Dürfen wir alles tun, was wir können? - Ärztekammer für Kärnten
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Offener Brief<br />
Betriebsrat hat keinen<br />
Alleinvertre<strong>tun</strong>gsanspruch<br />
Mit ungewöhnlicher Schärfe reagierte<br />
der Zentralbetriebsratsobmann der<br />
Landesspitäler Arnold Auer im Newsletter<br />
des Betriebsrates vom 8. April auf den<br />
offenen Brief, den <strong>Ärztekammer</strong>präsident<br />
Dr. Othmar Haas über die aktuelle Situation<br />
der KABEG verfasst hat.<br />
Sehr geehrter Herr Betriebsratsobmann!<br />
Lieber Arnold!<br />
Ich bin erstaunt über Deine Reaktion auf meinen offenen Brief<br />
über die aktuelle Situation der KABEG. Sie ist aus meiner<br />
Sicht nicht angemessen, weil <strong>wir</strong> <strong>für</strong> dieselbe Sache eintreten,<br />
nämlich <strong>für</strong> akzeptable Arbeitsbedingungen in den Landesspitälern.<br />
Für mich als Präsident der <strong>Ärztekammer</strong> stehen natürlich die<br />
Interessen der Ärztinnen und Ärzte im Mittelpunkt, während<br />
Du sämtliche Berufsgruppen zu vertreten hast.<br />
Dieser Unterschied sollte nicht dazu führen, dass Du einen<br />
völlig verfehlten Ton anschlägst. Als Betriebsratsobmann hast<br />
Du eine wichtige Funktion, aber beileibe keinen Alleinvertre<strong>tun</strong>gsanspruch.<br />
Was soll daher Deine Aufforderung an mich, der Schuster<br />
möge bei seinem Leisten bleiben?<br />
Heißt das, dass Du der <strong>Ärztekammer</strong> das Recht absprichst,<br />
sich um die Interessen der Ärztinnen und Ärzte in den Landesspitälern<br />
zu kümmern?<br />
Ich halte dies <strong>für</strong> einen Ausrutscher, der angesichts des doch<br />
recht eng formulierten Aufgabenbereiches der innerbetrieblichen<br />
Arbeitnehmervertre<strong>tun</strong>g nahezu skurril anmutet. Ich<br />
habe Dich bisher als jemanden erlebt, der die demokratischen<br />
Spielregeln kennt und der auch weiß, welche Aufgaben und<br />
Kompetenzen <strong>Ärztekammer</strong> und Betriebsrat per Gesetz<br />
zugeordnet sind.<br />
Als Präsident der <strong>Ärztekammer</strong> werde ich mich jedenfalls<br />
weiter zu Wort melden, wenn die Entwicklung des Klinikums<br />
dies notwendig macht und wenn es gilt, Ärztinnen und Ärzte<br />
zu unterstützen.<br />
Es liegt mir fern, im Gegensatz zu Deiner Behaup<strong>tun</strong>g, zusätzliche<br />
Probleme im Klinikum Klagenfurt schaffen oder sogar<br />
Unsicherheit und Zwietracht zwischen den Berufsgruppen<br />
auslösen zu wollen.<br />
Das sind Vorwürfe, die haltlos sind. Deine Vorhal<strong>tun</strong>gen weise<br />
ich als unsachlich und unzutreffend zurück.<br />
Ich habe mir erlaubt, Fakten aufzuzeigen. 515 Ärztinnen und<br />
Obwohl Dr. Haas die Rolle des Betriebsrates<br />
nur am Rande kritisch erwähnte, traf<br />
dies offenbar einen Nerv von Auer. Dabei<br />
ging es vor allem um die Frage, wie sehr<br />
der Betriebsrat die Interessen der 515 Ärztinnen<br />
und Ärzte in seiner Politik gewichtet.<br />
Während Auer seine Aussagen nicht mit<br />
ärztlichen Betriebsräten absprach, sondern<br />
