CVJM-MISSIO-CENTER BERLIN 32. Freundesbrief Ausgabe 4 ...
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BERICHTE CHRISTIVAL 6<br />
Interview mit Bettina Hunger<br />
IL: Bettina, du warst im 4.<br />
Hauptkurs des Missio-Centers und<br />
bist heute noch in Berlin.<br />
Was hat dich hier festgehalten?<br />
BH: Die Gastronomie. 1997 begann<br />
in der Sophienstr. 19 die Gastlichkeit<br />
zu keimen. So habe ich in meinem<br />
Kurs den Sophienhof wachsen<br />
sehen und einweihen dürfen. Nach<br />
4-monatiger Mitarbeit im Gästehaus habe ich dann meine<br />
Arbeit im Restaurant & Café “mittendrin”.begonnen.<br />
IL: Am 1. Dezember 2001 hast du einen neuen Job bei<br />
der Berliner Gasthausmission begonnen. Du nennst<br />
dich jetzt „Gasthausmissionarin“. Was muss man sich<br />
darunter vorstellen?<br />
BH: Eine dunkelblonde, kurzhaarige, weibliche Person mit<br />
Brille, die dem Missionsbefehl nachkommt. Eine<br />
Einschränkung zum Bibeltext gibt es allerdings. Mein<br />
Auftrag lautet: „Gehe hinaus in die Hotels, Pensionen,<br />
Restaurants, Cafés und Eckkneipen und rufe alle<br />
Mitarbeiter/innen, Wirte, Hoteliers, Inhaber und Köche aus<br />
dem Berliner Gastgewerbe in meine Nachfolge.“<br />
IL: Was sind deine konkreten Aufgaben ?<br />
BH: Ich versuche Kontakte zu Einrichtungen und<br />
Ausbildungsstätten des Gastgewerbes herzustellen. D.h.<br />
neben den Hotels und Restaurants auch zum Hotel- und<br />
Gaststättenverband, IHK und Berufsschulen. Bei den<br />
Berufsschulen schwebt mir zum Beispiel die Idee im Kopf,<br />
den Religionsunterricht einzuführen. Das wäre ein genialer<br />
Weg auch die Azubis zu erreichen. In meiner Verantwortung<br />
liegt außerdem die Erstellung und Verteilung des “Berliner<br />
Boten”, einer Zeitschrift für das Berliner Hotel- und<br />
Gastgewerbe. Diese Zeitung ist eine neue und große<br />
Herausforderung für mich, journalistische Fähigkeiten zu<br />
entwickeln und Leute über Printmedien zu erreichen. In<br />
meiner Organisation liegen weiterhin Planung und Mitarbeit<br />
bei Veranstaltungen der Berliner Gasthausmission. Im<br />
Sommer veranstalten wir im Berliner Dom einen<br />
Gottesdienst mit anschließendem Empfang. Der<br />
Weihnachtsempfang findet an unterschiedlichen Orten kurz<br />
vor Weihnachten statt. Ich freue mich über kleine<br />
Hoffnungszeichen, wie z.B. den diesjährigen Empfang, den<br />
uns das Restaurant „Refugium“ am Gendarmenmarkt<br />
sponsort.<br />
IL: Wo liegen die Herausforderungen in dieser Arbeit<br />
und wo siehst du Schwierigkeiten?<br />
BH: Eine Herausforderung ist für mich, die Frustrationstoleranz<br />
zu erhöhen. Es gibt zu viele negative Erlebnisse, wo<br />
ich am liebsten sagen möchte „Wozu mache ich das? Das<br />
will ja keiner wissen und schon gar nicht hören.“ Wenn ich<br />
in die Geschäftigkeit eines Hotels oder Restaurants komme,<br />
habe ich schnell das Gefühl: „Ich bin hier überflüssig.“ Trage<br />
ich dann mein Anliegen vor, werden Augen und Ratlosigkeit<br />
groß. Ich finde die Kontakte aber dennoch wichtig und orientiere<br />
mich an Jesus und seiner Motivation für uns Menschen.<br />
Eine Schwierigkeit sehe ich bei den Christen im Job.<br />
Zum einen stehen sie selber, durch den Schichtdienst in der<br />
Gefahr, geistlichen Nahrungsmittelentzug zu erleiden, zum<br />
anderen ist es für sie schwierig, sich ehrenamtlich zu engagieren.<br />
Ich bin gerade am probieren wie ich für diese Gruppe<br />
ein Angebot stricken kann, welches Zuspruch und Interesse<br />
findet.<br />
IL: Was reizt dich an diesem Job?<br />
BH: Die Menschen und die Verbindung von Gastronomie<br />
und Seelsorge. Es gibt viel zu tun. Häufig schleppen die<br />
Menschen ihre Probleme mit zur Arbeit und versuchen dort<br />
sie zu lösen. Schichtdienst, Überstunden und Feiertagsarbeit<br />
sind echte Beziehungskiller. „Wem kann ich von meinen<br />
Problemen erzählen, wenn mich mein Freund, Frau oder<br />
Mann verlassen hat, weil sie kein Verständnis mehr für<br />
meinen Job haben? Bin ich allein oder neu in der Stadt sind<br />
die Kollegen die einzigsten Kontakte die ich habe.“<br />
Letztes Jahr war ich am Heilig Abend in einem Berliner<br />
Hotel unterwegs. Angetroffen habe ich Azubis und Mitarbeiter,<br />
deren Kinder entweder schon groß, sie Single waren<br />
oder ihr Partner selbst arbeiten war. Interessant war schon<br />
allein diese Gruppe von Menschen zu betrachten. Es ist mir<br />
bei den Gesprächen auch eines deutlich geworden: Mit<br />
„Heilig Abend“ oder „Weihnachten“ muss sich an diesem<br />
Tag am Arbeitsplatz keiner beschäftigen. So kann das<br />
Thema bewusst umgangen werden. Außerdem muss sich<br />
ein Single mit der Einsamkeit nicht auseinander setzen und<br />
auch nicht überlegen, wo er den Abend verbringen kann.<br />
Ein Azubi kann einen langweiligen Abend mit den Eltern<br />
umgehen... Ausnahmen begegneten mir allerdings auch.<br />
Diese Erzählungen sind mir sehr zu Herzen gegangen und<br />
motivieren mich in diesem Jahr wieder los zugehen. Dieser<br />
Probleme gilt es sich anzunehmen und Ihnen zu sagen: „Du<br />
bist nicht allein.“<br />
IL: Was wünschst du dir?<br />
BH: Ich wünsche mir, dass der Name „Berliner Gasthausmission“<br />
in der Branche kein unbekannter bleibt, und dass<br />
sich Menschen zu Jesus einladen lassen. Ich wünsche mir<br />
eine geistliche Belebung der Albrechtstr.17 (Sitz der Gasthausmission),<br />
dass es zu einem missionarischen und seelsorgerlichen<br />
Zentrum wachsen kann.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
Das Interview führte Irmtraud Lang