />

<strong>Arbeit</strong> der RAV - die Kenntnis offener Stellen - weg.<br />

n Die Fehlzuweisungen stören die Motivation des Stellensuchenden. Der<br />

Personalberater mit vielen Fehlzuweisungen muss mit Akzeptanzproblemen<br />

beim Stellensuchenden rechnen.<br />

n Das Instrument der Zuweisung verliert im Falle vieler Fehlzuweisungen<br />

den aktivierenden, lenkenden Charakter. Die Zuweisung verkommt zur<br />

schikanösen Alibiübung, die weder als positive Motivation des Stellensuchenden<br />

noch als Druckmittel dienen kann.<br />

BSA4<br />

ZHAE<br />

TIF1<br />

AGA4<br />

ZHAT<br />

ZHAQ<br />

TIC1<br />

VDD1<br />

ZHAX<br />

ZHAV<br />

Seite 52/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

7 .3 .2 <strong>Arbeit</strong>smarktbefähigung<br />

Massnahmen zur Herstellung der <strong>Arbeit</strong>smarktfähigkeit<br />

Verfügen Stellensuchende nicht über die entsprechenden Fähigkeiten, eine<br />

offene Stelle ausfüllen zu können, muss ihre <strong>Arbeit</strong>smarktfähigkeit erst<br />

durch gezielte qualifizierende oder therapierende Massnahmen hergestellt<br />

werden. Dabei ist auch nach Einschätzung der erfolgreichen RAV von entscheidender<br />

Bedeutung, bedarfsgerechte Massnahmen zu ergreifen, mit denen<br />

die relevanten Defizite des Stellensuchenden gezielt beseitigt werden.<br />

Verschiedene Kategorien von Massnahmen stehen dabei zur Verfügung. Sie<br />

reichen von der Zusammenarbeit mit dritten Stellen (Berufsberatung, Therapien,<br />

etc.), über Beschäftigungsprogramme mit aktivierender und/oder<br />

qualifizierender Funktion bis hin zu den eigentlichen Weiterbildungs- und<br />

Umschulungsmassnahmen im Rahmen von Kursen.<br />

Erfolgsfaktoren und Gefahren<br />

In bezug auf den Einsatz von AM stellen wir in unserer Analyse folgende<br />

Fehlindikationen fest:<br />

n In verschiedenen RAV werden Kurse und vorübergehende Beschäftigungen<br />

nicht als Leistung zur Beschleunigung der Wiedereingliederung<br />

erachtet, sondern als einstweilige Lösung des Problems des betreffenden<br />

Stellensuchenden. Diese Grundhaltung führt tendenziell zur Verfügung<br />

von Massnahmen unbesehen des Aspekts, ob damit die Wiedereingliederung<br />

tatsächlich gefördert wird oder nicht.<br />

n Eine andere Fehlerquelle liegt darin, dass aufgrund inadäquater Kriterien<br />

über den Einsatz von Massnahmen entschieden wird. Vielfach wird als<br />

Entscheidkriterium die Frage gestellt, ob durch die Massnahme die <strong>Arbeit</strong>smarktfähigkeit<br />

gefördert wird oder nicht. Nicht jede Verbesserung<br />

der <strong>Arbeit</strong>smarktfähigkeit verkürzt jedoch automatisch die Dauer der<br />

Stellensuche. So kann es vorkommen, dass zwar die <strong>Arbeit</strong>smarktfähigkeit<br />

durch den Einsatz arbeitsmarktlicher Massnahmen verbessert wird,<br />

sich dadurch aber die Wiedereingliederung verzögert.<br />

In welchem Gesamtumfang derartige Fehlindikationen in der Schweiz stattfinden,<br />

kann im Rahmen dieser Studie nicht quantifiziert werden.<br />

Seite 53/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

7 .3 .3 Beratung<br />

Information, Motivation und Befähigung des Stellensuchenden mit<br />

Hilfe von Beratungen<br />

Die Beratungs- und Kontrollgespräche der RAV dienen der Beseitigung<br />

aller drei Defizite der Stellensuchenden: Informations-, Motivations- und<br />

Fähigkeitsdefizite.<br />

In bezug auf die Motivation von Stellensuchenden nehmen insbesondere die<br />

Erstgespräche eine zentrale Rolle ein. Sie dienen weiter dazu, die Pflichten<br />

des Stellensuchenden und die Vorgaben (“Spielregeln”) klar aufzuzeigen.<br />

Ausserdem sind die Beratungsgespräche die Grundlage für Kontrolle und<br />

Sanktionierung der Stellensuchenden. Es besteht ein signifikanter Zusammenhang<br />

zwischen den Sanktionen und den Beratungsgesprächen je Stellensuchenden.<br />

Ein wichtige Rolle der Gespräche liegt zudem darin, den Stellensuchenden<br />

über offene Stellen zu informieren bzw. ihm aufzuzeigen, wie er an die entsprechenden<br />

Informationen herankommt. Dabei geht es nicht nur darum,<br />

den Stellensuchenden über die im RAV gemeldeten Stellen ins Bild zu setzen.<br />

Der Personalberater soll dem Stellensuchenden aufzeigen, wo er auf<br />

dem freien <strong>Arbeit</strong>smarkt nach adäquaten Stellen suchen kann und soll.<br />

Die Beratung bezieht sich auch darauf, dem Stellensuchenden aufzuzeigen,<br />

welche geeigneten Qualifizierungsmöglichkeiten existieren.<br />

Weiter haben die Beratungsgespräche die Funktion, die <strong>Arbeit</strong>smarktfähigkeit<br />

des Stellensuchenden direkt zu verbessern. Hierzu gehören Tips zur<br />

Bewerbung, Berufsberatung und die Planung von arbeitsmarktlichen Massnahmen.<br />

Schliesslich ist das Beratungsgespräch ein unerlässliches Instrument dafür,<br />

eine hohe Vermittlungsqualität zu erreichen und bedarfsgerechte qualifizierende<br />

bzw. therapierende Massnahmen einleiten zu können. Der Personalberater<br />

muss hierzu möglichst präzise Kenntnisse der Fähigkeiten des betreffenden<br />

Stellensuchenden haben. In diese Richtung deuten auch die statistischen<br />

Fakten. Es besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen der<br />

Anzahl Beratungsgespräche der Personalberater und der Vermeidung von<br />

Fehlzuweisungen. Ausserdem beeinflussen Beratungsgespräche die Zahl an<br />

Vermittlungen je Stellensuchenden positiv. Zudem fördern sie insbesondere<br />

die Wiedereingliederung von Langzeitstellensuchenden.<br />

Seite 54/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Erfolgsfaktoren und Gefahren<br />

Der naheliegende Schluss, dass die Zahl der Beratungsgespräche wegen deren<br />

positiven Effekte möglichst hoch sein sollte, ist falsch. So wichtig die<br />

Beratungsgespräche in verschiedener Hinsicht sind: ein genereller Zusammenhang<br />

“viel Gespräche = gute Wirkungswerte” existiert nicht. Dies zeigen<br />

auch die statistischen Auswertungen. Die Begründung hierfür ist die<br />

Tatsache, dass die Beratungsgespräche ausgesprochen ressourcenintensiv<br />

sind. Sie binden heute gemäss den Prozessanalysen im Durchschnitt rund 30<br />

Prozent der Mitarbeiterkapazitäten (MAK) der RAV (inkl. Vorbereitung<br />

und Nachbereitung).<br />

Die RAV sehen sich hier einem klassischen Optimierungsproblem ausgesetzt.<br />

Sie müssen entscheiden, ob sie den Anteil der Gespräche zu Lasten<br />

anderer wichtiger Aktivitäten wie bspw. die “Akquisition”, “Kontrolltätigkeiten”<br />

und “Vermittlungs- und Massnahmenplanung” erhöhen wollen.<br />

Das erfolgreichste der untersuchten RAV hat die Anzahl der periodisch<br />

wiederkehrenden Beratungsgespräche (mit Ausnahme des Erstgesprächs)<br />

bewusst reduziert. Dabei wird die Häufigkeit der Gespräche v.a. bei jenen<br />

Stellensuchenden gesenkt, die weder Motivations-, Fähigkeits- noch Informationsdefizite<br />

aufweisen. Umgekehrt wird die Intensität der Gespräche bei<br />

jenen Stellensuchenden gezielt erhöht, bei denen dadurch die Wiedereingliederung<br />

beschleunigt werden kann.<br />

Dank dieser bedarfsgerechten Steuerung des Ressourceneinsatzes kann die<br />

Akquisition, Kontrolle und Vermittlung gezielt gesteigert werden. Gleichzeitig<br />

kann offensichtlich die Qualität der Gespräche aufrechterhalten werden:<br />

Trotz der Reduzierung der Anzahl Beratungsgespräche weist dieses<br />

RAV hervorragenden Werte in bezug auf alle Wirkungen auf.<br />

Die optimale Verteilung dieser Ressourcen muss sehr sorgfältig geplant und<br />

mit Blick auf den Bedarf jedes einzelnen Stellensuchenden umgesetzt werden.<br />

Dabei muss immer vor Augen gehalten werden, dass die Gespräche in<br />

verschiedenster Hinsicht eine zentrale Funktion haben. Die Anwendung<br />

grober Patentlösungen wie beispielsweise einer linearen Reduktion der Gespräche,<br />

oder den generellen Verzicht auf Beratungsgespräche bei einer bestimmten<br />

<strong>Arbeit</strong>slosenkategorie etc. bergen aus diesem Grund erhebliche<br />

potentielle Ineffizienzen in sich.<br />

Seite 55/83


30.0%<br />

25.0%<br />

20.0%<br />

15.0%<br />

10.0%<br />

5.0%<br />

0.0%<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Anteile der Beratungs- und Kontrollgesprächen an den Mitarbeiterkapazitäten (MAK)<br />

der RAV<br />

Erstgespräche Beratungs und Kontrollgespräche<br />

Einsatz an personellen Ressourcen für Erstgespräche, Beratungs- und Kontrollgespräche<br />