im Alleingang agierte, hat Dr. Haas<br />
seine Analyse in Absprache mit anderen<br />
Ärztevertretern angestellt.<br />
Auch die nachfolgende Antwort von Präs.<br />
Dr. Haas auf die Behaup<strong>tun</strong>gen von Auer<br />
<strong>wir</strong>d von Kurienobmann Dr. Boris Fugger<br />
und den Betriebsräten Dr. Petra Preiß und<br />
Dr. Günter Johann Rainer mitgetragen.<br />
In ihrem Brief heißt es:<br />
Ärzte im Klinikum bilden eine Minderheit in der Belegschaft,<br />
die knapp 4.000 Mitarbeiter umfasst.<br />
Ich bin überzeugt, dass diese Ärztinnen und Ärzte eine wichtige<br />
Rolle einnehmen. Wenn das Klinikum, wie <strong>wir</strong> alle hoffen,<br />
eine positive Entwicklung nehmen soll, <strong>wir</strong>d es in großem<br />
Ausmaß auf sie ankommen.<br />
Als Betriebsratsobmann <strong>wir</strong>st Du auch akzeptieren müssen:<br />
Es entstand bei Ärztinnen und Ärzten bisweilen der Eindruck,<br />
dass ihre Interessen im Vergleich mit anderen Berufsgruppen<br />
nicht gleich gewichtet worden sind.<br />
Das zeigt sich auch daran, dass der Betriebsrat von seinen drei<br />
Vertretern im neuen entscheidenden Organ der KABEG, der<br />
Expertenkommission, keine Ärztin bzw. keinen Arzt nominiert<br />
hat. Beim Gehaltsabschluss <strong>für</strong> 2011 mit einem <strong>für</strong> die<br />
Ärzteschaft ungünstigen Sockelbetrag wurde Kollegin Preiß<br />
überstimmt. Daraus kann man folgern, welchen Stellenwert<br />
der Betriebsrat den Ärztinnen und Ärzten bei entscheidenden<br />
Fragen einräumt.<br />
Ich halte daher meine Aussagen zum Betriebsrat in meinem<br />
offenen Brief zur Situation der KABEG aufrecht. Sie bilden nur<br />
einen kleinen Teil des Inhalts, der im Übrigen auch mit den<br />
ärztlichen Betriebsräten abgesprochen worden ist.<br />
Ich ersuche Dich abschließend, dies als offenes Wort von<br />
Berufsvertretern zu akzeptieren, die in vielen Dingen ein<br />
Mitstreiter des Betriebsrates sind, die aber dennoch auf ihre<br />
Unabhängigkeit und ihre Freiheit pochen, <strong>für</strong> ihre Rechte<br />
einzutreten.<br />
Mit freundlichen Grüßen!<br />
Präsident Dr. Othmar Haas<br />
2. Vizepräs. Dr. Boris Fugger<br />
Kurienobmann der angestellten Ärzte<br />
Dr. Petra Preiß<br />
Dr. Günter Johann Rainer<br />
2 Mai 2011 · presse@aekktn.at · www.aekktn.at<br />
Das Management hat <strong>für</strong><br />
diese Wolfsberger Abteilung,<br />
die offiziell als wichtige<br />
Innovation der heimischen<br />
Gesundheitspolitik gilt, eine so<br />
mangelhafte Personalpolitik<br />
betrieben, dass plötzlich akuter<br />
Ärztemangel herrscht.<br />
Nach dem Abgang von Ärzten<br />
kann die Lymphologie mit ihrem<br />
medizinischen Stab den<br />
Nachtdienst nicht mehr besetzen.<br />
Aus diesem Grund muss<br />
die nächtliche Versorgung der<br />
Patienten die Interne Abteilung<br />
mitübernehmen.<br />
Verstoß.- Präsident Dr. Othmar<br />
Haas weist darauf hin, dass damit<br />
gegen wichtige Vereinbarungen<br />
verstoßen <strong>wir</strong>d: „Jede<br />
Abteilung sollte von eigenen<br />
Ärzten rund um die Uhr versorgt<br />
