DIPLOMARBEIT - IAP/TU Wien
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II. 1. Die Satzgliedstellung<br />
Otto Behaghel widmete in seiner einzigartigen Syntaxdarstellung aus dem Jahre<br />
1932 einen ganzen Band der deutschen Topologie. Seine unten angeführten<br />
Gesetze, die eine große Anzahl an sprachwissenschaftlichen Werken in der<br />
Folgezeit beeinflusst haben, zeigen, dass die deutsche Wortstellung ein Resultat<br />
des Zusammenwirkens unterschiedlicher Ebenen (morphologischer,<br />
syntaktischer, semantischer, sowie kommunikativer) ist.<br />
Das oberste Gesetz ist dieses, daß das geistig eng<br />
Zusammengehörige auch eng zusammengestellt wird. […]<br />
Ein zweites machtvolles Gesetz verlangt, daß das Wichtigere<br />
später steht als das Unwichtige, dasjenige, was zuletzt noch im<br />
Ohr klingen soll […]<br />
Ein drittes Gesetz fordert, daß das unterscheidende Glied dem<br />
unterschiedenen vorausgeht: […]<br />
[…] Gesetz der wachsenden Glieder […]; es besagt, daß von<br />
zwei Gliedern, soweit möglich, das kürzere vorausgeht, das<br />
längere nachsteht. […]<br />
Das Tongewicht kann die Wortstellung in verschiedener Weise<br />
beeinflussen. 1<br />
Jedoch den größten Einfluss auf die deutsche Satzgliedforschung hatte das fünf<br />
Jahre später posthum erschienene Lehrwerk Grundgedanken der deutschen<br />
Satzlehre, das von Erich Drach für deutsprechende und deutschlernende<br />
Ausländer entworfen wurde und als Beginn der modernen Syntax angesehen<br />
werden kann.<br />
1 Behagel (1932), S. 4-6.<br />
Drach lehnt mit dem Hinweis auf den Zwecks seines Büchleins<br />
jegliche historische Sichtweise ab, womit er, wenn man vielleicht<br />
von Sanders (1883) absieht, als erster die Satzgliedfolge des<br />
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