Ein Heiliger mit Ketten Ein Heiliger mit Ketten - Rheinkiesel
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Rheinbreitbach<br />
cher »Burgbläser« in besonderer<br />
Weise angenommen haben.<br />
In früheren Zeiten genoß die<br />
kleine Kapelle im Zentrum des<br />
Ortes den Status eines Wallfahrtsortes,<br />
denn von weit her –<br />
aus dem Westerwald, der Eifel<br />
und der nahen Umgebung – pilgerten<br />
alljährlich vornehmlich<br />
Bauern hierher, um nach der<br />
schweren Erntearbeit zu danken<br />
und um Schutz vor Krankheit<br />
und Gebrechen zu beten. Schon<br />
1690 erhielt die Pfarrgemeinde<br />
die Erlaubnis, die Reliquien des<br />
Hl. Leonardus zur öffentlichen<br />
Verehrung auszustellen.<br />
Ältere Breitbacher erinnern sich<br />
noch an die früheren Leonardus-<br />
Feste, die nach dem 2. Weltkrieg<br />
mehr und mehr verkümmerten.<br />
Bis auf die Hauptstraße – so<br />
heißt es in den Berichten – standen<br />
die Pilger am Sonntagmorgen<br />
während des Hochamtes.<br />
Am Nach<strong>mit</strong>tag war dann eine<br />
Andacht <strong>mit</strong> Reliquienverehrung.<br />
Dazu gingen die Gläubigen<br />
an dem Reliquienschrein<br />
6 • rheinkiesel November 2005<br />
vorbei, um die Kostbarkeit zu<br />
küssen.<br />
»Von nah und fern eilen die<br />
Pilger herbei«, heißt es in einem<br />
Bericht aus dem Jahre 1936, »die<br />
Frauen, die Gichtkranken, die<br />
Landleute, um des Heiligen Fürbitte<br />
in schweren Stunden, bei<br />
Gicht, gegen Krankheit der<br />
Haustiere zu erflehen. Und gar<br />
viele bekennen, Sankt Leonard<br />
habe ihnen geholfen.«<br />
Die kleine Kapelle in Rheinbreitbach,<br />
die dem Heiligen geweiht<br />
ist, stellt allerdings einen<br />
Nachfolgebau dar. Der ursprüngliche<br />
Kirchenbau an dieser Stelle<br />
wurde vermutlich 1583 im<br />
Truchsessischen Krieg zerstört –<br />
man vermutete einen Racheakt.<br />
Aber bereits 1655 hatte man soviel<br />
Geld gesammelt, daß <strong>mit</strong><br />
dem Bau einer neuen Kapelle<br />
begonnen werden konnte.<br />
Wenig bekannt ist indessen, daß<br />
die Kapelle neben dem Arm-<br />
Reliquiar des Heiligen Leonardus<br />
weitere Reliquien birgt. Es<br />
handelt sich um Teile der Ge-<br />
beine von Märtyrern. Sie befinden<br />
sich, für den oberflächlichen<br />
Betrachter eher verborgen, in<br />
zwei kunstvoll verzierten Holzschreinen<br />
über den beiden äußeren<br />
Bildern des Flügelaltares.<br />
Zeichen<br />
des Martyriums<br />
Darunter sind auch zwei Schädel<br />
(siehe Foto auf Seite 4), die in<br />
einer kunstvollen Umhüllung<br />
aus rotem Samt eingebettet sind.<br />
<strong>Ein</strong>e sinnvolle Konstruktion bewahrt<br />
sie vor dem Umfallen.<br />
Auf einer gleichfalls <strong>mit</strong> rotem<br />
Samt überzogenen, reich geschmückten<br />
Platte sind weitere<br />
Fragmente von Gebeinen aufbewahrt.<br />
Den beigefügten Texten<br />
ist zu entnehmen, daß es sich<br />
um die sterblichen Überreste<br />
von gläubigen Männern und<br />
Frauen aus dem Gefolge der<br />
Heiligen Ursula, des Heiligen<br />
Gereon sowie des Heiligen Cassius<br />
handelt, der in Bonn den<br />
Märtyrertod starb.<br />
<strong>Ein</strong>e alte Statue des Heiligen<br />
Leonardus, den der Tod am<br />
6. November 559 ereilte, wurde<br />
kurz nach dem 2. Weltkrieg aus<br />
der Breitbacher Kapelle entwendet.<br />
Sie blieb bis heute<br />
unauffindbar.<br />
Wie fest der Glaube an den Heiligen<br />
schon vor Jahrhunderten in<br />
der Bevölkerung verwurzelt war,<br />
zeigt unter anderem eine Inschrift<br />
in der großen Glocke der<br />
St. Leonardus-Kapelle:<br />
»<strong>Heiliger</strong> Leonardus,<br />
der du die <strong>Ketten</strong> lösest,<br />
sei unser Patron<br />
und uns immer gnädig.«<br />
Paulus Hinz<br />
Pferdesegnung<br />
in Rheinbreitbach<br />
Anläßlich des Patronatsfestes<br />
für den Hl. Leonard wird<br />
die Rheinbreitbacher Pfarrgemeinde<br />
St. Maria Magdalena<br />
wiederum die traditionelle<br />
Pferdesegnung vornehmen,<br />
die im Saarland, in Süddeutschland<br />
und in Österreich<br />
weit verbreitet und beliebt<br />
ist.<br />
Samstag, 12. November<br />
2005, 11.00 Uhr<br />
Park an der Oberen Burg in<br />
Rheinbreitbach. Treffpunkt<br />
ist an der Leonarduskapelle<br />
Informationen:<br />
Pfarrbüro Rheinbreitbach,<br />
Tel. 0 22 24 / 27 39