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(nicht) „stiften” - Sozialwerk St. Georg

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10 SOZIALWERK ST. GEORG<br />

SELBSTBESTIMMTE TEILHABE ALS<br />

ETHISCHES LEITPRINZIP<br />

DER CARITAS<br />

Dr. Elisabeth Kludas, Vorstand für soziale<br />

Dienstleistungen und Qualitätsmanagement<br />

des <strong>Sozialwerk</strong>s <strong>St</strong>. <strong>Georg</strong> e. V. und Vorsitzende<br />

der Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie<br />

(CBP) e. V.<br />

Die Selbstbestimmung wurde in der Behindertenhilfe<br />

von den Menschen mit Körperbehinderung<br />

und von den Menschen mit<br />

chronischer psychischer Erkrankung seit<br />

den 1970er Jahren ins Gespräch gebracht.<br />

Seit den 1990er Jahren wurde sie auch Thema<br />

in unserem Vorgängerverband der<br />

katholischen Geistigbehindertenhilfe. Sie<br />

wurde anfangs durchaus kontrovers diskutiert.<br />

Die Umkehrung von „Ich weiß, was<br />

für dich gut ist!“ wäre „Ich tu’ nur, was du<br />

mir sagst!“ Diese Umkehrposition birgt<br />

aber ein hohes Risiko für Vernachlässigung<br />

und Gefährdung gerade der Personen, die<br />

am meisten auf Unterstützung angewiesen<br />

sind.<br />

Es wurde klar, dass ein Mensch, der keine<br />

Alternativen kennen lernen durfte, kaum<br />

Entscheidungen treffen kann, und dass wir<br />

Praxisbeitrag von Dr. Elisabeth Kludas während der<br />

Delegiertenversammlung des Deutschen Caritasverbandes<br />

vom 16. bis 18. Oktober 2007 in Erfurt. Hier<br />

wurden grundsätzliche Beschlüsse zur Teilhabe am<br />

Leben in der Gesellschaft als Ziel aller sozialen Dienstleistungen<br />

gefasst.<br />

da eine Aufgabe haben. So fingen wir in<br />

mühseliger Kleinarbeit an, die Menschen<br />

mit Behinderung zur Selbstbestimmung zu<br />

befähigen, angefangen bei Joghurt oder<br />

Pudding bis zum Ort des Wohnens. Seit 2001<br />

sind Selbstbestimmung und Teilhabe am<br />

Leben in der Gesellschaft für die Behindertenhilfe<br />

im Sozialgesetzbuch IX verankert.<br />

Was tut nun unser Fachverband Caritas<br />

Behindertenhilfe und Psychiatrie damit? –<br />

Wir haben zunächst ein Positionspapier<br />

erarbeitet, das 2004 von unserer Mitgliederversammlung<br />

verabschiedet wurde und<br />

den Titel trägt: „Selbstbestimmung, Teilhabe<br />

und Leben in der Gemeinde“. Es zeigt<br />

die Richtung auf, in die sich die Anforderung<br />

an unsere Hilfen entwickeln wird und<br />

welche Aufgaben auf Träger und Leitungen<br />

zukommen.<br />

Dies unterstützen wir gezielt mit Projekten<br />

in guter Zusammenarbeit mit dem Referat<br />

Behindertenhilfe im DCV und gefördert von<br />

der AKTION MENSCH: Begonnen haben<br />

wir 2004 mit dem „Einbezug von Ehrenamtlichen<br />

in die Hilfen zur Teilhabe am Leben<br />

in der Gemeinschaft“ in Einrichtungen der<br />

Behindertenhilfe. Die Erfahrungen – nämlich<br />

spannende Personal- und Organisationsentwicklungen<br />

– wer den gerade jetzt in<br />

einer Handreichung unseren Mitgliedern<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

2003 begann die AKTION MENSCH die<br />

Dezentralisierung von Komplex-Einrichtungen<br />

zu fördern. Wir richteten eine<br />

Begleitgruppe ein, die seither jährliche<br />

Tagungen zum fachlichen Austausch<br />

macht. Inzwischen laufen 22 Projekte bei<br />

CBP-Mitgliedern. Auch hier werden intensive<br />

Personal- und Organisationsentwicklungsprozesse<br />

angestoßen.<br />

Deutlich wurde, dass es systematischer<br />

Unterstützung bedarf, damit die Menschen<br />

in den Außenwohnungen und im<br />

Betreuten Wohnen <strong>nicht</strong> nur in der<br />

Gemeinde wohnen, sondern im Gemeinwesen<br />

ankommen. Daraus entstand unser<br />

jüngstes Projekt „Lokale Teilhabekreise“.<br />

Einrichtungen gehen mit einer bestimmten<br />

Methodik vor, um die Teilhabe in Gemeinde<br />

und Kirchengemeinde zu erschließen.<br />

Das sind die Praxisbeispiele auf unserer<br />

Fachverbandsebene, die ich zu unserer<br />

Diskussion beitragen kann.<br />

Als Praxisbeispiel eines Trägers nehme ich<br />

das <strong>Sozialwerk</strong> <strong>St</strong>. <strong>Georg</strong> e. V., wo ich als<br />

Vorstandsmitglied selbst verantwortlich<br />

bin. Herr Professor Dörner hatte schon<br />

Ende der 1980er Jahre uns hartnäckig aufgefordert,<br />

unser Hauptaugenmerk <strong>nicht</strong><br />

darauf zu richten, dass die Menschen in<br />

unseren Heimen ankommen, sondern<br />

darauf, dass sie den Weg wieder hinaus in<br />

die Gemeinde finden und darauf, dass sie<br />

dort Verwandte und Nachbarschaften<br />

brauchen.<br />

Die Ergebnisse waren ermutigend, zumal<br />

wir den Zwischenschritt über stationäres<br />

Einzelwohnen als Heimbetreuung in nor-

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