7 .3 .4 Druck<br />

Durchschnitt<br />

Beeinflussung der Eigeninitiative und Motivation der Stellensuchenden<br />

Die Ziele, welche der Personalberater gemäss AVIG zu verfolgen hat, dekken<br />

sich nicht immer mit jenen, welche die Stellensuchenden verfolgen. Der<br />

Personalberater hat als primäres Ziel dafür zu sorgen, dass die Stellensuchenden<br />

möglichst rasch eine zumutbare Stelle finden und annehmen. Die<br />

Mehrzahl der Stellensuchenden verfolgt demgegenüber das Ziel, eine möglichst<br />

geeignete Stelle zu finden. Die Anforderungen der Stellensuchenden<br />

an eine geeignete Stelle unterscheiden sich dabei zum Teil deutlich von den<br />

Anforderungen an eine zumutbare Stelle gemäss AVIG (Art. 16).<br />

In vielen Fällen ziehen es die Stellensuchenden deshalb vor, nicht die erste<br />

zumutbare Stelle anzunehmen, sondern die ihren Vorstellungen entsprechende<br />

Stelle weiter zu suchen. Dieser Wunsch ist aus der Sicht jedes Einzelnen<br />

legitim. Er widerspricht jedoch den Zielen des AVIG.<br />

Die divergierenden Ziele von Stellensuchenden und AVIG bestimmen die<br />

Qualität des Kontakts zwischen Personalberater und Stellensuchendem in<br />

starkem Masse: Will der Personalberater durchsetzen, dass der Stellensuchende<br />

die Ziele des AVIG verfolgt, muss er einen gewissen Druck auf ihn<br />

ausüben.<br />

RAV1<br />

RAV2<br />

RAV3<br />

RAV4<br />

RAV5<br />

RAV6<br />

RAV7<br />

RAV8<br />

RAV9<br />

Seite 56/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Die Eigeninitiative des Stellensuchenden, sich um eine neue Stelle zu bemühen,<br />

beschleunigt die Wiedereingliederung im allgemeinen erheblich.<br />

Dies ergibt die betriebswirtschaftliche Analyse der RAV. In dieselbe Richtung<br />

weisen die statistischen Analysen der AVAM-Daten: Die Dauer der<br />

Stellensuche ist signifikant negativ korreliert mit den verfügten Sanktionen<br />

und Einstelltagen je Stellensuchenden. Durch die Vorgabe von Zielen in<br />

Kombination mit wirksamen Kontrollen und der glaubwürdigen Androhung<br />

von Sanktionen kann die Eigeninitiative des Stellensuchenden offensichtlich<br />

gefördert werden.<br />

Neben der Androhung von Einstellungsverfügungen gibt es auch andere<br />

wirksame Druckmittel: die laufende Reduktion der Freiheitsgrade und die<br />

Aktivierung der Stellensuchenden (vgl. nachfolgende Kapitel). So schaffen<br />

es beispielsweise einige RAV, mit weniger Sanktionen bzw. Einstelltagen<br />

den erforderlichen Druck zu schaffen.<br />

Wirksame Kontrolle der <strong>Arbeit</strong>sbemühungen und konsequente Sanktionierung<br />

Im Durchschnitt haben drei von vier bei den RAV gemeldeten Stellensuchenden,<br />

die eine neue Stelle antreten, diese selbst gefunden. Nur jeder<br />

vierte Stellensuchende wird durchs RAV vermittelt. Dies unterstreicht die<br />

Bedeutung, dass sich die Stellensuchenden intensiv um <strong>Arbeit</strong> bemühen<br />

müssen. Sie selbst können die Geschwindigkeit der Wiedereingliederung<br />

durch ihr Verhalten entscheidend beschleunigen bzw. verkürzen.<br />

In den neun untersuchten RAV befassen sich alle in einem ähnlichen Umfang<br />

mit der Prüfung von <strong>Arbeit</strong>sbemühungen (vgl. untenstehende Abbildung).<br />

Für die Durchführung von Zielvereinbarungen und Kontrollaktivitäten<br />

werden zusammen durchschnittlich 15 Prozent der personellen Ressourcen<br />

(Mitarbeiterkapazitäten) eingesetzt.<br />

Seite 57/83


12.0%<br />

10.0%<br />

8.0%<br />

6.0%<br />

4.0%<br />

2.0%<br />

0.0%<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Anteile der Zielvereinbarungen und Kontrollen der <strong>Arbeit</strong>sbemühungen an den<br />

Mitarbeiterkapazitäten (MAK) der RAV<br />

<strong>Arbeit</strong>sbemühungen<br />

prüfen, besprechen,<br />

visieren<br />

Ziele vereinbaren,<br />

Zielerreichung<br />

überprüfen, Ziele<br />

überarbeiten<br />

Einsatz an personellen Ressourcen für Zielvereinbarungen und Kontrollen der <strong>Arbeit</strong>sbemuhungen<br />

Verwarnung,<br />

Einstellungen,<br />

Verfügungen<br />

Durchschnitt<br />

Jene drei RAV, welche im Zeitraum 07.97 bis 02.98 deutlich mehr Einstelltage<br />

verfügt haben als die andern (vgl. nachfolgende Abbildung), befassen<br />

sich nicht oder nur unwesentlich stärker mit den Prozessen “<strong>Arbeit</strong>sbemühungen”,<br />

“Zielvereinbarung” und “Sanktionierung”. Die unterschiedliche<br />

Sanktionspraxis ist in diesem Sinne nicht darauf zurückzuführen, dass<br />

die RAV mengenmässig unterschiedliche Schwerpunkte bei den Prozessen<br />

legen.<br />

Die härtere Sanktionspraxis ist in den drei betreffenden RAV auf qualitative<br />

Unterschiede gegenüber den andern 6 RAV zurückzuführen:<br />

n Die <strong>Arbeit</strong>sbemühungen werden nicht nur mengenmässig kontrolliert,<br />

sondern auch in bezug auf deren Qualität.<br />

n Dem Stellensuchenden werden im Rahmen des ersten Kontakts die<br />

“Spielregeln” klar erörtert. Er wird über seine Pflichten informiert und<br />

darüber in Kenntnis gesetzt, welche Tatbestände welche Sanktionen<br />

nach sich ziehen.<br />

n Die Kontrollen des RAV-Beraters sind detailliert genug, um auch qualitativ<br />

mangelnde <strong>Arbeit</strong>sbemühungen aufzudecken. Damit sind sie<br />

glaubwürdig.<br />

RAV1<br />

RAV2<br />

RAV3<br />

RAV4<br />

RAV5<br />

RAV6<br />

RAV7<br />

RAV8<br />

RAV9<br />

Seite 58/83


0.400<br />

0.350<br />

0.300<br />

0.250<br />

0.200<br />

0.150<br />

0.100<br />

0.050<br />

0.000<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

n Die angedrohten Sanktionen werden im Eintretensfall der betreffenden<br />

Tatbestände auch durchgesetzt. Damit ist die mit der Kontrolle verknüpfte<br />

Drohung - von der letztlich der Druck ausgeht - glaubwürdig.<br />

Eine Drohung ohne Sanktion ist wirkungslos. Umgekehrt kann aber<br />

auch eine Sanktion ohne Drohung keine lenkende Wirkung erzielen.<br />

Monatliche Anzahl Einstelltage je Stellensuchenden<br />

Anzahl Einstelltage je Stellensuchenden<br />

Einstellungen der untersuchten RAV (mit Ausnahme des RAV 5: Daten nicht verfügbar)<br />

Die im AVIG vorgesehenen Sanktionen werden in den 125 ökonometrisch<br />

untersuchten RAV unterschiedlich konsequent umgesetzt. In jedem vierten<br />

RAV sprechen die Personalberater im Durchschnitt maximal alle drei Monate<br />

eine Sanktion aus. Demgegenüber wird in gleich vielen RAV im gleichen<br />

Zeitraum rund das 4.5 fache an Sanktionen ausgesprochen. Die durchschnittliche<br />

Sanktionshäufigkeit pro Stellensuchenden in den 10 am häufigsten<br />

sanktionierenden RAV liegt gar um das 43 fache über derjenigen der<br />

10 zurückhaltendsten Sanktionierer. Daraus kann auch abgleitet werden,<br />

dass ein rechtsgleicher Vollzug des AVIG in der Schweiz heute nicht gewährleistet<br />

ist.<br />

Als wichtigste Ursachen, welche zu der unterschiedlichen Sanktionspraxis<br />

führten, lokalisieren wir die folgenden:<br />

n Unterschiedliche Unternehmenskulturen<br />

Die RAV mit einem starken sozialen Verantwortungsbewusstsein sanktionieren<br />

weniger häufig. Zudem sanktionieren jene RAV weniger hart,<br />

in denen wir keine einheitliche Unternehmensphilosophie feststellen können.<br />

RAV1<br />

RAV2<br />

RAV3<br />

RAV4<br />

RAV6<br />

RAV7<br />

RAV8<br />

RAV9<br />

Seite 59/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

n Hohe administrative Umtriebe der Sanktion<br />

Je grösser die Umtriebe der Sanktion für den Berater sind, desto geringere<br />

Anreize hat er, diese unangenehme Aufgabe zu erledigen. Diesbezüglich<br />

gibt es RAV, bei denen die Verfügung von Sanktionen u.a. aufgrund<br />

besonderer kantonaler Aufgabenteilung für die Berater mit grossem<br />

Aufwand verbunden ist. In anderen RAV werden die Berater gezielt<br />

vom administrativen Aufwand entlastet, der im Zusammenhang mit der<br />

Einstellungsverfügung anfällt. Diese Aufgabe übernehmen grossteils die<br />

administrativen Mitarbeiter dieser RAV.<br />

n Freiräume der Berater<br />

Die Freiräume der Personalberater, gegebenenfalls eine vom AVIG abweichende<br />

