D ie magazin D ie - Israelitische Kultusgemeinde Wien
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JÜDISCHE WELT<br />
JÜDISCHE WELT • INLAND<br />
Es war eine weite Reise. Eine Reise<br />
zurück in d<strong>ie</strong> Vergangenheit.<br />
Meine Frau Anette und ich haben<br />
Eeva-Elisheva Huber-Huber, d<strong>ie</strong> seit<br />
über 25 Jahren jüdische Gemeinden<br />
in Osteuropa betreut, davon 17 Jahre<br />
in Rumän<strong>ie</strong>n, bei einem ihrer Hilfs -<br />
transporte begleitet.<br />
Jede ihrer Rei sen,<br />
s<strong>ie</strong> fährt etwa 5 Mal<br />
pro Jahr, oft mit<br />
ihrem Mann, führt<br />
s<strong>ie</strong> zu mehreren, der<br />
v<strong>ie</strong>len, übers Land<br />
verteil ten Kul tus -<br />
ge mein den. Zu den<br />
einzelnen Mitgl<strong>ie</strong> -<br />
dern, teils hoch be -<br />
tagte Men schen, hat<br />
s<strong>ie</strong> einen sehr persönlichen<br />
Kontakt<br />
aufgebaut, aus<br />
dem langjährige<br />
Freundschaften entstanden<br />
sind. Auch<br />
ist s<strong>ie</strong> be müht, dem<br />
Verfall der noch<br />
vorhandenen Sy -<br />
na gogen entgegen<br />
zu wirken. D<strong>ie</strong> An -<br />
zahl und Pracht der<br />
heute in Ru mä n<strong>ie</strong>n<br />
noch exist<strong>ie</strong>renden<br />
Tempel ist einzig -<br />
artig in Eu ro pa.<br />
Unsere gemeinsame, sehr anstrengende<br />
Reise im Norden des Landes,<br />
auf der wir über 2.300 km zurückgelegt<br />
haben, hat uns durch folgende<br />
Städte geführt, Tirgu Mures, Reghin,<br />
Gheorgheni, P<strong>ie</strong>tra Neamt, Bacau,<br />
Roman, Falticeni, Suceava, Gura Hu -<br />
mo rolui, Vatra Dornai, Bistrita,<br />
Gherla, Cluj und Oradea.<br />
D<strong>ie</strong> Gemeinden bestehen oft nur<br />
mehr aus wenigen Mitgl<strong>ie</strong>dern, 2-3,<br />
20, 50, 70 Personen, sind überaltert<br />
und deren Ende ist leider absehbar.<br />
D<strong>ie</strong> Jungen sind meist weggezogen,<br />
nach Bukarest, Israel, USA, usw. Min -<br />
jan gibt es oft nur am Schabbat, in<br />
manchen Gemeinden auch Mon tag<br />
oder Donnerstag. Häufig wird in kleinen,<br />
behelfsmäßig eingerichteten<br />
Räu men gebetet. Gründe dafür sind<br />
d<strong>ie</strong> desolaten Zustände der einst<br />
prächtigen, großen Tempel, aber auch<br />
Energ<strong>ie</strong>sparmaßnahmen, weil das<br />
Eeva-Elisheva, eine<br />
außergewöhnliche Frau<br />
Geld für Strom und Heizung nicht<br />
aufgebracht werden kann.<br />
Finanz<strong>ie</strong>lle Mittel werden von der<br />
<strong>Kultusgemeinde</strong> in Bukarest für alle<br />
Gemeinden des Landes zentral verwaltet.<br />
D<strong>ie</strong>se Art der übergeordneten<br />
Administration wird von manchen<br />
Ge meinden als gut, von anderen als<br />
einschränkend empfunden.<br />
Gelebtes Judentum<br />
Das Sozialleben wird überall sehr ge -<br />
pflegt. Mit bescheidenen Mitteln und<br />
in kleinem Rahmen werden alle Fei er -<br />
tage in den Gemeindezentren be gan -<br />
gen. Zum Beisp<strong>ie</strong>l wird seitens der<br />
Bukarester Gemeinde darauf geachtet,<br />
dass alle zu Pessach mit Mazzoth und<br />
koscherem Wein versorgt werden. In<br />
einigen Städten gibt es Talmud Tora-<br />
Klassen für Kinder und Erwachsene,<br />
Nachmittagsprogramm für Senioren<br />
von Michael Feyer<br />
oder auch koschere Kantinen, wo Be -<br />
dürf tige oder ältere Menschen mit<br />
war men Mahlzeiten versorgt werden.<br />
Ein Kiddusch wird jedoch meist nur<br />
gegeben, wenn sich ein ausländischer<br />
Spender findet. D<strong>ie</strong> zahlreichen nicht -<br />
jüdischen Partner werden in d<strong>ie</strong> Gemeinden<br />
aufgenommen und nehmen<br />
am Gemeindeleben Anteil.<br />
In v<strong>ie</strong>len Städten befanden sich früher<br />
mehrere Synagogen, heute meist<br />
nur mehr eine. D<strong>ie</strong>se sind hauptsächlich<br />
freistehend, sehr imposant, aber<br />
oft dem Verfall preisgegeben. Im<br />
Inneren und Äußeren lässt sich noch<br />
d<strong>ie</strong> Pracht vergangener Tage erkennen.<br />
D<strong>ie</strong> Bimah ist umgeben von verz<strong>ie</strong>rten,<br />
häufig mit Intars<strong>ie</strong>n gearbeiteten,<br />
Sitzreihen. In v<strong>ie</strong>len Tempeln ist der<br />
Aron HaKodesch mit wunderschönen<br />
Vorhängen verhängt, obwohl längst<br />
keine Thora mehr darin aufbewahrt<br />
28 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768