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Aktuelles Wissen nutzen - Ärztekammer Bremen

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© Marcel A. Hasübert/Fotolia.com Hasübert/Fotolia.com © Lisa F. Young/Fotolia.com<br />

BREMER ÄRZTEJOURNAL 09| 11 Morbus parkinson 11<br />

zielle Anti-freezing-Stöcke oder Laserpointer<br />

helfen als optische Hilfsmittel bei<br />

der Ganginitiierung.<br />

<strong>Wissen</strong>schaftlich belegtes<br />

Verfahren in der Logopädie<br />

Die Erkrankung führt bei etwa 90 Prozent<br />

der Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom<br />

in ihrem Verlauf zu einer<br />

Sprech- und Stimmstörung, hervorgerufen<br />

durch parkinsontypische Symptome innerhalb<br />

des Funktionskreises aus Haltung,<br />

Atmung, Stimme, Artikulation und<br />

Mimik. Die fortschreitende Minderung<br />

der Verständlichkeit bringt häufig gravierende<br />

Kommunikationsprobleme sowie<br />

sozialen Rückzug mit sich. Ein etablierter<br />

und in zahlreichen Studien belegter Therapieansatz<br />

ist das Lee-Silverman-Voice-<br />

Treatment (LSVT). Diese Therapieform<br />

steht den bisherigen Behandlungsmethoden<br />

wie Übungen für Gesichtsausdruck,<br />

Mundbeweglichkeit, Atmung, Stimme,<br />

Aussprache und Sprechrhythmus gegenüber<br />

und ist eine über einen Zeitraum<br />

von vier Wochen mehrmals in der Woche<br />

durchzuführende Intensivtherapie, ergänzt<br />

durch Übungen des Patienten zuhause.<br />

Der Fokus liegt hierbei auf einer Erhöhung<br />

der Sprechlautstärke, gekoppelt mit<br />

einem intensiven Selbstwahrnehmungstraining,<br />

in deren Folge Funktionsverbesserungen<br />

der Atem,- Stimm und Artikulationsmuskulatur<br />

zu erreichen sind. In einzelnen<br />

Fällen kann es dennoch notwendig<br />

sein, den Schwerpunkt der Therapie<br />

auf ein spezielles rhythmisches Sprechtraining<br />

zur Kontrolle der Sprechgeschwindigkeit<br />

zu legen. Darüber hinaus macht<br />

die im Krankheitsverlauf bei einer Vielzahl<br />

von Patienten auftretende, von ihnen<br />

selbst oft verkannte, und wegen der<br />

Aspirationsgefahr oder Mangelernährung<br />

zum Teil bedrohliche Schluckstörung eine<br />

frühzeitige logopädische Diagnostik mit<br />

nachfolgenden therapeutischen Maßnahmen<br />

notwendig. Diese umfassen, neben<br />

einem gezielten Funktionstraining der<br />

Schluck organe, kostadaptierende und<br />

kom pensatorische Hilfen bei der Nahrungsaufnahme.<br />

Eine spezielle diesbezügliche<br />

Beratung des Patienten bzw. der<br />

sie versorgenden Angehörigen ist Teil der<br />

Behandlung.<br />

Training in der Gruppe<br />

Besonders in der Frühphase der Erkrankungkung<br />

ist die Symptomatik noch nicht stark<br />

genug genug ausgeprägt, um um eine fortwährenderende<br />

Einzeltherapie Einzeltherapie zu rechtfertigen.<br />

Hier bietet der Rehabilitationssport, kurz<br />

„Rehasport“, eine effektive Lösung. Die<br />

Verordnung Verordnung ist über über das Formblatt 56<br />

möglich. möglich. Ein- Ein- bis zweimal die Woche werden<br />

45 Minuten lang freie Übungen mit<br />

und ohne Kleingeräte absolviert. Durch<br />

Bewegungsspiele und Übungen, beispielsweise<br />

mit kleinen Gewichten, werden<br />

Kraft, Ausdauer und Koordination gefördert.<br />

Das gezielte Training des Gleichgewichts<br />

und die Gangschule nehmen<br />

den Hauptteil einer jeden Übungsstunde<br />

ein. Des Weiteren kommen verschiedene<br />

Untergründe, Stufen und andere Hindernisse,<br />

insbesondere während eines Parcours,<br />

zum Einsatz. Dieser kann mit und<br />

ohne individuelle Hilfsmittel überwunden<br />

werden. Damit auch hier keine Langeweile<br />

aufkommt, bieten kleine Rätsel<br />

oder Denksportaufgaben genug Anregungen<br />

zu Gesprächen und fördern gleichzeitig<br />

die Konzentration und das Gedächtnis.<br />

Verschiedene Erfahrungen der einzelnen<br />

Gruppenteilnehmer fließen in den Stundenaufbau<br />

mit ein. Die soziale Komponente<br />

im Rehasport spielt somit eine wichtige<br />

Rolle und führt zu Spaß an den Übungen<br />

und Motivation, über einen langen Zeitraum<br />

das Training beizubehalten.<br />

Dr. Andreas Peikert,<br />

Facharzt für Neurologie, <strong>Bremen</strong><br />

Elke Rohlfi ng,<br />

Logopädin, Neurologische Klinik,<br />

Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide<br />

Katrin Wendt und Georg Sopart,<br />

Physiotherapeuten, <strong>Bremen</strong>

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