Sanktionspraxis anzuwenden, sind unterschiedlich gross.<br />

n Rückendeckung seitens des RAV-Leiters<br />

Die Rückendeckung bei der Durchsetzung von verfügten Sanktionen<br />

durch den RAV-Leiters bzw. die zuständige Stellen im Kanton ist unterschiedlich.<br />

n Überlastete Personalberater<br />

Überlastete Personalberater neigen dazu, die Kontrollen und Sanktionen<br />

zu reduzieren. Dieser Zusammenhang zeigt sich nicht nur in den Prozessen,<br />

sondern auch in den ökonometrischen Analysen. RAV mit vielen<br />

Dossiers je Personalberater sanktionieren weniger häufig.<br />

Seite 60/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Laufende Reduktion der Wahlfreiheiten des Stellensuchenden<br />

Ein weiteres von RAV eingesetztes Druckmittel, welches nicht direkt auf<br />

der Androhung von Einstellungsverfügungen basiert, ist die laufende Reduktion<br />

der Wahlfreiheiten bei der Stellensuche.<br />

Das Grundprinzip ist das folgende. Zu Beginn des Kontakts zwischen Stellensuchendem<br />

und RAV-Berater wird eine gemeinsame Vereinbarung über<br />

die zu erbringenden <strong>Arbeit</strong>sbemühungen getroffen. Dabei wird auf die Berufs-<br />

und Branchenwünsche des Stellensuchenden stark Rücksicht genommen.<br />

Nach Ablauf einer bestimmten Dauer werden diese Vorgaben ausgeweitet.<br />

Das Spektrum an Branchen und Berufe, in denen der Stellensuchende<br />

<strong>Arbeit</strong>sbemühungen zu erbringen hat, wird erweitert. Die Wahlfreiheiten<br />

bei der Stellensuche nehmen damit ab. Gleichzeitig steigt mit zunehmender<br />

Dauer der Stellensuche die Gefahr, eine nicht erwünschte Stelle zwangsweise<br />

annehmen zu müssen. Dies schafft dem Stellensuchenden einen Anreiz,<br />

möglichst rasch eine aus seiner Sicht zumutbare Stelle zu finden.<br />

Aktivierung der Stellensuchenden<br />

Die RAV können die Eigeninitiative durch gezielte und auf den betreffenden<br />

Stellensuchenden massgeschneiderte Aktivierung fördern. Durch vorübergehende<br />

Beschäftigung in anspruchsvollen bzw. anstrengenden Programmen,<br />

durch Zuweisungen, durch Zielvereinbarungen mit intensiven<br />

<strong>Arbeit</strong>sbemühungen, kann der Stellensuchende verstärkt aktiviert werden.<br />

Durch derartige Massnahmen können die RAV vermuteten Missbrauch<br />

wirksam aufdecken. Sie dienen den RAV ausserdem dazu, die Motivation<br />

der Stellensuchenden individuell zu testen und zu fördern.<br />

Diese aktivierenden Massnahmen des Personalberaters erhöhen die Eigeninitiative<br />

der Stellensuchenden nicht in allen Fällen. Sie sind insbesondere<br />

dann kontraproduktiv, wenn sie dazu führen, dass der Zustand der <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

für den betreffenden Stellensuchenden eine höhere Qualität<br />

erhält als die Wiederaufnahme einer Beschäftigung. Diesem Umstand sollten<br />

die Personalberater durch gezielte, individuelle Auswahl geeigneter aktivierender<br />

Massnahmen Rechnung tragen.<br />

Erfolgsfaktoren und Gefahren des Einsatzes von Druckmittel<br />

Die Personalberater müssen die ihnen zur Verfügung stehenden Druckmittel<br />

nach bestimmten Regeln einsetzen, um kontraproduktive Wirkungen zu<br />

vermeiden:<br />

n Damit eine Zielvereinbarung bzw. Druckerzeugung eine lenkende Wirkung<br />

hat, muss sie mit einer glaubwürdigen Drohung verknüpft werden.<br />

Seite 61/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Die Drohung ist nur dann glaubwürdig, wenn der Stellensuchende weiss,<br />

dass sie konsequent umgesetzt wird.<br />

n Die Sanktionen haben in jenen Fällen eine lenkende Wirkung, in denen<br />

ein bewusstes Fehlverhalten des Stellensuchenden unverzüglich und verhältnismässig<br />

bestraft wird. Sie wirken im Allgemeinen dann kontraproduktiv,<br />

wenn Stellensuchende für Verstösse gegen Regeln bestraft werden,<br />

die sie nicht kennen. Aus diesem Grund ist es die Aufgabe des Beraters,<br />

den Stellensuchenden im Rahmen des Erstgesprächs sorgfältig<br />

über seine Pflichten unter Hinweise auf die allfälligen Strafmasse zu informieren.<br />

Er muss die “Spielregeln” festlegen.<br />

n Die Personalberater können durch Druckausübung die Wiedereingliederung<br />

nur dann beschleunigen, wenn die betreffenden Stellensuchenden in<br />

der Lage sind, eine neue Stelle zu finden und anzunehmen.<br />

Dieser Zusammenhang zeigt sich auch in den Leistungsdaten der RAV:<br />

Zwischen dem Ausmass an Sanktionen von RAV und dem Wiedereingliederungserfolg<br />

bei schwer Vermittelbaren bzw. Langzeitstellensuchenden<br />

besteht kein signifikanter Zusammenhang. Mehrere RAV mit<br />

harter Sanktionspraxis haben insbesondere in Bezug auf die Wiedereingliederung<br />

aus Langzeitstellensuche schlechte Erfolgsbilanzen. Umgekehrt<br />

gibt es verschiedene RAV mit sanfter Sanktionspraxis, die v.a. in<br />

Bezug auf die Wiedereingliederung von Langzeitstellensuchenden vergleichsweise<br />

erfolgreich sind.<br />

7 .4 Ressourcen<br />

7 .4 .1 Fachliche Qualifikation des Personalberaters<br />

Wie effizient der Personalberater die vorgängig beschriebenen Leistungen<br />

einsetzen kann bzw. einsetzt, ist von verschiedenen Rahmenbedingungen im<br />

RAV abhängig. Von zentraler Bedeutung ist die fachliche Qualifikation des<br />

Personalberaters.<br />

Ein Hindernis, welches viele Personalberater an einer wirksamen Kontrollund<br />

Sanktionstätigkeit hindern, sind mangelnde Gesetzeskenntnisse. Ungerechtfertigte<br />

Sanktionen zerstören das Vertrauen des Stellensuchenden, generieren<br />

Mehraufwand und schaden der Position des Personalberaters innerhalb<br />

des AVIG-Vollzugs. Personalberater, die sich im Umgang mit dem<br />

AVIG unsicher fühlen, neigen deshalb dazu, im Zweifelsfall von einer<br />

Sanktion abzusehen.<br />

Die Gesetzeskenntnisse der RAV-Berater sind unterschiedlich gut ausgebildet.<br />

Dies wird durch die Ergebnisse der MIS-Trend-Studie bestätigt. Sie<br />

zeigt, dass rund ein Viertel der Stellensuchenden ihren Personalberater in<br />

Seite 62/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

AVIG-Fragen als inkompetent einschätzen; rund 37 Prozent der <strong>Arbeit</strong>geber<br />

sind gar der Meinung, ihr RAV-Ansprechpartner sei in Gesetzesfragen<br />

nicht fachkundig.<br />

Die Vermittlungsqualität der RAV-Berater ist von deren fachlichem Know-<br />

How abhängig. Aufgrund der Analyse von drei effizienten Vermittlern, die<br />

allesamt über vergleichsweise geringe Fehlzuweisungen verfügen, sind dabei<br />

zwei wesentliche Qualifikationen des Beraters von Bedeutung: Er muss<br />

erstens die <strong>Arbeit</strong>smarktverhältnisse kennen und zweitens ein ausreichendes<br />

Branchen-Know-How mitbringen. Andernfalls ist die Gefahr von Fehlzuweisungen<br />

gross. Dies bedeutet, dass der Personalberater idealerweise auch<br />

in der Akquisition tätig sein sollte. Dies ist unseres Erachtens v.a. für ländliche<br />

RAV die geeignetste Struktur. In jedem Fall muss er einen sehr engen<br />

Kontakt zu den Akquisiteuren pflegen.<br />

Diese Feststellung deckt sich mit den Erkenntnissen der MIS-Trend-Studie.<br />

Die <strong>Arbeit</strong>geber beurteilen die Kenntnisse der Firmenbedürfnisse seitens der<br />

RAV-Beratern als schlecht. 37 Prozent der befragten Unternehmen bemängeln<br />

die Branchenkenntnisse und über 40 Prozent sind der Ansicht, die<br />

RAV-Berater seien sich der Realität von Firmen nicht bewusst. In dieselbe<br />

Richtung geht die Beurteilung durch die Stellensuchenden. 39 Prozent der<br />

Befragten sind der Meinung, es mit einem Personalberater zu tun zu haben,<br />

der die betreffende Branche nicht gut genug kennt.<br />

Auch für die bedarfsgerechte Planung von Massnahmen sind umfassende<br />

Kenntnisse der betreffenden Branche bzw. des Berufs des Stellensuchenden<br />

wichtig.<br />

Die Qualität der Beratung durch den Personalberater ist wesentlich von der<br />

tatsächlichen fachlichen Kompetenz des Beraters und der subjektiv empfundenen<br />

