Magazin 1 / 12 (PDF, 6MB) - Bundesamt für Bevölkerungsschutz ...
Magazin 1 / 12 (PDF, 6MB) - Bundesamt für Bevölkerungsschutz ...
Magazin 1 / 12 (PDF, 6MB) - Bundesamt für Bevölkerungsschutz ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ÜBUNG UND EINSATZ<br />
„Perspektivenwechsel“<br />
Luftgestützte Sensorik im Einsatz<br />
<strong>für</strong> den <strong>Bevölkerungsschutz</strong><br />
Unbemannte Fluggeräte, die mit hochauflösenden Kameras bestückt sind, unterstützen<br />
in zunehmendem Maße die Lagefeststellung in besonderen Einsatzlagen der Gefahrenabwehr.<br />
Anhand des Einsatzes deutscher Experten auf Zypern im Juli 2011 werden<br />
exemplarisch der Status quo des Einsatzes von UAS (Unmanned Aerial Systems)<br />
im <strong>Bevölkerungsschutz</strong> sowie die absehbare und die wünschenswerte Entwicklung,<br />
nebst ihren Bedingungen, beschrieben.<br />
Michael Angermann, Martin Frassl, Michael Lichtenstern, Giulio Gullotta<br />
Zypern, 11. Juli 2011, frühmorgens. Auf dem Marinestützpunkt<br />
Evangelos Florakis explodieren mehrere<br />
mit Munition beladene Container. Diese waren im<br />
Jahr 2009 beschlagnahmt und seit dem im Freien<br />
gelagert worden.<br />
Die Explosion fordert 13 Menschenleben, 65<br />
Menschen werden verletzt. Hinzu kommen Sachschäden,<br />
der wohl gravierendste am kaum 250 Meter<br />
entfernten Kraftwerk „Vasilikos Power Station“.<br />
Mit ca. 800 MW Leistung war es <strong>für</strong> etwa 50 % der Energieversorgung<br />
Zyperns verantwortlich. Es handelt<br />
sich damit um ein Musterbeispiel <strong>für</strong> eine Kritische<br />
Infrastruktur, eine Einrichtung mit wichtiger Bedeutung<br />
<strong>für</strong> das staatliche Gemeinwesen, bei deren<br />
Ausfall oder Beeinträchtigung nachhaltig wirkende<br />
Versorgungsengpässe eintreten. Gerd Höhler schreibt<br />
am 13.07.11 in ZEIT-online: „Wegen der Strom-Engpässe<br />
mussten die Meerwasser-Entsalzungsanlagen<br />
stillgelegt und das Trinkwasser rationiert werden.<br />
Zypern ist nun eine Insel mit großem Strom- und<br />
Wassermangel, und das mitten in der Touristensaison.“<br />
Dann zitiert er Zyperns Wirtschaftsminister<br />
Antonis Paschalides, der von einer „Tragödie biblischen<br />
Ausmaßes“ spräche.<br />
Nachfolgend sollen jedoch nicht Ursache und<br />
Wirkung des Schadensereignisses, sondern der Einsatz<br />
des europäischen Expertenteams, hier insbesondere<br />
mit Blick auf den Einsatz von unbemannt<br />
26 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 1|20<strong>12</strong><br />
fliegenden Systemen, näher beleuchtet werden,<br />
um verallgemeinerbare Erkenntnisse zu gewinnen.<br />
Lagefeststellung – oder: Keine Entscheidung<br />
ohne Bestandsaufnahme<br />
Die zypriotischen Behörden konnten sich durch<br />
Inaugenscheinnahme sehr schnell ein Bild von den<br />
unmittelbaren Schäden vor Ort machen. Hier ist das<br />
menschliche Auge, verbunden mit der Erfahrung<br />
und Fachkenntnis des Betrachters, immer noch der<br />
beste In-Situ-Sensor. Die erheblichen Deformationen<br />
an den – möglicherweise auch tragenden – Strukturen<br />
des Bauwerks waren so offensichtlich, dass<br />
die erste Entscheidung ein Betretungsverbot war.<br />
Nur so konnte ausgeschlossen werden, dass weitere<br />
Menschen zu Schaden kommen. Für die genauere<br />
Lagefeststellung forderte Zypern über das EU-Gemeinschaftsverfahren<br />
internationale Unterstützung<br />
an. Das Monitoring and Information Centre (MIC)<br />
der EU-Kommission leitete das entsprechende Hilfeleistungsersuchen,<br />
das auch Stromgeneratoren und<br />
Wiederaufbauhilfe umfasste, auch an das Gemeinsame<br />
Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern<br />
(GMLZ) weiter. Hier wurde umgehend der Austausch<br />
mit den deutschen Experten begonnen, die<br />
<strong>für</strong> solche Einsätze in Frage kommen.