werden. Es widerspricht<br />
auch der Dienstvereinbarung<br />
auf der Internen Abteilung,<br />
dass deren Ärzte in der Nacht<br />
eine andere Abteilung mitbetreuen<br />
müssen. Offenbar <strong>wir</strong>d<br />
die Lymphologie der Internen<br />
Medizin zugeordnet, wobei es<br />
dann wieder erstaunt, dass die<br />
Abteilung von einem Chirurgen<br />
geleitet <strong>wir</strong>d.“<br />
Die KABEG erwähnt auf ihrer<br />
Homepage stolz, dass die<br />
Lmyphologie über eine Zertifizierung<br />
nach ISO 9001 verfügt.<br />
Trotz dieses Gütesiegels fehlte<br />
es an einer vorausschauenden<br />
Mai 2011 · presse@aekktn.at · www.aekktn.at<br />
Präs. Dr. Othmar Haas:<br />
„Für Bauten, also die Hardware ist genug Geld da, aber dann<br />
<strong>wir</strong>d beim Personal, der Software gespart. Auch das LKH Wolfsberg<br />
ist offenbar davon betroffen.“<br />
Auch in Wolfsberg: Personal<br />
muss <strong>für</strong> zu teuren Bau büßen<br />
Das Problem der Kärntner Spitalspolitik, viel Geld in Neubauten zu stecken und<br />
dann beim Personal zu sparen, zeigt sich nicht nur beim Klinikum Klagenfurt.<br />
Jetzt ist auch die Lymphologie in Wolfsberg davon betroffen.<br />
Personalpolitik, die eine ausreichende<br />
medizinische Besetzung<br />
gewährleistet.<br />
Für Dr. Haas sind diese Umstände<br />
einmal mehr symptomatisch<br />
<strong>für</strong> die heimische Spitalspolitik,<br />
der es an einer langfristigen<br />
Strategie mangelt.<br />
„Für die Hardware ist genug<br />
Geld da, aber dann spart man<br />
bei der Software. Da <strong>wir</strong>d groß<br />
ein neues medizinisches Angebot,<br />
die Lymphologie, gefeiert,<br />
aber dann lässt man eben<br />
diese personell verhungern“.<br />
Auf halben Wegen.- Dr. Haas<br />
fordert, dass man der Lymphologie<br />
Mittel zur Verfügung<br />
stellt, damit sie jene Rolle, die<br />
man ihr in Politikerreden und<br />
der offiziellen KABEG-Strategie<br />
zuordnet, erfüllen kann. Ist<br />
es der Makel der Kärntner Spitalspolitik,<br />
dass sie – frei nach<br />
Grillparzer – auf halben Wegen<br />
und zu halber Tat, mit halben<br />
Mitteln zauderhaft strebt?<br />
Dazu passt, dass mittlerweile<br />
alle Verantwortlichen zugeben,<br />
man habe sich viel zu wenig<br />
um Patienten <strong>für</strong> die Lymphologie<br />
außerhalb <strong>Kärnten</strong>s<br />
bemüht. Wenn sich dies nicht<br />
ändert, <strong>wir</strong>d Wolfsberg die<br />
Möglichkeiten, welche ein Sondervertrag<br />
des Hauptverbandes<br />
der Lymphologie einräumt,<br />
vergeben.<br />
Aufwendig.- Bei einer Presse-<br />
konferenz am 3. Mai in Wolfsberg<br />
bestätigte KABEG-Direktorin<br />
Ines Manegold indirekt,<br />
dass der 20-Millionen-<br />
Bau der Lymphologie (11.000<br />
m² Nettogrundfläche) zu aufwendig<br />
gestaltet worden ist.<br />
So „großzügige Bauteile“<br />
könnten laut Manegold in Zukunft<br />
nicht mehr errichtet werden.<br />
Ein <strong>für</strong> das LKH Wolfsberg<br />
geplanter Zubau müsse<br />
so konzipiert sein, dass das<br />
Spital „zusammenrückt“. Es<br />
müsse ein Haus der kurzen<br />