Kompetenz des Beraters durch den Stellensuchenden abhängig.<br />

Ist der Berater zu wenig kompetent, kann keine echte Beratung erfolgen.<br />

Es fehlt das für eine konstruktive Zusammenarbeit erforderliche Vertrauen<br />

des Stellensuchenden. Die tatsächliche und auch empfundene Kompetenz<br />

des Beraters setzt sich nach Einschätzung der in die Untersuchung eingebundenen<br />

Personalberater wiederum aus den bereits oben genannten<br />

Aspekten zusammen: Gesetzeskenntnisse, Branchenkenntnisse und <strong>Arbeit</strong>smarktkenntnisse.<br />

7 .4 .2 Soziale Kompetenz des Personalberaters<br />

Im Rahmen der Untersuchung hat sich schnell gezeigt, dass die sozialen<br />

Kompetenzen der Personalberater eine wesentliche Rolle spielen für die<br />

Qualität des Kontaktes zwischen Stellensuchendem und Personalberater.<br />

Seite 63/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Zusammengefasst kommt das folgende Idealprofil den verschiedenen geäusserten<br />

Meinungen am nähesten:<br />

n Eine der wichtigsten Eigenschaften der Personalberater liegt darin, dass<br />

von ihnen allen eine positive Ausstrahlung auf die Stellensuchenden ausgeht.<br />

n Um die vorhandenen Druckmittel wirksam einsetzen zu können, sollten<br />

die Berater ausserdem idealerweise folgende Charaktereigenschaften<br />

mitbringen: Konsequenz, Berechenbarkeit, Fingerspitzengefühl, Konfrontationsfähigkeit<br />

und v.a. eine hohe Agilität, Flexibilität und ein hohes<br />

Interesse mitbringen.<br />

n Im Hinblick auf eine möglichst fruchtbare Beratung, Massnahmenplanung<br />

und Vermittlung muss insbesondere die “Chemie” zwischen dem<br />

Berater und dem Stellensuchenden stimmen.<br />

Da sich die Stellensuchenden unterscheiden und verschiedenste Ansprüche<br />

an die Charaktereigenschaften des Beraters stellen, müssen deshalb<br />

verschiedene Beratertypen im RAV vertreten sein. Ein (auf die Branchen<br />

ausgerichtetes) heterogenes Set an Personalberatern ist in diesem Sinne<br />

zweckmässig.<br />

7 .4 .3 Offene Stellen des RAV<br />

Die fachliche und soziale Kompetenz ist nicht die einzige Determinante für<br />

den Wiedereingliederungserfolg eines Personalberaters. Entscheidend sind<br />

verschiedene Rahmenbedingungen, die im betreffenden RAV gegeben sein<br />

müssen. Hierzu gehören die Stellenakquisition des RAV, die Organisation,<br />

die Führung und die Prozesse. Sie werden in den nächsten Kapiteln dargestellt.<br />

Die Anzahl offenen Stellen, die im RAV gemeldet sind, haben einen positiven<br />

Einfluss auf den Kontakt zwischen Stellensuchendem und Personalberater.<br />

Die Regressions- und Korrelationsanalysen zeigen, dass RAV mit<br />

vielen offenen Stellen eine signifikant kürzere Dauer der Stellensuche aufweisen.<br />

Die offenen Stellen haben verschiedene Funktionen. Erstens wirken sie motivierend<br />

auf den Stellensuchenden (“Ein Personalberater ohne Stellen ist<br />

kein Personalberater”). Zweitens sind sie die zwingende Voraussetzung für<br />

zwangsweise Zuweisung bzw. aktive Vermittlung von Stellen.<br />

Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Ansätze erfolgreicher Akquisition:<br />

Aktive Akquisition: Die aktive Akquisition kann schriftlich, telephonisch<br />

und / oder durch persönliche Kontakte erfolgen. Sie bindet in den durch uns<br />

Seite 64/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

untersuchten RAV zwischen 3.5 und 18.5 Prozent der gesamten personellen<br />

Ressourcen der RAV. Das RAV mit dem höchsten Anteil ist ein äusserst<br />

erfolgreiches regionales RAV. Die drei vergleichsweise erfolglosesten<br />

RAV legen das vergleichsweise kleinste Gewicht auf die Stellenakquisition<br />

(vgl. Kapitel 7.4.4). Sie setzen falsche Schwerpunkte.<br />

Passive Akquisition: Verfügt ein RAV über einen genügend tiefen <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

und einen ausreichenden Marktanteil - d.h. über die kritische Grösse<br />

- muss es sich u.U. nicht aktiv um Stellenakquisition bemühen. In diesem<br />

Fall wird das RAV zum regionalen Stellenpool, der sowohl für die <strong>Arbeit</strong>geber<br />

als auch die <strong>Arbeit</strong>nehmer interessant ist. Das RAV kann dann eine<br />

passive Rolle übernehmen: Die Stellen werden automatisch durch die <strong>Arbeit</strong>geber<br />

gemeldet. Dies zumindest solange, als die Qualität der Vermittlung<br />

durchs RAV genügend hoch ist (vgl. Kapitel 7).<br />

Um den Anforderungen der <strong>Arbeit</strong>geber zu genügen, müssen die Akquisiteure<br />

zwei Qualifikationen mitbringen: Gute Branchenkenntnisse und <strong>Arbeit</strong>smarktkenntnisse.<br />

Letzteres schliesst dabei sowohl Kenntnisse der<br />

Struktur der Stellensuchenden als auch der <strong>Arbeit</strong>geberseite ein. Die wichtigste<br />

Voraussetzung einer dauerhaften erfolgreichen Akquisition liegt jedoch<br />

darin, die Anzahl der Fehlzuweisungen zu minimieren (vgl. Kapitel 7)<br />

bzw. die Qualität der Vermittlung zu erhöhen!<br />

7 .4 .4 Prozesse des RAV<br />

Die durchgeführte detaillierte Prozessanalyse zeigt auf, dass die RAV mengenmässig<br />

ähnliche Prozessstrukturen aufweisen. Nicht die Prozessquantität,<br />

sondern die in den vorgängigen Kapiteln beschriebenen Unterschiede<br />

hinsichtlich der Prozessqualität sind für die Effizienzunterschiede zwischen<br />

den RAV verantwortlich.<br />

Nachfolgend werden die innerhalb der neun untersuchten RAV ablaufenden<br />

Prozesse erörtert.<br />

Als generelles Fazit kann zunächst festgehalten werden, dass alle neun untersuchten<br />

RAV sich v.a. mit Aktivitäten im Bereiche des eigentlichen<br />

Kerngeschäfts beschäftigen: den beiden Leistungserbringungsprozessen<br />

Akquisition und der Wiedereingliederung. Diese beiden Prozesse binden je<br />

nach RAV zwischen 53 und 65 Prozent (Durchschnitt: 58 Prozent) der<br />

Mitarbeiterkapazitäten (MAK). Addiert man die im weiteren Sinne auch zu<br />

den Kernprozessen gehörenden Umfeldprozesse hinzu, entfallen rund 58 bis<br />

66 Prozent (Durchschnitt: 62 Prozent) der eingesetzten personellen Ressourcen<br />

auf Tätigkeiten im Bereiche der RAV-Kernprozesse.<br />

Seite 65/83


70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

8%<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

4%<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

In den Megaprozessen gebundene MAK<br />

Führungsprozesse Umfeldprozesse Leistungserbringungsprozesse Unterstützungsprozesse<br />

Verteilung der personellen Ressourcen auf die Megaprozesse<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

Unternehmensführung<br />

(RAV)<br />

58%<br />

Führungsprozesse<br />

29%<br />

Durchschnitt<br />

Die untersuchten RAV haben kein einheitliches Führungsverständnis. Die<br />

grössten mengenmässigen Unterschiede bestehen im Bereich der Gesamt-<br />

RAV-Führung, der Führung innerhalb der RAV-Gruppen sowie hinsichtlich<br />

der Controllingaktivitäten.<br />

Steuerung der<br />

Organisationseinheiten<br />

(Gruppen)<br />

Einsatz an personellen Ressourcen für Führungsprozesse<br />

In Führungsprozessen gebundene MAK<br />

Unternehmenscontrolling Personalmanagement Projektmanagement<br />

RAV1<br />

RAV2<br />

RAV3<br />

RAV4<br />

RAV5<br />

RAV6<br />

RAV7<br />

RAV8<br />

RAV9<br />

Durchschnitt<br />

RAV1<br />

RAV2<br />

RAV3<br />

RAV4<br />

RAV5<br />

RAV6<br />

RAV7<br />

RAV8<br />

RAV9<br />

Seite 66/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Wiedereingliederungsprozess<br />

Der Wiedereingliederungsprozess bindet im Durchschnitt 48 Prozent der<br />

gesamten personellen Ressourcen der RAV; die RAV-Mitarbeiter setzen<br />

damit die Hälfte ihrer Zeit für Tätigkeiten ein, die direkt der Wiedereingliederung<br />

der Stellensuchenden in den <strong>Arbeit</strong>sprozess dienen. Der grösste<br />

Anteil entfällt dabei auf die Durchführung und Bearbeitung der Beratungsund<br />

Kontrollgespräche sowie die Erstgespräche. Sie binden im Durchschnitt<br />

19,5 Prozent bzw. 9,5 Prozent aller Mitarbeiterkapazitäten.<br />

Im Rahmen der Durchführung und Vorbereitung dieser Gespräche werden<br />

hauptsächlich die folgenden Aktivitäten wahrgenommen:<br />

n AVAM-Daten prüfen, weitere Gesprächstermine festlegen, Stellensuchenden-Dossier<br />

ergänzen (Durchschnitt: 6 Prozent der Gesamt-MAK)<br />

n Stellensuchenden beim Ausfüllen des Kontrollformulars unterstützen<br />

(Durchschnitt: 2,5 Prozent der Gesamt-MAK)<br />

n <strong>Arbeit</strong>sbemühungen besprechen, Massnahmen besprechen, festlegen<br />

