(nicht) „stiften” - Sozialwerk St. Georg
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18 SOZIALWERK ST. GEORG<br />
EHRENAMT<br />
FREIWILLIGENARBEIT IM „HAUS AUF DER INSEL”<br />
VON INSULANERN UND BRÜCKENBAUERN<br />
Klara Rickert (re.) schenkt Erika K. ihre Zeit – und wird im Gegenzug ebenfalls reichlich beschenkt<br />
Klara Rickert „baut eine Brücke“, damit<br />
das „Haus auf der Insel“ in Schmallenberg<br />
eben keine Insel bleibt – sogar bis ins eigene<br />
Haus: Als eine von derzeit 15 Ehrenamtlichen<br />
der Einrichtung des <strong>Sozialwerk</strong>s<br />
schenkt die 56-jährige Oberkirchenerin<br />
„ihrer“ Klientin Erika K. <strong>nicht</strong> nur regelmäßig<br />
einen Teil ihrer Freizeit, sondern<br />
hat sie sogar schon einmal zu sich nach<br />
Hause eingeladen – ein besonders schönes<br />
Beispiel für die Integration von Menschen<br />
mit Behinderung.<br />
Die Einrichtung der Eingliederungshilfe für<br />
psychisch kranke Menschen mit Mobilitätsstörungen<br />
war in dem 1.000-Seelen-Ort in<br />
den Sechziger Jahren die erste ihrer Art im<br />
Hochsauerland-Kreis; sie wurde im Jahr<br />
2000 saniert. In sechs Wohngruppen leben<br />
48 Klientinnen und Klienten im Durchschnittsalter<br />
von 69 Jahren, weitere 13 von<br />
ihnen in Außenwohngruppen. Fast alle nutzen<br />
Angebote der Internen Beschäftigung,<br />
der Tagesstätte oder der Werkstatt. „Das<br />
Ehrenamt ist dabei die ideale Ergänzung“,<br />
war Ursula Wahle überzeugt. Die 2005 zur<br />
Ehrenamtsbegleiterin geschulte gelernte<br />
Zahnarzthelferin ist im Haus auf der Insel<br />
als Hauswirtschafterin tätig. Als Caritas-<br />
Vorsitzende im Ort nutzte sie ihre vielen<br />
Kontakte in der Pfarrgemeinde und der<br />
Nachbarschaft, um Freiwillige zu werben.<br />
Die 50-jährige Mutter von drei Kindern war<br />
auch in Schule und Kindergarten erfolgreich:<br />
Seitdem gibt es immer mehr begleitete<br />
Bewohneraktivitäten wie Lesestunden,<br />
Theateraufführungen, den 14-tägig probenden<br />
„Insel-Chor“ oder den jährlichen Martinszug<br />
durchs Haus. Zudem gaben das<br />
Jugendblasorchester und eine Kirchen-Band<br />
Konzerte – unter Mitwirkung eines Klienten,<br />
der seine Mundharmonika spontan<br />
herausholte und Liedwünsche der Senioren<br />
erfüllte. „Gerade die Erfahrungen mit den<br />
Kindern sind für die Bewohner besonders<br />
toll, weil sie selbst meist keine haben“, sagt<br />
Einrichtungsleiter Michael Ricken, der ganz<br />
systematisch zusätzlich alle Vereine im Ort<br />
angeschrieben hatte. Der 38-jährige gelernte<br />
Krankenpfleger aus dem benachbarten<br />
Medebach beschreibt die Reaktionen: „Die<br />
Leute waren bei unserer Auftaktveranstaltung<br />
zum Ehrenamt teilweise richtig<br />
erstaunt über den Umfang und die Abläufe<br />
unserer Arbeit“. Ein Ansporn auch im<br />
wahrsten Sinne des Wortes Flagge zu zeigen<br />
mit einer eben solchen des <strong>Sozialwerk</strong>s vor<br />
dem Gebäude. „Auch ein neues Schild habe<br />
ich für eine größere Öffentlichkeitswirkung<br />
bestellt“, sagt der Diplom-Pflegewirt.<br />
Mit schon jetzt großem Erfolg: Drei Männer<br />
und 12 Frauen, davon eine ehemalige<br />
und eine aktuelle Mitarbeiterin im Alter<br />
von 16 bis 78 Jahren, bilden inzwischen das<br />
Freiwilligenteam – vor den Aktionen gab es<br />
insgesamt lediglich drei Ehrenamtliche.<br />
Die Freiwilligen treffen sich mehrmals im<br />
Jahr, um Ausflüge zu unternehmen und<br />
sich auszutauschen, so im vergangenen<br />
Jahr bei der „Ehrenamtstour“ in Westfalen-<br />
Süd (der nächste Termin ist übrigens der<br />
10. April 2008 in Bad Laasphe).<br />
Die meisten Freiwilligen treffen sich alleine<br />
mit „ihren Klienten“, „manche kommen<br />
aber auch zu zweit oder zu dritt und<br />
machen etwas gemeinsam“, schildert<br />
Wahle. Einige kommen alle zwei Wochen<br />
zu Besuch, andere monatlich. Die Klienten<br />
freuen sich auf den Austausch: „Sie warten<br />
darauf und fragen nach – und sind traurig,<br />
wenn der Besuchstermin einmal verschoben<br />
wird“, sagt Ursula Wahle. Schwimmen<br />
gehen, gemeinsam Kaffee trinken, Vorlesen,<br />
Spazieren gehen – eine echte Bereicherung<br />
und Unterstützung sind die Freiwilligen<br />
für das professionelle Team.<br />
Für Erika K. ist Briefe schreiben besonders<br />
wichtig: „Sie möchte einfach vieles aufschreiben<br />
– oft legen wir die Briefe dann einfach in<br />
ihren Schrank“, erzählt Klara Rickert, die das<br />
<strong>Sozialwerk</strong> schon durch Praktika ihrer Töchter<br />
in Oberkirchen und Winkhausen kannte.<br />
Aber <strong>nicht</strong> immer: Einmal haben die beiden<br />
beispielsweise einen Brief an keine Geringere<br />
als die Bundeskanzlerin geschrieben, als<br />
es für die 86-jährige um eine Entschädigungszahlung<br />
wegen Ansprüchen aus der<br />
NS-Zeit ging. Es kam <strong>nicht</strong> nur ein nettes<br />
Antwortschreiben zurück; seitdem hängt