Verantwortung
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005 9:58 Uhr Seite 1<br />
Verehrte(r) Impulse - Leser(in),<br />
vor einigen Monaten bekam ich die<br />
erste CSR-Broschüre in die Hand<br />
und dachte: „Ja, das ist es. Das will<br />
ich auch. Damit kann ich mich identifizieren.“<br />
Kurze Zeit später nahm ich<br />
am 1. nationalen CSR-Tag in Wien<br />
teil und fand mich unter Menschen<br />
wieder, die meine Auffassung teilten.<br />
Es war für mich eine derartige<br />
Bereicherung mit anderen Unternehmern<br />
über das Thema soziale<br />
<strong>Verantwortung</strong> zu diskutieren, ihre<br />
Projekte kennen zu lernen und ihre<br />
Entwicklung zu verfolgen. An diesem<br />
Tag wurde unter anderem ein Unternehmen<br />
mit dem „Trigos-Preis“ für<br />
Nachhaltigkeit ausgezeichnet - die<br />
Firma „Zotter – Schokoladen Manufaktur“<br />
aus Riegersburg. Ich hatte<br />
das Glück, bei der Pressekonferenz<br />
anwesend zu sein und hinterher mit<br />
dem Inhaber, Herrn Josef Zotter, ein<br />
paar Worte zu wechseln. Sein soziales<br />
Engagement, sein Werdegang<br />
haben mich tief beeindruckt. Es geht<br />
nicht darum, sein soziales Gewissen<br />
und seine <strong>Verantwortung</strong> mit Spenden<br />
an die dritte Welt zu befriedigen<br />
– Zotters Motto ist, Hilfe zur Selbsthilfe<br />
zu leisten. In seinem Fall heißt<br />
das, mehr Geld für bessere Qualität<br />
von Kakaobohnen zu investieren,<br />
damit die Kunden nur hochwertigste<br />
Produkte erhalten. Er bestärkte mich<br />
in meinem Vorhaben, CSR auch in<br />
unserem Unternehmen einzuführen.<br />
C M Y CM MY CY CMY K<br />
Mein Ziel ist es, einen Nachhaltigkeitsbericht<br />
zu erstellen, dessen<br />
Zentrale Themen Markt, Arbeitsplatz,<br />
Gemeinwesen und Umwelt<br />
sind. Zugegeben: zurzeit ist CSR<br />
ein beliebtes Thema von Konzernen<br />
oder größeren Firmen, die sich mit<br />
diesen Berichten profilieren wollen<br />
und zeigen möchten, welch „tolle“<br />
soziale Leistungen sie erbringen.<br />
Dies nutzen sie dann geschickt in<br />
ihren PR-Berichten.<br />
Ein Beispiel aus der Praxis: Ein<br />
Konzern beauftragt eine Firma, ein<br />
Konzept für die Einrichtung von<br />
60 Behindertenarbeitsplätzen im<br />
Unternehmen zu erstellen und nutzt<br />
dieses Thema, um sich ein positives<br />
Image zu verschaffen. Gleichzeitig<br />
hat der Konzern bei einer Firmenfusion<br />
die Mitarbeiter der fusionierten<br />
Firma vor die Wahl gestellt, entweder<br />
übernommen zu werden und auf<br />
ihre Abfertigung zu verzichten, oder<br />
bei Abfertigungsauszahlung gekündigt<br />
zu werden. Hinzu kam, dass die<br />
übernommenen Mitarbeiter sofort in<br />
einen schlechteren Kollektivvertrag<br />
fielen. Ein Beispiel, dass zeigt, dass<br />
soziale <strong>Verantwortung</strong> nicht nur<br />
als schmückende Maske fürs Image<br />
dienen darf! Das kann es ja wohl<br />
nicht sein. Das hat nichts mit CSR zu<br />
tun. CSR ist ein Gesamtkonzept, das<br />
jeder in sich tragen sollte.<br />
Im Sommer wurde von mir ein Wiener<br />
Unternehmen beauftragt den derzeitigen<br />
Status unserer Firma zu analysieren.<br />
Sehr erstaunt war ich über die<br />
Fragen der Ist-Analyse. „Wie ist Ihre<br />
Beziehung zur Gemeinde?“ wurde<br />
ich gefragt. „Nun ja, normal. Ich<br />
weiß nicht, was Sie meinen?“ fragte<br />
ich etwas hilflos. Gemeint war, ob<br />
ich Gemeindebedienstete besteche,<br />
um an Aufträge zu kommen. Ich war<br />
Mein Kommentar<br />
entgeistert. Nächste Frage „Gibt<br />
es Zwangsarbeit in Ihrer Firma?“<br />
Ich: „Wie bitte? Zwangsarbeit? Wir<br />
leben in Europa, das gibt’s doch<br />
bei uns nicht?“ Ich muss auf mein<br />
Gegenüber wohl sehr naiv gewirkt<br />
haben. Milde lächelnd nannte er mir<br />
ein paar Beispiele von Betrieben, in<br />
denen Zwangsarbeit bei uns, mitten<br />
in Europa, mitten in der EU, möglich<br />
ist.<br />
Aber, was will ich Ihnen eigentlich<br />
damit sagen? In welcher Zeit<br />
leben wir, dass die EU einen Leitfaden<br />
erstellt, in dem beschrieben<br />
wird, wie wir mit unseren Kunden,<br />
Mitarbeitern, Lieferanten oder der<br />
Umwelt umgehen sollen? Eigentlich<br />
sollte das doch jeder in sich tragen.<br />
Auf der anderen Seite ist dies absolut<br />
positiv, da sich in Zukunft kein<br />
Unternehmen die Gustostücke aus<br />
der sozialen <strong>Verantwortung</strong> rauspicken<br />
kann, sondern die Erstellung<br />
eines Gesamtkonzeptes verpflichtend<br />
ist.<br />
Ich habe festgestellt, dass unser<br />
Unternehmen seit Jahrzehnten soziale<br />
<strong>Verantwortung</strong> trägt und es wird<br />
Zeit, dies zu äußern und den Dialog<br />
weiter zu verbessern. Man hört<br />
immer, soziale <strong>Verantwortung</strong> sei ein<br />
Widerspruch zu wirtschaftlich -profitorientiertem<br />
Handeln. Ich sage:<br />
wir brauchen beides, sowohl Profit,<br />
als auch soziale <strong>Verantwortung</strong> und<br />
Transparenz. Der Kunde von morgen<br />
wird immer mehr Transparenz von<br />
den Firmen fordern. Wir werden uns<br />
dieser Herausforderung stellen und<br />
sukzessive dies ermöglichen in Form<br />
eines Nachhaltigkeitsberichtes.<br />
Mit herzlichen Grüßen<br />
Felicitas Haslmaier<br />
Nr. 23, Dezember 2006 19