Magazin 1 / 12 (PDF, 6MB) - Bundesamt für Bevölkerungsschutz ...

ÜBUNG UND EINSATZ
Sorge dich nicht – übe!
Norbert Reez
„Sorge Dich nicht – lebe!“, so lautet die Maxime des
amerikanischen Kommunikations- und Motivationstrainers
Dale Carnegie. Sein Buch mit dem gleichnamigen
Titel ist ein Klassiker. Es wurde millionenfach
verkauft und in viele Sprachen übersetzt. Bis
heute gilt seine simple Botschaft als Ausdruck positiven
Denkens und ebenso beherzten Handelns. Nehme
man seine Maxime ernst, so könne aus Verzagtheit
und Unsicherheit, so Carnegie, frischer Lebensmut
und aktiver Veränderungswille erwachsen.
Übertragen auf die Situation des Bevölkerungsschutzes
am Beginn des 21. Jahrhunderts tut
letzteres besonders Not: Die Menschheit sieht sich
seit geraumer Zeit völlig neuartigen exorbitanten
Risiken ausgesetzt. Dazu gehören der transnationale
(neue) Terrorismus, Piraterie und Cyber-Attacken
12 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 1|2012
Zu den neuen Risiken, mit denen der Bevölkerungsschutz
konfrontiert ist, gehören auch Cyber-Attacken.
(Foto: Gert Altmann / pixelio)
ebenso wie etwa weltweite Pandemien und sich kumulierende
Naturkatastrophen mit nie da gewesenen
Folgen. Bevölkerungsschutz, d. h. die Vorsorge des
Staates für Sicherheit seiner Bürger (zivile Sicherheits-
vorsorge), ist angesichts dieser neuen globalen Herausforderungen
eine Herkules-Aufgabe. Und dennoch
ist man versucht, angesichts positiver Erfahrungen
mit strategischen Übungen in Deutschland
jene Carnegie-Maxime umzuformulieren und daraus
einen Übungsimperativ abzuleiten für postindustrielle
Gesellschaften: „Sorge dich nicht – übe!“
Übungsserie und Prozess LÜKEX
„Sorge dich nicht – übe!“ wäre so gesehen ein
Appell, der sich an Staaten richtet, den neuen Sicherheitsrisiken
mit verstärkten Übungsanstrengungen
entgegenzutreten. Konkret ist damit zugleich
zweierlei gesagt: Erstens, dass sich hinter „Übungen“
bzw. dem etwas altertümlich klingenden
„Übungswesen“ mehr verbirgt, als man gemeinhin
annimmt. Zweitens, dass Staaten als Ganzes mehr
üben sollten, um so den gewachsenen Herausforderungen
für eine Sicherheitsgewährleistung, insbesondere
im IT-Zeitalter, gerecht werden zu können.
Ähnlich klingt auch eine Empfehlung der Schutzkommission,
die den Bundesminister des Innern
regelmäßig und systematisch in Fragen des Bevölkerungsschutzes
berät. Im Dezember 2004 notiert
sie lapidar:
„Das Übungswesen ist aufzubauen und auszubauen:
Die Simulationen seien gefahrenbezogen, die unvertretene
Teilnahme von Entscheidungsträgern (Exekutiven,
Kabinetten) ist unabdingbar, die Manöverkritik
sei unbarmherzig.“
Blickt man auf die inzwischen zehnjährigen
Erfahrungen mit der nationalen Übungsserie LÜKEX
(Länder Übergreifende Krisenmanagement-Übungen
/ EXercise) im strategischen Krisenmanagement,
so ist die Praxis der Empfehlung der Schutzkommission
nachhaltig gefolgt. Gerade die „unvertretene
Teilnahme von Entscheidungsträgern“, d. h.
die persönliche Einbindung von Staatssekretären,
Präsidenten, Behörden- und Abteilungsleitern auf
öffentlicher Seite und Vorstandsmitgliedern und Kon