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Grenzen ambulanter Pflege Doris Schaeffer - WZB

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hat zwei unterschiedlich gelagerte Gründe. Der Zugang zu den Diensten verläuft in der<br />

Regel über Ärzte, z. B. Krankenhaus- oder niedergelassene Ärzte, die sich jedoch nur<br />

bedingt für die Vermittlung von Versorgungs- und Betreuungsmaßnahmen zuständig<br />

fühlen. Folglich übermitteln sie nicht automatisch und nicht systematisch jeden hilfebe­<br />

dürftigen Patienten an die ambulanten <strong>Pflege</strong>dienste. Für viele Patienten bedeutet die­<br />

ses, daß sie selbst aktiv werden und sich die Dienste sozusagen "einklagen" müssen, was<br />

zweifelsohne ein gewisses Expertentum (Kenntnisse über die Existenz des ambulanten<br />

Dienstangebots und seine Inanspruchnahmemodalitäten) voraussetzt, über das die<br />

Mehrheit der Patienten jedoch nicht verfügt - eine Einschätzung, die von den <strong>Pflege</strong>­<br />

kräften geteilt wird:<br />

"Die meisten Patienten kennen uns gar nicht. Sie wissen nicht, daß es die<br />

Dienste und daß es uns gibt" (Sst 6).<br />

Gleichzeitig erfordert die Eigeninitiierung von Fremdhilfe auch Seibstsicherheit gegen­<br />

über den "gate keepern", den Ärzten und Sozialarbeitern:<br />

"Nur wenn der Patient Persönlichkeit genug ist, sich selbst zu helfen, indem<br />

er was von Sozialstationen (und <strong>Pflege</strong>diensten) gehört hat oder sich selber<br />

mit den Sozialdiensten in Verbindung setzt, dann gelangt er auch an unsere<br />

Hilfe. ... Aber: wenn er es überhaupt geschafft hat, einen Sozialarbeiter ans<br />

Bett zu kriegen, dann ist das schon eine Sensation!" (Sst 2; 5/21-6/5).<br />

Denn das bedeutet, daß der Patient die behandelnden Ärzte im Krankenhaus (das eine<br />

der wichtigsten Zuweisungsinstanzen von <strong>ambulanter</strong> <strong>Pflege</strong> darstellt) oder auch die<br />

Stationsschwester davon überzeugen muß, daß er Fremdhijfe für die häusliche Versor­<br />

gung benötigt. Unschwer ist vorstellbar, daß dieses Unterfangen sehr schwierig ist, nicht<br />

nur, weil es ein öffentliches Zugeständnis eigener Hilflosigkeit voraussetzt, sondern weil<br />

es gleichzeitig die Rolle des Arztes bzw. die für die Arzt-Patienten-Interaktion konstitu­<br />

tive Asymmetrie in Frage stellt. Doch nicht so sehr auf diese Schwierigkeiten möchte die<br />

<strong>Pflege</strong>kraft hier abheben. Sie will vielmehr darauf hinweisen, daß die Ärzte ihre Auf­<br />

merksamkeit in erster Linie auf medizinische Belange konzentrieren und darüber häufig<br />

die soziale Situation des Patienten, seine häusliche Versorgung und die Notwendigkeit<br />

waltimg für Wissenschaft und Forschung finanzierten Untersuchung über die "Versorgung und Betreuung<br />

von Patienten mit HIV-Symptomen im Berliner Gesundheitswesen". In beiden Studien<br />

wurden Mitarbeiter <strong>ambulanter</strong> Pl'legedienstc in Form offener leilfadenstrukluricrter Interviews zu<br />

den Möglichkeiten und Modalitäten häuslicher Versorgung befragt.

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