(Durchschnitt: 5,5 Prozent der Gesamt-MAK)<br />

n Zielerreichung überprüfen (Durchschnitt: 4,4 Prozent der Gesamt-MAK)<br />

n Offene Stelle prüfen und über Zuweisung entscheiden (Durchschnitt: 3,9<br />

Prozent der Gesamt-MAK)<br />

n Rechtfertigung einfordern bei Nichterscheinen des Stellensuchenden<br />

(Durchschnitt: 2,4 Prozent der Gesamt-MAK)<br />

n Gesprächsnotizen festhalten, Gespräch zusammenfassen, Daten im System<br />

ergänzen, Standortbestimmung festhalten (Durchschnitt: 2,5 Prozent<br />

der Gesamt-MAK)<br />

Seite 67/83


30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Anmeldung zur<br />

<strong>Arbeit</strong>svermittlung<br />

Ersterfassung<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

Durchführung des<br />

Informationstags<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Im Wiedereingliederungsprozess gebundene MAK<br />

Erstgespräche<br />

Prüfung der<br />

<strong>Arbeit</strong>sbemühungen<br />

Einsatz an personellen Ressourcen im Wiedereingliederungsprozess<br />

Beratungs und<br />

Kontrollgespräche<br />

Sanktionierung /<br />

Einstellungen<br />

Vermittlungs- und<br />

Massnahmenplanung<br />

Anhörung STES<br />

(rechtliches Gehör)<br />

Abmeldung von der<br />

<strong>Arbeit</strong>svermittlung<br />

Berufsberatung<br />

Durchschnitt<br />

Ein auffallend grosser Teil der Aktivitäten des Wiedereingliederungsprozess<br />

bezieht sich auf administrative Erfassungstätigkeiten: Rund 21,2 Prozent<br />

der im Wiedereingliederungsprozess eingesetzten Ressourcen werden für<br />

die Erfassung, Mutation und Pflege der Stellensuchenden-Dossiers<br />

(AVAM) eingesetzt (vgl. nachfolgende Abbildung). Dies sind rund 10 Prozent<br />

der gesamten Mitarbeiterkapazitäten der RAV. Zählt man zu dieser<br />

Summe die allgemeinen administrativen Tätigkeiten der RAV<br />

(durchschnittlich 30 Prozent der MAK) hinzu (Telefon, Postbearbeitung,<br />

Schreibarbeiten, Ausbildung, EDV-Fragen, persönliche Selbstverwaltung,<br />

Besprechungen, allgemeine Auskünfte, etc.), so beschäftigen sich die RAV<br />

im Durchschnitt zu 39,5 Prozent mit administrativen Belangen. Dabei präsentiert<br />

sich das Bild über die neun RAV ähnlich: Kein RAV verwendet<br />

weniger als 30 Prozent der Ressourcen für administrative Tätigkeiten.<br />

RAV1<br />

RAV2<br />

RAV3<br />

RAV4<br />

RAV5<br />

RAV6<br />

RAV7<br />

RAV8<br />

RAV9<br />

Seite 68/83


25.0%<br />

20.0%<br />

15.0%<br />

10.0%<br />

5.0%<br />

0.0%<br />

<strong>Arbeit</strong>sbemühungen<br />

prüfen, besprechen,<br />

visieren<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Anteile der Aktivitätsfelder an den MAK des Wiedereingliederungsprozesses<br />

Gesprächsnotizen,<br />

AVAM-Mutationen,<br />

Dossier-Führung<br />

Offene Stellen<br />

prüfen und über<br />

Zuweisung<br />

entscheiden<br />

Einsatz an personellen Ressourcen im Wiedereingliederungsprozess (nach Aktivitätsfeldern)<br />

5.0%<br />

4.5%<br />

4.0%<br />

3.5%<br />

3.0%<br />

2.5%<br />

2.0%<br />

1.5%<br />

1.0%<br />

0.5%<br />

0.0%<br />

Identifizierung<br />

<strong>Arbeit</strong>geber<br />

Akquisitionsprozess<br />

Verwarnung,<br />

Einstellungen,<br />

Verfügungen<br />

Ziele vereinbaren,<br />

Zielerreichung<br />

überprüfen, Ziele<br />

überarbeiten<br />

Durchschnitt<br />

Für den Akquisitionsprozess werden im Durchschnitt rund 10 Prozent der<br />

personellen Ressourcen eingesetzt. Dies entspricht den Mitarbeiterkapazitäten,<br />

welche im Durchschnitt für die Erfassung, Mutation und Pflege der<br />

Stellensuchenden-Dossiers eingesetzt wird.<br />

Im Akquisitionsprozess gebundene MAK (in Prozent der Gesamt-MAK)<br />

Kontaktierung<br />

<strong>Arbeit</strong>geber<br />

(schriftlich)<br />

Kontaktierung<br />

<strong>Arbeit</strong>geber<br />

(telephonisch)<br />

Einsatz an personellen Ressourcen im Akquisitionsprozess<br />

Kontaktierung<br />

<strong>Arbeit</strong>geber<br />

(persönlich)<br />

Akquirierung<br />

ausgeschriebener<br />

Stellen (aus Sicht<br />

RAV)<br />

Bewirtschaftung<br />

offene Stellen<br />

Prüfung gemeldete<br />

Stellen<br />

Auskunftserteilung<br />

an <strong>Arbeit</strong>geber<br />

RAV1<br />

RAV2<br />

RAV3<br />

RAV4<br />

RAV5<br />

RAV6<br />

RAV7<br />

RAV8<br />

RAV9<br />

Durchschnitt<br />

RAV1<br />

RAV2<br />

RAV3<br />

RAV4<br />

RAV5<br />

RAV6<br />

RAV7<br />

RAV8<br />

RAV9<br />

Seite 69/83


4.5%<br />

4.0%<br />

3.5%<br />

3.0%<br />

2.5%<br />

2.0%<br />

1.5%<br />

1.0%<br />

0.5%<br />

0.0%<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Umfeldbetreuung<br />

Die Umfeldbetreuung bindet durchschnittlich 2 Prozent der Ressourcen.<br />

Mengenmässig bedeutungslos ist dabei die Medienbetreuung. Eine geringe<br />

Bedeutung haben ebenso PR-Aktivitäten (0,5 Prozent der MAK).<br />

In der Umfeldbetreuung gebundene MAK (in Prozent der Gesamt-MAK)<br />

Public Relations Medienbetreuung Allgemeine Auskunftserteilung<br />

Einsatz an personellen Ressourcen für die Umfeldbetreuung<br />

Leistungen für Dritte<br />

Durchschnitt<br />

Für den Prozess Leistungen für Dritte, d.h. die aus dem Kontakt mit dritten<br />

Stellen entstehenden Aktivitäten, werden durchschnittlich 2 Prozent der<br />

Mitarbeiterkapazitäten eingesetzt. Die zeitliche Belastung, die sich aus den<br />

Kontakten mit dem KIGA, den LAM, dem BWA und den Gemeinden für<br />

die RAV ergeben, ist damit relativ gering.<br />

RAV1<br />

RAV2<br />

RAV3<br />

RAV4<br />

RAV5<br />

RAV6<br />

RAV7<br />

RAV8<br />

RAV9<br />

Seite 70/83


1.2%<br />

1.0%<br />

0.8%<br />

0.6%<br />

0.4%<br />

0.2%<br />

0.0%<br />

Kontakte mit<br />

LAM<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Gebundene MAK für Leistungen für Dritte (in Prozent der Gesamt-MAK)<br />

Kontakte mit<br />

KIGA<br />

Leistungen<br />

gegenüber<br />

BWA / Bund<br />

Einsatz an personellen Ressourcen für Leistungen für Dritte<br />

1.00%<br />

0.90%<br />

0.80%<br />

0.70%<br />

0.60%<br />

0.50%<br />

0.40%<br />

0.30%<br />

0.20%<br />

0.10%<br />

0.00%<br />

Beschwerde<br />

Leistungen<br />

gegenüber<br />

Gemeinden<br />

L. für<br />

Weiterbildungsinstitutionen<br />

Leistungen<br />

gegenüber<br />

anderen<br />

Institutionen<br />

Durchschnitt<br />

Der Beschwerdeprozess ist in denjenigen RAV deutlich ausgeprägter, welche<br />

überdurchschnittlich viele Sanktionen und Einstelltage verfügen.<br />

Durchschnittllich werden 0.5 Prozent der Mitarbeiterkapazitäten im Beschwerdeprozess<br />

eingesetzt.<br />

Im Beschwerdeprozess gebundene MAK (in Prozent der Gesamt-MAK)<br />

Beschwerdevernehmlassung Vollzug des Beschwerdeentscheides Datenverwaltung<br />

Einsatz an personellen Ressourcen für Beschwerden<br />

RAV1<br />

RAV2<br />

RAV3<br />

RAV4<br />

RAV5<br />

RAV6<br />

RAV7<br />

RAV8<br />

RAV9<br />

Durchschnitt<br />

RAV1<br />

RAV2<br />

RAV3<br />

RAV4<br />

RAV5<br />

RAV6<br />

RAV7<br />

RAV8<br />

RAV9<br />

Seite 71/83


8%<br />

7%<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

Telefonvermittlung<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Unterstützungsprozesse<br />

