Aktuelles Wissen nutzen - Ärztekammer Bremen
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6Morbus 14 Morbus parkinson<br />
BREMER ÄRZTEJOURNAL 09| 1 1<br />
Morbus Parkinson<br />
notfallsituationen<br />
Die Symptome des Morbus Parkinson verlaufen im Allgemeinen<br />
chronisch progredient. In fortgeschrittenen Stadien erfordern<br />
akute Verschlechterungen rasche differential -diagnostische<br />
Klärung und therapeutisches Eingreifen.<br />
Die häufigste Notfallsituation bei Morbus<br />
Parkinson ist die akinetische Krise. Klinisch<br />
kommt es zu einer Verschlechterung<br />
der motorischen Fähigkeiten innerhalb<br />
einiger Tage. Im Vordergrund steht<br />
eine massive Zunahme der Hypokinese<br />
und des Rigors; Sekundärkomplikationen<br />
wie Exsikkose und Dysphagie komplizieren<br />
das Bild und bewirken ihrerseits eine<br />
weitere Verschlechterung. Ursächlich sind<br />
häufig Unterbrechungen der Medikamentenzufuhr<br />
oder banale Infekte mit z.B.<br />
Störung der Medikamentenresorption. In<br />
der stationären Therapie wird neben einer<br />
intravenösen Flüssigkeitsgabe, einer<br />
konsequenten Infekttherapie und Fiebersenkung<br />
die vorbestehende Medikation<br />
weitergegeben, ggf. auch über eine temporäre<br />
nasogastrale oder duodenale<br />
Sonde. Weitere Optionen sind die Gabe<br />
löslichen L-Dopas, Amantadin i.v. oder<br />
Apomorphin s.c.. Eine nichtmedikamentöse<br />
Therapie ist die tiefe Hirnstimulation.<br />
Die verwendeten Geräte sind einem<br />
Herzschrittmacher ähnlich, haben eine<br />
Batterielaufzeit von meist ca. sieben Jahren<br />
und bedürfen ebenso der regelmäßigen<br />
Kontrolle. Bei Ausfall z.B. durch Kabelbruch<br />
oder Batterieentleerung kann<br />
eine teilweise dramatische Verschlechterung<br />
der Motorik mit dem Vollbild der<br />
akinetischen Krise innerhalb weniger<br />
Stunden auftreten.<br />
Lebensgefährlich und von der akinetischen<br />
Krise auch wegen der möglichen<br />
gemeinsamen Ursache schwer zu trennen<br />
ist das maligne L-Dopa Entzugssyndrom.<br />
Es kann bei plötzlicher Unterbrechung<br />
der L-Dopa Medikation, seltener<br />
auch der von Dopamin-Agonisten entstehen.<br />
Klinisch kann es bei massiven Rigor<br />
und Hypokinese zu Rhabdomyolyse mit<br />
CK Anstieg, Myoglobinurie und sekundärem<br />
Nierenversagen kommen. Ebenfalls<br />
treten vegetative Zeichen mit zen-<br />
traler Störung der Thermoregulation auf,<br />
klinisch mit Fieber, Tachykardie und ausgeprägtem<br />
Schwitzen. Therapie ist die<br />
Fortführung der Medikation, ggf. durch<br />
intensivmedizinische Maßnahmen ergänzt.<br />
Bei massivem CK Anstieg kann die<br />
Gabe von Dantrolen notwendig sein. Im<br />
Verlauf der Parkinson-Erkrankung können<br />
sowohl medikamenten-abhängige als<br />
auch hiervon unabhängige psychotische<br />
Zustände mit Halluzinationen auftreten.<br />
Klinisch stehen szenische Halluzinationen<br />
betont in den Abend- und Nachtstunden<br />
im Vordergrund. Die Bezeichnung L-Dopa<br />
induzierte Psychose ist nicht ganz zutreffend,<br />
alle dopaminergen Medikamente<br />
können dies hervorrufen. Besonders häufig<br />
sind diese unter Dopaminagonisten,<br />
Amantadin und Selegelin. Als Risikofaktoren<br />
sind neben einer langen Krank-<br />
Notfallsituationen bei M. Parkinson<br />
heitsdauer eine zusätzlichen Demenz und<br />
andere akute und chronische Vorerkrankungen<br />
zu nennen. Die Therapie sollte in<br />
der vorsichtigen Reduktion unter Wahrung<br />
einer für die Motorik notwendigen<br />
Restmedikation liegen. L-Dopa kann zum<br />
Erhalt einer notwendigen Beweglichkeit<br />
meist weitergegeben werden. Bei anhaltenden<br />
psychotischen Symptomen sind<br />
Clozapin und Quetiapin unter Beachtung<br />
der Nebenwirkungen möglich.<br />
Dr. Mathias Elsner,<br />
Facharzt für Neurologie,<br />
Klinik für Neuro logie, Klinikum <strong>Bremen</strong>-Ost<br />
Prof. Dr. Andreas Kastrup,<br />
Chefarzt, Kliniken für Neurologie,<br />
Klinikum <strong>Bremen</strong>-Ost,<br />
Klinikum <strong>Bremen</strong>-Mitte<br />
Akinetische Krise Symptome: Progrediente Hypokinese, Exsikkose, Dysphagie<br />
Ursache: Unterbrechung der Medikation oder allgemeiner<br />
Infekt, Hirnschrittmacherdefekt<br />
Therapie: symptomatisch, Amantadin, Apomorphin, L-Dopa<br />
über nasoduodenale Sonde<br />
Malignes L-Dopa-<br />
Entzugssyndrom<br />
Symptome: vegetative Entgleisung mit Tachykardie,<br />
Hyperthermie 1-2 Tagen nach Absetzen<br />
Ursache: Abruptes Absetzen von L-Dopa, seltener auch von<br />
Agonisten<br />
Therapie: symptomatisch, bei massiver CK Erhöhung auch<br />
Dantrolen i.v.<br />
Psychose Symptome: Häufig bei älteren Patienten und bei vorbestehender<br />
Demenz sowie Begleiterkrankungen, oft latent<br />
in den Abend- und Nachtstunden mit zunächst nicht-bedrohlichen<br />
szenischen Inhalten. Bei Komplikationen wie z.B.<br />
Exsikkose dann deutliche Zunahme.<br />
Therapie: Vorsichtige Anpassung der Medikation und ggf.<br />
Einsatz atypischer Neuroleptika<br />
Dron/Fotolia.com<br />
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