Aktuelles Wissen nutzen - Ärztekammer Bremen
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BREMER ÄRZTEJOURNAL 09| 11 Morbus parkinson 5<br />
Morbus Parkinson 2<br />
klassifi kation und Diagnostik<br />
Die diagnostische Einordnung eines Parkinson-Syndroms ist eine primär klinische<br />
Aufgabe. Bei Auftreten der motorischen Kardinalsymptome liegt bereits ein fort-<br />
geschrittenes Stadium der Erkrankung vor. Zur Früherkennung sind daher weitere<br />
Symptome von Bedeutung.<br />
Bei Vorliegen der motorischen Kardinalsymptome<br />
(vgl. Tab. 1 und Abb. 1, S. 7)<br />
bestehen kaum Zweifel an der Diagnose<br />
eines Parkinson-Syndroms (PS). Die Akinese<br />
(bzw. Hypo- oder Bradykinese) ist<br />
das Leitsymptom. Die anderen Symptome<br />
treten in unterschiedlicher Gewichtung<br />
hinzu, die posturale Instabilität beim<br />
idiopathischen Parkinsonsyndrom (IPS)<br />
erst im weiteren Verlauf.<br />
Bereits zuvor können nichtmotorische<br />
Frühsymptome auftreten (vgl. Tab. 2) und<br />
sollten Anlass für die Erhebung eines<br />
ausführlichen Neurostatus sein. Eine<br />
REM-Schlaf-Verhaltensstörung äußert sich<br />
in fremdanamnestischen Angaben von<br />
Sprechen oder Schreien sowie ausgeprägten<br />
motorischen Phänomenen im Schlaf<br />
und der Angabe von Alpträumen. Eine Hyposmie<br />
kann bei standardisierter quantitativer<br />
Untersuchung („sniffin’ sticks“)<br />
häufig bei IPS-Patienten, jedoch auch bei<br />
anderen neurodegenerativen Erkrankungen<br />
(etwa M. Alzheimer) festgestellt<br />
werden. Gegenüber anderen Parkinson-<br />
und Tremor-Syndromen kann diese Untersuchung<br />
vor allem in der Frühphase differenzialdiagnostisch<br />
weiterhelfen. Frü he<br />
motorische Zeichen können eine verminderte<br />
Spontan- und Feinmotorik, das verminderte<br />
„Mitgehen“ einer Körperseite,<br />
Kardinalsymptome eines Parkinson-Syndroms (PS)<br />
Akinese plus mindestens 1 der folgenden Symptome:<br />
Muskulärer Rigor<br />
Ruhetremor (4-6, selten bis 9 Hz)<br />
Posturale Instabilität<br />
Tab. 1<br />
Nichtmotorische Frühsymptome des M. Parkinson (IPS)<br />
Hyposmie<br />
REM-Schlaf-Verhaltensstörung<br />
Obstipation<br />
Depressionen<br />
Muskuloskelettale Schmerzen<br />
allgemeine Leistungsminderung<br />
Tab. 2<br />
Anamnestische Hinweise auf symptomatisches PS (SPS)<br />
Einnahme von Dopaminrezeptorenblockern, Valproat, Kalziumantagonisten,<br />
Lithium bei Beginn der Symptome<br />
Rezidivierende cerebrale Ischämien mit stufenweiser Verschlechterung der<br />
Parkinson-Symptomatik<br />
Rezidivierende Schädel-Hirn-Traumata<br />
Z. n. Encephalitis oder Intoxikation (CO, Mangan)<br />
Tab. 3<br />
Mikrographie, ein einseitiger leichter Tremor<br />
oder ein monotoner wirkendes Sprechen<br />
und eine leise, heiser klingende<br />
Stimme sein.<br />
Neurologische<br />
Untersuchung wegweisend<br />
Neurologische Untersuchung und gezielte<br />
Anamnese suchen nach Hinweisen auf<br />
ein symptomatisches (SPS) oder atypisches<br />
(APS) Parkinson-Syndrom (vgl. Tab. 3, Tab. 4,<br />
S. 6). Unterstützende Hinweise für ein IPS<br />
sind dagegen die Einseitigkeit bzw.<br />
Asymmetrie der Symptomatik, der (vor<br />
allem einseitige) Ruhetremor und ein positiver<br />
L-Dopa-Test (vgl. Tab. 5, S. 6). Hierzu<br />
werden dem de novo Patienten 200 mg<br />
L-Dopa plus Dopa-Decarboxylase-Hemmer<br />
eine Stunde nach 30 mg Domperidon<br />
oral gegeben und der klinische Effekt<br />
beurteilt (Vergleich der motorischen<br />
Symptome 30 Minuten vor und eine<br />
Stunde nach der Ein nahme). Der Apomorphin-Test<br />
(50 µg/kg KG s.c.) ist dem hiermit<br />
Erfahrenen vorbehalten. Ein pragmatischer<br />
Ansatz kann im klinischen Alltag