Die allgemeinen unterstützenden Tätigkeiten binden im Durchschnitt rund<br />

30 Prozent der Mitarbeiterkapazitäten. Hierzu gehören im einzelnen ...<br />

n ... Telefonvermittlung<br />

n ... Empfang<br />

n ... Postbearbeitung<br />

n ... interne Auskünfte / Rückfragen<br />

n ... Führungskräfteunterstützung<br />

n ... Schreibarbeiten, administrative Tätigkeiten<br />

n ... Schriftgutaufnahme / -weitergabe<br />

n ... Übersetzungen<br />

n ... Besprechungen<br />

n ... Besuch von Veranstaltungen (Schulungen, Infoveranstaltungen, etc.)<br />

n ... Persönliche Selbstverwaltung<br />

n ... EDV-Support / EDV-Ausbildung<br />

In allgemeinen unterstützenden Tätigkeiten gebundene MAK (in Prozent der Gesamt-<br />

MAK)<br />

Empfang<br />

Postbearbeitung<br />

Führungskräfteunterstützung<br />

Schreibarbeiten<br />

Administrative<br />

Tätigkeiten<br />

Einsatz an personellen Ressourcen für administrative Tätigkeiten<br />

Übersetzungen<br />

Schriftgutaufnahm<br />

e/-weitergabe<br />

Dienst- und<br />

<strong>Arbeit</strong>sbesprechungen<br />

Auskünfte /<br />

Rückfragen<br />

Veranstaltungen<br />

besuchen<br />

Persönliche<br />

Selbstverwaltung<br />

EDV - Support /<br />

Ausbildung<br />

MitarbeiterInnen<br />

Durchschnitt<br />

In Anbetracht der Tatsache, dass alle RAV dieselbe Software einsetzen,<br />

sind insbesondere die grossen Unterschiede im Subprozess EDV-Support<br />

erstaunlich.<br />

RAV1<br />

RAV2<br />

RAV3<br />

RAV4<br />

RAV5<br />

RAV6<br />

RAV7<br />

RAV8<br />

RAV9<br />

Seite 72/83


3.0%<br />

2.5%<br />

2.0%<br />

1.5%<br />

1.0%<br />

0.5%<br />

0.0%<br />

15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Die Leerzeiten, die infolge von Systemunterbrüchen des AVAM entstehen,<br />

sind im allgemeinen als zu hoch einzustufen: Rund 1 Prozent aller personellen<br />

Ressourcen im RAV werden dafür eingesetzt, die Hände untätig in<br />

den Schoss zu legen und auf das EDV-System AVAM zu warten (zum<br />

Vergleich: für PR-Aktivitäten werden durchschnittlich 0.5 Prozent der Ressourcen<br />

verwendet). Zu diesen Ineffizienzen im engeren Sinne kommen jene<br />

hinzu, die sich aus dem Ärger der RAV-Mitarbeiter und dem Unterbrechen<br />

der <strong>Arbeit</strong> ergeben.<br />

Im Subprozess EDV-Support gebundene MAK (in Prozent der Gesamt-MAK)<br />

Mitarbeiter ausbilden Auf EDV-Fragen der MitarbeiterInnen<br />

antworten<br />

Einsatz an personellen Ressourcen für EDV-Fragen<br />

7 .4 .5 Organisation des RAV<br />

EDV-Support durchführen Leerzeiten infolge EDV-<br />

Systemunterbrüchen<br />

Durchschnitt<br />

Hinsichtlich der Organisation lassen sich aus den bisherigen Erkenntnissen<br />

die folgenden Schlussfolgerungen ableiten, welche sich mit den tatsächlichen<br />

Verhältnissen in den beiden strukturell besten RAV aus je einem städtischen<br />

und einem ländlichen Gebiet decken:<br />

n Akquisition und Beratung sollten organisatorisch integriert sein. Die<br />

Berater sollten nicht nur die Struktur der Stellensuchenden, sondern<br />

auch die <strong>Arbeit</strong>smarktverhältnisse auf der <strong>Arbeit</strong>geberseite kennen. Andernfalls<br />

leidet die Qualität der Vermittlungstätigkeit, die Planung der<br />

arbeitsmarktlichen Massnahmen und die Beratung (vgl. Kapitel 7).<br />

Analog sollten die Akquisiteure nicht nur die <strong>Arbeit</strong>geberseite, sondern<br />

auch die Struktur der Stellensuchenden bestens kennen. Eine enge Verzahnung<br />

dieser beiden Funktionen ist deshalb unerlässlich. In jedem Fall<br />

RAV1<br />

RAV2<br />

RAV3<br />

RAV4<br />

RAV5<br />

RAV6<br />

RAV7<br />

RAV8<br />

RAV9<br />

Seite 73/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

sollte sichergestellt werden, dass Akquisiteure und Berater im Team eng<br />

zusammenarbeiten.<br />

Die Akquisiteure sollten bis zu einem gewissen Grad auch in der Beratung<br />

tätig sein, um zu verhindern, dass am Markt vorbei geplant und<br />

akquiriert wird. Umgekehrt sollten die Berater ihrerseits einen engen<br />

Kontakt zu den <strong>Arbeit</strong>gebern pflegen. Damit wird sichergestellt, dass die<br />

Berater denjenigen Markt, den sie gegenüber den Stellensuchenden beraten,<br />

auch “aus der Nähe” kennen.<br />

n Sowohl die Akquisition als auch die Beratung sollte nach Branchen gegliedert<br />

sein.<br />

Diese Empfehlung kann direkt aus den Feststellungen in den vorgängigen<br />

Kapiteln abgeleitet werden. Die Branchenkenntnisse sind sowohl für<br />

die Wiedereingliederung als auch die Akquisition von zentraler Bedeutung.<br />

Dies deckt sich ausserdem mit der heutigen Struktur von drei der<br />

vier besten untersuchten RAV.<br />

n Der Personalberater muss die Kompetenzen besitzen, angedrohte Sanktionen<br />

eigenhändig und unverzüglich verfügen zu können.<br />

Sind Sanktionsverfügungen mit grossem Aufwand und Umständen für<br />

den Personalberater verbunden, verzichtet er im Zweifelsfall auf die<br />

Verhängung von Sanktionen. Dies gilt es zu verhindern (vgl. Kapitel 7).<br />

In einzelnen RAV bzw. Kantonen dauert die Durchsetzung einer Sanktion<br />

bis zu mehreren Monaten.<br />

n Jeder Personalberater muss eine integrale Behandlung sämtlicher<br />

möglichen Defizite von Stellensuchenden durchführen können.<br />

Der Personalberater muss eine präzise Analyse der Defizite von Stellensuchenden<br />

erstellen können. Dabei muss er in der Lage sein, sämtliche<br />

möglichen Defizite von Stellensuchenden wirksam bearbeiten zu können.<br />

Eine Spezialisierung der RAV-Berater auf die Behandlung spezifischer<br />

Defizite wäre nur dann erfolgreich, wenn die Stellensuchenden immer<br />

höchstens ein Defizit hätten. Dies ist in der Realität nicht gegeben. Es<br />

kann nicht getrennt werden nach Stellensuchenden mit psychischen Problemen,<br />

unmotivierten oder unterqualifizierten Stellensuchenden. Es gibt<br />

Stellensuchende, die sowohl unterqualifiziert als auch unmotiviert sind.<br />

7 .4 .6 Führung des RAV<br />

Die neun untersuchten RAV unterscheiden sich bezüglich der Führungsintensität<br />

(zwischen 4,5 % und 11,5 % der MAK). Für den Erfolg erheblicher<br />

ist aber das Führungs- und Aufgabenverständnis der RAV-Leitung. Diesbezüglich<br />

können wir drei Grundtypen von RAV unterscheiden:<br />

Seite 74/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

n RAV als Wiedereingliederungsinstitut.<br />

Die RAV-Leiter verfolgen das Ziel, die Stellensuchenden möglichst<br />

rasch wiedereinzugliedern. Dabei erachten sie es als gleichwertigen Erfolg<br />

eines Personalberaters, ob dieser einem Stellensuchenden eine Stelle<br />

direkt vermittelt hat oder ob er den Stellensuchenden dazu befähigt bzw.<br />

motiviert hat, selbst eine Stelle zu finden.<br />

Das Verhalten dieser RAV zeichnet sich im Quervergleich dadurch aus,<br />

dass jeder Stellensuchende individuell bedarfsgerecht betreut wird. <strong>Arbeit</strong>smarktliche<br />

Massnahmen werden dabei nur dann verschrieben, wenn<br />

sie die Wiedereingliederung des betreffenden Stellensuchenden direkt<br />

oder indirekt beschleunigen. Die Stellensuchenden mit guter <strong>Arbeit</strong>smarktfähigkeit<br />

werden durch genaue Kontrolle der <strong>Arbeit</strong>sbemühungen<br />

und konsequente Sanktionierung dazu angespornt, sich selbst eine Stelle<br />

zu verschaffen. Eine gezielte Vermittlung wird umgekehrt bei jenen<br />

Stellensuchenden angestrebt, die nach Einschätzung des Personalberaters<br />

ohne die Hilfe des RAV keine Stelle finden würden.<br />

n RAV als Vermittlungsinstitution.<br />

Diese RAV unterscheiden sich von anderen RAV dadurch, dass sie ein<br />

grosses Gewicht auf den Vermittlungserfolg legen. Das Controlling dieser<br />

RAV prüft deshalb insbesondere Grössen wie Anzahl Beratungsgespräche<br />

pro Personalberater und die Vermittlungsquoten. Die Berater<br />

dieser RAV haben das erklärte Ziel, möglichst viele Stellensuchende zu<br />

vermitteln. Damit vermitteln sie insbesondere leicht vermittelbare Stellensuchende,<br />

solche also, die auch selbst eine Stelle finden würden. Sie<br />

wetteifern mit den privaten Vermittlern.<br />

n RAV als Vermittlungs- oder Wiedereingliederungsinstitution mit sozialer<br />

Aufgabe.<br />

Eine dritte Kategorie von RAV ist der Ansicht, dass ein RAV neben den<br />

im Leistungsauftrag vorgegebenen Aufgaben zusätzlich einen sozialen<br />

Auftrag zu erfüllen hat. Diese RAV unterschieden sich von andern insbesondere<br />

darin, dass sie den Personalberatern grosse Freiräume einräumen<br />

und von Sanktionen absehen, auch wenn gemäss AVIG eine Sanktion<br />

angezeigt wäre. Eine allfällige Verlängerung der Dauer der Stellensuche<br />

wird gegebenenfalls in Kauf genommen, falls dadurch auf Härtefälle<br />

verzichtet werden kann.<br />

Die untersuchten RAV können mehrheitlich einem Typ zugeordnet werden,<br />

wobei häufig auch Elemente eines andern Typs enthalten sind. Die vier effizienteren<br />