Wege werden.<br />
Manegold wollte bei dieser<br />
Pressekonferenz die Unsicherheit<br />
über die Zukunft des LKH<br />
Wolfsberg beenden. Ihre gute<br />
Nachricht <strong>für</strong> das LKH war,<br />
dass sein Angebot um die orthopädische<br />
Rehabilitation erweitert<br />
werde. Die KABEG will<br />
den Angliederungsvertrag, der<br />
zwischen der Orthopädie des<br />
Klinikums Klagenfurt mit der<br />
Rehabklinik Althofen besteht,<br />
beenden. Die Patienten sollten<br />
nach der Operation in Klagenfurt<br />
in Zukunft nach Wolfsberg<br />
kommen.<br />
Die schlechte Nachricht von<br />
Manegold <strong>für</strong> Wolfsberg war,<br />
dass die Unfallchirurgie ihre<br />
bisherigen zusätzlichen Leis<strong>tun</strong>gen<br />
in der Endoprothetik in<br />
Zukunft nicht mehr anbieten<br />
sollte.<br />
Lithium-<br />
Intoxikation<br />
Aus gegebenem Anlass möchte<br />
ich die Risken dieser Medikation<br />
in Erinnerung rufen:<br />
Lithium-Salze (Quilonorm retard)<br />
werden als Phasenprophylaktikum<br />
bei bipolaren affektiven<br />
Psychosen immer<br />
noch angewandt.<br />
Nach wie vor ist es eine <strong>wir</strong>kungsvolle<br />
Therapie. Der große<br />
Nachteil dieser Medikation<br />
liegt in der geringen therapeutischen<br />
Breite. Bereits bei<br />
einem Blutspiegel über 1,2<br />
mmol/l ist mit Neben<strong>wir</strong>kungen<br />
zu rechnen und bei et<strong>was</strong><br />
höherem Spiegel <strong>können</strong> Intoxikationssymptome<br />
auftreten.<br />
Die Neben<strong>wir</strong>kungen, besonders<br />
bei höherem Blutspiegel,<br />
sind: Müdigkeit, Muskelschwäche,<br />
cerebrale Anfälle, Schilddrüsenfunktionsstörung,Ver<strong>wir</strong>rtheit,<br />
Desorientiertheit,<br />
Bewusstseinstrübung (!). Symptome<br />
also, die auch zu Verwechslungen<br />
mit Verhaltensauffälligkeiten<br />
bei Demenzen<br />
führen.<br />
Absolute Kontraindikationen<br />
<strong>für</strong> Lithium sind: Myokardinfarkt,<br />
schwere Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen, Nierenfunktionsstörungen<br />
und Störungen<br />
des Natriumhaushalts. Besondere<br />
Vorsicht ist bei Kombination<br />
mit Antirheumatika,<br />
Diuretika, ACE-Hemmer,<br />
Antiphlogistika gegeben. Insbesondere<br />
bei älteren Patienten,<br />
die über Jahre und<br />
Jahrzehnte Lithiumpräparate<br />
einnehmen, ist auf die Nierenfunktion<br />
zu achten. Besondere<br />
Vorsicht auch bei Kombination<br />
mit Blutdrucksenkern mit diuretischer<br />
Wirkung. Sollte also<br />
insbesondere ein älterer Patient<br />
oder ein dementer Patient<br />
über Jahre bereits auf Quilonorm<br />
retard eingestellt sein,<br />
sollte an derartige Komplikationen<br />
gedacht werden. Daher<br />
Kontrollen des Lithiumspiegels<br />
bzw. im Zweifelsfall Reduktion<br />
oder Absetzen dieser Medikation<br />
nach Rückfrage mit dem<br />
behandelnden Facharzt <strong>für</strong><br />
Psychiatrie-Neurologie.<br />
Dr. Eva Rupp<br />
Literatur: „PSYCHIATRIE Compact“,<br />
Siegfried Kasper, Hans-Peter Volz<br />
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