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(nicht) „stiften” - Sozialwerk St. Georg

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4 SOZIALWERK ST. GEORG<br />

DAS PERSÖNLICHE BUDGET<br />

CHANCE UND HERAUSFORDERUNG FÜR<br />

KLIENTEN UND SOZIALWERK<br />

Der Rechtsanspruch auf das Persönliche<br />

Budget ist zum Jahresanfang 2008 eingeführt<br />

worden, und die Begleitung der ersten<br />

Klientenanträge durch das <strong>Sozialwerk</strong><br />

läuft [siehe auch das Interview mit Thorsten<br />

Garske, Anm. d. Red.]. Da lag es nahe,<br />

unternehmensweit Vertreter aus vielen<br />

Bereichen anzusprechen, um zu informieren,<br />

sich auszutauschen und Gespräche<br />

anzuregen. Im Rahmen einer Einführungsveranstaltung<br />

am 28. Februar 2008 in Gelsenkirchen<br />

sorgte die bunte Zusammensetzung<br />

der Teilnehmer aus den Bereichen<br />

kaufmännische Leitung, Bewohnerangelegenheiten,<br />

Finanzbuchhaltung, Controlling,<br />

Werkstätten, Personal und Recht<br />

anfangs für vielfältige Fragen und Wünsche<br />

an die Dresdner Referenten Dr. Jörg<br />

Höwer und Andreas Pötschke: Wie wird<br />

das Persönliche Budget unternehmensweit<br />

umgesetzt? Wie können Einrichtungen<br />

unterstützt werden? Sind EDV-Prozesse<br />

umzustellen? Welche Leistungen können<br />

angeboten werden, welche <strong>nicht</strong>?<br />

Das hergebrachte Modell – auch als Dreieck<br />

versinnbildlicht – zwischen dem Kostenträger,<br />

dem Leistungserbringer und dem<br />

Leistungsberechtigten wird mit dem Konzept<br />

des Persönlichen Budgets aufgelöst.<br />

Im Mittelpunkt des neuen Modells steht der<br />

Klient als Kunde und Käufer. Auf der einen<br />

Seite ist er gefordert bei der Beantragung<br />

seines individuellen Persönlichen Budgets<br />

Informierten sich persönlich<br />

über das Persönliche<br />

Budget: Die Teilnehmenden<br />

der Einführungsveranstaltung<br />

in Gelsenkirchen<br />

beim Kostenträger. Hier können Ansprechpartner<br />

des <strong>Sozialwerk</strong>s auf Wunsch den<br />

Antrag begleiten und mit Fachwissen und<br />

Engagement bei der Gestaltung fundiert<br />

beraten. Gefragt sind also der enge Kontakt<br />

und ein vertrauensvolles Verhältnis zum<br />

(neuen) Klienten. Es eröffnet sich ein weites<br />

Geschäftsfeld und eine Chance, doch<br />

wird auch Konkurrenz auf den Markt streben,<br />

die heute dort noch <strong>nicht</strong> agiert: Familie,<br />

Nachbarn, Ehrenamtliche werden<br />

zukünftig dem Klienten gegen Geld zur<br />

Seite stehen können. Es bleibt abzuwarten,<br />

ob damit eher Leistungsangebote hinzukommen<br />

oder sich bestehende Marktanteile<br />

neu verteilen werden.<br />

Auf der anderen Seite steht dem Klienten<br />

der Leistungserbringer, das <strong>Sozialwerk</strong>,<br />

gegenüber. Grundlage der Leistung und<br />

eigentlich des gesamten Persönlichen Budgets<br />

ist der individuell abzuschließende<br />

Vertrag über die Leistung. Welche Leistungen<br />

wie vereinbart werden, sind rechtlich<br />

relevante Fragen. Die Zufriedenheit des<br />

Klienten mit der Leistung ist oberster Qualitätsmaßstab,<br />

eine neue „Qualitätskontrolle“<br />

hält damit Einzug. Das Konzept des<br />

Persönlichen Budgets sieht ein Prinzip vor,<br />

das das <strong>Sozialwerk</strong> mit dem Ansatz der<br />

Personzentrierten Dienstleistungen schon<br />

lange verfolgt.<br />

Die mit dem Persönlichen Budget beabsichtigte<br />

Selbstbestimmung und Selbst-<br />

ständigkeit des Klienten verlangen vom<br />

Leistungserbringer größere kaufmännische<br />

Überlegungen. Die Konzeption von<br />

Leistungen, die Kalkulation von Angeboten<br />

und schließlich die Frage, auf welcher personellen<br />

Ebene die Leistungen mit dem<br />

Klienten verhandelt und am individuellen<br />

Hilfebedarf bemessen werden, sind spannende<br />

Fragen, die während der Veranstaltung<br />

aufgeworfen wurden. Angebote auf<br />

<strong>St</strong>undenbasis sind im Ambulant Betreuten<br />

Wohnen keine Neuerung, verlangen aber<br />

in anderen Bereichen auch aus wirtschaftlicher<br />

Sicht ein Umdenken. Referent Andreas<br />

Pötschke stellte anhand exemplarischer<br />

Rechnungen dar, dass die Abkehr<br />

von Tagessätzen mit ihrem unter Umständen<br />

großen Angebotsbündel hin zu<br />

zukünftig einzeln abzurechnenden Leistungen<br />

<strong>nicht</strong> immer vorteilhaft für den Klienten<br />

sein muss.<br />

Während der Veranstaltung wurde deutlich,<br />

dass vieles, was als Neuheit in den<br />

sozialrechtlichen Beziehungen gilt, im<br />

Rahmen eines schon bisher gelebten<br />

Dienstleistungsverständnisses keine „Budget-Revolution“<br />

bedeuten muss. Die<br />

gewonnenen Freiheiten bringen neue<br />

Anforderungen an den Klienten, an das<br />

<strong>Sozialwerk</strong> und die gesamte Organisation<br />

der Leistungen mit sich – Chancen und<br />

Herausforderungen eben.<br />

JAN SCHUMANN<br />

EINBLICK - DIALOG!<br />

Der EinBlick will auch in den kommenden<br />

Ausgaben „dran bleiben“ an<br />

diesem aktuellen und wichtigen<br />

Thema. Dabei ist die Redaktion auf<br />

Ihre Unterstützung angewiesen!<br />

Haben Sie bzw. Ihre Klienten bereits<br />

Erfahrungen mit dem Persönlichen<br />

Budget gesammelt? Wie geht die<br />

<strong>St</strong>euerung der Leistungserbringung<br />

in die Hand der Menschen mit Behinderung<br />

über? Welche Veränderungen<br />

bringt das Persönliche Budget für die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit<br />

sich? Schildern Sie uns Ihre Sicht<br />

der Dinge; wir sind gespannt auf Ihre<br />

Beiträge und Reaktionen.<br />

Kontakt: Tel. 02 09 / 70 04-2 05,<br />

s.kuster@sozialwerk-st-georg.de.

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