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Schmetterlings- effekt

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ES REGNET FLOWS...<br />

FREESTYLE-EINLAGEN & KOPFNICK-FUTTER: »BLUMENTOPF«<br />

Der Topf ist wieder im Haus! Seit unglaublichen<br />

15 Jahren zieht die Münchener Raptruppe<br />

Blumentopf jetzt schon durch die<br />

Lande, und spätestens seitdem das Quintett<br />

anno 1999 die ,,Party-Safari“ ausgerufen<br />

hat, sind sie nicht mehr zu stoppen. Die fünf<br />

Jungs, die ihre Wurzeln im beschaulichen<br />

Freising haben, sind so etwas wie die Goldesel<br />

des Rap: Was sie anpacken, hat Erfolg.<br />

Mit erfreulicher Regelmäßigkeit ist die unzertrennbare<br />

Crew zu Gast in Westfalen, und<br />

auch in diesem Jahr sollen die zahlreichen Fans<br />

auf ihre Kosten kommen. Mit dem 7. Album im<br />

Gepäck entert der Topf Anfang Dezember die<br />

Bühne des Skaters Palace.<br />

Die aktuelle Aufregung um deutsche Rapacts<br />

von Cro bis Casper kommt auch für die ,,Musikmaschine“<br />

aus München sicher alles andere<br />

als ungelegen – das Interesse für Hip Hop aus<br />

Deutschland jenseits prolliger Gewaltklischees<br />

und von korrekter Syntax und Grammatik befreiter<br />

Gossensprache ist so groß wie schon lange<br />

nicht mehr. Nötig hätten sie diesen Rummel jedoch<br />

nicht. Früher spielten sie noch ,,für nen<br />

Schein mit zwei Nullen und nen Kasten Tuborg“,<br />

doch mit ihren ,,Raportagen“ zur Fußball-WM<br />

und EM haben sie sich schon vor Jahren in den<br />

Mainstream der Öffentlich-Rechtlichen gerappt.<br />

Die ,,Jungs aus dem Reihenhaus“ sind mit ihrem<br />

humorvollen und wortgewitzten Mittelstandsrap<br />

über jede Konjunkturschwankung im Musikbiz<br />

erhaben.<br />

Vielleicht ist der Erfolg der fünf Freunde so<br />

groß, weil sie sich immer treu geblieben sind –<br />

,,keep it real und so“. Diese abgedroschene Phrase<br />

passt beim Topf tatsächlich wie angegossen:<br />

Auf dem aktuellen Album ,,Nieder mit der GbR“<br />

behandeln sie Themen, die so oder so ähnlich<br />

auch schon auf den legendären ersten beiden<br />

Platten Platz gehabt hätten. Auch in Sachen Beats<br />

und Storytelling schließt die Platte an alte<br />

Werte und Qualitäten an.<br />

Dass die Zeit aber nicht stehen geblieben ist,<br />

beweist der Topf mit Nummern wie dem radiotauglichen<br />

,,Bin dann mal weg“, in dem man<br />

mit Pohlmann-Feature ein Ausrufezeichen hinter<br />

seine Massentauglichkeit setzt. Auch das<br />

Feature mit den Sportfreunden Stiller (,,Supermänner“)<br />

wäre so früher kaum denkbar gewesen.<br />

Doch auch wahre Hip Hop-Heads bekommen<br />

auf der Platte genug Kopfnick-Futter und<br />

clevere Texte. Und wenn DJ Sepalot im Chorus<br />

der Kaffeehymne ,,Schwarzes Gold“ altbekannte<br />

Vocalsamples der Stieber Twins meisterhaft zerschnippelt<br />

und neu zusammensetzt, ist die Versöhnung<br />

mit den Realkeepern garantiert.<br />

Doch bei Konzerten vom Blumentopf sind die<br />

aktuellen Platten sowieso nur die halbe Miete.<br />

Mindestens genauso wichtig sind die ausgedehnten<br />

Freestyle-Einlagen, die zu jeder Show gehören<br />

und oft größeren Jubel ernten als die beliebtesten<br />

Topf-Tracks. Das eigentlich Phänomenale<br />

an den Improvisations-Einlagen ist dabei, dass<br />

die vier Rapper scheinbar keine schlechten Tage<br />

kennen und garantiert immer abliefern, frei<br />

nach dem Motto: ,,Wenn der Topf in deiner Stadt<br />

ist / regnet es Flows, bis’n Loch in deinem Dach<br />

ist“. Vor allem Holunder und Schu hauen bei jedem<br />

Konzert mit schlafwandlerischer Sicherheit<br />

ein paar Zeilen raus, bei denen jeder Rapperkollege<br />

nur den Hut ziehen kann. Und so ziehen sie<br />

,,von Disco zu Disco“ und hinterlassen überall<br />

Begeisterung – frühzeitige Ticketbeschaffung ist<br />

dringend angeraten! Wie sagte schon Roger:<br />

,,Mein gut gemeinter Rat ist / verpass’ nie die<br />

Party, wenn der Topf in deiner Stadt ist!“<br />

Johannes Wallat<br />

MÜNSTER, SKATERS PALACE 5.12.<br />

ULTIMO 19

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