RAV befinden sich im Quadrant unten rechts.<br />

Seite 75/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

AAM-Institution<br />

(Vermittlung und AAM)<br />

RAV 5<br />

RAV 7<br />

Prioritäre Berücksichtigung der<br />

Interessen des Stellensuchenden<br />

RAV 9<br />

RAV 1 & 2<br />

RAV 3<br />

RAV 4<br />

Prioritäre Berücksichtigung der<br />

Interessen des AVIG<br />

RAV 8<br />

Wiedereingliederungsinstitution<br />

RAV 6<br />

Die Hauptaufgabe der RAV-Leitung besteht unseres Erachtens darin, eine<br />

einheitliche “Wiedereingliederer-Kultur” zu schaffen und diese gezielt aufrecht<br />

zu erhalten. Neben einer sorgfältigen Personalselektion wird diese<br />

durch einen institutionalisierten Informationsfluss, klare Richtlinien und ein<br />

wirksames Controlling gefördert. Im Rahmen des Controllings sind dabei<br />

die wichtigen Wirkungsdaten - Dauer der Stellensuche, Zugänge zu Langzeitstellensuche<br />

und Aussteuerungen - jedes Beraters zu verfolgen. Ausserdem<br />

ist sicherzustellen, dass die RAV-Mitarbeiter die gesetzlich vorgesehenen<br />

Kontrollen und Sanktionen wirksam umsetzen. Damit kann verhindert<br />

werden, dass die Berater diese - je nach Grundeinstellung - mehr oder weniger<br />

unangenehmen Tätigkeiten vernachlässigen. Gelingt einem RAV die<br />

Schaffung einer solchen Kultur, tritt das RAV gegen aussen als eine Einheit<br />

(“Corporate identity”) auf. Dies erleichtert sowohl den Kontakt mit den<br />

<strong>Arbeit</strong>gebern als auch mit den Stellensuchenden. Zwei erfolgreiche der<br />

neun untersuchten RAV sind nach eigenen Angaben bereits heute an dem<br />

Punkt angelangt, gegen aussen den Ruf eines sehr konsequenten RAV zu<br />

haben. Dies erleichtert den Einsatz von Druckmitteln, da sie von Beginn<br />

weg die nötige Glaubwürdigkeit besitzen. Andere RAV erreichen diese<br />

Glaubwürdigkeit bei den Stellensuchenden erst nach erfolgten Sanktionen.<br />

Dies erschwert die Aufgabe des Beraters.<br />

Seite 76/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Neben der Schaffung einer “Wiedereingliederer-Kultur” liegt eine wichtige<br />

Aufgabe der RAV-Leitung in der sorgfältigen Selektion des Personals. Die<br />

Kompetenzen, Charaktereigenschaften der Berater und der bedarfsgerechte<br />

Personalmix entscheiden über den Erfolg des RAV massgeblich.<br />

7 .4 .7 Anreize der beteiligten Personen<br />

Die Frage nach den Verbesserungsmöglichkeiten im AVIG Vollzug ist<br />

letztlich die Frage nach den idealen Bedingungen, unter denen die RAV die<br />

Stellensuchenden am schnellsten und dauerhaftesten wieder in den <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

integrieren.<br />

Die Institution RAV kann keine Stellensuchenden beraten, vermitteln und in<br />

den <strong>Arbeit</strong>smarkt integrieren. Dies müssen die Mitarbeiter der RAV tun.<br />

Unsere Betrachtungen konzentrieren sich aus diesem Grund zunächst auf<br />

das Verhalten der Mitarbeiter der RAV. Dabei geht es nicht nur um die<br />

Frage, unter welchen Voraussetzungen sie die Wiedereingliederung der<br />

Stellensuchenden am besten fördern können. Es geht auch darum zu prüfen,<br />

unter welchen Bedingungen sie dies auch wollen.<br />

Folgt man der klassischen Annahme der Ökonomie, ist davon auszugehen,<br />

dass auch die RAV-Mitarbeiter in erster Linie persönliche Ziele verfolgen.<br />

Diese Ziele decken sich dann mit denjenigen des AVIG, wenn die RAV-<br />

Mitarbeiter einen persönlichen Nutzen aus der Verfolgung der AVIG-Ziele<br />

ziehen. Sie werden eine rasche und dauerhafte Wiedereingliederung der<br />

Stellensuchenden anstreben, wenn sie hierfür belohnt werden. Diese Belohnung<br />

muss durch den <strong>Arbeit</strong>geber der RAV-Mitarbeiter erfolgen: das kantonale<br />

<strong>Arbeit</strong>s- und Wirtschaftsamt (KIGA). Das KIGA wird jene RAV-<br />

Mitarbeiter belohnen, die sich im Interesse des KIGA verhalten. Dabei liegt<br />

ein Hauptinteresse des KIGA darin, die sich aus dem AVIG-Vollzug ergebende<br />

finanzielle Belastung des Kanton zu minimieren. In diesem Sinne hat<br />

das Finanzierungssystem einen wesentlichen Einfluss auf die Anreize des<br />

Kantons bzw. der RAV-Mitarbeiter. Diese Zusammenhänge werden durch<br />

die ATAG im Rahmen eines Zusatzmandates geprüft.<br />

Neben den rein monetären Belohnungen, lassen sich die RAV-Mitarbeiter<br />

auch durch nicht-monetäre Anreize zu einem gewünschten Verhalten bewegen.<br />

So kann beispielsweise der RAV Leiter die Motivation seiner Mitarbeiter<br />

massgeblich dadurch beeinflussen, indem er eine entsprechende<br />

Unternehmenskultur und Teamgeist schafft.<br />

Seite 77/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

8 Verbesserungvorschläge<br />

(Phase 4: Verbesserungsvorschläge)<br />

8 .1 Fazit der Studie<br />

Aufgrund der im Rahmen der Studie gewonnenen Erkenntnisse ziehen wir<br />

folgendes Fazit:<br />

1. Der Erfolg der RAV ist letztlich davon abhängig, ob die Personalberater<br />

die Stellensuchenden bedarfsgerecht behandeln - entsprechend deren arbeitsmarktrelevanten<br />

Defiziten. Dabei sollen sie nur Aktivitäten ausüben,<br />

die direkt oder indirekt darauf ausgerichtet sind, die Wiedereingliederung<br />

des betreffenden Stellensuchenden zu fördern.<br />

2. Die Personalberater werden sich dann so verhalten, wenn sie ...<br />

n entsprechende monetäre oder nicht monetäre Anreize haben, dies zu<br />

tun<br />

n die erforderlichen fachlichen und sozialen Kompetenzen mitbringen.<br />

3. Das RAV kann den Wiedereingliederungserfolg seiner Personalberater<br />

dadurch fördern, indem<br />

n genügend offene Stellen akquiriert werden<br />

n die Prozesse optimiert werden<br />

n eine geeignete Organisation geschaffen wird<br />

n durch gezielten Einsatz von Führungsinstrumenten eine<br />

“Wiedereingliederer-Kultur” geschaffen wird.<br />

4. Die Kantone können den Wiedereingliederungserfolg der RAV dadurch<br />

fördern, indem sie<br />

n die RAV-Mitarbeiter für rasche und dauerhafte Wiedereingliederung<br />

belohnen<br />

n den RAV-Mitarbeitern keine zusätzlichen sekundären Ziele vorgeben,<br />

die einem raschen Wiedereingliederungserfolg entgegenlaufen<br />

n die Schnittstellen zwischen den RAV und andern kantonalen Stellen<br />

darauf ausrichten, die Abläufe im RAV zu optimieren.<br />

5. Das BWA kann den Wiedereingliederungserfolg der RAV dadurch fördern,<br />

indem es<br />

n den Kantonen durch ein geeignetes Finanzierungssystem Anreize<br />

schafft, die RAV in der oben beschriebenen Form zu steuern<br />

n alle Controlling- und Finanzierungssysteme darauf ausrichtet, letztlich<br />

auf der Stufe der Personalberater die richtigen Impulse zu setzen bzw.<br />

kontraproduktive Anreizstrukturen zu vermeiden<br />

Seite 78/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

n die RAV laufend mit neuesten Erkenntnissen und Empfehlungen darüber<br />

versorgt, wie der Wiedereingliederungserfolg gezielt verbessert<br />

werden kann.<br />

8 .2 Strategische Erfolgsfaktoren der RAV<br />

Folgende Faktoren fördern den Wiedereingliederungserfolg der RAV:<br />

1. Verfolgung der primären Ziele durch die Personalberater; keine Vorgabe<br />

sekundärer oder kontraproduktiver Ziele<br />

Die Personalberater sollen sich bei ihrer täglichen <strong>Arbeit</strong> immer an den<br />

primären (Wirkungs-) zielen ausrichten. Dies bedingt, dass erstens ein<br />

klares Verständnis darüber geschaffen wird, welches die primären Ziele<br />

sind. Zweitens muss die Leistung der Personalberater ausschliesslich an<br />

der Erreichung der primären Ziele beurteilt werden.<br />

In verschiedenen RAV maximieren die Personalberater Sekundärziele.<br />

Die Verfolgung dieser Ziele erzeugt zwar unter bestimmten Bedingungen<br />

die richtigen Wirkungen. Sie schiessen jedoch in verschiedenen Fällen<br />

am primären Ziel vorbei. Ein Beispiel hierfür ist die Maximierung der<br />

Vermittlungstätigkeit. Mit gezielter Vermittlung kann die Wiedereingliederung<br />

bestimmter Stellensuchender beschleunigt werden. Sie ist aber<br />

nicht für alle Stellensuchenden das richtige Instrument. Ein anderes Beispiel<br />

ist die in verschiedenen RAV (durch entsprechende Vorgaben des<br />

BWA verursachten) verfolgte Zielsetzung, möglichst alle Stellensuchenden<br />

in arbeitsmarktliche Massnahmen einzuweisen.<br />

2. Adäquater, bedarfsgerechter Einsatz der Instrumente bzw. Leistungen<br />

Die Personalberater sollten die zur Verfügung stehenden Instrumente<br />

entsprechend den Defiziten der betreffenden Stellensuchenden bedarfsgerecht<br />

zusammenstellen. Dies bedeutet, die Instrumente <strong>Arbeit</strong>smarktbefähigung,<br />

