Aktuelles Wissen nutzen - Ärztekammer Bremen
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BREMER ÄRZTEJOURNAL 09| 11 Morbus parkinson 11<br />
zielle Anti-freezing-Stöcke oder Laserpointer<br />
helfen als optische Hilfsmittel bei<br />
der Ganginitiierung.<br />
<strong>Wissen</strong>schaftlich belegtes<br />
Verfahren in der Logopädie<br />
Die Erkrankung führt bei etwa 90 Prozent<br />
der Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom<br />
in ihrem Verlauf zu einer<br />
Sprech- und Stimmstörung, hervorgerufen<br />
durch parkinsontypische Symptome innerhalb<br />
des Funktionskreises aus Haltung,<br />
Atmung, Stimme, Artikulation und<br />
Mimik. Die fortschreitende Minderung<br />
der Verständlichkeit bringt häufig gravierende<br />
Kommunikationsprobleme sowie<br />
sozialen Rückzug mit sich. Ein etablierter<br />
und in zahlreichen Studien belegter Therapieansatz<br />
ist das Lee-Silverman-Voice-<br />
Treatment (LSVT). Diese Therapieform<br />
steht den bisherigen Behandlungsmethoden<br />
wie Übungen für Gesichtsausdruck,<br />
Mundbeweglichkeit, Atmung, Stimme,<br />
Aussprache und Sprechrhythmus gegenüber<br />
und ist eine über einen Zeitraum<br />
von vier Wochen mehrmals in der Woche<br />
durchzuführende Intensivtherapie, ergänzt<br />
durch Übungen des Patienten zuhause.<br />
Der Fokus liegt hierbei auf einer Erhöhung<br />
der Sprechlautstärke, gekoppelt mit<br />
einem intensiven Selbstwahrnehmungstraining,<br />
in deren Folge Funktionsverbesserungen<br />
der Atem,- Stimm und Artikulationsmuskulatur<br />
zu erreichen sind. In einzelnen<br />
Fällen kann es dennoch notwendig<br />
sein, den Schwerpunkt der Therapie<br />
auf ein spezielles rhythmisches Sprechtraining<br />
zur Kontrolle der Sprechgeschwindigkeit<br />
zu legen. Darüber hinaus macht<br />
die im Krankheitsverlauf bei einer Vielzahl<br />
von Patienten auftretende, von ihnen<br />
selbst oft verkannte, und wegen der<br />
Aspirationsgefahr oder Mangelernährung<br />
zum Teil bedrohliche Schluckstörung eine<br />
frühzeitige logopädische Diagnostik mit<br />
nachfolgenden therapeutischen Maßnahmen<br />
notwendig. Diese umfassen, neben<br />
einem gezielten Funktionstraining der<br />
Schluck organe, kostadaptierende und<br />
kom pensatorische Hilfen bei der Nahrungsaufnahme.<br />
Eine spezielle diesbezügliche<br />
Beratung des Patienten bzw. der<br />
sie versorgenden Angehörigen ist Teil der<br />
Behandlung.<br />
Training in der Gruppe<br />
Besonders in der Frühphase der Erkrankungkung<br />
ist die Symptomatik noch nicht stark<br />
genug genug ausgeprägt, um um eine fortwährenderende<br />
Einzeltherapie Einzeltherapie zu rechtfertigen.<br />
Hier bietet der Rehabilitationssport, kurz<br />
„Rehasport“, eine effektive Lösung. Die<br />
Verordnung Verordnung ist über über das Formblatt 56<br />
möglich. möglich. Ein- Ein- bis zweimal die Woche werden<br />
45 Minuten lang freie Übungen mit<br />
und ohne Kleingeräte absolviert. Durch<br />
Bewegungsspiele und Übungen, beispielsweise<br />
mit kleinen Gewichten, werden<br />
Kraft, Ausdauer und Koordination gefördert.<br />
Das gezielte Training des Gleichgewichts<br />
und die Gangschule nehmen<br />
den Hauptteil einer jeden Übungsstunde<br />
ein. Des Weiteren kommen verschiedene<br />
Untergründe, Stufen und andere Hindernisse,<br />
insbesondere während eines Parcours,<br />
zum Einsatz. Dieser kann mit und<br />
ohne individuelle Hilfsmittel überwunden<br />
werden. Damit auch hier keine Langeweile<br />
aufkommt, bieten kleine Rätsel<br />
oder Denksportaufgaben genug Anregungen<br />
zu Gesprächen und fördern gleichzeitig<br />
die Konzentration und das Gedächtnis.<br />
Verschiedene Erfahrungen der einzelnen<br />
Gruppenteilnehmer fließen in den Stundenaufbau<br />
mit ein. Die soziale Komponente<br />
im Rehasport spielt somit eine wichtige<br />
Rolle und führt zu Spaß an den Übungen<br />
und Motivation, über einen langen Zeitraum<br />
das Training beizubehalten.<br />
Dr. Andreas Peikert,<br />
Facharzt für Neurologie, <strong>Bremen</strong><br />
Elke Rohlfi ng,<br />
Logopädin, Neurologische Klinik,<br />
Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide<br />
Katrin Wendt und Georg Sopart,<br />
Physiotherapeuten, <strong>Bremen</strong>