Vermittlung, Beratung und Druck so einzusetzen, dass die<br />

drei für eine Wiedereingliederung zwingenden Voraussetzungen des<br />

Stellensuchenden - Motivation, Fähigkeiten und Information - so rasch<br />

als möglich in einem für die erfolgreiche Wiedereingliederung ausreichenden<br />

(nicht maximalen !) Umfang gegeben sind.<br />

3. Fachliche Qualifikation und soziale Kompetenzen der Berater<br />

Folgende Qualifikationen der Berater müssen dauernd gegeben sein:<br />

n Kenntnisse der aktuellen <strong>Arbeit</strong>smarktsituation vor Ort<br />

n Branchenkenntnisse<br />

n Umfassende, aktuelle Gesetzeskenntnisse<br />

n Soziale Kompetenzen<br />

Seite 79/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

4. Akquisition offener Stellen durch das RAV<br />

Es muss sichergestellt werden, dass die Berater laufend über eine genügende<br />

Anzahl geeigneter offener Stellen verfügen können.<br />

5. Sorgfältige Personalselektion<br />

Dabei sind auf folgende Elemente zu achten:<br />

n der Personalmix sollte den vielschichtigen Anforderungen der Stellensuchenden<br />

gerecht werden<br />

n der Personalmix soll die Wiedereingliederungskultur fördern<br />

n die einzelnen Personalberater sollen über die erforderlichen fachlichen<br />

und sozialen Kompetenzen verfügen.<br />

6. Organisation des RAV<br />

n Die Akquisition und Personalberatung sollten organisatorisch integriert<br />

sein.<br />

n Sowohl die Akquisition als auch die Beratung sollten nach Branchen<br />

gegliedert sein.<br />

n Der Personalberater muss die Kompetenzen besitzen, angedrohte<br />

Sanktionen eigenhändig und unverzüglich verfügen zu können. Die<br />

Sanktionen müssen an die Front. In jedem Fall sollte vermieden werden,<br />

dass der Berater erstinstanzlich eine Sanktion bei irgendeiner<br />

Stelle (im RAV oder ausserhalb des RAV) bewilligen lassen muss. Im<br />

Gegenteil, die von den Beratern in der Regel als unangenehme Tätigkeit<br />

empfundene Sanktionierung sollte für sie mit möglichst geringen<br />

Umtrieben verbunden sein.<br />

n Jeder Personalberater muss in der Lage sein, eine integrale Behandlung<br />

sämtlicher möglicher Defizite von Stellensuchenden durchführen können.<br />

Eine Spezialisierung der Personalberater auf bestimmte Defizite<br />

von Stellensuchenden (Motivation, <strong>Arbeit</strong>smarktfähigkeit, Information)<br />

sollte möglichst vermieden werden.<br />

7. Schaffen einer Wiedereingliederer-Kultur<br />

Die hauptsächliche Führungsaufgabe des RAV-Leiters besteht darin, eine<br />

“Wiedereingliederer-Kultur” zu schaffen. Dies ist von folgenden<br />

Faktoren abhängig:<br />

n klare Zielvorgaben und Richtlinien (insb. bezüglich Sanktionspraxis)<br />

n wirksames Controlling der RAV-Mitarbeiter<br />

n Schaffen von Anreizen für die Personalberater, die Wiedereingliederer-<br />

Kultur zu leben<br />

n institutionalisierter Informationsfluss im RAV<br />

n sorgfältiger Personalmix (vgl. Punkt 5).<br />

Seite 80/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

8 .3 Lenkendes Finanzierungssystem<br />

Es wäre unzweckmässig, obige Erkenntnisse künftig als verbindliche Vorgaben<br />

an die RAV zu formulieren. Sie sollten zwar einerseits als grundsätzliche<br />

Leitlinie erachtet werden, andererseits aber nicht verhindern, dass diese<br />

Leitlinie durch die RAV laufend weiterentwickelt und individuell angepasst<br />

werden kann. Ebenfalls sollten sie nicht verhindern, dass einzelne<br />

RAV in begründeten Spezialfällen gezielt davon abweichen können. Die<br />

RAV bzw. die RAV-Berater sind jeweils am besten in der Lage zu beurteilen,<br />

welche Leistungen die Wiedereingliederung der betreffenden Stellensuchenden<br />

am stärksten beschleunigt.<br />

Den RAV sollten also Freiheiten eingeräumt werden, in welcher Art und<br />

Weise sie die ihnen aufgetragenen Aufgaben umsetzen wollen. Dies bedeutet,<br />

dass ihnen gleichzeitig ein starker Anreiz gegeben werden muss, diese<br />

Freiheiten im Sinne des Auftraggebers - dem ALV-Fonds - zu nutzen. Dies<br />

lässt sich am besten dadurch erreichen, indem die Finanzierung der RAV an<br />

die Erreichung vorgegebener Ziele geknüpft wird.<br />

Seite 81/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

9 Potentialberechnung (Phase 4: Potentialschätzung)<br />

Im untersuchten Zeitraum zwischen Juli 1997 und Februar 1998 wurden in<br />

den 125 untersuchten RAV 115’900 Stellensuchende erfolgreich in den <strong>Arbeit</strong>sprozess<br />

reintegriert. Die fünf RAV mit der kürzesten Durchlaufzeit<br />

hatten dabei eine durchschnittliche Dauer der Stellensuche von 132 Kalendertagen.<br />

Diese Dauer ist um 107 Tage kürzer als der Gesamtdurchschnitt<br />

(239 Kalendertage).<br />

Mindestens 50 Prozent dieses Unterschiedes ist gemäss ökonometrischer<br />

Analyse durch nicht beeinflussbare Faktoren begründet. D.h. dass höchstens<br />

50 Prozent der Wirkungsunterschiede sich auf endogene Faktoren zurückführen<br />

lassen. Damit liegt das maximal denkbare Einsparungspotential bei<br />

6,2 Millionen Kalendertagen für den betrachteten Untersuchungszeitraum<br />

(8 Monate). Dies unter der Bedingung, dass im ökonometrischen Modell<br />

sämtliche exogenen Einflussgrössen mitberücksichtigt sind. Von den 6,2<br />

Millionen Tagen lassen sich mindestens 1,25 Millionen Tage ökonometrisch<br />

als Sparpotential nachweisen.<br />

Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass das beeinflussbare Sparpotential<br />

der RAV für den betrachteten Untersuchungszeitraum zwischen 1,25 und<br />

6,2 Millionen Tagen liegt. Dies unter der Voraussetzung, dass alle 125<br />

RAV gleich effizient arbeiten wie die fünf besten RAV.<br />

Rechnet man dieses Sparpotential auf alle 150 damals bestehenden RAV<br />

hoch, ergibt sich ein maximales Gesamtsparpotential von 7,44 Millionen<br />

Kalendertagen. Davon wiederum lassen sich 1,5 Millionen Kalendertage<br />

ökonometrisch als Mindestsparpotential nachweisen.<br />

Bezogen auf ein volles Kalenderjahr beläuft sich das Gesamtsparpotential<br />

auf 2,25 Millionen Kalendertage im Minimum und 11,16 Millionen Tage im<br />

Maximum.<br />

Bezogen auf die Versicherungskasse bedeutet dieses Sparpotential eine<br />

Entlastung der Kasse um 1,6 Millionen Auszahlungstage im Minimum und<br />

7,97 Millionen Auszahlungstage im Maximum. Dies wiederum bedeutet -<br />

ausgehend von einem durchschnittlichen Tagessatz von 130 Franken und<br />

ausgehend von den geschilderten Bedingungen - ein jährliches Entlastungspotential<br />

für die Versicherungskasse von zwischen 209 Millionen Franken<br />

und 1 036 Millionen Franken.<br />

Seite 82/83


15. März 1999 – imc/bbk/egm/zib<br />

RAV-EVALUATION: SCHLUSSBERICHT<br />

Anhangverzeichnis<br />

Anhang 1: Terminologie<br />

Anhang 2: Ökonometrische Analyse<br />

Anhang 3: Prozessanalyse (ausgewählte Auswertungen)<br />

Seite 83/83


n Belpstrasse 23<br />

Postfach 5032<br />

CH-3001 Bern<br />

n Fon 031 320 61 11<br />

Fax 031 320 68 29<br />

RAV-Evaluationsstudie<br />

Schlussbericht

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!